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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.08.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930818017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893081801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893081801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-08
- Tag1893-08-18
- Monat1893-08
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Bezrigs.PreiS HßU G^Dk ^O> IM DlVH^ bezirk und den Vororten errichtet»» >nS» ßübrstelle, «»geh,kt: oterreljLtzrUch^4^0, W g»K»alla« Üblicher ZnsteNu», tn« >4 SÄ. Dnrch di« Post bezogen füi chtnnd nnd Oesterreich: oierte ljä tzrUch » S —. Direkt» täglich« Krenzbandiendnng stch AuSlsnd: «onatltch 74V. Morgen-Ausgabe. Le-utto» ««L Lrpe-Uo«: Snhmm^nH« 8. Die Uweditio» ist Noch«»»-» auanterbroche» »»Vnet »o, MH 8 «ä »««7 V»». Filiale«: vtt» M«W«'» Sortt». <«isrr» Universität« stre», 1, L««t» L»s»e. KeHnrtnenstr. 14, part. und UniaSvIstz 7. 'chügerTagclilait Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auzeigen-Prei- die kgrspaltme Petitzeile 20 Pfg. Necl amen unter dem RedactionSstrich (4 «4 spalten) ÜO^g. vor den gamilteuuachrtchk» («gespalten) 404- Größere Schriften laut »nserem Preis« «erzet-nlß. Tabellarischer und ZtstffzsH nach höherem Tarif. ßktr«-vetta«en lg'salzt). u«e mit de« Morgen-Ausgabe, ohne Postbesürdernug ^i Sil.-, m«1 Postbesördernn-.NI Aa»ah«eschl»ß für Anzeige«: Nbrad-AuSgab«: Vormittag« 10 llhr.' Morgen-AuSgab«: Nachmittag« 4Uhr. Sonn« and Festtag« früh '/^ Uhr. ' Bei den Filiale» and Aunahmeflell«» j» «in« halbe Stund« früher. »» «azetge, find ste» au di« Erpestttiaa z» richten. . Lrvck »ad Verlag von E »alt stl Leipzig. Freitag den 18. August 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekarmtmachung. Unter Bezugnahme aus unsere Bekaoutmochung Io. 3151 vom 22. Junt ds« I«- bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß unser Beschluß, den gesummten Berkehr aus dem der Stadt- gemeinde gehörigen, bi-her steuerfrei ausgeschiedeuen Areal des alten Hohlwege« im O ristheile Leipzig-Reudnitz »inzuziehen und auf dir südlich de« Biaduct« der Eilenourger Eisenbahn neu her- gestellte Riebeckstraße zu verweise», nunmehr Giltigkeit erlangt hat, nachdem der einzig« dagegen erhoben» Widerspruch wieder zurück- gezogen worden ist. Leipzig, am 14. August 1893. Der Rath »er Stadt Leipzig. Io. 4277. vr. Grorgi. vr. Ackermann, Bst. Lekanntmachung. Die öffentlich ausgeschriebenen Erd-, Maurer-, Steinmetz- und Zimmerarbeiten. sowie die «nftreicherarbctten für den Elsterbrücken-Reuhau in Letpztg-Klrtnrschacher find vergeben worden. Di« unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden daher hierdurch au« ihren bez. Angeboten entlassen. Leipzig, am 14. August 1893. Der Rath »er Lta»t Leipzig. Id. 3753. Georgt. Eberl», Sief. Lekanntmachung. Die öffentlich au-geschriebenen FutzwegreaulirungSarbeiten au der Gtratze vor »er 1. Vürgrrichnle sind vergeben worden Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden daher hierdurch au« ihren bez. Angeboten entlassen. Leipzig, am 12. August 1893. Der Rath »er Tta»t Leipzig. Io. 4233 vr. Georgi. Lberle, Res. Lekanntmachung. Die Maler- und Anstreicher-Arbeiten i« Sinderkranken- hanse find »ergeben, wovon die unberücksichtigt gebliebenen Herren Bewerber benachrichtigt