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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930824010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893082401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893082401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-08
- Tag1893-08-24
- Monat1893-08
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Bezugs-PreiS b, der Hauptexpedition oder dt» im Stadt, bezirk »nd den Vororten errickteteu «o«. gabeslellen ab geholt: me riet,ahrlich ^4.50. bei zweimaliger täglicher Zustellung in» i'aur >tl 5.50. Durch die Post bezogen für Deulichland und Oesterreich: vierteljährlich S. Direct» tägliche lkreuzbandirnduag tn» >u»land: monatlich ^ 7ckO. rieMorgen-Sntg-b« erscheint täglich '/,7Uhr, dir Abend-Aurgabe Wochentag» b Uhr. Nedactio« >«L Lrve-ittoa: Johanne«,afie 8. Die Expedition ist Wochentag« ununterbroche» geöffnet von früh 8 bl» «de-L» 7 Uhr. /iliale«: ttta kle»«'S Larti«. (Alfre» Hatznlb Universitätsstraß» 1« Laut« Lösch«. tkathariaevstr. 1t, pari, and kSaigtvlatz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Anzeigen-PreiS die 6gespaltene Petitzeile 20 Pfg? Neclamen unter dem RcdaetionSstrich (4gko spalten) SV^j, vor den Familirnaachrichte» <k gespalten) 40-H. tSrStzere Schriften laut unserem Pres». Verzeichnis;. Tabellarischer und Zissrrojatz »och höherem Tarif. Extra-Vellage« (gesalzt), nur «U ke» Vlorgen-Aukgabe, ohne Postbesördernag 60.—, mit Posldesördrrung 70.-^. Iinnahmrschlnß für ^nzeizr«: Abend-AuSqabe: Vormittag» 10 Uhr.' Margea.Antgab«: Nachmittag» »Uhr. Sonn- und Festtag» früh Uhr. Bei de» Filialen nnd ÄnnadinesteSr» j, ff», halbe Stund« früher. Anzeige» find stet» an dt» Erpehttia» za richte». Lrnck »»d Verlag von L Pol» tn Ltl-zlg. ^431. Donnerstag den 24. August 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Da» 31. Stück de- diesjährigen RcichSgesetzblatte« ist bei nn» eingeaangen und wird bi- zum 16. September dirscS JahreS aus dem RathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich auShängen. Dasselbe enthält: Nr. 2 t 25. Verordnung, betreffend die Erhebung eines Zollzuschlags für au» Fiulaad kommend« Waaren. Vom 17. August 1893. Nr. 2126. Bekanntmachung, betreffend Ergänzung und Berich tigung der dem internationalen Ueverrmkommen über den Eisenbahnsrachlverkehr beigesügtea Liste. Vom 1l. August 1893. Leipzig, den 21. August 1893. Der Math der Stadt Leipzig. vr. löeorgi. Krumbiegel. Sekanntmachuny. Nachdem die Lieferungen der für die Heizanlagen der städtischk» höhrrrn Schult» für den Winter 1893/94 erforderlichen Stei»- und Brannkohlen vergeben worden sind, werden die nicht berück sichtigten Bewerber ihrer diesbezüglichen Angebote hiermit entlassen. Leipzig, den 15. August 1893 1120 Der Math drr Stadt Leipzig. 1252 vr. Georgi. Wilisch, Ass Verdingung. Die Lieserung der eisernen Treppen für den Wassertburm de- ! im Bau befindlichen hiesige» Wasserwerkes soll im AngebotSwege unter Vorbehalt der Auswahl unter den Bewerbern an den Mindest-1 fordernden verdungen werden. AngebotSsormulare sind auf dem Stadtbauamte gegen Zahlung ^ von IZO abzuholen und ebenda gehörig ouSgefüllt und unter- ichrieben in versiegeltem, mit entsprechender Aufschrift versehenem § Umschläge btS 3l. August Abends 6 Uhr wieder einzureichen. Die Bieter bleiben 14 Tage an ihre Angebote gebunden und! sind Angebote al» abgelehnt zu betrachten, wenn innerdalb zwei 1 Wochen nach dem Termin keine Nachricht erfolgt, kurzen, den 21. August 1893. Der Stadtrath. Mühle, Brgrmstr. II4. Lekannlinachung. Wegen vorzunehmender Pflasterung wird vom 28. p. M. ab »te Torotheenstraste in Alt-Leipzig während der Dauer der Arbeit für aven Kahrvcrtchr gesperrt. Leipzig, am 23. August 1893. n 11962. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stahl. Bekanntmachung. Verloren gegangen sind die Arbeitsbücher de» Handarbeiter» Ludwig Mar Ltto Günther, aeb. 15./10. 72 in Kleinzschocher (das. 11/1887); de» PosamentirerS August Hermann Donath, geb. 17./7. 75 in Tel:Sich «Leipzig l8296/189L); de» Druckerlehrling« Alsred Arthur Wolf, geb. 30. 3. 75 in Leipzig (das. 1823/1892); der A icgerin Anna Alma Schreier, geb. 21./12. 75 in VolkmarSdorf (Leipzig 6203/1892); des ArbeitSburschen Karl Albert Georg Hchnr, geb. 2./11. 78 in Leipzig (das. 28N/I893); de» Duffetburschen Otto Paul Julius Hirte» geb. I8./1I. 73 in VolkmarSdors (Leipzig 16887/1892); de« Hntinacherlehrling» Otto Max Kobiolka, geb. 4-/4. 77 in Markranstädt (Leipzig 17297/1892); des Drechslerlehrling» Max Alatow, geb. II. 4. 77 in Köttnern iLeipzig 13097/1892) und de» Schlosser« Wilhelm Max Libellist, geb. 4./2. 76 in Dresden (Leipzig 2659/1890). Wir bitten, Liese Arbeit-bücher im Ausfindungssalle Naschmarkt 2, Erdgeschoß, abzuliefern. Leipzig, am 21. August 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Petzold t. Steckbrief. Gegen den Kaufmann Clemens Lerkcl, geboren den 18. August 1864 in Lengeseld, zuletzt in Pegon wohnhaft gewesen, Inhaber drr dortigen Firma Julius Körner, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen betrüglichen BankruttS verdängt. ES wird ersucht, denselben zu verhaften und in da» nächste Gefängnis abzu liefern. Leipzig, den 28. August 1898. Ter Untersuchungsrichter bei dem königlichen Landgerichte. Burkhardt, LandgerichtSrath. Wegen Reinigung der Räume de» Leihhauses und der Sparkasse werden dies« am Mittwoch, drn SO. August 18SS, für den Geschästtverlehr geschlossen sein. Leipzig, den 22. August 1898. De» Rath» Deputation für Leihhaus und Sparkaffe. Der vierte internationale Congreß gegen den Mißbrauch alkoholischer Getränke im Haag. Ick. Nach drei vorhergehenden Congrefsen zu Antwerpen, Zürich nnd Cbristiania hat der vierte internationale Congreß gegen den Mißbrauch alkoholischer Getränke in den Tagen vom 16. bis 18. August d. I. im Haag stattgcfunde». Man hat Wohl nicht mit Unrecht kleinere Staaten gewählt, um in ihnen diese Congresse abzuhallen. In kleineren Staaten, in denen rein politische Fragen weniger oft auf der TageS ordnung sieben, als in den großen Militairstaaten Europas, findet man mehr Zeit, die Fragen deS Volkswohls in Angriff u nehmen, und wer sich mit diesen Fragen eingehender eschäftigt, dem treten auf Schritt und Tritt die Vernich tungen entgegen, welche der Mißbrauch geistiger Getränke im Bolksleben anrichtet. Das Interesse, welches diesen Congrefsen nicht nur von der Bevölkerung, sondern auch insbesondere von den Regierungen der betreffenden Staaten entgegenaebracht wurde, war deshalb bisher stets ein überaus reaeS. TieS zeigte sich nicht zum Wenigsten bei dem Haager Congreß. Die Königin-Negeiitin der Niederlande hatte da» Patronat über den Congreß übernommen, der Staat hatte einen Beitrag zu den Kosten de- CongrcffeS geleistet, sein Ehrenpräsident war der derzeitige Minister des Inner«, Or. Tak van Poortvliet. Der Bürgermeister hat im Namen der Stadt Haag am Vorabend deS CongresscS die Tbeil nebmer in, Ratbhau« begrüßt und dabei zum Ausdruck ebracht, eine wie hohe Bedeutung die Bekämpfung deS ißbrauch« geistiger Getränke gerade für die Gemeinde behördcn habe. Die Eröffnung deS Congresses fand am 16. August 10 Ubr BormitlagS in dem schönen Gebäude