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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.08.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930811013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893081101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893081101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-08
- Tag1893-08-11
- Monat1893-08
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Bezugs-Preis st, der Hanptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Au«, «abeftellen abgeholt: vierteljährlichst 4^0; dei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« e 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich e S.—- Direkte tägliche Kreuzbandieuduog tu« Ausland: monatlich e 7ckO. Di« Morgen-Ausgabe erscheint täglich '/.7 Uh^ di« Abead-AuSgab« Wochentag« 5 Uhr. Ne-action und Lrpr-itiov: z,han«es,asse 8. DieErpedition ist Wochentag« ununterbrochr» «««ffuet »o» früh 8 bt« Abend« 7 Uhr. Filialen: vtt« RU««'« T-rttm. (Alfre» Hahniv UniversitätSstrab« 1« Laut« Lösche. Katharinenstr. 14, pari, uud KSaigSpIatz 7. Morgen-Ausgabe. Tligtlillill Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Das von Frau Amalie Friederike vcrw. Aalcke grb. Land- grasf gesiiftete Sttpendinm für einen dem Königreiche Sachsen angeyörenden Studirenden der Rechte auf der hiesige» Universität soll von Michaelis d. I. an aus die Dauer von drei Jahren vergeben werden und zwar zunächst an einen Verwandten VeS Naufuiannü Christian Gottfried Laudgrasf in Hohenstein und erst in Er- mangelung eines solchen au einen anderen aus hiesiger Universität die Rechte Studirenden. Bewerber um dieses Stipendium fordern wir auf, bez. bei Ver lust ihres Anspruches, sich bis zum 1. October d. I unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse und Nachweise schriftlich bei uns zu melden. Leipzig, am 7. August 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. Id 3728. vr. Trän dl in. Müller. Bekanntmachung. Wegen Tieferlegung wird die Ltratze an der I. Bürger schule in ihrer Ausdednung von der Universilätsstraße bis zu der am Museum vorübersührenden Asphallfahrbah» vom 14. dieses Monats ab aus die Dauer der Arbeit für alle» Fahr- »Uld Kutzgängervertehr gesperrt Leipzig, am 10. August 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 12261. vr. Tröndliu. Maneck. Bekanntmachung. Wegen Umbaues wird die vom Lchnlplatz nach der Rosen thal,affe über die Meiste führende Brücke vom 14. dieses Monats ab aus die Dauer der Arbeit für allen Verkehr gesperrt. Leipzig, den 10. August 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. H. 12262. vr. Tröudlin. Maneck. Die österreichisch-ungarische Hceressprache. « Wien, 8. August. Die Sprachenfrage in Oesterreich-Ungarn verwickelt sich immer mehr. TaS Dort »Gleichberechtigung" war seinerzeit rasch ausgesprochen worden, die Folgen werden jedoch immer empfindlicher. Es ist noch gar nicht abzusehen, wann der Zurückdrängnng der deutschen Sprache auf allen Gebieten der Habsburger Monarchie ein Ziel gesetzt werden soll. Als der Ansturm der nichldcutschen Sprachen gegen die deutsche schon bedeutende Erfolge aufwieS, schien es, als ob wenigstens die deutsche Heeressprache in dieser Brandung ein unerschütterlicher Fels bleiben sollte. Auch das hat sich als nickt richtig erwiesen. Die chauvinistischen Parteien in Ungarn drängten unablässig auf einen ausgedehnten Gebrauch der ungarischen Sprache im Heere und im Verkehre desselben mit den ungarischen Behörde», und noch jede ungarische Negierung war bemüht, sich die Dränger dadurch vom Halse zu schaffen, daß sie für ihre Forderungen eintrat. Die