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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.08.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930825012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893082501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893082501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-08
- Tag1893-08-25
- Monat1893-08
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November 1893 zur Nachweisung ihrer Rechte bcz. zum Zwecke der Rückgabe gegen Belohnung bei Unterzeichneter Anstalt zu melde», widrigensall», der Sparcassen-Ordnung gemäss, den angemeldeten Berlustträgern, nach erfolgter Beeidigung ihrer Anzeige, an Stelle der abhanden gekommenen Bücher, welche alsdann für ungiltig zu erklären sind, neue Bücher ausgestellt werden, bez. da» eingelieserte Buch auch ohne Rückgabe de» ebenfalls für ungiltig zu erklärenden Quittuogsscheine» aus- gehäadigt werden wird. Leipzig, am 23. August 1893. Die Verwaltung des Leihhauses und der Sparkasse. Bekanntmachung. Die Ausgabe der Lynagogenkarteu sür da» kommende Shnagogenjahr beginnt Montag, de» 28. August d. I. und findet zu den noch bekannt zu machenden Stunden tu der Gemeinde- tanzlei (im Synagogengebäude, 1 Treppe hoch) statt. Ebendaselbst ist das vom Rabbiner Ör. Goldschmidt heraus gegebene Gebetbuch zu haben. Den bisherigen Inhabern bestimmter Plätze wird da» Recht, die selben Plätze im kommenden Synagoaenjahr zu benutzen, bi« Sonn tag, den 3. September d. 2-, Mittag» 12 Uhr Vorbehalten, lieber die bi« zu diesem Zeitvuncte nicht in Empfang genommenen «arten wird anderweitig verfügt. Die auf neue Anmeldung hin vorgemerkten Karten werden Montag, den 4. September, Nachmittags 8 Uhr nach der Reihenfolge der Anmeldungen ausgegebe». Wir bitten, bei der Empfangnahme der Karten -ie bisherigen Karten und die diesjährigen Gemeiudefteuerqutltungeu mit- zubringen. Leipzig, den 24. August 1893. Der Borstand der Israelitischen NeltgtonSgemeinde zu Leipzig. Ein Arbeiteruriheil über den Züricher Socialistencongreß. * Während die Führer der Socialdemokratie sich mit den bei den letzten ReichstagSwahlcn errungenen Erfolgen brüsten, mehren sich in Arbeiterkreisen die Stimmen, die den Beweis liefern, daß jene Erfolge im Wesentlichen auf die auch in anderen Kreisen herrschende Unzufriedenheit, keineswegs aber auf neue Bekehrungen von Arbeitern zu der socialdemvkra- tischen „Heilslehre" zurückzuführen sind. Eine solche besonders bemerkenswerthe Stimme läßt sich im „Regulator", dem Organ des GewerkvercinS der deutschen Maschinenbau- und Metallarbeiter, vernehmen. Sie bespricht den Züricher Socialisten-Congreß und läßt erkennen, daß namentlich in den deutschen Gewerkvereinen, die mit der Lage der Arbeiter keineswegs zufrieden sind und sehr bedeutende Reformen erstreben, die Ueberzeugung von der absoluten Fruchtlosigkeit des Wandelns auf den Bahnen der Social demokratie sich mehr und mehr Bahn bricht. Der Artikel lautet: „Wem es bisher nock nicht klar gewesen, daß sich die Sociab demokratie trotz aller politischen Wahlerfolge auf einer ab' fchüssigen Bahn befindet, dem werden die Vorgänge auf dem internationalen Arbcitercongreß in Zürich Wohl die Augen geöffnet haben. Ausgenommen sind hiervon natürlich die fanatischen Parteianhanger, denen wir eine derartige Bil dungs- und BelehrungSfähigkeit überhaupt nicht mehr zu trauen. Unter den deutschen Socialisten gährt es schon seit geraumer Zeit. Seit mehr als 20 Jahren wird gewählt, politisirt und geredet, ohne daß aber die arbeitende Claffe einen Nutzen davon gehabt hätte. Die Arbeitergroschen werden gesammelt