für Kunst und Wissen schäften am Zmarte Weg zu Haag statt, in dem die Sitzungen auch weiterbin abgebalten wurden. Anwesend waren der Vertreter der Königin-Regentin der Niederlande, die Vertreter der belgischen, französischen, italienischen, norwegischen nnd luxemburgischen Regierungen, der katholische JntcrnuntiuS, die Minister de« Innern und der Finanzen, sowie etwa 300 Congreß-Mitglieder, von ihnen etwa 200 Nieder lander. Nach der Eröffnung deS CongresscS durch den Minister des Innern, vr. Tak van Poortvliet, nahm der Vorsitzende deS Congresses, Staatsminister vr. I. HaainS kark, daS Wort, um einen Ueberblick über die holländische MäßigkeitSbrwcgung zu geben, welche gegenwärtig Haupt sächlich durch drei Vereinigungen, „de Neverlandsche Ver eeniging tot asschassing vom Starken drank", den „Volks bond" und die „Christelijte Nationale Geheel-ontbouderS Vereeniging", weiter geführt wird. Der bejahrte Redner ist der einzig Ueberlrbende von den acht VolkSsreunden, welche am 12. September 1842 in Leiden den ersten von den drei vorgenannten Vereinen gründeten. Nachdem die Berichte deS auSsührcnden und de« permanenten Congreß-ComilSS entgegengenommen, auch die Vicepräsidenten auS den ver schiedenen Staaten, darunter Geh. Mcdicinalrath vr. A. Bähr für Deutschland, ernannt waren, trat der Congreß in die Behandlung deS Themas deS ersten TageS, „der Alkohol in seiner Beziehung zur Physiologie und Hygieine", ein. Die Meinungen der medicinischen Sachverständigen, welche über diesen Gegenstand Bericht erstatteten, sieben sich ziemlich Verdingung. L) Für den Betrieb de» neu erbauten Wasserwerke» ist die Anlage eine» elektrischen Meldrapparate« uud Fernsprechers nvthig und soll dt« complete Anlage, welche Le» unten gestellten Be- dingungen entsprechen muß, in möglichst einfacher und zweck- enliprecheuder Aulsührung im AngebotSwege unter Vorbehalt der Auswahl unter den Bewerber» an den Mlndeftsorderaden verdungen werden. AngebotSsormulare find mit den nöthigen Lageplänen gegen Zahlung von 3.20 aus dem Stadtbauamte abzuholen und ebenda gehörig auSgesüllt und unterschrieben in versiegeltem, mit ent sprechender Aufschrift versehenem Umschläge bi« Donnerstag, den 14. September 1893. Abend» 6 Uhr, wieder rinzureiche». Drr verlangte Pteldeapparat muß umfassen: 1) Telephonische Verbindung drr Wasserhebung mit dem Be« trtebSbureau und dem WenzeSIaithurin, Eine Einrichtung zur selbsithätigen Meldung de» Wasserstande» vom Hochbehälter nach dem Maschinenbaus« der Wasser- debung, Vorrichtung zur graphischen Verzeichnung ». de» Wasserstande» tm Hochbehälter, » » » Brunnen, - tn den Dampfkesseln im Anschluß an vorhanden, AmphletLschr WasserstaudSzriger ans den Kesseln. Dampfdrücke» in den Dampfkesseln, Manometerstandr» am Hauptwtndkrssel der Dafler- hebnng, der Umdredung«zahl der Dampfmaschtnen tm Betrieb», bureau de« Wasserwerke» tn Verbindung mit eine» Uhrwerk. Die Anlage ist cmnplet and betriebsfertig etnzurtchtrn und werde, eventuell auch Angebote berücksichtigt, welch« nicht allen Ausorde- runaen unter Pnnct 3 »nlwrechen Etwaige Anfrage« sind an da» Etadtbaaarnt zu richten. Wurzen, Pen 21. Augnft 1893. Der St«ptr«ttz. Mühle, Brgrmstr. S) l». v. ä. e. 5 schroff gegenüber. Während ein englischer Arzt, vr. Tyce ! Duckworlh anS London, und ein deutscher Arzt, vr. A. Schmitz aus Baden, den mäßigen Genuß alkoholischer Getränke für I durchaus unverfänglich erachten, ihn für viele Fälle als wich tige- Heilmittel empfehlen und nur den unmäßigen Genuß! al- Gefahr für dir BolkSgcsundheit bezeichnen, lautet das Gutachten deS schweizerischen Irrenarztes vr. August Forel in Kurzem dahin: 1) Alle alkoholischen Getränke sind Gifte, und zwar in erster Linie Gebirngifte. 