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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930708014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893070801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893070801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-07
- Tag1893-07-08
- Monat1893-07
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Tabellarischer und Zisferujatz nach höherem Tarif. Srtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbrsörderung 60—, mit Postbrsörderung 70.—. Annalimklchluk für Äazeizea: Bbead-BuSgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-A uSgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Soun- und Festtag« früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und AnnabmefteNeu je «iu« halb« Stande früher. Anzeigen sind stet« an di« Erpedttt«» zu richten. Druck «ad Verlag von E. Pol» t» Leipzig Tonnabend den 8. Juli 1893. 87. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere (Expedition ist morgen Sonntag, den S. Juli, Vormittags nur bis Uhr geöffnet. Lxswdltllm (l<»8 lelp/lLVi" ^aL6Ulnttci(. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Der am 29. Mai diese» Iadre» verstorbene Kaufmann und Stadtrath a. D. Herr Hugo Scharf hat nach seine« tetztwilligen Verfügungen unserer Stadtgemeinde vermacht: I) eine Summe von rund 19 000 mit der Bestimmung, daß di» Zinsen de» von un» zu verwallenden Capital» alljährlich einem junge» Kaufuianiie, der in Leipzig geboren ist und auch dort gelernt hat, zum Besuche eine» Kursus des orien talischen Seminars t» Berlin auszuzahleu sind, wenn er sich verpflichtet, nach Beendigung diese» Kursus mehrere Jahre in deutschen Colonten zu verbringen; » eine Summe von rund 93 000 deren Zinsen im Interesse de« Leipziger Kunstgewerbemuseum» nach dem freien Ermessen des Vorstandes dejselben (z. B. zu Erwerbung besonders werthvoller Stücke oder Sammlungen, zu Einführung »euer Verfahren, welche geeignet sind, da» Kunslgewerbe in der Stadt zu fördern oder zu Heden, zu Anschaffung guter Kopien von mustergiltigen Stücken rc.) verwendet werden sollen; 3) feine kunstgewerbliche Sammlung behuf» Einverleibung in das Kunstgewerbemuseum. Für diese reichen Zuwendungen, durch welche der Verstorbene nicht nur sein lebendiges Interesse sür die von ihm besonders ge pflegten Bestrebungen, sondern auch seine Liebe zu Leipzig auss Neue brthätigt hat, rufen wir ihm unseren aufrichtigsten Dank »ach. Mit uns wird seine Baterstadt, sür deren Wohl er lange Jahre in treuer Arbeit gewirkt hat, ihm alle Zeit «in dankbare- Andenken bewahren' Leipzig, am 5. Juli 1893. ^ Ter Rath der Stadt Leipzig. 1001. 1)r. Ge argi. Aff. Lampe. Bekanntmachung. Nach §. 7 deS Gesetzes über die Ausübung der Fischerei in fließenden Gewässern vom 15. October 1868 muß Jeder, welcher die Fischerei ausübeu will, ohne an der Stelle, wo er dies vorzu nehmen beabsichtigt, entweder als Fischereiberechligter oder als Pächter, oder als angestelltcr Fischer zur Ausübung der Fischerei befugt zu sein, mit einer von der Polizeibehörde beglaubigten Fischkarte versehen sein. Der Betreffende hat diese Karte bei Ausübung der Fischerei stets mit sich zu führen und darf dieselbe einer anderen Person zu gleichem Behuf« nicht überlaffen. Zu widerhandlungen werden mit Geld bi» zu 15 oder entsprechender Hast bestraft. Die von der hiesigen Fischerinnung für die fließenden Wasser in der Stadt und in der Umgegend, soweit derselben das Fijchrccht darin zusteht, ausgestellten, aber nur zum Angeln uud unter Aus- scdluß des Gebrauchs von Hechlhaken berechtigenden, sür das laufende Jahr gütigen Fischkarlen werden Wachtcrstratze L, I., Zimmer Nr. 36 gegen Erlegung von 5 ausgegebe». Leipzig, am 5. Juli 1893. Da» Polizei-Amt der Stadt Leidtt». In Stellvertretung: O. N. 2462. Or. Schmid. P. Lekauutmachlmg. Wegen vorzunehmeuden Schleußendaue« wird »»« 1V. dieses MonatS ad die «ietzerftrahc in L.