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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189307168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18930716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18930716
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-07
- Tag1893-07-16
- Monat1893-07
- Jahr1893
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1893
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Bezugs-Preis k» der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk and den Vororten errichteten Au«, aabestellen abgeholt: vierteljährlichst4.-0. bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau« 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vjerleflahrlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzdand^endung in» Ausland: monatlich 7.50. Die Morgen-Ansgabe erscheint täglich '/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags 5 Uhr. Nr-action vnd Lrpe-itioa: JobannrSgaffe 8. Dir Expedition ist Wochentags nnunterbrochr» geöffnet von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Filialen: ktt« Kle«m» Sortiin. «Alfred Hahn), Universitatsstraß« 1, LoniS Lüsche, kaHarinenstr. 14, part. und -SnigSplatz 7. Anzeiger. Drgan für Politik, Localgcfchichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Sonntag den 16. Juli 1893. Anzeige» Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem RedactionSstrich l4a« spalten) 50^, vor den gamiltennachrich»» (6 gespalten) 40^. Größer, Schriften laut unserem Preis- derzelchnig. Tabellartschrr und Zisferajatz nach höherem Tarif. Hptra-Vellage" (gefalzt), nnr mit de, Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung SO.—, Mit Postbesörderoug ^l 70.—>. Jlnnalimeschluß für Anzeizenr Abend-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morge „.Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Soun- und Festtags früh V,9 Uhr. Vei deu Filialcn und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen siad stets an di« Expedition zu richte«. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 87. Jahrgang. , Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmnchnng. Wegen vorzunehmender Ausgrabungen wird vom 17. dieses Monats ab die Licbigstraffc in ihrer Ausdehnung von der Windmühlen, bis zur Nürnberger Strohe auf etwa 6 Tage für Sen grsammtrn Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 15. Juli 1893. Der Rath der Ltavl Leipzig. H 9889. vr. Tröndlin. Stahl. Lrkailnliillichung. Wegen Herstellung des Tementmacadams aus dem Dorotheen- platze wird die Elsterstrahc und die Erntralstraffe vom 19. dieses Monats ab aus die Tauer der Arbeiten für den »ach dem Torotheenplatzc zu sich bewegenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 15. Juli 1893. Ter Ratb der Stadt Leipzig. IX. 9979. vr. Tröndlin. Stahl. Bekanntmachung. von vcr- Die öffentlich ausgeschriebenen Arbeiten zur Herstellung gepflasterten Futzwcgübergangen im I. Ingenieur-Bezirke sind geben worden. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden daher aus ihren bez. Angeboten entlassen. Leipzig, den 13. Juli 1893. Der Rath drr Stadt Leipzig. Io. 3496. Vr. Tröndlin. Lichoriu». Bekanntmachung. Wegen vorzlinehmenden Schleuhenbaucs wird die t^artcustraffr «» Lripzig-Plaawitz vom 17. Vs». MtS. ab auf Sic Tauer der Arbeiten für den durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 14. Juli 1893. - „ Ter Ratb der Ltavt Leipzig. IX. 9L63. vr. Tröndlin. Stahl Bekanntmachung. Nachdem wir beschlossen haben, die von „nS unter dem 15. Februar 1877 erlassene, den Verlaut von Vrod und wciher Backwa.nre betreffende Bekanntmachung auszuhebe», so wird dies hierdurch zur öffentlichen Kenntlich gebracht. Leipzig, den 12. Juli 1893. Ter Rath Ser Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Stahl. Bekanntmachung. Als Stellvertreter des Herrn Iw. well, kercklnunck 6oetr i> Leipziq-Lindenau als Leicheuschauarzt für den XI. Lcichenschaubezir und a»> die Tauer seiner Abwesenheit vom l6. Juli bis 13. Augus dieses Jahres ist Herr vr. niest, Vrleckrlek lilllller in Leipzig Lindenau, Gartenstraste 24, von nnS verpflichtet worden. Leipzig, den 14. Juli 1893. Ter Rath vor Stavt Leipzig. VIII. 4297. Vr. Tröndlin. Dietrich Bekanntmachung. Tie Erd- und Pslastcrarbciten bei Tieserlcgung der Strohe an der 1. Bürgerschule sollen au «inen Unternehmer verdungen werden. Tie Bedingungen sür diele Albest liege» in unterer Tiesbau- Verwaltung, Rathhauß, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23 aus und tonnen dort Angesehen oder gegen Entrichtung von LO /H, die auch in Briefmarken eingciendet weiden lünne», entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Ausikhriit: „Erd- und Pstasterarbcite» bot Ticserlrguiig der Straffe an der I. Bürgerschule" versehen in dem oben bezeichneten Geschäftszimmer bis zum 25. d. M. 5 Ubr Nachmittags einzureichen. Ter Rath behält sich das Recht vor, sämmiliche Angebote ab- zulehnen. Leipzig, den 15. Juli 1893. TeS Raths »er Stadt Leipzig Straffrnbaudcpiltation. Bekanntmachung. Die Asphaltirnng der Straffe an drr 1. Bürgerschule nach erfolgter Tieferleguug derselben soll an einen Unternehmer verdungen werden. Tie Bedingungen für diele Arbeit liegen in unserer Tiefbau- Verwaltung, RathkanS, 2. Lbcrgeschoh, Zimmer Nr. 23 aus unv können dort eingesehrn oder gegen Entrichtung von 50 die auch in Briefmarken eingcseudct werten können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit drr Ausichrift: „Asphaltiriing der Straffr an Ser l. Bürgerschule" versehen in dem oben bezeichneten Aeschästszimmer bi» zum 25. d. Mt»., 5 Uhr Nachmittags »inzureichen. Ter Rath behält sich das Recht vor, jämmtlich» Angebot» ab« zulehncn. Leipzig, den 15. Juli 1893. Des Raths der Stadt Leipzig Ztraffenbaiidrpiltatio». Bekanntmachung. Nachdem die Maler- nud Anftreichrrarbeiten und das Firnissen der Fiihboden in der IV. und VI. Bürgerschule, der Xlll. Bürger- und 24. Bezirksschule, drr 2., 5,, 6., 8„ 22., 23., 25., 26. und 27. BezirkSichule vergeben worden sind, werden die nicht berücksichtigten Herren Bewerber ihrer Angebote hierdurch entlassen. Leipzig, am 14. Juli 1893. Ter LchnlauSschiitz. Walter, vr. Donndorr. Bekanntmachung. Das Weihen von 8491,8 gm Wand- und Teckenslächen mit Kalk farbe soll unler den im Geschäftszimmer Nr. 48 des hiesigen Garnison- lazareih« zur Einsicht und Unterschrift ausliegenden Bedingungen verdungen werden. Tie Verdingungsunterlagen werden gegen 50 ^ Schreibgebiihr daselbst abgegeben. Versiegelte, mit der Aufschrift ..Deistarbeiten" versehene Angebote sind bis zum Sröffnungsurmln, den 22. ds». Mts, Vorm. tO Uhr, portosrei hierher cinzusenden. Leipzig, am 15. Juli 1893. Königliche» Garntfinlazarcth. Bekanntmachung. Wir haben beschlossen, die Larola-Slrahe in Leipzig-Reudnitz in nachersichtlichcr Weis« um- und neu zu numeriren: Earola-Ttrage. Von der Albert-Srrahe aus: Linke Seite Rechte Seite. Alte Straßen- Nr. Brand- Cat.