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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.07.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930731015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893073101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893073101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-07
- Tag1893-07-31
- Monat1893-07
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Etage. - Gohlis Herr Rrltxsek«, Mittelstraße 5. - Lindenau Herr R. 6utber1et, Cigarrenhandlung, Markt 22. - Neustadt Herr R. Reber, Eisenbahnstraße 1. Gegen Einsendung der Abonnementsquittung erhalten alle neu hinzutretenden Abonnenten den bis 8. 2sU gratis nachgeliefert. in Plagwitz Herr N. Rrütxintum, Zschochersche Straße 7 a. Reudnitz Herr Ruxuinnu, Marschallstraße 1. Herr Lornlt. Nutzer, Mützengeschäft, Leipziger Straße 6. - Thonberg Herr R. Rllvt86l», Neitzenhainer Straße 58. - Volkmarsdorf Herr 6. >aumann, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). 1. August bereits erschienenen Theil des Romans In des Reiches Ostmark von Bestellungen auf Reffeliblmnemtnts nimmt entgegen und führt für jede beliebige Zeitdauer aus ülv RxpetlMon Ü68 Relp/lxor laseblattes, Johanuisgasse 8. Amtliche Bekanntmachungen. Lekailillllilichlmg. E!» von Adam Müller (oder Möller), Bürger zu Leipzig, 1524 gestiftetes Stipendium von 40 >4 97 ^ jährlich ist an hiesige Studirende, und zwar zunächst a» Verwandte des Stifters, in deren Ermangelung an Merseburger Stadtkinder, und wenn deren keine die hiesige Universität besuchen, beliebig auf zwei Jahre von und mit Michaelis d. IS. ab zu vergeben. Wir fordern diejenigen Herren Studirenden, welche sich in einer der angegebenen Eigenschaften um dieses Stipendium bewerben wollen, hierdurch aus, ihre Gesuche mit den erforderlichen Be scheinigungen bis zum 30. Septembers d. Js. schriftlich bei uns einzureichen. Später eingehende Bewerbungen können Berücksichtigung nicht finden. Leipzig, den 26. Juli 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndltn. Morche. Zwangsversteigerung. Aus Antrag des Verwalters im Concursvcrsahren über den Nach- last deS am 7. März 1893 versiorbenen Kaufmanns Restaurateurs Moritz Delitzsch zu Bittrrsclv sollen die zur Eoncursmasse ge- hörigen, im Grundbuche von Biltcricld Band X, Blatt 87, auf den Namen deS Kaufmanns Moritz August Fra»; Delitzsch ein- getragenen, zu Bttterscld in der Zürbigerstraste Nr. 7 und 8 belegeneu Grundstücke, nämlich eine Scheune und ein Hausgrnndslück, am 18. August 1893 Vormittags 9'/, Uhr vor dem Unterzeichneten Gericht an Gerichtsstelle, Lindenstraste Nr. 3, Zimmer Nr. 18, zwangsweise versteigert werden. Die Grundstücke sind mit einer Fläche von 16,33 Ar zur Grund- steuer, mit 1064 Nutzungswerth zur Gebäudesteucr veranlagt. Auszug aus der Etenerrolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuch blatte», etwaig« Abschätzungen und anderen die Grundstücke betreffenden Nachweisungen, sowie besondere Kausbedinguiigcn tonnen in der Gerichtsschretberei, Zimmer Nr. 17, cingeseheu werden. DaS Urlheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 19. August 1893 Vormittags 9'/, Uhr an GerichtSslclle verkündet werden. Bittrrfetd, den 82. Juni 1893. königliche» Amtsgericht. Politische Tagesschau. * Leipzig, 30. Juli. Der Bergarbeiter-Ausstand in Lancashire, Uorksbire und den Grafschaften Mittel-Englands scheint volle Wahr heit zu werden. Die Grubenverwaltungen dürften gewillt sein, den Kampf aufzunekme». Au- einer Reihe von Bezirken wird gemeldet, daß die Kohlenzechen von den Ver waltungen bereits geschlossen wurden. Es fragt sich jetzt nur noch, ob die Bergleute in den Grubcndistrieten von Durbam, Northumberland