und zur Bestreitung der Person lichen und sachlichen Kosten der politischen Arbeit ver braucht; Streber aus allen Berufsstäuden drängen sich nach den Führerrollen und werden vorzugsweise bei der Vertheilung der ReichslagSmandate und der fetten Pfründen innerhalb der Partei bedacht. Mit der Gunst der Parteileitung würde auch die Existenzsähigkeit aller dieser von der melkenden Kuh „Sammelgroschen" lebenden Geister schwinden. Deshalb das Buhlen um die Gunst der Führer und deshalb jede Unter drückung einer persönlichen Selbstständigkeit. Wer es wagt, diese zu entfalten, geräth in Conflicte mit den Parleipäpsten, er muß entweder sein pater peecavt stammeln oder er fliegt hinaus. So geht cS in der socialdcmokratischen Partei zu, und deshalb auch die maßlose Unterdrückung und Vernachlässigung der gewerkschaftlichen Bewegung, weil durch diese sehr leicht andere Führer entstehen könnten, die den Unfehlbaren der hohen Politik Concurrenz bereiten würden. Das gefällt aber den Arbeitern aus die Dauer nicht (lange genug baden sie die Diktatur so wie so schon ertragen), sie wollen bereits heute durch die gewerkschaftliche Organisation eine Besserung ihrer Lage erwirken. Mit großem Geschick haben sich die in Erfurt Exmittirtcn, die sogenannten Unabhängigen, dieser Strömung bemächtigt, sie wirken für die gewerkschaftliche Organisation, allerdings nicht in unserem Sinne, sondern als Vorbereitung zum Classenkampf, zur Revolution. DaS dumpfe Murren der Massen ertönt jetzt fast in allen Versammlungen der Socialisten, es ist sogar schon dem „Vorwärts" zu Ohren gekommen und hat diesen zu einem geharnischten Abwehrartikel veranlaßt. In dem bekannten BramarbaStone wird darin aus Alle geschimpft, die nicht die Erfolge und das Geschick der Parteileitung anerkennen, sie werden Knechte der Bour geois genannt, es wird aber zugegeben, daß in den Kreisen der soccalistischen Gewerkschaften knie etwa« ged rückte Stim mung herrscht. Diese ist vorbanden, da» wissen wir schon seit geraumer Zeit, sie ist entstanden, weil die socialistiscken Ge werkschaften absolut nicht- erreicht haben, weil sie sich zerfleischen im nutzlosen Kampf und weil vor Allem durch den irrigen Hin weis auf die Allmacht der Politik die Arbeiter von dem Nächst liegenden abgehalten werden. Wie nutzlos Arbeitergroschen vergeudet werden, zeigt auch wieder der jetzige internationale Congreß, der sich als Drcoration den Namen „Arbeitercvngreß" beigelegl hat. Wir kennen die Berufsstellung der einzelnen Theilnehmer des Congrcsses nicht, wenn dieselben aber pro- centual ebenso vertheclt waren, wie die der Redner des Congresses, dann können die „Arbeiter" Wohl mit der Lupe gesucht werden, sie bildcu die verschwindende Aus nahme. Die von uns schon gekennzeichneten Streber ührten das große Wort; in allen sprachen, wie beim Thurmbau zu Babel, wurden hochpolitische Reden gehalten und Phrasen gedroschen, von wirklicher Erledigung irgend einer praktischen Arbeiterfrage aber keine Spur. Die Wände dcS Sitzungssaales waren geschmückt mit den bekannten Schlazwörtern „Freiheit, Gleichbeit, Brüderlichkeit" und „Proletarier aller Länder, vereinigt Euch", und gehandelt wurde von den Congreßtheilnehmcrn gegen den Sinn dieser Grund sätze des SocialismuS. Mit Recht sagten deshalb die Unabhängigen, daß auch sie ocialistische Proletarier seien, und entsandten deshalb Dele- girte, die aber einen schönen Empfang bekamen. Mit Knüppeln wurde ihnen die Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit ein gebläut und ihnen beim Expcbiren an die frische Lust klar gemacht, daß bei dem „Proletarier, vereinigt Euch" nur die emcint