-Nr. Neue Siraßcn- Nr. Alte Straße n- Nr. Brand- Eat.-Nr. Neue Straßen« Nr. — — 1 1 72 y — — 35 2 71 4 — 76 7 3 — 6 — ?7 9 4 70 8 8 78 11 5 69 10 6 68 12 lolgt Rirbecf-Ltrahe. Baustelle. Leipzig, den 17. Juli 1893. Ter Rath drr Stadt Leipzig. le. 3688. vr. Tröndlin. EichoriuS. Bekanntmachung. Nachdem die Bliimenstraffe in Leipzig-Eutritzsch und in Leipzig. Do!, iS gradlinig bis zum 'Austreffen aus die Tclihicher Slrahe vrlgesührt worden ist. haben wir beschlossen, die an diesem Ströhen- zuge gelegenen Grundstücke wie folgt »in- bez. neu zu numeriren: Bluiiicnftrnffo, von der Telitzscher Struhe aus: Linke Seit«. Rechte Seite. Alte j Straßcn- Nr. Brand- ^ llat.-9tr.! Neue Straßcn- Nr. Alte Straßcn- Nr. Brand- i Eat.-Nr. Neue Straßen« Nr. Abth. e. Abth. 0. — 258 1 — 2 10 — — 35 — — 12 folgt Mechlcrstraße 14 16 24 25V 7 — 9/15 Leipzig-Eutri dich Leipzig-Eutrltzsch Abth. 8.! 1 Abth. 8 7 17 2 4 6 5 26 28 3 5 8 l9 21 s L 4 3 30 32 folgt Kanalstraße folgt Kanalstraste 7 9 11 16 23 25 27 10 12 14 2 1 Id 34 36 38 so Le gt Kirchw ipzig-Goh Abth. 8. eg folgt Kirchw Leipzig-Gvh Abth. 8. lsl US 13 15 17 19 21 23 60 68 6 29 31 33 35 37 39 16 18 20 22 24 26 7 78 70 7V 78 7? 40 42 44 46 48 50 folg! Böhme-Straße 28 7V 52 2b 27 29 31 3? 38 41 43 45 «7 30 32 34 36 8 88 80 8V 5.4 56 58 60 folgt Augusten- Straße 38 88 62 33 35 37 3!» 43 45 47 148 14 49 51 53 55 59 61 03 40 42 44 46 48 8b' 80 8U 9 148 64 66 68 70 72 49 — 6K 50 52 14V <4 76 folgt Earl-S raste 54 56 78 51 53 I 32 38 67 69 58 62 64,66 80 84 86 88 folgt Marien-Straße folgt Earl-§ roste 55 57 438 71 73 68 76 78 870 ! 90 96 > 98 59 43V 75 folgt Marien-Strastc kl KW KI 0 77 80 420 100 »5 ÜItt 81 82 84 e2V 428 UL 104 svlat LinLentbaler Strasze 80 42b' 106 67/71 I - j 83 87 88 90 420 421t 108 110 folgt Gkvrg-< lraste 92 52 112 75 108 89 folgt Lindcnlhalcr Straste 77 1078 91 94 ! 70 ! 114 107 95 96 104 ! IIS 124 83 10« 97 folgt Deorg-Stroste 85 105 99 10k 1018 126 108 102 128 110 103 I!M 112 114 — 132 134 Leipzig, den 12. Juli 1893. Ter Ratb der Stadt Leipzig. Io. 1876. vr. Tröndlin. EichoriuS. Die Geschichte des neuen Mlitairgesehes. «s. Nahezu rin Jalir bat die schwere innere Krisis gewährt, die gestern ihr Ende gesunken Kat. Lange bevor Miiitairverwalliing und ReichSregierung sich über tic Fassung der Militairvorlagr schlüssig gemacht, war eine tiefgehende Erregung über dieselbe in kaS Bell getragen worden. Eine «nbegrissene SlaatSkunst glaubte zunächst Stimmung sür eine Reform machen zu können, indem sie deren Umfang und die mit ihr verbundene» Lasten aiS ungeheure slizzirei, ließ. Mit dem gleichen vvikerpsnchologischcn Scharfblick ließ man den Anschein rnistrbcu, als eb an maß gebender Stelle Bedenken gegen die technische Zulässigkeit rer geplanten Neuerungen gehegt würden und hervor ragende, der Lessentlichkeit al» solche bekannte Fach leute dem Werke widerstrebten. Daß schon Kaiser Wil helm I. eine Neuorganisation, wie die beabsichtigte, sür uner läßlich gehalten, erfuhr man erst sehr spät und nicht durch die geschäftigen NcgicrungSfckern, sondern aus de» Erinnerungen