und Süd-Walc« sich dem Ausstand anschließen. Allerdings sind sie mit den BerufSgcnossen in den erst genannten Bezirken in der großen Bergarbeiter-Föderation verbunden. Indessen besteht zwischen beiden Gruppen ein noch unausgeglichener Gegensatz in der Beurtheilung de- be deutsamen PrincipS der „gleitenden Lohnskala", da- in den ausständischen Bezirken jetzt zu Fall gebracht werden soll, während Durbam, Northumberland und Süd-Wale- einstweilen noch an demselben sesthalten wollen. Sieht man näher zu, so ist eS abermals der Gegen satz zwischen dem SocialiömuS und den älteren eng lischen Gewerkschaften, der hier au-getragcn wird. Die »gleitende Lohnskala" ist eine Errungenschaft dieser letzteren Gewerkschaften, der mocku« vivendi, der nach langwierigen Lohnkämpsen mit den Arbeitgebern vereinbart wurde. Die Socialisten aber wollen dem friedlich-schiedlichen Zusammen leben rin Ende bereiten; sie wollen freie Bahn haben für neue, unabsehbare Lohnstreitigkeiten und überhaupt für den Kampf bis auf- Messer gegen das Uiiternehmertbum. Die ältere Gewerkschaft denkt nüchterner über die Aussichten solcher zügellosen Kämpfe; gewitzigt durch die Erfabrungcn des MassenauSstandes von 1877 und 1586 und bestärkt durch die Erfolge ihres FortschreitcnS auf gangbaren Wegen nach erreichbaren Zielen — setzt sie der uferlosen Politik deS jüngeren, socialistischen Verbandes berechtigtes Mißtrauen und kühle Zurückhaltung entgegen, — jetzt sowohl in der Bewegung gegen die gleitende Lohnscala, wie auch bisher schon in Betreff deS Achtstundentages. Auch diesen zu begehren, hat Durbam und Northumberland bisher abgclehnt; dort hält man noch an der Regelung der Arbeitszeit durch freien Vertrag fest. Schon um dieses ties- greisendcn Gegensatzes willen verdient der jetzt beginnende Bcrgarbciter-AuSstand allseits größere Aufmerksamkeit. Es wird interessant sein, die Bewegung in ihrer weiteren Ent wickelung darauf hin zu verfolgen, welche Widerstands kraft in der älteren Gewerkschaft sich äußert und wie weit der TcrrorisniuS und die Leidenschaftlichkeit deS Augen blicks — die hauptsächlichen Triebkräfte des SocialiömuS — sich geltend machen können. Zunächst bietet eS besonderes Interesse, wie überbaupt die Abkehr von der „gleitenden Lohnskala" begründet wird. Diese neuere Form deS Lobn- verlragö nimmt bekanntlich einen bestimmten Lohnsatz als Normal-Lohn („Standard") einerseits, und andererseits einen ebenfalls bestimmten „Slandard"-PrciS des ProducteS, also des Roheisens in den Hüttenwerken, der Kohle in den Berg werken, zum AuögangSpunct. Steigt nun der Preis der Kohle über den Standard-Preis, so erhöht sich dement sprechend der Lohn über den Standard-Lobnsatz um Proccnie, die aus einer mit den Unternehmern vereinbarten Scala abzulesen sind. Die Scala ist in den verschiedenen Bezirken verschieden, auch die Formen dieses LohnvertragcS selbst sind mannigfaltig, überall beruht dieses Lohnsystem >edoch darauf, daß die Sätze und die Procentscala durch „Unparteiische" be rechnet werden und daß in Streitfällen das Schiedsgericht zu entscheiden bat. In den meisten Bezirken gilt der Standard-Lobnsatz zugleich als Mindestsatz, unter den der Lolm überbaupt nicht herabsinken darf. Dafür ist thei'.» weise ein Maximalsatz zugestanden, über den der Unter» nebmcr hinauszugeben nicht verpflichtet ist; so daß also der Arbeiter gegen die Folgen äußerst gedrückter Markt- verbältinsie gesichert ist, wogegen der Unternehmer bei un gewöhnlich günstigen, aber ihrer Natur nach nur kurzlebigen Marktpreisen auch einen Extravortheil genießen soll. Wie man sieht, stellt dieser Lobnvertrag nicht eigentlich eine Gewinnbetbeiligung dar, aber er kommt jedenfalls dem System derselben