sind, die an die Unfehlbarkeit der Macher glauben, jei der Nachricht von dem Erscheinen der wider- pänstigeu ehemaligen Parteifreunde soll Bebel gefragt haben, ob auch handfeste Leute bereit seien. Die Freiheit in inler- national-sociatistlscher Beleuchtung! Wem graut da nicht vor der Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit in dem gelobten Lande der Socialdemokraten? Knüppel und Irrenhaus würden chon in trauter Gemeinschaft dafür sorgen, daß allen Oppo- sttionSlüsternen die Opposition vergehen würde. Die Unab- -ängigen kannten ihre Pappenheimer, sie werden auch wobl geahnt haben, daß sie in Zürich nicht zum Worte kommen werben, und haben deshalb vorher in ihrem Organ, dem „Socialist", einen Bericht an den Congreß veröffentlicht, der einige wirklich zutreffende Puncto enthalt, und zwar mit einer Kritik der deutschen Socialdemokratie, die um so werth- voller ist, als sie von Kennern derselben kommt. Wir können e« nicht unterlassen, einige Stellen anzuführcn. Co heißt es: Vielfach ist man im AstSlande geneigt, aus dem Vorhandensein einer joci-ldemvkratischeil Partei, die in der Thal stark ist und de- deutendere Auziehungskrask als die alte» bürgerlichen Parteien aus- übt, zu schließen, die Arbeiterbewegung in Deutschland sei ganz be- sonders weit voran. Dem ist aber nicht so. Man muß zunächst bedenken, daß das politische Leben bei uns äußerst jung »nd unreif ist und daß jede neue Parteibildung Aussicht aus Erfolg bei de» Unzufriedenen hat — und wer wäre nicht unzufrieden? — aus dem Grunde, weit man an die Verspechungen der alten Parteien nicht mehr glaubt, oder weil das, was dieselben bieten können, nicht mehr als genügend erscheint. Co hat zum Beispiel die antisemitische Partei im letzten Jahre einen so ungeheueren Ausschwung genommen, daß sich ihre Zugkraft, ihr Vermögen, unaufgeklärte Massen um ihre Fahne zu schaaren, sehr wohl mit der deutschen Socialdemokratie messen kann. Auch der Antisemitismus, so einsällig auch seine Acgu- mente sind, ist ein neues Gebilde, und auch seine Vertreter ver sprechen den Massen goldene Berge. Die Socialdemokratie nämlich in Deutschland — auch sie verjvricht bald Reformen, bald das goldene Zeitalter, aber sie hat cs sich fast gänzlich abgewöhnt, etwas Anderes zu lhun: nämlich gründliche, principielle Ausklärung zu verbreiten über die socialistcschen Ideen und über ihre Verwirklichung und dann auszufordern zum Hanoeln. Die Massen, die der Social- demokratte folgen, sind über alle Beschreibung unselbstständig, und diese Unselbstständigkeit wird von den Parteiführern noch künstlich gezüchtet. Nach einigen Zwischensätzen heißt eS dann: So beschaffen ist im gegenwärtigen Moment die Socialdemokratie in Deutschland: ohne Muth zu wirklichem Kampf, ohne Begeisterung sür unser« letzten Ziele. Man berauscht sich dasür an Scheinerfolgen, a» Siegen bei allen mögliche» Wahlen, Siegen, die nichts gemein haben mit der Aufhebung des Privateigenihums, mit dem Ende der Ausbeutung, mit Freiheit und Gerechtigkeit, weil Diejenigen, die jetzt Socialdemokraten wählen, gestern Deutich>reisinnige gewählt haben und morgen vielleicht Antisemiten wählen werden. Es sind Unzufriedene, wirthschaftlich gedrückte Philister, ganz und gar unseldst- ständig und ohne Energie zu eigenem Vorgehen, zu selbstständiger Erhebung, die aber bei der geheimen Wahl, wo sie nichts riskiren, immer bereit sind, für die Partei zu stimme», die am lautesten schreit. Weil die Socialdemokratie, seit sie eine Parlamentspartei geworden ist, hauptsächlich mit diesen Elementen rechnet, muß sie sich auch zu jeder Demagogie verstehen, muß sie mehr gegen