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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930822026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893082202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893082202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-08
- Tag1893-08-22
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Nedaclion und Erpeditiou: Ä«DanneS,afie 8. Li« Expedition ist Wochentag« onunterbrochr, geosjnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: ttt* » Lortim. (Alfred Hatzn>» Universttätrslraße 1, Lont» Lösche. Datharinenstr. 14. pari, und König-Platz 7. Abend.Ausgabe. «»zeige»'Pret< die Sgespaltme Petitzeile LO Pf>. Neclamea unter dem Redacttoarstrich (4a KtiMgerIagMalt Anzeiger. Drgan für Politik, Localgcschichte, Handels und Geschäftsverkehr. spalte») SO-H, vor den Aamllteno (6 gespalten) 40^. «rStzere Schriften laut nujerem Preis. verzeichaiD. Tabellarsscher «ad giffernsatz nach höherem Tarif. Ertra»veil«gen (gesalzt), anr «u de» a>torgen.Au«gabe, ohne Postbefördaang 60.—, mit Postdesördernng 70. Iinnahmeschluß fir Liyrize«: Abend-Aatgabe: Vormittag« 10 ll-L Morgen-Autgabe: Nachmittags 4llhr. Sonn- und Festtag« früh '/,S U^r. Bei den Filialen und «nnahmestrAe» ja «t« halb« Stund« früher. -- Unzet,e» find stet« an dt« Gxtzediti«» »n richte». Druck and Verlag von E. Pol» t» Lripzi» 428. Dienstag den 22. August 1893. 87. Jahrgang. politische Tagesschau. ' Leipzig. 22. August. Die bevorstehende RcichStagswahl tu Kattowitz-Zabrze an Stelle des mandatSmüdcn Herrn Letocha und die hieran anknüpfenden Erörterungen in der katholischen Presse decken den klaffenden Riß, der durch die schlesische CcntrumSpartei geht, von Neuem aus. Herr Letocha hatte sich zur Mandats- mederlegung entschlossen, weil ein Thcil seiner Wähler seine Haltung zur Militairvorlage mißbilligte, ein anderer Theil sie gutineß. Diese Verschiedenheit der Meinungen in dem einen Wahlkreis ist zugleich das kennzeichnende Merkmal für die Gesammtheit der schlesischen CentrnmSpartei. Der schlesische katholische Adel ist jetzt fast durchweg regierungsfreundlich ge sinnt, wie es einTheil, der deshalb al§ „staatskatholisch" verschrieen war, schon früher gewesen ist. Die Geistlichkeit ist in ihrer Haltung gelbeilt. Die Sympathien des Fürstbischofs gehören bekanntermaßen Herrn v. Hucne und Genossen; daher kommt cs, daß auch die Pfarrgeistlichkeit, soweit sie nicht polnisch ist, auf dem gouvernemenlal-soldatischen Flügel steht. In der niederen Geistlichkeit überwicgt dagegen der kirchenpolitisch intransigente und demokratische Theil. Die breite Masse der katholischen Wähler theilt sich nach der Nationalität. Die polnischen Katholiken gehören zur Opposition, die deutschen in überwiegender Mehrzahl zu der gouveriicmcntal gesinnten Partei. Bor der Hand entbehrt der oppositionelle Flügel, der sich gegen die Bevormundung durch den Adel und die höhere Geistlichkeit auflehnt, noch der straffen Führung energischer Männer, während ans der einem Compromiß mir der Regierung zuneigendcn Seite an geeigneten Führern kein Mangel ist, wenn diese auch vielfach, wie Pfarrer Majunke, in den Zeiten des verflossenen Eulturkampfes auf Seiten der heftigsten Opposition gegen die Regierung standen. Noch sind die Strömungen gegen die Parieihäupter im Werden begriffen: werden sie in Schlesien in die rechte Bahn geleitet, so ist dort eher als irgendwo sonst der Boden vorhanden, um in daS Cenlrum als katholische Partei Bresche zu legen. Die bereits erwähnte Rede des Abgeordneten Plcner beschäftigt nach wie vor die gesammte österreichische Presse. Nicht nur die Organe der Linken, auch die