Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.08.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930811024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893081102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893081102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-08
- Tag1893-08-11
- Monat1893-08
- Jahr1893
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
V*z«s».Prer» t, d« -«chtiMdttto, oder de» «» St^»- tz«irk «d d» Vororte, «richtete» «»«- gebcstrlle» «bgeholt: vterteljähritch«Hcx tzei »weimaliaer tüglicher Z»ftrll»»g i»« ^airt ^tl SchL D»rch dir Post bezogen fir D«,tichla»d «,d Oesterreich: vienellidrlich > Direct» täglich« Kreujbandiendit»- t>« «illlaLd: moaatlich u» ?L0. Abend, Ausgabe. Li« Morgex-Aichgab« erscheint täglich'/,? Uh^ di« >be»L^l»^b« «oche»ugB L Uhr. Xed«tto» «k Errrkttis»: Z»h«»,e«,aHr 8. LielNxditio» ist Wochentag« „»»terbrach«, ^Öffnet »o» früh 8 bi« «e»>« 7 Utzr. vtt. FUüile»: « Torlt«. (NlfreD UnidersULttstrahr t. «,»«» Asche. >»ih»ii«»pt. »4. P«t. «d >Sai««Plotz 7. NMM-TllMm Anzeiger. Organ für Politik. Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. AnzeigenoPret- die -gespaltme Petitzeile K) Pfg. Neclamra u»trr dem Redactioolstrtch läge« spalte») -0^, vor den Familienoachricht«, (k gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut »»irrem Preis« verjeichaiß. Tabellarischer und Zisscrnsatz »ach höherem Tarif. Extra «vetlageu (gefalzt), »»r mit de, Morgen»Ausgabe, ohne Postbeförderrum » SO.—, mit Postbesördrraog ^4 70.—>. Am»ah«eschl«ß siir Anzeige»; Abeod»An«gab«: Vormittag« 10 Uhr. Marge »»Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn» »nd Festtag« früh '/,S Uhr. Vei den Filiale» und Annahmestelle» j, «1», halb« Stund« früher. Anteile» siod stet« a» di« Grtzedttta» zu richte». Druck und Verlag von L Polz dt Leipzig Freitag den 11. August 1893. 87. Jahrgang l i Politische Tagesschau. » Leipzig. 11. Augnst. De» in Frankfurt a. M. vrrsamnielt gewesenen deutsche« Finanzmiuister» scheint e« unangenehm gewesen zu sein, daß au« ihren Berathungeu Die« und Da« zur Kenntniß der »Franks. Ztg." und dadurch auch in die Oeffentlichkeit gekommen ist. Heute weiß das Frankfurter Tcmokratenblatt über den Verlauf der gestrigen Schluß sitzung der Conferenz nichts mitzuthcilen. ES schreibt nur: »Ob die Tabaksabrikatsteuer beweglich gemacht werden soll oder nicht, ist eine bereit- vielfach erörterte Frage. Wir haben Grund, anzunehmen» daß eS nickt der Fall sein wird. In den Kreisen der Regierung scheint denn doch die Ansicht vorzuherrschen, daß eine Steuer aus Ver brauch-gegenstände, die eine längere Lagerung vertragen, nicht beweglich sein dürfe; etwas Anderes sei eS mit Artikeln, bei denen der Consum der Production so zu sagen auf dem Fuße folgt. Nebenbei mag auch noch die Erwägung in Anschlag kommen, daß eine Beweglichmachung der Tabakfabrikatsteucr einerseits für Industrie und Handel eine starke Unsicherheit im Gefolge haben und die Ver anlagung der Steuer noch mehr compliciren würde, als die- ohnehin der Fall sein wird." DaS ist so gut wie gar nichts. Man ist also bezüglich der Schlußsitzung auf die bereits im Morgenblatte mitgctheilte ofsiciöse Mitthrclung beschränkt, welche die Conferenzmit- glieder zu veröffentlichen für gut befunden haben. Man erfährt daraus, daß auch dir Frage der eventuelle» Be steuerung der Inserate »gestreift" und daß in der Frage der »eventuellen" Besteuerung deS Weines ein Einverstäadniß bezüglich der dem BundeSrathe »eventuell" zu machenden Vorlage erzielt worden ist. Da die Inserate nur »gestreift" worden sind, so werden sie wohl noch mit einem blauen Auge davon kommen; der Wein aber scheint als Erfreu» der Fioauzmänner ernstlich in Aussicht genommen zu sein, deun wenn die Finanzminister beschlossen haben, .eventuell" dem BundeSrathe eine Vorlage über die „eventuelle" Besteuerung de« Weine- zu machen, so werden die Mitglieder der Commission, dir, auS Vertretern der wesentlich brthei- ligtrn Staaten und Commissaren der Reich-Verwaltung besteh«d, alsbald in Berlin zusammen treten soll, sich schwerlich sträube», der Eventualität der Weiubrsteueruug durch da« Reich entschieden näher zu treten. Zunächst hat mau also di« Arbeiten diiscr Commission abzuwarten, über die aber wahrscheinlich auch nicht, viel in die Oeffentlichkeit «langt. Geht eS indeß in dieser Commisston und daun im BundeSrathe so, wie Herr vr. Miquel und seine College,, hoffen und erwarten, so findet der Reichstag bei seinem Diederzusammentritt da« gesammte Bouquet von Steuer- reformvorlagen stk und fertig vor. Man kann nur wünschen, daß ihm diese- Bouquet ebenso lieblich duftet, wie es an scheinend Dencu duftet, die in Frankfurt die Blüthen gezogen haben. Der absolutistische Charakter der socialdemo kratischen Parteileitungen, namentlich der deutschen, kommt ans dem Züricher Gongretz immer schärfer zum Au-druck. Die Delegieren werden peinlich auf ihre Ge sinnungstüchtigkeit'geprüft, und wenn diese Prüfung nicht ganz nach dem Wunsche der Prüfenden auSsällt, ihre« Mandats beraubt. Der Engländer GilleS bemühte sich, die GiltiakeitSerNärung von zehn deutschen Mandaten mit dem Hinweis durchzusetzen, baß sie verEagSmäßig er worben seien. Vergebens. Die Delegirten sind der Berliner Dictatur »nicht genehm" und dürfen darum nicht mitthun. Charakteristisch für diese Sorte Demokratie ist die Begründung der Zurückweisung eine« Mandat« mit der Versicherung, daß der betreffende Delegirte »immer Opposition mache". Frei heit, die ich meine! BcmerkenSwcrtb auS den Verhandlungen der letzten Tage ist nur noch, daß Herr Liebknecht gegen den Generalstreik im Kriegsfälle eine Rete geballen hat, die nach der Skizze des »Vorwärts" mit den Reden und Abstimmungen der «ocialdemokratie in, deutschen Reichs tag im schroffsten Widerspruch steht. In Zürich erkennt Herr Liebknecht die Nothwentigkeit der Bewaffnung Deutsch land-, die er im Reichstag von Anbeginn geleugnet hat, rückhaltlos an. Daß er sie vornehmlich als Schutz gegen den .Zarismus" betrachtet, ist gleichgiltig. Während bei un« die links stehenden parlamentarischen Parteien den Kamps gegen den »Militarismus" als Specialität betreiben, wird in Belgien dieses Geschäft von den Parla mentariern der Rechten besorgt, die den militairischen Autoritäten deS Lande-, dem Kriegöminister General Bras sine und dem Ingcnieurgeneral Brialmont, ihr Be streben, das System der belgischen Lande s- vertheidigung den Zeitanforkerungen entsprechend zu vervollkommnen, nach Möglichkeit zu erschweren sich angelegen sein lassen. In der DienStagSsitzung der belgischen Deputirtenkammer griff der klerikale Dcputirte Woeste den Standpunct der FachmilitairS, daß Belgien ungesäumt an die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht geben und überdies die Befestigung Antwerpen- erheblich verstärken müsse, mehr leidenschaftlich als sachlich an. Woeste und seine Ge sinnungsgenossen fürchten für di« VolkStbümlichkeit der klerikalen Partei, wenn deren parlamentarischen