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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.08.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930802013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893080201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893080201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-08
- Tag1893-08-02
- Monat1893-08
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l. MM zu« LeiMt ÄMxtt Nil AiMM K. M, 2, Avst W. (MiW-MM (Fortsetzung aus dem Hauptblatt.) Grankreich. * Paris, 1. August. (Telegramm) Die Morzenblätter bestätigen, wie bereits kurz gemeldet, daß infolge der Unter redungen des Ministers des Auswärtigen, Devellr, mit dem englischen Botschafter Lord Dusserin ein Ein vernehmen erzielt worden ist hinsichtlich der Bildung einer neutralen Zone zwischen den neuen Besitzungen Frankreichs und den Gebieten von Birma und China. Die betreffenden Protokolle würden heute unter zeichnet werden.— Präsident Carnot ist heute Mittag aus Marly hier wieder eingetroffcn und reist am Donnerstag nach Fontainebleau ab. — Der Ministerratb, der beute Nachmittag unter Vorsitz Carnot's zusammentrat, beschloß, da Siam auch den Supplementär-Garantien zu- slimme, den Admiral Humann anzuweise», die Blockade sofort aufzuheben. Die sran;ösiscke Regierung stimmt gemäß den von ihr gemachten Vorschlägen und mit England seit 1889 gepflogenen Vorverbandlungeu im Principe der Errichtung einer neutralen Zone zwiscbe» den Besitzungen beider Mächte nördlich vom oberen Mekong zu. Die Ab grenzung dieser Zone bleibt einer späteren Zeit vorbebalten. Der siamesiscke Gesandte erschien beute Vormittag 11>/, Uhr bei Develle und erklärte, daß Siam in die Garantien, die Frankreich verlangt, einwillige. Diese sind in der Note formulirt, die am Sonntag Abend durch Develle dem siamesischen Gesandten zugcstcllt wurde. Frankreich verlangt darin die Besetzung des Flusses und Hafens von Kbantas?), bis die vollständige Räumung deS linken MekonguscrS durch die Siamesen erfolgt sein würde. Siam soll sich verpflichten, künftig keinerlei militairische Macht in Bangtaphang und und Siamreag zu unterhalten, ebenso wie in den Gegenden, die im Bereiche von 25 lim vom rechten User des Mekong bis an die Grenzen Kambodschas gelegen sind. Endlich soll Siam sich verpflichten, kein Kriegsschiff nach den Gewässern deS Großen SeeS und nach dem Mekong verkebren zu lassen. — Der „Figaro" begrüßt den Entschluß Rußlands, im Mittelmeer ein russisches Geschwader zu errichten, mit lebhafter Freude und siebt in demselben einen neuen Beweis für die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Rußland, da ja. so sagt dasBlatt, bei einer etwaigen Sperrung der Dardanellen sund der Meerenge von Gibraltar die russischen Kriegsschiffe aus die französischen Häsen bezüglich der Versorgung mit Lebensmitteln und Koblen an gewiesen sind. — In dem Processe Ducret-Norton werden als Zeugen die Directoren des „Figaro", „Gaulois", „Petit Journal", Morss, Millevoye, Deroulöde und der französische Cousul in Moskau verhört werden. Die Vertheidigung will, daß die Minister Develle und Dupuy, sowie die Directoren der „Lanterne" und der „Eocarde" vorgeladen werden. Belgien« * Brüssel, 1. August. (Telegramm.) Die „Independ. Belge" bespricht den deutsch-russischen Zollkrieg und giebt unverhohlen der Befürchtung Ausdruck, daß bald mit Waffen anstatt mit Tarifen werde gekämpft werde». (?) Ir «»len. Rom, 3V. Juli. Bekanntlich hat König Mcnelik Bon Abessinien an mehrere europäische Souveräne und an den Präsidenten der französischen Republik ein Handschreiben gerichtet, worin er, sich über die ver schiedenen Vorkehrungen