Regierungs blätter müssen ihr Anerkennung und offene Zustimmung zollen und heben vor Allem die Mäßigung und Borsicht her vor, deren sich Herr von Plener in seinen Erörterungen allen Parteien gegenüber befleißigte. So erkennt auch die osficiösc „Montagsrevue" die Zurückhaltung Plener's an, welcher, wenngleich er erfüllt sei von den die Vereinigte Linke beherrschenden Anschauungen und die selben als Richtschnur für seine parlamentarische Füh rung Hochhalte, doch die Partciansckauung unter das höhere Maß der staatlichen Interessen stelle. Mit Politischem Muthe, der namentlich gegenüber einer durch czechische Hetzereien begreiflicher Weise aufgeregten deutschen Bevölkc rung um so mehr ins Gewicht falle, habe Plener die Nach ahmung deS Radikalismus der Iungczechen abgelehnt. Dies sei staatliche Politik, welche gewiß auch heute und zu allen Zeiten die beste Politik für die Deutschen Oesterreichs sei. Es könne keine Negierung geben, welche eine solche Haltung der Deutschen in ihrer gesammten Thätigkeit nicht vollständig Würdigen werde. Mil der Durchführung der Revision der belgischen Berfassung bat cS, wie wir bereits telegraphisch gemeldet, vorläufig noch gute Wege. Noch in letzter Stunde hat die RevisionSsrage kläglich Schiffbruch gelitten. Seitdem man unter dem Drucke des Aufruhrs das Stimmrecht erweitert hatte, mühten sich die stets unentschlossene Regierung und die Male einigen Linken die Senatsbcschlüsse antrag ein, daß 1100 Francs direkte herrschenden Elasten seit Monaten ab, dem allgemeinen Stimm rechte einen Damm, einen reactionairen Senat cntgegen- zuslcllen. Nach endlosen Verhandlungen waren Kammer und Senat darüber einig geworden, daß der neue Senat aus lOl Mitgliedern bestehen sollte; 75 Senatoren sollten von allen 30 Jahre alten stimmberechtigten Bürgern und 2k» Senatoren von den Provinzialräthen gewählt werden. Die fortschrittliche Linke hatte diese 2li Senatoren der Regierung unter der Bedingung bewilligt, daß die Provinzialräthe nach sreiem Ermessen die selben auS der Reihe aller 10 Jahre alten Bürger wählen dürften. Nachdem die 26 Senatoren aus dieser Grundlage zugestandcn waren, beachteten Ministerium und Senat dieic Abmachungen in keiner Weise und beschlossen also: Die von allen Stimmberechtigte» zu wählenden 75 Senatoren wüsten auS derZahl derjenigen Belgier gewählt werden, welche 10 Jahre alt sind und mindestens jährlich 1100 Frcs. directe Staats steuern entrichten : die von den Provinzialräthen zu ernennenden 26 Senatoren dürfen nur auS zehn dem höheren Beamtcnlbum angehörigen Kategorien von 10 Jahre alten Bürgern gewählt werden — also von den 6 Millionen Einwohnern deS Landes sind kaum lOOO iu de» Senat wählbar und nur die Aller- reichsten bilden im Verein mit einigen höheren Beamten den Senat. So war nach dem Sinne der Negierung und der Klerikalen der ersehnte Senat gewonnen, aber wie ein Kartenhaus brach er durch den Widerstand der zum ersten zusammen. Die ganze Linke lehnte ab und brachte den VermittelunzS- alle tOt Senatoren aus den StaatSstenern entrichtenden Bürgern und auS den von dem Senate selbst gewählten Beamten kategorien gewählt werden, also Reichthum und Befähigung gleichberechtigt sein sollten. Die Regierung und die Rechte lehnten den Antrag ab, und so siel auch der Scnatsantrag, gegen den die gesammte Linke und ein Klerikaler, der Kammerpräsident De Landsheere, stimmten; über das Nein deS letzteren sind Regierung und Rechte ganz auS dem Häuschen. Da somit nichts zu Stande gekommen ist, so bleiben die Be st i mm ungen der jetzigen Berfassung in Kraft. Alle tOl Senatoren müssen aus der Zahl derjenigen Bürger gewählt werden, welche mindestens 