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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930822016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893082201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893082201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-08
- Tag1893-08-22
- Monat1893-08
- Jahr1893
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Bezugs-Preis ß, der Hauptexpedition oder den im Stadt, bezirk und den Bororten errichteten Au», gabeilellen ab geholt: vierteljährlich ^14^0, hei zweimaliger täglicher Zustellung in» hau» ^l 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierlestährlich > k.—. Direct» tägliche Krruzbandienduug tn< Ausland: monatlich L« 7.50. Die Morgen-Au-gabe erscheint täglich'/,? Uht^ die Abend-AuSgade Wochentag« b Uhr. LeLarttoa und LrpeLitiou:- -«tzanneSgaff« 8. KKLrpedttio» tst Wochentag» nnanterbroche» geöffnet vo» früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filiale«: Ott» Me»«'« Esrtt«. (Alfred HahuX Universitätlstrab« z. Morgen-Ausgabe. 427. UciMtr MgMalt Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Dienstag den 22. August 1893. Deutsches Reich. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg) Reklamen unter dem Redactioasstrich (4«S spalten) SO»j, vor den Familienuachrichk» (6gejpalten) 40 Größere Schriften laut onserem Preis« verzeichoiß. Tabellarischer und Zisstrusal »ach höherem Tarif. Skrtra-Beilagen (gesalzt), nur mit de» Morgen-Ausgabe, ohne Poslbeförderuug -ck 60.—, mit Postbesörderuug 70.—. Annahmeschluß fir Anzeige«: Abend'AuSgab«: Bormittag« 10 Uhr. Margea-AuSgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,9 Uhr. Art den Filialen and AnnahmesteAru je «dt« halb« Stund« srüher. ^ krrzei«ru sind stet« a» di» ErZedttt»» zu richte». Druck und Verlag von L Pol« t» Leipzig. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Wegen vorzunehmender Asphaltirung wird vom 22. dieses Monats ab die Stephanstratze ans der Strecke von der Brüderslraße bis zur Liebigstraße, während der Dauer dieser Arbeit für alle» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 21. August 1893. IX. 11894. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Beorgi. Stahl. Bekanntmachung. ES wird hierdurch zur öffentlichen Kennlniß gebracht, daß von jetzt ab in sicherhcitspolizeilicher Beziehung der zwischen dem Frank- furter Thorhaus und dem Kuhburger Wasser gelegene und bisher zum 7. Polizeibezirk gehörige Theil der Frankfurter Straße, sowie da- nördlich desselben gelegene durch den Leutzscher Weg und daS Kuhburger Wasser begrenzte Gelände dem 10. Polizeibczrrk und die ^ ^ Unterhaus dieses Ltadium der bleichen'und, angegriffenen, >3oms Riüe in und außer dem Parlament. k. London, 20. August. Daß daS Schicksal der Home Rule-Bill, soweit das Unter- Haus in Frage kommt, besiegelt ist, daran wagt jetzt auch der eingefleischteste Tory nicht mehr zu zweifeln. DaS zeigt am besten die gähnende L-ore' des Hauies bei der jetzt vor sich gebenden drillen Lesung der Gesetzesvorlage. Bei Weiten! nicht die Halste der Mitglieder stellt sich zu Beginn der Sitzungen ein und nur ein kleiner Theil dieser Getreuen hält cs für nötbig, der so und sovielten Wiederholung der srüher gehörten Argumente beizuwohnen. Und entschuldbar sind diesmal die Bolksverlreter schon deshalb, weil sie bereits eine anstrengende, aufregende Session von ganz ungewöhn» sicher Dauer dinter sich baden. Schon vor mehreren Wochen tbeilte der Sprecher gelegentlich eine charakteristische Be- merkung des Staatsmannes Peel mit, der