aller hand politische Ungerechtigkeiten, hauptsächlich gegen inüirecte Steuer» kämpfen, alS gegen die wirthschastliche Unterdrückung, di« auf dem staatlich geschützten Privateigenthum beruht. Es ist einleuchtend, daß diese Worte und auch die weiteren Angriffe des „Berichtes" zur Verschärfung der Gegensätze beigetragen haben. Bon einer Einigung aller Proletarier kann daher vorläufig keine Rede sein und von der Brüderlich keit erst recht nicht. Daß die Freiheit und Gleichheit Utopien sind, ist allen Beobachtern der Vorgänge im socialistischcn Lager schon seit langer Zeit zur unumstößlichen Gewißheit geworden. Und welche» sind die Resultate der Verhandlungen des Congresses? wird vielleicht mancher unserer Leser fragen. Darüber können wir nicht berichten, denn Resultate sind dabei nicht herauSgckommen. Wenn die Herre zu Hause geblieben wären, stände die Arbeitersache ad demselben Standpunkte und die Auftraggeber, die Geld geber, hätten ihre Groschen gespart. DaS wäre sicher das beste Resultat gewesen. Zu der wichtigen Frage: „Wie ist der Achtstundentag durchzuführen?" wurde eine Resolution gefaßt. Mit Ausnahme eines einzigen Satze« ist in der Resolution Alles gesagt, was in den deutschen Gewerkvcreinen seit Iabren als Gründe für die Verkürzung der Arbeitszeit angeführt worden. Wirklich neugierig waren wir. waS die Herren Socialisten für welterschülternde Vor schläge machen würden, und nun entpuppen sie sich als Ge werksvereins-Harmonirmenschen. In demselben Fahrwasser, man kann es als ein sehr wässeriges bezeichnen, bewegten sich die anderen Beschlüsse. „Ein großer Apparat — um «in Nichts", daS ist unser Urtheil über den „großen internationalen Arbeitercvngreß", aus dem keine Arbeiter waren. Im klebrigen hat er uns aber werthvolles weiteres Material in die Hand gegeben dafür, daß Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" überall in der Welt zu finden sind, nur nicht bei den Social demokraten." Deutsches Reich. U Berlin, 24. August. Dem Vernehmen nach dürsten bei der demnächst bevorstehenden Regelung des GiftverkehrS auch besondere Vorschriften für den Verkauf von Ungc- iefermitteln getroffen werden, da diese leicht in die Hände von Personen gelangen können, denen die Gefährlichkeit dieser Mittel nicht bekannt ist. So soll eS überhaupt verboten werden, arsenhaltiges Fliegenpapier fcilzuhalten oder abzugeben, weil diese» besonders gefährlich ist und heutzutage andere Mittel von gleicher Wirkungskraft hcrgcstellt werden. Für den Verkauf anderer arsenhaltiger Ungeziffermittel sollen gewisse Vorkehrungen getroffen werden, im klebrigen ollen dieselben unter allen Umständen nur gegen Erlaubniß- chein verabfolgt werden. Schließlich dürften auch für die Kammerjäger besondere Bestimmungen getroffen werden. Zwar sollen dieselben den einschränkenden allgemeinen Vor- 'chriften über die Aufbewahrung der giftigen Mittel nicht unterworfen werden, schon weil die Durchführung eines olchen Gebots für die Kammerjäger auf den Reisen unmöglich wäre, dagegen dürfte man wohl dabin gelangen, ihnen die Ueberlassung von Giften und Ungeziefermitteln an Andere überhaupt zu verbieten, weil die von ihnen verwendeten Zubereitungen vielfach Geheimmittel und darum in ihrer GesundheitSschädlichkeit nicht hinlänglich bekannt sind. ID Berlin, 24. August. Die von uns bereits erwähnte Mittbeilung des ReichS-VersickerungSamtcS an die Vorstände der Versicherungsanstalten für JnvaliditätS- und Alters versicherung über die Rentenvertheilung für das Jahr 1892 gicbt auch interessante Aufschlüsse über die Antheile, welche die einzelnen preußischen Provinzen an den Renten ehabt