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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.07.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930707012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893070701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893070701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-07
- Tag1893-07-07
- Monat1893-07
- Jahr1893
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Stück de« diesjährigen ReichSgesehblatte« ist bei un« eingegangeu und wird bis zum LI. diese« Monat« aus dem Ralhhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich auShängen. Dasselbe enthält: Nr. 2111. Bekanntmachung, betreffend die Anwendung der der- trogt»,affig sü» die Nummern 9», da, dL, dh, de, e, cla, « (Mais) und k (gemalzte Gerste) de« deutjchen Zoll» tarist bestehenden Zollsätze aus die rumänischen Erzeug» niss«. «cm 29 Juni 1893. Leipzig, den 3. Juli 1893. Der «ath der Stadt Leipzig. vr. Beorgi. Krumbiegel. Die Ergebnisse der Reichslagswahlen im Königreich Sachsen. * Da« „Dresdner Journal" veröffentlicht auf Grund der amtlichen Ermittelungen eine statistische Ueber sicht über die Ergebnisse der letzten ReichStagSwahlen. Dieselbe bietet in mancherlei Hinsicht viel deS Interessanten und Lehrreichen, namentlich für die nationalliberale Partei. Wir lassen hier zunächst die Stimmrnzahlen folgen, wie solche auf d,e Candidalen der verschiedenen Parteien bei den Hauptwablen am 15. Juni und bei den engeren Wahlen am 23. und 24. Juni entfielen (letztere sind kenntlich gemacht durch schräge Ziffern). Dir Ergebnisse sind nachstehende: Billige Stimmen Bon den Partei»Eaudidaten erhielten Stimmen: Wahlkreis berechtigte Confer» Reichs» National» Anti» Frei» Social» absolut Proc. vative Partei liberale semiten sinnige demokraten 1. Zittau 24 747 19 388 78,3 7 655 6 068 5 659 Lagere Wahl - 19624 79,3 — — 6 937 — 10 687 — 2. Löbau 24 399 17 052 69,9 — — 1658 6318 4 598 4 466 Engere Wabl - 17 795 72,9 — — 7 795 10 000 — 8. Bantzen-Kamentz.... 28 783 20 547 71.4 5 685 — ' 10 572 116 3 622 4. Dreroen-Neusladt . . . 40 761 34 586 84,8 8 66? — 11 Ibl 327 14 420 Engere Wahl - 34 740 85,2 — — — 19 550 — 15190 b. DreSden-Altsladt.... 41 976 35 671 85,0 6127 — — 13 805 673 15035 Engere Wahl - 36 046 65,9 — — 19 857 — 16189 6. DtppoldiSwalde .... 38 212 32 341 84,6 4 864 — II 780 — 15 650 Engere Wahl - 33 980 88,9 — — — 17 037 — 16 943 7. Meißen-Großenhain . . 28155 22 546 80,1 6 268 — — 7 692 164 8 410 Engere Wahl - 22 233 79,0 — — — 13 344 — 8 889 8. Pirna . 27 358 20 87« 76,3 1139 —H 7 805 »939 l '»89 Engere Wahl 22157 80,9 — — — 12 429 — 9 728 9. Freiberg 25 552 21 »lg 82,4 — 8 3S1 4 921 37 7 693 Engere Wahl - 20 849 81,6 — 11 932 — — — 8 917 10. Dübeln-Nossen .... 24 855 19840 79,8 9 292 — 1078 — 1646 7 818 Engere Wahl - 19 942 80.2 10 919 — — — — 9 023 11. Oschatz-Wurzen .... 24 176 19 966 82,6 10996 — . 700 — 1099 7 164 12. Leipzig-Tiadt 37 425 30 404 «1.2 — 10 826 7 077 698 11 784 Engere Wahl - 30 464 81,4 — — 16241 — — 14 223 13. Lelpzig-Land 62 730 52 336 83,4 — — 9143 9146 625 33 349 14. Borna-Pegau 25 419 19 233 75,7 10605 — — — 2283 6 341 1b. Mittweida-Frankenberg . 29 995 25 367 84,6 12 532 — — — — 12 817 16. Chemnitz 47 017 88 309 81,5 9 321 — — 4 955 735 23 296 17. Glauchau-Meerane . . . 29 806 23 433 78,6 — — 8184 — — 15 234 18. Zwickau-Crimmitt'chau . . 38 445 30 696 79.8 — 12 654 — — 61 17 971 19. Ttollberg.Lckmeebcrg . . 29 565 23 557 79,7 9048 —- — — 109 14 385 20. Zichopau-Marienbcrg . . 