der italienischen Regierung gegen Abessinien beklagend (Vorkehrungen, welche,^ nebenbei gesagt, bloS die eigene Sicherheit der italienischen Besitzungen in Afrika im Auge hatten), seine Entschließung bekannt giebt, den zwischen Italien und Abessinien im Jahre 1889 abgeschlossenen Vertrag zu kündigen. Wie nun aus osficiellen Mit- tberlungen erhellt, haben sowohl der deutsche Kaiser, als die Königin von Großbritannien dieses Schreiben deS afrikanischen Monarchen dahin beantwortet, daß Menellk nicht daS Recht habe, diesen Vertrag zu kündigen, und sie ihm nur rathen könnten, mit Italien möglichst freund schaftliche Beziehungen zu unterhalten. Kaiser Franz Jose wird, wenn ihm daS Schreiben des Königs Menelik zugehcn sollte, was bisber noch nicht geschehen ist, gewiß in demselben Sinne antworten; der Präsident der französischen Re publik hat gar nicht geantwortet. Auch daS Petersburger Ca bin et hat sich der Ausfassung der anderen Mächte inso weit angeschloffen, daß rS den Brief unbeantwortet ge- l lassen hat. * Rom, 1. August. (Telegramm.) Die Manöver! der Armeecorps in hiesiger Gegend wurden vorläufig I ausgesetzt wegen der aus Neapel eintresfendeu Cholera nachrichten. * Madrid, 1. August. (Telegramm.) Eine Ver sammlung von Gastwirthen beschloß gestern, die Alkoholsteuer zu verweigern und ihre Läden zu schließen, falls die Steuerbehörde zur Pfändung schreiten sollte. Brokbritanme». * London, 1. August. (Privattelegramm.) Eine be deutende Zeche des inner» Landes legt dem natio nalen Verein der Kohlengrubenbesitzer einen Ver mittelungsvorschlag vor, wonach die Arbeiter die Kündigung zurücknehmen und der Gewcrkvcrein sich ver pflichten solle, keine Lobncrhöhunz irgendwo zu sordern, bis die Kvhlenpreise die Höhe erreichen, die sie bei dem letzten großen Lohnzuschlag hatten. — Der Generalsecretair des Bergarberterverbandes veröffentlicht eine Kund gebung, worin cs heißt, der Verband werde, wenn er letzt zum Nachgeben gezwungen wäre, seine Kräfte zu günstigerer Zeit — vor Ende des laufenden IabreS — zusammenraffeu und den Kampf noch energischer wieder aufnehmcn. Rubland. * Petersburg, 31. Juli. Wie verlautet, wird die Er richtung einer besonderen russischen Telegraphen- Agentur in Belgrad geplant, die alle Nachrichten auö der Balkan-Halbinsel vereinigen und slawischen sowie west europäischen Blättern mittheilcn, andererseits der Balkan- Halbinsel solche Nachrichten aus Westeuropa und Rußland übermitteln soll, die von officiöscn Agenturen „unterdrückt" oder „verstümmelt" worden seien. Die Errichtung einer solchen Tclcgraphen-Agentur kann nur mit wenn auch ver steckter amtlicher Unterstützung erfolgen. Man wird sich daher darauf gefaßt macken muffen, von der Balkan- Halbinsel pauslawistisch gcsärbte oder erfundene Nachrichten zu erbalten, und in gleicher Weise werden die Ereignisse des europäischen Westens die russischen Zwecken entsprechende Form erhalten. Orient. k. 6. Athen, 26. Juli. Den Hauptgegcnstand der öffent lichen Debatte in Griechenland bildet gegenwärtig viel weniger die innere Politik, als das Räuberunwescn inThessalien. Wenn man den Berichten der Blätter glauben sollte, so gäbe cs gegenwärtig im Norden Griechenlands keine Straße, die mit Sicherbeit zu bereisen wäre. Man wird aber gut tbun, diese Darstellungen, in welchen lebhafte Pbantasie, sowie die ge wohnte Uebcrtreibung der oppositionellen Presse eine große Rolle spielen, mit Vorsicht aufzunehmen. DieSichcrbeitSzustände ander griechisch-türkischen Grenze waren bekanntlich nie besonders befriedigend, obwohl dies immer beharrlich geleugnet wurde, und die in letzterer Zeit eingerissene Lockerung der Disciplin und Ordnung bei den in