fortschreitende stramme Magyarisirung im Reiche der Stefanskrone schuf aber aucd nach und nach Verhältnisse daselbst, welche jetzt selbst von Einfluß sind auf Heer und Heeresverwaltung und auf die Beziehungen derselben zu den Behörden und Privaten im Lande. DaS politische Uebergewichl Ungarns machte sich endlich auch beim Kriegsministcr geltend und wir sahen in den letzten Zähren nur ein unausgesetztes Zurückweichen desselben vor den Angriffen des ungarischen UeberschwangeS. Wenn dieser, kaum daß seine letzten Wünsche erfüllt wurden, schon wieder neue erhebt, so ver- theidiat sich jetzt der Kriegsminister schon nickt mehr mit dem Hinweise auf die Schwierigkeiten oder Unmöglichkeiten, die den neuen Forderungen enlgegenstebcn, sondern mit der Antwort: »Za, warum haben denn das die Herren nicht gleich gesagt, warum haben sie denn diese Forderung nicht schon längst erhoben?" So ungefähr lautet die Entschuldigung, welche, „aus militairischen Kreisen" stammend, im „Pestcr Lloyd" zu lesen ist, weil sämmtliche Behörden des Reiches noch nicht angewiesen wurden, Zuschriften au die ungarischen Gemeinde- bebörden überhaupt nur in ungarischer Sprache abzu- fasten. »Warum habt Zhr das noch nicht verlangt?" sagt jene Entschuldigung. Der Krieg-minister hat Alles verfügt, was die Resolutionen der ungarischen Delegation io den Zähren 1892 und 1893 von ihm verlangten: die neueste Forderung wurde in jenen Resolutionen nicht erhoben — soll der Kriegsminister mehr bewilligen, als verlangt wird? Ter ungarische Chauvinismus wird in Folge dieser Entschuldigung gewiß nicht faul sein — klingt sie doch beinahe wie eine Aufforderung dazu —, wird in den nächsten DeleaationSsitzungen einen Schritt weiter gehen und mit neuen Resolutionen herauSrückcn. Schon müssen die Commanden der ungarischen Re gimentrr mil den ungarischen Municipien ungarisch corre- spondiren, sämmtliche Behörden des HecreS ungarische Zu schriften der Behörden und Eingaben Jedermanns annehmcn und auch im Wege der ErgängungSbezirkS-Cvmmanden unga risch erledigen. Nun steht auch noch in Aussicht, daß alle Zuschriften auS eigener Znitiative der Heeresbehörden an ungarische Behörden, vielleicht sogar überhaupt, so weit sie nacv Ungarn und an Parteien in Ungarn gerichtet sind, ungarisch abgcfaßt sein muffen. Damit wären wir bei einer vollständigen Doppelsprachigkeit für das Heer bezüglich seines Verkehre« mit Behörden und Privaten in Oestereich-Ungarn angelangt, und cS bliebe nur noch die innere Tienstsprache des Heeres deutsch, insoweit nicht auch diese Lurch die magyarische Dienstsprache bei den HonvedS bereits durchbrochen ist. UeberdieS wird ja jetzt schon bezüglich der Heeressprache ein Unterschied gemacht zwischen nichlungarischen und den ungarischen Regimentern. Somit darf wobl behauptet werden, daß einer völligen Zweitheilung deS Heere- in ein österreichisches und ein ungarisches mindestens aus dem Ge biet« der HrereSsprache bereits sehr weit vorgearbeitct ist. Äe weiter aber dieser ScheidungSproceß sich entwickelt, desto schwieriger wird eS, seinen letzten Folgen Einhalt zu thuu. «Schon jetzt erfordert es sicherlich einen großen Aufwand von Freitag den 11. August 1893. Zeit und Kräften, de» Verfügungen bezüglich deS Gebrauchs der ungarischen Sprache beim Heere Genüge zu thun. Bei keinem europäischen Heere sind solche Einrichtungen von Nöthen, um der bereits ausgeprächtcn Zweisprachigkeit der oberen Militairbehördcn Genüge zu thun, wie sie jetzt in Oesterreich-Ungarn besteht. So hat cö denn gar wohl einen Sinn, wenn der „Pester Lloyd" zu der „Entschuldigung" aus „militairischen Kreisen" bemerkt: „Den Thatsachen (daß vorläufig in den Dele gationen nicht mehr verlangt wurde, als bereit- zugcstanden ist) entspricht diese Darstellung allerdings, und gewiß hat die (ungarische) Delegation die Angelegenheit lücken haft behandelt. Aber kann es sich denn empfehlen, daß die Militairbehördcn in diesem Falle auf ihrem Schein bestehen und einen Unterschied aufrecht zu erhalten bemüht seien, der praktisch gar nicht aufrecht erhalten werten kann und nur zu fortwährenden Coiiflicten und Verschleppungen Anlaß giebt? DaS wäre doch ernsthaft zu erwägen. Die Couflicle sind gewiß, die Verschleppungen noch gewisser; daß der Unterschied zwischen Beantwortung ungarischer Zuschriften und Zuschriften der Militairbehördcn aus Eigenem nicht aufrecht erhalten werden kann, ist jedoch eine Ueberlreibung. Warum sollen ungarische Bebörden und Private nicht deutsche Zuschriften der Militairbehörden an nehmen, wenn diese Behörden ungarische Zuschriften anzunebinen und sogar ungarisch zu beantworten gehallen ist? Aber der magyarische Ehauvinismis wird sich dazu nicht verstehen und daher werden die Evnflicte kommen. Wer den Sieg davon tragen wird, das kann man sich bereits an den Fingern abzahlen." Deutsches Reich. ei Berlin» 10. August. Vom „Znternationalen Arbeitercongreß", der gegenwärtig in Zürich lagt, liegt bisher nicht viel mehr, als die Berichte über die Erledigung der einleitenden Geschäfte vor. Eine „imposante" Begrüßungsfeier, ein Huldigungö- und Festzug, wie ihn (ebenso ualürlick) Zürich noch niemals gesehen hat, eine Verlheilung der Präsidenlenrollen, Feststellung der Tages- und der Geschäfts ordnung und Hinauswurf der Anarchisten unk „Unabhängigen", daS ist bis jetzt so ziemlich Alles, was als Ergebniß der Tag- sahrt zu vermelden ist. Auf die Behandlung der materiellen Fragen wird zurückzukommen sein, wenn die entscheidenden Verhandlungen vorüber sind. Für heute mögen einige Blülhen gepflückt sein, die sich am Wege der Liebknccht'schcn Berichl- erslattung im »Vorwärts" finden. Da hat der deutsche Arbeiterverein in Zürich sein Heim mit Fahnen rc. geschmückt und auch mit Inschriften versehen. »Diese und ähnliche Grüße," so sagt Herr Liebknecht in seinem Vorbericht, „bekunden dem Vorübergehenden den Geist, der in diesem Hause gepflegt werde." Jedenfalls echt socialdeniokratischcr Geist, also betrachten auch wir unS die Inschriften. Deren eine lautet: „Ohne Fürsten glücklich leben, ohne Pfaffen freudig sterben." Eine andere: „Die Arbeiter sind der Fels, auf den die Kirche der Zukunft gebaut werden soll." DaS ist wieder einmal offenherzig. Bor den letzten ReichStag-wahlen hatte die Flasche auch einen zweiten Boden. AuS dieser anderen Flasche floß jene harm lose. vom Geiste der Duldsamkeit triefende Auslegung des Programmsatzcs: »Religion ist Privatsache", womit man die Agitation »auf de» Dörfern" soweit erfolgreich einführte. Die eingefangenen Bauern mögen nun auch den echten social- demokratischen Geist in dieser Hinsicht zur Kenntniß nehmen; sie werden dann selbst wissen, wie sie daran sind. Weiler bemerken wir im Bericht Liebknecht'« über die erste, am Sonnabend abgehaltene Sitzung ein gewisses Unbehagen über die Eng länder, „deren Formalismus wiederholt auffällig in Erscheinung tritt." Man kennt diese Tonart, in der auch Fr. Engels in seinen Londoner Briefen an den „Lorwärts" sich gefällt. Die Gewerkschaften aus England sind praktisch und nüchtern, wenigstens alle, die in der Gewerkschaftsbewegung und durch dieselbe zu greifbar nützlichen Ergebnissen gelangt sind; die Socialisten aber sind Himmelstürmcr und Phantasten und haben deshalb für de» Arbeiter immer nur Nachtheiliges