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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.07.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930715010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893071501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893071501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-07
- Tag1893-07-15
- Monat1893-07
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Bezugs-Preis G der H«»ptrxp,dition »der de» t« Stadt, beztrk mld de» Vororte» errichtete» «u«. aabestellea ab geholt: vierteljährlich bet tweimalioer täglicher Zustellung in« Hau» » 5.50. Durch di« Post bezogen für Deutschland »nd Oesterreich: viertrllübrlich S.—. Directe tägliche -reujbandienduog t»< Luälaud: mouallich ^l 7ckO. Die Morgen-Nu »gab« erscheint täglich'/,? Uhr: dt« Nbend-Nutgab« Wochentag« L Uhr. NeLaction «n- ErveLitiou;. Johaune-gaffe 8 Die Eyedttto» ist Woche»tag« ununterbroche» geägnet von früh 8 dt« Lbe»d« 7 Uhr. Filiale«: vtt» Me»«'« Lorti«. lVlfred Uatversitttästraße l« Laut- Lösche. -atharinenstr. 14, part. und Kö»ig»vlatz 7. Morgen-Ausgabe. tWlgtr Anzeiger. Lrga» für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Nnzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg.' Reklamen unter dem Redactionsslrich (4 ge« spalten) 50^j, vor den Familtennachrichte» (6 gespalten) 40-H. Gröbere Schriften laut unserem PreiS- verzcichniß. Tabellarischer und Ziffnnjatz nach höherem Tarif. 8rtra-Beilagen (gesalzt), nur mit de» Liorgen - Ausgabe, ohne Poslbesörderuag 60—, mit Pvstbeförderung 7V.—^ Ännlltimkschluk für Anzeige«; Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Marge Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Soun- und Festtags früh '/»9 Uhr. vei den Filialen und Annahmestelle» je ei» halbe Stund« früher. Anzeigen sind stet» an di« Er-r-ttts» zu richte». Druck und Verlag von E. Pol» i» Leipzig. ^- 357. Sonnabend den 15. Juli 1893. 87. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 16. Juli, Vormittags nur bis VsO Uhr geöffnet. LxpeilMvn ü«8 I^vlp/.Ieer l'aeedlalten. Amtliche Bekanntmachungen. Jur Frage -er zeitlichen Verlegung -er Messen. Um für dir Frage einer zeitlichen Verlegung der Leipziger Messen zuverlässig« Grundlagen zu gewinnen, haben wir an rund 2300 ol« Meßbesucher bekannte Firmen einen Aragebogen »er sankt, tn dem die Wünsche derselben »ach dieser Richtung nieder, gelegt werden sollen. Auch den hiesige« hieran interessirten Firmen stellen wir hier mit solche Fragebogen zur Versagung, Sie können in den Stunden Vormittag« 8 bi- 12 Uhr und Nachmittag« 2 dt« 7 Uhr aus unserer Eanzlei. Neu» Börse, Tr. A, adgeholt werden. Wir bitten, sie dann möglichst bald auSgefüllt an dieselbe Stelle zurückgelangen zu lassen. Leipzig, den 12. Juli 1893- Die H««del»ka»»er. «. Thtem«, vors. vr. Ge»stl, v. Bekanntmachung, die katholische «ircheuanlage brlreffenb. Zar Deckung de«,Bedarf« für die römisch, katholischen Kirchen der Erblande ist für das laufend« Jahr nach Maßgabe d«r vom Königlichen Ministerium d«S llultu« und öffentlichen Unterricht« erlassenen Bekanntmachung vom 1. vorigen Monat« eine Parochiab aniag« t» Höhe von SO Pfennige« »on jeder Mark de- «armalmahtar» Ttaat»einto«imrufte«ersa-e- a« 15. Juli diese» Jahre« zu erhebe». Die hierzu beitragspflichtigen katholischen Glaubensgenosse» Verden hierdurch ausgefordert, ihr« Zahlung«pflicht binnen drei Wochen, vom 1b. Liese« Monat« ab gerechnet, zu erfüllen, widrigen, fall« nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen da- vorgeschriebe»« Beilretbungsversahrcn eingeleitet werden wird. Die