Thessalien slationirten AussichlS- orgauen hat die bisher ziemlich harmlosen „Räuber" etwas dreister gemacht. Die neue Regierung hat getha», was in ihren Kräften stand, um der Briganten habhaft zu werden, sic hat Preise auf die Kopse der Anführer auSgesetzt, bat die Familien und Freunde der Briganten in Hast nehmen lasten u. s. w., ohne jedoch bis jetzt einen sonderlichen Erfolg zu erzielen. Die zur Ver folgung der Räuber auSgesendcten fliegenden Colonnen können bei der gegenwärtigen Hitze nur langsam operiren, außerdem ist die durch Drohungen der Räuber eingeschüchterte ländliche Bevölkerung nur wenig geneigt, den Soldaten an die Hand zu gehen und die Verstecke der Verfolgten zu verrathen. Den Letzteren steht außerdem noch die Möglichkeit offen, sich über die Grenze aus türkisches Gebiet zu retten. Es ließe sich daher nur dann die vollständige Beseitigung deS Unwesens erhoffen, wenn die türkische Gendarmerie sich bereit finden ließe, gemeinschaftlich mit der griechischen vorzugebcn und den Uebertritt der Räuber aus türkisches Gebiet zu verhindern. k.0. Bukarest, 29. Juli. Gegenüber den Mittheilungen der „Jndöpendance Noumaine" über einen durch den Ueber- eifer bulgarischer Polizeiorgane verschuldeten unan genehmen Zwischenfall liegen von unterrichteter Seite Meldungen vor, welchen zufolge die bulgarische Regie rung keinen Augenblick gezögert hat, das völkerrechts widrige Vorgehen der Rustschuker Polizei, die den Leiter einer französischen SteinbruchSgesellschast an Bord eine« rumänischen Schiffes verhaften wollte und das betreffende Schiff nach der Zurückweisung dieses An sinnens durch den rumänischen SchiffScapitain bis zum Abend in Rustschuck zurückgehalten hat, wieder gut zu machen. Die bulgarische Regierung hat nämlich dem diplomatischen Agenten Rumäniens in Sofia ihr Bedauern über den unliebsamen Zwischenfall auSgcdrückt, ferner eine Entschädigung für daS euie» ganze» Tag seinem Dienste entzogene rumänische Schiff zugesichert und außerdem eine strenge Untersuchung des Falle« und eine entsprechende Bestrafung der schuldigen Persönlich keiten verbürgt. Damit erscheint die Sache sür Rumänien abgelhan und die rumänische Regierung bat im Hinblick darauf, daß der oben erwähnte SteinbruchSdirector franzö sischer Staatsangehöriger ist, mit dem weiteren Verlause der gegen denselben von bulgarischer Seite erhobenen BestechungS- anklage absolut nichts zu schaffen. Giam. * Nach einem Pariser Telegramm der „N. Fr. Pr. vom 1. August ist der Beseht der Aushebung der Blockade deS Golfs von Siam bereits abgegangen. Aus London wird ferner unterm 1. August telegraphisch gemeldet: Da von Paris die Meldung eingetroffcn ist, baß zwischen dem fran zösischen Minister des Auswärtigen, Develle, und Lord Dusserin ein Abkommen unterzeichnet worden ist, wonach am linken User des Mekong zwischen den eng lischen und französischen Besitzungen eine neutrale Zone errichtet worden ist, so ist die siamesische Streit srage bcigelegt und wurde der sür den 31. Juli angesctzle Ministerratb nickt abgehalten. Lord Dusserin wird sich wieder nach England zurückbezeben. Es verlautet, daß Lord Dusserin im Vertrag mit Frankreich freie Schiff fahrt auf dem ganzen Mekong, also auch in der neutralen Zone, zugeslanden habe. (Vergl. auch Paris.) Birma. * Rangun, 30. Juli. Eine wichtige Frage, an der auch China betheiligt ist, erregt hier Beachtung, nämlich, ob die daS Gebiet zwischen dem Salwecn und dem oberen Mekong bewohnenden, unruhigen Stämme unter die britische Oberhoheit kommen sollen oder nicht. China bat, wie eS scheint, keine Neigung, seine vergeblichen Versuche, diese unbotmäßigen Leute zu unterjochen, fortzusetzen. Die Localrczierung