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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930713026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893071302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893071302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-07
- Tag1893-07-13
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Juli Wenn cS in der heutigen Sitzung des Reichstags über haupt zum Beginn der zweiten Lesung der Militair- verlag kommt — waö wegen der vorhergehenden Berathung der beiden Interpellationen über eie Manöver in Futter- notbstandS-Gegenden und über da» Auftreten des Straß burger Polizeipräsidenten noch fraglich ist —, so wird voraussichtlich der von den fractionSlosen Abgeordneten Prinz zu Schönaich-Carolath und Rö ficke ein- gcbrachte Antrag über die zweijährige Dienstzeit zu einer ziemlich scharfen Debatte führen. Der Antrag verlangt bekanntlich, daß die Bestimmungen über die aclive Dienst pflicht auch über den 3l. März >890 hinaus auf so lange in Kraft bleiben sollen, als die Friedenspräsenzstärke nicht unter die bis dabin bewilligte Zahl herabgesetzt wird und die Nen- formationen erkalten bleiben. Es ist dic auS der vorigen Session bekannte Fassung deS Antrags v. Bennigsen. Die Regierungs vorlage hat bekanntlich nach dem Antrag Huene die zwei jährige Dienstzeit vorläufig nur bis zum Ablauf der neuen Bewilligungsfrist vorgeschlagen. Wir würden selbstverständlich die immerhin etwas bindendere Fassung deS Antrags Prinz Schönaich verziehen, sind aber mit dem Reichskanzler der Meinung, Laß die Sacke mehr eine theoretische, als eine praktische Bedeutung besitzt. Bewährt sich die Reform, so wird und kann keine Regierung sie wieder rück gängig macken wollen, und der Reichstag hat ja bei jeder künftigen Bewilligungsfrist wieder freie Hand, seine Forderungen geltend zu mache». Um so auf fallender ist es, daß die .Kreuzzeitung" den Antrag Prinz Schönaich mit größter Schärfe bekämpft und durch die Worte, dieselbe FricdenSpräsenz sei um so billiger, je länger die Dienstzeit sei, deutlich verräth, daß sic die zweijährige Dienstzeit so bald als möglich wieder in eine dreijährige verwandelt sehen möchte. Eignen sich die Deutsckconservativen diesrS Motiv zur Be kämpfung des Antrags an, so erhalt dieser eine weit tiefere Bedeutung als Bollwerk gegen parteipolitische Be strebungen nach Rückgängigmachung der Reform. Der eine möglichst kurze Probe machen, in Schutz nehme» müssen. Daß eine solche Debatte die so wünsckcnswerthe rasche Ver abschiedung der Militairvorlage nicht fördern kann, liegt auf der Hand. Dem flüchtigen Besuche deS russischen Thronfolgers in Potsdam wird in der Presse deS Auslandes mehr Bedeutung beigelegt, als in Deutschland. Ein Wiener Blatt hebt hervor, oaß der Zar von seinem Mißtrauen gegen den Dreibund befreit sein müsse, sonst würde er nicht an die Höfe von Berlin und Wien so nahe beranrückcn, wie cS in letzter Zeit geschehen. Die „N. Fr. Presse" gebt sogar soweit, den Widerspruch zwischen dieser Annäherung und der handels politischen Spannung zwischen Deutschland und Rußland lösen zu wollen. Das Blatt sagt nämlich: „Man kann das Verhalten Rußlands in der Frage des deutschen Handelsvertrages, je nachdem man will, macchiavellistisch oder unfreundlich finden, aber man braucht in demselben nicht einen Gegensatz zu den höfischen Aufmerksamkeiten zu erblicken, sofern man sich vergegenwärtigt, Laß