-Plagwttz Von der Bahnhof- bis zur Karl-veinestraße und die vahnhoistratze in L.-Plagwti, von der Gießer- bis zur Friedrich Auguslstraße wätirend der Dauer dieser Arbeit für alle» durchgehenden Kahrvertchr gesperrt. Leipzig, den 7. Juli 1893. Der Rath »er Stadt Leipzig. H 9579. Or. Georgi. Stahl. Bekanntmachung. Nachdem die öffentlich ausgeschriebenen Arbeiten der Her stellung eines Steges über die Fluthrinnr am Hinteren Ein. gange des Neuen Schützenhauses vergeben worden sind, werden di« unberücksichtigt gebliebenen Bewerber auS ihren bezügi. Angeboten hierdurch entlassen. Leipzig, am 4. Juli 1893. la. blöO Der Rath der Stadt Leipzig. 1002. Dr. Georgi. Eberl», Res. Zur Frage des Besuches eines russischen Geschwaders in Frankreich. 0. Ll Petersburg, 3. Juli. Von der Frage dcS eventuellen Besuches eines russischen Geschwaders in Frankreich ist es wieder still geworden. An gesichts dieses Umstandes könnte sich die Annahme aus drängen, daß es sich bei der in sranzösischen und russischen Blätter» ausgctauchten Ankünvigung eines solchen Be suche- um einen I-allon ä'esssi gehandelt habe und daß die Angelegenheit, zumal doch ein osficiöseS Pariser Communiqus seststcllle, daß den dortigen unterrichteten Kreisen von dem angcdeuteten Flottenbesuche bisher nickilS bekannt sei. als abgethan angesehen werden dürse. Mil dieser Auslassung würde man jedoch nach beiven Richtungen fehl gehen. Das Ausrauchen der Frage sowohl, wie ihr vor läufiges Verschwinden von der Bilkfläche spiegeln vielmehr die in Sl. Petersburg bestehenden und einander bekämpfenden Strömungen wider und kennzeichnen verschiedene Stadien einer Frage, die vorläufig weder mit einem einfachen Ja, noch mit einem Nein beantwortet werden kann. Dir thatsächliche Grundlage der erwähnten Ankündigung dildrt der unleugbare Umstand, daß der Besuch de- nach den amerikanischen Gewässern entsendeten Geschwader- in einem französischen Hafen an den entscheidenden Stellen St. Peters burgs allerdings in Erwägung gezogen und daß dieser Plan von jenen Kreisen der russischen Hauptstadt, in denen die Pflege des freundschaftlichen Berhältnisses mit Frank reich die wärmsten Anhänger findet und da- leb hafte Verlangen nach sichtbaren Bekundungen dieser Freundschaft besteht, mit großem Eifer besürwortet worden ist. Gerade die Erwägung de- demonstrativen Ebaraklers, den ein etwaiger russischer Flcttendesuch in Frankreich thcils durch Kundgebungen der russischen Presse, insbesondere aber durch französische Manifestationen erhalten könnte, bewirkt aber, daß jene anderen russischen Kreise, welche die Politik deS Zarenreiche- aus dem Boden maßvoller Ruhe und Festigkeit zu erhalten wünschen, dem Plane des erwähnten Flotlendcsuckeö reservirt, ja selbst ablehnend gegenübersteben. Darüber, daß dir Franzosen das Erscheinen russischer Schiffe in einem Hasen ihres Landes mit ganz Europa durchballenden Jubelrusen be grüßen, mit sehr geräuschvollen Demonstrationen begleite» und die etwaige politische Bedeutung diesesEreignisseS mit möglichster Schärfe hervorzukehren trachten würden, kann wobl kcinZwestel