2) Im Durch schnitt wird durch den Alkoholgrnuß da« Leben verkürzt. 3) Die alkoholischen Getränke sind weder nahrungS-, noch krasterzeugende Mittel, sondern schädliche Genutzmittel, deren Gebrauch, ebenso wie derjenige von Opium, Morpbium, Koka, Haschisch, Acther u. dergl. stets bekämpft werden sollte. In der nachfolgenden Debatte kam dieser Gegensatz, der zwischen Totalabstinenten und solchen, welche den mäßigen Genuß geistiger Getränke nicht bekämpfen, noch schroffer zum Ausdruck. Die bauptsächlich in den Ländern englischer Zunge heimische EnthaltsamkeitSbewegung, welche Millionen von Totalabstinenten zu ihren Mitgliedern zäklt, findet ihre Basis eben in dem Satze von der absoluten Schädlichkeit de« Alkohol«. E» ist also leicht erklärlich, wenn sie sich energisch gegen jede Lockerung ihres Fundaments wehrt und die Totalabstinenz als daS einzige Heilmittel gegen die Gefahren des AlkoholiSmuS bezeichnet, während die andere Richtung die Totalabstinenz nur als ein einzelne», wenn auch vielleicht als das gegenwärtig erfolgreichste Mittel zur Bekämpfung der Trunksucht erachtet. Ob eS sich aber auch für die Zukunft empfehlen dürfte, diese bestrittenen physiologischen Fragen immer wieder vor Beginn des Con- greffc» zu behandeln, dürste doch etwa» zweifelhaft sein. Wenn eben infolge der durch diesen Gegensatz hervorgerusenen Er regung von wissenschaftlich durchaus unansechtbarer Seite die Unschädlichkeit, ja Nützlichkeit de» Alkohol- bei mäßigem Genuß so nachdrücklich betont wird, dann könnte sich wohl mancher Ilnbetheiligtc mit Reckt fragen, warum denn da aus die Frage der Bekämpfung diese» harmlosen Alkohol- so viel Zeit verwendet werden müsse. Und die Gefahren de- Alkobol- genusseS, die Summe von Notd und Elend, von Lastern »nd Verbrechen, die er zur Folge bat, liegen so klar zu Tage! Am Beginne deS Congresses sollte nicht in erster Linie die bestrittene physiologische Natur deS Alkohols, sondern die Ihatsächlichen Berhecrungen, dir er anrichtet, dargelegt werden. Wenn man später die Mittel zur Be kämpfung eines Feindes erörtern lassen will, dann soll man vorher über den Umfang seiner Macht sich Klarheit verschaffen. Tie Darlegung dieser Macktverhältnisse de« bekämpfenden Feindes ist aber in erster Linie nicht acke deS ArzteS, sondern deS Statistiker-. Der Vertreter für Norwegen, Director G. F. Berner auS Cbristiania, hat sich daher sicherlich mit seinem vom Congrefle an genommenen Anträge ein große» Verdienst erworben: Es möge der in diesem Jahre in Chicago tagende statistische Congreß ersucht werden, bei der Beschaffung genauen statistischen Material- über die Beziehungen von Sterb lichkeit und Verbrechen zum Alkoholgenuß und über die Wirkungen und socialen Folgen der Unmäßigkeit behilflich sein. Wenn am Eingang deS CongresscS wisscnschaft- ich gesichtetes statistisches Material geböte» wird, daß man den erschreckenden Umfang der Alkohotgesahr klar vor Augen bat, dann wird man die Bekämpfung deS gemein samen FeindcS nie aus den Augen verlieren und sich be mühen, auch den Standpunct seiner Mitkämpfer richtiger zu würdigen und sich in die Verhältnisse anderer Länder hinein zudenken. Der zweite und dritte Tag deS CongresscS waren der Berathung der Mittel zur Bekämpfung des AlkoholiSmuS gewidmet. An erster Stelle wurden „UeberredungSmiltel (mo^eus persuasis») behandelt, d. h. in der Hauptsache die gemeinnützige Privattbätigkeit zur Bekämpfung der Trunksucht in den verschiedenen Ländern. ES wurde über