haben. Von den gesammten Rentenzahlungen enl- ielen aus den Kops der vcrsickerungSpflichtigen Bevölkerung im Königreich Preußen durchschnittlich 224 Pfennige, während ich für daS Reich das Vcrhältniß auf durchschnittlich l99 'teilte. In den einzelnen preußischen Provinzen stellten sich die Rentenzahlungen so, daß auf den Kopf der versichcrungS- pflichtigcn Bevölkerung entfielen: in Ostpreußen 307, in Westpreußen 213, Berlin 82, Brandenburg 293, Pommern l96, Posen 213, Schlesien 232, Sachsen-Anhalt 2l6, Schleswig-Holstein 322, Hannover 247, Westfalen 170. Hessen-Nassau 137 und Rbeinprovinz 178 ^s. Man wird bieraus schon ersehen, daß im Allgemeinen der Osten der Monarchie bei den Rentenzahlungen besser sortkommt, als der Westen. Es ist nunmehr aber auch für die von unS chon öfter ausgestellte Behauptung, daß dasselbe Vcrbältniß auch bei den Invalidenrentenzabluiigeii obwaltet, der ziffernmäßige Beweis erbracht. Es entfielen nämlich von den Jnvaliden- rentenzahlunaen auf Ostpreußen 15, auf Westpreußen 12, auf Berlin 8, auf Brandenburg 10, auf Pommern 14, aus Posen 4, aus Schlesien 17, auf Sachsen 8, auf Schleswig-Holstein 7, auf Hannover 16, auf Westfalen 9, aus Hessen-Nassau 5 und auf die Rbeinprovinz 10 Pfennige. DaS Jahr 1892 war das erste Volljahr, in welchem Invalidenrenten zur Auszahlung elangtcn. Nack diesen amtlichen Zahlen wird jedenfalls die Behauptung, daß die Industrie bei der Invalidenrente besser wegkommen werde als die Landwirthschafl, nicht mehr auf gestellt werden können. * Berlin, 24. August. Wie die „Kreuzztg." feststellt, nahm der verstorbene Herzog Ernst kl. von Sachsen- Eoburg und Gotba dem Lebensalter nach innerhalb der souveränen Familien Europas die fünfzebnte Stelle ein. Am 21. Juni 1818 geboren, stand er zwischen der ver wittweten Königin Marie von Hannover, geboren den 14. April, und dem Großberzog Karl Alexander von Sachsen-Weimar, geboren am 24. Juni desselben Jahres. Von fürstlichen Herren sind nur noch fünf älter, und zwar König Christian von Dänemark, der Erz Herzog Albrecht von Oesterreich, der Großberzog Adolf von Luxemburg, der Prinz Wilhelm zu Schleswig- Holstcin-Sonderburg-GlückSburg und als ältester fürstlicher Herr der Prinz Ludwig von Orleans, Herzog von Nemours. — Sieht man von der Königin Victoria von Großbritannien und Irland ab, die bereits am 20. Juni 1887 ihr fünfzig jähriges Rcgierungöjubiläum feiern konnte, so war Herzog Ernst ll. der älteste regierende Fürst in Europa; jetzt ist diese Würde ans den Kaiser Franz Josef von Oesterreich übergegangen, der seit dem 2. Tecember >848 regiert. Innerhalb dcS KreiseS der deutschen Bundesfürsten war der Herzog der einzige, der bereits als regierender Herr das Jahr 1848 erlebt hat. In die Zeit, da noch der Bundesrath Deutschland repräsentirtc, fallt der Regierungsantritt der vier Großbcrzöge von Baden, Oldenburg, Sachsen-Weimar und Mccklenburg-Strclitz, des Herzogs von Altcnburg und — unter Vormundschaft seiner Mutter — der des Fürsten Reuß ä. L. In der Zeit des Norddeutschen Bundes fanden in Sachsen-Meiningen und Reuß j. L. Thronwechsel statt. Alle übrigen deutschen Bundesfürsten haben erst nach Wiederausrichtung des Reiches die Regierung angetreten. Zuerst der Herzog Friedrich von Anhalt am 22. Mai 1871 und zuletzt der Fürst Friedrich von Waldeck am 8. Mai 1893. — Der älteste regierende Fürst ist der Großberzog von Luxemburg, geboren am 24. Juli 1817. — Der jetzige Herzog Alfred von Sachsen-Coburg-Gotha wurde am 6. August 1844 im Schlosse zu Windsor al» der zweite Sohn des Prinzen Albert und der Königin Victoria geboren und 1866 zum Herzog von Edinbnrg