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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.07.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930707020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893070702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893070702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-07
- Tag1893-07-07
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Gptra-Beilagen (gefalzt), nnr mit de« Morgen-Ausgabe. ohne Postbej»rder»»g 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Bormittag» 10 Uhr. Margen-A»«gäbe. Nachmittag» »Uhr. Soun, und Festtag» früh Uhr. Bei den Filialen und Annodmestellen je ein« halb« Stunde früher. Anzeigen sind stet» an di« Expeditta« z» richte». Druck und Verlag von E. Potz t» Leipzig ^«343. Freitag den 7. Juli 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanulmachuug. Mt Rücksicht auf eine in letzter Zeit vorqekommene. nachträglich erst zu unserer Kenntniß gelangte Verfüllung eine« Privat» drnnnen» mit ungeeignetem Material, al» Aiche, Schutt und Un. rath aller Art, sehen wir un- veranlaßt, hierdurch Folgende- vor» zuschreiben: 1) Da« Verfüllen von Vruiiiie» darf in Zukunft nur mit gewachsenem Boden erfolgen 2) Bon der Absicht, die Verfüllung eines Brunnen- vorzunehmen, hat der betreffende Grundstücksbesitzer oder dessen Stellver» tretrr mindesten- 2 Tage vor Beginn der betrefsenden Arbeit Anzeige bei un- zu erstatte». Di« Nichldesolgung dieser Bestimmungen wird mit Geldstrafe bis za 60 oder Hast bis zu 14 Tagen geahndet werden. Außerdem bleibt Vorbehalten, von dem Besitzer oder Verwalter de- Grundstücks di« Mederbeseitigung des unzuläfsigen Füllung«, material- zu fordern, oder auch letzieres auf Kosten de- BruudstückS» besitzer« beseitigen zu lassen. Leipzig, den 30. Juni 1893 Der Rath der Ltadt Leipzig. VIII. 8748. llr. Georgi. Dietrich. Gesucht wird der am 4. Mai 1867 in Neuschöneseld geborene Kaufmann Franz Anton Röhler» welchrr zur Fürsorge für seine Kinder an» zuhaltea ist. Leipzig, den ö. Juli 1893 Der Rath der Dtadt Leipzig. Armenamt. Avth. IV». A. R. IV». 3354. Hentschel. Hr. Politische Tagesschim. ' Leipzig. ?. Juli Dir beute im neuen Reick-tage beginnende erste Lesung der Mtlttairvortage wird voraussichtlich noch nicht übersehen lassen, wie sich bei der Schlnßabftimmung da- Berbältniß der bejahenden und der verneinenden Stimmen gestaltet. Ver lautet doch, daß nicht nur einige Mitglieder de- Centrum« ihre Haltung von den Erklärungen abhängig machen werden, welche die Regierung-vertreter über einige Puncte abgeben, sondern daß auch die „deutsche Reformpartei" tBöckel) erst genauere Mittbeilungen über die von den verbündeten Regierungen geplante Losung der Deckung-frage abwarten will, bevor sie sich definitiv über ihre Stellungnahme zu der Vorlage entscheidet. sAußrrdem wird allein Anscheine nach die Frage der gesetzliche» Sichern»g der zweijährigen Dienstzeit noch einige Schwierigkeiten machen, bezw. für manche Mitglieder bestimmend für ihre Stellung zu der ganzen Vorlage sein. Die neue Vorlage hat sich auch in diesem Puncl eng an den Antrag v. Huene gehalten, insofern als sie im Gesetz die zweijährige Dienstpflicht bi- zum 3l. März 1899. dem Ablauf der Bewilligung«- frist für die Präsenzstärke, sestlegt. Darin liegt ein wesentlicher Fortschritt gegen die frühere Rezierlings- vorlage, welche in dieser Hinsicht nur den Satz enthielt: „Dieser Durchschnittsstärke liegt die Voraussetzung zu Grunde, daß