werden. Leipzig, am 17. August 1893. Direktion »e« Kinderkrankenhauses. Lekanntmachung. Die Herstellung einer Entwässerungsanlage für die Schieß- stände der hiesigen Garnison, veranschlagt zu 17 000^1, soll in drei Loosen verdungen werden und zwar: X. Erd-, Maurer-, Schmiede- und Eisenarbeiten, L. Maurermaterial, als: Tementrinnen, Eemeut-Steiuzeug- und Dratnirrohre, 6. Zimmerarbeiten. Der Termin zur Eröffnung der Angebote ist auf den 24. August dieses Jahres Vormittag» 10 Uhr festgesetzt und wird im GeichästS-Zimmer der Unterzeichneten Verwaltung, Pleißenburg- Kaserne, abgehalten. Die Bedingungen uud Anschläge re. liegen von heute ab daselbst au«. «arnison-verwaltun, Leipzig. Die Maßregeln -er sächsischen Lehörden gegen den Mißbrauch geiltiger Getränke. v. Der Kampf gegen den Mißbrauch geistiger Getränke, der seit etwa einem Jahrzehnt in Deutschland mit erhöhtem Nachdruck geführt wird, bat bisher in nachhaltigster Weise die Unterstützung der sächsischen Staatsregierung gefunden. Von Anfang an erfreute sich die Bewegung gegen den Alkohol- mitzbrauch der Sympathie de- früheren Ministers de« Innern, Herrn v. Nostitz-Wallwitz, der die öffentlichen Versammlungen de« Dresdner Bezirksvereins und de« Landesverbandes gegen den Mißbrauch geistiger Getränke wiederholt persönlich mit seiner Theilnahme beehrte. Hervorragend gefördert wurde die Mäßigkeitsbewegung durch Verbreitung von Schriften seitens einer Reihe maßgebender sächsischer Behörden. Unter Anderm vertheilte die Generaldircction der königl. sächs. StaatSeisen- bahnen mit der Aufforderung zum VercinSbeitrilt 7000 Schriften des Dresdner Bezirksvereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke an ihre Angestellten und Arbeiter, ferner das königl. sächsische Ministerium des Innern, das Finanzministerium (Avtheilungen für Forstsachen, Straßcnbausachcn, Porzellan- manufactur, Oberhüttenamt), daS Justizministerium (für die Gesangenanstaltrn). daS Evangelisch > lutherische LandeS- consistorium u. v. a. m. Da« Ministerium de« Innern machte die obrigkeitlichen Organe in wohlwollendster Weise auf die gemeinnützigen Bestrebungen des Dresdner BezirkS- vereinS gegen den Mißbrauch geistiger Getränke aufmerksam, ebenso wie daS Evangelisch-lutherische LandeSconsistorium die kirchlichen Organe. Weiler stellte das Ministerium des Innern eingehende Erörterungen in Bezug aus zu ergreifende gesetz geberische Maßregeln hinsichtlich des ^chankwesens und der Bekämpfung der Trunksucht an und verordnete im Anschluß hieran, daß dir Behörden des Landes „mit Strenge und Thatkraft" gegen den Mißbrauch geistiger Getränke ein- schreiten sollten. DaS königl. sächsisckie CultuSministerium brachte die MäßigkeitSsrage auf den Iahresconferenzen der BezirkSschulinspectoren zur Sprache. Aber nicht bloS durch Theilnahme an der Propaganda, sondern auch durch praktische Maßregeln wurde die Bewegung gegen den Alkoholmißbrauch seitens der sächsischen Behörden unterstützt. Unter Anderm hat die Generaldirection der StaatSeisenbabnen im Intereste der Sicherheit des Eisen bahndiensteS im Allgemeinen und der betheiligten Arbeiter und Angestellten insbesondere Veranlassung genommen, die Zahl der an sich schon wenig zahlreichen Verkaufsstellen von Spirituosen innerhalb der Bahnhöfe noch weiter ein- zuschränken. Zur Bekämpfung der Völlerei trugen