die gebesserte Stimmung des Zaren überhaupt erst die Anbahnung Handels- politischer Abmachungen zwischen Deutschland und Rußland er- möglicht hat. Ganz ebenso aber verlieren all die jüngsten Ge- rüchte von einem bevorstehenden russischen Flottenbesuche in einem französischen Hafen und von der Slationirung eines russischen Geschwaders im Mittelmeere vollkommen an Boden, da es augenscheinlich den persönlichen Dispositionen Alexander'» III. durchaus nicht mehr entspricht, mit der französischen Freund schaft gegen den Dreibund zu demvnfiriren. Diese Neigung mag vorhanden gewesen sein, als der Zar noch in der falschen Vorstellung be sangen war, daß der Dreibund eine offensive Spitze gegen Rußland habe; aber diese Vorstellung beherrsch! ih» nicht niekr, und in dem Maße, in welchem sie sich verflüchtigte, wurden nicht blos die höfischen Beziehungen wieder aus de» natürliche» Ton gestimmt, sondern es konnten auch die Monarchen Dculschlands und Lesierrcich-Ungarno in ihren Thronrede», die leitenden Staatsmänner in Berlin und Wien in ihren politischen ExposSs zu der Conslatirung des ge besserten Vcrbältnisscs den Ausdruck der Erwartung füge», daß die Besserung sonschreilen und sich festigen werde. M aber einmal die jetzige Wiederaufnahme eines freundlichen höfischen Verkedrs slabilisirt, tvird cs wieder, wie ehedem selbstverständlich, daß inan einander Besuche, die inan empfangen bat, erwidert und daß der Zarewitsch nicht durch Berlin reist, vb»e die Gastfreundschaft des deutschen Kaiserliches in Anspruch zu „chincii, so mag dann immer- hin auch ein russisches Geschwader in Brest oder Cherbourg anlausen, um sich geräuschvoll begrüßen uno bewirldeu zu lassen: sür die all gemeine europäische Situation waren russisch-französische Vcrbriide« rungsspectakel nur so lange bedenklich, als demonstrative russische Unfreundlichkeiten gegen die Höfe des Dreibundes mit ihnen parallel gingen." Die Darlegung ist stark optimistisch gefärbt, denn in Deutschland kann man diesen Gegensatz zwischen der An näherung einerseits und der wirthschastlichen Zurückhaltung andererseits nicht als durch die Situation geboten anseben. Für Oesterreich liegt die Sache freilich anders, wenn die Meldung von den« bevorstehenden Abschluß eines russisch österreichischen McistbegünstiqungSvcrtrageS richtig ist. In diesem Falle wäre die Annäherung einer wirthschastlichen Bcrständigung vorausgegangen. Ein recht zeitgemäßes Rundschreiben hat soeben der nieder ländische Iustizminister den Herren Oberstaatsan wälten bei den Provinzialgerichten zugchen lassen, ein Rund schreiben, das wegen seines ganzen Inhalts volle Anerkennung verdient und ganz besonders geeignet ist, so manchen aussichtslosen Proceß wegen Majestätsbeleidigung zu verhüten, der schließlich doch niedergeschlagen werden muß und zum Gaudium des voreilig verfolgten Artikelschreibers die un ausbleibliche Folge hat, daß die noch vorhandenen Exniplare der betreffenden Zeilungs-, bezw. Ionrnalnummcr auf einmal reißenden Absatz finden und sogar Tausende von Exem plaren neugcdruckt werden, nur um die Nachfrage be friedigen zu können. In unserem Sacksenlandc kommen solche Fälle glücklicherweise überhaupt nicht oder doch mir ganz vereinzelt vor. In den Niederlanden werden sie, wie zuversichtlich zu erwarten steht, nun wohl auch zu den Selten heiten gehören, seit diesem Rundschreiben des IustizministcrS, der sich de» AnSspruch deS alten Fritz „Man muß PaSquillc niedriger hängen" zu Nutze gemacht zu haben scheint und von den Staats anwälte» sowohl im Interesse der Angegriffenen, als auch des ganzen Volkes nnd der Justiz selber nur da Anklage erhoben wissen will, wo nach menschlichem Ermessen eine — Frei sprechung veS Beleidigers seitens des Gerichts undenkbar ist. Der nicderländiiche Iustizminister also führt an», es sei neuerdings in den Niederlanden, wie auch anderwärts, sehr häufig vorgekommcn, daß von den Staatsanwälten An klagen gegen Aenßerungen und Thaten der un bedeutendsten Art erhoben worden seien, durch welche die öffentliche Ruhe in keiner Weise gestört worden sei, wes halb auch in den meisten Fällen Freisprechung der Be schuldigten erfolgen mußte. Ein derartiges Vorgehen sei aber nicht dazu angethan, daö Ansehen der Gerichte in den Augen der öffentlichen Meinung zu heben, und statt daß die allgemeine Sicherheit dadurch befördert werde, ent stehe dadurch nur unnöthige Erbitterung, ganz ab- um ein allgemeines ofsenllicheö und wo west mehr eine entschuldbare »-"klung Itriibare vorlieae, eine Anklage nnterblietc. D I Erlaß ha?'n den Niederlanden allenthalben, e.nen anst-r- wird, fick aus wohlfeile Weise imt einer wohlfeil erworbenen Märtyrerkrone zu schmücken. -Im «i-rk-r-mmt- .in «»ris ^ 7..e ^ 5. beme ene „-'c allona l- Präsidium betrifft, so ist, an die Stelle aeovserten" unk zur Diplomatie übertretenden LozS, Lupine Polizcipräsecten von Paris ernannt worden. Ter neue l vlizci- PräfcciwarsrüherGeneral-SccretairderPraseclurundmachtestch wiederholt durch energisches E,i,schreiteub-,Ma,s-nver,amn,- lunqen bemerkbar. Nack ,ahrelanger Tbatigkcit im har,er Polizcidienstc wurde er Präfecl in verschiedenen Departements. In seinem Sprengel zu Montbrison wurde Ravackol hinge- richtet. Löpincs Ernennung bedeutet den ,"s-en m der von Dupuy versprochenen Reorganisation des Patster Polizeiwesens. — Ans dem .'National-Eongreß der 3'. sranzösischen ArbeitSbörsen sind lamintlicke ArbcitSborjen vertreten. Die Mitglieder deö allgemeinen Ausschusses der durch die Regierung geschlossene» Pariser ArbeitSdorse hie ten am Moiitag im Faubourg du Temple eine Zuiammenkunft, in rer übcrtie zu beobachtende Verhaltungslinie Beschluß gefaßt werken sollte Obgleich die anwesenden Mitglieder das Ergebnis; ihrer Berathungen geheim zu halten beschlossen, „t das Journal deS DöbatS" dock in der Lage, die Pnncte zu be zeichnen über welche debattirt wurde. Nachdem die Schließung tcr Pariser Arbeitsbörse »nd die Zwischenfälle der vorige» Woche eingehend erörtert worden waren, wurde insbesondere kaS Verhalten deS Ministerpräsidenten Dupuy „gcbrandmarkt". Demnächst wurde in die Berathung deS Projektes, eine neue un abhängige Arbeitsbörse ins Leben zu rufen, eingctretcn. Zu diesem Zwecke müßte vor allem ein Gebäude gennelhet werden, »in dasjenige der Rue du CHLtcau d'Ean zu ersetzen. Nach einer langen Berathung wurde die Beschlußfassung vertagt, nachdem noch dem ExccutivanSschusse ein Vertrauensvotum für die „schöne Haltung im Verlause der letzten Ereignisse" zu Thcil geworden war. Die gestrige — erste Sitzung res EongrcsscS ward vollständig durch die Geschäftsordnung in Anspruch genommen. Zuletzt ward noch ein Manifest be schlossen. worin gegen die von der Regierung beliebten Maß regeln protestirt wird nnd die Arbeiter anfgeforderl werden, nicht an der Feier des 14. Juli theilznnchmen. Im Vatikan sind die Opportunisten