25 604 18 978 74.1 10 291 — — 540 8144 21. Aavaberg-Lchwarzenberg . 25 392 17 896 70,4 — — 5 389 3 063 2 524 6918 Engere Wahl - 19 784 77,9 — — 11024 — — 8 760 22. Relchenbach 31 599 24 553 77,7 11 325 — — — — 13 212 23. Plauen 30 754 23 809 77.4 10 567 — — — 3 961 9 277 Engere Wabl - 24 818 80.7 12 766 — — — — 12 022 Hauptwahlen, Sunlina 1893 742 725 592 435 79.8 126 727 21045 44 633 98 285 30 203 270 654 dgl. >890 701 230 572426 82,0 129 341 3l 066 112 514 4 788 52 776 24 l 187 Mehr oder weniger 1v93 4l 495 20 009 2,2 2614 10021 67 881 93 497 22 573 29 467 mehr mehr wenig. weniger ^ weniger ^ weniger I mehr weniger mehr Die hervorstechendsten Momente in dem Endergebniß sind da« Minus der nationalliberalen und das Plus der antisemitischen Stimmen. Würde man lediglich nach diesem Endergebniß ein Unheil fällen, so würde das dahin lauten muffen, daß in Sachsen die antisemitische Partei in der Hauptsache aus Kosten der nationalliberalen Partei (und allenfalls der Reich-Partei) sich, gebildet habe. DaS ist jedoch, wie ein Vergleich mit den Wahlen de- Jahre- 1890 ergiebt, grundfalsch. WaS den Rückgang der nationalliberalenStimmen anbetrifft, so resultirl derselbe im Wesentlichen aus den Ver hältnissen, welche das von dieser Partei in Sachsen noch ausrecht erhaltene Cartel im Gefolge gehabt hat. Auf Grund dieser Verhältnisse hat die nationalliberale Partei vier Wahlkreise den anderen Parteien des EartelS überlassen und daselbst voa der Ausstellung eigener Candidalen ganz abgesehen. DaS Zahlcnverhältniß ist in diesen Wahlkreise» folgende«: 18« I8M national- conler- Retcv»- «nti- liberal vali« V-rtei icnliie» 15. Mittwelda. . 11821 12 532 — — 16. Chemnitz . . 13 451 9 321 — 4955 18. Zwickau . . 11507 — 12654 — 19. Schneebcrg . 8909 9 048 — — Zusammen 45 688 30901 18 654 4955 Da e« bei der letzten NeickstagSwabl in erster Linie auf «ine möglichst starke Mehrheit für eine ausreichende Stärkung Unserer Wehrkraft ankam, so war die von den sächsischen Nationalliberalen befolgte Tactik eine rühmliche und selbstlose. Um den Preis von 45 000 Stimmen bat die Partei zur Sicherung einer solchen Mehrheit wesentlich beigetragen. Gleichgiltig ist hierbei, daß die Verzichtleistung aus die Aus stellung von Candidalen in Wahlkreisen slattgesunden bat, die, mit AuSnabmr von Miltweida, vorläufig als aussichtslos galten. Bei künftigen Wablen wird eS sich aber voraus sichtlich nicht um Wehrfragen, sondern um Fragen innerpolitischer Art bandeln, bei denen e« sehr wesent lich darauf ankommt, wie stark besonder- die Mittelparlcicn im Reichstage vertreten sind. Auf dem nächsten Parteitage der nationalliberalen Partei wird man deshalb in die aller- ernstlichste Erwägung zu ziehen baden, ob die bei den letzten Wahlen beobachtete Tactik noch ferner aufrecht erhallen bleiben soll. Der „Rückgang" der nationalliberalen Stimmen in Sachsen, über den link- und theilweise auch recklS iroblockl Worden ist, beruht also aus ganz eigenartigen Verhältnissen und reducirt sich, wenn man diese in Betracht zieht, sehr Wesentlich. . Dagegen ist ohne Weiteres zuzugeben, daß der national- liberalen Partei durch die energische Agitation der anti semitischen Partei, die ohne jegliche Rücksichtnahme ans das Cartel betrieben wurde, ein nicht unbedeutender Stimmenverlust erwachsen ist. Derselbe ist zwar nicht so stark, wie derjenige der conservativen Partei, aber iinnierbin beträchtlich genug. Die in Frage kommenden Wahlkreise sind folgende: national- Anti- national« Anti- liberal lcmiten lib ral sonnten 2. Löbau . . . 