10 Jahre alt sind und mindestens 1000 fl., also 2100 Francs directe StaatSsteucrn jährlich zahlen. Die Regierung, welche die Fahnenflucht einiger doctrinärcr Liberalen und die Annahme der Senatsanträge fest erhofft hatte, ist schmählich unterlegen. Die Fortdauer dieses Censusrcgiments ist unhaltbar, und eS bleibt abzuwarten, ob das Ministerium und der Senat mit neuen Anträgen kommen werden, um in der Verworrenheit der Lage Wandel zu schaffen. In der eivgenöffischrn Verfassung befindet sich bekanntlich ein Artikel, laut welchem eine vorgeschlagene Abänderung oder Ergänzung der Berfassung dem Bolkc zur Entscheidung vorgelcgt werde» muß, nachdem 50 000 Bürger eine» solchen Vorschlag beim BundcSralh cingereicht baden. Nun hatten unlängst, vorzugsweise in dczz Eantonen Bern, Zürich und Aargau, die Thierschutzvereinc eine Bewegung gegen das Schächten der Thiere hcrvorgeruscn, und da sich dieser Bewegung auch die antisemitischen Kreise an- scblosscn, so gelang eS ohne sonderliche Mühe, mehr als 80 000 Unterschriften für folgendes Znitialivbegehren zusammen zubringen: „Das Schlachten der Thiere ohne vorbcrizc Be täubung vor dem Blutcntzuge ist bei jeder Schlachtart und Bicbgattung untersagt." Am Sonntag hat das Schweizer Volk nunmehr in seiner Gesammtheit darüber abgestimmt, nachdem seit Wochen in allen dortigen Zeitungen Tag ein Tag aus die Schächtfrage aufs Ausführlichste erörtert worden ist. Die Aufnahme des Schächt-Verboteö in die Bundesverfassung wurde mit 187 000 gegen 112 000 Stimmen beschlossen. Damit das Begehren aber nicht so leicht zum Gesetz werde, ist noch die Zustimmung deS Schweizer Ständeraths ersordcrlich, der sie wahrscheinlich versagen wird. Neben den Wahlen zur französischen Deputirten- kammer, über welche wir an anderer Stelle berichten, bilden heute noch die Borgänge in AigueS-MorteS und deren Folgen sowohl in der französischen wie auch in der italienischen und der gesammten übrigen Presse den Haupl- gegenstand deS TageSiiitcrcsseS. So bespricht, um zunächst nur ein unparteiisches Blatt bervorzukeben, die Wiener „Neue Freie Presse" in einem längeren Artikel die franzosenseindliche» Demonstrationen in Italien und lobt daS kluge und feste Auftreten des Minister präsidenten Dupuy. Dieses Borgehen finde sowohl in Wien als in Berlin volle Billigung. Es scheine vollkommen zerecht, daß die italienische Regierung eine Sühne ür die Todten von Aigues-Mortes verlangt, eS sei aber auch klug gehandelt, Laß man sich durch die Politik, welche auf den Straßen getrieben werde, nicht beeinflussen lasse und Frankreich jeden Vorwand von vornherein benehme, sich seinen Verpflichtungen zu entziehen. Die französische Presse sucht fortgesetzt die Verantwortung für die Vorgänge in Aigues-Mortes den Italienern in die Schuhe zu schieben und erklärt, daß irgend welche Gcnugthuung unnöthig sei. Trotzdem bat sich die französische Regierung bereit erklärt, den ossiciell kundgcgebenen italienischen EntsckädigungSsorke- rungen möglichst cntgegcnzukommcn, und der „TempS" ver öffentlicht eine Note, welche besagt, die Untersuchung über die betrübenden Vorgänge in Aigues-Mortes werde mit großem Eifer betrieben. Der Präsccl deS Departements Gard und der Maire von Aigues-MorteS würden, dem Rufe deS Präsidenten deS Ministerraths folgend, heute in Paris eintrcsfen, da die Wahlen ein früheres Eintreffen der selben verhindert hätten. Die der HospitalSverwaltung in Marsaillc zugcschriebenen Handlungen entsprächen in keiner Weise der Wirklichkeit. Die italienischen Arbeiter hätten in weitestem Umfange Hilfe erhalten; die Gerüchte, wonach die- selben erneuten Gefabrcn ausgesetzt gewesen wären, seien