Zahlstellen sind: für Alt-Leipzig im Stadthause, Obstmarkt S, „ , ^. für Leipzig-Reudnitz, Leipzig-Anger-Lrotteudars. Leipzigs Tbonbrra und Letpjtg-Aeureudnttz im Aatghause zu Leipzig-Reudnitz: für Leipzig-Reustadt, Leipzig-Reuschöneseld, Leipzig-Volk- marödorf. Leipzig-Lelierhauseu und Leipzig-Rcuseller Hausen ,m Aalhhause zu Leipzig-Volkmarodars; für Lechzt,-Eutritzsch im Aalhhause daselbst; für Leipzig-Gohli« tm früheren Gemeindea«te daselbst: für Leipz,g-V>u»enau. Lr»pzi,-Plag»»tz, Leipzig-Kleinzschocher und Leipzig-Lchleutz«» im Nachhause zu Letpztg-Plag- dtitz und für Lechzt,-iiannewitz und Leipzig-Lützui, tm früheren Ge- metudeamte zu Leipzig-tzonnemitz. Leipzig, am 8. Juli 1823. Der Nach her Stadt Leipzig. vr. Georgt.Göhlitz Lrkanntmachuug. Al« Stellvertreter de« Herrn vr. mack. Kohl in Leipjtg-Reudllitz als Letchenschauarzt für den n. Leichea- schaudezirk und aus dt« Tauer seiner Abwesenheit bi« Anfang Semplemder diese- Jahre« ist Herr vr. weck. Nchav» ich, L.-NkUbUitz Chaussecstrasze Ar. üo, I., von uns verpflichtet worden. Leipzig, den 12. Juli 1893. Der Rath der Stadl Leipzig. VM. 4109. Vr. Tröndltn. Dietrich. Bekaantmachuug. Die unter dem 3. September vorigen Jahre« au« gesundheit«. polizeillcheu Gründen «riassenr, da- Verbot de« Handel« mit Gurten aus öffentlich«» Verkehrsräumen betreffend« Bekanntmachung wird hiermit ausgehoden. Leipzig, de» 13. Juli 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. VIII. 4277. vr. Tröndltn. Liudaer. Ausschreibung. Die Steinmetz., Zimmer-^ Klempner- und Schieserdecker-Arbetteu zum TnveiterungSboue der S. Aealschule tn Lelpzig-Sieudnitz sollen I« an eine» Unternehmer verdungen werden. Di» Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Hachbau-Venvaltuug Raihhau«, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 6, au« und können dorr eiugesehen oder gegen Entrichtung von 1 >l, die auch in Briefmarken rulgrseadet werden können, «nt. nommen werde». Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Strtnmctzarbettrn. dez. Zimmerarbeiten re. zum Andau Aealschule Lechztg-Neudiittz" versehen in dem oben dezeiamcten Ge>chäit«zimm»r portofrei bi« zum SS. Juli h. I., Nachmittag» 5 Uhr einzureichen Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern, bez dt« Lhkilnng der Arbeiten und die Ablehnung sämmtltcher Angebote vor. Leipzig, den 11. Juli 1893. Der Aath der Stadt Leipzig. 15.3208. vr. Georgt. vr. Ackerwau»,As Vom bayerischen Lentrum. K Unter den mannigfachen parlamentarischen Verschiebungen der neuesten Zeit ist keine von solchem Interesse, wie die Ver drängung veö Centrum« auS seiner MchrheilSslellung in der bayerischen Abgeordnetenkammer. Seit l869 bildeten die Ultramontanen erst unter den, Namen „Patrioten", sodann unter der Bezeichnung „Bayerische Eentruinsparlei" ununter brochen die Mehrheit, und wenn auch dir bis i» die jüngste Hl hinaufreichendcn Kämpfe um rin Ministerium ibrer arbe niemals vom Sieg gekrönt waren, so baden sie doch stsctzgebung und Verwaltung stark zu beeinflussen vermocht. Die fast ein Bierteljahrhunderl wahrende parlamentarische Uebermackt ist nun gebrochen, und wenn der gelehrte und geistreiche vr. Jörg dieser Mehrheit den Nekrolog schreiben ollte, so würde selbst er, ein früherer Führer der Partei, ibr da« Zcugniß nicht vorcntbaiten können, daß sie zu keiner Zeit auf der Höhe der politischen Situation gestanden bat. Sie rng es fast immer „nur im Kleinen an", und wo sie Anlauf zu einer großen Action nabm, was öfters und mit großem Geräusch geschah, da scheiterte das Unternehme» regelmäßig an der Unfähigkeit der Leiter. Zwar der