ihm gegenüber geäußert hätte, er könne am Ende der Session mit einem Blicke erkennen, ob er daS HauS der Gemeinen oder der Lords vor sich babe; jene sähen abgemattet und bleich, diese wobl und frisch aus: Peel habe hinzugesügt, auch jetzt habe daS gehörigen Theile der Delitzschcr und äußeren Halleschen Straße dem 18. Polizeibezirk zugetheilt worden sind. Die polizeilichen An- und Abmeldungen haben daher von jetzt ab für die Bewohner der Grundstücke Frankfurter Straße 26 d, 28 und 30 aus der 10. Bezirksmcldesielle (Plagwitzer Straße Nr. 35), für die der Grundstücke der Delitzscher Straße 1—7 und der äußeren Halleschen Straße 2—20 aus der 18. BezirkSmeldestelle (Leipzig. Gohlis, Kirchplatz Nr. 1) zu ersolgen. Leipzig, am 19. August 1893. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. O. L. 3136. Bretschneider. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine goldene Tame»-Nrmontoir-Uhr mit eingekritzelter Revaraturnummer 1051t, kranzarliger Berzierung auf der Rückseite und kurzer schwarzer Jettkette, Anfang d. M.; 2) eine silberne Nemontoir-Uhr mit defecter Feder und Doublskette von mittelgroßen Gliedern, vom 15. bis 16. d. M.; 3, eine silberne tiiylinderuhr, ohne Secunde, mit Nr. 2242 vnd den eiagravirtcn Buchstaben ,,d'. L.", in einer „Nr. 19" ge- zeichneten Kapsel, am 18. d. M.; 4) eine silberne Anker-Rcmontoir-Uhr mit Nr. 299 und Goldrand, aus 15 Steinen und eine silberne Anker-Uhr mit Secunde, geriester Rückseite und Stahllette — das Aufziehen geichieht mittelst zweier Ringe —, am 20. d. Nt.; 5) 2 grohe liöageit-Plaiic» mit der Aufschrift „Schachen- maver, Mann sc Lo., Salach, Station Süßen", am 5. d. M.; 6) ein Handwagen, vierrädrig, klein, blaugestrichen, mit braunem Kasteuaufsatz und einem neuen ungestrichenen Arm, am 17. d. M: 7) ein Handwagen, vierrädrig, blaugestrichen, mit Kastenanf- satz und der Firma „Julie Eckhardt, Reudnitz", am 1b. d. M.: 8) ein Handwagen, zweirädrig, aus Federn, ungestrichen, Ende vor. M.; 9) ein belgisches Riesenkaninchen, graufarbig, und ein junges dergl., vom 4. diS 5. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Berblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Eriminal-Abthetlung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 21. August 1893. Das Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. N. Neubau Heilige Kreuzkirche Leipzig-Neustadt. Die Klempner- und Dachdcckerarbetten sollen im Wege der öffentlichen Ausschreibung vergeben werden. Angebote sind versiegelt und portofrei mit entsprechender Auf- schrift bis 2S. August d. I.. Nachmittags « Uhr. in der Kirchen- expeditioa L.-Neuschöneseld, Clarastraße 16, abzugebcn. Submissionsbedingungen, Anschlagsauszug und Zeichnungen sind gegen Hinterlegung von >e 1 im Baubureau L.-Neustadt, Markt- platz, in Empfang zu nehmen, woselbst auch Detailzeichnungen «in- gesehen werden können. Leipzig, den 80. August 1893. Der Kirchenvorstand. M. Poche, Ps. Ein Gruß des Fürsten Bismarck. Se. Durchlaucht, unser hochverehrtester Fürst Bismarck hatte die große Güte, mich am 19. dieses Monat« zu seiner FrühstückStafel zu laden und mich nach deren Be endigung in eine fast zweistündige private Unterhaltung zu ziehen. Ein Theil dieser Unterhaltung bezog sich auf die Frage, ob der Fürst den Wünschen unserer Stadt entgegen kommen und auf der Rückreise von Kissingen unter uns weilen könne. Leider mußte nach dem Befinden Sr. Durcklaucht, da- nach dem Gebrauch der Cur in diesem Jahre nicht so zufriedenstellend ist, wie in früberen Zeiten, und nach dem ärztlichen Gutachten