die Mannschaslea der Fußtruppcn im Allgemeinen zu einem zweijäbrigen activen Dienst bei der Fahne herangrzogen werden." Ta- hätte schließlich zu Har nicht» verpflichtet, während die jetzige Fassung die Abkürzung der Dienstzeit wenigsten- bis zum Ablauf de- QuinquennalS sestlegt und altdann den Reichstag iu die Lage fetzt, a» eine weitere Bewilligung der Präsenzstärke die Bedingung Feuilleton. Ueber Klippen. Sj Roman von liarolinr Deutsch. sleidvriick Verdi»«,. »Fortsetzung) Die erst« Zeit amüsirte mich da- höchlich, dann .... nun dann wurde es mir langweilig, vielleicht auch rin Bischen unheimlich, ick drückte mich und reiste urplötzlich nach Hause" „Und wenn er Dir auch hierher nachkommt, Kind, wa» dann? Da- wäre nickt der erst« Fall gewesen . . . ." „So lassen wir ihn auch hier lausen, Papa!" meinte sie glrichmüthig. „Er bat Dir also trotz seines Titel- und seiner Verliebt heit nickt gefallen ?" „Mit solchen Männern spielt man, aber man keirathet sie nicht", sagte sie geringschätzig. „Uebrrhaupt denk' ick noch gar nicht an- Wiederheiratben, obwobl ick in dieser kurzen Zeit so viel Anträge bekommen habe, daß ick getrost mein Boudoir damit tapezieren könnte. Ich habe schon einmal die« hohe Glück gekostet und geize nicht für» Erste danack ..." .Hast recht. Liebling, bleib' nur bei mir! Wir zwei ver stehen uns doch am besten", sagte der Vater zärtlich. „War Frau von Verena während der ganzen Zeit mit Dir zusammen?" fragte er dann. „Sie hätte mich nach hier begleitet, wenn ikr Mann nicht so sehr auf ihre Heimkehr gedrungen und sie zum Schluß kategorisch befohlen hätte Du weißt, wir können ohne die Bo-yeitrn und Malicen, die wir uns gegenseitig sagen, nicht lange leben." Die junge Frau wurde unterbrochen, ein bescheidene» Klopsen ertönte, und die Eastellanin erschien mit Kaffee, Kuchen und »och andern Erfrischungen. E- war die« ibr Amt nicht, aber sie batte e» sich nickt nehmen lassen, um die gnädige Frau früher begrüßen zu können. Aber der Empsang war kein besonder- gnädiger. „Na. Frau Stanzel, flinker sind Tie wäbrend meiner Ab wesenbeil auck nicht geworden! ES hat etwas lange gedauert, bi« Sic den Kaffee gekrackt haben", sagte die Baronin, aus diese Weise den üblicken Handkuß und die vielen Knire der runden, behäbigen Frau erwidernd. Dir Eastellanin entschuldigte sick. Sie war auf dem Felde de- Fortdauerns der zweijährigen Dienstpflicht zu knüpfen. Etwa- weiter in dieser Hinsicht ging aber der Antrag v. Bennigsen, der die zweijährige Dienstzeit so lange in Kraft seyen wollte, als die FriedenSpräse»; nicht unter die vorgeschlagene Zahl herabgesetzt wird. Damit wäre der Mili- lairverwallung insofern Rechnung getragen worden, als sie nickt dei etwaiger tpälerer Bewilligung einer geringeren Präsenz stärke an die Fortdauer der zweijährigen Dienstzeit gebunden wäre und auf diese Weise der Ersatz für das letztere Zugeständ nis wegsiele. Andererseits wäre aber auch die zweijährige Dienst zeit über das Jabr l899 hinaus gesichert, sofern die Präsenz- Itärke nicht bei Ablauf der jetzigen Bewillizungsfrist eine Ab- minberung erfahre» sollte, was nickt anzunehme» ist. Es wird sich nun fragen, wie sich die Regierung und auch einzelne Parteien des Reichstags zu dieser Formulirung für die Sicherung der zweijährigen Dienstpflicht, falls sie wieder de antragt wirb, stellen werden. Bei Nachgiebigteil in diesem, sachlich wobl nicht allzuwichtigen Puncte würden für eine Majorität für die Vorlage ohne Zweifel noch manche