obwalten. Derartige Vorgänge müssen allenthalben gewisse Gegenwirkungen Hervorrufen und die seit einiger Zeit zur Rübe gelangte pnblicistische DiScussion der internationalen Fragen wieder in Bewegung setzen. Das aber ist denjenigen russischen Politikern, welche überflüssige Erregungen der öffent liche» Meinung und Zuspitzungen der vorhandenen Gegensätze zu vermeiden bestrebt sind, grgrntvärtig durchaus unwill kommen, und man hat allen Grund zu der Annahme, daß auch der Zar in dieser Frage in seinen Neigungen und An sichten sich mit den letztere» Kreisen in Ucbereinstimmung be findet. Die Befürworter deS Flotlenbesuckcs machen das nicht unwirksame Argument geltend, daß die Vermeidung der fran zösischen Küste seitens deS auS Amerika zuruckkebrrnten russischen Geschwaders in Frankreich verletzend wirken müßte. Das wirb nun gewiß von Niemand in St. Petersburg beabsichtigt; den Gegnern des Besuches ersckciut aber die politische Ausbeutung, zu der rin solcher Besuch Anlaß bieten könnte, als eine nicht minder unangenehme Even tualität. Die Notbwcndigkeit einer endgültigen Entscheidung dieser Frage wird übrigen» bald nabe rucken, denn der Be- sehlühaber deS nach Amerika entsandten Geschwaders, Vice- Admiral KaSnakow, kann nicht lange mehr aus seine In structionen warten, da die Rückfahrt des russischen Ge schwaders nach Europa in naher Zeit bevorsteht. Niemand vermöchte heute mit Sicherheit anzugeben, welcher der beiten gekennzeichneten Parteien der Sieg beschieden sein wird, allein das darf man füglich be haupten, daß nach dem gegenwärtigen Stande der Dinge ein Besuch dcS russischen Geschwaders in Frankreich nicht wahrscheinlich ist. Erfolgt er trotzdem, so wird man daraus noch nicht folgern dürfen, daß eine noch größere Intimität zwischen Rußland und Frankreich im Wunsche und in der Absicht des Zaren liege; immerhin wird man es als einen Beweis dafür anzuscben baden, daß der Zar die Empfindlichkeit Frankreichs selbst um den Preis einer abermaligen Aufregung der öfsenttichcn Meinung Europa- schonen möchte. Um so gespannter ist man auf die Ent scheidung. Deutsche- Reich. 6.8. Leipzig, 7. Juli. Nun zieht also die Social demokratie auch in die zweite bayerische Kammer ein, und mit ihren 5—6 Stimmen könnte sie vielleicht, wenn, wie eS den Anschein bat, die Zusammensetzung der Kammer sich wenig verändern sollte, den Ausschlag geben. Tas bayerische Wahlrecht machte der Socialdemokratie den Sieg nicht allzu schwer; wahlberechtigt ist nämlich jeder bayerische Staatsangehörige, der am 1. April deS detr. Jahres dc>S 2l. Jahr erreicht hat und seit 6 Monaten Steuern zahlte. Eine fernere Beringung ist, daß der Wähler den Verfassungseid geleistet hat. Specicll in Nürnberg, wo die Socialdemokratic einen so glänzenden Sieg errang, batte sie bereits vor Jahres frist unausgesetzt dabin gearbeitet, daß jeder „Genosse" den BcrfassungSeid ablegte. Ganz ebenso arbeitet man bei uns im Königreich Sachsen den im Herbste bevorstehen den LandtagSwablen vor. Auch bei unS ist bekanntlich da- Wahlrecht den Socialdemokraten nickt eben ungünstig; wie in Bayern ist es an die Erwerbung des Staatsbürgerreckts ge knüpft. Seit Monaten hat daher die Socialdemokratie überall Bureaus errichtet, um den „Genoffen* die »otb- wendigen Schreibarbeiten abzunebmen ,c., und tbatsächlich sollen Tausende von Arbeitern das sächsische StaatSbürgerreckt in der jüngsten Zeit erworben baden. Bei der Wahl zum Abgeordneten entscheidet nicht die absolute, sondern die relative Mebrheit, und bei den