eines inacliven Generals. Schon im Hochsommer beschäftigte die (Jemüther nichts Anderes, als die bevorstehende — nach den erfolgten Andeutungen sagte man mit Reckt: drohende — Militairvorlage und diö in die Mille des Lclcber hinein war nach den vorhandenen NnhallSpuncten die Befürchtung berechtigt, die Negierung werde ein Mehr von 95 000 Necruten mit einem jährlichen Mebrauswande von 100 Millionen Mark fordern. Dazu Ankündigungen von Stcuerprojecte», auch von solchen, mil denen man später nicht einmal zwo lorina hcrvorlrat. Sland die ganze Reform, welchen Umfang sie immer an- nelmien mockle, von vornherein im crassen Widerspruch mit der kaum ein Jahr vorher gehaltenen „Zablcilwuth">Ncde deS Leiters der Negierung, so wurde erkennbar, daß dieser auch auf dem veränderten Standpuncte schwankte, tastete und, indem er selbst Verwirrung verrielb, Verwirrung hervvrrief. AlS die Pläne der Regierung zur Vorlegung im BundcS- rakhe hcrangcrcist waren, erschienen sie bereits erheblich eingeschränkt. Der Oesfentlickkeit wurde dicS jedoch vorenlballen, nur „tropfenweise" sickerten ossiciösc Mit- lheilitiigcii durch, ja man ließ erklären, die Vorlage würde nicht vor Neujahr bekannt gegeben werden. Sie wurde dennoch bekannt — durch die „unrechtmäßige" Veröffentlichung in der „Köln. Zig ", welcher noch ein höchst unerquicklicher, halb politischer, bald staatsrechtlicher Streit über die Stellung der preußischen Regierung zur Hecresreform vorbergegaugen war. Tie aus gleiche», Wege veröffentlichte Begründung war eine überaus dürftige unv nicht geeignet, die durch die ganze ungeschickte EinleitungSaclion in oppositionelle Stimmung versetzte Bevölkerung zu einer Berichtigung ibreS Unheils zu veranlassen. Mau hatte, wie Herr v. Bennigsen später sagte, die Vorlage gekannt und nicht genau gekannt, und so war rS gekommen, daß in der öffentlichen Erörterung die geforderten Lpfer die angeborenen großen Vorthcile der zweijährigen Dienstzeit und die Schonung der älteren Wehrpflichtigen in den Hintergrund drängten. Tie officiöse Presse that auch weiter daö Ihrige, um den Unwillen rege zu erhalte». Sie versuchte namentlich die Lücken der Begründung durch eine unsäglich zweckwidrige Herabsetzung der ruhmbedeckten Land- webr auSzusüllon. In liessler Mißstimmung sah die Nation am 22.-November den Reichstag zusainincnlreteii, dem alsbald die Regierungs vorlage (60 000 Recrnlen, 64 Millionen Mark Mehraus gabe) »»ging. Tic Sleuervorlagen waren, wie die Thronrede iniltbeilke, im BiindeSralh noch nicht beschlossen. Sie erschienen im Tecember, ober mil einer wesentlichen Abänderung an einem der Entwürfe der ReichSreziernng: Die Verringerung der Steuerdifferenz auf contingcntirkcn und uncontingentirte» Spiritus war roi» Bundesralb beseitigt worden. Man hatte also — trotz mehrerer Studienreisen — nicht einmal die WillenSmeinungeii d r Regierungen genau zu erforschen ver standen. Kein Wunder, daß die Ansichten de- Volkes über taS, was heute besteuert werten darf, so arg und zu so großem Schaden des ResvrmplaneS verlannl worden sink. Am 23. November vertbeidigte Gras Caprivi seine Vor lage >n mebr als zweistündigem Vortrag, ohne ihre VolkS- rbümlichkeit zu erhöhen. ES war der Abg v. Bennigsen, der am zweiten Tage der ersten Beratkuug (l3. Tecember) die Vorzüge der Reform und ihre politische