Vertreter erhöhten HcercSauswendungen zustimmen. In der Theorie sind sie natürlich sehr dafür, daß das Heer stark und wohl ausgerüstet, daß da« BesestigungSshstcm deS Landes seinen Zwecken genügend sei, in der Prar,S aber wollen sie keinen Pfennig für Reformen bewilligen. Woeste'S Argumente sind für das Verfahren einer von Abneigung und Borurlhcil gegen das Heer erfüllten Opposition charakteristisch. Belgien muß in der Lage sein, sich gegen seindliche Bedrohung verthcidigen zu können — aber cs soll nicht dem Beispiele seiner großen Nachbarmächte folgen, sondern »Maß halten". Reicht der Effeclivstand deS Heeres nicht mehr aus, so sorge man für Abhilfe — aber nicht nach deutschem Muster, sondern durch Einführung deS Milizsystems. Von Crediten zum Bau neuer Fort- um Antwerpen uuL bei Termoude wollen Woeste und Genossen schon gar nicht- wissen. Nach seiner Ansicht baut man Fort« nur, um sie nachher wieder abzubrechen — wenigstens macht Herr Woeste den belgischen Zngenieur- officieren eS zum Vorwurf, daß sie die vor etlichen 30 Jahren in Antwerpen gebaute Citadelle heule für unbrauchbar er klären. Vergebens suchten ihm die Sachverständigen begreiflich zu machen, baß im Verbältniß de- FortschreilenS der modernen Angriff-Waffen auch die BertheidigungSmittel sich entwickeln müssen, vergebens rief ihm ein liberaler Abgeordneter zu, daß den Zeitverhältnissen entsprechend die Armee neu bewaffnet und ausgerüstet werden müsse. „Herr Woeste", meint ein liberales Brüsseler Blatt, „kann gewisse Bernunflgründe ebensowenig fassen, als manche auf niedriger EntwickelungS- stufe befindliche Völkerschaften im Stande sind, weiter als bi« 10 zu zählen." Und da der KlerikaliSmuS in der Deputirtenkammer dir Oberhand hat, wird wohl noch Jahr und Tag darüber hingehen, ehe den Bedürfnissen der belgischen LandeSvertheidigung in hinreichendem Maße Genüge geschieht. Die Neuwahlen für die französische Deputirten kammer sollen bekanntlich am 20. August vor sich gehen. Für die Wahlbewegung m Paris, deren unruhige Be völkerung ja leider von Jahr zu Jahr mehr den Ton für daS ganze Land angiebt, ist da besonder« charakteristisch die ---L MMWMM mnisterium eingewe.ht se.» e.ne B-bauPtung, d c-y keineswegs erwiesen werden konnte. Offenbar ist es einem der Pariser Wähler vor Allein darunl zu thun. IN der L n LS- in.» m °i. D-p-N-'-» -mm, ru entsenden Turpin selber verspürt zwar wen,g Lust, -me olche Rolle zu spielen. Nachdem » °b-r b-re. S m s-<hs Wahlbezirken jede Cand.datur abge ehnt ^S dem vierten Pariser Arrond.ffement - -S umfaßt d - Stadtviertel Saint-Gerva.S und Arsenal - e.ne -»ue ent sprechende Aufforderung an ihn gelangt, m der es unicr bauen dafür daß eS im Parlament viel »u viele ge- schm'eidige Advocaten und nicht genug klarblickende Patrioten gce . um di- Jnt-resi... Frankreichs ^ ehrvn, indem sie sich mit der größten H^^bung dem Studium der wissenschaftlichen Probleme widmen, welche die nationale -ver °u, d« düng abgelehnt. daß er sich ausschließlich nut s-'n-° w,sse... schädlichen Arbeiten beschastigen wolle, wird aber trotzdem nicht Verbindern können, daß alle ^ Wahlbezirke an semer Candidatur festhalten und er schließlich auch rn allen sieben Bezirken gewählt wird, — nach bekannten Mustern. Einen interessanten Beitrag zu dem Capitel der an geh- lichcn Unterjochung der Rumänen durch dl« Magyaren liefert eine jüngst erschienene Broschüre de« zur Grotzwardeiner griechisch - katholischen Diöcese gehörigen Pfarrer« Pituk. in welcher über «umönistrnng »«« Magyaren Klage geführt wird. In Ungarn besitzt nämlich sowohl die griechisch-nichtunirte als die griechisch- unirte Kirche volle Autonomie, und übt die Regierung fast gar keinen Einfluß auf deren innere kirchliche wie Schulangelegenheiten. Nun unterstehen dem Großwardeiner griechisch-katholischen BiSthum 24 000 Voll- blutmagyaren griechisch-katholischen Bekenntnisses, welche durch die der rumänischen Nationalität angehörenden Geistlichen unter dem Schutze der Autonomie im Laufe der Jahre völlig rumänisirt worden sind. Anstellung rumänischer Geistlicher und Schullehrer seitens des Bischofs Pavel und die rumänische Liturgie waren die Werkzeuge, deren man sich dabei bediente. Ueberhaupt spielen die »rumänisirten Magyaren" fortwährend eine Rolle in den Angriffen der Opposition, indem der Regierung vorgeworsen wird, nichts dagegen aufzubieten. So viel ist gewiß, daß die Rumänen sich aus Kosten der Magyaren und Sachsen sehr vermehren, wobei ihnen ihre Zähigkeit und der Umstand zu Statten kommt, daß die rumänische Sprache sehr leicht zu erlernen ist. In Rußland leiden die regierenden Kreise an einer Ber- folgungSwuth, die nackgerade eine komische Wirkung ausübcn könnte, wenn die Lage nur für die Verfolgten nicht zu ernst und traurig wäre. So werden in Rußland seit geraumer Zeit auch die im Grunde äußerst harmlosen Stundisten, eine religiöse Sccte, in jeder Weise drangsalirt. Das Gesetz wider dieselben wird seit kurzer Zeit freilich nicht in derselben Weise wie früher gchandhabt. Daß indeß das neue Verfahren seitens der russische» Regierung gegen die Verfolgten ein humanere« geworden wäre, wird man nicht behaupten können. Die Stundisten werden nämlich von nun an nicht mehr» wie bisher, verbannt, o nein, man ist er finderischer und praktischer geworden. Sie müssen von nun an wie gemeine Verbrecher zum Besten der bürgerlichen Gemeinde arbeiten. Männer, Frauen und Kinder werden täglich zur Arbeit genöthigt an Gräben, Wegen llild Straßen, und de« Nacht- müssen die Männer als Wächter diene». Ihr Bermögen wird consi-cirt; sie dürfen weder kaufen noch verkaufen, noch für sich arbeiten. Unter dem Deckmantel dieser neuen Ordnung der Dinge be geht die Polizei mit den Aeltesten der Dörfer die häßlichsten Gewaltthaten an ihnen, ihren Weibern und Kindern. Die Aeltesten, in Verbindung mit einem Polizisten und mehrere andere Männer, kommen, wie Augenzeugen berichten, in be rauschtem Zustande, um die Aermsten zu quälen und zu miß handeln. Jede» Tag muffen letztere mit Weib und Kind in ihren eigenen und den Nachbardörfern arbeiten, und jede Nacht haben die Männer in dem Dorfe Wache zu kalten. Während ihrer Abwesenheit gehen die Aeltesten de» Dorfe- spät Nachts in die Häuser der Unglücklichen, um deren Weiber und Kinder in der brutalsten Weise zu quälen, und wenn sie von ihnen herauSkommen, so mißhandeln sie die Männer ,n ähnlicher Weise. Und derartige, zum Himmel schreiende Frevel werden begangen in einem civilisirten oder doch halb- civilisirten Staate! Ist eS da ein Wunder, wenn der Herrscher eine- solchen Staates immer aufs Neue vor Mordanschlagen zittern muß? Wie bereits telegraphisch gemeldet, ist der Bürgerkrieg auf ramm» infolge de« raschen Eingreifen- der deutschen Kriegsschiffe »Bussard" und »Sperber" und des eng lischen Kriegsschiffs »Katoomba" gleich nach dem ersten Gefecht glücklich beendet worden und der rebellische Matasfa mit 30 Häuptlingen ist gefangen und kann jetzt darüber Nach denken, ob eS nicht besser gewesen