wesentlich bei die Maßnahmen und Verordnungen zahlreicher Ver waltungSbebörden, Polizeidirectionen, Kreis- und AmtSbaupt Mannschaften, Stadträthe, in Bezug auf die Ausschreitungen bei Prämienboulen und Bockbiersesten (bei welchen früher au' die Unmäßigkeit geradezu Prämien ausgesetzt wurden), in Bezug auf die Unzutraglichkeitrn bei RecrutenauShebungea in Bezug aus den WirtbSbauSbesuch der Confirmanden rc. Ferner wurde dem SchnapSgcnuß entgegcngewirkl durch Beschränkung bezw. Verbot des Spirituosenausschanke« auf Jahrmärkten, in Ziegeleien, Kirsch- und sonstigen Obsthütten, durch Festsetzung einer Polizeistunde für den Branntwein- klcinhandel, durch Erschwerung von ConcessionSerthcilungen z. B. Einführung des BedürfnißnachweiseS), durch Erhebung besonderer Abgaben vom Gast» und SchankwirtbschaftSbetriebe, »wie vom Kleinhandel mit Branntwein, durch Verbot deS verabreichen« von Branntwein an Schulkinder, in Trauer» Häusern, auf Borg rc., durch Ausschluß säumiger Abgaben pflichtiger von öffentlichen und privaten Vergnügungen. Auch rräventive Veranstaltungen, wie die Errichtung von altohol- reien Schankstätten, Kaffeestuben, Volksheimen, BolkSgärten rc., erfreuten sich de« Wohlwollens und der Unterstützung der Behörden. Auch die sächsische Volksvertretung bat dem Alkohol mißbrauch das lebhafteste Interesse geschenkt, die Präsidenten der beiden Kammern und Abgeordnete aller Parteien besuch ten wiederholt die Veranstaltungen deS Dresdner Bezirks- Vereins. Eine Petition des Vereins um Errichtung einer Trinkerheilanstalt und um Entmündigung von Trinkern wurde nach wohlwollendster und eingehender Behandlung in beiden Kammern der Regierung zur Kenntnißuahme übergeben. DaS Handinhandaehen unermüdlicher VereinSthätigkcit und behördlicher Autorität ist gewiß nicht ohne Erfolg geblieben, wenn derselbe auch nicht immer ziffermäßig nachzuweisen ist. Die Bewegung gegen den Mißbrauch geistiger Getränke ist in weiten Kreisen eingedrungen. daS BolkSgewissen ist ausgerüttelt und geschärft worden, so daß man heute einen Trunkenbold viel strenger beurtheilt und die Trunkneigung viel weniger ent schuldigt, als noch vor einigen Jahren. Hervorgeboben seien noch einige Zahlen auS der sächsischen Armenstatistik, die ein Zurückgehen der Trunksucht zu bestätigen scheinen. Im Jahre 1885 wurden in Sachsen 4128 Personen ermittelt, die in Folge von Trunksucht oder Trunksucht de« Ernährers dir Hilfe der öffentlichen Armenpflege anrufen mußten, im Jahre 1890 dagegen nur noch 2726 Personen. Obwohl die Be völkerung des Königreichs Sachsen in dem genannten Zeit räume um etwa 10 Proc. zunahm, hat sich die Zahl der in Folge von Trunksucht Unterstützten um etwa 34 Proc. ver ringert. Während 1885 auf 10 000 Einwohner noch 13 Proc. solcher Unterstützter entfielen, erniedrigte sich diese Zahl 1890 auf nur 7,8 Proc. Hoffen wir, daß auch in Zukunft alle BolkSkreise die mächtig angeschwollene Bewegung gegen de» BolkSvergifter Alkohol in Fluß halten und dabei auch die nöthige behördliche Unterstützung finden. Deutsches Reich. * Berlin» 17. August. Ucker den neuen ReichSschatz- secretair Grafen v. PosadowSkh-Wehner wird dem „B. aus dem Riesrngeb." von unterrichteter Seite geschrieben, daß er als Landrath de« früheren Kreises Kröben segensreich gewirkt habe. In der Mitthcilung heißt eS: „DaS Schul wesen lag daselbst