9018 — I 658 6 318 12. Leipzig-Stadt. 15518 2 571 10826 7 077 13. Leipzig-Laud . 18214 62 9 143 9 146 21. Annaberg . . 8 625 — 5 389 3 063 Zusammen: 5l 375 2 633 27 016 25 604 Daß in diesen 4 Wahlkreisen die nationalliberale Partei ein Verlust von rund 24 000 Stimmen trifft und die sinli- srm iten einen Gewinn von 23 000 Stimmen erzielt baden, ist au« den Ziffern deutlich zu ersebcn. Als sicvcr ist auch anzunchmen, daß der Wahlkreis Löbau durch die anli- semitische Candidatur den Ordnungsparleicn verloren ging. Die Zerwürfnisse brachten -S zu Wege, daß 1893 in der Hauptwabl für den antisemitischen und den nationalliberalen Candidalen zusammen über 1000 Stimmen weniger abge geben wurden, al« I8S0 für den nationalliberalen Candidalen allein, und während l890 der Nationalliberale in der engeren Wahl mit 2000 Stimmen Mehrheit Uber den Fortschrittler siegte, blieb 1893 der Antisemit mit mehr al-2200 Stimmen in der Minderheit. Im Uebrigen muß aber anerkannt werden, daß die energische Agitation der Antisemiten vom glänzendsten Er folge gekrönt war und, bei dem bekannten Standpunkte der sächsischen Antisemiten, von einem Schaden für da« gemein same Hauptziel der Ordnung-Parteien nicht begleitet ge wesen ist. Auf Grund de- ÄahlergebnisieS wird man gut lhun, die Antisemiten in Sachsen als vierte Gruppe inner halb der OkdnungSparteirn zu betrachten. Eine Partei, die rund l 00 000 Stimmen auszuweisen hat, ist nicht zu ignorircn. Daß die konservative Partei durch die antisemitische Agitation besonder- stark in Mitleidenschaft gezogen worden ist, baden wir schon erwähnt. Außer dcmLustuß von niebr al- 30000 Stimmen au« dem nationalliberalen Lager erhielt die konser vative Partei noch einen solchen oon Uber I > 000 Summen seiten- der Reich-Partei (in Pirna und Zschopau). Allein trotz diese- Zuflusses von nabrzu 42 00V Stimmen bat die konser vative Partei immer noch einen Verlust von 2000 Stimmen zu verzeichnen, so daß sich eine wirkliche Einbuße von mehr als 44 OVO Stimmen ergiebt. Diese Stimmen sind fast ganz und gar den Antisemiten zugesallen und zwar in folgenden Wahlkreisen: 1890 1«« Eonsev valive 3. Bautzen . . .12 897 4. DreSden-Neustadt 16 483 5. Dresden»Altstadt 18 541 8. Dippoldiswalde . 14 778 7. Meißen . . . 13 062 Unti- ieniilr» Sonler- «atloc 5 685 8 867 6127 4 864 6 268 »ml- fcmilen 10572 II 151 13 805 11780 7 692 Zusammen: 73 761 — 316II 55 000 Es haben aber, wie aus vorstehender Zusammenstellung ersichtlich ist, die Antisemiten den Conservativen nicht nur über 42 OVO Stimmen abgewonnen, sondern durch ihre energische Agitation auch noch 13 000 neue Wähler zur Urne gebracht! Der Erfolg bestand in der Eroberung von fünf Mandaten. Die Reichspartei hat ebenfalls ein Mandat an die Antisemiten verloren (Pirna), ein andere« den Conservativen überlassen (Zschopau). Im klebrigen gilt in Betreff der von der Reich-Partei künftig zu beachtenden Taktik genau da«, WaS wir bereit- über diesen Punkt hinsichtlich der national- liberalen Partei gesagt haben. Es läßt sich zusammenfassen in die Worte: Getrenntes Marschiren bei den Hauptwahlen, vereinte« Schlagen bei allen Stich wahlen. Daß die konservative Partes lediglich diese Parole im letzten Wahlkampfe befolgt bat, zeigen die Vor gänge im Wablkreise Leipzig-Land. Warum sollen sich die anderen Gruppen de- Cartel- durch zu weit gehende Rück sichtnahme selbst schaden? Wir haben unS endlich noch mit den Deutschfreisinnigen (Freis. Volkspartei) und den Socialdemokraten zu beschäftigen. Daß dicDcutschfreisinnigen in Sachsen, wie auch ander wärts, nur den Socialdcmokraten Vorarbeiten, läßt sich Sü den Wahlergebnissen direct beweisen. So erhielt z. B. an Stimmen: 1880 18.