erreicht. Der „Formalismus" der Engländer, d. h. ihr überlegtes, ruhiges Vorgehen, war stets die Voraussetzung ihrer Erfolge. Die letzteren selbst sind cS, die dem deulfchen Phantasten Liebknecht nicht passen. Da er dies nickt frank heraussagen will, schlägt er den »Formalis mus" und meint natürlich den positiven Charakter der Be strebung selbst. — Ein dritte- äußerliches Moment läßt noch „ticser" blicken. Während deS FestzugeS befahl der Stadtrath von Zürich der Pserdebahngesellschafk, von >/,2—6 Uhr (vier und eine halbe Stunde lang an einem Sonnabend Nachmittag!) Len Betrieb einzustellen in allen den Straßen, die der Festzug passirlc." Das preist Herr Liebknecht als ein besonderes Kennzeichen für die „Verschiedenartigkeit der politischen Ver hältnisse und der Stellung der Behörden gegenüber dem Volke." Also Volk ist in diesem Falle Alles, was den Fesl- rug mitmacht, und „nicht Volk" ist Alle-, was an diesem Tage unter einer unerhörten Hemmung deS Verkehrs zu leiden hat. Am Festzug sollen lOOOO Arbeiter von nah und fern lheilgenommen haben; Zürich mit seinen Vororten zählt aber 95 000 Einwohner. Die sind also nicht daS Volk, sondern nur die 10 000 „organisirten Arbeiter" im Festzug. Wir haben die Anordnung der Züricher Behörde nicht unter Kritik zu stellen, u»S kommt es lediglich darauf an, die Genugthuung deS Herrn Liebknecht über jene Anord nung schwarz auf weiß zu besitzen. Wenn nächstens, bei der großen Herbflparade auf dem Tempelhofer Felde, die Zeder mann Tage lang vorher weiß, wieder einmal die Friedrich straße in Berlin je >/, Stunde vor und nach der Parade für den Wagenverkehr in den KreuzungSstraßcn gesperrt ist und NamcnS deS „Volkes" dagegen im Liebknecht'fchen Blatte di« übliche Verwahrung erscheint, wollen wir unS deS Züricher Falles erinnern. — Zm Uebrigen scheint die volltönende und dem genins loci angemessene revolutionaire Phrase wieder schwunghaft betrieben zu werden. Herr Singer spricht von „der Arbeit, die uns dem Tag entgegenführt, wo das rothe Banner deS SocialiSmuS siegreich über Las Erdenrund wehen wird." Ein Vertreter der internationalen Schneidergewerk- schaft, dem aber der Liebknecht'sche Bericht vorsichtig das Prädicat „Anarchist" in Klammern beifügt, spricht von der Ermordnn^deS Zaren Alepa>,Lerll.u»d^l,csst,^ „daß ^ dculscheu Soc,aldemokraten bal Z ^Gewalt nennt." greifen müssen, die man d,- Äcl.on der ^ -va «AHN« Probefahrt der Panzer-Corvette ,.T-or cwnnöverNotte Sonnabend sollen U-bnng-n m,t d-r Man v- n° - staltsindcn. An, Sonntag w.rd d-s Ka.ser m K>el v rw und am Montag die Ucbungen m,t d" Manoveistoltc setzen An, DicnStag früh erfolgt die Ankunft deö ^'lc !„ Berlin, wo sich derselbe sofort zur Parade deS Garde- Corps nach dem Tempelhofer Felde bezieht. — Berlin 10. August. (Telegramm.) Man schreibt der Bcrl-Börsen-Ztg." auS Altona: Am Mittwoch Abend traf "auf de», hiesigen Hauptbalmhof, aus K>kl ko>»m-»d. e>n böberer Militairarzt aus der Durchreise nach Italien ein Wie wir hören, ist der Arzt beaustragt sich P-Nonl.ch von dem gegenwärtigen Stand der ^bolera in Z zu überzeugen. Von de», Berichte deS ArzteS w.rd -s sodann abhängen ob Pr.nz Heinrich sich zu de» ,tal.