unterstützt die Ansicht deS Superintendenten der nördlichen Sban-Staaten, daß die britischen Ossiciere die Sache in die Hand nehmen sollten. China. * Die Kosten, die mit der Feier des 60. Geburts tages der Kaiserin-Exregentin von China der in das nächste Jahr fällt, verbunden sind, werden auf 20 Millionen TaelS (etwa 100 Millionen Mark) veranschlagt. Da es aber unmöanch ist, diese Summe flüssig zu machen, so wird man sich begnügen, 10 Millionen TaelS zu veraus gaben. Das Finanzministerium soll 6 Millionen zu dieser Summe beisteuern und der Rest wird, qerüchtweije, durch eine fremde Anleihe ausgelrieben werden. (!) Australien. » Aus colonialfreundlichen Kreisen wird die Befürchtung ausgesprochen, daß die Meldung, Großbritannien habe die Salomons-Jnselu unter seine Schutzherrschaft gestellt, einen Eingriff in deutsche Rechte bedeute. Die „Köln. Ztg." kann sich dieser Auffassung nicht anschließen. Durch ein Abkommen vom 6. bis 10. April 1886 haben England und Deutschland eine Abgrenzung der gegenseitigen Macht- sphärcn vorgenommcn, welche u. a. den nordwestlichen Tbeil der Salomons-Jnseln Deutschland zutbeilt, während der süd liche und südwestliche britisches Eigentbum wurde. Auf dem betreffenden Blatt des neuen Stieler'schen AtlaS sind durch die Farbengebung auch die Inseln Buka, Bougainville, Choiseul und Isabel und eine Unzahl von kleinern als deutsch gekennzeichnet, während die andern, wie Malaita, Baura, Rossel-Insel, Neu-Georgia, Bella, La- vella, Gera, als englisch bezeichnet wurden. Nur auf diese kann sich die jetzt erfolgte englische Besitzergreifung beziehen. DaS deutsche Gebiet umjaßl 22 200 czkm mit 80 000 Ein wohnern. Marine. ' Kiel. 29. Juli. Gestern ist dl« ManSverslotte nach einer Abwesenheit von vier Wochen wieder im Kieler Hafen erschienen, um demnächst nach Ergänzung der Kohlen- und Proviantvorralhk zu den großen im August stattfindendea Herbstmanüver» bereit ;u sein. Noch in der Rache vor ihrer Ankunft hatte sie eine interessante Ausgabe durchzusühren. Die „Allg. Ztg." berichtet hierüber: Schon am Abend war di« im Kieler Hasen in Dienst gestellte Torpedoslottille in der Gesammtstärk« von vier zehn Booten unter dem B fehl de- FlottillensahrzeugeS „Wacht" aus der Föhrde ausgedamvft, um die Mauöverslotte auszusnchen. Die Torpedosloltille war angewiesen, den Kieler Hasen gegen den Angriff der feindlichen Flotte zu sichern und demgemäß einen Aus fall gegen hie berannahenben Panzerschiffe zu wagen. Gleichzeitig aber war dem Panzergeschwader der Befehl ertheilt worden, der Torvedoslottille nach Thunlichkeit auszuweichen und von ihr unbe merkt im Kieler Hasen anzulangen. In der That gelang «S den Panzern, sich ungesehen durchzuschleicheu, indemlsie, in starkem Bogen nach Norden ausweichend und dicht bei der dänischen Insel Langeland vorübersahreud, der Recognoscirung der Torpedos entgingen. Unverrichteter Dinge kehrten diese in den Hasen zurück. Fast unmittelbar nachher lief anch die Manöver flotte «in, um an gewohnter Stelle an den bestimmten Bojen sestzulegen. Prinz Heinrich von Preußen, derzeit Tapttain z. S. und Commandant der „Sachsen", begab sich bald nach Ankunft der Ftotte ins königliche Schloß. Gleichzeitig mit den Panzer schiffen war auch die zierliche Rennyacht des Prinzen, die „Irene", im Hafen angelangt. Unter den Ossiciere und Mann schaften sehr anstrengenden Hebungen der Flotte, die vor 4 Wochen zunächst zu Exercitie» in den Gewässern der Elbemündung und des Jahde-BusenS von Kiel ausfuhr, ist ein Nachtgefecht bei Helgo land besonders bemerkenswerth. Die aus dem Aviso „Wacht", zwei Divisionsbooten und zwölf Schichau-Booten bestehend« Torpedo, bootsflottille hatte