-» Deutsch- Social- freist»» dcniolr.ite» freist»» »emokratea »922 3 939 7 989 1099 ' 7164 540 8144 8. Pirna . II. Wurzen 20. Zschopau 21. AnnaberA^ 7 169 6414 2 300 5 449 2 593 6 l81 3 486 2524 SVI8 Zusammen: 21 332 IS 185 8102 3VLI5 Wie die Endziffern zeigen, betrug in vorbenannlen vier Wahlkreisen der freisinnige Verlust über 13 200 Stimmen und der socialdcmokratische Gewinn gerade 14 000 Stimmen, deckt sich also fast ganz genau. UebrigenS war e« nur ein Mehr von wenigen Stimmen, welches die freisinnigen Can- didatcn in Zittau und in Löbau in die ihnen zum Siege verhelfende Stichwahl brachte. Bei späteren Wahlen dürsten die Socialdemokralen in die Stichwahl gelangen und dann beite Wahlkreise wahrscheinlich den Ortnuugsparteien Zu fällen. Einen Zuwachs an Stimmen haben die Freisinnigen lediglich erhalten in Borna (-ff 619) und in Reichenbach l-ff 457). Im erstgenannten Wahlkreise wird die konservative Partei, die seit 1887 um mehr als 3400 Stimmen zurück- gegangcn ist, künftig alle Kräfte aufzubieten baden, um den Kreis gegenüber dem socialdcmokratischcn Anstürme zu be haupten. Die Socialdemokraten verdanken in der Hauptsache ihren Zuwachs, wie bereit- gesagt, den Ubcrgetretenen früheren deutschsreisinnigen Stimmen. Auch die stärkere Dermcbrung deS ArbeiterstandeS trägt einen stetigen Anlheil am Zuwachs. Zu crwäbnen ist jedoch, daß die socialdemokratischen Stimmen in vier Wahlkreisen sich verringerten, nämlich in Bautzen (— 246), Frciberg (— 370), Leipzig-Sladl (— 1137) und in Chemnitz (— 1345). Es sind das Zeichen dafür, daß die Partei vielfach auf der Höbe ihrer AuSdehnungSkraft an gelangt ist. Gewisse BcvölkcrnngSkrcise werben eben selbst vcn verlockendsten Aussichten, die ihnen bezüglich des „Zu- kunftSslaalS" von den svcalistiscben Rednern eröffnet werben, niemals zuin Opfer fallen. DaS ist die natürliche Grenze der Locialormolratie, über die sie nicht hinaus kann. Tbeilt man nun die Wählerschaft in zwri große Gruppen, so ergiebt sich, daß bei den letzten Wahlen Conservative, ReiwSparteiler, Nationalliberale und Anli sem i tcn zusammen einen Zuwachs von 12 98l Stimmen, Deutschsreisinnige und Socialdemokraten aber einen solchen von 6894 Stimmen zu verzeichnen haben. Nach dieser Richtung hi», d. h. in Bezug aus die Hauptgruppirung der Parteien, ist daher da- l893er Ergebnis der sächsischen Wahlen für die Ordnungsparteien durchaus kein ungünstiges, wie cS denn auch der Socialbemokratie thatsächlich nicht gelungen ist, einen neuen Wahlkreis für sich zu gewinnen. AuS den Wahlergebnissen aber, wie sich dieselben inner halb der Gruppen de« Carlels gestaltet haben, wird die nationalliberale Partei am meisten für ihr zukünftiges Verhalten zu lernen haben. Deutsches Reich. 1t Berlin, 6. Juli. Von zuständiger bebörderlicher Seite wird constatirt, daß trotz unausgesetzter Bemühung e« noch immer nicht gelingen will, die nievere Bevölkerung mancher LanbeStheile, naiucuilich die polnisch redende, zur ernstlichen, gewisseiihaslrn Erfüllung ber geseylichenSchutpslicht zu gewöhnen Daßinsolge dessen der Bildungsgrad jenerBevölke ruiig-kreise dinier dem allgemeinen DurckschnittSniveau zurück bleiben muß, kann nicht Wunder nehmen. Nicht blo« werten die böswilligen Schulvcrsäumnisse von manchen Eltern begünstigt, man sucht auch den gesetzlichen Termin zur