--n,ch-n Flottenmanövern begeben oder die Reise ausfchlebe» wir . °° Berlin, 10. August. (Telegramm.) Die Bcr- mehruiig der Militairarzte, welche m der Heeresvermebrung nolbwcndig wird, betragt in Preußen 16 Oberstabsärzte, 8 Stabsärzte und 156 Än.ftenzarztc, n Sachsen 1 Oberstabsarzt und 13 Assistenzärzte, m Württemberg 9 Assistenzärzte. » Berlin, lO. August. (Telegramm.) Die „Post schreibt: Es ist eine durchaus irrige Annahme, daß Uder die betreffs der gewerblichen Sonntagsruhe zu er lassenden AuSsührungsbestimmungen nur die Arbeit geber vernommen werden sollen. Hu der nn nächsten Monat nach Berlin zu berufenden Conserenz werde» eben- sowohl Arbeitnehmer, als Arbeitgeber eingelaben werden. lü Berlin, lo. August. (Telegramm.) Weder der in München statt,mdcuden Hauptconferenz deS Eifenbahn- verkehrS-BerbandeS, noch der in Berlin tagenden General- Confcrenz der deutschen Eisenbahnen wird eine Vorlage, betreffend die Einheitlichkeit der Personenlarife, gemacht werden. Berlin, 10. August. (Telegramm.) Eine von etwa 800 Personen besuchte Protestversammlung gegen den Züricher Congreß, zu welcher die revolutionaircn Socialdemokraten und Anarchisten eingeladen waren, fand gestern Abend statt. Es wurde eine energische Resolution gegen das Vorgehen der fractioncllen Socialisten beschlossen. Die Resolution soll durch Dornela NieuwenbuiS aus dem Züricher Congreß übergeben werben. — Nachdem nunmehr auch die Minister Or. Miguel und Thielen Berlin verlassen haben, befinden sich von den Mitgliedern deS preußischen Staatsministeriums nur noch Graf Caprivi und vr. Bosse hier. Da nach Möglich keit daran fcstgehalken wird, daß auch in dieser Jahreszeit immer wenigstens zwei Minister in Berlin anwesend sind, io werben die beiden Herren vorläufig keine Urlaubsreife an- tteten, sondern so lange auf ihren Posten bleiben, bis sie von zurückkchrenden Amlsgcnossen abgelöst werden. — Wie sehr die Ansprüche der Polen gewachsen sind, beweist die neuerdings erhobene Forderung, daß im Hin blick ans die starke polnifchc Colonie in Berlin nickt nur, wie bisher, in der PiuS- und in der Hedwigskirche, sondern auch in der eben serriggestellten ScbastianSkircke, ferner bei den Dominicanern in Moabit und in der Schöncberger Matthäus- kircke regelmäßig polnische Predigten stallfindcn sollen. Plan darf gespannt daraus sein, ob der Fürstbischof von BrcSlau diesem Verlangen Folge geben wird. — Der „Allgemeine deutsche Verband" wird im nächsten Jahre einen großen deutschen Delegirtentag nach Berlin einberufen, auf dem die „nationsgelrcuen Deutschen auS allen Ländern und Zonen" zu fruchtbarem Gedanken austausch erscheinen sollen. Eine deutsche CulturauS- stcllung ist dabei geplant, auf der auch die kleinste deutsche Siedclung in fremden Landen vertreten sei» soll, um so ein »Welt bild deS Dcutsckthums" zu geben und das „alldeutsche Gemein- bewußlsein" zu hebe». Karl Pröll nennt in seinem eben erschiene nen Kalender aller Deutschen" als weitere praktische Ausgaben des „ersten alldeutschen Tages" die unentgeltliche Vcrtheilung guter Handbibliotheken für deutsche Auswanderer, Gründung einer allgemeinen Auskunftsslclle sür Wünsche, Anliegen und Fragen rein nationalen Charakters; die Schaffung eines „deutsch-nationalen Grundbuches" nach Vorbild desjenigen, daS der deutsche Schulvercin in Oesterreich jetzt anzulcgen beginnt, um den Besitzstand, die Seelenzahl unseres Gcfammt- Volke« überblicke» zu können rc. Weitere Rath- und Vor schläge in dieser Richtung sind erwünscht und an Karl Pröll oder die Geschäftsstellen deS „Allgemeinen deutschen Vcr- bande«^, des „Allgemeinen deutschen Schulvereins" oder der „Colonialgesellschaft" zu richten. — A* Commission zur Vorbereitung eines ein heit- lichen Wasserrechts sür Preußen hat nach 46 Sitzungen ihre Aufgabe vollendet. Ueber die von ihr gemachten Vor- schlage äußern sich die „Verl. Pol. Nachr." wie folgt: „Unser Wasjerrecht enthält zwar mancherlei vrrwerthbare Bau- '«»er die volle Ausnutzung d.S WasjerS gewährleistende» ?