durch die antisemitische Agitation hervorgerufenen zersplitterten politischen Verhältnissen könnte dieser Umstand den Socialdemokraten leicht zu Gute kommen. Haben die letzteren auch bei den ReichstagSwablen überall, wo sie mit Antisemiten in dir Stichwahl kamen, den Kürzeren gezogen, so waren sie doch denselben hier und da voraus (Dresden u. s. w.). Die socialdemokratischen Candidateu sind bereits ernannt und die Führer tragen sich mit stolzen Hoffnungen. Sie rechnen daraus, daß sie 20 Mann stark in unsere zweite Kammer einzicben und damit 25 Procent aller Mandate innchaden werden, während sie doch bekanntlich >m Reichstag nur ll Procent der Sitze erobert babcn. Mebr und mehr hat die Socialdemokratie in die Einzel landtage sich eingedränzt; bei den Wahlen für daS Herzog- tbum Eoburg Gotha sah es sogar so aus, als würde die Socialdemokratie dir Mehrheit erlangen. Das Bilk änderte sicki freilich nachher und nur ein einziges Mandat siel den „Rothen" zu: aber die Gefahr, daß sie in mehreren Einzet- landtagen die Majorität bekommen, ist wirklich nicht aus geschlossen. Die Wahlen in Bayern zeigen wiederum, wie energisch die Socialdemokratie aus ihre Ziele loSgebt und wie sehr ihre Gegner zu gleicher Energie und Einigkeit ver pflichtet sind. r? Berlin. 7. Juli. Wir haben mitqetbtill. daß die Bol kSparteiler bei der Stichwahl im Wahlkreise Grün- berg-Freystadt die Befreiung der Bauern von der Erbunterthäni gleit, das Werk Stein'S und Hardenberg -, als ein Verdienst des — Teutscbsrcisinns in Anspruch ge nommen baden. Das ist aber nichts Neues; bei einer Nach- wabl in Uelzen, die in, August 1890 stattsand, war in dem teutschfreisiniiigen Wablausrus gesagt, die bannovcrschc Bauernschaft hätte ihre Befreiung von der Leibeigenschaft den Tcutschsreisinnigcn zu verdanken, die ihr Blut dafür biiigegeben »nb dafür ii» Kerker geschmachtet hätten. In Wabrheit war die Ausbebung der Leibeigenschaft i» Hannover dreißig Jahre vor Gründung der Fortschrittspartei erfolgt. Der „Deutsche Bürger- und Bauernsrrund* halte über die Uelzciier Leistung geäußert, wenn vor der Aushebung der Leibeigenschaft von den Teutichsreisinniacn einer oder der andere Kerkerhaft erduldet haben sollte, so könnte cs nur Schularrest gewesen sein. Gleichzeitig bat dieses Blatt den Teulschfreisiniiigc» für tünstige Fälle eine Reihe von Wahl- lügen zur Verfügung gestellt, auö der wir bei der schöne» Getegenbeit folgende hervorbeben wollen: Für östliche Wahlkreise: Die Dcutschfreisinnigen haben die Kinder Israels auö Egypten geführt. Tie Schweiz ist durch den deuisch-sreisinnigen Wilhelm Teil von ihrem Bedrücker Gehler befreit worden. Ter de»tsch-sreisi»»ige Martin Lulber (Vorsitzender deö Vereins „Fortschritt * in Wittenberg) hat im Jahre 1517 die Streiliätze gegen den Papst veröffentlicht. Wir tönnten tiefen praktischen Vorschlägen den weiteren hiiizusügen, bei Stichwahlen, wo man aus die Unterstützung de» Eentrums angewiesen ist, Gregor VII. als eine» Vor gänger Ria ler'S in der Leitung der deulschsreisinnigcn Partei auszllsübren. — Was den i» Aussicht genommenen frei» sinnige» Parteitag betrifft, so wird seine Souverainetät i» der „Freis. Ztg." täglich dreimal proclaniirt, was nicht hindern wird, daß seine Beschlüsse nichts weiter als eine Richter'sche Mache darstellen. Es soll zwar in dieser ungefähr wie der Senat der römischen Kaiserzcit zusammen gesetzten Versammlung — nur daß das Schlachtroß deS Herrn Richter nicht „drlczirt* ist — sehr zwanglos und gar nicht „vratorisch* hergeben, in Wirklichkeit werten die Rete» der Mameluken des Führers dem „Parteitage* den Stempel ansdrücken. Damit ist noch nicht gesagt, daß Herr Richter künftig in der Fraclion und im Lanke eine» leichten Stand haben wird. Es ist vielmehr gar nicht so unge heuerlich, wenn dieser Tage ein Blatt von der Möglichkeit einer zweiten Secession gesprochen b^t. Der Zug zur frei sinnigen Vereinigung ist in der BolkSparte! ziemlich stark. Vor läufig äußert er sich in dem Bestreben, die Trennung rück gängig zu macken; da Herr Richter sich darauf nicht ein lassen wird und kann, so ist eö nickt ausgeschlossen, daß die „Bereinigung" im Lause der Legislaturperiode ohne Nach wahlen an Stärke zunimmt. lieber den nunmehr veröffent lichten Ausruf der Secessionistcn bat sich die „Freis. Ztg.* noch nicht geäußert, wohl aber die demokratische „Frankfurter Zeitung", welcher der Aufruf zu dem Urtheile Anlaß giebt, „der Todfeind des Liberalismus sei der Militarismus; wer für daS Eine sei, müsse gegen daS Andere sein; eS bade fick, immer gerächt, wenn der Liberalismus militairische Forde rungen bewilligt habe." In Wahrheit zeigt die Geschichte der letzten dreißig Jahre das Gcgentbeil, und auch die „Frantsurter Ztg.* findet eine ausreichende Wehrkraft nur in Deutschland als den Interessen des Liberalismus zuwitcr- laufeiib. Sie hat die größten militairischcn Forderungen der französischen Regierung nickt nur gebilligt, wildern ihren ravicalen Freunden jenseits der Vogesen auch ins Ge wissen geredet, wenn sic nicht gleich für den Militarismus i» Frankreich zu haben waren. Legt daS Organ keS Herrn Sonncniaiin aus die Erhaltung des Liberalismus in Frank reich weniger Gewicht, ober liegt ihm die französische An griffskraft mehr am Herzen, als die deutsche VenheidigungS- lahigkeit? tztz. Berlin, 7. Juli. Dem Bundesrath sind seitens deö Reichskanzler- zwei am 2 t. Juni vollzogene „Erklärungen*, betr. den am 21. August in Wien abgeschlossenen Ha nt e >S- vertrag mit Serbien, zur rerfastungsniäßigen Beschluß- nabme zugegangen. Beide Aclenstücke sink in Berlin a»S- gefertigt und sür das Deutsche Reich vom Freih. v. Notenhan, sür Serbien von Ivan Pavlowitsch unterzeichnet. Sie lauten: 1) In Abänderung der Bestimmung in Art. XI des am 2I./9. August 1892 zu Wien Unterzeichneten Handels- undZoll- verlrags zwischen dem Deutsche» Reich und Serbien baden die Unwrzeichnetcn im Namen ihrer Regierungen Folgendes ver einbart: die Festsetzung des Termins sür das Inkraft treten des Vertrages vom 2I./9. August 1892 wird der Vereinbarung der beiderseitigen Regierungen Vorbehalten. Gegenwärtige Erklärung soll zugleich mit dem Vertrage vom 21./9. August 1892 ratisicirt werden 2) Da der Handels vertrag zwischen den, Deutschen Reich und Serbien vom 0. Januar 1883 in Folge der königlich serbisckerseitS ein gelegten Kündigung am 25. Juni 1893 abtäust und eine alsbaldige Ratification deS am 2t./9. August 1892 zu Wien abgeschlossenen neuen Handels- und Zoll- vertragS deutscherseits nickt in Aussicht zu stellen ist, so baden die Unterzeichneten im Namen ibrer Re gierungen Folgendes vereinbart: Die königlich serbische Regierung wird dem Deutschen Reich, einschließlich der mit demselben zollgeeinten Gebiete vom 25. Juni t893 bis zum 31. December 1893 jedenfalls die Meist begünstigung gewähren. Die kaiserlich deutsche Negierung siebt fick zur Abgabe einer entsprechenden Erklärung gegen über der königlich serbischen Regierung zur Zeit wegen mangelnder gesetzlicher Ermächtigung nickt