unter der polnischen Bevölkerung sehr im Argen, eS war zur Regel geworden, daß erst mit 7 oder 8 Jahren die Kinder zum Schulbesuch angehalteu worden sind, aber meist mit 13 Jahren entlasten wurden, ohne Rücksicht darauf, ob sie lesen konnten oder nicht; vom Erlernen der deutschen Sprache war überhaupt keine Rede. In den meisten Dörfern hatte eine Lehrkraft 150 bi« 200 ökinder zu unterrichten, die Schulhäuser waren niedrig, von Holz und Lehm gebaut und mit kleinen Fenstern versehen. Da die Gehälter oft nicht 500—600 ^ betrugen, so war es kein Wunder, daß viele Lrhrerslellen Jahre laug unbesetzt und die Kinder ohne Unterricht waren. Als im Jahre 1874 der in Hirschberg an der Töchterschule angestellte Conrector, jetzige Schulrath Wenzel, nach dem damaligen Kröbener Kreise als Kreisschulinspector berufen war, mußte er feststellen, daß die Errichtung von 60 Lehrer» stellen und der Neu- und Ergänzungsbau von mehr als 40 wchulhäusera nothwendig war. Um diese unglaublichen Noth- stände zu beseitigen, bedurfte es eines energischen unv thatkrästigen Landraths, der vom damaligen Oberpräsidenten Günther in der Person deS noch sehr jungen Grafen Posadowsky gefunden und von Wongrowitz nach Rawitsch versetzt wurde. Als im Jahre t877 ver Oberprästdent bei einer Besucht reise in Rawitsch durch die Schulaufsichtsbeamten die Klagen über die Schulennoth sich anhörte, tröstete er diese mit den Worten: „Wenn der neue Landrath nicht Abhilfe schafft, dann kann ich auch nicht helfen!" Der junge Landrath kam und zeigte sich bald als ein ganzer Mann, der mit Riesenkraft die große Arbeit bewältigte, denn innerhalb acht Jahren seiner AmtStbätizkeit waren 38 Sckml> bauten, darunter fünf Schulhäuser mit vier bis sechs Elasten und Lehrerwohnungen und 13 mit zwei Lehrerstellen, fertig ge stellt. Wo sich wegen Beschaffung deS Geldes ihm große Schwierigkeiten in den Weg stellten, da wußte er sie mit einer bewundernSwerthen Zähigkeit zu überwinden. Ebenso energisch verbesserte er daS Stelleneinkommen der Lehrer und hat mancher Noth in Lehrerfamilien durch seine thatkrästige Unterstützung abgeholsen. In ähnlicher Weise hat er den Gutsbesitzern und Landgemeinden geholfen, indem er nach allen Richtungen hin den Ausbau der Kunststraßen anregte und förderte. Bi- zu seinem Amtsantritte waren im genannten Kreise manche Orte wegen der schlechten Wege zur Herbstzeil oft nickt zu erreichen; er wußte den Kreisstanden die Wichtigkeit guter Landstraßen so eindringlich dar- rustcllen, daß diese die erforderlichen Gelder zum Ausbau deS EbausseenetzeS bewilligten. Als er den Kreis Kröben verließ, war kein größere- Dorf ohne Chausseeverbindung mit den umliegenden Städten. Als nun im Jahre 1887 für die Communen - Berwaltung der Provinz Posen rin Direktor und Landeshauptmann gesucht wurde, richteten sich di« Blicke der Provinzialstände auf den Landrath de« Kröbener Kreise-, und zum ersten Male waren Polen uud Deutsche einig in dem Vertrauen, da- man ihm entgegcntrug. In den sechs Jahren, wo er an der Spitze der Provinzial- Städtcverwaltung steht, bat er sehr Viele« geschaffen und sich die bleibende Dankbarkeit der Bewohner von Stadt und Land erworben. In seiner amtlichen Thätigkeit hat er stet» ..suaviter in modo, fcirlitor in re- gebandelt. Sobald er sich von der Notbwendigkeit einer Sache überzeugte, dann wußte