^">e, wie in dem Borsluihdecret von 1825, den, ^ WassergenossenschastS-Gejev- von weder ln Bezug auf die Vollständigkeit noch auf die Wirksamkeit der betreffenden Vorschriften für die Er- Ag-nwart nur. ist zum Theil auch veraltet und selb,t dunkel. Die vorhandenen Keime werden daher sortru- und zwar im Wesentlich.» nachfolgenden Rich- . d.s Zu. und AbleltungSrechiS. sowie 'd'nu-una vorhandener Stauanlagen d» Wasserläuse und des in ihnen enthaltenen w wirthfchaflltch nützliche Unternehmungen, weiche andernfalls nicht au-gesuhrt werden können, unter Entschädigung der Nnzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 20 Pfg.' Reklamen unter dem RedactionSstrich (4 ge« spalten) 50-C. vor den gamilieunachrichtr» (6 gespalten) 40^. BrSßere Schriften laut unserem Preis« Verzeichnis Tabellarischer und Zisserosatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit b«V Morgen-Ausgabe, ohne Poslbefördernng 60.—, mit Poslbesörderullg 70.-W. Annahmrschluß für Anzeige«; Tlbend-Lusgabe: Vormittag« 10 Uhr. Marge a-AuSgab«: Nachmittag« 4 Uhr. Soun- und Festtag« früh '/,9 Uhr. Vel den Filialen und Annahmestellen je «tu« halbe Stund« früher. Anteilen sind stets an dt« GtzDeHttt«« zu richten. Druck und Verlag von E. Pol, t» Leipzig 87. Jahrgang. , sonst Berechtigten. Regelung der Wafsrrnutzung kn solchen Fällen, in denen die vorhandene Wassermenge sür die in Frage kommenden Nutzungsarten nicht mehr voll ausreicht. Gewährung deS Rechts, die kostenfreie Verbesserung von Betriebsein, rich tu iigcn, deren Unvollkommenheit einen mr die Belriebsleiskung nicht erforderlichen unwirrhschasttichen Verbrauch von Wasser bedingt, behufs Nutzbarmachung deS für den Betrieb nicht er- forderlichen Wassers zu erlangen. Verleihung eines gegen öffentliche und privatrechtliche Eingriffe geschützten Rechtes zu bestimmten Verwendungen uetd Benutzungen der Ge wässer sür wirthschaftlich nützliche, aus einem festen Plan beruhende Unternehmungen. Zur Wahrnehmung dieser Functionen eine ein heitliche Organisation der Behörden der Wasserwirth- schaft in der Art, daß alle Zweige und alle Seiten der Wasser- wirthschaft gleichmäßig zu ihrem Rechte kommen." — Auch Professor Rudolf v. Gneist hat in seiner letzten Vorlesung über Strafrecht Veranlaffnng genommen, die Studenten zu regelmäßigem Besuche der Vor lesungen zu ermahnen. Er wies namentlich darauf hin, daß ein Colleg ein einheitliches Ganzes bilde und daher auch nur Demjenigen Vortheil bringen könne, der regelmäßig komme. Außerdem sei Das. was von den Doccnten vorgelragen werde, entsprechend dem BildungL-Bedürfniß der Zuhörer mit aller Sorgfalt auSgewählt, und ein Lernen nach umfangreichen Lehrbüchern könne ein kurz gefaßtes Colleg nicht ersetzen, weil eS vieles Unnölhige, erst für spätere Jahre Bestimmte, enthalte und weil darin die wesentlichen Puncte nicht heraus- gchoben seien, Juristen, die durch Lehrbücher sich heran- aevildet hätten, wären, wie vielfach aus der fetzigen Praxis hervorgche, immer mehr geneigt, nach dem Wort laut, als nach dem ganzen Inhalt und Sinn des Gesetzes zu urthcilcn. Gneist betonte, wie wichtig gerade deshalb der regelmäßige Besuch der Vorlesungen wäre. — Es ist sehr bemerkenswert!), daß sich gerade in der juristischen Facultät die warnenden Stimmen der akademischen Lehrer erheben. * FlcnSburg, 9. August. Der Deutsche Verein hat beschlossen, den Knivberg, die höchste Spitze Nord- schlcswigs, anztzkaufen und dort ein Germania-Denkmal zu errichten. * Kiel, 10. August. (Telegramm.) Der Kaiser ist an Bord der kaiserlichen lZacht „Hobenzollern" unter dem Salut der Kriegsschiff: heute Nachmittag 3 Uhr 40 Minuten hier eingetroffen. — Der Kreuzer „Sckwalbe" ist, nach vierjähriger Abwesenheit von