die bei Helgoland ankernden Schiffe de» Panzer- aeschwaders anzugreifen. Diese waren durch eine Schuvsperre mit lelbstthätigem Raketea-Signalapparat gegen überraschend« Ueber- fälle gesichert, und es glückte trotz wiederholter combtnirter Versuche der Torpedoflottille, diese Sperre zu durchbrechen, nicht, an die Panzer heranzukommen. Der Angriff war gescheitert. Dabei hatte sich die Wachsamkeit und der Werth der Scharf schützen, wie die Bereitschaft der Schnellfeuerkanonen im besten Lichte gezeigt. Am folgenden Tage dampfte die Torpedoflottille von Helgoland ab. Die Torpedos nahmen ihren Weg durch die Untereider und Nord-Lstsee-Canal, während der Aviso „Wacht" aus dem Seewege den Kieler Hasen erreichte. Am 17. Juli verließ die ursprünglich nach Norwegen bestimmte Manüvcrflott» ihren Anker- platz bei Helgoland und nahm unter unausgesetzten Manövern nord- ostwärts um «lagen ihren Lurs. Nach Verlaus von fünf Lagen erschienen die Geschwader in der Apenrader Bucht und dort ent- wickelte sich ein reger Verkehr mit dem Lande, an dem auch die danischrcdende» Bcstandtheile der Bevölkerung lebhaft theilnahmen. Der Ausbruch der nunmehr in der Kieler Bucht verankerten Manöver- flotte zur Fortsetzung der Manöver wird im August erfolgen. Lönigreich Sachse». H Leipzig, 2. August. Wie umfangreich die Arbeiten der Tiesbauverwa 1 tung sind, geht aus folgenden Mittbeilungen LeS vor Kurzem erschienenen Verwaltungsberichts für 1891 hervor. Danach zäblte die EingangSrezistrande im Vorver- aangenen Jahre 8386 Nummern, gegen 6402 im Jahre 1890. In diesen Zahlen sind die von 14 Aufsehern und 2 Straßcn- mcistern eingehenden täglichen Arbeitsrapporte (circa 1800 jährlich) und die eingehenden oder im Bureau gefertigten Rechnungen, sowie die Anzeigen der Straßenausseher über besondere Vorkommnisse oder über Erledigung specieller Auf träge, endlich auch die Meldungen der zwei Gasanstalten und der Stadtwafserkunst Uber vorzunehmenve Ausgrabungen nicht mit inbegriffen. Die Zahl der von der Tiesbauvcrwaltung ausgestellten bez. geprüften und zur Zahlung fertig gemachten Lohnlisten betrug in der Berichtszeit 7893 Stück, zu welcher Zahl noch 62 Stück Lohnlisten kommen. Der Geldbetrag dieser Rechnungen erreicht die Höbe von 3 008 448,75 -E In dieser Summe sind die in den Lohnlisten berechneten Beträge für Löhne der im Selbstbetricbe beschäftigten Arbeiter in einer Gcsammthöhe von 116 808,71 --k mit enthalten. * Leipzig, 1. August. In einer von 100 Personen besuchten Versammlung der Steindrucker und Lithographen, die gestern Abend in den „Kaiserhallen" stattfand, wurde beschlossen, die in der Kausmann'schcn Anstalt zu Brandenburg a/H. streikenden Litho graphen thatkrästig zu unterstützen. Dieselben sollen deshalb die Arbeit niedergclegt haben, weil ihnen zugemuthel wurde, bei herabgesetztem Lohne täglich eine Stunde länger zu arbeiten. BejonderS will man dahin wirken, daß jeder Zuzug nach Brandenburg serngehalten wird. Endlich soll eine hiesige Anstalt, welche Arbeiten für die Firma Feuilleton. äupitsr tonuns. Von Arnold Stolzen. Nachdruck verboten. ES ist kein Zufall, wenn das naturphilosophische Volk der Griechen und nach seinem Vorgänge die sinnesverwandten Römer ihren höchsten Gott mit dem Blitz und dem Donner als den Zeichen gewaltigster Macht auögestattct haben. Der Blitze schleudernde Zeus und der weithin donnernde Jupiter sind kraftvolle Verkörperungen jener großartigen Natur erscheinung, die wir, so oft sie sich auch abspiclt, stets von Neuem bangend bewundern, des Gewitters. Die Gewaltigkeit des NaturvoraangeS führte mit Nothwendigkeit dazu, dem Vater der Götter, dem Mächtigsten unter den Mächtigen, das Bündel zuckender