deS Professor- vr. Schweninger der Fürst mir erklären, daß jetzt der von ihm und der Stadt Leipzig so sehr gewünschte Besuch nicht statt finden könne. Der Fürst sprach e» aber aus, daß er die Hoffnung nicht aufgeben wolle, im nächsten Jahre einmal in Leipzig zu weilen. In unübertrefflicher Freundlichkeit und Gütt trug er mir auf, alle Bürger und Einwohner Leipzig-, di« ihm Treue und Anhänglichkeit bewahrt haben, für die er ihnen unendlich dankbar sei, recht von ganzem Herzen zu grüßen. Behalten auch wir die treue Gesinnung und nicht endende Dankbarkeit für die Aufrichtung de« Vaterlandes und stehen wir fest in der Hoffnung, den größten Sohn Deutschland» doch noch ia unserer Mitte sehen und von ganzem Herzen feiern zu können. Leipzig, 21. August 1893. Gustav Goetz. übermüdeten Gesichter erreicht. (Das Unterhaus hält de kanntlich seine Sitzungen bis Mitternacht ad, während der Home Uule-Debatte wurden sie aber zum Theil noch lange darüber hinaus ausgedehnt.) Beide Parteien haben demgemäß in der Energie deS Ein- peitscbens der säumigen Volksvertreter nachgelassen und das Schlachtfeld auf einen wichtigeren Kampfplatz verlegt. Da im Oberhause aus zehn Coujervative eiu Liberaler kommt und darum au eine Gutheißung der Gladstone'scheu Vor lage unter den bestehenden Verhältnissen nicht zu denken ist, hat der Liberale Stercy den Slurmlauf gegen dieses nächste und größte Hinderniß der lloms Uulo-Bill begonnen, indem er beantragte, es solle eine Vorlage mit Zustimmung der jeweiligen Regierung Gesetz werden, wenn sic zweimal von den Peer- verworfen und zum dritten Mal von demselben Unterhaus in einer Session angenommen sei. Eine praktische Folge hat der Antrag diSber nicht gehabt und auch die damit etwa beabsichtigte Einschüchterung des OderbauseS ist schwerlich dadurch erreicht. Die TvrieS wieder suchen in Wort und Schrift Nothwendigkeit und Nützlichkeit des Ober hauses zur Correctur des in der freien Discussion gehinderten Hauses der Gemeinen zu erweisen. Ferner suchen beide Parteien, in Voraussicht der Ablehnung durch die Lords und folgender Auslösung tes Unterhauses, das Feld für günstige Neuwahlen zu bestellen. So wollte Gladstone in seinem vielgenannten Briefe an seine Mäkler in Midlolhian — nebenbei einer der schwächsten Leistungen des „großen allen Mannes" — vor der Wählerschaft Groß- britannienS den schwächsten Punct seines Programmes recht fertigen, nämlich die Beibehaltung der irischen Vertreter in Westministcr mit gleicher Vollmacht wie die andern Ab geordneten — eine Maßregel, die er selbst srüher wiederholt als unannehmbar und für den britischen Wähler als unerträglich bezeichnet batte. Die Conservaliven ihrerseits unterlassen nichts, diesen Wunden Punct vor dcm Lande immer wieder aufzudecken. Wirksamer als rhetorische Künste werden viel leicht andere Mittel sein, die der erfahrene Staatsmann anwendet, um der Masse der Engländer die bittere Pille des llomv Ruls zu versüßen Abgesehen von den radicalen Forderungen deS Newcastlcr Programmes, die den radicalen Flügel der Partei und daS Gros der Wähler zugleich köderten, können wir noch auf manche andere (Überraschung seitens des modernen PrvteuS im englischen Echatzkanzleramt gefaßt sein, denn mit dem Alter scheint Gladstone'S rücksichtslose Energie, Schlagfertig keil und parlamentarische Geschicklichkeit eher noch zu wachsen. Home Unis ist die Krone seines politischen Ehrgeizes, viel leicht auch wirklich nach seiner (Überzeugung eine politische Nothwendigkeit für Großbritannien, jedenfalls würde seine politische Laufbabn