Bedeutung wirksam beleuchteic »uv dadurch zu einer Sinnesänderung weiter Kreise der Nation ten Anstoß gab. Mit aller Entschiedenheit bestritt aber gleichzcilig der uationalliberale Führer die Mögli. keil, der Vorlage i» ihrem ganzen Umfange zur Gesetzeskraft zu verhelfen, während der damalige CenkrumSsübrer Frbr. v. Hiienc sür sich und seine Partei nur die Mittel für die Durchführung der zweijährigen Dienstzeit innerhalb der bis herige» Präscuzzisser bewilligen zu wollen erklärte. Am ll. Januar begann die EoniniissionSberalhung. Sie nahm 28 Sitzungen in Anspruch, die zu einem beträchtlichen Tbeil der Erörterung der allgemeinen politischen Lage gewidmet waren. Tic Bcrattuingen halten sür den vorige» Reichstag kein positives Ergrbuiß, da der Reichskanzler dem weitgehenden nalionalliberaleuVermiltclntigSvorschlagk, der 45» 000 Recrnten statt 60 000 bewilligen wollte, zuerst hartnäckiges Schweigen, sodann entschiedene» Widerstand entgegensetzte. TaS Be harre» auf der „ganzen Forderung" war das A und O der Negierung und ihrer Organe, die sich in erbitternde» Teductioncn überhoteu. Neben dieser falschen politischen Taktik gingen jedoch in der Eommission sachliche mililairische Anftläruiigen einher, die weniger vom Reichskanzler, als von seine» »lililairischc» Beisitzern hcrrührten und dem im Lande sich bemerkbar machenden Umschwung der Stimmung zu Gunsten der HecreSresoriu dieulick waren. Trotzdem war in der Eoiiiinission alle Milbe umsonst; weder die Regierungsvorlage »och irgend ein aurcrer Antrag Wurde angenommen. Tie Lflerserien trennten die EonimissioiiS- bc>aihung von der zweiten Lesung tin Plenum. Eine Weile schic» es, als ob die 'Angelegenheit doch »och zu gutem Ende geführt werden könnte. Herr v. Huenc batte Verhandlungen mit dem Reichskanzler augeliiüpst, deren Ergebnis) ein Eo»i- piomißanlrag war, der 5>3 ooo Rccrulcu bewilligte. Turch denselben war rin Keil sowohl in das Eenlrum als in die dciilschsreisiiinige Partei getrieben. In beiden Lagern fand der Antrag Hucne Anhänger. Tic Frage war nur, ob deren Zahl sür die Bildung einer Mehrheit auSreichen würde, (»was Caprivi Halle am 3. Mai, dem ersten Tag der zweiten Lesung, den Antrag acccxtirl, bei den Teulschsreisinnigeii wuchs die Neigung zu einer Verständigung mit jeder Stunde, allein die feste und geschickte Hand, welche die noch vorhandene» Schwierigkeiten hätte heseiiige» können, fehlte der Regierung. Am 6. Mai wurde der Antrag Huenc mir 210 gegen >62 Stimmen abgelchiit, nur 6 Tcutschf>cisiiiiiige und 12 CeiitrumS- männcr stimmten sür ihn. Der Abstimmung folgte unmittel- bar die Auslösung deS Reichstags. Ter Reichskanzler, der am 3. Mai für den Fall der Auslösung das ZiirÜckgreife» auf die Regierungsvorlage in 'Aussicht gestellt batte, war vermocht worden, diele Trobung ain folgenden Tage zurückziiziebtii und den Antrag Hucne als die Wahlparole rer Negierung zu pro- claniircn. So konnten deck' die Parteien, welche die Heere« Verstärkung derbeisührcn wollten, sich aber außer Stande sahen, da» „Ganze" zu bewilligen, in den Wahlkampf treten, ohne der Regierung Fehde ansagen zu müssen. Einer eifrigen, aber maßvollen Belehrung deS Volkes, welche sich die Mittel- Parteien angelegen sein ließen, gelang cs, die Erkennlniß der Nolbwendigkeit eines besseren Schutzes der Grenzen, sowie daS Verständniß für die