Fürst Eblotwig Hohcnlohe sah sich durch die Bildung einer klerikalen Mehr est zum Rücktritt veranlaßt, aber ihm folgte alsbald Vr. sohann Lutz, der „I.uE perpotnus", der allen Anstürmen der patriotischen Ministerstürzlcr widerstand, bis ihn schließlich nicht die Herren Daller und Orterer, sondern schweres Siech thum von seinem Platze trieb. Der Haß gegen diesen leitenden Minister ist das Kenn zeichnende der jüngsten Epowe deS bayerischen KlcrikaliSmus. Lr galt nicht dem „Liberalen" und „Eulturkäinpfer", als welchen man ihn dem gläubigen Volk hinstellte, — beide« ist Herr v Lutz nicht gewesen. Gin vorzüglicher Kenner dcS katholischen Lebens und der Grenzen der Staatsgewalt gegen über der kirchlichen Machispbäre, hat er in dem ausoctroyirten Kampfe daS rein Kirchliche ängstlich geschont. Der durch ibn i» die Neichsgesetzgebung gebrachte „Kanzelparagraph" be> deutet keine Ausnahme, er ist dem CultuS förderlich Das Verbrecht» des bayerischen Staatsmanns in den Augen der Ultramontanen war seine deutsche Politik. Zwar war Herr v. Lutz .hirst-r seinen Ministercollegcn Gras Bray und Frbr. v. Prankh durchaus nicht zurückgeblieben, als eS sich in den Verhandlungen über de» Eintritt Bayerns in das Reich darum hantelte, dem Königreiche eine möglichst hervor stechende Sonderstellung unter den deutschen Bundesstaaten zu verschaffen; aber man wußte, daß er den Eintritt selbst mit Kopf und Herz gewünscht batte und das einmal ge schaffene BundeSverbältniß für unabänderlich ansab. Schon vorher batte er die Schuld aus sich geladen, bei der Be ratbuna deS KriegScredils im Juli 1870 die uneriäß liche Nothwendigkeit der Theilnabme Bayern- am Kriege gerade vom Standpunct der banerischcn Selbstständigkeit mit sieghafter Beredlsamkeit darzuihun. Die Opposition der Patrioten beruhte überwiegend auf particnlaristischer Grundlage, und als in der „Bayerischen EentrumSparici" Erwägungen dieser Art elwaö zurückiralen, war die Ab neigung gegen den immer früber aufstehenden Minister so weit gediehen, daß man mit ibm nicht auSkominen wollte. Sagte doch der eine Weile „führende" Abg. Waller einmal in der Kammer gerade heraus, die Opposition gelte nicht der Politik, sondern der Person des Herrn v. Lutz. Klug war diese Acußerung nicht, indessen politische Klugheit ist eine Waare, die man in dem Kramladen der bayerischen CeulrumSpartei niemals geführt bat. Eine durch Mangel an Talenten derart ausgezeichnete Partei dürste in der parlamentarischen Geschichte kaum zu sinken sein. Ter tüchtige, besonnene Freytag und der schon erwähnte vr. Jörg zogen sich bald zurück, dir Kopp, die Bonn, die Daller und wie sic alle bicßen, hatten deS politischen Geistes niemals einen Hauch verspürt, sie waren grobe Polierer oder plumpe Jntriguanten oder beide- zugleich. AuS den nltramontan:» Reihen heraus mußte sich diese Führerschaft sagen lasten, daß sie, welche die Leitung der CtaalSgeschäfle bea»spr»ck>k, kein:» einzigen zur Verwaltung eine- Ministeriums befähigten Mann stellen könne, ja, daß kaum Einer von ibnen die im Verkehr mit Vertretern fremder Regierungen nun einmal unerläßliche Kcnnlniß deS Französischen besitze! Nur der eine vr. Rittlcr ragte auS der Menge empor, aber er stand lange Zeit als Führer einer secessioiiistischcn Gruppe in scharfem Gegensatz zur klerikalen Hauplpartei und ließ sich späterhin durch ein höheres Lehramt — beruhigen. Auf diese Weise haben sich übrigens noch viele andcre „patriotische" Spitzen abstumpsen lassen. Die bayerische Regierung hat nicht nur StaatSämtcr, sondern auch lirchliche Wurden und Pfründen zu vergeben. Die Ultramontanen hatten