glanzlos abgelaufen sein, wenn daS Gesetz nicht durchgebracht werden kann. Auf der andern Seite haben die Tories von Neuem das Gespenst einer Revolution in Ulster, an das sie selbst Wohl kaum glauben, heraufbeschworen. ES ist bereit- eine Summe von 5 Millionen Mark in Belfast und dcm nördlichen Irland als BertheidigungsfondS gezeichnet worden, und zwar soll daS Geld in drei Raten 1894, 95 und 96 cingczahlt und dazu benutzt werden, die faktische Durchführung des etwa an genommenen Gesetzes unmöglich zu machen. Außerdem baden die Conservaliven eine große Arbeiterversammlung in Liver Pool organisirt, die heftige Beschlüsse gegen die Beschränkung der Discussion im Unterbause faßte. Beide Parteien haben ihre Kräfte kürzlich in Heresord gemessen, wo ein Anhänger Gladstone'S, der mit schwacher Majorität gewählt war, sein Mandat niedergelegl batte, weil er, wie er erklärte, lloms Unis in der jetzigen Form und Gladstone'S Währungspolitik nicht billigen könne und darum seinen Wählern da» ihm als Liberalem übertragene Mandat zurückgebe. Der mit großer Spannung erwartete Sieg ist Len Gegnern Gladstone'S zugefallen, die natürlich diesen Er folg nach Kräften auSbcuten. Was schließlich den Zusammenhalt der Parteien bis zur rndgiltigen Annahme oder Verwerfung der Vorlage betrifft, so sind auf beiden Seiten Keime deS Zwiespalts vorhanden und eS wird von dem größeren oder geringere» Geschick der Führer abbängcn, wie weit sie die spröden Elemente zu sammenzubaltcn verstehen. Die Partiellsten sind natürlich mit der Bill unzufrieden schon auS dem Grunde, weil die Anliparnclliten, die stärkste irische Partei, dafür sind, und nur mit Mühe ward ein Antrag in ihrer Fraction, gegen das Gesetz zu stimmen, verworfen. Die mit der auswärtigen Politik unzufriedenen und im Innern weitgehende Forderungen stellenden Radicalen sind von Gladstone bisher meisterhaft hingehalten worden. Bei den Torie» droht eine Spaltung wegen der Währungsfrage, indem Balfour mit einem de deutenden Theil der Partei für Doppelwährung eintritt während daS GroS der Conservaliven noch die Goldwährung beibehalten will. Doch ist eS wahrscheinlich, daß beide Parteien, so lange das wichtigste Streitobject, Home knie, da- sie für und wider eint, im Felde ist, im Großen und Ganzen geschloffen bleiben werden. 1892 geregelt. Obwohl nun dies-S Gesetz nur auf'Verlange» gewährt werden. Wer °st° um dieselben nickst bemüht, crhal s Unterstützung kann Jeder, weß Standes erauchje., au d U r,lutzu g Ansvruck, machen, die Vermögenslage des E'n-el»en tele unberücksichtigt. Nur diejenigen Beamten, welche auS Reichs-, Staats- unv Commuualcasse., ihr Einkommen w^>reud L-r m.l.ta.r,scheu (lebungeu ungeschmälert b- - b-l „ aus kies- Unterstützungen ke.nen Anspruch D,-Ulb u werden aewäbrt für alle diejenigen Personen, welche der ,ur U-bung Einberufene gesetzlich zu unterhalten verpflichtet ist. D^bin gcb^cn also nicht atlein die Ehefrau und d.e ehelichen Kinder, sondern auch Eltern und 6>,ckiwi,ier, ctzer jedoch immer nur dann. wc»n sie durch de, zu re» Fahne» Einberufenen ernährt wurden und sich sewfl ! ' " «ähren außer Stande sind. Di-Zahlung der (lnterstutzungeu erfolgt halbmonatlich, und zwar zum ersten Mal am Lage des Abganges des Einberufenen zur Truppe, für die Tage deö Hin- und Rückmarsches wird die Unterstützung gleichfalls gewährt. Die Ehefrau empfängt als Unterstützung -^0 -p>oc. des ortsüblichen Tagclohneö für erwachsene männliche Arbeiter, die übrigen unIerslützungSbercchtigtcn Personen haben nur aus 10 Proc. des Tagetohues Anspruch. Mehr