Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930831016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893083101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893083101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-08
- Tag1893-08-31
- Monat1893-08
- Jahr1893
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-PreiS Gl der Hauptexveditton oder den im Stadt» be»irk »ud den Vororte« errichtete» Lu«, oabestellkn ab ge holt: vierteljährlich^, 4.S0, »ei jweimaUaer täglicher Zustellung in« Hau« » b.öO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich ^ll S.—. Direct» tägliche ltreuzbandienduog ln« Ausland: monatlich ^4 7^0. Di»Morgen-Ausgabe erscheint täglich '/,7Nhr, die Abend»Uu«gabe Wochentag« ü Uhr. Ne-action vn- Lrpe-ition: -»tzannesgasse 8. Die kideditio» ist Wochentag» ununterbrochen »o» früh 8 bl« Abend« 7 Uh» Filialen: Morgen-Ausgabe. NWM und Tageblatt Anzeiger. AnzeigeuPreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Ntel amen unter dem Redactioailstrich (4gt« spattr») bO-^, vor de» yamilirnnachrichte» (k gespalten) 40^. Größer» Schriften laut unserem Preit» verjrichuib. Tabellarischer und Zissernsag nach höherem Tarif. Extra »Beilagen (gesalzt), nvr mit de» Morgen-Au-gabe, ohne Postbrförderuaa ^l SO.—, mrt Postbesörderuag A 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgobe: Vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- nnd Festtag« früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je ein« halbe Stunde früher. kuzrigen sind stet« an di» Erpe-iti«» VN« «tt»»'« T-rtl«. (Alfred 0««»^ Unlversitüt-straß« 1, L«ni« Lösche, Kettzariaenstr. 14, pan. nnd KS»ia«t>latz 1. Lrgan för Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. ^ Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig 411. Donnerstag den 31. August 1893. 87. Jahrgang. kann das Leipziger Tageblatt . , _ „ durch alle Postanstalten des deutschen Reiches und Oesterreich-Ungarns zum Preise von 2 werde In Leipzig abonnirt man zum Preise von L 65 mit Bringerlohn L ^ und nehmen Bestellungen entgegen sammriim o die Hanptexpedition: Johannesgasse 8, . die Filialen: Katharinenstratze 14, Königsplatz 7 und Untverfttarsst tz - Lira,» cE^^malw-^ tSätzchcn « H--- rri°.lr. ^»er, C°,°ma>wa-«nh-ndlung. »»tldtcr Lc.nwcN I H°rr ». k„?oim»,m. C° °„,°lw°°-mh-mdlung. LN üö-uitrag- 2 ->c!r a»>. 8oiiü„,i.!»e». C°I°m°lw-°r-nh-ndlu„g, aÄNa«3-r H-n'». VIWK-d. Eigarr-Uhandlmig, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstta^e 35 Herr R. 0. Kittel, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstrape 1 Herr ^Keo6. keter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 8V (Ecke Goethcstraßc) Herr Reil». Ae88ke, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Sttatze(Thomasiusftraßen-Ecke) Herr Otto kranr, Colonialwaarenhandlung, Löhrstrahe 15 Herr Rüuurü Uet/er, Colonialwaarenhandlung, Marschnerstrahe 6 Herr Rani 8eUreUier, Drogengeschäft. Nürnberger Strahe 45 Herr Ll. R. Albreellt, Colonialwaarenhandlung. ^ Zeitzer Tttahe 35 Herr V. KÜ8ter, Cigarrenhandlung, «säwckersckie Straüe 7r in Anger-Crottendorf Herr Rodert «reiner, Zweinaundorfer Straße 18, in Plaalvitz perr U. . Connewitz Frau Ri8ei.er, Hermannstrahe 23,1. Etage, - Reudnitz Herr R. l u^ma n Mar^allstrM 1 - (Sohlis H?rr Dd. Rr!t28eke, Mittelstraße S, - ' Herr Lernd., ^er. M ^ Straße 6, . Lindenau Herr R. «utderlet, Cigarrenhandlung, Markt 22, - Thonberg Herr L. Rullt8ed^^e^ ' ' Neustadt Herr R. Reder, Eisenbahnstraße 1, Borksträtze 32 lLck- B-rli»cr Slratze) Herr U. 4»»ke. C°l-ni°l>m°«nhandlung, - Bolkmarsdorf Herr 6. t. R»UI,>»>>», Conradstr. SS <Eck- Elis°bithstr.>. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntnmchnng, die Landtogswahl betreffend. Die Listen der in dem 3., 4. und 5. Wahlkreise der Stadt Leipzig wohnhaften, für die bevorstehende Landlagswahl stimmberechtigten Personen liegen von D««ner»tag, de« St. diese« Monat« an, bi» mit Mittwoch, den S. nächsten Monats, und zwar am Sonntag, den 3. September diese» Jahre« von Vor mittag« 8—1 Uhr, die übrigen Tage außer diesen Stunden auch »och von Nachmittag« 8—6 Uhr an folgenden Stellen für die Be- »heiligten zur Einsicht au«: 1) Die Listen de» 3. Kreises, dessen Grenzen nachstehend näher bezeichnet sind, und für den zum ü. Kreise gehörigen Theil der Altstadt Leipzig (West- und Südivestvorstadt) im Ciadthaufe, Obstmarkl 3, 2) die Listen des 4. Kreises lOslvorvrte) im Rathhause z» Leipzig-Bolkmarsdors, I. Stock, sowie 3) die Listen für die zum 5. Kreise gehörigen Westvorte im Rathhause zu Leipzig.Plagwih, Erdgeschoß, Cteuerhebestelle. Einsprüche gegen diese Listen sind nur bis znni Abläufe de» 7ten Tage«, von der ersolgten Auslegung der Wahllisten an, also bi» mit Mittwoch, den 6. September diese» Jahres, Nachmittags 6 Uhr, zulässig und bei uns schriftlich oder in den vorgenannten Auslege, stellen mündlich zu Protokoll anzubringen. Leipzig, am 29. August 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. Ik 207. Vr. Georgi. Llauß. 4. Der S. LandtagSwahlkreiS umfaßt folgende Strassen und Plätze Alt-Leipzigs: Albertslraße, Altenburger Straße, Arndt- siraße, Bayerischer Platz, Bayerische Straße, Brandvorwerkslraß«, Braustraße, Kleine Burggasse. Dösencr Weg Nr. I, 28—31 und 387 o, Dusourslraße. Eiisenstraße, Emilienstrahe, Fichteslraße, Floß, platz, Fürstenstraße, Hardenbergstraße, Harkortstraße. Härtelslraß», Hohe Straße, Kaiserin Augustaftraße, Kaiser Wilhelmstraße, Kant, straße, Kochstrabe, Königsplatz, Körnerplatz, Körnersiraße, Kohlen, straße, Kramerstraße, Kronpriiizstraße, Lampestraße, Lößniger Straße, Lützowstraße, Mahlmannstraße, Markthallensiraße 2—16, Molt!«, straße, Mühlgasse, Münzgasse, Obslmarkt, Peterssteinweg, Schorn- horitstraße, Schenkendorsstraße, Schlciterplatz, Schlettcrstraße, Sidonienstraße, Sophienplatz, Sophienstraße, Sleinstrahe, Südplatz, Südstraße, Wächterstraße I—7 und 2—28, Wi»di»ühienstroße 2—öS (gerade Nummern) und Zeitzer Straße, sowie die Ltadttheile Connewitz und Lössnig, einschltrglich des Vntsbrzirks im letztere» Orte. U. Ter 4. Kreis ist gebildet aus den Stadttheileu Anger-tzrottendors, Nenschöiiesel», Nenscllcrhausc», Neustadt, Reudnitz, Scücrhausen und voltuiarüdorf mit Ausschluss des von der Axe der Etlenburger Straße und — nach der Riedeck- straße — von der Eilenburger Bahn au» südlich gelegenen Theile» von Reudnitz und Anger-Crottendorf, sowie der Grundstücke Grenz« straße 1—19 und Ranft'schen Gasse 5, 8, 10 und 12 in Reudnitz, welche ausgeschlossenen Tüeile sämmtlich zum 2. Wahlkrei» gehören. 6. 8»m S. Kreis gehören folgende Ttrafzen und Plätze von Alt-Letpztg: Blexanderstraße, Aller Amtshos, Alienstraße, Beethovensiraße, Bismarckstcaßc, Carl Tauchnitzstraß», Centralstraße, Lhristiausttaße, Lolonnodenftraß«, Davidstraße, Dorotheenplatz, Dorotheenstraße, Elsässer Straße, An der alten Elster, Am Elster- Mühlgraben, Elstersiraße, Erdmonnstraße, gärbrrstraße, Ferdinand Rhodesttaße, Franksurter Straße, Frrgestraße, Funkenburgstraße, Gottschedstroße, Grassistraße, Gustav Adolpbstraße, Hauptmann- sttaße, Haydnstraße, Hillersttaße, Jacobstraße, Jobannapark, König