eine Art Simonie eingerichtet, welcher Sünde sie ihren jetzigen Niedergang vor Allem zuzuschrciben haben. Für die Regierung andererseits war das Vorbandensein gesättigter Existenzen in der Kammer eine politische Nothwendigkeit, da die Mehrheit, „um ihre Unzufriedenheit mit der RegicrungS- politik zu bekunden", eine Weile dir Mittel für die »cih- wendigsten Eulturbcdürsnissc verweigerte. Man ließ die für Bayern auch wirthichastlich inS Gewicht fallende Kunst Nolh leiden, man verweigerte die Ausgaben jür die von Herrn v. Lutz nach preußischem Muster eingeführle neunte Gvin- nasialstuse, man setzte althergebrachte, zur Unterstützung oen debürstigrn GtaatSdirncrsamilirn bestimmte Posten vom Etat ab, ja man verlangte die Aushebung der Universität Er langen. Etwas ausgesprochen CullurfeindlicheS ging durch die Politik dieser Partei und ihre Ersolge sind nabezu durchweg Hcmmniffe der Ernwickelung gewesen. Der nationale und liberale Gedanke bat durch vie bayerischen Neuwahlen zunächst nickt gewonnen, aber mit der Trpoffcrirung dieser unfähigen »nt brutalen Mehrheit ist die Voraussetzung einer besseren Ge stattung des politischen Leben- in Bayern wieder gegeben. Bekanntmachung. Di« Ausführung der Eementsiainpfbetouarbette» für de» Nruboo de« Grnsst-Mnseu«» ist vergeben. Di« »»berücksichtigt orbiiedeara Bewerber werde» deshalb ihre« Aagebote« hier»« »»tlassr». Leipzig, am 12. Juli 1893. 8012 Der Aath -er Sta»t Lei,»«,. 1028. vr. Tröadlt». Liudaer. Deutsche- «eich. k Verlin, 14. Juli. Dem ReickStag liegen zwei aus die Invalidität-- »nd Altersversicherung bezügliche Anträge vor, einer vom Eentrui», brr andere von den Couservativrn au«ardend. Sic verlangen eine Abänderung jenes Gesetzes in Bezug auf AuSkcbiiung und Organisation der Versicherung, eine Vereinfachung der Verwaltung, insbesondere gegenüber dem Markensysteme. Auch diese Anträge, obwobi sic in der Tbat einem dringenden Be- dllrsniß weiter Voikskreise entsprechen, werten bei der gegen wärtigen Geschäftslage nicht mehr zur Bcratbung kommen; sie könnten ja auch für de» Augenblick keine Wirkung erzielen, sondern nur für eine folgende Session einen Gesetzentwurf zur Abstellung der vorhandenen Beschwerden anregen, der aber auf alle Falle „och längerer Er»i,ueiungen und Vorarbeiten bedürfe» wird. Tic Nolhendizkeil einer Ver einfachung des äußeren Apparats dieser Gesetzgebung be streitet eigentlich Niemand; die Klagen aus allen detheillgten Voltskrcise», die sich viel weniger gegen die Kosten als gegen die Belästigungen richten, sind zahlreich und lebhaft; in den jüngsten Wahlen bähen die Parteien der Opposition und deS Pe siiiii-muS viel Nutzen a»S der Mißstimmung gegen jenes Gesetz gezogen. Auch bei der EtatSberathung der vorigen Session kam die Angelegenheit zur Erörterung, und eö wurde von allen Seiten, auck von der Regierung, aner kannt, daß hier berechtigte Beschwerten vorliegcn, daß aber auch die hauptsächlich alS Last empfundenen Verpflichtungen fick wohl durch zweckmäßigere Einrichtungen beseitigen oder mildern ließen. Mehrfach ist aus das Beispiel von Hildes» heim und anderen Städten hingewiesen worden, wo das Ein kleben der Marken und daS Eiuzieben der Beiträge durch die Gemeinden besorgt wird. Wenn aber die Reformbedürsligkcit des Gesetzes von allen Seilen anerkannt wurde, so wird roch eine Aushebung ernstlich von keiner Seite gefordert. Staats- secretair v. Bötticher bezeichnete eine solche in der Verhandlung der vorigen Session als einen nicht zu rechlsertigenden NechtSbruch und hob hervor, daS Gesetz werde sich immer mehr Freunde erwerben, wenn erst die woblthäligen