Blitze und das dräuende Schild der Wetterwolke als Symbol seiner Oberherrschaft beizulegen. So lange auch schon die elektrischen Entladungen deS Gewitter- den Menschen Furcht und Grauen eingeflößl haben, so kurz ist dagegen die Zeit, seit der wir genauer über das Wesen deS Gewitters unterrichtet sind. Die Folge davon ist die, daß noch allenthalben Reste irrtümlicher Anschauungen über die Gewitterbildung zurückgeblieben sind. Die Kette dieser falschen Vorstellungen beginnt schon bei den ersten Be trachtungen über die Natur des Gewitters. Gilt doch im Allgemeinen daS Gewitter als eine elektrische Wolkenansamm- lung, die so lange weiterziebt, bis sie ihre Elektricität erschöpft hat, wird eS doch sür gewöhnlich als ein fertige- Ganzes an gesehen, daS sich allmälig auslöst, bis eS wieder in daS Nicht« verschwindet, au» dem es entstanden ist. So richtig dies« Ansicht scheint, so falsch ist sie. Wie die einzelne Wolke nicht als ein fertig Bestehendes in der Luft schwimmt, als ebie Art Magazin, in dem, um mit Dove'S Worten zu sprechen, aller unser herabfallender Regen, Schnee und Hagel präparirl wird, sondern wie sie kein Product, vielmehr ein P-vceß ist, in dem ein stetes Entstehen und Vergehen nebeneinander herläuft, so ist auch das Gewitter kein nur zerfließendes Ganzes. Auch da- Gewitter ist ein Proceß, bei dem eS sich nicht nur um ein Ver gehen, sondern auch um ein Entstehen handelt, eS ist ein Proceß, der sich eine gewisse Zeit hindurch stet» in dem Matze erneuert, als er die dazu geeigneten Zustände in der Atmosphäre antrifft. Mit anderen Worten: die Gewitter wolke, die sich über unseren Häupten entladet, ist zwanzig Meilen ostwärt» keineswegs mehr dieselbe. Sondern indem sie dorthin zog, gab sie stetig ab und nahm sie hinwiederum zu, sowohl an Wasserdamps als an Elcctricität, so daß man mA einem gewissen Recht sagen könnte, daß ein jebe» GewiUer der Ausdruck für die elektrische Spannung ist, di« über dem Ort i» der Atmosphäre herrscht, über dem cs auSbricht. Ein Beweis für die Richtigkeit dieser Bezeichnung ist die Form, in der die Gewitter über das Land hinziebcn. Die Gewitter zeigen gewöhnlich eine sehr breite Front und eine sehr geringe Tiescn- entwickelung. Wir müssen uns demnach daS Gewitter als ein langgestrecktes Wolkenband vorstellen, das vom Winde fortgetragen wird und dabei in einem fortwährenden Um- wandlungöproceß begriffen ist. Während die Länge der Front oft über 300 Kilometer mißt, beträgt die Breite deS Gewitter- strcifenS nur 40—80 Kilometer. Die FortpflanzungSart dieser Gewitterbänder ist eine zweifache. Entweder schreiten sie gradlinig fort, so daß die verschiedenen Gewitterlinien zu ein ander mehr oder weniger parallel stehen, oder sie verbreiten sich wie die Wellenringe, die cntsteheu, wenn wir eine» Stein in ein stehendes Gewässer geworfen heben. Die Höhe, in der die Gewitter über uns hinwegziehen, schwankt bedeutend. Die durchschnittliche Höhe liegt zwischen 1500 und 2000 m; die höchste Grenze, die nur selten über schritten wird, bilden 5000 in. In dieser Höhe befinden sich die Gewitter, die über den Gipfel LeS Montblanc hinweg- zieben, der bekanntlich 48lO m bock ist. DaS höchste Gewitter beobachtete de l'ISle über Paris, das sich in einer Höhe von über 8000 m entlud. Andererseits kennt man Gewitter, deren Wolken nur 70 und 30 m vom Erdboden entfernt waren. Die Dicke der einzelnen Gewitterwolken ist geringer, als man wohl anzunehmen geneigt ist. Nach Messungen, die man angestellt hat, hat man Wolken gefunden, d,e einen Stärkedurchmeffer von nur 9 m aufwiesen, während die massigsten Wolkenballen nicht über 40 m Durchmesser hinauS- ingen. Die Richtung und die