Johannstraße, Leibnizstraße, Lessingstraße, Liviastraße, Marschner- straße, Mendeltsohnftrahe, Moritzstraß«, Moschelesstraße, Mozart- straße, Naundörfchen, Pestalozzistraße, Plagwitzer Straße, An der Pleiße 2n—r, 8, 4, b, 6, 9»—ü und 14, Poatatow«kystraßr, Promeaadenstraße, Quaistraße, Nanstädter Steinweg, Rennplatz, Robert Schumannstraße, Rojenthalgasse, Vor dem Rosenthalkhor, Rudolphstraßr, Schleußiger Weg, Schrrbergäßchen, Echreberstraße, Schwägrichensttaße, Sebostton Bachstraße. Sedonstraße, Seitenstraße, Simsonstraße, Thomasiu«straß», Wächterstraße 9—I», Waldstrahe, Weststraße, Wettiner Straße, Wiesenstrah», Wilhelm Sepfferthsiraße, Zimmersttaße und Zöllnerstraße Nr 3. sowie die Stadtttzklle Rletn- »schocher «tt Gut«bezirk, Ltndenau, Plogwitz und Schleutzt, «tt Renschleutzig. Bekanntmachung. Der Lerkäuser Bruno Franz Friedrich Vorth — geh. den 1b. Oktober I8ö0 in L«i«,g — bat sich der Fürsorge für sein» Kinder entzogen, so daß diese der öffentlichen Armenpflege anheim- gefallen sind. E« wird dnher rrjncht. «us Barth, wrlcher vermuth. lich in Leipzig und Umgegend sich aushält, zu fahnden, im Betreff», fall« ihn seltzunehmrn nnd auf hiesig» Soften anher zuzuführe» oder w«gr» seiner «bbolnna sofort Nachricht anher zn geben. Dresden, da» 17. Angnst 1893. Hb. 10V0. D«« «rmenomt »« »»,«»»«. I. A.: Rückermaaa, Res. II. Realschule (Leipzig-Reudnitz). Zu der am Tedantage BorintttagS S Uhr im Betsaale unserer Anstalt stattsindcnden patriotischcn Frier beehrt sich im Namen des Lehrerkollegium» ehrerbietigst einzuladen Leipzig-Reudnitz, den 30. August 1893. H. Ad. b. vrause» Direktor. Münz nimmt: Sekanntmachung. Die wektere Ausgabe von Synagogenkarten findet Donnerstag, den Kt. Augnft d. I., Mittags 12—1 Uhr in der Vemeindekanzlei (Synagogenaebäude, 1 Treppe hoch) statt. Wir bitten, bet Abholung der Karte» die bisherigen Karte» und die diesjährigen Vemeiudesteuerquittungcn mitzubringen. Den bisherigen Inhabern bestimmter Plätze wird da» Recht, dieselben Platze im kommenden isynagogen,ahre zu benutzen, bi» Sonntag, de« 8. September d. I, Mittags 12 Uhr, vor- behalten, lieber di» bi» zu diesem Zeitpunkte nicht in Empfang genommenen Karten wird anderweitig verfügt. Leipzig, 3l. August I8V3. Ter Vorstand der Israelitischen ReltgtonSgemetndc zu Leipzig. Städtische Fortbildungsschulen für Knaben. Di« diesjährige Sedanscicr findet in den städtischen Fortbildung», schulen für Knaben Freitag, den 1. September, um Ä Uhr statt. Zur Theilnahme an derselben beehren sich ergebenst einzuladen. Leipzig, den 30. August 1893. Die Direktoren. I. A.: vr. Etoerl. Anarchismus und Communismus. ii. 8. Mackay wiederholt öfter» den von den Socialisien viel gebrauchten Satz: »Der Arbeiter müsse den vollen Er trag seiner Arbeit haben", aber er zieht daraus nicht die unabweisbare Folgerung, daß dann jeder Arbeiter ein fertiges Arbeitsprodukt für sich ganz allein liefern, mit anderen Worten, daß jede Arbeitstbcilung aushören müßte. Der Fischer und der Jäger im Westen Amerikas haben „den Ertrag ihrer Arbeit für sich", jener seine Fische, dieser sein Wild, aber sie kommen, auch wenn sie in diesem Zustande der Vereinzelung bcbarrcn, nie darüber hinaus, der Eine nur Fische, der Andere nur Wild zu verzehren. Jede Mannigfaltigkeit der Erzeugnisse und der Genüsse (und der Verfasser hält auf eine solche gar viel) beginnt mit einer ArbeitSlheilung und kann ovne eine solche nicht bestehen Wo aber Arbeilstbeilung, da ist auch der Anspruch aus da» Arbeitsprodukt nothwendig ein actheilter. Die Theilnng des Arbeitsertrags in gerechter Weise zu regeln, daS ist die