unbegründet. Unter solchen Umständen könne man der Hoff nung Raum geben, daß die in Italien entstandene Erregung silb legen werde, wenn man sich darüber klar werden würde, daß die Vorgänge in AigucS-MorteS einen rein localen Charakter hätten und daß bei gutem Willen der beiden Negierungen der Zwischenfall in einer für beide Nationen befriedigenden Weise leicht bcigelegt werden könnte. Der Ministerpräsident Dupuy empfing am 2l. Abends den italienische» Gesandten Reßmann und conserirte mit dem selben über die Manifestationen, welche die italienischen Arbeiter Frankreich gegenüber veranstaltet haben. Der Ministerpräsident Dupuy giebt z», daß daS Manifest des Bürgermeisters von Aigues-MorteS geeignet gewesen sei, Unruhen hervorzurusen, cs sei deshalb soeben die Absetzung deS Bürgermeisters vcrsügt worden. Nach der „Ag. HavaS" drückte auch der italienische Botschafter gegenüber dem Ministerpräsidenten Dupuy ossiciell sein Bedauern über die Demonstrationen in Rom u»v Messina aus, kündigte eine Untersuchung der Vorfälle, sowie die Amtsentlassung deS Präsccten von Rom an und versprach Gcnugthuung wegen der Beleidigung des ConsulatS in Messina. An gesichts der noch immer steigenden Erbitterung unter der italienischen Bevölkerung mahnen die bedeutenderen Blätter Italiens zur Ruhe und Besonnenheit, ver langen aber gleichzeitig, daß die Regierung, wie in- zwifchcn geschehen, alle Schritte thue, um die nationale Würde zu wahren. Der italienische Minister deS Innern bat, um zur Beruhigung auch seinerseits beizutraaen, indem er an die Präfectcn ein Rundschreiben erlassen hat, in welchem gesagt ist, wenn die ersten Demonstrationen als Ausdruck der durch die Vorfälle in Aigues-MorteS hervor- gcnisencn Bewegung begreiflich seien, so würden dieselben bei Fortdauer die Ausgabe der Regierung erschweren, deren sic sick, voll bewußt sei. DaS Rundschreiben wiederholt die wegen der Ausrechtcrhaltung der Ordnung ergangene» Weisungen und fordert die Präseclen auf, an die Mitwirkung der Bürger zu appclliren. Es ist zu hoffen, daß bei einigem guten Willen, der ja sowohl auf Seiten der französischen wie der italieniswen Regierung vorhanden zu sein scheint, die ganze Sache doch noch gütlich beigclcgt wird. Die serbische Skupschtina ist, wie schon telegraphisch gemeldet, am 2l. August in feierlicher Weise durch den König mit einer Thronrede acsckloflen worden. Die Thronrede hebt hervor, daß der König sofort nach seinem Regierungsantritte die Skupschtina zu einer außerordentlichen Selsion zusammenberufcn nabe, um vor der Skupschtina den Eid zu leisten und damit dieselbe alle jene Arbeiten erledige, welche suSpcndirt blieben während der anormalen Periode, die das Land vorher durchgemacht habe. Der König constalirl, daß die Skupschtina in richtiger Würdigung der ökonomischen und finanziellen Bedürfnisse deS Lande« die verschiedenen ihr zur Genehmigung vorgelegten Handelsverträge angenommen habe, wodurch dem Lande für eine Periode von 10 Jahren eine ökonomische und sinanziclle Consolidirung gesichert werde. Der König spricht ferner seine Genugthuung über die Annahme der neuen Fstianzgesctze aus, durch die dem Staatsschätze neue Quellen erschlossen würden. Die Thronrede schließt folgendermaßen: „Kaum 1 Monate sind verflossen, seitdem ich durch den Act vom l. April die unheilvollen Eonsequcnzen vom 9. August deS vergangenen Jahres aufgehalten habe, allein schon fetzt können wir mit gerechter Befriedigung auf die zahlreichen und wichtigen Erfolge dieser kurzen Zeit zurückblicken. Nur ein Regiment, gegründet auf daS Princip der vollkommenen Harmonie zwischen König und Volk, kann einen solchen Erfolg sichern." ' Deutsches