er stet« die Mittel und Wege zu finden, sie durch zufübren und die Zustimmung der betheiligten Corporationen zu erwerben." * Berlin, 17. August. In Potsdam erschoß sich Ende voriger Woche ein Soldat deS 1. Garde - Regiments u Fuß mit Namen Schröder, der vor seinem Eintritt >eim Militair Postunterbeamter und der Pflegesohn eines hiesigen Ehepaars Triller war. Der „Vorwärts" veröffent licht zu dieser Angelegenheit drei Briefe. Der erste Brief, datirt vom'29. Juli t892, ist angeblich von Schröder an seine Pflegeeltern gerichtet; er lautet in wortgetreuer Wieder gabe: Liebe Eltern! Ihr werdet Euch wohl wundern das ich nicht schreibe, ich habe keine Zeit bis jetzt Gehabt, daS letzte mal wo ich wollte auf Wache schreiben hatte ich am Tage keine Lust und in der Nacht zu faul. Nun liebe Eltern wie geht e» Euch seidt Ihr noch gesund hoffentlich gebt e» Such besser als mir; wir haben jetzt einen neue» Aoporal bekommen. Steinbrink der bei Euch sich lieb Kind gemacht hat haut mir all» Tage paar in Ge sicht das ich öfters blute heute am Sonntag wo man soll heilig ein habe ich einen bitterbösen Tag verlebt bei der größten Hitze mußte ich heute weil mein Bett nicht In Ordnung war (nicht gut gemacht war) von 12'/, bis 1'/, Bette bauen und in beiden Händen Gewehr strecken aber nicht blos in Drillichjacke sondern »och 2 Stubenmäntel an und oben die Kragen zu ich habe ge schwitzt das die Drillich lacke ganz Lurchgeweicht war dann mußte ich noch den Helm aussetzeu die Schupprnketle ganz zugeschnallt so das ich kaum Lust boten konnte dann stand eia Tambor mit der verkehrten Kiopvpeitsche dahiater und haute wie ein Kutscher auf sein Pferd, dann schickte mir der Korporal in andere Stube wo Sie mir auch verhauten ich bin so abgeschwächt das ich ordentliche Brustschmerzen habe, Essen Hab« ich auch wenig Zeit ostgeuoch komme ich garnicht zum Mittag Esseu an Kaffee trinke» Hab« ich über haubt kein« Gedanken mehr ich weiß gar nicht mehr ob ich Preußichcr Soldat bin oder Sklave in Afrika das sind nur noch kleinigkeiten die ich Euch schreibe es geht mitunter noch bester. Die Ausdrücke die man hört sind auch der rohsten Natur man wird weiter nicht genannt als Verbrecher Sonnenburger Lui Windkutscher Schuft u. s. w. Da verliert man allerdings den Muth, man wird so dumm und ängstlich das man überhaubt nicht mehr putzen kann, aber mit Gotteshülfe wird ja die traurige Zeit «ine freudige sei», denn es heißt ja in der Bibel die Erniedrigten werden erhöhet werden so muß mau immer noch denken. Run lieb« Ettern denkt au das Alles nicht sondern deuckt immer die Zeit geht vorbei, wollt Ihr nicht so gut sein und mir ein Packet schicken da« wenig- stens etwa- zu Esten habe aber bitte bald mein Putzzeug ist auch alle dann schickt mir mal 3 mit ich mache alles wieder gut. Mit Gruß Euer trauriger Paul. Gleichzeitig mit diesem Brief ließ Schröder einem Freunde seiner Familie ein zweites Schreiben zugehen, das nach dem „Vorw." wie folgt lautete: Ber trau! ich. Geehrter Herr .... I nehmen Sie sich doch bitte das Schreiben an sich und wenn daS alle- an Kriegs Ministerium geht waS ich schreibe kann ich verantworten Ich hätte es nicht geschrieben aber ich hatte es nicht mehr aus, und weit meine liebe Mutter mir gesagt hat das Sie mir in diesen Sachen werden beistehen so säße ich jetzt den Muth um die Sache ein