Stimmen zu gewinnen sein. In Bayern reihte sich unmittelbar an die Aufregung, welche durch die RcichStagSwahlen hervorgerufe» wurde, die Wühlarbeit für die Lanvtaliswahlen. Vorgestern Kat sich der erste Tbeil der Schlackt, dir Wahl der Wahl männer, durch die Urwähler abgespielt. Bei der Weitläufigkeit, mit der diese Wahlen vorgenommen werke», sind selbstverständlich erst wenige Ergebnisse bekannt Unter diesen befinden sich jedoch zwei von charakteristischer, für den Zusammen halt der bürgerlichen Parteien sehr beschämender Natur. Den Socialdemok raten isteS gelungen, in Nürnberg und München II den Sieg zu erringen. Sie gewinnen hierdurch in Nürnberg vier Sitze, welche die Liberalen seither inne hatten, in München II einen, der im Besitz der Eentrum-partei war, und ziehen somit zum ersten Mal in der Stärke von 5 Mann, wenn nicht noch weitere Siege dazu kommen, in den baperischen Landtag ein. Diesen Er folg verdanken sie in erster Linie der Lässigkeit der bürger liche» Parteien, die besonders in Nürnberg nicht ihre ganze Kraft anspannten, um den drohenden Schlag abzuwcnden. Ob Dahlmüdigkeit an dem schlechten Ergebniß mit Schuld ist, ob es noch Nachwirkung der Niederlage bei den ReickS- tagSwahlen war, wo eS bekanntlich nicht gelungen ist, den Sieg der Socialdemokratie zu verhindern, mag dahin gestellt sein. Ein Theil der Schuld ist ja wohl auck jener Parte: zuzuschreiben, die als stolze Vertreterin des Bürger- thumS eS für eine „Ehrensache" erklärte, sofort für den Socialdemokraten einzutrcten. Alle diese Betrachtungen ändern aber leider nichts an der beschämeizpen Thatsache der Niederlage der bürgerlichen Parteien gegenüber den ziel bewußten „Genossen". Mögen andere deutsche Länder und Städte aus der Hut sein, damit ihnen nickt in Bälde Aclin- lickeS widerfahre; mögen sich die bürgerlichen Parteien eine Mahnung aus dieser Lehre ziehen und künftig einig zu- sammenstehen, wenn eS gilt, den gemeinsamen Feind abzu- wehren! Angesichts der heute im deutschen Reichstag zur abermaligen Berathung stehenden Militairvorläge ist für uns Deutsch« ein in der sranzösiichen Militairzeitung „kro- «rös militaire'' dieser Tage — also für unS gerade zur rechten Zeit! — erschienener, jedenfalls auf Zuverlässigkeit der Angaben Anspruch machender Bericht über die Recru- tirung in Frankreich während dcS Jahres 1892 ganz be sonder- lehrreich. Nach diesem Bericht, der sicher nickt den Deutschen zu liebe, so wie er ist, abgefaht ward, waren im vorigen Jahre losuttgtpflichtig 277 425 Mann, oder rnnd 22 000 Mann weniger als im Jahre 189k. Es wurden für bei den Arbeitern gewesen, und man hatte sie erst von dort geholt. „Und wa« zieht'- sonst Neue- hier?" fragte die schöne Frau, sich aus den Schaukelstuhl niederlassend und die gefüllte Tafle »u Empfang nehmend, die ihr der Vater mit einem zärtlichen Lächeln überreichte. „Alle-, wie es war, gnädig« Frau! Viel Verdruß und Plackereien mit Dienstboten und Arbeitern; der gnädige Herr weiß eS, ich bin froh, daß die gnädige Frau wieder zu Hause ist." Wilma lachte ihr in- Gesicht. „Reden Sie doch nicht so ergeben, Frau Stanzel, ich glaub' c« Ihnen ja dock nicht!" sagte sie rücksichtslos und biß mit ihren kleinen, weißen Zälmchen dabei ganz rnbig in da braun«, knu-perige Gebäck „Sie haben ein reckt gehöriges Kreuz hinter mir her gemacht. Sie, wie alle Anderen, kenn besonder- Gnädige- Hab ich sehr wenig an mir. Es ist auch viel schöner, allein zu wirtbschaften, wo Einem Keiner auf dir Finger sieht, und