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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930725011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893072501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893072501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-07
- Tag1893-07-25
- Monat1893-07
- Jahr1893
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Gröbere Schriften laut unserem Pret«» verzeichnib Tabellarischer und gtffrrnsatz nach höhrrem Tarif. Ertra-Beilagen (gesalzt), nur mit dt» Morgen-Au«aabe', ohne Postbefärdernng ^l 60—, mit Postbesörderung 70,—» Annahmeschluß für Äazeizr»; Abeud-Au-gabe: Bormittag« 10 Uhr. Marge n-Au-gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Soun- und Festtag» früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» j« «t»O halbe Stund« früher. Anzeige« find stet« au di, GzDedUt«« zu richten. Druck und Verlag von E. Pol» i» Leipzig. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekannlmachung. Wir haben beschlossen, der Poststratze, Schulftratze und Lahn- hofstratze in Letpjig-Plagwitz den gemeinsamen Namen „Weitzruselser Stratze" beiznlegen und deshalb die daran gelegeneu Grundstücke, wie folgt, ueu- bq. omzuuumeriren. von der Ronnenstratze aus: Linke Seite. «echte Seite. Mte Straßen- Nr. Brand- Lat.-Nr. Neue Straßen« Nr. Mt« Straßeu- Nr. Brand- Lat^Nr. Neue Straße n- Nr. bisher bt«her Poslstraß« Poststraße 2 5 438 1 4 6 436 3 (Areal) 7 44 5 8 901 4 8 7 (Bauareal) folgt GleiSstratze S 7? 9 2 490 6 10 78 11 1 49? j 8 folgt Alte Ttratze folgt Alte Strotze solgt RathhauS folgt «tisadeth-AIee, bisher Eanalftratze bi-her Schulstr. 5e. 93b 10 bisher 5b 93« 12 Schulstr. 5» 93 14 6 6» 7 143 144 144b 145 13 15 17 folgt Canalstratze folgt Kirche solgt Kirch,trotze folgt »kchochersche Straß« 16/l8 7» 225<- 19 (Bauareal) 8 226 21 1 140 20 » 22? 23 — 139 22 folgt Liegelstrgß« folgt Jschocherkche Stratze bisher — 890 24 Bahohosstr. ll 279d 26 1 2456 25 10 279 28 3 2456 27 9b 278b 30 5/7 bisher 246/247 29/31 folgt Ztmmerstratze Lahuhosstr. bi«her 9 2473 33 Sahahofstr. 11 248 35 2 878 32 13 2483 37 4 8773 34 15 249 39 6 277 36 17 250 41 8 276 38 19 2503 43 10 275 40 21 251 45 12 274 42 folgt Merseburgerftratze 14 16 273 272 44 46 25 261 47 18 271 48 (Bauareal) 20 2703 50 27 262 49 22 270 52 29 263 51 24 269d 54 31 264 53 26 269 56 bü/ü7 (Baoareal) solgt Merseburgerstratze 39 265 59 28 3026 58 41 2664 61 30 — 60 folgt «Lblenstratze 32 3088 (Bauareal) 62 43 267 63 34 302? 64 45 67 65 36 3020 66 4? 68/686 67 38 — 68 folgt Gietzerstratze 40. 42, 44. (Bauareal) 70, 72, 74. 49 69 69 46 — 76 51 29 71 50 — 78 53 29 73 75 folgt Gietzerstratze (Bauareal) — — 80 57 81 7? (Bauareal) 59 — 79 60 41 82 (Bauareal) — 84 61 32 81 (Bauareal) folgt Ariedrich-Auguftstratze 86 (Bauareal) f«lgt Friedrich-Angustratze. Leipzig, den 24. Juli 1893. Der «ath der Stadt Leipzig. Io. 8456. vr. Tröudttn. Lichoriu« Lekauntmachung. Wegen vorznnehmender AuSschachtungSarbetteu wird Na« 81. diese« Monat« ab dte Gartenstratze in L^Sellrrhausen zwischen der Wurzner und Bernhardstrab« auf circa 5 Wocheu für alle« Kahroerkehr gesperrt. Leipzig, am 22. Juli 1893. IX. 10258. Der «ath »er Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Stahl Gesucht wird der am 15. Mai 1856 in Grostwusterwitz geborene Schlosier Friedrich Wilhelm Kahle, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhaltrn ist. Leipzig, den LL. Juli 1898. Der «ath der Stadt LSPztg. Armen-Amt, Abth. ll. X. ü. Hl. 1S75. Heatschel. Hädrich. Gbst-Versteiqerung. Di» dierjä-ria« Nutzung ron den fidcalischen Aepfel», vir«» «N» Pflanmen-Läume« an dru Strahen der Amt«, strahrumeifterbezirk, Grimm« 3. Wurzen und Aottzitz soll öffent- tich versteigert werden Mittwoch, a« 2«. tzs«. Mt«„ vor». - Uhr „Wtcscnthal" zu Grimma, «aöh». 