die Abstinenz- gescllschasteii, also daS Blaue Kreuz, die Gutlcmpler, die intcr nationale Gesellschaft gegen den Genuß geistiger Getränks, über die Mithilfe der Kirche, der Frauen und der Presse, über die Reform der Trinksitten, über Iugenderziebwia, BolkSkasieeballen u. s. w. in rum Theil eingehender Weife berichtet. Hier waren eS besonders die Engländer, dir große zahlenmäßige Erfolge auszuweisen haben; die Zahl der Abstinenten zählt nach Millionen, die Londoner Kaffee häuser werden täglich von 20—50 000 Personen ausgesucht, in ibren 20 000 Abstinrntenvereincn für Kinder (knock» ol knpe) vereinigen sie etwa 1>/, Millionen Kinde-r «. s. w. Die Heranziehung der Jugend im Kampf gegen dm Miß brauch geistiger Getränke bildete einen besonders interessanten Pnnct dieser Verbandlungen. DaS Blaue Kreuz bat eia Handbuch der Mäßigkeit zum Gebrauch an Primär- und wecundärschulen berauSgegeben, auS dem gegenwärtig an etwa 2000 Schulen der romanischen Schweiz Unterricht über die schädlichen Wirkungen deS AlkohvlgenuffeS rrthcilt wird. In Belgien ist infolge der unermüdlichen An strengungen de» SchulinspcctorS F. A. RobynS nicht nur in allen Volksschulen der Mäßigkeitsunteirricht (letzunv iusttiu:- tives sur les eüvts uuisidle^ ckos doi88ou8 kort«8) eingeführt, sondern eS sind auch die Lebrer verpflichtet, unter den älteren Schülern besondere MäßigkcitSvereine zu bilden, deren Mit glieder daS Gelübde der Entbaltsamkeit für ihre Iugendjabrc abzulegen haben. In der Schweiz bilden sich gegenwärtig aus eigenem Antrieb an den Mittel- und höheren Schulen EnthaltsanikeilSvcreine der Schüler, die sich ein bcsondere- Organ geschaffen haben. Die Erörterung über die Zwangsmittel zur Bekämpfung der Trunksucht (nwyeu8 voereitjt8), also in der Hauptsache über staatliche und gemeindliche Maßregeln, war an den Schluß deS Congresses verlegt worden, wobl nicht ganz zum Lortbcil dieser Materie, deren Behandlung mit der Zeit sicherlich der wichtigste Theil der Congreßtbätigkeit werden wird. Die Totalabstinenz hat ihre bestimmten Formen gesunden, an denen — bei der Einfachheit ihre« GrundprincipS — die nächste Zeit voraussichtlich keine roßen Veränderungen bringen wird. Dagegen handelt eS ich für Staat und Gemeinde in den nächsten Jahrzehnten darum, für die vielen Millionen, die nicht freiwillig Total abstinenten werden wollen, also für die überwiegende Mehr zahl der Bevölkerung, die richtigen Mittel zur Bekämpfung einer der größten Gefahren für die BolkSzesundheit zu finden. An diesem Congreß wurde allen jenen Fragen, wie Monopol, Sff rohibition, Monopol, Schankgerechtigkeit, Gothenburgcr ystem, rechtliche Stellung der Trinker u. s. w., eine Zeit gegönnt, die in keinem Vcrbältniß zur Wichtigkeit dieser Fragen stand. Allein bei der Besprechung deS holländischen Gesetzes gegen die Trunksucht kamen die Holländer etwa- anSsübrlicher zu Wort. Der Vater de- Gesetze-, Herr Gormann BorgcsiauS, Mitglied der Generalstaalen, wie» nicht nur aus den Rückgang de» BlkodolconsuniS infolge dieffö Ge setze- hin, sondern hob insbesondere in begeisterten Worten die moralische Wirkung deS Gesetzes hervor, durch welche» die Augen sür die Gefahren der Trunksucht geöffnet und alle Bestrebungen sür Mäßigkeit und Volksgesundheit eine Stütze gefunden hätten. Möchte auch in Deutschland da» langersehnte TrunksuchtSaesetz nicht allzu lange aus sich warten lasten, könnten sonst leickt die A»gen für die Gefahren der Trr sucht zu spät geöffnet werden. Der Congreß wurde am Nachmittag de« 18. Angnst vom Vorsitzenden geschlossen. Der nächste, sünfte, Congreß gegen den Mißbrauch geistiger Getränke soll im Iabre 1895 in Basel statifinden. Der Zcilpunct ist nickt ungünstig ße wählt, da aller Wahrscheinlichkeit nach in Deutschland in zwischen da« TrunksuchtSgcsetz angenommen oder doch zur Verhandlung gelangt und dadurch für den Congreß auch in Deutschland ein weitverbreitetes Interesse vorbanden sein wird. Möchten auS diesem Grunde gerade beim künftigen Congreß auch die gesetzgeberischen Maßnahmen gegen die Trunksucht etwa- mehr in den Vordergrund gestellt werden al- bisher. Deutsches Reich. U Verltn. 