Anmeltung schul pflichtiger Kinder zu umgehen, und so kommen Fälle von Entziehung der Schulpflicht trotz aller Controle immer noch vor. Leiter ist ber AuSweg, durch Anwendung von Straf Mitteln der Gedankenlosigkeit, die in der Zurückhaltung schulpflichtiger Kinter vom Schulbesuch liegt, entgegcnzuwirken, nur in sebr beschränktem Maße gegeben, da die Verjährungs frist für Schulversäumnißstrasen sehr kurz bemessen ist. Nach den bcslcbcntcii gesetzlichen Bestimmungen ist die Verhängung solcher Strafen nur für solche Contraventionen zulässig, die wäbrend deS letzten PierteljabreS voraekommcn sind. * Berlin, 6. Juli. Die „Blätter für sociale Praxis" (hrrauSgegebcn von vr. N. Brückner, Verlag von Joseph Baer öc Co. in Fcanksurl a. M.) sind in der Lage, nach amt lichen Quellen eine Statistik der deutschen Gcwerbe- gerichte zu veröffentlichen. Danach besteben gegenwärtig aus Gruob re« neuen GewerbegrrichlS-Gesetze« vom 29 Juni 1890 in den sechs größten deutschen Staaten 17S Gewerbe- erichte, nämlich l.33 in Preußen, 13 in Bayern, 13 in wachsen, 9 in Württemberg, 7 in Baden und 4 in Hessen; die Reichslande besitzen noch kein einzige« Gcwerbe- zericht, trotz ihrer hochmdustriellen Entwickelung. Auffällig ist ferner, daß Sachsen nur ebensoviel Gewerbegerichtr hat wie Bayern, obgleich eS doch weit stärker mit Industrie durchsetzt ist. So kommt z. B. die Mehrzahl der preußischen Gewerbegerichtr auf den gewcrbereichen Westen. Di« ost elbischen Provinzen de- Königreich« haben, wenn man die Regierungsbezirke Potsdam und Schleswig au-schlietzt^ nur 52 Gewerbegerichtr, die westelbischen dagegen «mschtteßlich Potsdam und Schleswig den Rest von 8l. Bon den Regie rungsbezirken fallen durch die große Zahl der in ihnen er richteten Gewerbegerichtr auf: Potsdam und Posen mit 7, Pegnitz mit 8, BrrSlau mit 9, Düsseldorf mit 11 und Arns berg mit 13 Gewerbegerichten, von denen allerdings S abgr- zweigte Spruchkammern des KreiSgewerbrgericht«« Altena find. ES wäre zu wünschen, daß diese interrffante Statistik «och durch diejenige der kleineren deutschen Staaten vervoll- tändigt würde. Berlin, 6. Juli. (Privattelegramm.) DaS Centrum besteht darauf, daß sein Antrag wegen Anfhet»»» de« JesuitengcsetzeS vor der zweiten Lesung der Militair» Vorlage, jedenfalls am nächsten Mittwoch, zur Verhandlung kommt. — Die Nationalliberalen haben eine Jnler- ellation darüber eingebracht, ob eS beabsichtigt sei, die Manöver in Gegenden, wo Futternoth herrscht, mög lichst zu beschränken; von derselben Seite wird ein Antrag wegen Reform der Militairgericht-barkeit vor bereitet. ^ Berlin, 6. Juli. (Telegramm.) Betreffs der Militairvorlage, deren erste Lesung auf der Tages ordnung der morgenden Sitzung steht, fanden heut« Be sprechungen zwischen den Führern der für die Vorlage em- tretenden Parteien und mit dem Reichskanzler statt. Die letzteren Unterredungen bezogen sich besonder« aus die Fest legung der zweijährigen Dienstzeit und dir von der Regierung abzugebendeu Erklärungen über die DeckuHtzB- frage. Obgleich in dieser Beziehung »och nicht alle Meinungsverschiedenheiten veseitigt sind und die Grupp« der Antisemiten in der Hauptfrage noch uneinig ist, dßrfte die Annahme der Militairvorlage erfolgen. Die Session wird voraussichtlich schon nächste Woche geschloffen werden. Die CentrumSfraction wird erst beute Abend über die Militairvorlage bcrathen. Gestern Abend wurde die Frage, ob die Freunde der Militairvorlage, Prinz Arenberg und Decan Lender, noch länger der Fraktion angebören