daß Sie sich nicht- baden entgehen lassen, da- siebt man Ihnen an, Frau Stanzel." Da« runde, blübende Gesicht der Eastellanin wurde bleich, aber sie wagte keine Entgegnung, in tiefster Unterwürfigkeit stand sic da. „Geben Sie zu, daß ich in einer halben Stunde ein warme- Bad bereit habe!" gebot die Baronin. „Und sagen Sie meinem Mädchen, daß e- alle- Notlüge dazu vorbereiten und mir meine Straßenloikette zurcchtlegen soll, ich will noch beute au-geben." Al« sich Frau Stanzel wieder mit vielen Knipen entfernt kalte, fragte Wilma mit einem unmutbigen Ausdruck: „Sie ist nock immer da« feige, heuchlerische Weib, ick kann sie nicht au-siebe», Papa, sie muß endlich an- dem Hause!" ,Kind, eine Person, die Dir widerspricht, können wir noch weniger gebrauchen; die hielte sich keine drei Tage", meinte Schmertiz« lachend Er goß sick ebenfalls eine Tasse Kaffee ein, setzte sick neben sie und fuhr zärtlich fort: „klebrigen- kannst Du thun, wa« Du willst, Du weißt, daß ich Dir niemals rntgegentrete. Doch jetzt wollen wir über ernstere Dinge reden. Sage mir, Liebling, warum bist Du nickt um gebend nach Hause gekommen, als ich Dir schrieb? Warum hast Du meine dringenden Bitten unberücksichtigt gelassen?" „Aber Papa, Du hast c- ja gehört, ich amüsirte mich ge rade damals! Und zu diesem Zwecke bin ich ja auch nur gereist!" ... nirinte die schöne Frau mit einem fast naiven Erstaunen. ES war ja nur natürlich, daß die Wünsche, sogar diensttauglich erklärt: 25l54l Mann, von denen au-gehoben wurden zum Landhcer und zu den Marinetrnppeii ^obne Matrosen) 181 372 Mann Hierzu kamen noch 20 000 Mann, welche zum Hilfsdienst im Kriege bestimmt sind und also die Feldtruppen in der Gestellung von Eisenbahn- unk Telezrapbenmannschaste», an Burschen, Krankenträgern u. s. w. entlasten; endlich trete» noch zum Eoulingent 3l 795 Freiwillige, so daß die Gesammtsumme der wirklich zum Heere Eingestellten 213 107 Mann beträgt, die Summe der verwendbaren Tauglichen aber 233 000 Mann, so daß also die Angabe» der eeutsckcn Regierung nun von französischer Seite bestätigt worden sind. J>n Jahre 1892 wurden in Deutschland auSgehoben U>9 830Mann , es traten freiwillig ein >4 000. Die Gesalnniteinstetluiia beträgt daher 184 490 Mann, oder, wenn inan den französischen Hilfsdienst in Gegenrechnung mit unseren libungSpflichtige» Ersatz reservisten nicht in Rechnung bringt, rund 28 000 Mann weniger als in Frankreich. Stellt also die Militair- vorlage 53 000 Rccrntcii mehr ei», so erkalten wir hiermit ein jährliches Ucbergcwicht von 27 000 Mann. Frankreich aber ist nicht i»i Stande, dieses Ucbergcwicht so kickt wieder einzubolcn, da der Rückgang der Bevölkerung eine bestimmte Tbatsacke ist, die dadurch in die Erscheinung tritt, daß die Recruleiizabk im Jabre 1892 um 20 000 Mann, im Jahre l89l um 18 000 Mann schwacher war, als i»> Jahre 1890. Diese Schwächung liegt nickt allein in dem KricgSjahre 1870 7l. Sie hat nach dem genannten Fachblatte ihren Hauptgrund darin, daß die Zabl der Ekescheikungeii in Frankreich in überraschender Weise Hunimnik, daß die Zabl der Sterbefälle in Frankreich in den letzten zehn Jahren um durchschnittlich 43 000 jährlich die Zabl der Geburten übersteigt und daß die Kindersterblichkeit in Frankreich in Folge der dortigen Ammcnwiilhschast und der beliebten Engclmacherci eine sebr beteulcnoe ist. Ebenso trage» auch noch andere Umstände hierzu bei. So giebt da- militairische Fachbtatt zu. daß Frankreich jetzt am Ende seiner