Afrika beimkcbrenv, beute Vor mittag hier eingetroffen. Die Manöverslotte ging heute früh in Sec, um der kaiserlichen Aacht „Hohenzollern" ent gegen zu fahren. * Cuxhaven, 9. August. An dem Neubau des hiesigen großen Häsens wird jetzt mit Anspannung aller Kräfte ge- arbeitet. Es sind ungefähr 650 Arbeiter daran beschäftigt. Tiefe verweilen sich folgendermaßen: 250 Mann arbeiten a» der Aus- jchachliing des Haienbelies hinter dem Deich. Dieses soll ungefähr neun Meier tief werden; eine Tiefe von durchgängig sieben Metern ist schon erreicht. 50 Arbeiter sind mit Rainmarbeiten beschäftigt, und zwar augenscheinlich mit dem Einraiiime» von Pfählen zur Herstellung der Quais. Um die Berbindungsmauer des westlichen Hasenkopses niit dem Lande durch Senkdrunnen herzustellen, sind etwa 100 Arbeiler beschäftigt. Bon den 14 Senkdrunnen ist die Hälfte sertiggestellt. Der Rest der Arbeiter ist mit der Füllung der Caissons, mit der Zuführung von Arbeitsinalcrial u. s. w. beschäftigt. * Wiesbaden, 10. August. (Telegramm.) Das Osfi- ciercorpS des 118. Jnsanterie-Rcgimenls in Mainz hat für den Capellmcistcr Kern ein Gnadengesuch an den Kaiser gerichtet. Nach neueren Mittheilungen lautet das Urtheil auf 2 Jahre Gefängniß. * Mannheim, 10. August. (Telegramm.) Die hiesige „Süddeutsche Tabak-Zeitung" erfährt, daß dem Urheber des Planes einer Tabakfabrikalsteucr, dem bayerischen Finanz minister Riedel, der Posten des ReichSschatzsecre- tairs «»geboten worden sei. * Ltratzburg, 9. August. Am Freitag trifft der Groß herzig von Baden liier ein und besichtigt am Sonnabend fein würtlembcrgisches Jnfanlerie-Ncgimeiit Nr. l26 und die Manteuffel-Caserne. Am Freilag findet voraussichtlich großer Zapfenstreich statt. * München. 9. August. Der Reichstagsabgeordnete v. Volk mar liegt, wie die „AugSb. Abciidztg." wissen will, sehr schwer krank darnieder. Der Erkrankte reiste mit seiner Gattin ohne jeden Aufenthalt von Schweden nach München, wodurch sein Rückenmarksleiven empfiiidlichst in Mitleidenschaft gezogen wurde. Herr v. Vollmar fällt auS einer Ohnmacht in die andere. Zur Zeit soll das Schlimmste zu be fürchten sein. Oesterreich-Ungarn. * Wien. 10. August. (Telegramm.) Infolge bedenk licher Zunabme der Cholera in den Nachbarländern verfügte die Bukowinaer Landesregierung die Sperrung der ganzen Grenze und die Verschärfung der Maßregeln zur Verhinderung der Einschleppung. Es bleibt nur die Grenz station Jykany offen, daselbst findet aber eine sehr strenge Untersuchung der Reisenden statt. * Ärosjwardcin, 10. August. (Telegramm.) Gestern Abend versammelten sich gegen 2000 Personen vor dem bischöfl ichen Palais, sie zertrümmerten sämnttliche Fenster scheiben und ebenso die in den Häuser» von Rumänen. Nach 10 Ubr nahm die Demonstration einen ernsteren Charakter an. Vor dem rumänischen Seminar und dem bischöf lichen Palais begann die Menge mit faustgroßen Steinen zu werfen, um an der anstoßenden Kirche die Fenster einzuschlagen. Der Oberststadthauplmann und der Polizcicommissar wurden mißhandelt. Eine Com pagnie Infanterie sperrte die Straßen. Der Lärm dauerte noch bis nach 11 Uhr fort. * Lemberg, 7. August. Der Fiibrer der ruthenisch-radicalen Partei, Ilr. Severin Danilowicz, Avvocat in Kolomea, bat eine in rutbenischer und polnischer Sprache verfaßte Broschüre erscheinen lasten, in der er daS bekannte Patent Kaiser Joseph s H. über die Stolgebühren wieder- giebt und die Bauernschaft beider Nationalitäten in Galizien anffordert, gegen die übermäßigen Ansprüche der Geistlich keit energisch Stellung zu nehmen. Diese Broschüre hat bei
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