große und schwierige Aufgabe der Socialwissen- schast. an der sich auch bedeutende Socialisien, wie Fournicr, bethciligt haben. Aber mit dem dictatorischen Ausspruch: „Der ganze Ertrag der Arbeit gehört dem Arbeiter" (der doch z. B. in einer Fabrik nur eine Tbritarbeit liefert) ist nicht« grtban. Der Verfasser will nur einen „Besitz, kein Eiaenthum" gelten lasten und eifert gegen die Bildung von Capitalien. Danach dürfte aber auch der einzelne „Anarchist", der etwa «in Stück Feld bearbeitet, nickt die über seinen täglichen Verbrauch hinauögehenden Früchte seiner Arbeit ansammrln und zu künftigem Gebrauch aufbewahren, nickt im Sommer für den Winter sorgen, denn auch daS ist schon Capital- bildung, od«r an Stelle des „Geldes" (welches der Verfasser nicht abschaffen will) müßte man nach dem Weitling schen Recept.Arbeitsbücher" rinsübren, in denen dem Arbeiter der Ertrag seiner Arbeit gutgeschrieben, die aber am Ende jedes JabreS vernichtet würden, damit ja keine Capitalansamm- lung entstehe. Freilich müßte bann Jever daS, was er erarbeitet, spätestens bi» zum Schluß desselben Jadre« wieder vertban baden, könnte nicht etwa in dem einen Jabrc Etwa» zurücklegen, um im nächsten Jahre eine größere Reise oder eine etwas kostspieligere Anschaffung für sein HauSwcsen zu macken. In der That, eine schöne „Freiheit"! Der Verfaster spricht viel von „durch den Staat ge- chützten", aber mit dem Princip der „Freiheit" unvcrträg- ichen „Vorrechten" WaS versiebt er darunter? Wenn einer euer vielen Männer, die sich vom einfachen Arbeiter durch rin besonderes Maß von Fleiß, Eifer, geistiger Anstrengung und Willenskraft »u Unternehmern, zu Großindustriellen emporgearbeitet haben, ein Krupp »eu., ein Borsig, ein Hartmann u. s. w, im Wege freien Vertrags mit einer Anzahl von Arbeitern diesen einen bestimmten Theil de« ru hastenden Ertrage« seiner Unternehmung in der Form des festen Lohne« voraus bezahlt (gleichviel ob dieser Ertrag später wirklich stattfindet), eineu anderen Theil als Der» für seine Arbeit und als Risicoprämie für sich wo ist hier ein „vom Staate geschütztes Vorrecht. Auch über das Thema der „freien Liebe findet ein Zwiczeipräch zwischen dem Helden dieses RonianS (denn jo kann man das Buch füglich bezeichnen) einem M. Auban und einem Wortführer des CvmmuniSmuS, der Trupp genannt wird, statt. Auban wirft den Communisten vor, sie zwangen vermöge ihres PrincipS der freien Liebe lede Frau, dem Begehren jedes Manne», des Ersten Besten, zu willfahren (was unseres Wissens die Communisten, z. B. Herr Bebel, nicht eingestchrn werden); der Anarchist ver abscheue zwar die „ZwanaSehe", habe aber nicht- einzuwenden gegen „die freie Vereinigung zweier Menschen, welche der freie Wille zusammensührt und der freie Wille b»S an ihr Ende zusammenhält". Hier macht er aber sogleich einen kleinen Vorbehalt. „Er verstehe", sagt er, .die Neigung vieler Menschen nach einem Wechsel des Gegenstände- ihrer Liebe". Daker sollten, meint er, „Vereinigungen für eine Nacht, für einen Frühling ebenso frei sein, wie die heute von der öffentlichen Meinung allein sanctionirten Eben auf Lebens zeit." „Die Gebote der Moral" (in diesem Puncte) erscheinen ihm „lächerlich". WaS ist da noch für ein Unterschied zwischen diesem anarchistischen und dem kommunistischen CultuS der „freien Liebe?" In Sachen der Religion will Auban ebenfalls keinen TerroriSmuS deS Unglauben» geübt wissen, aber er „vertraut", daß der „Unsinn" des Glauben- von selbst aushören werde. Eine merkwürdige Unterscheidung macht endlich brr Ver fasser zwischen Anarchisten