wäre, ruhig in seiner Residenz Malie weiter den Thronbewerber zu spielen. Bi« in die jüngste Zeit erfreute er sich einer Art Schutze« seilen« der Amerikaner. Jetzt hat sich da« Blatt gewendet und man scheint in Washington nach den Vorgängen auf Hawai eingesehen zu haben, daß die rcvolutioaairen Bestrebungen einheimischer Parteien auf den Südsee- Jnseln durck Großmächte keine indirekte Forderung erhallen dürfen. Nach einer Berliner Meldung der »Daily News" sind Deutschland,England und die Bereinigten Staaten entschlossen, die Herstellung der Ordnung auf Samoa mit aller Entschiedenheit zu unternehmen. Da die Eifersucht zwischen Malietoa und Mataasa die Hauptursache der Wirren ist, werde Mataasa wahr scheinlich von Samoa nach einem Orte gebracht werden, wo er nicht länger dem Throne seines Nebenbuhlers gefährlich sein könne. Daß dadurch die Gefahr für die weißen Ansiedler wesentlich verringert wird, ist gewiß, aber die Verhältnisse aus Samoa werden dadurch noch lange nicht der Gesundung zugeführt. Ein Anfang ist wohl mit der Entfernung dc« Präsitenten des MunicipalrathcS von Apia, Frhrn. Senfft v. Pilsach, und durch da« llebereinkommen zwischen den Consuln der drei Vertrag-Mächte über die Vertheilung der Einkünfte zwischen der Gesammtregierung von Samoa und der Municipalität von Apia gemacht worden, aber dem Geld mangel ist dadurch noch nicht abgeholfen, die rückständigen Gehälter von sechs Monaten sind noch nicht bezahlt, die seit Jahren verweigerten Steuern nicht eingehoben, die Streit- punclc mit dem Oberrichter nicht beigelegt. Es bleibt noch eine Reihe samoanischer Fragen übrig, die durch Vereinbarung zwischen den VertragSmächtcn geregelt werden müssen, unv wer weiß, ob nicht inzwischen neue austaucken. So lange nicht Samoa sich in den Händen einer Macht befindet. I« des Reiches Ostmark. ir. Roman von B. W. Zell. (Fortsetzung.) «i,<bdniei «erboten. Kampf bringen, und wenn ich mit dieser Gewißheit überhaupt eine Frau an mich fesseln durfte, so konnte eS nur eine solche mit kühnem Geist, muthigem Sinn und energischem Willen sein, die bereit isi, für ihre Liebe Alle« zu wagen." Ganz überrascht hatte ihn Polza augehört. ,D>u überraschest mich", sagte sie verwundert. „Von welcher Zukunft sprichst Du, welche andere Aufgabe könntest Du zu erfülle» haben als die, da« Leben in vollen Zügen zu genießen? Fühlst Du Dich zu Größerem berufen?" „Ia I" sagte er warm. „Einmal müssen wir ja doch davon spreche» — wer weiß, wann Leit und Gelegenheit uuS wieder so günstig sein werden. Laß unS auf jener Bank im Lorbeer- zebüsch niedersitzeu und von dem reden, was mir die Seele bewegt" Mit hoher Spannung, wa« sie hören werde, folgte Polza seinem Wunsche und ließ sich au seiner Seite nieder. „Meine theure Polza", begann nun Wladimir, „die Mit- theilungeo, welche ich Dir zu machen bade, werden vielleicht manche Deiner Illusfionen zerstören. Wenn Du träumst, der- einst an meiner Seit« hier in Podbiel« ei» idyllische« Stillleben zu führen —" Sie hob erschreckt die Hände zu ihm empor. „Um Gotte« Wille«, Du weißt, wie ich dergleichen Haffe! Nein, so Hab« ich mir unser künftige« Leben nie gedacht, sondern hoffte, w,r würden in der Welt, mit der Welt leben — für eine Landedeldame, die in beschaulicher Ruhe dahinvrgetirt bi« an« Grab, bin ich wahrlich nuu und nimmer geschaffen." Er küßte wiederholt ihre Neinen Hände, ihre Augen und d« schwellenden Lippen. „Grade weil ich dessen sicher war, mein Lieb, durfte ich dsra» dvcke». Dich a« mich »u ketten. Wir