Ende zu mache», bitte aber so das ich nicht bestraft werde den man darf nicht anS der Kaserne schreiben wie ich denke erkundigen Sie sich ich bitte ganz genau und dann sagen bitte mein Bater was er machen soll bitte aber sich erst bei einem Offizier wie viel leicht beim Herrn .... der Alexander-Reserveoffizier ist deun bei solchen Sachen muß man sich versehen denn auf Festung möchte ich nicht komnien vor auS besten Dank bitte den Zettel zu zerreißen Ihr P. Schröder. Schon im Juni vorigen IahreS hatte der Pflegevater Schröder'« sich über die seinem Pflegesobne zu Theit werdende Behandlung bei dessen Hauptmann beklagt und hierauf nach dem „Vorw." folgende- Antwortschreiben erhalten: Potsdam, den 4./6. 92. Euer Wohlgeboren bestätige ich hier durch den Empfang Ihres Briese- vom 2. d. M. Wenn ich auch bedaure, daß Ihrem Pslegesohn durch einen Mann der Eompagnie eine schlechte Behandlung zu Theil geworden ist, so hat Loch auch der p. Schröder insofern unrecht gehandelt, al« er die« nicht ge meldet hat. Jeder Mann der Compagnie ist eingehend darüber be lehrt, daß er sich eine solche Behandlung nicht hat gefallen zu lassen, sondern die Pflicht hat, die« seinen Vorgesetzten z» melden, worauf ihm unbedingt sein Recht wird. Ergcbeast von Rex, Haupimann und Eompagniechef. Es wird erwartet werden dürfen, daß nach den vorstehend wiedergegrbenen Veröffentlichungen des „Vorw." eine ein gehende Untersuchung nach den Gründen einaeleitet wird, die den Schröder zum Selbstmorde trieben. Zwischen obigem Schreiben und dem jetzigen Selbstmorde liegt, was hcrvor- gehoben werden muß, ein volle- Jahr. In der Preßmeldung, die s. Z. den Selbstmord Schröder s betraf, hieß es, daß er ihn aus Furcht vor einer siebentägigen strengen Arreststrafe begangen habe, die er verwirkt haben sollte, weil ihm bei einer Uebung ans dem Bornstrdter Felde eine Hosenschnalle gefehlt hatte. Der conservative „ReichSb." begleitet die Wiedergabe obiger Briese mit folgenden Bemerkungen: . . . Strenge DiSciplin muß ja beim Militair sein, aber solche rasfinirten Quälereien, wie sie nach den obigen Mittheilungen ln diesem Falle und »ach anderen Nachrichten — wir erinnern nur an den Fall in Lübeck, wo «in halb wahnsinniger Unterofsicier Monate lang seine Untergebenen in abscheulicher Weise quälte — wiederholt in anderen Garnisonen auSgeübt wurden, sollten nicht Vorkommen. Auch die Unterosficiere müssen an bestimmte, vorgeschriebe»« Strafformen gebunden sein und dürfen nicht selbst Strafen nach Be lieben erfinden oder vorgeschriebene Strafformen nach Belieben tn guälerischer Weise ändern, und wenn da« trotzdem z. B. beim Nach- exerciren oder Nachputzen geschieht, so müßle in strengster Weise dagegen eingeschritten werden. Da« würde sicherlich auch ge- schehen, wenn die Osficierr e- erführen; denn in der Regel er- giebt sich bet der Untersuchung solcher Fälle, daß die Offieier« selbst die best« Gesinnung gegen ihre Soldaten haben, daß sie aber von jenen Quälereien nicht» erfahren haben. Und da kommt zumeist daher, daß die Mannschaften etwa von 7 Uhr Abends ab ohne direkte Aussicht der Officier« tn den Lasernen- sluben leben, und ia dieser Zeit kommen in der Regel solche Quälereien und „Schleckereien" vor, während man von solchen während des eigentlichen Tages- und Frontdienstes, wo die Osficierr dabei sind, selten oder