in der Lage. Die deutsche Regierung verpflichtet fick >cdoch, daraus Bedacht zu nebuicn, daß noch vor dem 3t. December l893 entweder die Raiification deS am 2I./9. August in Wien abgeschlossenen Vertrages herbeigefübrt, oder aber Serbien die Meist begünstigung gewährt werde. V Berlin, 7. Juli. (Telegramm.) Prinz Eitel- Friedrich ist heute mit vollendetem 10. LebenS>ahrc als Secondelieuteirant feierlich in das 1. Garderegimenl zu Fuß eingestellt worden. Die Kaiserin wohnte der Feier bei. — Wie man der „N. Fr. Pr." auS Slull gart meldet, wird Kaiser Wilhelm im November uack Württemberg kommen, um an den Jagden im Revier Schönbach tbeilzunehmcn. DaS württembergische Hoslagcr wird während dieser Zeit nach Schloß Bedenhausen verlegt. r--Berlin, 7. Juli. (Telegramm.) Bor einigen Tagen hatte da- „Hirsch'schc Tel.-Burcau" die Meldung gebracht, daß der russische Großfürst-Thronfolger aus der Durch reise von London nach St. Petersburg im hiesigen Botschaster- palaiS Aufenthalt nehmen und den kaiserlichen Majestäten einen Besuch abstattcn werde. In der „Köln. Ztg.* wurde dieser Meldung widersprochen. Heute jedoch laßt sich das rheinische Blatt aus Berlin berichten, der russische Bot schafter Gras Schuwalvff habe gestern angezeigt, daß der Großfürst-Thronfolger am ll. Juli auf der Durchreise nach St. Petersburg dem Kaiser und der Kaiserin seinen Besuch abzuslatteii wünsche. Ein kaiserlicher Eplrazug würde dem Großfürsten auf der Grenzstation Goch zur Verfügung ge- tcllt werden. Am Abend findet Tafel im Neuen Palais tatt, worauf der Großfürst die Reise forlsetze. -» Berlin, 7. Juli. (Telegramm.) Die zweite Lesung der Militairvorlage wird wahrscheinlich auf Wunsch der bayerischen Mitglieder des Reichstags mit Rück sicht aus die Lanbtagswahlcii in Bayern erst ausDonners- tag anberaumt werden. » Berlin, 7. Juli. (Telegramm.) Der „Reichs- anzcigce" veröffentlicht einen BundeSratbSbeschluß. wonach die zollpflichtigen Gegenstände, die als Muster dienen und von sranzösischen und niederländischen Hand- lungSreisenden in das Zollgebiet eingeführt werden, voraus- setzlich der Fortdauer der von Frankreich und den Nieder landen thatsäcklich gewährten Gegenseitigkeit, vom Ein gangszoll frcigelassen werden, sofern sie binnen vorher zu bestimmender Frist unverkauft wieder ausgesührt werden »nd die Identität der cingesührten und auSgesührten Gegen stände zweifellos ist. — Die Veröffentlichung der monatlichen General« Krankenrapporte im „Militair-Wocheudlatt" findet be kanntlich nach einem Erlaß deö Kriegsministeriums für die Zukunft nicht mehr statt, da die Generalcommando- von den aUmonaltich a» allcrböckster Stelle vorgelegic» Rapporten Abschrift erhalten und hierdurch in die Lage versetzt sind, den unterstellten Eomniandobebörden und Truppentbeilen über den Gesundheitszustand in der Armee ausführlichere Kcnntniß zu verschaffen, als dies durch die nur auszugsweise» und deshalb Mißverständnisse nicht anSschtießenden Mittbeilungeu un „Mitiiair-Wochcndlatt* bisher zu ermöglichen war. Dem wissenschaftliche« und statistischen Bedürfnisse werde durch die Herausgabe auSsühriichcr JabreS-LanitätSberichte Rechnung getragen. Wie der „Köln. Ztg.