Reich. Berlin, 2l. August. In den Kreisen der Maler und aller Derjenige», die bei Ausübung ihres Berufs giftige Farben zur Verwendung bringen müssen, braucht man wegen deS dem Bundesratbe gegenwärtig vorliegenden Entwurfs über die Regelung des Giftverkehrs nicht in Sorge zu sein. Es sollen nämlich die giftigen Farben von den Bestimmungen deS Entwurfs ausgenommen sein. Weder die Vorschriften über Aufbewabrung, noch die über die Abgabe von Giften sollen auf giftige Farben, welche in Form von Stiften, Paste» oder Steinen oder in geschloffenen Tuben zum un mittelbaren Gebrauch scrliggestellt sind, Anwendung finden, sofern aus jedem einzelnen Stück oder auf dessen Umhüllung entweder das Wort „Gift" oder der Name der Farben oder eine das darin cntyaltcne Gift erkennbar machende Bezeichnung deutlich angebracht ist. DaS Gleiche gilt von den gebrauchsfertigen Oel-, Harz- oder Lackfarben, soweit sie nickt Arsenfarben sind. Man braucht für die ersteren Farben keine einschränkenden Bestimmungen, weil sie in Hände von Personen kommen, welche Sackkcnntniß besitzen und entsprechende Vorsicht anwendeu, für die letzteren nickt, weil der Zusatz dieser Stoffe daS Gift bindet. Nur die Arsensarben will man auSnehmen, weil deren Gesuiidhcitsgesäbrlickkeit besonders groß ist. Die Mal kunst sowohl wie daS Malgewerbe, auch der Knnsthandel und > ?ord- 1n>«et- V08> c«0l»r «rlor", ^11°»- vr I» eortk- n»r»I" » von o»ol> S«U. ^ »»o t> Fer»illet»n. In des Reiches Ostmark. AI Roman von B- W. Zell. (Fortsetzung.) Nachdruck rcriolc». „Verzeihen Sie dem Störenfried, meine Damen, der gerade zur Mittagsstunde ins HauS fällt. Aber ich habe Sie alle seit gestern Morgen nicht gesehen, und die Sehnsucht trieb mich her. Ich mag gar nicht daran denken, wie eS werden soll, wenn Sie einmal nicht mehr auf PodbielS weilen." Damit führte er ckevalerSk Tante Iadwiga's Hand an die Lippen und nickte Aniela freundlich zu. „Fräulein Polza seoe ich nicht", fuhr er fort, als die Frauen beklommen schwiegen. „Wahrscheinlich fesselt sie wieder ein toller Ritt über Stock und Stein, und Wladimir folgt seiner Sonne als ein getreuer Schatten. Auch ibn siebt man gar nicht mehr — eS ist recht, recht einsam auf PodbielS!" Das letzte klang wie ein schwerer Seufzer. Aniela hielt sich nicht länger. Ohne ein Wort der Vor bereitung reichte sic dem Grasen mit bebender Hand da« Brirs- blatt bin. Dann entstand eine lange, schwüle Pause. „Begreifen Sie es, Graf?" brack cs endlich aus Iadwiga's Munde leidenschaftlich hervor. „Wir alle haben daS ewige Plänkeln der Beiden bemerkt — ernst hat es wohl niemand von uns genommen. Und wenn wir uns darin getäuscht, weshalb diese Flucht? Nock hatte ja Wladimir nicht einmal Ihre Ansicht über diese Wahl vernommen — weshalb nimmt er als selbstverständlich an, daß Sic dagegen sein werden?" „Ich bin cS nickt, gewiß nicht", sagte PodbielSki nachdrücklich, als wolle er die erregte Dame vor Allein über diesen Punct beruhigen. „Eine so nabe Verwandte meine« verehrten Freundes Stefanski kann mir als Tochter nur willkommen sein, selbst wenn sie weniger reizend wäre, als Fräulein Polza eS ist. Es läge aiso nicht der geringste Grund zu einem so ungewöhnlichen Schritt vor, wenn ich nicht einen anderen, tieferen ahnte, der mich leider mit schwerer Sorge erfüllt." „Und dieser wäre?" bebte c« angstvoll von Anicla'S Lippen. „WeSbalb Sic durch Bermutbungen ängstigen, für die mir vorläufig die Gewißheit fehlt? Vertrauen Sie mir, ich werde über Beide wachen." „DaS sollte Ihnen schwer werden, Graf, so lange Sie nicht einmal den Aufenthaltsort der Entflohenen kennen", rief die Tante erregt, bereit, sich jetzt endlich