Gefahren eine- ConflictS so weiten Volksircisen zugänglich zu machen, daß eine Mehrheit für den Antrag Hucne in den neuen Reichstag einrieben konnte. Daß dieRegierung an diesem Erfolge keinen Theil hat, ihm viel mehr im Wege gewesen ist, haben wir kürzlich schon betont. Hoffentlich ist Graf Caprivi nunmehr wenigstens von einem seiner Jrrthümer gekeilt, dem nämlich, daß heutzutage in Deutschland alle Parteien national seien. Vielleicht auch zieht der neue CourS aus den Erfahrungen deS letzten Halb jahrs endlich die Lehre, daß man dem Reiche nickt dient, wenn man auf dessen Kosten Zugeständnisse an die alten grundsätzlichen Gegner des deutschen Nationalstaates macht. Deutsche- Reich» 1t Berlin, 15. Juli. In den Tagen vom S. bis v. diese» Monats war in Bregenz eine von sümmtlichen Bodensee-Userstoaten beschickte Eonserenz versammelt, um sich über de» Erlah gleich artiger internationaler Borschritten über die Fischerei im Bodensee schlüssig zu machen. Teutjcherseits waren Bayern, Württemberg und Baden durch Delegiere auf der Eonserenz ver treten. Man einigte sich über eine aus 16 Artikeln be- stehende Uebereinknnst, der noch ein 5 Artikel umfassendes Schluß- prolocoll bcigesügt ist, welches Erklärungen und Erläuterungen enlhütt. Ter den Eonserenz - Verhandlungen, sowie den ge troffenen Abmachungen zu Grunde liegende leitende GesichtS- punct ist die Regelung des Filcherei - Betriebes in den Boden see - Gewässern unter Berücksichtigung aller, von der Wissen- schast luobachteten und erforschte» Lebens», Entwickelung?- »nd Foripslaiizungsbedingungen der im Bodcnsee vorkommenden Nutz- »scharten, demgemäß also eine rationelle Befischung des Tees bei gleichzeitiger Schonung »nd allmäliger Vermehrung des Fischreich- thumS. Diese Vorschriften sollen auch für die Zuflüsse des BoLen- secS gelte», welche von der Seeforelle regelmäßig zum Laichen aus gesucht werden. Als wünschenswerth wird erachtet, daß die bctheiligten Regierungen verbieten, in den Bodens« »nd sein« Zuflüsse neue Fischarlcn ohne vorgängigr Anzeige und behördliche Bewilligung einzusetzen. Tie Bewilligung soll nur nach einer entsprechende» Prüfung und Abwägung der voraussichtlichen Vorlheile des beabsichtigten Einsatzes und nur aus Grund eines Einverständnisses aller an dieser Uebereinkunft betheiligten Regie rungen, bezw. ihrer Bevollmächtigten »rtheilt werden. Ti« Ans- südrung der Eonventionsbesiimmungen wird durch mehrere von der Regierung zu ernennende Bevollmächtigte überwacht. Die Ueber- einknnit bedarf, ehe sie in Kraft treten kann, noch der Genehmigung der betheiligten Staatsregierungen, welche in nächster Zeit zu er warten steht. Tie Uebereinkunft bleibt 10 Jahre lang in Wirksamkeit. * Berti», 15. Juli. Evangelische Welfen haben bekanntlich den Äesuilenanlrag LeS Eentrums im Reichs tage mit unterzeichnet. Man schreibt hierüber dem „Hann. Cour." aus der Provinz Hannover: „ES wird hier auch in Kreisen wclsischer Wähler lebhaft besprochen, daß der Antrag der Ullramoiitancn auf Nückberusung der Jesuiten auch von den welfisck'cn Abgeordneten unterzeichnet ist, die sämmllick Lutheraner sind und in ihrer Heimatb als Muster lutherischer Frömmigkeit austrcken und angesehen werden. Ta uns der Antrag mit den Unterschriften hier nicht vor- licgt, würden Sie unS zu Tank verpflichten durch eine Mit- thcilung