als 60 Proc. deS TagclohncS werde» überhaupt nicht gewährt. Der Anspruch ist bei dem Magistrat anzumelden. * Berlin, 21. August. In zusehends dreisterer Weise treten bei dem deutschen UltramontaniSmuS die alte» groß- deutschen Gesinnungen und Hoffnungen von Neuem hervor und zwar bezcichilenocr Weise aus der Grundlage eines er hofften russisch-österreichischen Bündnisses Aus Oesterreich - Ungarn erhalten die Münchener .Historisch» politischen Blätter" eine Zuschrift, die von Deutschland weder mehr, noch weniger als die Rückgabe Elsaß- Lothringens an Frankreich verlangt, worauf sich Oesterreich und Rußland leicht über die Balkanhatblnset verständigen würden; Rußland sei „eine christliche Macht" und sein Herrscher „ein christlicher Fürst mit dem Hc»;en am rechten Fleck". DaS wird gesagt in dem Augenblick, wo etbst der russensreundliche Leo Xlll. über die Lage der Katholiken im Gouvernement Warschau Vorstellungen nach Petersburg nöthig gesunden bat. Man kann da so recht ehen, welche politische und moralische Verwirrung die aus äußeren Machtgelüsten erfolgte Annäherung des Papstthums au Rußland bei manchenKathotlken hervorgerusen hat. Bemerkens- Werth ist noch dabei, daß die Zuschrift „die Entwickelung und naturgemäße Ausgestaltung Oesterreich - Ungarns zu einer Personalunion" nur mehr als eine Frage der Zeit bezeichnet und mit ihr als „Thatsache und Machtsactor" rechnen zu müssen behauptet. Angesichts der neuerlichen Enthüllungen über das Streben deS äußersten ungarischen RavicaliSmuS nach einem Eintritt in das russisch-französische Einvernehmen muß daS doch zu denken geben. Selbst dcm doch wahrlich nicht beulschnational gesinnten (Ir. Edmund Jörg wird das zu viel; hinter die Behauptung, daß nach der Rückgabe Elsaß- Lothringens Deutschland von Frankreich nichts mehr zu fürchten haben würde, stellt er ein Fragezeichen. Tie Zu schrift selbst aber führt er mit der Bemerkung ein, daß „ihre Herkunst den in ihr enthaltene» Anschauungen leider eine Bedeutung gebe, die sich durch Verschweigen nicht beseitigen lasse". Anscheinend hat man es hier also mit einer Kund gebung aus Wiener Cavalierskreisen zu thun, die sich aber merkwürdig mit jenen Plänen der ungarischen äußersten Linken deckt. V. Berlin, 21. August. (Telegramm.) Wie der „Boss. Ztg." aus London auf telegraphischem Wege gemeldet wird, ist nach einem Drahtbericht der „Daily News" aus Rein hardsbrunn der Zustand des Herzogs Ernst hoff nungslos. Unter dem Vorsitze deö Herzogs von Edinburg wurde am Sonntag Morgen ein Minister rat h abgehalten, um zu erwägen, welche Maßregeln im Falle ves Ablebens deS Herzogs ergriffen werde» sollen. Von der Einsetzung einer Regentschaft wurde nach längerer Erörterung Abstand genommen. Nach dem Tode des Herzogs Ernst wird der Herzog von Edinburg aus die Thronfolge zu Gunsten seines Sohnes de« Prinzen Alfred, verzichten, aber bis zu dessen Volljährigkeit die Regierung leiten. ---Berlin, 21. August. (Telegramm.) Der „Reichs- lnzeiger" veröffentlicht die von den Ministern des Innern des Handels, der öffentlichen Arbeiten und deS Cultus ge troffenen Anordnungen, betreffend Maßnahmen gegen die Cholera. 