und die Intran sigenten einander wieder einmal in die Haare aerathen. Dem übcrintransigcnten Journal „II Diritto di Roma" ist nicht einmal der intransigente Eardinal Rampolla nnd sein Journal „L'Osscrvatore Romano" intransigent genug, und wie über Ketzer sällt jenes über den Leiter der Politik der Enric, sowie dessen Umgebung nnd Presse her. Die Freimaurerei und mit dieser gleichzeitig die Eamorra seien, meint jenes blintwütkende Journal, nun zur Herrschaft im Valican gelangt — die O-nelle der Verirrungen tcr Enric sei deren absolutes Hinneigcn zu Frankreich und zum RepublikaniSmuS. „Die gegenwärtige Politik deö BalicanS II Diritto di Roma", „eine diabolisch« Politik, welche die Völker theilt und die Institutionen -u Falle bringt; es ist eine Politik deS Materialis mus, die den Stuhl Petri umbrandet und die Macht deS Papstes zertrümmert. Eine Meute von Epikuräern, die den Papst umgicdt, will angesichts einer wahnsinnigen republi kanische» Politik allen alten Irrthümer» Frankreichs zum Siege verhelfen." Wenn die Intransigenten unter den In transigenten sich in solcher Weise gegen die Politik Leo'S XIII. auslcbncn. so ist es wahrlich kein Wunder, wenn der Zorn des Papstes sie morgen oder übermorgen ereilen und den Diritto di Noma" das Schicksal treffen sollte, das einst daS "Journal de Rome" und seinen Protektor, den Cardinal Pitra, getroffen hat. In Rumänien ist man sich längst darüber klar, daß der einzig zu fürchtende Feind dieses Landes Rußland, der ehe malige Verbündete Rumäniens, ist, und daß dieser Feind nichts sehnlicher als den Augenblick herbeiwünscht, wo eS den russischen HeereSmassen bcschieden sein möchte, sich durch da» Innere Rumäniens den Weg nach Süden, nach Bulgarien und der Türkei zu bahnen. Denn wenn nach diesen beiden letzten Ländern den Russen auch der Seeweg noch offen steht, der im Kriegsfälle selbstverständlich gleichfalls nicht un benutzt gelassen würde, so haben die Russen bei ihren wieder holten früheren Einfällen den Landweg durch Rumänien stets mit solchen« Erfolg uud so bequem benutzen können» taß sie bei einem neuen Vorstoß gegen Bulgarien und di« Türkei begreiflicherweise alle Anstrengungen machen werden, um sich wiederum den Durchzug durch Rumänien, sofern ihnen dieser nicht freiwillig gewährt wird, nöthigenfallS zu erzwingen. Und ohne Zwang würde daS sich keineSsaÜS erreichen lassen. Die Rumänen wissen daS zu gut, seit ihnen die den Russen im Kriege von 1878 besonders bei Plewna geleisteten treuen Dienste schleckt genug — mit dem Verlust deö größeren TheilS der Dobrutscha an daS für möglichst wohlfeile Ausdehnung der RcichSgrcnzcn nur zu empfängliche Rußland so schlecht belohnt worben ist. Tic Rumänen richten sich daher bei Zeile» darauf ein, ihren ehemaligen Verbündeten vom letzte» Türkenkricge her so ungastlich wie möglich in ihrem Lande zu enipsangen oder vielmehr ihm daS abermalige Betreten rumänischen Gebiets überhaupt zu verwehren. So wird denn gegenwärtig an den Befestigungen ii» Osten Rumäniens mit wahrem Hochdruck gearbeitet, und eine erst dieser Tage von vcr „Reichswehr" gebrachte Meldung, die Arbeiten seien infolge Geldmangels eingestellt worden, entbehrt jeder Begründung. Ist dock auch die Ostregion diejenige, von welcher her RuniänienS Selbstständigkeit noch am nachhaltigsten bedroht werden könnte. Bon einem befestigten Lager von Fok- sani spricht man eigentlich zu Unrecht, denn es handelt sich um eine