in wirklichen Zorn über die ungcrathene Nichte bineinzureden. „Daß maW Derartiges an Kindern erleben muß, die man gehütet und gepflegt wie seine eigenen — wahrlich, Gras, es trifft mich schwer!" Sie führte daS duftende Taschentuch an die Augen, Aniela ergriff ihre Hand und küßte sie wiederholt. PodbielSki aber fuhr unbeirrt durch die Einrede fort. „Ich glaube den Aufenthalt der beiden zu kennen, und da sie von hier bis I. einen Wagen benutzt haben müssen, wird von dem betreffenden Kutscher lcickt zu crsahrcn sein, mit welchem Zuge und in welcher Richtung sie abaereisl sind. Ich folge ihnen noch heute Abend. Nickt um die Trauung zu verhindern — o nein. MeineSwegcn kann dieselbe sofort statt- sindcn. Aber hier aus PodbielS soll Wladimir in näck'ter Zeit bleiben, und ich weiß genau, weshalb ich darauf bestellen muß." Aniela trat dicht an ihn heran. „Dürfen wir — oder ich wenigstens Sie geleiten, Herr Gras?" fragte sie schüchtern. „Es wäre doch möglich, daß meine unbesonnene Polza vcr älteren Sckwester bedürfte —" Graf Zkaver schwankte einen Augenblick, ob er Aniela ge statten solle, ihn bei der Suche nach den Entflohenen zu be gleiten. „Es sei", entschied er dann. „Ihre Nähe wird mich gewiß nicht stören." „Und ich soll ganz allein hier bleiben, vielleicht gar aus längere Zeit?" brauste die Tante auf. „Das wird mir niemand zumulhen wollen! Daß ich indessen Lust verspürte, meiner tollköpfigen Nichte nachzulauscn, könnte ich ebenso wenig be haupten." „Vielleicht gehst Du während der Zeit zu Iuza Lcczynska, liebe Tante", schlug Aniela vor. „Ist eS ans Zilkowo weniger einsam als bier?" grollte diese. „Iuza hätte gar nickt einmal Zeit für mich — die läuft doch den ganzen Tag in Hof und Ställen, Küche und Kinderstube umher — ick würde sie nur stören/ PodbielSki schien durchaus derselben Meinung zu sein. „Sollten Sie den Aufenthalt in der Stadt nicht crträg sicher finden?" fragte er mit größter Harmlosigkeit. „Schenk wird Ihnen gewiß seine besten Zimmer zur Verfügung stellen, nnd CroneS alle freie Zeit benutzen, Ihnen Gesellschaft zu leisten." Iu Tante Iadwiga's Augen leuchtete eS auf. Der Gedanke war so übel nicht, und sie ertappte sich im Stillen auf der Vorstellung, daß Polza ihr eigentlich einen recht großen Gefallen durch ihre Flucht erwiesen. Acußcrlich aber trug sie unver änderten Groll zur Schau und sagte kühl: „Ich will eS mir überlegen." Bald war der Kutscher ermittelt, der gestern den jungen Herrn Grasen zur Stadt gefahren. Welckcn Zug die Herr schaften benutzt, vermochte er freilich nicht zu sagen, da er den Perron nicht betreten; der Zeit nach aber, die er angab, mußte es der Warschauer Zug gewesen sein. „Ich wußte cS", sagte rarauf Graf Taver ruhig. Dann bat er Aniela, sich zur Reise vorzuberciten. Genau mit dem selben Zuge, nur 21 Stunden später, folgten Later und Schwester den Flüchtigen nach. Ein cigentbümlickeS Gefühl überkam den Grafen, als er in die alte polnisckc KönigSstadt einfuhr. Ein halbes Menschen leben war vergangen, seit er sie zuletzt betreten. Damals, beim letzten polnisckco Ausstand gefangen genommen, seiner großen Jugend wegen aber begnadigt, war er vom russischen Gebiet auSgewiescn worben — eine sehr gelinde Strafe, wie sic nur wenigen Begünstigten zntbeil wurde. Nach einem Jahrzehnt war cS den Bemühungen hochgestellter Freunde in Petersburg gelungen, ihm wieder Zutritt zu den russischen Staaten zu verschaffen, doch hatte er von dieser Freiheit nie bisher Gebrauch gemacht. Und nun betrat er wieder „Klein-Paris", daS lustige lebens frohe Warschau, das auch selbst dann, als die Polen sich in tiefer Trauer um ibr für immer zerstückelte« Vaterland von