sehr nabe. Gleichzeitig unterwirft er natürlich auch den Arbeiter selbst den Schwankungen deS großen Marktes, den allgemeinen Wirkungen deS ewigen Wechsels in Angebot und Nachfrage, und bier setzt nun die Kritik der Socialisten ein, um di« Unerträglichkeit dieses SvstcmS zu beweisen. Von der Animosität, die auch hier gegen die eigenen ArbcitSgenossen erzeugt wird, wenn sie als Unparteiische und Schiedsrichter ehrlich ihres Amtes walten, sei ganz abgesehen. Wir greifen nur die „wissenschaftliche" Begründung heraus, der wir u. A. auch in einer Londoner Zuschrift an den „Vorwärts" begegnen. Da heißt eS, daß auch die gleitende Lohnskala den Druck, der auf dem Arbeiter laste, nicht aufhebe, sondern nur verschiebe. „Und insosern nicht mehr die Person de- Unternehmers, sondern der unvermittelte Einfluß de» Markte» eS ist. dem der Arbeiter sich gegenüber siebt, d. h. eine unpersönliche, objective Macht, ist dem Arbeiter der Widerstand gegen den Druck eher erschwert. Durch Gegendruck auf den Unternehmer konnte er unter Umständen indirekt aus den Markt wirken; verschwindet der Unteriictnner hinter dein den Markischwankungen angepoßten Lohntaris, io ist der Druck ver- tbeilt und eS muß nun erst der Anlatzvunct für die Entfaltung des nöthigen Gegendrucks gesucht werden." Darin birgt sich denn doch ein überaus werthvolle» Ein- geständniß. Die künftige, socialistische Production will ja den Uniernebmer gänzlich verschwinden lassen und die Arbeiter schaft inSgesammt jener „unpersönlichen, objectiven Macht", jenem „unvermittelten Einfluß des Markte-" aussetzen, ebne bis zur Stunde auch nur im Entferntesten den Ansatz- punct für die Entfaltung de- nöthigen „Gegendrücke-" ent deckt zu haben. Wenn schon die, wenigstens nach unten festgelegte „gleitende Lobnscala" den Arbeiter in schwierigere Lagen bringt, als wenn der Unternehmer, beziehungsweise dessen Capitalkraft, die Folgen der schwankenden Markt verhältnisse auf sich nimmt und in der Fortwirkung aus den Lohn möglichst zu mildern und auSzuglrichrn strebt — I welche Zerrüttung aller wirthschaftlichen und Lebensverhält- I nisse müßte entstehen, wenn der Unternehmer nicht nur hinter dem, den Marktschwankungen angcpaßten Lohntarif, sondern überhaupt aus der WeltwirthschaftSordnung verschwunden wäre? Nun sind wir allerdings darauf gefaßt, daß un erwidert wird: im ZukunstSstaat giebt es ja gar keine Schwankungen aus dem Weltmarkt. Worauf aber zur Duplik genügt, daß ein solcher ZukunstSstaat ewig nur in den Wollen möglich bleibt, niemals auf dieser Erde, wo unmöglich die „vernunftgemäßen Bedürfnisse" der Chinesen und Europäer, der Hottentotten und der AankeeS, geschweige denn der deutschen Arbeiter und ihrer socialistischen Prrteibäupter nach dem Pendelschlag eines Regulators gleichförmig bestimmt werden könnten. Nein! Diese Gründe, die jetzt gegen das Verschwinden der Unternehmer dinier der Marktschwanknng gelten, sie würden im ZukunstSstaat mit elementarer Macht um Umsturz der daun geschaffenen Wirthschaftsordnung ühren. Der ersten Umwälzung, die den jetzigen Zustand beseitigt hätte, würde sehr rasch die zweite folgen. Wir wissen es dem Londoner Correspondenten des „Vorwärts" Dank, daß er selbst uns diese Beweisführung ermöglicht hat. Wir haben bereits gestern gemeldet, daß die siamesische Negierung alle Bedingungen deS Ultimatums Frank reichs angenommen hat und daß dadurch die Nothwendigkeit der Blockade, die am heutigen Montag beginnen sollte, hin fällig geworden ist. Wie uns heut« telegraphisch gemeldet wird, bestätigte am Sonnabend auch der siamesische Ge sandte in Paris in der Unterredung mit dem Minister Develle, daß Siam alle Bedingungen deS französischen Ultimatums angenommen bade. Der