werden also in -roßea Städten, wahrschemlich viel auf Reisen leben." „Wie herrlich!" unterbrach sie ihn mit unterdrücktem Iubellaut. „Aber diese Reisen werden nicht unserem Vergnügen allein gewidmet sein, sondern andere, tiefernste Zwecke verfolgen." „Welche?" fragte sie athemloS. „Ich muß doch etwas auSholen, um Dir das zu erklären. Sieh, mein unthätigeS, nur dem Genuß geweihte-Leben war mir ein Ekel geworden, ich mußte irgend eine ernste Thätigkeit, ein hohes Ziel anstreben, sollte ich nicht in Schlemmerei und Sinnrnlust rettungslos versinken. Zum Krautjunker bin ich nicht geschaffen, zum Gelehrten noch viel weniger. Mit dem Schwert in der Hand für mein zerstückeltes, unterdrücktes Vaterland kämpfen, das wäre am meisten nach meinem Sinne gewesen, aber dieser Kamps ist jetzt aussichtslos — warum den letzten Rest der edlen polnischen Jugend auf Schlacht feldern vernichten, auf denen unS doch keine Ernten reifen?" Polza schmiegte sich dichter an ihn. „Wie dank ich Dir deine weise Mäßigung, Geliebter!" „Sie ist mir schwer genug geworden, das magst Du glauben. Da ich nun dem Vaterland nicht nützen kann, habe ich der ganzen Menschheit Sache zu der Meinigen gemacht ; nicht für die geknechteten Brüder allein, nein, für alle Unterdrückten und Elenden will ich kämpfen und daran Mitwirken, daß sie ihr Menschenrecht nnverkürzt zu eigen erhalten. Mit dem Schwerte ist da freilich nicht« zu thun, doch giebt eS größere Gefahren, vernichtendere Kämpfe als auf dem Schlachtfelde, aber auch herrlichere, inhaltsschwerere Siege." „In zitternder Erregung, mit leuchtenden Anaen hatte ihn Polza angehört. Ihre feinen Nasenflügel bebten, und die Brauen zogen sich wie im Zorn und KampfeSmuth zusammen. „Verstehst Du mich, Geliebte?" fragte er, sie mit leiden schaftlichem Blick umfassend. Sie nickte stumm. Dann murmelten ihre Lippen leise nur daS eine Wort „Nihilismus!" Ihre Blicke tauchten in einander, sie waren ein« im Denken und Wollen, ohne daß eS weiterer Worte bedurfte. „Mein Vater ist dagegen", begann dann Wladimir wieder. ^Ich werde also gegen seinen Willen handeln, wie ich muß. Darum aber muß ich vor ihm meine Pläne geheim halten, wir ich auch unseren HerzenSbund vorläufig noch seiner Kenntniß entzogen wünsche." „Glaubst Du, daß er dagegen sein könnte?" „Nein. Und wenn, müßte ich auch hierin ebenfalls meine eigenen Wünsche maßgebend sein lassen." Beide schwiegen eine Weile. Dana sagte Polza: „Wie dank ich Dir, daß Tu mich in Dein Vertrauen gezogen, mehr noch, daß Du mich würdig erachtest, auch Deine Kampf genossin zu sein. Nicht wahr, ich soll nach Kräften mithelfen an dem großen Werk? „Ja, und Du wirst der Berufensten eine sein. ES ist ein großer internationaler Bund, und viele Frauen von edler Ge burt gehören ihm an, aber nicht alle sind kampfeSmuthig und gesahrverachtend, wie Du —" „O, das war ja der große, unausgesprochene, vielleicht mir selbst noch unklare Wunsch meines Lebens", rief sie begeistert. „Mitten im Gewühl des Lebens, im heißen Kampfe der Welt stehen, ihn schüren, sich daran betheiligen und siegen oder untergeben dürfen — nur so ist das Leben wcrtb, gelebt zu werden! Und an Deiner Seite, mit Dir vereint, Wlady — auf solch ein Glück Hab' ich in meinen kühnsten Träumen nie gchosst. Aber wann, wann wirst Du mich rufen — werd ich noch lanae warten müssen?" „Ich hosse, nein. Jeder Tag kann mir den Befehl bringen, zurückzukehren, weil man einen wichtigen Auftrag für mich hat und ich muß dann heimlich gehen, da mein Vater