und Communisten in Bezug auf die „Taktik"; eine um so merkwürdigere, als man gewöhnlich gerade den Anarchisten das beilegt, was der Verfasser hier entschieden von sich weist. Scho» in der Einleitung sagt er: „Angesichts so vieler starrender Bajonette und rasselnder Säbel wäre ein gewaltsam geführter Kampf völlig aus sichtslos." In eben diesem Sinne sagt sein Held Auban (S. 240) zu Trupp, die Taktil der Communisten, „aggressiv" gegen den bestehenden Staat vorzugehen, sei falsch, und setzt hinzu: „Der passive Widerstand gegen die aggressive Gewalt ist daS einzige Mittel, dieselbe zu brechen". Wie denkt er sich diesen passiven Widerstand? Auch das erfahren wir S. 209: „Der Staat", heißt es dort, „diese- Ungeheuer, welches sich von dem Blut unserer Arbeit nährt und erhält, muß ausgehunnrrt werden, indem man ihm den Tribut vorenthält, den cs als selbstverständlich for dert" „Eines Tageö wird er (der Staat) einer Anzahl von Männern begegnen, welche mit verschränkten Armen seinen Angriff mit der Frage Zurückschlagen: „WaS willst Du von uns? Wir wollen Nichts von Dir. Wir verweigern Dir jeden Gehorsam. Laß Dich von Denen ernähren, die Dich brauchen! Uns aber laß in Ruhe!" Also eine allgemeine „Steuerverweigerung", die soll „zu der vorgehaltenen Waffe werden, an welcher der Staat langsam verbluten würde". Damit bätte eS nun wohl gute Wege. Abgesehen von allem Andern, würde eine Steuerverweigerung der untersten Elasten wenig zu bedeuten haben, da z. B. nach dem neue» preußischen Einkommensteuergesetz alle Einkommen unter lOOO frei sind, also die Vielen, die nur ein solches Ein kommen baben, keine Steuern zahlen, somit auch keine ver weigern könnten. Jedenfalls ist die Art von Anarchismus, die unS in diesem Buche vorgejüdrl wird. eine sehr zahme und cultivirle, daö gerade Gegentheil der mit Bomben und Dynamit operirenden Jiideß wird ma» doch gut thun. auf diesen Wandel nicht allzu,ebr zu bauen, vielmehr immerfort auf der Hut zu sei» wenn etwa plötzlich dieser „passive" und „defensive" Anarchismus wieder ,n einen „aktiven" und „aggressiven" sich wandeln sollte. ver- Teutsches Reich. Berlin. 30. August. Der „Vorwärts" renommirt wieder einmal n»l de» Aussichten der Socialdemo, kratie aus dem flachen Lande. Er exempflicirt aus Hessen, wo der Antisemitismus vorgearbeilet habe! indem e! ^'.^E^I^isirle. und ruft auS: „Hier ist em für „nS gebahnter Weg Man muß zngeben, daß die antisemitiscke Agitation nicht ungeeignet ist, k,e Begriffe über das Eiqc»- verwirren, und aus diesem Grunde eine gute Vor- °böi-dt. Aber die Versicherung des .Vorwärts . vag der „anticollectivistische Bauernschädcl" Nck mit socialdemokrati,chen Vorstellungen zn befreunden bc- An".'/ """" Widerspruch mit den Tbailacken Den Grund, warum e« dahin noch nicht ge- kommen ist, zieht das socialdemokratische Blatt selbst an, indem eS schreibt: „Kein dümmeres Wort, alS da« vom dummen Bauern, der Bauer ist nichts weniger al» dumm." Sehr richtig und ebendeshalb ist die Hoffnung deS „Vor wärts" eitel. Der Bauernstand ist in vielen Gegenden des Reiches mit zumeist gegründeter Unzufriedenheit erfüllt, aber seine Sorge gilt seinem Besitze, den zu erhalten für den Kleinbauer schwierig geworden ist. Erwägt rr die Frage seiner LebenSerbaltung, so findet er, eben weil er nicht dumm ist, daß eS ihm krineSsallS besser ergehen könnte, wenn da« „Gemein- eigenthum" an Grund und Boden proklamier, der Bauer also Staats- oder, wenn cS genehmer ist,„GesellschaftS"-Snccht werden' würde. Selbst der Landarbeiter ist sich darüber klar, daß er bei diesem Wandel