nie etwas Derartige« hört. Es besteht ,a ein Easernen^Iu sour-Dieust. allein dieser beschränkt sich in der Regel nur auf die äußere Ordnung — und erstreckt sich nicht auf Da«, was in den Casernenstuben vorgeht. Und so kann es Vorkommen, daß dort Allerlei — nicht bloS solche Quälereien — getrieben werden kann, was nicht gut ist. Die „Soldatenmißhondlungen" kommen meist in diesen Stunden vor, und deshalb sollt« di« Militair- Verwaltung ihnen ihre besondere Aufmerksamkeit widmen. V Berlin, 17. August (Telegramm.) Der Kaiser hat wiederholt im Ratbhause nach dem Befinden der Per sonen, welche bei dem Einzug deS 4. Garde-Regiments durch da« Umstürzen eines Gitter« verletzt wurden, Erkunbi- gunien einziehen lassen. Gutem Vernehmen nach sind nur drei Personen ernstlich zn Schaden gekommen. Auch bei ihnen liegt keine LebenSgesahr vor. — Auf Befehl deS Kaisers ist daS Verbot deS Amt-vorsteherS von Tempelhof, die Spcrruna der Vogelwiese betreffend, aufgehoben morden. Heute Mittag erschien der Amtsvorsteher persönlich auf dem Festplatzc und thcilte den Budenbesitzern den tele graphischen Befehl des Kaisers r.iit. ^ Berlin, 17. August. (Telegramm.) Der DundeS- rath trat heute zu einer Plenarsitzung^usaminen, in der, gutem Vernehmen nach, die Frage wegen Einführung deS 50procentigen Zollzuschtageö auch gegen Finn land erörtert wurde. lü Berlin, 17. August. (Telegramm.) DaS wegen Auf lösung des Reichsraa« nicht zur Verabschiedung gelangte ReichS-Seuchengesctz wird dem Vernehmen nach einer vollständigen Umarbeitung unterzogen werben nnd »war unter Berücksichtigung der inzwischen aus der ärztlichen Welt hervorgegangenen Bedenken. Berlin, 17. August. (Telegramm.) Der „ReichS- anzriger" veröffentlicht den Wortlaut der Verordnung, be treffend die Erhöhung der finnischen Zölle gegen Deutschland vom 10. August, sowie im Anschluß hieran die von Seiten de« Senats für Finnland au di« Oberzoll- bebörde gerichteten Schreiben. Ferner veröffentlicht der Reichsanzeigcr" eine Verfügung de« preußischen LandwrrthschaftS Ministers vom 16. August an die Regierungspräsidenten in Königsberg, Gum binnen, Marienwerder, Bromberg, Posen und Oppeln, wodurch zur Verhütung der Einschleppung von Biehseuchen die Einfuhr von Heu und Stroh aus Rußland bis auf Weiteres verboten wird. Das Verbot tritt am 25. August in Kraft, bis wobin in näheren, nicht so oft von der Rinderpest betroffenen Tbeilen Rußlands das bereit- eingekaufte Heu und Stroh zur Einfuhr gebracht sein kann. Die Regierungspräsidenten find ermächtigt, aus nahmsweise die Einsuhr von Heu und Stroh von jenseits der Grenze gelegenen gehörigen rcsp gepachteten Grundstücken noch nach dem Inkrafttreten de« Einfuhrverbots zu gestatten, sofern die Seuchenfreiheit im Hrrkunstsbczirk zweifellos ist. Berlin, 17. August. (Telegramm.) Eine große Volksversammlung, welche vom Vertrauensmann der Unabhängigen und der Anarchisten einbernfen war, nahm gestern Abend im Eoncordia - Festsale den Bericht des Delegirten Werner über den internationalen Socialisten- Eongreß in Zürich entgegen. Der große, über 2000 Personen fastende Saat war gedrängt voll, «uch die Galerien waren stark besetzt. DaS weibliche Geschlecht war ebenfalls sehr stark vertreten. Unter den etwa 2000 Anwesenden waren über die Hälfte Anhänger der socialbemokratischen Partei. Der bekannte Unabhängige