8 , tu derMrtzer'schrnSchanrwirthschaft,»Wurzen. Donnerdta«. am 27. »f«. Mt«.. ««ch». »/.» Uhr t« ..Krltzichlötzchkn" zu »otdttz. Kßatgltche Stratze«- und Wafserdantnspectton «nd Küuttzlich« vanoerwaltrrei Grimma, am 14. Juli 1893. Bekanntmachung. E< ist kn letzter Zeit wiederholt vorgekoinmcn, daß den zu einem Schadenfeuer auSriickenden Fahrzeugen der städtische» Feuerwehr eiten« anderer Fuhrwerke, al« Droschken, Roll- und Geschäftswagen, rnd insbesondere seitens der Pserdebabnwagen nicht der für ein chnelle« Borwärtskoinmen erforderliche Platz sreigegeben wird. Ter das Ausweichen beim Begegne» der Feuerwehr betreffende !i. 33 des Straßen-Polizei-RegulativS für die Stadt Leipzig vom 14. November 1885 wird deshalb de» betheiligten Gewerbetreibenden und insbesondere den Geschirrsühreru nachstehend in Erinnerung gebracht. K. 33. Den Fahrzeugen der Feuerwehr ist von allen anderen Fuhrwerken, insbesondere auch von den in 8- 31 genannten, vollständig freie Bahn zu lassen, und zwar je nach den Um ständen durch Anhalten, Ausweiche», oder wenn das sofortige Ausweichen nicht möglich ist, durch Vorauseilen bis zu einer hierzu geeigneten Stell». Wenn die Feuerwehr die Pferdebahn kreuzt oder entlang derselben fährt, haben die Bahnwagen zu Hallen, sobald die« dem Fortkommen der Feuerwehr förderlich ist. Zuwiderhandlungen werden nach 88. 158, 159 des Straßen- Polizei-Regulativ« mit Geldstrafe bi« zu 60 oder Haft bi« zu 14 Tagen geahndet werden. Leipzig, am 20. Juli 1893. Ter «ath »nd das Polizei-Amt dcr Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. In Stellvertretung: IX. 9954. vr. Schmid. Lindner. Diebstahls-Lekanntmachuug. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine goldene Damen-«cuiont»ir»hr ohne Secunde, mit geriester Rückseite und wappenähulichem Schildchen, sowie mit an» hängendem goldenen Kettchen — sogenannte Erbskclte —, vom 9. bi« 16. d. M.; 2) etue filderne Herren-«rmontoirnhr mit Goldrand, am 11. d. M.; S) eine ovale goldene Brosche» in der Mitte mit einem schwarze» Lmailleschildche», mit goldenen Blümchen verziert, vor circa 4 Wochen; 4) ein Leipziger Abretzbuch vom Jahre 1893, mit der Bezeichnung Xöppen, veisser 8ch«au" aus der vorderen Seite der Einbanddecke, am 16. d. M.; 5) ein Deckbett mit roihgemustertem Jnlet, ein dergleichen mit hell- und dunkelroth gcstreistem Jnlet, beide Belten in >e ein wettzletnene« Betttuch gebunden, letztere sind mit weibgesticklem Monogramm „O. 8." versehen, innerhalb der letzten 14 Tage; 6) et« draungestrichcner. vtcrrädertgcr Handwagen mit Leitern und Kastenaussatz und der Bezeichnung „vuiiäwuoo, vetroel»". Aus dem Wagen befand sich ein Hundegeschirr, am 15. d. M.; 7) ein blangestrichcncr. «nttelgrotzcr, vierräderiger Hand wagen mit Leitern und Kastrnaufsatz versehen, aus dliiijelben de- sandeu sich Kartoffeln und grüne Waare» re.» am 22. d. M.: 8) ein fast neue», »ngcstrichener, vierräderiger Hand wagen mit seitlichem Leiterausiatz, am rechten Hinterrad fehlt die Schraubenmutter, di« Steinmleiste ist mit Bindfaden befestigt, am 22. d. M.; 9) eine Firmeutasel von Visenblech, schwarz lackirt, mit der Aufschrift „Wkttttur L Ililäsbranä, Vuclickscliermeiüter"; die Toset ist 1,50 w lang und 0.50 m breit, vom 14. zum 15. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenständ« oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lriminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 24. Juli 1893. Das Polizei-Auit dcr Stadt Leipzig. Ja Stellvertretung: Vr. Schmid. N. Gefunden wurde hier vor einigen Tagen ein Portemonnaie mit über IVO« Mark Inhalt. Zur Ermittelung de« Eigenthümer» wird Lies hierdurch bekannt gemacht. Leipzig, am 21. Juli 1893. Ta« Polizeiamt der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: HI. 3961. vr. Schmtd. Gast. Der Untergang der „Viktoria". ?. London, 22. Juli. Mit der größten Spannung verfolgt das ganze englische Publicum die vvUkommeu öffentlichen Berhandlunge» de« KriegSgericht-hofeö von englischen Adunralen und Eayitainen, der seil dem 17. Juli in Malta tagt und vor dem die Ueber- lebenben der am 22. Juni mit 358 Mann untergegangeiien „Viktoria", in erster Linie der Capitain diese» Schisses, Burke, sowie der Befehlshaber des „Camperdown", Admiral Markhani, dessen Schiff den verbängnißvollen Stoß auS- sührte, und Alle, deren Aussagen sonst Licht auf die Ange legenheit wrrsen könnten, einem eingehenden Verhör unter worfen werden. Obwohl die Untersuchung noch nicht beendet ist, liegen doch bereit« dir Umstände, die das erschütternde Ereigmß veranlaßt«», klar vor Aller Augen, soweit dies voraus sichtlich jemals möglich sein wird, nachdem der Mund dessen verstummte, der allein völlig genügende Auskunft hätte er- theilen können. Im Wesentlichen hat sich bestätigt, was bereits vorher über die Ursachen der verhängnißvollen Katastrophe verlautete. Der Admiral Tryon hat während des Manöver» einen Befehl gegeben, dessen wörtlicheAuSsührung sämmtlichel l Schifte des Geschwaders in die gewisse Gefahr dcr Collision brachte und lhatsächtich den Zusammenstoß de« ersten Schiffspaares und den Untergang des FtaggenschiffeS herbcisührte. Sonderbarer Weise ist, wie bereits frittier nntgethcttr, der Admiral a»u eie Gefahr anfmerksam gemacht worden und hat den ur sprünglich befohlenen Abstand der Schifte von 1200 Aard in 1600 Aard abgcändert, Viesen Befehl aber gleich daran widerrufen. Alle detheiligteu Schiffsvfficiere, mit Ausnahme de» Höchstbefehlcnden, schemeo die drohende Gefahr erkannt zu haben, der Capitain des „Camperdown" zögerte, dem Befehl, sein Schiff zu wenden, Folge zu leisten, und ihat dies erst, al» ihm vom Admiralsschiff sigualisirt wurde. »Worauf warten Sie?" gerade als er selbst telegrapbiren ließ, ob er denn daS Signal richtig ver standen habe. Die Eapitaine der beiden zunächst bclhciligtcn Schiffe erklären, von solchem Vertrauen zu ihrem Comman- dircnden und seiner Fähigkeit erfüllt gewesen zu sein, daß sie säst bis zur letzten Minute erwartet hätten, der Admiral be herrsch« die Situation und werde in irgend einer Weise Nach schaffen, wie Admiral Markham meint«, daS eigne Schiff sich anders bewegen lassen, als man eS nach den Signalen an und für sich erwarten mußte. WaS bat nun den verdienten, erprobten und umsichtigen Man» anscheinend mit offenen Augen in sein Verderben ge trieben? WaS hat ihn, der so oft in kritischen Lagen Nutze und Besonnenheit gezeigt hatte, nicht merken lassen, waS alle Andern erkannten? War es noch eine Nachwirkung der Krankheit, die ihn gerade bis zum Morgen de» verhängniß- vollcn TageS an daS Krankenzimmer gefesselt hielt? Diese Fragen werden wohl immer unbeantwortet bleiben. Soviel lehl nach den Aussagen vor dem Kriegsgericht fest, daß Tryon elbst nach dem Zusammenstoß seine Schuld anerkannte, in dem er sagte: „Ich bin selbst schuld daran" (It rs all my tüult). Dasselbe Gefühl der Verantwortlichkeit für daS Er- eigliiß spricht aus seinem Verhallen nach der Katastrophe. Er wollte offenbar mit dem Schiffe untergehcn und mit dem Tode seinen Jrrthum sühnen. Man muß abwarlen, ob der Gerichtshof außer dem Hauptschuldigen, der dem irdischen Richter entrückt ist, einen Theit der Verantwortung den beiden Capitainen der betbei- ligten Schiffe zuschiebcn wird, weil sie einem offenbar Gefahr