Wir kungen allgemein erkennbar hervorgetrcten seien, und Niemand protestirle lebhafter gegen den Gedanken einer Auf hebung des Gesetzes, als der Abgevitnete Bebel, der vielmehr die weitere Ausdehnung, nameiillich aus die Hausindustrie, verlangte. Ta« ist eine nicht zu unterschätzende Anerkennung, der gegenüber auch manche Belästigungen und Opfer ge tragen werden müssen. Immerhin aber wird sich, einer mächtige» VolkSströniuna gegenüber, die Regierung der Auf gabe nicht entziehen dürfen, möglichst bald die geeigneten Ab änderungen im Sinne der Vereinfachung per Verwaltung und der Erleichterung des bctbriligten Publikums durch eine Revision des Gesetzes vorzuschlagen. 6. U. Berlin, 14. Juli. Eine Anzahl Städte, wie Leipzig und Dresden, gewähren bekanntlich alljährlich Nenn preise von mehreren Tausend Mark; die Sportpreise Hai nun mehrfach ihrem Aerger darüber Ausdruck gegeben, daß die Stadl Berlin keine Subvention für die Nennen leistet. Wer die Verhältnisse kennt, wird begreifen, daß die Stadt Berlin sehr recht rbut, wenn sie gar nicht daran denkt, einen RcnnpreiS auSzusetzcn. In Leipzig, Dresden rc. sind die RennmcelingS, die sich nicht sehr häufig im Jahre ereignen, wahre Volksfeste, bei denen daü Burgcr- thuni aus allen Schichten sich zusammenfindcl, wahrend in Berlin in der Regel daS deutbar schlechteste Publicum die Majorität auf dem ersten und dem Sattetplatz bildet. Es giebt Hunderte von Existenzen, die als „cingeweihte Spieler", Buchmacher und Zuschlcpper nur vom Rennen lebe». Tie RenngeseUschaslcii machen gegen dieses Gesindel nickt energisch Front, sonst wäre es unmöglich, daß bestrafte Buchmacher wieder aus den Rennplätzen erscheinen. In Hoppeganen während der Juni-Rennen gingen Tausende überhaupt nicht zum Totalisator, sondern wetteten dei den Buchmachern, die dcn EourS vom Totalisator legten, und Mitglieder der Rclingcsellschaslc» sah man in trautem Verkehr mit Persönlichkeiten, die als Buchmacher bekannt sind. Abschreckend auf selche Pcrjönlichkeilen wirkt daS natürlich nickt. Und die Stadt Berlin sollte in ihren Säckel fassen, die Renne» unterstütze», ihnen einen noch größeren Bestich durch vermebrle Preise verschaffen, damit daS Gesindel von pro- fessioniricn Spielern und Buchmachern Gelegenheit erkält, Die, weiche nun einmal nicht alle werden, noch mehr aus- zuziehen? Die Stabt Berlin Hai wirklich andcre Ausgaben, und eS gehört die Naivetät von Leuten, die ein schwung volles Geschäft auö der Vermittelung von Wetten machen, dazu, solche Forderungen auszuslcllcn. Würden diese de willigt, so würden dadurch auö den lüVOVO sociaideuiv kratischen Wählern Berlins deren 200 000 gemacht Werken, und nicht allein die socialdemokralischen Stadtverordneten, sondern alle 126 würden mit einem lauten „Nein" ant Worten, wenn der Magistrat sich bewegen ließe, mit einem solchen Antrag an sie heranzutrelen. V. Berlin, >4. Juli. (Telegramm.) Der Kaiser wird sich, saUS der Reichstag am Sonnabend geschlossen wird, am Sonnlag Abend nach Kiel begeben, um von dort zu Anfang der nächste» Woche die Fahrt in die Ostsee an- zutreten. Die Rückkehr de« Kaiser« wird vorauSsichliich um die Mitte des August erfolgen. Berlin, 14. Juli. (Telegramm.) DaS „Militair- Wochenbiatl" schreibt: Ter Erbprinz von Meiningen ist von seiner Stellung als Eenimandeur der 2. Division de« GardecorpS entbunden worben unter Stellung ä la >>uite deS Regiments Nr. 95; von BomSdorf (Division Nr. 13) ist zun» Eomiiiandcur des 2. Gardecorps ernannt worben. «> verlin, 14. Juli. (Telegramm.) Der „Reichs- Anzeiger" veröffentlicht den Gesetzcntwurs, betreffend den