Linie I. Ordnung, bestimmt, die Seretb-Linie zu vertbeidigcn und daS Thor zu schließen, durch daS die Russen schon wiederholt ihre Unteruehmungcn gegen das OömanischeReichrichtclen. Gut bewacht,istdiesTbor schon heute so gut wie geschlossen. Der rumänische Gcneralstab hat in einer Reihe von Jahren hier Werke vom neuestem TypuS mit modernster Armirung geschaffen und dieselben barten Proben unterworfen. Von Norden und Osten dürste beute schon einer Armee daS Eindringen in Rumänien schwer werten. Foksani umfaßt eine Haubitzengruppe und 15 sorlificirte Gruppen, die Armirung 214 transportable Panzerthürmcken mit 37-em-Revolver-, 90 Eklipsen-Thürmchen sür 5,8-em-Schnellfeuer Kanonen, 15 Panzerkupprln mit 15 Krupp schen 12 em-Gcschützen, 30 l2-em-Mörsern vo» Krupp und 4 Gruson'scheu 12 em-Schnellfener-Haubitzen. Der Brückenkopf von Numolosa besteht aus 8 fortisicirlcn Gruppen und 8 Batterien aus jeder Linie. Feuillctsn. lieber Klippen. 14s Roman von Caroline Deutsch. Nachdruck »crdoleu. lFortsetzung.) ES war ein Friede gewesen, aber ein fauler, strafwürdiger; er glich, wie sich der Apotheker ausgedrückt hatte, einem üver- deckten, trügerischen Moraste, in dem sich Alle so wohl ge sunden hatten. Nun war er, der Fremde, gekommen und warf Stein um Stein hinein. Er war sich aber ja dessen bewußt gewesen, vom ersten Augenblicke an, »nd ein hoher, begeisterter Muth hatte ihn beseelt nnd getragen. Warum auf einmal der Gedanke, nicht eines Bedauerns, aber doch einer leisen, heimlichen Unruhe, eines innerlichen UnbefriediglscinS? ... Er war doch sonst so fest, so stark, so unbeugsam in Dem gewesen, was er ein mal als recht erkannt batte, so daß eine Welt vergebens daran gerüttelt hätte; warum aus einmal der leise Zweifel an der Berechtigung seiner Handlungsweise?! „Pflichten. Ueberzeugnngen! ein Schlag, man weiß nicht woher, und sie liegen niedergewebt am Wege! . . ." körte er eine spöttische Stimme sage»; und er sah die grünen Blätter »iedcrwirdeln und den Boden bedecken, die eine kleine Hand neben ihm abschlug. Dann sah er sie neben sich im Walde in dem knappen, blauen Rcitanzug, das Sammctbaret aus der blonden Haarfüllc, umflossen von strahlendem Morgen- lichte .... ihre Hand lag ans seiner Schulter .... und ibm war, als brenne die Stelle noch, und als durchströme ihn wieder jenes beiße, fremde Gefühl. — Und es war nicht daS erste Mal, daß sein Ohr die süße, berückende Stimme hörte, daß er sich mit ihr in der Erinnerung im Walde sab . . . . Aber auch anders sah er sie, wie sie an jenem Abend im Wagen stand, die großen, flammenden Augen so hcrauS- sordernd und verlangend zugleich auf ibn gerichtet. „DaS kommt von der gute» Zucht", hatte sie übermütbig gerufen. Ja. feurige Pferde konnte sic zügeln, konnte die kleine Hand nach ihren Wünschen lenken und leiten! — Ader vielleicht noch Anderes .... Anderes! Eine dunkle Rötbc bedeckte die Stirn des jungen ManncS; er erhob sich und ging in sein Arbeitszimmer; sein Schritt war so hart und dröhnend, als zertrete er etwas unter seinen Füßen. Vormittags war ein Brief von der Militairbehörde aus Preßburg gekommen; sein Gesuch um Aufnahme der beite» Knaben in eine Eadettenschule war bewilligt worden. Ein Ablehncn wäre auch unmöglich gewesen, da Perfall sich ver pflichtet hatte, wenn keine Freistellen mehr zu vergeben wären, den jährlichen Betrag sür die Kinder zu zahlen und ebenso für die Ausrüstungskosten cinzusteben; nur müßte