2(. August. (Telegramm.) Die Abend blatter beschastigcn sich mit dem Italic nisch-französischen Zwischensatt und sprechen di-Hoffnung auS, daß nunmehr von beiden Seite» e,»gelenkt werde, da sonst die Situation unübersehbar ernsten sich zuspitzcn könne. Die „Vo,fische Ztg weist neben der politischen Bedeutung deS Falles auch auf den bedeutsamen Umstand hin, baß die Lehre „7 Bri-d-rltchkeit aller Proletarier unmittelbar nach dem Züricher Congreg emen Faust,chlag ins Ge- sicht erhalten habe. verlautet, sind die Borarbeiten für eine voll- standige Umgestaltung des JrrenwesrnS ziemlich weit vor- ^ attlr ist' wi^d°n!'» Angelegenheit juristisckier cktatur ist, wird sie von Reichs wegen geregelt werden. Ins (e,ondcre soll tz. 598 der Civilproceß-Orvnunz eine Um- anderung dah.n erfahren, baß aus jeden Fall eine Vcr- nehmung de« angeblichen Geisteskranken vor dessen Ent- mündigung zu erfolgen habe, damit sich der Richter unter der Beihilfe gerichtlicher Sachverständiger auch auf Grund eigener Wahrnehmungen ein Urtbeil bilden könne. Ferner soll das Rechtsmittel der Revision im Entmündigungs verfahren eingcführl werden. Man hofft so die bisher viel fach mangelnde Sicherheit vor Fehlgriffen zu erlangen. — Der Statthalter von Elsaß-Lothringen, Fürst zu Hohen lohe, ist mit Gemahlin, Sohn und Tochter aus Schloß Dyck in Berlin cingetrosfen. * Thorn, 2l. August. (Telegramm.) Nach einer von maßgebender Seite hierher gelangten Mittheiluna findet die große Festungs-BelagcrungSübung, welche in der zweiten Hälfte des September vorgenommen werden sollte, nicht statt. * Posen, 21. August. (Telegramm.) Nach einer Be kanntmachung des Regierungspräsidenten wird die russische Grenze von heute ab gesperrt. Der Uebergang wird nur in Strzalkowo, Pogorzelice, Scalmierzice und Podsam- tsche gestattet. Der Uebergang ist indessen auch dort erst nach ärztlicher Untersuchung möalicy. Russische Aus wanderer oder sonst verdächtige Personen werden bis auf Weitere« an der Grenze zurückgehalten. Zur Durch führung dieser Maßregel wird die Gendarmerie verstärkt. Außerdem sollen Steuerbeamte zu diesem Dienst heran gezogen werden. Für Schiffer und Flößer sind i»i Pogorzelice, Schrimm und Posen Controlstationen ein gerichtet, ebenso für den Eisenbahnverkehr in Posen,! Lissa und Bentschen. Weitere Controlstationen sind für Pobsamlsche, Ostrvwo und Wrescheu in Aussicht genommen.' *x* Weimar, 21. August. Wenn man den Socialdemo kraten den kleinen Finger bietet, so wollen sie sofort die ganz« Hand haben Tie hiesige Zeitung „Deutschland" hatte während der legte» Wahlbcweguiig den Socialbeniokrateii gegenüber die vollste Lbjectiviiät gezeigt und ihre Wahlaufrufe anstandslos ausgenommen, so daß mit Rücksicht aus den hetzerischen Inhalt eine« dieser Mach werke dein Blatte sogar der Eingang in die hiesige Caserne ver boten wurde. Jetzt hat nun „Deutschland" den Züricher Longreß nicht so besprochen, wie »nsere socialdeinokratischen Wortführer, diese angebliche» Verfechter der, .freien Meinungsäußerung" es verlangen, und sofort wurde aus gestern eine Volksversammlung einberufen, in welcher der schuldige Redacteur sich im Büßergewande eiostellen und Abbitte leisten sollte. Letzterer beachtete aber diese „Einladung" nicht, und so beschräntte man sich darauf, weidlich über die „Schuftigkeit" genannter Zeitung loszuzicheii, die man hier „»ach Lage der Verhältnisse" leidernicht boycottireii könne. Uebrigc»« ist diese sociatdemokratische Anmaßung lediglich die Copie des gleiche» Vorgehens der hiesige» freisinni gen Volkspartciler, welche vor einem halben Jahre den Leiter der amtlichen „Wennarischen Zeiiung" in einer öffentlichen Ver sammlung in Acht und Bann ihate», weil er nicht nach Richterffcher und Lcvysohn'scher Pfeife tanzen wollte. Tos Ergebniß beider „Volksgenchic" ist das gleiche: man lacht über die sonderbaren Sprünge der freisinnigen, wie der socialdeinokratischen Inquisitoren, die mit solchen Manöver» der Welt nur