23. August. Wir haben schon de« Oesterrn darauf hingewiesen, daß seiten« der Eommnnen und weiteren Communalvrrbände von drr ihnen im K. N9n der Gewerbe- ordnungSnvvrlle gewährten Befugniß zur Bestimmung drr Auszahlung der Löbne für minderjährige Arbeiter f deren Eltern oder Vormünder nicht in dem wünschenSwerthen Maße Gebrauch gemacht wird. Diese- wird auch in den Kreisen der Gewerbetreibenden empfunden, obwohl den letzteren auS einer solchen Lohn- zahlungSrcgelung Schwierigke'.ten und Unbequemlichkeiten er wachsen würden. Um so av.crkennenSwerther ist eS, daß die Gewerbetreibenden trotzdcvi auf eine möglichst weite AuS- sükrung des tz. 119» der Gewerbeordnung drängen. So beißt eS beispielsweise i'.i dem kürzlich erschienenen Bericht der Handelskammer zu Bochum auf daö Jahr 1892: „CS ist zu bedauern, daß von "diesen für die Hebung der Zucht unter den jungen Arbeitern geeigneten Bestimmungen bis jetzt nur sehr wenige Gemeinden Gebrauch gemacht baden. In unserem Industries ezirk bat sich seit dem Jahre 1889 wiederholt gezeigt, daß gerade die jungen Arbeiter sich leicht von den socialdemokratischen Hetzern verführen lassen und besonders bei AuSständen sich stets in den Vordergrund d-vängen. Diese Erscheinung beruht wesent lich auf der Lockerung der Bande zwischen Eltern und Kindern und auf der Mißachtung der väterlichen Autorität seitens der letzteren. Durch die Einführung der in Rede stehenden B-cstimmung der Gewerbeordnung würde dieser Miß stand ohne Zweifel einigermaßen gemildert werden, da mit der ökonoknischen Abbängigkcit der jungen Leute von ihren Eltern 'mancher Anlaß zu einem ungebührlichen Verhalten Wegfälle.« und der Sin» sür Ordnung und Zuckt besser ge weckt doerden würde. Es ist insbesondere zu wünschen, daß weniefftxns für die jungen Arbeiter im Bergbau die Ge- »leir.den unseres Bezirks ein bezügliche» Statut seststellten. Hierdurch würde ob»e Frage der sociale Friede nicht unwesent lich gefördert werden." Wenn die Gewerbetreibenden den Einfluß, den sie in den Stadtverwaltungen besitzen, energisch geltend machen, so dürfte man Wohl bald von eir-er häufigeren Anwendung des H. 119a der letzten GewerbeovdnungSnovelle zu hören bekommen. 6.8. Berlin, 23. August. Die Vorgänge in AigueS- MorteS sind den deutschen Socialistcrisübrern sehr ungelegen gekommen, und sie werden auch im dcutscheu socia- Ustischrn Lager noch viel Staub aufwirbel». Die Sympathien drr deutschen „Genossen" sind natürlich auf Seiten der Hinterbliebenen der nicvergemctzcltcn Italicr cr, und es wäre sicherlich in Berlin schon zu einer Sy»ipaff,iekl»idgkbung ge kommen, wenn man eben gewußt hätte, w-vhi» man sich mit seinen BeileidSerweisungen baue wenden sollen, und wenn nicht eben daS fälschlicher Weise „BorwcnlS" genannte Organ des Herrn Liebki echt nach Kräften auj die Italiener ge schimpft hätte. Herr Liebknecht bat bekanntlich am Scinestrand eine ganze Anzahl Busenfreunde; ans dem internationalen Züricher Congreß waren die Franzosen dein Herrn Singer ehr willfährig, während die Italiener sich den An weisungen der