Geschwindigkeit der Gewitter ängt ab von dem Winde, von dem sie vorwärts getrieben werden. Da die Windrichtung in Europa vorherrschend von Westen nach Osten zeigt, so bewegen sich auch die Gewitter meistentheilS in dieser Richtung. Als Mittclwcrtbe für die Geschwindigkeit dürfen in Frankreich 41,3 km, in SUddeutsch- land 41,1, in Italic» 34,1 und in Norwegen 38 km in der Stunde gelten. Im Allgemeinen nimmt die Häufigkeit der Gewitter ab, je mehr man sich den Polen nähert, wenn auch die Abnahme durchaus keine regelmäßige ist. In den Polargegenden selbst börl man keinen Donner. Die nördlichsten Gewitter entladen sich am Nordcap unter dem 71. Grad nördlicher Breite, und nur in sehr warmen Sommern dringen sie bi- zu West- Spitzbergen unter dem 78. Breitengrad vor. Interessant ist eine Zusammenstellung der Gewittertage im Jahre für die verschiedenen Ländergebiete. Italien zählt durchschnittlich im Jahre 38 Gewittertage, daS südliche Frankreich 16, Oester reich, südlich der Donau 23, Bayern im Süden 21, die Provinzen Sachsen und Brandenburg 17, Westpreußen 13, Großbritannien 7, Schweden 8 und der Südwesteo vo» Nor wegen 6 Gewittertage. Die Elektricität, mit der die einzelne Gewitterwolke ge laden ist, ist bald positiv» bald negativ. Die Gewitterwolke verhält sich genau so wie jeder andere elektrische Körper. Als solcher hat sie daS Bestreben, die entgegengesetzte Elektricität anzuziehen und die gleichnamige Elektricität abzustoßen. Wie die Wolke, so ist auch unser Erdkörper mit Elektricität ge laden. Die elektrische Spannung sucht einen Ausgleich; da wo er eintritt, entsteht der Blitz. Aus den photographischen Aufnahmen wiüen wir jetzt, daß die Gestalt deö Blitzes keines wegs jenem Zickzack gleicht, mit dem wir den Blitzstrahl schemalisch darzustellen pflegen, sondern daß sie eher dem kartographischen Bilde eines FlußlaufS ähnelt, der aus beide» Seiten größere und kleinere Zuflüsse empfängt. Der Weg deS Blitzes richtet sich nach der Stärke des Widerstandes, den ibm die verschiedenen Zwischenlciter, möge» eS nun Bäume, Häuser oder lebende Wesen sein, entgegensetzen. Ueber diejenigen Zwischenlciter, die den geringsten elektrischen Widerstand leisten, schlägt der Blitz seinen Weg ein. Die Geschwindigkeit, mit der der Blitz seine Bahn zurücklegt, ist für unsere Vorstellungskraft unfaßbar. An einem isolirten Drabt durchzuckt er in einer Secunde 63 000 geographische Meilen oder 468 000 Kilometer. Der Schnellig keit deS Blitzes entspricht die Gewalt, die er auSzuüben vermag. Wissen wir doch aus der Erfahrung, daß er unter Umständen auch die compactesten Hindernisse im Augenblick zertrümmert. Aber auch da, wo der niedcrsahrende Blitz nicht zerstörend wirkt, ist die Gefahr, die durch die Ent zündung des getroffenen Gegenstandes herbeigefübrt wird, nicht gering. Unsere Feuerversicherungen haben alljährlich einen guten Theil ihres Verlustes aus die Einäscherungen durch Blitzschläge zu buchen. Die Blitzgesahr ist nickt überall gleich. Schon der Untergrund, auf dem die menschlichen Wohnsitze liegen, spricht wesentlich bei der Häufigkeit der Blitzschläge mit. Wenn man die Gefahr, der menschliche Ansiedelungen auf Kalkboden auSgesetzt sind, mit 1 bezeichnet, so ist sie bei Keupermergel als Untergrund 2, bei Tbonboden 7, bei Sand boden 9 und bei Lehmboden 22. Dieser Mitwirkung der geolo- gischcnBeschaffenhcil des Bodens ist derUmstand zuzuschreiben, daß der größte Tbeil Süddeutschlands und Oesterreichs einer viel geringeren Blitzgesahr unterliegt als Norddeutschland. Ferner ist die Blitzgesahr auf dem flachen Lande viel größer als in den Städten. In Preußen überwiezt sie um da« Fünffache. Daß die Gefahr der Blitzschläge