Verralh militairischer Geheimnisse. c>- Berlin, 14. Juli. (Telegramm.) Ter Reichstags abgeordiirtc Lelocha (Eenirmn) hat sein Mandat n icter- gelegt; er fehlte bekanntlich schon gestern bei der Abstim mung über ts l der Militairvorlage. Er gekörte zu den jenigen Mitgliedern des EentrumS, die in der Wahlbewegung sich freie Einschließung Vorbehalten hatten. ** Berit», 14. Juli. (Telegramm.) Der antisemitische NechlSanwalt Hertwig wurde in seiner Eigenschaft als Re serv cojficie r von dem Kriegsgericht wegen Ver weigerung dcö Gehorsams zu drei Monaten Fcstungs- dast verurtheilt. Hertwig war von dem BrzirkScom- mando zur Berichterstattung über die Breslauer Spiel- affaire aufgcscrdert worden, ließ aber die Aufforderung u n brantw ortet. Berlin, 14. Juli. (Telegramm.) Die „Dossische Zeitung" zieht im Leitartikel ihrer Abendausgabe eine Parallele zwischen der vom Fürsten Bismarck stets gegen die Militairvorlage des Reichskanzlers Grafe» Eaprivi gezeigte Opposition, wie sie in verschiedenen Artikeln der „Hamburger Nachrichten" zum Ausdruck gekommen sei, und dem Verhalten des Sohnes, der für die Vorlage stimmte. Es gebe keine köstlichere Beleuchtung der Taktik deS Fürsten Bismarck, als die Haltung seine- Sohnes zur Militairvorlage. Der frühere Reichskanzler vermöge nicht einmal seinen Sohn Herbert für seine Ueberzeugung zu gewinnen. Der junge Bismarck werde übrigens wissen, daß er ganz im Sinne seines VaterS handele. Der greise Staatsmann habe aus dem Leben seine Schlußrechnung gezogen. Für seinen Ehrgeiz gebe es keine Befriedigung in einem Amte mehr. Der frühere StaatSsccretair deSAuSwärliaen aber sei noch ein junger Mann, weshalb sollte er die Schiffe hinter sich verbrennen? Hätte er gegen die Militairvorlage gestimmt, so batte er c« sich verscherzt, daß ihm einst die Sonne der Gunst wieder leuchte, und sein Vater wäre der Erste, der ihn als echter Menschcnverächter veranlaßt hätte, ohne Besinnen für die Vorlage zu stimmen. Fürst Bismarck balle seine Reden nur noch zu bestimmten Zwecken und in bestimmter Absicht und ver lacht seine Verehrer und seine Verächter gleichzeitig. Man müsse seine Reden nicht ans ihren Inhalt prüfen, sondern nur immer fragen, was er damit beabsichtigt. (Wir können der „Voss. Ztg." versickern, daß sie in der Annahme, Zürst BiSmarck verlache sie, sich nickt täuscht. Nicht einmal entrüsten wird er sich über ein Blatt, daS eS fertig bringt, in einem Arhem zu behaupten, der Fürst habe nicht einmal einen Sohn zu seiner Ueberzeugung bekehren können, der Sohn aber handele ganz im Sinne seines VaterS. Solche Logik ist der Entrüstung nicht werth. UebrigeuS widerlegt die Scene, die sich i» der heutigen Sitzung deS Reichstags zwischen dein Reichskanzler und dem Grasen BiSmarck ad- piclle, ans daS Schlagendste die bodenlos ordinäre Insinuation des „freisinnigen" Blattes, der frühere StaatSsccretair des Auswärtigen Amte- habe sich durch seine Stellung zu der Militairvorlage wieder anschtängel» wollen. Daß sich die „Voss. Ztg." dieser Insinuation schänii» werde, wird reilich Niemand erwarten. Wer in der BeschimpfungSjucht o tief versunken ist, um dem Schöpfer dcS Deutsche» Reiche res gemeinen Schachers bei einer Frage zu beschuldigen, von deren Lösung die Sicherheit dcS Reiches abhängl, der muß sich des letzten ErröthenS kaum noch entsinnen können. D. Red.) — Betreff« der Consiscation der Nuinmcr 28 des „Socia list" ist jcpt der Nedactio» Lesselbcy die »aycre Begründung zu- gegangcn. Hauptsächlich ein Artilel, „Futtermangel" uberichrieben, wirb als auireizciid bezeichnet n»b zwar soll durch ihn eine Aus- reizung deS