darüber, ob jcnc Behauptung zutreffend ist." DaS Blatt erfüllt diesen Wunsch und bemerkt: „Der Jesuiten- antrag deS CentrumS ist unterzeichnet von den welfischrn Abgeordneten: Baron von Arnswaldt-BLHme, Baron von Arnswaldt - Hardenbostel, Graf von der Decken, Freiherr von Hobcnberg, Götz von Llenbusen, Freiherr v. Waugcnhcii». Es scblt also nur Graf Bernstorss. Wir sind allerdings auch der Meinung, daß man an der Tbatsacke nickt stiUsckweigend voriibergehen darf, daß der Antrag auf Nückberusung der Jesuiten außer von den ultramontanen Ab geordneten und polnischen Katholiken auck von den welfischrn Lutheranern unterzeickiicl worden ist. E» sind Lies dir ein zigen Evangelische», die sich hierzu verstanden baden. Irgend welche Ausflüchte von allgemeiner Gegnerschaft gegen Aus nahmegesetze tonnen hier natürlich nicht verfangen. Der Jesuiten orden richtete von Anbeginn an sein Wirken mit allen Mitteln gegen die siegreiche Reformation, und seiner vor nichts zurückschrcckenden Skrupellosigkeit hat eS der UltramontaniSmuS zu danken, wenn große Gebiete, in denen die Reformation er- svlgreich gewesen war, letzterer wieder verloren gingen. Diesen Kampf sorlzuseyen, ifl auch jetzt Zweck des Jesuiten ordens, und Zweck jenes Antrages ist cS, ibm die Wege zu uiigehinderler Thäligkeit im Deutschen Reiche zu ebnen. Selbst katholische Regierungen haben die Jesuiten aus ihre» Grenzen ausgeschlossen, weil sie den Frieden ihrer evangelischen Uiilerlbanen nicht stören taffe» wollen. Wenn Social- dcmolratcn den Antrag unterzeichnet hätten, so würde darüber kein Wort zu verlieren sein, denn sür diese existirt der Begriff der Religion nickt, »nd bei einer Verschärfung deS Kampfe« gegen den evangelischen Glaube» würden sie die schadenfrohen Zuschauer bilden. Daß aber Männer, die einen Zwrisel an ihren ehrlichen lutherischen Ucbcrzcugungen mit Enttchiedenbeit zurückwcisen würde», ihre» Namen unter einen Antrag setzen, der bezweckt, daß die geschworenen grimmigsten Feinde deS ev. Glaubens die ihnen durch das Jcsuitengesey einigermaßen ge» legte so verbängnißvolle Tbätigkcit wieder frei unk ungehindert cnrsallen können — daS wird allerdings in den hannoverschen lutherischen Wählern dieser Herren rin Gefübl der Beschämung und Entrüstung Hervorrufen. Dazu sind dieselben von ihnen jedenfalls nicht in den Reichstag gesandt worden. Es wäre cinmat an der Zeit, daß man sich in jenen Kreisen an der Hand dieses BorkommnirieS dir ganze Stellung der welfischrn Abgeordneten in den Parlamente» klar macht«. Durch die Doppelrolle Windlborst'S als Führer deS CentrumS und der Welsen bat eine Veranickung zwischen UltramontaniSmuS und den« lutherischen Weljentbum staltgesunden, die von Anfang an völlig unnatürlich war. Sie ist allmälig »nd nachdem Wintthorst durch Lieber ersetzt worden ist, zu einer knechlischen Abhängigkeit der lutherische» Welfen vom Commando deS CenttumSfiihrers geworben, die ebenso unwürdig wie sinnlos ist. Tenn daß der wcisifche Adel al- gehorsames Gefolge des demokratischen CentrumS sür die besonderen Zwecke de» WelsenIbuinS absolut nichlS auSzurichtrn ver mag, darüber kan» ein Zweifel doch nickt Kerrschen. Ist man aber in den Kreisen der welfischrn Wähler rntschloffen, an- völlig unverständlichen Gründen daS ultramontane Joch
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