bringenden Befehle, den sie als solchen erkannten, nicht ent- chiedcnen Widerstand geleistet und die nöthiaen Vorsichts maßregeln, wie Schließen dcr wasserdichten Thüren, nicht rechtzeitig und genügend ausgesübrl haben. In dieser Be ziehung ist der folgende Tagesbefehl von hohem Interesse, den Admiral Tryon, wie in Vorahnung eines soleden Ereig nisses, vor Kurzem erließ: „Tagesbefehl, 1. Januar 1893. ES kann hänsig geschehen, daß einem Ofsicier ein Be fehl gegeben wird, dessen Ausführung in Folge von Um- sländen, die dem Befehlgebcndcn unbekannt waren, unmög lich oder doch so schwierig oder gefährlich sein würde, daß eine moralische Unmöglichkeit vorlieat. (DcS Herzogs von Wellington Depesche, 11. November 1803.) Obwohl ein Befehl unbedingt befolgt werden sollte, so mögen sich doch die Umstände umgestalten und die Verhältnisse ganz andere werden, als wie sie zur Zeit des Befehls waren ober auch als sie damals erschienen. In solchen Fällen muß der Ofsicier, der den Befehl erhält und der daS beabsichtigte Ziel seines Chefs kennt, auf eigene Verant wortung handeln. Wenn wörtliche Befolgung eines Befebls, wie er auch immer gegeben sein mag, die Collision mit einem befreundeten Schiff herbeiführen oder ein Schiff durch Strandung oder sonst wie gefährden würde, so erfordern höhere Gebote, jene Gefahr zu vermeiden. Ob wohl das befohlene Ziel, wenn möglich, erreicht werden sollte, sind Wagnisse, die im Kriege nicht nur gerechtfertigt sondern geboten sind, ungerechlserligt in FricdenSzeilen. — Ä. Tryon, Vice Admiral." Bekanntlich ist die Reihe ähnlicher, wenn auch nicht ganz so schrecklicher UnglückösäUe, welche die modernen Mceres- kolosse betroffen haben, eine sehr lange. Auch die deutsche Flotte weiß davon zu erzählen. Fast scheint eö, als ob diese wandernden Festungen den Freunden gefährlicher seien als den Feinden. Mau kann nur hoffen, daß unsere Schiffs- baucr aus der Katastrophe die erneute Mahnung entnehmen werden, bei der Construction nicht nur Größe und Furchtbar keit, sondern vor Allem die Sicherheit und Beweglichkeit des Schiffes im Auge zu haben. Deutsches Reich. IS. Berlin, 24. Juli. „Es wird zu wenig agilirt" — so klagt ein deutschsreisinniges Blatt in einer Betrachtung über den Rückgang seiner Partei auf dem stachen Lande des preußischen Ostens. Richtiger ist wobl, zu sagen, daß vom bürgerlichen Radikalismus zu viel agilirt und, da in jenen Gegenden die Socialdemokratie noch nicht ernstlich in Frage kommt, den AhlwardtS der Boden bereitet worden ist. An der rechten Agitation mangelt rS allerdings im Osten. Tort herrscht das conservative Element und bethätigt sich politisch und social überwiegend in reactionairer Weise. Die deutsch- sreisinnige Partei hätte dicAusgabe gehabt,diesemStand derDinge enlgegcnzuarbcilen. Sie verfügte über ein starkes Gefolge, wie sich noch bei den ReichStagsmablen von 1890 gezeigt hat. Nach den damaligen Wahlergebnissen zu urtheilen, schien der Deutschfreisinn berufen, die zum Stillstände gekommene politische Entwicklung des Ostens in die Hand zu nehmen. Der Deutschfreisinn war aber in jenen LandcSIHeilen, was er allgemach überall geworden ist: unfruchtbar und agitatorisch. Wenn eS selbst ack t>oe für eine liberale Partei nützlich ge wesen wäre, daS ganze politische Leben des Ostens auf den Gegensatz „Hie Bürger, hie Adelige" zuzuspitzen, sowar doch eine derartige Politik als kurzsichtig, illoyal und in ihren Folgen — namentlich mit Rücksicht auf die revolutio- nairen Bestrebungen — verderbenbringend zu ver- urtheilen. Im Osten ist aber eine schroffe Hervorkehrung jenes Gegensatzes in dcr Gegenwart und angesichts der gegenwärtigen politischen Aufgaben daS gerade Gegentheil von