dies ein strenges Geheimniß zwischen ihm nnd dem Tirector bleiben. Den Angehörigen der Knaben mußte der Glaube bleiben, das; ts in Wirklichkeit Freistellen seien und der Staat die Lasten übernommen habe. Perfall wollte heute seinen Besuch in der Meierei aus setzen, er beschloß daher, die Nachricht brieflich mitzutbeilen; er nahm sich vor, überhaupt seine Besuche zu reduciren .... Warum? Wollte er Wilma a.iSwcichen? WaS nützte cS ihm, er würde sie doch sehen! Kam sie jetzt nickt wieder jeden Tag an seinem Fenster vorbei, mochte das Wetter wie immer sein, bald des Morgens, bald deö Nachmittags? Sollte er den Schreibtisch vom Fenster rücken, sich tiefer im Zimmer verstecken? Das würde ihr ja nur zeigen, daß — daß erste fürchte, er, der Mann die Frau — er — Fra»; Persall! Und wieder schoß ihm bei dem Gedanken eine dunkle Rölbe ins Gesicht, und zwar aus einem doppelten Gefübl. Eine leise, süße, fremdartige Empfindung war dem Gefühle deö Zornes, deS Stolze-, der ManneSwürde beigemischt, daß — daß er ibr gefiel, sie ibn bevorzugte — daß sie ihn gewinnen wollte. Und war cS denn etwas gar so Schreckliches, Uner trägliches, von einer so schönen Frau ausgezeichnet zu werden? Tie Nachricht wurde in der Meierei mit großer Freude ausgenommen, daö beißt in erster Linie von der Gräfin, dann von den Knaben selber. Erster- fühlte sich von einer Last befreit, die sie in Wirklichkeit niemals getragen batte, und Bela und Arrak freuten sich nach Kindcrart über die Reise und die plötzliche Veränderung ihrer Lebensweise. Bei den Schwestern war ein Gefübl von Unrulie, von Bedauern den anderen Em pfindungen beigemischt, obwohl sie das Bewußtsein der Trennung noch nicht voll und ganz empfanden . . . Tie Aufnahme sollte schon Ende August erfolgen. Nun trat die Frage Hera», wer die Knaben nach ihrem neuen Be stimmungsort bringen sollte? Sie waren zu jung, die weite Reise allein zu macken, und Lory konnte keinen Tag in der Schule fehlen. Die Ferien waren viel früher zu Ende, die Vorsteherin war schon lange Zeit leidend, und fast die ganze Leitung der Schule lag in Lory'S Händen. Dieser Sorge half Stefan dadurch ab, daß er sich als Reisebegleiter anbot. Für ihn war es eine Kleinigkeit, einige Tage in der Gemeinde zu fehlen, und um Urlaub brauchte er auch nicht nachzusuchcn. Er sah cS als eine Pflicht an, seine Zöglinge nach ihrem Bestimmungsort zu bringe», außer dem beglückte ihn der Gedanke, Lory einen Dienst leisten zu können. Keiner ahnte den wahren Sachverhalt, nicht einmal Stefan; auch ihm hatte Persall verschwiegen, wozu er sich verpflichtet hatte. Sein edler Sinn scheute^ von etwas zu reden, was nur im Entferntesten den Schein von Großmuth und Wohl- lhun an sich trug. Diesmal war eS aber »ock etwas Anderes. — Er halte gleich in der ersten Zeit der Bekanntschaft die Angelegenheit derart cingeleitct, in der Zeit, wo, abgesehen von der Zuneigung zu den Knaben, der vorwiegende Gedanke — Lory war.... ihr wollte er hauptsächlich die Last erleichtern, das Leben weniger mühevoll macken! Wenn Stefan davon gewußt hätte, würde er gewiß in seiner übergroßen Güte seinen Beitrag dazu ausgcdrungcn haben; er wollte aber dies Bewußtsein mit keinem Andern theilen... .Das war damals, zu Anfang gewesen. — Jetzt warmes eine innere, unausgesprochene Buße, nne Art unbewußter Sühne, daß er keine Betheiligung von anderer Seile wollte. Kurz vor der Abreise der Brüder fiel noch TereSka'S (! burtStag; sic wurde sechzehn Jahre alt. Da es zugleich , AbichiedSsesl sür die Knaben war, wurde er diesmal feierlick als.sonst begangen; auch die Geschenke stellten sich reichlick ein. Frau von Szcntiwany sandte einen hübschen Eorall, schmuck, der Slublnchter Petöfi'S Werke und Pastor Kis l litcrargcjchicktliches Werk. TcreSka halte ein Glücköqesükl r noch nie trotz des Gedankens an die nahe bevorstehende Trenn» crsüllt^batt/^ vorher mit Bang s" so glücklich machte. daS Kostbarste u ' A'"/ em Rosenstrauß, den Stefan sein, ^ batte. Ter junge Mann batte fick gen ^be, gedacht, er wußte. wie sehr das Kind Blum liebte, und dz „^ck, Rosen in seinem Garten blühten, ba er die tchonilen abacschnitlen und sic ihr mitqesandt. ik,- unbelauscht glaubte, vergr ckr G stcht ,n den zarten Blülben nnd atbmcte mit ein. Ge,uhle von -Seligkeit den süßen Dust ein, das Stefan betret wen» er eine Ahnung davon gehabt hätte. Und doch sollte sich in dieses GlückSgefübl ein rauher M ton schleichen, der Tag nicht so schön und froh für sie enden, wie er begonnen hatte. Am Nachmittage kamen Bela nnd Arzad mit gehcimniß- voller Miene und tbeilten ihr mit, sie hätten ein Rotbkehlchen- nest im Walte entdeckt, sie sollte mit ihnen kommen und eS sich anseben. Den ganzen Vormittag hätten sie darüber nach- gedacht, womit sie ihr eine besondere Freude macken könnten, und seien endlich anss Ncsters'nchen verfallen, wohl wissend, wie sehr dies nach ihrem Gcsckmacke sei. Und ein derartiges Unternehmen hatte bis noch vor Kurzem zu TereSka'S besonderen Liebhabereien gekört, und je Höker der Baum, der zu erklettern war, ein desto größeres Vergnügen bereitete eS ibr. Diesmal fand sie hundert Ausflüchte, daß es Lory nicht leiden möge, die Mutter sie auSscheltcn würde, daß sic keine Zeit habe und noch vieles Andere mehr. Doch die Knaben gaben keine Ruhe und ließen mit Bitten nicht nach. „Tu bist gar nicht mehr, wie Du warst", sagte Bela ärgerlich. „Jetzt überlegst Tn immer, ob Du eine Sache thun darfst oder nicht, nnd früher warst Tu stets die Erste dabei. Unzäklige Bäume haben wir untersucht, sind binaus und hin- ttnlergcklettcrt, bis wir etwas fanden; ich habe mir die Hosen zerrissen, Arzad wäre fast von einem Baum gefallen, und jetzt läßt Tu uns im Sticke." „Ja, und wir werden nicht mehr lange zusammen sein und nichts mehr gemeinschaftlich unternehmen, und Tu schlägst uns an Deinem Geburtstage eine Bitte ab, nnd wir haben es nur getban, um Dir eine Freude zu macken!" sügte Arzad hinzu. Ihr Opfermnth nnd der Gedanke an die nahe Abreise rührte ^crcska und brach ihren Widerstand: sic folgte ihnen. Das Kastanicnwäldchcn lag keine zwanzig Minuten vom Hanse entfernt; der betreffende Baum stand vorn am Saume, ans einer Art Lichtung ganz allein. Es war eine Linde, hoch, prächtig, mit mächtigem Stamm und unübersehbarem Aeste- gewirr, deren wcilgestrccktcS Wurzclgetriebe baumdick über dem Boden hervortrat; ihre Höhe und Breite brauchte viel Raum zur Entfaltung. Bela kletterte mit der Geschicklichkeit einer Katze hinauf. Arzad folgte nicht minder rasch, dann ertönte da» Jauchzen der Beiten hoch oben. TereSka aber stand nnd sah zagend zu dem Baume hinaus, nicht au» Furcht, sic war an Kletter- ubungen gewohnt, aber wenn Jemand vorüberkämc? ... Lory Pflegte oft diesen Weg nach Schluß der Schule zu machen, doch das hätte ihr weniger zu denken gegeben; aber — auch
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