mit der leichteren Entzünd barkeit wächst, ist selbstverständlich. Immerhin ist sie noch rößer, als man gewöhnlich annimmt. Blitzschläge aus Ge- äude mit leichter Dachung zünden sieben- bis achtmal leichter als auf Gebäulichkeiten mit harter Dachung. Die Blitzaesahr von Thürmen ist neununddreißig Mal. diezenige von Wind mühlen sogar zweiundsiinfzig Mal größer als die von gewöhn lichen Gebäuden mit Ziegel- oder Schieferdächern. Eine besondere Vorliebe bat der Blitz für gewisse Baum- arten. Wenn unter 100 Bucken nur eine vom Blitz getroffen wird, so kommen auf dieselbe Anzahl bei den Nadelhölzern schon 15, bei Aborn, Platanen, Pappeln 40, bei Eichen aber 54 vom Blitzstrahl heimgrsuchte Bäume. Unsere deutsche Eiche ist also nicht zufällig dem blitzeschleudernde» Wotan geweiht worden. Auch sür den Menschen ist die Gefahr bedeutender, als eS den Anschein hat. Nach statistischen Erhebungen in Frank reich ist die Zahl der nur getroffenen Personen fünfmal so groß als die der Getödteten. In den Jahren von 1854 bis 1884 wurden in Frankreich 3151 Personen erschlagen, auf je 350 000 Bewohner eine Person oder im Jahre durchschnittlich 100 Menschen. Noch häufiger sind die Tödtungen durch Blitzschlag in Preußen, wo in den Jahren von 1869 bis 1876 vom Blitze 819 Personen erschlagen wurden, so daß aus daS Jahr 102 Menschen oder auf ze 255 000 Bewohner eine Person kommen. Bemerkenswerth ist, daß die Zahl der zündenden Blitz schläge sür Deutschland im Zunehmen begriffen ist. So hat in Bayern in den letzten 50 Jahren sich ihre Zahl um daS Dreifache vermehrt, in Mitteldeutschland haben sie aber um 129 Procent zugcnommen. Wie für das Auge der Blitz daS Kennzeichen einer elektrischen Entladung »st. so ist eS für daS Ohr der Donner. Wir wißen, daß die Lust aus dem ganzen Wege deS Blitze- durch die Wärmeentwickelung der elektrischen Entladung aus gedehnt und dann wieder mit großer Gewalt zusammen- gezogen wird. Die dadurch entstehende Schallcrscheinung nennen wir Donner. Der Donner wird nur auf eine ver- hällnibmäßig geringe Entfernung hin gehört. Die äußerste Grenze dürsten 25 km sein. Dagegen können starke Kanonen schläge noch aus 100 km gehört werden. Eine besondere Form deS Donners ist daS Donnerrollen. Der Grund sür diese Erscheinung ist darin zu suchen, daß die einzelnen Schall wellen nicht gleichzeitig unser Ohr treffe». Stellen wir unS vor, daß der Blitz einen längeren Weg zurücklegt, so werden diejenigen Schallwirkungen, die an seinem AuSgangSpuncte entstanden, uns zuerst zu Gehör kommen. Nun ist aber die Bahn des Blitze- nicht stets gleichwcit von uns entfernt, und je nachdem die einzelnen Thcile unS näher oder weiter liegen, werden auch die einzelnen Schallwellen mehr oder weniger Zeit brauchen, um zu unS zu gelange». Hören wir daher zwei oder mehrere Schallwellen, die an glrichweiten Punkten entstanden, einmal zusammen, so schwillt der Donner an, gelangt nur eine einzelne Schallwelle zu unS, so nimmt er ab. und aus diesem steten Wechselspiel setzt sich da» Rolle» des Donners zusammen. Wir dürfen annehmen, daß Elektricität stetig in der Atmosphäre vorhanden ist. Diese atmosphärische Elektricität ist eine Kraftquelle, die noch unbenutzt dem Menschen zur Verfügung steht. Vielleicht gelingt eS einem erfinderischen Genie der Zukunft, diese Krastaufspeicherung für den Menschen nutzbar zu machen, wie wir schon de» elektrischen Funken in der Telegraphie in unseren Dienst genommen haben und wie wir die Sonnenwärmc zur Bewegung unserer Maschinen au»- gcbeutet, die unser wärmespendende» Gestirn vor Hundert« tausenden von Jahre» m den Kohle» aufgespeichert hat.
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