LeistungSkrafl bezüglich des Mcnscheniiiate- rialS angekommen ist und daß eS sich jetzt schon in dieser Hinsicht für geschlagen erklärt. Hierin aber gerade liegt die von der deutschen Militairvorlage angestrebie Sicherheit für den europäischen Frieden; denn niemals wird Frankreich zu», Angriffe übergehen, wenn e« sich seiner schwäche dem Feinde gegenüber bewußt ist. Er wägt man außerdem noch, daß von den 8700 Mann, die im vorigen Jahre in Frankreich bei der Aushebung gefehlt haben, die meisten entweder gar nicht in den betreffenden Departe ments existirlen, vielmehr verzogen oder gestorben waren, so vermindert sich die Zahl der Streiter, die Frankreich wirklich auflreibcn kann, nock um etwa weitere 7—8000, und der Be weis ist also lhatsäcklich von französischer Seite erbracht, daß Frankreich an der Grenze seiner LeistungSsähigkeil militairisck angclangk ist und mit unS, wenn die Militairvorlage durch gebt, fernerhin in einen ernstlichen Wettbewerb überhaupt nicht mehr cintreten kann. Parts ist ruhig und wäre eS jedenfalls schon längst, ja es wäre überhaupt zu den Skandalen in der Ausdehnung, die dieselben erreicht, gar nicht gekommen, wenn da- Militair gleich von Anfang an kräftig genug eingrgriffen hätte. Doch gleichviel, der Pariser Moli hat jedenfalls den seiten- der Anstifter der Straßentumuile auf ib» gesetzten Erwartungen nur rum Theil entsprochen. An gutem Willen hat eS ihm wahrhaftig nickt gefehlt, wohl aber zeigte er sich außer Stande, den Negierende» so viel Schreck cinzu>agcn, um sie zu einem kopflosen Rückzüge zu bewegen. Damit war dem Aufruhr denn auch sein llrthcil gesprochen. So wenig Einsicht besitzen seine Anstifter doch nicht, u», im Ernste an den Erfolg einer die ernsten Interessen reS Vaters zurücktreten mußten, wo eS sich um ihr Vergnügen handelte. „Und im Vertrauen, Papa, ick habe da« Ganze für eine Finte gehalten, ein von Dir ersonnenes Märchen, um mich endlich nach Haus zu bekommen", fügte sie lackend hinzu. „Wollte Gott, es wäre so!" versetzte er mit einem sorgen vollen Ausdruck „Nein, Kind, die Sache verhält sich s» und kann sebr ernst für »nS werken. Die Klage ist eingrreicht; eS kommt zum Proceß!" SchinertizS theilte ihr den ganzen Sachverhalt genau und ausführlich mit. „Davon hast D» mir aber nie ein Sterbenswörtchen ge sagt!" meinte die Tochter mit größtem Erstaunen. „Du warst damals, als eS sich zutrug, noch zu jung, nock nicht ans den Kindei schubcn heraus — und in späteren Jahren? .... »un man beichtet so Etwa« seinem Kinde nickt gerne..." Herr» von Schmertiz'« Gesicht zeigte eine leichte Verlegenheit, auch war seine Summe nicht so sicher wie sonst „Du fürchtetest, ich würde Tein Richter sein", unterbrach ihn Wilma lackend. „Da hättest Du ebne Sorge sein können, Papa!" Sie lehnte sich bequem zurück und stemmte die kleinen Füße gegen da« Triltbret de- SckaukclstuhlS „Meine Ansicht darüoer ist ganz anders. Bester, Du hast eS benutzt, als daß es, wer weiß, wie lange noch ungebraucht gelegen! Tie dumme Stadt bat ja auck ibre Bortbcile davon, Du hast eS ihr reichlich ersetzt; was will sie also mehr?" Schmerlizs erzählte ihr, daß er sogar einen Ausgleich ge sucht und 8000 Gulden als NachzakliingSsumme geboten habe. Mit einem Ruck saß die schöne Frau aufrecht. „DaS war aber sehr unüberlegt von Dir!" rief sie erschrocken. „Das kommt ja einem Geständniß gleich! Wie kann man nur so unklug hanteln, Papa?!" „WaS war, oder ist denn noch zu leugnen, Kind? Meine eigene» Briefe spreche» ja