sonst meine Pläne vereiteln würde —" „Und ich, Wlady?" „Du, mein starke« Mädchen? Ja, wirst Du so hochherzig so muthig sein, wie ich Dich mir denke?" ° .."WaS soll ich thun? Verfüge über mich", entgegnete sie mit fieberheißen Wangen. " Wladimir zögerte noch. „Nun — hältst Du mich für feig, für eine Alltagsseele?" „O nein. Geliebte. So höre denn — Du begleitest mich — wir lassen unSln Warschau in aller Stille trauen, und dann kann keine Macht der Erde Dich mir entreißen Du gefordert'-^" ^"»st, Polza, Hab ich zuviel von Deiner Liebe Da sprang sie auf. ihre Augen flammten. soÜst Dich nicht in mir ge- M ich werde stet« bereit s-m, Dir ,u folgen. Ich dachte nur ernen Moment an «niela. Sw wird mein Handeln nicht begreifen und sehr unglücklich .u^ d"rd verzeihen, wa« sie nicht be- k. - Vladimir zuversichtlich. Und nun Dank, tausend Dank für Dem Versprechen. Du über Alle- Geliebte! Wie stolz werd ich sem auf mein kübne«, kluges Weib.! „Nur stolz?" schmollte sie mit einem hinreißenden Blick. Er fiel vor ihr nieder und bedeckte ihre Hände mit glühenden Küssen. „Stolz und selig!" murmelte er mit vor Leidenschaft er stickter Stimme. IX. Die erste Ernte, die Kasimir v. LeczynSki auf Zilkowo abgchalten, war gesegnet gewesen, wie selten eine in diesen fruchtbaren Laichen. Weizen und Zuckerrüben hatten über reiche Erträge geliefert, und täglich erschienen Agenten aus dem Gute, um den Besitzer zu LieferungSverträgen zu be stimmen. Da sic alle im Aufträge solider, hochangesehener Firme» kamen und sehr annehmbare Preise boten, batte LeczynSki mit bedeutendem Nutzen und in bequemster Weise die Erträgnisse seiner Felder vcrwerthen können, doch that er dies nicht, und die Agenten mußten ohne Ausnahme unver richteter Sache wieder beimkebren. Längst regten sich in dem durch die großmüthige Hilfe des Freunde- plötzlich in sorgen los« Lage versetzten, gewissenlosen Genußmenschen die alten, böse» Begierden wieder, und eS bot sich die günstigste Ge legenheit, denselben zu fröhnen, indem LeczynSki seine Ver käufe in der nahen >stadt selber besorgte. Täglich ging eine Reihe hoch mit Getreide oder Zuckerrüben bepackter Wagen dorthin ab, die der Gut-Herr immer selbst geleitete. Daß er stet- erst in der Nacht oder gar am nächsten Morgen heim- kcbrte, war seiner Versicherung nach nicht ander- möglich, da alle Geschäfte mit den großen Kaufherren oder deren Ver tretern in den Weinstuben abgeschlossen wurden und jede- zu Stande gekommene Geschäft der Sitte nach durch ein kleine« Gelage gefeiert werden mußte, dem sich der Verkäufer uun einmal nicht entziehen durfte. Iuza sah diesem Treiben mit schwerer Sorge in einer vou Tag zu Tag steigenden Herzensangst zu. DeS Vater« äußere Erscheinung sowohl, als auch sein zerfahrene« Wesen verriethen ihr nur zu deutlich, daß da« alte, sür einige Zeit in schwerem Kampfe niedergehaltene Laster deS Trunk« wieder Macht über chn gewonnen habe, wenn er auch schlau genug war, sich im Hanse desselben zn enthalten und sich nie im trunkenen Zu stande vor den Seinen zu zeigen. Noch ein anderer Umstand aber ängstigte Iuza unsäglich. Von den großen Summen, die der Vater doch auS dem Ver kauf der reichen Ernte gezogen haben mußte, war nicht« zu entdecken. Auch Zahlungen waren nicht gemacht worden, wie sie genau wußte, nicht einmal der Pachtzins an den Grafen abgeliesert, obwohl dieser lächerlich niedrig bemessen und LeczynSki wohl nur auferlegt worden war, um ihn an beste««
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite