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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189308277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18930827
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18930827
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-08
- Tag1893-08-27
- Monat1893-08
- Jahr1893
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.08.1893
- Autor
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Bezugs-PreiS ß, der Hauptexprdiftoa oder den im Stadt bezirk and den Vororten errichteten L»«- «abestellen ab ge holt: vierieljährlich ^14.50^ tzst zwrtmaltg« titglicher Zustellung in» Hau» > 5X0. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertrstübrltch . Directr täglich« Sreuzbaadienduag ins Lusland: monatlich 7.50. Dievtorgen-Nnsgad« erscheint tilgNch '/,7U-^ dt» Lbaud-Lusgad« Wochentags L Uhr. LeLartto« »«d LrveLitioa: -«tzMine-gafie 8. npriacr und TagMÄ Filiale«: vtt» «»»»'» Larti«. (Alfred Hah,id Univerfitütsstra^e 1, Laui» Lösche, ff^-arinenstr. 14. pari. u»d «Suigtvlad 7. Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, HandelsHeschSftsverkehr. AnzeigeuPreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Neelame» unter demRedaetionsstrich (4ge- spalten) 50^, vor den Familienaachrichtr» (Kgrspaltea) 40/ih. Größer» Schriften laut unserem Preis- »erzeichniß. Tabellarischer uud giffernjay nach höherem Tarif. Extra»veiligen (gesalzt), nur mit bet Lioraen-Lusgab«, ohne PostbesSrdernaa «0.—, mit Postbesörderung ^4 70.^-. Lanahmrschluß siir Äazrigea: Lbrnd-Lusgab«: vormittag« 10 Uhr. Marge»-Ausgabe: Nachmittags «Uhr. Soun- und Festtag« früh '/,S Uhr. B«i de» Filialen und Ainiahmesleslen j» »tu, halb« Stand« früher. Anzeige« find stet« an di, Egpedttiaa zu richten. Druck »nd Verlag von L Palz t» Leipzig. ^-437. Sonntag den 27. August 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, Wohnungs-Nachweis für Meßfremde betreffend. Zwischen der Handelskammer und dem Allgemeinen Hausbesitzer. Leret» ist ei» Abkommen getroffen worden, wonach die schon seit längerer Zeit bestehende BuSkunftssielle de» letzteren — Ritlerstrahe 4, 1. —> in Zukunft auch den Nachweis von Mctzlocalen und Meßwohnungen in Privotdüusern mit übernimmt, wie die« schon zur letzten Oster- messe zum ersten Male eingerichtet worden war. Für die Metz- fremden, die Muster- bez. Wohnzimmer suchen, erfolgt dieser Rach- weis unentgrltltch, während für die bet der Anmeldung leerstehender Räume erfolgend« Eintragung in di« betreffenden Listen eine kleine Gebühr zu entrichten ist. Da der Allgemeine HauSbesitzer-Verein nur Anmeldungen ent- aegenuimmt, die über Lage, Größe, Preisverhältniss« u. f. w. der fraglichen Wohnung genaue Auskunft ertheilen, ist durch diese Ein- Achtung zugleich eine gewisse Sicherheit gegeben, daß nicht Preis- übervortheilnngen der Meßbesucher dadurch entstehen, daß nachträglich von de» Bermtethern höhere Preise gefordert werden. Im Anschluß hieran bringt die Handelskammer zur öffentlichen Aenntntß, daß sie, falls man nicht gewillt sein sollte, sich direct an de» Hausbesitzer-Verein zu wende», Anfragen und Gesuche austvärts wohnender Meß-Jntereffenten nach Meßlocalen und -Wohnungen gern rntgcgrnnehmea uud für deren sofortige und unentgeltlich« Weiierbeiöröerung au da- Wohaungsbureau de« Allgemeine» Hausbesitzer-Verein« mittel- eine« be>oadrrea Formulars Sorge tragen wird. zig, d« 24. August 1893. Der Mrtz-RuSschust «er Handelskammer. L. G. Herrmann. vr. Pohle. Bekanntmachung. Der am 5. d. M. hier verstorbene Privatmann, Herr Friedrich Gustav Meyer, früher Cassirer der Leipziger Feuerversicherungs- anstatt, hat in seinem Testament in liebevoller und menschenfreund licher Fürsorge die Bestimmung getroffen, daß auS seinem Rach- laffe 20,00(1 unter dem Namco „Hedwig-Stistung" zu Gunsten würdiger sogenannter verschämter Armen zinstragend angelegt und vom Stath« verwaltet, daß ferner 1500 >l an di« Btener'jche Blinden- stistung au-gezahlt werden. Wir bringen hiermit unter aufrichtigstem Tank diesen erfreuliche» Beweis wohlchätigen Sinnes zur allgemeiuru Kenntniß. " ' ^ 1893. Leipzig, d«a 23. August Ib. " 3859 1276 Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georg«. Eberl«, Ref. Bekanntmachung. Die öffentlich ausgeschriebenen Arbeiten zur Herstellung von Schleichen 3. Llaff« in Len Straßen IX, L und L des Reudnitz« Bebauungsplanes sind vergeben worden. Die unberücksichtigt gebtiebenen Bewerber werden daher hindurch au« ihren bez. Angeboten entlassen. Leipzig, am 21. August 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. Io. 4353. vr. Georg«. Eberle, Res. Bekanntmachung. Die Maurerardeite« für dir Herstellung der Freitreppe an der nenea Anpreadkirche sollen an einen Unternehmer verdungen werden. von 50 die auch in Briefmarken ringesendet werden könne», entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Maurrrarbctten sür die Freitreppe an der AndreaSkirche versehen in dem oben bezeichnet«» Geschäftszimmer bi« zum 6. Sep tember diese« Jahre«, 5 Uhr Nachmittags, einzureichen. Der Rath behält sich da« Recht vor, sämmtltche Angebote ab- zulebnen. Leipzig, de» Sb. August 1893. De« Rath« der Stadt Leipzig Io. 4506. Stratzenbniidcputatioa. Bekanntmachung. Die Befestigung der Augwcar und Fahrbahnen her Auf» fahrtSramprn an der neuen Andreas Kirche soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen und Unterlagen sür diele Arbeiten liegen in unserer Tiefbau «Verwaltung, Rathhaus, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23, aus und können dort eingesehen oder gegen Entrichtung von 50 ^ die auch tu Briefmarken ringesendet werden können, ent nommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: ,,A«izm«g» und Fahrbahnherstellnng an der neuen Audrcastirche" versehen in dem oben bezeichneten Geichäftszimmrr bi» zum 6. Sep tember bf«. I«., 5 Uhr Nachmittags, cinzureichen. Der Rath behält sich da« Recht vor, fämmtliche Angebote abzulehneu. Leipzig, den 25. August 1893. De« Rath» »er Stadt Leipzig Io. 4506. Ltradcnbnudrputalton. Dir Stein« und die Grant Bekanntmachung. arbeiten für die Herftcliun «rllenverlegung für die der Freitreppe »ege an der . tl Andrradtirche sollen an einen Unternehmer verdungen werden. Di« Bedingungen und Unterlagen sür dies« Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23 ans und können dort eingejehen oder gegen Entrichtung von 50 di« auch tu Briefmarken einaeseudet werden können, entnommen werden. Bezüglich« Angebote sind versiegelt uud mit der Aufschrift: „Strinme-arbeiten sür die Freitreppe «. s. m. an »rr Raprea-tirche" versehen in dem obenbrzelchneten Geschäftszimmer bi« zum 8. September d. 2-, 5 Uhr Nachmittags, eilizureiche» Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtltche Angebot« abzulrhne» Leipzig, den 2b. August 1893 De« Rath« »er Stadt Leipzig Io. 4506. Stratzendaudrpntattan. Vie königliche Laugewerkenschule zu Plauen i. v. eröffnet am 8. Oktober einen neuen LehrrnrS. Anmeldungen sind bi« zu« 2P. September zu bewirken. Prospecte mit de» Allst »ahmebedingungen übersendet die Dtreeliv«. läa«. Bekanntmachung. Ti« Gcwerbetammer zu Leipzig hat beschlossen, zur theilweijen Deckung ihre« Verwaltungsauftvanbe« sür da« laufend« Jahr auf jede Mark de« für das Einkommen in Spalte ä des Einkommensteuer-Kataster« (Einkommen au« Handel und Gewerbe) entfallenden Steuerbetraas einen Zuschlag von 2 Vsennlgea erheben zn lasten. Dieser Zuschlag, welcher mit dem auf den 30. September d. I. allenden tzebetermtne der staatlichen Einkommensteuer erhoben werde» oll, ist von den zur Gewerbekammer wahlberechtigten Gewerb« treibenden de- Kammerbezirk« (Leipzig, Markransladt, Laucha, Zwenkau und die zur königl. Amtshauptmannschaft Leipzig ,«hörenden Landgemeinden), deren bezügliche« Einkommen 600 ^4 idersteigt, zu entrichten. Leipzig, 20. August 1893. D. A. Oehler, Bors. Herzog, Secr. Bekanntmachung. Die von der Lagerhosverwaltung am 5. Februar 1889 bez. am 25. Februar 1890 ausgestellten, auf Herrn Laut« Dltnger in Leipzig lautenden Lagerscheine Nr. 1524 über 6 stiften und 2 Packen Gemälde und Stellagen, aez. 612/14. 6l6/l8, 621/22, gew. 776 dg. und Nr. 4780 über 2 stiften GhpSabgiisse, gez. 0. L. 141/42, gew. 400 lex, sind bei unS al« verloren gegangen angezeigt worden. Wir fordern die etwaigen Inhaber der Lagerscheine hierdurch aus, sich mit denselben binnen 3 Monaten und spätesten« bi« zum 27. Vetober 1898 bei Verlust jeglichen Anspruch« an die Lagerhosverwaltung, in der Lagerhos-Expeditivn zu melden. Erfolgt keine Meldung, so werden die Lagerscheine für erlösche» uud unwirksam erklärt und neue aus« gefertigt werde». Leipzig, de» der Stadt Leipzig . Michael. Lagerholz» Erledigt Hut sich unser« Bekanntmachung vom 10. April a. e., de» Hand- arbeitcr Otto Max Heinickt betreffend. Leipzig, am LS. August 1893. Der Rath der Stadt Leipzig, Armen amt, Abttz. IV».' X. L. IV»„ 412L. Ludwig.Wolf. hr. Städtische Sparkasse beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 22. August 1893. Die Sparraffen-Depniatton. Königliche Kunstakademie und Kunstgewerbeschule in Leipzig. Beginn der Studien im Wintersemester 1893 94 Montag, den 2. Oktober, in den TogeScursen früh 8 Uhr, in den Abendcursea um 5 bez. 7 Uhr. Der Tagescnrsil« gliedert sich in die Fachschulen: X. sür architektonische Lunftgewerbe, L. für vtldhanerct, 6. für Zeichnen und Malen mit den Uvterabtheilungen für Buchornamentik, DecoraiionSmalerei, Aquarellmalerei, Muster- »eichnen, Porzellan- und Glasmalerei, Lithographie, Xylographie, Kupfer- und Slahlstecherci, sowie v. sür photvmechanische vervtrlfSltignngvversaliren. Der Abendcnrfu« besteht auS den Abtheilungen für typo graphisches Zeichne», Zeichnen nach Vorlagen, nach Gyp«, nach dem lebenden Modell und sür phvtomechanijche Vervielsältigungsverfahren. Anmeldungen vom 11. bi« 23. September Nachm, von 4—5 Uhr erbeten. Regulativ« kostenfrei. Leipzig, am 4. August 1893. Der Direktor: vr. Ludw. Nteper. Städtische Höhere Schule für Mädchen, Albertstrafte 28. Anmeldungen von Schülerinnen sür da« am 2. October be ginnende Winterhalbjahr nehme ich täglich zwischen 11 und 12 Uhr entgegen. Leipzig, 22. August 1893. vr. tVxedxram. Bekanntmachung. Die Ausgabe von Synagoarnkarten findet Montag, den 28. Augukt, Vormittags 10—12 Uhr und Dienstag, den 29. August, Vormittags 10—12 Uhr in der Gemeindrkanzlet (Synagogengeoäude, I Treppe hoch) statt. Wir bitten, bei Abholung der Karten die dtshertgrn Karte« und die diesjährigen Gcnieiudrfteuerquittungen mftzubringen. Leipzig, den 27. August 1893. Der Vorstand der Israelitischen ReligionSgemeinde zu Leipzig. Da« Vorspiel zum Würzburger Katholikentage. X In diesen Tagen häufen sich die großen vom Cent rum veranstaltete» Versammlungen. Den Miltelpunct der großen Festlichkeiten bildet die heute zu Würzdurg beginnende große Katholiken > Versammlung, der in diesem Jahre eine besondere Bedeutung beigelegt wird. Man kann es den jetzigen Führern de- CentrumS nach» fühlen, wie sehr e« ihnen nach den Vorgängen der letzten Zeit darauf ankommt, eine möglichst große und glänzende Parade Uber die Schaaren de» streitbaren KatboliciSmuS ab- zudallen. Tie Katbolikenversammlungeo sind, äußerlich ge nommen. allerdings keine Parteitage de« Centrum«, im Grunde kommt aber Beide» aus dasselbe binau», drnu seitdem da» Centrum eine große politische Partei geworden ist, wird selbst ein treue« Glied der katholrschen Kirche nicht al« solche« be trachtet, sobald e« nicht dem Partciverband« de« Ceutrum« angehört. Seit dem letzten Katholikentage in Mainz ist mit dem Centrum eine gewaltige Aenderung vorgegangeu; ver einte e« auch früher schon all« politischen Answauungen in seinem Verbände, saßen die äußersten Reactionaire durch ge wisse Bande gefesselt neben de» forlarschrittensten Demo kraten, so wird zwar auck heute noch jede politische An schauung geduldet, wenn nur die eigentlichen Centrumszielei der Herrschaft de« Herrn L.eb r sich zu die sogenannten consrrvatlven ll ' , über sich gewinnen können, der ^ntrumSVemokrat daö, äu der b-vorstebenden Versammlung uberla, n^ Aus de letzten Heerschau zu Mamz sp'-lt-nd-«d gend. Eentrum« Immer noch -.n- gr°ß- Rolle. F" 1'«^ rief bekanntlich pathetisch auS, daß , ^ Polle« di- Geistlichen di- geborenen Führer de« kathoUlchen seien Aus der Senlrum«sraction veS Reichstage« ist nun größte Th-il der -dl.g-u Mnglieder "rschwun^^ verzichteten sie freiwillig auf d.e weitere G-m-m schast mit Herrn Lieber, tbe,l« wurden sie von den Freunden jungen aufs Deutlichste zum Ausdruck. C.nen g-wM-n Schein möchte man aber gern bewahren, "f dm V sammlunaen über die Angelegenheiten der katholischen Kirche und »ich? über die volitischen Ziele de« E-ntrumS verhandelt würde. Deshalb ist man m den ultramontanen Organen aus das Eifrigste bemüht, die meist ehr ang-s-hmm atUg-n Herren heranzuziehen, um äußerlich die Einigkeit de« CcntrumS docnmentiren zu können, u>dem man ihn n vorhält, daß von der Militairvorlage oder der Steuerreform auf der Versammlung nxHt die Rede fern werde, Ja. Herr vr. Lieber selbst läßt sich b-rbe^ d.e au« dem Centrum hinausbesörderlen Herren mit tiefen Bücklingen nach Würzburg einzuladen und ihnen feierlich zu versichern, daß dort die bisher übliche Behandlung politischer Y.rag»« vollstandm au«- geschloffen sein werde. Wie der klerikale „Westsäl. Merk, berichtet, hielt er dieser Tage auf dem Congreß der katholischen kaufmännischen Vereinigung >n Hilve«he>m eine längere Rede, in der er wörtlich sagte: Wenn die Ereignisse der letzten Zeit Dla"' Sd'tltcher Weltenlettung einen heute schon erkennbaren Nutzen gehab haben, so ist e» der, daß sie uns Kaiholiken neuerdings daraus hingewiesen haben, daß selbst, wenn wir tu volitischen Fragen augenblicklich auseinander gehen, wir in allen katholischen An- gelegenhrilen niemals uits trennen weiden, und es wird di« Ausgabe dieses wie aller katholischen Congresse dies,» Jahres sein, den Beweis dafür vor Freund »nd Feind zu er- bringen. Wenn jemals das von unseren nichlkatholischen Mitbürger» angeführte Wort „Katholisch ist Trumps" in einer katholische» Versammlung gefallen ist, sp kann es nur den Sinn haben, daß unserer Ucberzeugung nach (womit wir die UtberzeugungDerer. die nicht zu un« ge- hören, nicht verletzen wollen) nur ei» Katholik an derErneuerung derGe- sellschaft Mitarbeiten kann, wenn und insosern er nurganzer Katholik ist. Sprechen wir eS doch einmal auS, es ist eine 1adlo eouveoue, wenn man heute davon spricht, eS sei daS gelammte katho- ltsche Bolk im Lager des EentrumS gewesen; jederzeit hat es Meinungsverschiedenheiten in dieser Richtung gegeben, und an den Fingern könnte ich Ihnen Männer von ausgezeich« netem Charakter herzählen, die auch in den glänzkudsien Zeiten des CentrumS sich von ihm fern gehalten haben. Es war eine weise Vorsicht unserer Vorfahren aus unseren katholischen General-Versammlungen, in die Satzungen dieser die Bestimmungen auszunehmeu, die General-Versainmiungen haben mit der Politik gar nichts zu thun, und eS ist vielleicht ein Nachtheil, ein von uns spät erkannter, heute aber kaum noch anzuzweiselnder Nachtheil, daß der Lulturkampf auch unsere General-Versammlungen mit Politik durchtränkt hat. Aber das ist nicht nützlich auf die Dauer. Schiedlich, friedlich die Politik auf ihrem Gebiete und alle nicht politischen Angeltgenheiten aus dem Gebiete der verschiedenen katholischen Versammlungen. Mit den Männern „von ausgezeichnetem Cbarakter" ist natürlich in erster Linie Freiherr von Schorlemer-Alst gemein», der, wie erinnerlich, nur durch einen bischöflichen Erlaß durch setzte, daß die wegen seiner Gegnerschaft gegen die Lieber'sche Führung von der Kanzel herab erfolgte Verdächtigung seine» Kakholici-muS rückgängig gemacht wurde. Wir glauben gern, daß den neuen CentrumSsührera Alles daran liegt, den Bruch in der Partei vor den Augen de« großen PublicumS zu verhüllen. Werden aber jene Herren, aus deren Mitwirkung man so großen Werth legt, selbstlos genug sein, zur höheren Ehre de« Herrn Lieber den Partei- tag „verherrlichen" zu helfen? Wie schön würde unter den heutigen Umständen au- dem Munde de« Herrn Lieber die Wiederholung jene» Ausspruchs klingen: „Die Adligen und Geistlichen sind dir geborenen Führer de« katholisch Volke« I" Die Bemühungen der klerikalen Presse, die früheren adligen Centrum-fübrrr zur Theiluahme >u bewegen, haben übrigen« >,>.vr» übrigen- eine Unterstützung gesunden, weder sie wohl kaum erwartet wurde. Die „Kreozzeitung" ist seit langer Zeit bestrebt, da« Zustandekommen eine- conservativen CentrumS zu be fördern, von dem sie eine Unterstützung ihrer eigenen Politik erwartet. W.r sind wahrlich nicht geneigt, die Bedeutung der conservativen Elemente ,m Centrum z» unterschätzen dir ,,Kreuzje,knng" scheint aber auf dem besten Wege ,u sein' die innere Wacht »Hr Elemente zu überschätzt 'Die Wabft Niederlagen der Herren von Schorlemer und von Huene reden eine deutliche Sprache. Diesen Herren räth die „Kreuueituna" alwn'ÄL^n^ ö-lle nach würzdurg zu gehen, um'LnL n ö wieder zu erlangen uud den demokratischen neuen Führern e.n Gegengewicht zu bieten. Ti- Angst der .Kreuzzeitung . daß da« Centrum sich „unmöglich" machen "gotzlick. Verharrt da, Centrum m der demv kratsschrn Opposit,on«stellung. dann wird den „Herren Junkern' wie die klerckal-delliokr-liichen Blätter sich auSdrücken — allerv.ng« em Bündniß mit dem Centrum schwer werden- die „Kreuzzeitung sagt selbst, daß eS einem altpreußischrn id..u.b-. werden könne.mit 'dem "Mußpreußen. Lieber zusammenrugehen. Die Reckinuna der „Kreuzzeitung durfte wie so oäustn sich alk trliaK^isä, "e^ ^ ^*1" Katholikentage zu Würrbura derselbe Geist herrschen, der da» Centrum io der letzten Zeit erfüllt hat. Deutsches Reich. Kß. Berlin, 26. August. Die politische Stille wird voraussichtlich noch einen Monat andauern und der Chronist nur selten in die Lage kommen, wichtigere Meldungen zu machen. Die Vorgänge in Aigucs-Mortes sind wie überall, so auch in Berlin mit Aufmerksamkeit verfolgt worden, indessen wurde die Sache von vornherein nicht für bedrohlich angesehen, und wenn man auch an daS Wort de» Fürsten BiSmarck erinnert wurde, daß Frank reich ein „wildes Land" sei, und sich also über die Brutalitäten französischer Arbeiter darum nicht sonderlich wunderte, so hielt man e« doch von vornherein für aus geschlossen, daß der locale Fall internationale Verwickelungen zur Folge haben könnte. Man nimmt eben solche Vorgänge ,,;u den Acten" als eine weitere Bethätigung und Bestätigung für die Bedeutung der „internationalen Verbrüderung" der „Proletarier aller Länder", al« den Anfang der „Vereinigung", der praktischen Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit — doppelt wertbvoll, weil da- gute Beispiel von dem ersten Lehr meister und Erfinder der Phrase gegeben ist, von Frankreich, daS „ach Herrn Liebknecht noch immer an der Spitze der Eivili- sation marschirt. — Aber auch für die innere Politik kommen unS immer wieder die Mahnungen und Warnungen unseres Bismarck in Erinnerung. Gestern wurde wieder einmal der Erzbischof v. Stablrw-ki, der Oberbirte von Posen, vom CuuuSminister Vr. Bosse empfangen. Die Unterhaltung der beiden Herren dauerte recht lange und der katholiicke Kirchen- fürst soll recht befriedigt davon gegangen sein. WaS haben wir bei unserem schwankenden Curse zu befürchten, welche weitere Wendung in der Polenpolitik steht bevor, nachdem die Freunde de« Herrn v. KoSziel-ki sür deutsche Patrioten erklärt worden sind? —Daß im CultuSministerium einSchuldota. tionSgesetz au-gcarbeitet werde, wird von der „Kreuzztg." für unrichtig erklärt. Wir können dieses Dementi lediglich bestätige», klebrigen« hätte die „Nationall. Corresp." au« den stenographischen BrrickUen des Landtags sich selbst leicht darüber unterrichten können, daß der CultuSiiiinistcr diese Materie nicht abgesondert von dem Unterrichtsgesetz zu be handeln gedenkt — und bi- an ein solche- wieder beran- getretrn wird, werden wir Wohl noch lange zu warten haben. Doch zwei andere nicht minder wichtige Vortagen werden im Cultulministerium zur Zeit auSgearbeitet und jeden falls bei Beginn der nächsten Session dem Abgeordnetenbause zugebcn, nämlich ein Mrdicinalreformgesetz, welches das PhvsikatSweseii neu regelt, wird vom Geh. Öbermedicioalrath Vr. Scrczeczka vorbereitet und der Entwurf eines ApothckergescdeS durch Geb. Rath Pistor. Als juristischer Beirath für beide Arbeiten ist Geh. Rath Löwenberg hinzugezogen worden. Beide Vorlagen entsprechen dringenden und wiederbolt geäußerten Wünschen der beldcitigten Kreise. — Graf PosadowSky ist bereits in Berlin eingetrosfen, wird jedoch sein neue- Amt als CtaatSsecretair dcö NeiLSschatzamtS erst am l. September übernehmen. Doch wird er bis zum l. October im Hotel Monopol, wo er abgestiegen, wohnen bleiben, da die Amts wohnung erst reiiovirl werden soll. Erst am I. October wird Gras PosadowSky mit seiner Familie die neuen Räume beziehen. 