können, erledigt. Wie verlautet, wurde beschlossen, daß Beide in der Fraction verbleiben sollen. Aller dings wurde dem FractionSvorstande das letzte Wort in der Angelegenheit überlassen, dessen Beschluß indessen in dem oben angcdculelen Sinne auosallcn dürste. Der extremste Flügel der Fraction hat überhaupt keinen bestimmten Antrag gestellt. Brrltn, 6. Juli. (Telegramm.) Die freisinnige Volkspartei und die süddeutsche VolkSpartri haben den Gedanken an ein fernere-Zusammengehen aufgegeben. Es wurde indessen der Beschluß gefaßt, in der Militair vorlage gemeinsam zu operiren. — Die conservative Fraction hat gestern ihren Vorstand gewählt. Der Ab geordnete v. Manteuffel wurde als Vorsitzender wieder gewählt. Neu eingetreten sind in den Vorstand v. Holleufer und v. Nor mann. « Berlin, 6. Juli. (Telegramm.) Die „Post" schreibt: In einzelnen Leitungen wird die Nachricht verbreitet, daß die königliche Gesandtschaft in Karlsruhe um ILOVV^t! bestohlen worden sei. Wie wir erfahren, handelt eS sich jedoch hierbei nur um 1600 die dem Gesandten persönlich gestohlen worden sinv. Der Dieb hat die GesandtschaftSrLume gar nicht betreten. Eine der That verdächtige Person wird verfolgt. — Die freisinnige Vereinigung will, der „Weser- Ztg." zufolge, in Betreff der Regelung der Dienstzeit dem srüberen Anträge Bennigsen'- zustimmen, wonach vir zwei- lätrrige Dienstzeit fortdauern soll, so lauge die neue Präsenz stärke nicht herabgesetzt wird. * Lübeck, 6. Juli. Der Staatsvertrag zwischen Preußen und Lübeck, betreffend den Elbe-Trave-Caual, ist am 4. diese« Monat« vollzogen worden. Eine entsprechende Vor lage wird dem Landtage in der nächsten Session zugehen. * Hamburg, 5. Juli. Der heute von hier abaehende Dampfer „Alme Wörmann" vrsördert, wie die „F. Z." be richtet, eine größere Anzahl Landwirtbfamilien nach Windhoek (Deulsch-Westasrika), behufs Ansiedelung da selbst. BiSder sind dort etwa 30 deutsche Familien, die gut prosperiren, ansässig, nachdem verschiedene entlassene Mit glieder der ersten deutschen Schutztruppe sich daselbst dauernd nievergelassen haben. « * Aus Mecklenburg. 5. Juli. E« sind jetzt 25 Jahre verflossen, seiivrm dir Regierung von Mecklenburg-Schwerin sich entschloß, rund 4000 Baurrnstellrn der Domanialgllter in sreie Erbpacht zu geben. Eine ofsicielle, vom „Soeial- volnische» Eentralblatt" verwertbete Statistik lbeilt nun NäbereS über da« Schicksal der 4000 Erbpächter in dem ver flossenen Vierlrljahrdundert mit. Danach sind von den circa 4000 Erbpächter», welche selbst oder deren Väter schon ihre Husen al» Zeilpächlcr zu Baurrnrrcht besaßen unv dieselden daraus als Erbstand erwarben, seit dem Uebertritt zur ver- erbpachtunz in diesen 25 Jabren im Ganzen ca. 800 Erb pächter durch Verkauf aus dem GehöftSvesitze geschieden. Meisten« wurden die Husen an Schwiegersöhne, Griten- verwandte oder Leute bäuerlicher Abstammung verkauft. In vie Hände von Ausländern gingen in dieser Zeit ungefähr 50 Stellen über. Von den 600 Verkäufen erfolgten un freiwillig im Wege der Zwangsvollstreckung nur 32, und bei manchen von diesen Fällen waren frühere Verschuldung und schlechte Wirtbschaft die Ursachen, so daß der CoacurS auch obne ttebergang aus Erbpacht unvermeidlich aemesea Ware. Den besten Beweis, daß die Bauern durch die Ärrrrdpachtung nicht ruinirt, sondern durch die damit verbundene freiere Bcwirthschaftung ihrer Hufen bester gestellt sind, findet mau in der prompten Zahlung an den Domanial-Eapitalfoub*
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