und Grasen von Ulster und Kent und damit zum Mitglieds des englischen Oberhauses ernannt. Er widmete sich der Laufbahn des Seemannes, unternahm 1867 als Commandant der „Galatea" eine Reise um die Welt und wurde während derselben in Australien von einem Iren meuch lerisch verwundet. Am 23. Januar 1874 vermählte er sich mit der am 17. Octobcr 1853 geborenen Großfürstin Marie von Rußland, der Tochter Kaiser Alexander's ll und Schwester des jetzigen Zaren. Aus dieser Ehe sind fünf Kinder entsprossen, ein Sohn, der jetzige Erbprinz Alfred von Sachsen-Coburg-Gotha, geboren am 15. October 1874, und vier Tochter, Maria, Victoria, Alexandra und Beatrice. Der Herzog ist Admiral in der großbritannischen Marine und Chef der Flottenstation von Devonport, sowie Ebren-Oberst der Marine-Infanterie und Artillerie, sowie Cbef der russischen zweiten Flottenequipage deS Schwarzen McereS. Dem preußischen Heere gehört er als General der Infanterie L la suite des Infanterie-Regiments Nr. VS an, während seine Gemahlin seit dem vorigen Jahre L ka »uito deS Kaiser Alexander-Garde-Grenadierregimcnts Nr. 1 geführt wird. Der Herzog ist auch Ritter des Schwarzen Adler- Ordens. V Berlin, 24. August. (Telegramm.) Nack den hie- igen Abendblättern widmen sämmtliche Londoner Morgen- lätter dem verstorbenen Herzog Ernst ehrende Nachrufe und besprechen vorwiegend die etwas überraschende Meldung, daß der Herzog von Edinbnrg di« Zügel der Regierung ergriffen habe. Die ministeriellen „Daily News" äußern sich vorläufig nicht über das Ereigniß, aber der liberale „Daily Chronicle" schreibt, thatsächlich könnte es der Herzog von Evinburg niemals fertig bringen, seine ächsischen Unlerthanen zu überzeugen, daß er mehr deutsch wie englisch sei, was er als deutscher Herrscher eigentlich sein sollte, und das würde hinderlich sein ür seine Nützlichkeit und Volksthümlichkeit. Dieser Einwand werde sich indessen in deutschen Augen nicht auf den Sohn deS Herzogs erstrecken, der durch seine Erziehung und militairische Ausbildung hinreichend germanisirt worden sei, um ihn als Nachfolger seines Großonkels an nehmbar zu machen. Die „Times" sagen: Da der Herzog von Edinburg englischer Prinz, Marineofsicier von besonderer Fähigkeit und großer Erfahrung und der Schwager des Zaren ist, muß sein Regierungsantritt ein Ereigniß von nicht geringer Wichtigkeit für Deutschland sein (?). Er wird natürlich einen gewissen Grad von Opposition wegen seiner englischen Erziehung zu überwinden haben, aber diese Er ziehung wird ihm eher helfen (?) als ihn bindern, die Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen, von denen die deutschen Zeitungen bereits reden (?). Seine Erziehung als Mitglied eines constitulionellen Königshauses wird das eigent liche Gegentheil einer Unfähigkeit sein, seinen Pflichten gegen seine Unlerthanen, wie gegen das Deutsche Reich gerecht zu werden. Die „Morning Post" schreibt: Die Bestimmung, welche verfügte, daß das Herzogthum Gotha auf den Prinzen ügergchen soll, in dessen Adern sich deutsche« mit anglo- sächsischem Blut vermengt, ist ein Pfand jenes HcrzenSbundeS zwischen der deutschen und der englischen Nation, das eines der hoffnungsvollsten politischen Zeichen der Jetztzeit bildet. Der „Standard" äußert sich in ähnlichem Sinne. -» Berlin, 24. August. (Telegramm.) Die „National- Zeirnng" schreibt, das Gerücht von der Niederlage des com- misiarischrn Gouverneurs Scheele im Kilimaiidscharogebict erscheine unbegründet, da Scheele zwar bereits am Kili mandscharo eingetroffen sei, aber die Nachricht von dort noch nicht zur Küste gelangt sein könnte. Major Wroch ein be gebe sich