gegen mich." „Und die hast Du gesehen?" „Der Herr Stuklricbter bat sic mir dickt genug vor die Augen gehalten", meinte jener mit ciuem kalb ironischen, halb bitleren Au-drucke. „Nein, Kind, die Sache ist nicht so »nbedcnNich .... gar nicht unbedenklich! .... Du weißt, ick pflege sonst Alles ziemlich leicht zu nebmen, diesmal nicht ; die Briese sind ei» fürchterlicher Zeuge gegen mich!...." Herr von Schmertiz- stand aus und ging erregt einige Male im Zimmer auf und ab. „Warum hast Du ihm diese nickt abzukaufen versucht?" fragte die Tochter mit dem ruhigsten Tone, mit dem blitzenden Schilderhebung zu glauben, die auf den Abschaum de- haupt städtischen Pöbels beschränkt bleibt. In allen Fällen der geschichtliche» Bergangcnkeil Frankreichs, wo der Aufruhr Sieger blieb, geschah dies nur, weil die mit Ausrechterhaltung von Gesetz und Ordnung betrauten staatlichen Gewalten kleinmüthig zu Kreuze krochen, oder gar den Ausrührern auf halbem Wege entgegenkamen. Wo das nicht geschah, verliefen sich die RebellionSgelüstc rasch genug im Sande, wie die« denn auch in diesem Falle glücklich eingetreten zu sein scheint. Dieser Tage ist das norwegische Budgetjahr abgrlaofen. Trotzdem hat das norwegische Stvrlhing sich nicht entschließen können, die Eivillistc des Königs zu bewilligen, ebenso wenig wie den Etat des Auswärtigen Amtes. König Oskar II. bat daher zur Zeit als Herrscher Norwegen« überhaupt keine Apanage, nur als Herrscher Schwedens; und die gemeinsamen Repräsentanten der vereinigten Reiche im Ausland», welche sowohl die norwegischen wie die schwedische» Interessen ver treten, beziehen gegenwärtig kein Gehalt auS der norwegischen TtaatSeastc. Unter diesen Repräsentanten befinden sich, wie bekannt, verschiedene Norweger; diese Herren sind jetzt in der wenig heneidenSwürdigeii Stellung, beide Länder zu repräsen» iire», während Schweden allein, bis auf Weiteres wenigstens, die Unkosten der gemeinsamen Rrpräsenration bestreitet. Tw ist indessen bereits früher geschehe» und geuirt die gegenwärtige Storthingsniehrheit gar nicht. Au« Ehristiania wird nun weiter gemeldet, die Storthingscommission wrrde wahrscheinlich Vorschlägen, daß das Slorthing da- Budget des Auswärtige» Aintes nur unter der Bedingung bewilligen möchte, daß die Regierung gleich zurKündigungderconsularen G ein e i n s ch a s l l i ch k e i t schreitet. Falls das Storthing einen solchen direct gegen die Auffassung der schwedischen Regierung und deS Reichstages gerichteten Beschluß fassen würde, sind aller Wahrscheinlichkeit »ach ernste Verwickelungen zu erwarten. Wie aus gut unterrichteter Quelle verlautet, erörtert man bereit- innerhalb der maßgebenden politischen Kreise in Stockholm die Frage wegen der Einberufung deS Reichstage- zu einer außerordentlichen Session: der Minister präsident Boström ist indessen Gegner die)«:- Plane«. Wie iu keinem anderen civilisirten Staate, so fehlt r» natür lich auch der Regierung in Rnminten, obwohl König Karl mit kräftiger Hand und zum Besten de« Landes dort da- Sceptrr führt, nicht an der landesüblichen Opposition, und dies« — „nationalliberale" — Opposition hat der derzeitigen rumänischen Regierung schon manchen Stein nicht ganz ohne Erfolg in den Weg gelegt. Glücklicher Weise steht die Opposition in Rumänien aber unter Führung eines Mannes, der selber 12 Jabre lang als Ministerpräsident sich um das Königreich manches Verdienst erworben bat, Ioa»B ratia nuS, unk schon der Name diese« Staatsmannes leistet dafür ausreichende Bürg schaft, daß seine Partei zwar die gegenwärtige Regierung heftig bekämpfen, unmöglich aber z» antidyiiastischen Wühlereien Ja und Amen sagen kann. Zwar hat es etwa« lange gewährt, ehe die anständigen Elemente der »attionalliberalen Partei zu Jaffv zur Ueberzeugung gekommen sind, daß die antitynastische Phraseologie des als »alionalliberaleS Organ sich gebenden ^Evenimrntul", dessen Herausgeber ScorteSeu sich sogar im nationalliberalen Epeculiv-Eomilö b.