1t Berlin, 26. August. Nach den Vorschlägen, welche der preußische Handelsminisler der Oesfentlichkeit zur Dcurtbei- lung unterbreitet hat, sollen in die geplanteOrganisation der Fachgenossenscdasten und Handwerkskammern nicht blos diejenigen Gewerbetreibenden einbezogen werden, die man allgemein als Handwerker zu bezeichnen sich gewöhnt hat, sondern alle, welche nicht mindestens regelmäßig 20 Arbeiter beschäftigen. Der HandelS- ministrr zweifelt allerdings selbst daran, ob mit dieser Bestimmung die richtige Grenze gezogen würde, und fordert deshalb die Oberpräsidenten zu besonderen Gutachten gerade Uber diesen Punct auf. Es ist auch nothwendig, daß dieser Frage eine große Ausmrrlsamkeit geschenkt wird. ES isi nicht genau zu eruiren, ein wie großer Eheil der Gewerbetreibenden mit der Festsetzung der Hvchftgrenze von 20 Arbeitern in die geplante Organisation einbezogen werden würde. Die letzte BcrufSstatistik, die wir besitzen, datirt au- dem Jabre1882. Die Zahlen, die sie girbt, sind natürlich veraltet. Umsomehr ist e« zu bedauern, daß der Plan der Verbindung einer Gewerbe zählung mit der Volkszählung von 1892 gescheitert ist. Man würde, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre, nnnmebr sichere Zahlen haben, an deren Hand man die Tragweite jenes Vorschläge« genau ermessen könnte. Wenn dies nun aber auch gegenwärtig nicht möglich ist, so wird man doch versuchen müssen, sich über die Menge der Betriebe, welche in die Organisation einbezogen werden sollen, wenigsten« für einzelne BerufSzweige «in Bild zu machen. Dies wird an der Hand der Zahlen möglich, welche die Lerufsgenossrnschasten in ibren ReckmungSergebnissen niedcr- legen und die zuletzt für daS Jahr 1891 veröffentlicht sind. Gröhtentheil« vereinigen die BerufSgenosicnschasten in sich Betriebe, die man als industrielle zu bezeichnen pflegt. Aus den Zablen, welche dieselben über die Arbeiter der ru ibnen gehörigen einzelnen Betriebe veröffentlicht haben, gehl hervor, daß nach dem Vorschlag« de» Handelsministers ein ganz beträchtlicher Theil der letzteren zur Handwerksorganisation beranzezogen werden würbe. So waren im Jahre l89l durch- schnilklia) in einem Betriebe der SteinbruchS-DcrufS- genosienschaft 17 Arbeiter beschäftigt, der chemischen 19, ebensoviel m der lederindustriellen, in der Holzindustrie lO und weniger, in der Brauerei 13, im Buchdruckgewerbe 17. Ja auch einzelne Zweige der Eisenindustrie beschäftigten durchschnittlich i» einem Betriebe weniger als 20 Arbeiter, so die Eisenindustrie Süddeutschland« 15 und die rheinisch- westfälische Maschinenbau- und Kleineiseninrnstrie lk. Von Handel-ministerS sein Bewenden behielte. V. Berlin, 26. August. (Telegramm.) Die „Berl. Pr." glaubt versichern zu können, der Erzbischof von Posen Gnesen, vr. v. Ltabtrwskt, habe auf der Rückreise von der BischofSconferenz zu Fulda hier in Berlin dem Reichskanzler und dem CultuSminister nur „Höf lichkeitsbesuche" abgestattel. Die „Nordd. Allgem. Ztg."
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