dem, waS nützlich und notbwcndig ist. WaS dort nolh tbut, ist Arbeit, Arbeit gegen die Conservative», wo man auf ein reaktionäres Jntransigententhum stößt, Arbeit mit den Conservative», wo sich eine gemeinsame Grundlage finde» läßt und wo durch reine Negation nur erreicht würde, daß entweder die Conservative» die unumschränkten Herren bleiben oder daß die AhlwardtS ihre Nachfolger werden. Ter politisch-sociale Kampf, dcr sein Rüstzeug auS der ConflictS- periode und der vor ihr licgenvcn Ze:t holte, mußte die Ent wickelung mehr hemmen als fördern. Es muß im Osten allerdings mehr agilirt werden, aber auch ganz anders als bisber. Es besteht dort ein nicht unbe gründetes Mißtrauen gegen die conservative Herrschaft und Selbstsucht. Der Radikalismus, der denselben Leiden schaften sröhnt, war selbstverständlich zur Führung nicht geeignet. Nur der gemäßigte Liberalismus ist im Stande, einerseits den extremen Conservativen wirksam zu begegnen, andererseits zu verhüten, daß sie durch social- revolutionäre Agitatoren ersetzt werden. ES bandelt sich nicht darum, gegen daS Junkertbum zu Hetzen, sondern seinen un angenehm empfundenen BethätigungSdrang praktisch zu zügeln. Die politische Arbeit in jenen, einer gewissen Stagnation anheinigefallenen Gegenden wird an die Vertreter der zemäßigten Richtung allerdings besonders hohe Ansprüche tcllen. Der Boden müßte mit zäher Ausdauer und ohne liechnung auf sofortigen Ertrag bearbeitet werden. * Berlin, 24. Juli. Der von einer Commission berathrne Entwurf einer Agende für die evangelische Landes kirche ist bei E. S. Mittler u. Sohn erschienen. AuS dem „Vorwort" theilen wir Folgendes mit: „DaS Glauben«- bekenntniß im Hauplgotlesdicnst ist nach der Agende ohne Einleitungsformel zu verlesen. Dem gegenüber ist da» Be- gehren einer Einleitungssormel vielfach und dringlich ausgesprochen worden. Soweit es mit liturgischen Grund ätzen vereinbar war, ist dasselbe in einfachster Weise befriedigt worden, ohne das bisher von der Agende gewollte Verfahren auszuschließen. Dem großen Dankgebct — der so genannten Präsalion — wurde die Stelle im Gebetsschluß nach der Predigt belassen, welche die Agende nach ansehn lichen altevangelischen Vorgängen ihm zugewiesen und in welcher cs vielen Gemeinden werth geworden ist; zugleich aber ist ihm seine Hauptstclle im Abendmabl-RituS gesichert worden. )ür die AuStheilung des heiligen Abendmahls sind die durch den Erlaß vom 7. Huli 1857 genehmigten Spendeformeln unter Verweisung auf die örtliche Gottesdienst-Ordnung ausgenommen worden. DaS gleiche Bedürfniß schonender Pflege des kirchlich Eingelebten ist betreffs des VorbereituagS- acteö zum heiligen Abendmahl durch die Einstellung zweier Formulare für diese Handlung befriedigt worden, deren erstes dem weitverbreiteten Schema der Beichthandlung folgt und mit mehreren AbsolutionSformeln auögestattet ist." In dem Entwurf selbst ist vor dem apostolischen GlaubenS- bckennlniß die EinleitungSformel: „Lasset uns unseren christ lichen Glauben bekennen" in Klammern beigefügt. * Berlin, 24. Juli. Von deulschconservativer Seite wird ausgcfordert, überall, wo die Deutschconservativen mit anderen politischen Richtungen gemeinsame politische Orga nisationen, Wahl- und andere Vereine haben, besondere deutschconservative Vereinigungen zu bilden. Aus nahmen sollen nur in besonderen Umständen stattsinde». Hierzu bemerkt die freiconservalive „Post": „ES ist dies die Fortsetzung der Parole, welche bereits für die Reichstag-Wahlen ausgegeben worden ist, aber» soweit ersichtlich, bei den Wählern keinen besonderen Aullang gesunden bat. Tie Vereinigung benachbarter Richtungen zu gemeinsamer Organisation be ruht ebenso wenig wie