allen geräuschvollen Vergnügungen sernhiellen, seinem Charakter getreu blieb. Freilich wirkte die scharfe Sonderung der russischen und polniscken Gesellschaft, die offene Fehde, in der sick beide gegenüberstande», lähmend nnd zerstörend aus daS äußere Leben der einzelnen Gesellschaftsklassen. Aber lustig, unternehmend, zu tollen Streichen aufgelegt und schönen Frauen begeistert bnldigend war man doch noch immer in Warschau — daS bewiesen namentlich jene glänzenden Salons, in denen die internationale Gesellschaft zwanglos verkehrte. „Eine Stadt der Todten, die in der Vergangenheit wurzelt, in der Gegenwart nur vegctirt und keine Zukunft bat", sagte sich PodbielSki schmerzlich, als er mit Aniela die breite Frei treppe b«S eleganten Hotels cmporstieg, da« dicht am Eingänge der Krakauer Vorstadt lag. Man batte dem vorncbmcn Polen einige der schönsten Zimmer deS ersten Stockwerks zur Ver fügung gestellt, aus deren Fenstern die Fremden das ganze bevorzugte Viertel, daS Warschau- Aristokraten bewohnten, übersehen konnten. Freilich sah e- gerade in dieser Jahreszeit etwas still und öde darin auS. Die vornehme Welt weilte jetzt zum größten Thcil in den Luxusbädern, und nur bier und da gab cS unter den stolzen Palästen oder anmuthigen Villen der Vorstadt solche, deren Fenster nicht dicht verhängt und geschlossen waren. Gras PodbielSki beachtete das Alles kaum, denn all sein Denken war bei dem Sohne, von dessen Anwesenheit in Warschau er überzeugt war. ohne doch zu abncn. wo er ibn zu finden bade. Da Wladimir sich in den letzten Jahren viel hier aiifgehaltcn, war anzunehmcn, daß er sich nicht mit den unbehaglichen Hotelzimmern begnügt, sondern sich irgendwo ein festes, gemüthlichercS Heim geschaffen hatte. Wie aber dies erkundigen? Graf Xaver hatte im letzten Jahrzehnt fast gar keine Beziehungen mit Warschau unterhalten; wenn er sich jetzt auch mancher alter Freunde erinnerte, würde e- doch schwer halten oder doch wenigstens Zeit erfordern, sie aufzu- sindcn. Eine Quelle wußte er freilich, an der er sofort Wladimir'« Aufenthalt erfahren konnte: die Polizei. Das Ueberwachungs- system wurde so außerordentlich streng in Warschau gebaut,- habt, besonders über die Polen, daß, sobald einer derselben das Wcickbild der Stadt betrat, er auch sofort in die Listen Derer eingetragen wurde, auf die man ein besonder« wachsames Auge baden müsie. AuS dieser Quelle aber zu schöpfen, wider strebte PodbielSki'S Stolz; das mochte er sich und dem Sohne denn doch nicht anthun. So machte er sick, nachdem die Anstrengungen der nächt lichen Reise in kurzer Rübe überwunden, aufs Gcrathewohl auf den Weg. Er durchschritt die Krakauer Vorstadt, in der so viele ibm von früher her bekannte Stadthäuser deS polniscken Adels lagen, aber wo er auch anfragte, eS gelang ihm nicht, auch nur eine» der srüberen Bekannten und Freunde anzutreffen. Entweder hatten die Häuser ihren Besitzer gewechselt oder die Hcrrsckasten waren verreist, diese Auskunft ward ihm ab wechselnd. In den neuen Prachtbauten, die sick zwischen den alten, vornehm einfachen Gebäuden erhoben, fragte er gar nicht erst an, denn Polen waren c« gewiß nicht, denen sie ge körten. Polens Rcichtbum und Macht war dahin für immer, da« ganze Volk mit sammt dem Adel im Niedergang begriffen, wo konnte diese trostlose Wahrheit eindringlicher gepredigt werden als in Warschau? Mißmuthig kehrte der Graf von seiner erfolglosen Wande rung um die Mittagszeit zu Aniela zurück, die ihn sehnsüchtig erwartete. Ein einziger Blick in sein verdüsterte« Gesicht sagte ihr, daß er nicht« erreicht, und sie fragte deshalb auch nicht
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