deutsche» Parteihäoptlinge nicht recht ügen wollten. Zudem ist den dcui/schen „Genossen" fort und fort zu Gemüthe geführt worde n, daß die Italiener iknen auch in Deutschland Eoncu^cenz machen, und die Gcneralstrrikcommission ist bekanntb'.ch ersucht worden, in einem populär geschriebenen Flugblatt die Italiener auf daS Verwerfliche ihres Treibens ausme rksam zu machen. Herr Liebknecht und seine Trabanten, we.lchc bekanntlich die Prcß- strasen des Bambcrgcr-Bading'lchr.'l Blattes abbüßen müssen, haben sich di« größte Mühe gc eebcn, die ob der Meder- inetzelung mit Recht empörte» .4prnoffen" zu beschwichtigen, aber loSdrechen wird der Gros, doch; da» Scharwenzeln deS ChesrrdocteurS de- „Vorwärts" vor den »Franzosen ist schon lange zahlreichen Genossen ein Dorn im Auge. AtS seiner Zeit auf Antrriben Liebknecht s aus l.em Parteffonds der deutschen Sociatdcmokratie die Herren GueSte, Lesargue bei ihrer Wahlagitation mit mehrerer, Tausend Mark unterstützt wurden, da ging «in Murren durch die Reiben der deutschen Sociatdemokraten, aber sie sc» wiege» doch schließlich, als ihnen gesagt wurde, daß diese Su»,me »othwenkig wäre, wenn die „Genossen" jenseit« der Vor esen am 20. August triumphiren sollten. Nun, der Triump y ist trov des deutschen Geldes vollständig auSgebliebcn r.nd die Emüchterung ist bei zahl reichen deutschen sractior^ellen Anhängern eingekcbrt. In den nächsten Tagen werke n wir wohl wiederum einen Sturm gegen den immer mebk sich breit machenden Singer und Herrn Liebknecht sich erheben srben; freilich beschwichtigt wird er werden, dazu ist die Macht der Führer zu groß, und die Mehrzahl drr „Genossen" zu abhängig. K. Verlt«, 23. '-nigust. (Telegramm.) Sämmtliche Abendblätter, allen r oran der „Reichsanzeiger", widmen dem verblichenen Herzog Vrnst von Coburg-Gotha überaus ehrende Nachruf,'c. In dem der „Norbd. AUgcm. Ztg." on heißt eS, mit de>-, Verstorbenen gehe eine bedeutende geschichtliche P ersönlichkeit, ein warmer Patriot, ein treuer Freiend und fester Anhänger Preußen« und deS KönlgSbe.useS und ein begeisterter Vorkämpfer für die Eiuhe ».tsbestrebungen der deutsche» Nation dahin. AtS na tionale EinheitSpolilik aus liberaler Basis lass« foch kurz der Grundzug seines Streben« kenn zeichnen. In den letzten Zielen sei er immer mit der preußischen Politik einig gewesen, Herzog zur Erreichung si.s »eS Ziele« öfter seine eigenen Wege einschlagen zu müssen h,eglaubt. Die entscheidenden GeschichlSmomente hätten ihn stets alö ergebenen treuen Freund an der Seite König Wilhelm« gesunden. Der Artikel gedenkt der Bedeutung, yeS Herzogs sür da» eigene Land, sowie für die Förderung der Kunst und Wissenschaft und schließt: Auf weite (L erne hinaus wird die deutsche Nachwelt seinen Namen in dankbarer Erinnerung nennen. Die üllcigrn Blätter beben seinen politischen Tact, seine Klugheit, seine Verdienste um die Schaffung der deutschen Einbeck, hervor und schildern seine Verdienste als Beschützer ver 5Funste und Wissenschaften. Die deutsche Nation werde ihm rin dankbare- Gedenken bewahren. — Eine starke Deputation de« hiesigen KürassierrcgimentS bezieht sich zu den Beisetzungsseierlichkeiten. — Die Eröffnung de« Deckst»ment« de« Herzogs Ernst hat bereits stattgesunden. verltn» 23. August. (Telegramm.) Den, „RejichS- e. nzeiger" znsolgr verlieh der Kaiser dem Director im 5tr,ch»postamt Sachse drn Charakter Wirklicher Geh. Rath mit dem Prädicat Excellenz. «> Berlin, 23. August. (Telegramm.) Die „Nordd. Allg. ^ Ztg." schreibt: Die auch neuerdings wieder durch die Preff«
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