Werner proclamirte „den Kampf bis aufs Messer". — Als muthmaßlicher Nachfolger des zum NeichSschatz- secrctair ernannten bisherigen Landeshauptmanns von Posen Grasen v. PosadowSky-Webner nennt die „Pos. Ztz." außer dem bereit« namhaft gemachten Polizeipräsidenten von Posen, Herrn von NathusiuS auch den Oberpräsidialratb in Posen Herrn v. Dziembowöki. Inzwischen ist der vom Pro- vinzialratb zum Stellvertreter des Landeshauptmanns gewählte Lanvratb Nötel in dieser Eigenschaft vom Minister de« Innern bestätigt worden. — Der „Frkf. Ztg." wird auS Berlin gemeldet: Der Rücktritt de« Kriegsministers, General v. Kaltcnborn- Stachau, der, wie schon früher berichtet, in Folge der bei Berathung der Militairvorlage gemachten Beobachtungen keinem Zweifel mehr unterlag, wird jedenfalls noch vor dem Herbste erfolgen. Man beschäftigt sich in den maßgebenden Kreisen bereit« mit der Suche nach einem geeigneten Nach folger. — Die von der „Kreuzztg." gebrachte Mittheilung, daß der frühere Bezirk«-Amtmann von Victoria, Regierung« - Assessor v. Aloen »leben, in die preußische Staatsverwaltung zurück- getreteu sei, beruht auf einem Jrrtbum. Herr v. Alveusleben gehört nach wie vor dem Ressort des Auswärtigen Amte« an. * Königsberg t. Pr.. 17. August. (Telegramm.) Der Commandeur der 1. Cavallcne-Brigade, Oberst Graf v. Klinckowström, ist heute auf dem Exercirplatze infolge eines SchlagaufalleS gestorben. * Posen, 17. August. (Telegramm.) Auf einer In- spectionsreise wurde der Generalarzt des VI. Armee-Corps, vr. Schräder, in Ostrowo vom Schlage gerührt, vr. Schräder war ehemals Leibarzt des Kaisers Friedrich, den er auch nach San Ncmv begleitet hatte. * Mainz, 16. August. Gegen die Redaction des „Mainzer Journals" ist ein Preßproceß unbändig gemacht worden und zwar von Seiten der Ober-Ersatz--Eommission. Gegen stand der Klage bildete eine Not» deS Blattes, daß ein Schwindsüchtiger zum Militair ausgehoben worden sei. (Frkf. Ztg.) * Aus vatzern» 16. August. Während die CentrumS- presse lebhaft mit der Stimmungsmache für den am 27. d. MtS. zu Würzburg beginnenden 40. deutschen Katholikentag beschäftigt ist, mehren sich die Anzeichen, daß dieser Tag in wenig willkommener Weise mit inneren bayerischen Partristrcitia keilen besaßt werden wird. Ter Streit zwischen der osstciellen Centrums- und der bischöflich würzburgischen OrdinariatSpresse wird schwerlich von der Erörterung, wenigsten« der vertraulichen, fern ge- halteu werben können. Ein anderes Thema ist die kürzlich von der Partei aus dem bayerischen BolkSschullehrertag, gleichfalls zu Würzburg, erlittene empfindliche Schlavpe. Nachdem die Liberalen stets Kammermandate zur Ver fügung befähigter VolkSsckullebrer gehalten haben, wollte die« da« Centrum nachthun und hat dem Lehrer Wörle von Pfersee bei Augsburg einen Kammcrsiy für den Landwahlkrei« Augsburg angetragen. Den Wünschen seiner geistlichen Wahlgönner gemäß ging Herr Wörle dann auch zu der Lchrerversammlung nacb Würzburg und trug seine Ideen über den Zusammenschluß der katholischen VolkSschul- kehrer mit der CentrumSpartei vor, womit er aber eine gründliche Niederlage erlebte. Ibre überwiegende Gesinnung zeigten die bayerischen VolkSschullehrer. auch die katholischen, bekanntlich dann Lurch eine Fahrt nach Kissingen zum Fürst«
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