Bauernstandes zu Äewattlhaligkeiten gegen Staat und Gesellictiast erfolgt sein, welchen die Schuld am augenblicklichen tanbwirihichastiichen Nothstand zugeschoben werbe. — Zur Beratbung über etwaige Abänderung der Staffeltarife für Mühlenfabrikatc sand, wie die „Franks. Ztg." berichtet, im Ministerium für öffentliche Ar beiten unter Vorsitz des Ministers Thielen eine Eonferenz von Mühlenindustriclleu auö säiiimllichcii preußischen Provinzen statt, zu der auch sämmtliche preußische Eisenbabn- bireclioneil Vertreter gesandt halte». Nach mehrstündiger Debatte kam der fast einstimmige Beschluß zu Stande, daß für die gesamntte Müblenindusine die gleiche Tarisirung deS MehlS und de« Getreide« unbedingt nothwendig sei. — Die Regierungspräsidenten sind seitens der Ministerialinstan; angewiesen worden, streng darauf zu ballen, daß in allen Anstalten, in welchen heilbare Irre behandelt werden, rin Arzt wohnt. Zur Ausnahme Geisteskranker in Privat-Jrrcnanstallen ist das Zeugniß eines KreiSpbysikuS, beziehungsweise KreiSwundarzteS unberingl erforderlich, und wenn der Kranke bis dahin in der Behandlung eines Privat arztes war, ist auch der Krankheitsbericht LeS letzteren vor- zulezen. * Hamburg, 13. Juli. In welchem Umfange dem Ham burger Slaale auS der Ckoleraepidemie des vorigen JabrcS die össcnllichc Waiscnpflegc erwackic» ist, er- gicbt sich au« einem NachtragSctat de« WaiscubauseS. Danach sind im Waisenhause selbst 600 Kinder statt bisher 400 zu verpflege» Tie Zahl der außerhalb Hamburgs untcrgc- brachten Waisen wird aus rund looo angegeben und die der sogenannlcn Kvstkiuder auf 2600, so daß dem Staate ca. 42oo Kinder zur Last falle». Im Vorjahre betrug die Zahl der Waisen rc. kaum die Hälsie. Ein eingehender Bericht über die Waisenpflcgc ist kemnachst zu erwarten. * Barmen, 13. Juli. Ter Wnhwcrein der deutschen Fort schrittspartei beschloß in einer geslern Abend abgehallene» Bersanim- tuiig, sich endaiitig an die sreijinnige Boikspartei anzu- schließen, aber den alten Namen beizubehalte». (tik. Z.) * t-sscn, 13. Juli. Der hiesige Ausschuß der EcntrnmS- partei hat Protest gegen die RcichStagswahl eingereicht. * l-isenach, 14. Juli. Ter Großherzog wird in diesen Tagen die beide» BerwalluiigSbczirke dcS Eisenacher Kreise« besuchen und sich persönlich über o:e Lage der dortigen Landwirlhjchast unterrichte». Die hiesige Sparcajse hat ebenfalls wie die des Oberlandes >00000 zur Linderung der Jullcriivlh derart de- willigt, daß 25000 >it geichenkt »nd 75 000 zwei Jahre »nver- zuiSüch geliehen werden. Man glaubt, daß die Erhol u»g deS Vieh- stände« im Wesentlichen gelingen werde, da die Aussichten auf Getreide- und Fetdiruchtcrnte nicht ungünstig sind; überdies bringt jetzt fast jeder Tag etwas Rege», so daß die Gruinmclerntc noch nicht verloren ist. * 2t. Wendel, 13. Juli. Der Kreistag für den Kreis St. Wentel beschieß, Mittel in der Höbe von IVO—>50 000 Mark flüssig zu macken, um sie de» einzelnen Bürgermeistereien zinsfrei ;»»> Ankauf von Naturalien zu überweisen. Baares Gelo soll den Notblkideiirc» nickt gegeben werden. DaS Geld für die gelieferten Naturalien soll bis zum I. Januar 1898 wieder zurückbczahlt sein. * Bayrcutb. 14. Juli. (Priva tt elegramm.) Die Regierung deS Bezirks Obersranken bewilligte 50 000 zur Linderung der Fulternotb. * Nürnberg, 13. Juli. Der Wahlprotest der Liberalen ist von dem n»r auS Socialdemokraten bestehenden Wahl ausschüsse zurückgcwiesen worden und wird nunmehr, ein gehend begründet »nd ergänzt, bei der Kammer der Abge ordnete» ringebracht werden.
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