das Zusammengehen bei Wahlen schon bei dem ersten Wahlgangc aus Zufall, sondern ist regel mäßig die Folge lbatsächlicher Verhältnisse. Diese sind ver schiedener Art, aber immer sind eS vorhandene thatsächliche Momente, auS denen die Gemeinschaft erwuchs. In der Regel dient denn auch diese nicht nur dem wohlverstandenen Interesse staatSerhaltendcr Politik im Ganzen, sondern auch den besonderen Interessen der bclheiliglen Parteien. Es ist daher nicht a»;unel»»en, daß die Bewegung von oben jetzt auf viel fruchtbareren Boden fallen wird, als die von demselben Geiste getragene vor den Ncichötagowahlcn. Jedenfalls können wir unseren Freunden nur ralhen, da, wo nicht besondere Gründe ein abweichendes Verfahren bedingen, für die Aufrecht erhaltung der bisherigen Organisation cinzutreten. Wollen sich Diejenigen absondern, welche sich mehr von den engsten Parteirücksichten als von den Rücksichten auf die Sammlung der staatSerbaltendcn Kräfte leiten lassen, so mögen sie daS thun. Tic gemäßigten Elemente werden dann um so sicherer in den bisherigen Bereinigungen die Ober hand behalten, während deren Kraft und die Zahl ihrer Mit glieder durch eine Absplitterung nach rechts nach den namentlich bei den letzten Wahlen gcmacbtcn Wabrnehmungcn zumeist nicht allzu sehr vermindert werden dürfte. Die Sammlung der gemäßigt conservativen Elemente und ihr sreundnachbar- lickes Zusammengebcn mit den Kampfgenossen bei der Stich wahl im gemäßigt liberalen Lager ist angesichts der bevor siebenden Landtagswahle» von um so größerer Bedeutung, als es im Abgeordnetcnhause auf die Richtung innerhalb der conservativen Gesammtpartei ungleich mehr ankommt als im Reichstage." V. Berti», 24. Juli. (Telegramm) Die „Norddeutsche Allg. Ztg." schreibt: Wenn in der Presse vielfach Bezug ge nommen wird auf die Millheilung eines Thvrner Blatte-, daß die Negierung Schulinspcclionen in Posen zur Aenßerung darüber veranlaßt habe, inwieweit Aenderungen in der Ertheilung deö polnischen Sprachunterrichts ein- tretcn könnten, so sind wir in der Lage, zu constaliren, daß seitens der Centralinstanz eine Verfügung solchen Inhalt- nicht ergangen ist. verltn, 14. Juli. (Telegramm.) Dem „ReicbS- anzeiger" zufolge sind die ermäßigten AuSnahmetarife für Futter- und Streumittel nunmehr auf die Eisen bahnen de- ganzen Reichsgebietes ausgedehnt. -tt- Berlin» 24. Juli. (Telegramm). Wie au« Petersburg telczraphirt wird, wurde bei der vorgestrigen Audienz deS Finanzministers beim Zaren eine Entscheidung über die Handelsvertrags-Verhandlungen mit Deutschland noch nicht getroffen. ES verlautet vielmehr, es sollten nochmals Gegenvorschläge gemacht werden. Personen, welche die gegenwärtige Sachlage sehr ruhig bcurthcilkn, bezweifeln die Einführung des MarimaltarifS, weil beiden Theilen, Rußland sowohl wie Deutschland, zu viel an dem Zustandekommen des Vertrages gelegen sei. Die Abreise deS hiesigen russischen Botschafters Grafen Schnwaloff nach Petersburg wird ebenfalls mit den Handelsvertrags-Verhandlungen in Verbindung gebracht. <« Berlin, 24. Juli. (Telegramm.) Tic Verband lungen zwischen I)r. PeterS und dem englischen Commissar Smitt über die Kilimandscharo-Abgrenzung sind zum Abschluß gebracht. Wie wir von zuverlässiger Seite er- fabrcn, wird daS Abkommen morgen vom StaatSsecrrtair Freiherrn von Marschall und dem englischen Botschafter, sowie von I)r. PeterS und dem englischen Commissar Smitt unterzeichnet werden. — Das Gesetz über Maßregeln zur Verhütung an steckender Krankheiten (Scuchengesetz) wird dem Ver nehmen nach zunächst einer vollständigen Umarbeitung unterzogen werden und zwar unter Berücksichtigung der in-
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