französische Ministerrath berieth über die Mitthcilung SiamS »nd wird beute eine Sitzung unter dem Vorsitz deS Präsidenten Earnot abhalten. Wie wir weiter telegraphisch erfahren, sprechen alle PariserMorgen blätter vom Sonntag ihre Freude aus über den Sieg, den die französische Diplomatie in der siamesischen Frage davon getragen habe, und rühmen die energische Haltung und die Geschicklichkeit des Ministers deS Aeußercn Develle. Der „Sol eil" stellt fest, daß Siam vollständig capitulirt habe. Einige Pariser Blätter sehen darin eine Niederlage der englischen Politik und fordern die Negierung aus, für Bürgschaften der ungeschmälerten AuS- sübrung der Bedingungen deS UltinialumS zu sorgen. — Die Möglichkeit der Blockade hat die englische HandelS- und Geschäftswelt in Helle Aufregung versetzt. Man zählt die Capitalien aus, welche in siamesischen Unternehmungen stecken, man sorgt sich wegen der in jenem Lande wirth- schastlich thätigen LandSleule und wegen deS ganzen com- merziellen und industriellen Vorsprungs, den England in Siam vor anderen Nationen, namentlich aber vor der französischen, behauptet. Allein der englische Verkehr mit Bangkok reprä- sentirt einen JahreSwerth von mehr als dritthalb Millionen Pfund Sterling; der Ausfall dieser Summe aber würde nur einen Bruchtbeil deS GesammlschadenS bilden, den eine Blockade der siamesischen Küsten verursachen müßte. Unweit Bangkok am Menamstronie sind eine Anzahl von Ncismühlcn ctablirt, welche englischen Unternehmern gehören und von Engländern geleitet werden; zwei Dampferlinien lausen Bangkok regelmäßig an; die Birgbauindustrie und der Holzhandel liegen aus schließlich in englischen Händen, ganz abgesehen von dem umfang- reichcnJmport englischcrManufacturen. Diesem ganzen weitver zweigten Geschäftsbetriebe würden durch eine Blockade die Adern unterbunden worden sein. ES kommt hinzu, wie eine Zu schrift an die „Times" einleuchtend nachweist, daß Siam selbst durch Verhängung deS BlockadrzustandeS kaum getroffen werden würde, sondern daß diese Maßregel recht eigentlich aus Lahmlegung deS britischen Einflusses in Siam gerichtet war, gerade so wie die von Frankreich erbobenen An sprüche auf da- Gebiet zwischen dem 18. nnd 23. nördlichen Breitengrade »ach Ansicht englischer Blätter nur von dem Streben dictirt worden seien, die Handelsstraße zwischen dem westlichen China und dem oberen Birmah zu sperren. Mit einem Wort, in England wird man sich immer allgemeiner darüber klar, daß die französische Siampolitik darauf abzielt, den Handels- und wirthschaftS- politischen Schwerpunkt de- Lande» von dem Menam nach dem Mekong zu verschieben, Saigon auf Kosten Bangkok« zu commerziellem Auf schwung zu verhelfen und so England die handels politische Suprematie zn entreißen, welche eS bislang in Siam besessen. Die Versuche gewisser Kreise, die in diesen Tagen zu Hermann stadt abgehaltenen Versammlungen der Ttrbcn- bürgcr Rumäne» zu großru manische »Demonstrationen auSznnützen, haben keinen Erfolg gehabt. Die große Masse der Bevölkerung steht dem siebenbürzischen Nationalitätcnhader vollständig tbeilnahinöloS gegenüber, und die maßgebenden intelligenten Kreise Nuiiiäincns sinv, wie au- Bukarest ge schrieben wird, von der Sinnlosigkeit gesetzwidriger Versuche zur Einmischung in die inneren Angelegenbeitcn eines mit Rumänien in den besten Beziehungen siebenden Nachbarstaates viel zu sehr überzeugt, als daß sie eine über die Grenze schielende Bewegung unterstützen könnte», die überdies nach dem Urtbeile aller Einsichtige», der Sache, welcher sic angeblich nütze» will, nur Nachtheilc bringen kann. Nur sebr wenige Berufsjournalisten und sonstige Neugierige sind anS Rumänien anläßlich der erwähnten