zeigen, was sie unter „Ach tung gegnerischer Ueberzeugung" verstehen. ' Lotha, 20. August. Staatsminister von Seebach, der seit Kurzem in den Ruhestand getreten war, nachdem er in einer vierzig, jährigen Dienstzeit durch sein liberales und toleranter Regiment daS Hcrzogthum zu einer Freistätte des Geistes gemacht hatte, ist nicht unbedenklich erkrankt. * AulSa, 2l. August. (Telegramm.) Entgegen allen in de» letzten Tagen verbreiteten Gerüchten tritt die BischofS-Conferenz morgen hier zusammen. * Rcgcnüburg, 20. August. In der Regensburger Diöcese scheinen sich Veränderungen anzukündigcn. Der durch seine Streitigkeiten mit der StaalSregierung 1869 und 1875 be kannt gewesene intransigente Bisch of Ignatius v. Senestrey, der Bruder des langjährigen früheren Traunsteiner Reichs» tagsabgeordnelcn, ist uralt und die neuerliche Ernennung deS SlistSkanonikuS vr. Lei tuer zum Domherrn wird vielfach als eine Ankündigung seiner Nachfolge auf jenem Posten be trachtet. Ein Hauptbewerber um den Domherrnsitz war der Landtags- und frühere NeichStagsabgeordnete deS ober- pfälzischen Neumarkt, Pfarrer Triller, gewesen, aber wie es scheint, scheute »ack> gewissen Erfahrungen der CultuS- minister Or. v. Müller die Verbindung des Kammcrmandates mit der Domhcrrnwürve und ließ deshalb die Wünsche deS Neumarkter Psarrherrn unberücksichtigt. Gleichviel, ob mit oder ohne Absicht, aber einen beträchtlichen Zankapfel hat der Minister durch diesen Beschluß jedenfalls in unsere klerikale Presse hincingeworfcu und die betreffenden AuSriuauder- setzungen haben bereits begonnen. * Stuttgart, 19. August. Gutem Vernehmen nach ist eine der größten Fabriken Württembergs beim Finanz ministerium vorstellig geworden, weil die schweizerische Zollverwaltung, entgegen den Bestimmungen deS deutsch- schweizerischen Handelsvertrag-, ihr Schwierigkeiten mannig facher Art beim Bercdclungsverkehr in den Weg legt. Ww die Münchener „Allgem. Zlg." nun erfährt, sind eingehende Erhebungen seitens deS Ministeriums in der genannten Rich tung angeorduet worden, und es scheint nicht ausgeschlossen zu sein, daß die würtlcmbergische Negierung der Schweiz gegenüber sich zur Anwendung von Repressalien ge- uöthigt sieht. Sic ist dazu von sich aus in der Lage, da die Regelung des VeredcluugsvcrkehrS im Einzelnen den Grenz- staaleu überlassen ist. Der ganze Vorgang dürste übrigens darlegen, daß trotz der Nachgiebigkeit Deutschland« beim Abschluß der Handelsverträge die Schweiz immer noch weitere Ansprüche erheben zu können glaubt. Für eine ganze Anzahl von JnLustricbranchen in den Grenzbezirken wurde die Störung des Veredelungsverkehrs empfindliche Nachtheile mit sich bringen. Hoffentlich gelingt eS, die Angelegenheit auf aütlibem Wege beizulegcn, ohne daß eS zum Ausbruch eine- Zollkrieges im Kleinen kommt. * Siftmaringen, 21. August. (Telegramm.) Der Fürst von Hohenzollern ,st heute mit der Fürstin-Mutter nach Ragaz zum Besuche des Königs von Rumänien abgereist. Oesterreich Ungarn. * Wien, 20. August. In Oesterreich und in Ungarn haben mehrere Magnaten, z. B. der Fürst Sckwarzen- berg und der Fürst Esterhazy, daS Recht, eigen c Truppen, eine militairisch organisirte Leibgarde, zu unterhalten. Dasselbe Recht besitzt auch der Inhaber des fürslerzbischöflichen StuhleS von Olmütz. Der gegenwärtige Fürsterzbischos vr. Kohn bat nun vor einigen Tagen angeordnet, daß der bereit- stark reducirte Stand der fürslerzbischöflichen Garde erhöht I werde. In Folge dieser Anordnung wurde der Stand der
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