-findet, ihrer Partei weder zur Ehre, nock zum Vortheile gereichen könne. Doch bat der nunmehr erfolgte Austritt von zwölf der angesehensten Mitglieder des Jassyer nationalliberalen ElubS auS letzterem bewiese», daß sick im Lager der nationalliberalen Opposition »in innerer Umformungsproocß vorbereitet, der unter Umständen den Keim zu einer neuen regier ungSsähigen Parteibildung zur Entwickelung bringen kan». Je rascher und je umfassrnver dieser UmgeslaltuiigSproceb sich vollzieht, um so bester ist e« Stein an ihrem Finger spielend. „Weißt Du, neue Beamte pflegen manchmal derart auf die Büsche zu klopfen ... Hättest Du ikm die Summe geboten, die Tu der Stadt geben willst, so wären die Briese vielleicht ebenso rasch verschwunden, wie sie aufgelauchl sind..." „DaS ist eben daö Schlimme, Kind, bei Perfaü ist dieses Mittel nicht anzuwenden. Ter ist das gerade Gegentbril von Herrn Burau, der sogar mich, seinen Freund, hinterganaen hat Warum bat er die unselige» Briese ausbewahrt, als um sie noch einmal gegen mich auszuspirlen?!" ... Dann bat ihn jäh der Tod überrascht, und er konnte nicht mehr daran denken, sie zu vernichten. . . Ja. da« grade Gegen- tbeil von ihn, ist dieser Franz Perfall, Wilma! Standen hei Jenem alle Thüren und Thorr zum Gesetze weil offen, so sind sie bei Diesem mit eisernen Stangen verriegelt und ver rammelt. . . . Wie habe ich ib» gebeten, die Sache ruhen zu lassen, wie »>ich vor ihm gcdemütbigt, ich . . . der Josef LchmertizS! Aber Stabl und Eise» sind nickt so hart wie er " „Es ist wohl ein alter, vergrämter Herr, und starr und eigensinnig, wie e« solche häufig zu sein pflegen ?" meinte die junge Frau. „Da irrst Du wieder, Kind! Er ist jung, stattlich, und ich glaube nicht, daß eS eine Frau giebt, die ihm nicht nack- blickt, wenn er durch die Straße» gebt. Wäre er nicht mein Gegner, so würde ich sagen, er sei die interessanteste Persön lichkeit, dir ick kenne" „Wenn sick aber die Stadt mit Dir vergleicht, wa- kann er gegen Dich baden'?" fragteFrau von § zentiwanv nach einerPause. „Sie will sich aber nickt vergleichen, Wilma. Ich dachte lauter Freunde zu besitze» und sinke mehr Gegner. Aus meiner Seite stehen nur Marko, Paul», Stephani); die» ist aber natürlich, denn sie sind meine Lieferanten. Alle Anderen sind gegen den Vergleich; am wüthendsten ist Apotheker Janowitsch, der da« ganze Städtchen in Aufruhr bringt. Ich sage Dir, eS ist der reine Krieg und könnte einen amüsiren, wenn e« nicht gar so ernst wäre." „Und wa« willst Du thun, Papa? Du wirft dock den Schlag nicht so ruhig abwarten?" fragte die Baronin mit blitzenden Augen, während sich die feinen Brauen finster zu- saminenzogen. „Hätte ick gewußt, daß e« so siebt, hätte ,ch überhaupt daran geglaubt, so wäre ich schon früher hier ge wesen Armer Papa, nun begreife ick Deine Aufregung!" Er war ibr so dankdar für die kleinste Zärtlichkeit, daß die letzten »keilncbinenden Worte sein ganzes Angesicht erstrahlen machten.
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