* erscheint auch unS diese Auffassung von der Bedeutung der monatlichen General- Krankenrapporte unzutreffend. Unser Heer ist das deutsche Volk in Waffen, und wir können deshalb verlangen, darüber unterrichtet zu werden, wie es mit den Gesunbbeitsvcrhält- »issen in der Armee siebt. Wenn die Miltbeilungen im „Militair-Wochenblatt" Mißverständnisse hervorgcrusen haben, so erweitere man sie derart, daß sie ein umjassenbeS Bild geben. Es bandelt sich nickt bloS um wissenschaftliche und statistische Bedürfnisse, sondern auch um den durchaus berechtigten Wunsch deS PublicumS, von den sanitairea Zu ständen deS Heeres Kenntniß zu erhalten. Die Armee kann nur gewinnen, wenn man sic genau kennen lernt, und durch Geheimnißkrämerei wird nichts erreicht als die Mytheubildung. — Unter den neuen NeichSlagsabgeordneten hat man bisher Dr. Sigl vergebens gesucht. Heute wird er Wohl im Reichstage erschienen sein, wenigstens hat er seine Abreise nach Berlin in seinem „Bilk." aller Welt feierlich angezeigt und dabei seinen Lesern weiß zu machen versucht, er werde in Berlin seines Lebens nicht sicher sein. Er theilt nämlich einen ihm angeblich aus Berlin zugegangenen Brief mit, in dem eS beißt: „Als alter Kämpfer von 1866, der damals verschiedenen Ihrer Landsleute ordentlich da- Fell gegerbt bat, möchte ich Ihnen den woblgemcirUen Rath geben, vor Ibrer Abreise hierher doch gefälligst Ihre Knochen in München versichern zu wollen, da sicherem Bernclnnen nach die Absicht besteht, Ihnen dieselben hier kurz und klein zu schlagen. ES wäre doch zu schade, wenn ein so treues Bayernbtut und ei» so frommer Kalkolik, der uns Berlinern schon so viel Spaß mit seinem Geschreibsel bereitet hat, auf so hundSfötiische Weise sein Herzblut nach Art toller Hunde verspritzen müßte, und taruni warne ich Sie in der Hoff nung, daß Sie mir als Gegenleistung beim Papste den Segen e>wirken werden.* Tie Leser de- „Vaterlands werden diejen Brief gewiß sür echt ballen und daher den Hetdenmuth ihres Abgeordneten austaune», der zu dem Briefe nichts weiter be merkt, alS: „Sa auverbar. höchst schauderbar! Vr. Sigl wird aber gleichwohl beute Abend gänzlich unversichert nach Berlin reisen." — Der Mann versteht sein Geschäft! — Der „Reichsanz." hatte zu den Bemerkungen der „Prot. Ber.-Eorr." über daö bedenkliche Ende eines PsarramtS-Eandlvaten in Stettin erklärt, daß der Eanditat schon während der Epamenstage sich in einem Zu stande sckwermUthiger Erregung befand. Dazu schreibt die „Ehristliche Welt": Auch sie zweifle nicht an dem Vor- banrensein eines abnorme» Geisteszustandes deS Eandibalcn, „aber daß man ibm glcichwobt der Prüfung dis zu Ende unterzogen und von seinem Zustande weder die Anver wandten benachrichtigt, noch unmittelbar ärztliches Eingreifen veranlaßt hat, verstehe, wer kann. Sind die Anzeichen seiner Verwirrung die gewesen, die man uns berichtet, so hatten die Examinatoren und Mitepaminanden, soweit sie Beobachter waren, die Pflicht, sich des jungen Mannes ganz anders anzuncbmen, als geschehen ist. Die Hinterbliebenen standen allerdings vor einem Räthsel, da sic von dem Augenblick, wo der Eandidat sic gesund ver lassen hatte, bis zu seinem Tode ohne jede Nachricht geblieben waren." — Hoffentlich, so bemerkt dazu die „Prot.- Bcr.-Eorr.", wird eine Untersuchung de- EultuSmioisterS die traurige Angelegenheit aushcllen. * Kiel, 7. Juli. Die llontre-Admirate von PawelSz und Thomsen sind zu Lyess der neu zu bildenden beiden Flottrn- divisionen, Lorveiien^lapitain Zey« zum Ehes der 2. Torpedo« boot»«Jlottllle ernannt worden. * Ha«d«r», K. Juli. Ter antisemitische Wahl verein hat ein Zusammengehen mit den bürgerlichen Par teien bei der devorstebendeu ReichStagSersatzwahl im 1. Wahlkreise abgelehnt und einen eigenen Eandidatea ausgestellt.
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