zunächst nicht als stellvertretender Gouverneur, sondern als Adlatus Scheele's nach Ostafrika. " Berlin, 24. August. (Telegramm.) Die „Nordd. Allg. Ztg." tritt in einem anscheinend officiösen Artikel der in der Presse verbreiteten Ansicht entgegen, daß der Tabak uicht einer größeren Besteuerung fähig sei als bisher. DaS Blatt verweist auf das Äeispiel Oesterreichs, Rußlands, Frankreichs und Englands, wo durch Monopol Tabakbau-Verbot, hohe Eingangszölle rc. hohe Erträge aus dem Tabak geschlagen werden, und meint, daS werde sich auch für Deutschland ermöglichen lassen; vorläufig stehe über die Art der Tabakbesteuerung noch nichts fest. ^ Berlin, 24. August. (Telegramm.) Anknüpfend an eine Erklärung in der „Correspondenz des Bundes der Landwirthe", in welcher gesagt wird, daß die Land- wirthe einmüthig Handelsverträgc» mit Spanien, Ruß land und eventuell Rumänien sich widersctzen würden, und in welcher sie eine Erhöhung dcö Getreidezolls auf 5 ^ fordern, macht die „Vossische Zeitung" dar auf aufmerksam, daß eine solche Haltung der Agrarier um so gefährlicher sei, als dem Handel Deutschlands mit Rußland, falls nickt ein Zollfricde bald folgt, in Oester reich ein sehr gefährlicher Concurrent erwachsen würde, da Deutschland auch nach dem Zollkrieg seiner Absatzgebiete in Rußland zum größten Theil verlustig gehen würde. — ES scheint sich — schreibt man der „Köln. Ztg." — zu bestätigen, daß der französische Militair-Attachö Major Me uni er vorläufig auf Urlaub bleiben wird, während alle anderen Militair-AltachSS als Gäste dcS Kaisers die Manöver in Elsaß-Lothringen mitmachen. Das diese Enthaltung lediglich auf da« Urlaubsbedürfniß deS MajorS Meunier zurückzuführen sei, ist wohl nicht anzunehnien. Man wird deshalb nicht fchlgehen in der Mulhmaßung, daß da« Fernbleiben dcS Attaches als eine freilich harmlose Art deS Protestes gegen die Erwerbung von Elsaß- Lothringen aufzufassen ist. Früher wurden die Franzosen nicht von solchen Gewissensbedenken geplagt, denn die französischen Militair-AttachSs haben immer die Manöver in Elsaß-Loth ringen milgemacht und in der allerersten Zeit wurde sogar einmal Kaiser Wilhelm I., wie daS unter Grenznachbarn üblich ist, von Seiten der französischen Republik amtlich bei seinem Aufenthalt in Metz durch eine» außerordentlichen Botschafter, Herrn v. Gontaud-Biron, begrüßt. Von dieser böslichen Sitte sind unsere Nachbarn schon seit längerer Zeit abgegangen, und wenn jetzt auch die französischen Militair- AttachsS den Manövern in Elsaß-Lothringen fcrnbleiben, so bedeutet daS wobl nur, daß chauvinistische Neigungen und die Furcht vor den Hetzblättern in Paris im Erstarken begriffen find. Nur dieser Feststellung halber bietet daS Ausbleiven deS Majors Meunier einiges Interesse. — Ter allgemeine Parteitag der Deutschen Reformpartei findet voraussichtlich Sonntag, den 24. September, in Marburg (Hessen) statt. Sämmtliche Abgeordneten der Deutschen Reform partei werden zugegen sein. In Berlin soll zuvor, am 10. oder 17. September, eine Besprechung des Norddeutschen Agitations- Verbandes abgehalten werden, bei welcher der Anschluß an die Deutsche Refonnpartei erörtert werden soll. * Ktcl, 24. August. (Telegramm.) Seiten- der Marine-Verwaltung ist die Errichtung einer Marinestation an der Westmündung deS Nordostsee-Canals end- ailtig beschlossen und der auSgearbeitete Plan bereits im Princip genehmigt worden. Der Eingang zur Schleuße wird durch ein Fort gedeckt, ein zweites Fort wird bei Westerdeich angelegt. Außerdem sollen bei Cuxhaven einige Straodbaltrrieu errichtet werden.
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