Versaminlung nach Hermannstadt gewandert. Wenn auch manche Zuschriften und Telegramme die Theilnabmc von Bukarcster Rumänen an den Bestrebungen der Einbcrufcr der Hermannstädtcr Conferenzcn in einer theil- weise nicht bloS überschwänglichen, sondern geradezu völker rechtswidrigen Weise zum Ausdrucke brachten, so würde man doch sehr Unrecht thun, wenn man diesen Auslassungen irgend welche politische Bedeutung beilegen wollte, geschweige denn, daß man dieselben etwa gar mit den leitenden Kreisen in Bukarest in Zusammhang bringen dürste. Die belgische Deputirtenkammcr hat mit über- wicgendcr Stimmenmehrheit — mit 106 gegen 26 Stimmen — die 3 neuen Verfassungsartikel, welche bestimmt sind, die Wahlen für den belgischen Senat neu zu regeln, endgiltig angenommen. Faßt man die Bestimmungen dieser Artikel zusammen, so ergiebt sich folgende- Bild. Der neue Senat zählt Ivt Mitglieder; 75 Senatoren werden von allen istimmbercchtigten mit 1, 2 oder 3 Wahlstinimcn gewählt; die Slimmciiadgabe ist obligatorisch n»d erfolgt in der Genieinde, doch kann da- »enc Wahlgesetz anordnen, daß die Wähler da- 30. Lebensjahr vollendet haben müssen. Die 9 Provinzialräthc wählen 26 Senatoren, welche von jeder Eensusbcdingung befreit sind, aber seit zwei Jahren dem Provinzialratbc nicht angebört baden, auch bei der Voll ziehung der Wahl nicht Provinzialrätb« sind. Da 6 Pro- vinzialräthe klerikale und nur 3 Provinzialrätbe liberale Mehrheiten aufweisen, so ist im Voraus die Wabl von 15 Klerikalen und 11 Liberalen für den Senat gesichert. Daß der Senat alle diese Anträge, welche der liberalen Partei wenig günstig sind, annimmt, ist zweifellos. Deutsches Reich. ^ Berlin, 30. Juli. Gleichzeitig mit der Verkündigung der preußischen Tteuer-Refor»ige)etzc macht die Fiuanzverwal- tnng das Ergebniß der lox Huene für das Jahr 1892/93 bekannt. Mit dem Zustandekommen der erstcrcn Reform- gcsetze ist das nach Herrn von Huene benannte Ucberweisungs- gesetz von 1885 bekanntlich auf den AuSstcrbe-Etat gebracht. ES wird noch für daS jetzt lausende NechnungSjabr seine Geltung baden und dann, nach neunjähriger Wirksamkeit, sein längst verdientes Ende erleben. Wenn eS noch eines Beweises für seine Unzulänglichkeit bedurfte, ist er jedenfalls durch den Ausweis seiner Wirkung im Jabr 1892,93 vollauf erbracht. Die Kreise, denen gemäß der lox Huene während der verflossenen vier Jahre zusammen reichlich 83 Millionen über den VoranschlaghinauSüberwiesenwurden, erkalten für das ver flossene Jahr 4»/, Millionen weniger, als ihnen der Vor anschlag in Aussicht stellte. In „fetten Jahren", wo obncbin die Einkünfte reichlicher fließen, oder doch die KrciSbedürfnisie leichter a»S Sleuermittcln zu befriedigen sind, ist also den Kreisen noch ein reicher Millionensegen in den Schooß ge worfen worden; und nachdem man hierdurch die Empfänger zn entsprechend höheren Ausgaben lebhaft animirt bat, muß man ibnen setzt, in den minder ertragreichen Jahren, den Brodkorb auf einmal bedeutend höher hängen; die Summe rer Ueberweisungen rückt von 57 ans 36,77 Millionen her unter! Daß einer solchen Finanzknnst endlich Schranken gesetzt werden, war allerdings die höchste Zeit. * Berlin, 30. Juli. „Protest gegen die Delegirten- wahl zum Internationalen Eongreß in Zürich", so lautete die Tagesordnung einer Verjammlung, die der socialdemokratiscke Der- trauensmann de- zweiten Berliner Reichstags-WablkretseS, Maurer Werner, am Freitag Abend nach dem großen Saale der „Bock brauerei" am Tempelhofer Berg etnberusen batte. Es mochten etwa 700 Personen erschienen sein, lieber den Verlaus des Abend» berichtet die „N. Pr. Ztg.": Maurer Werner, der dt« versiumi»-
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