der Dinge zu verlieren hätte. Der Bauer weiß, daß der hundertfach verschiedene Boden.verschieden be handelt sein will, und daß dies nur möglich ist bei einer weit- gebenven Theilung de« Besitzes. Beim StaalSbe-rieb müßte Alles über einen Kamm geschoren werden, denn eine so riesen große Verwaltung könnte sich beim besten Willen nicht um die besondere Beschaffenheit eines jeden Morgen Landes beküm mern. Die Folge davon wäre, daß der SlaalSbetrieb einen viel geringeren Ertrag von dem Boden herauSwirthschaften könnte, als die jetzige Einzelbcwirthschaftung. Trägt aber der Grund und Boden weniger, so kann, das berechnet sich der nicht dumme Bauer, auch weniger an Getreide, Kartoffeln u. s. w. an die Staatsarbeiter vcrthcilt werden. Außerdem hört beim Staatsbetrieb auch die kleine Viehzucht, die Haltung von l oder 2 Schweinen u. s.w. für den Einzelnen auf. Denn das Vieh ist ja Capital und als solches der,/Kesellschafl" verfallen. In Wahrheit hat die Socialdemokratie kein Vertrauen zu der anticollectivistischen Erleuchtung des Bauernschädel-, so wenig, daß die vor zwei Jahren ausgegebene Ordre, auf dem Lande nicht von der Umwandlung des Privai- eigcnthums in GesrllschaftSeigcnthum zu fprechen, noch heute in Kraft ist. Es soll, so rieth der „Vorwärts" damals, lediglich die Unzufriedenheit mit dem Bestehenden an rem „mit Händen Greifbaren" genährt werden, selbst- versländlick unter Erregung des Neides gegen den „Manschelten bauer", den bester situirtcn Landwirth. Aber bei allen Fortschritten in dieser Richtung wird cs nicht gelingen, den einzelnen Kleinbauer glauben zu machen, daß die socialistischc Gesellschaft ihm das bessere Haus, das Pferdegcspann ver ehren werde, das sie dem jetzt Bevorzugten abzunehmen gedenkt. Und damit erledigen sich die Aussichten der social- demokratiscken Agitation aus dem Lande, die trotzdem ebenso ernst wie die antisemitische zu nekme» ist, weil die scrupellosc Aufreizung die Lust zum Schaffe» lähmt und auf den Boden einer verkehrten politischen Anschauung führen muß, der nack eingctretencr Ernüchterung nur mit Mühe wieder verlasse» werden kann. 11 Berlin, 30. August. Wenn einzelne Blätter darauf aufmerksam machen, daß eS, wenn keine wirksamen vor beugenden Maßnahmen getroffen werden, für die in die Handwerksorganisation einbezogenen Gcwcrbetrcibeurcn möglich sein würde, ihre Lebrlingc den durck die Fack- gcnossenschasten und Handwerkskammern getroffenen An ordnungen zu entziehen, so muß zugegeben werden, daß eine solche Gefahr allerdings besteht. Und die Gefabr wirb »in so größer, je größere Betriebe in die Handwerksorgamsatioii einbezogcn werden. Ein Gewerbetreibender, der fick den Bestimmungen über das Lehrlingswesen nicht unterwerfen will, könnte künftig seinen „Lehrling" als „jugendlichen Arbeiter" bezeichnen. Es ist zwar zu bedenken, daß in der Gewerbeordnung die Arbeitszeit der jugend lichen Arbeiter eine Regelung erfahren bat, die zu einer Umwandlung der Lehrlinge in diese Arbeiter« kategoric einen Anreiz nicht geben wird; immerhin können Umstände versiegen, welche es einem Gewerbetreibenden vor- theilhast erscheinen lassen, seine Lehrlinge dem Kreise der innerhalb der HandwcrkSorganisativn geltenden Bestimmungen zu entziehen und dafür die allgemeinen Anordnungen der Gewerbeordnung über die jugendlichen Arbeiter rinzutauschen. Es müßte daher daraus Bedackl genommen werden, daß solche Umwandlungen nicht möglich wären. Die Vorschläge, die der prenßssche HandclSminister veröffentlicht hat, haben denn auch dieser Frage einen Abschnitt gewidmet. Danach soll ein Letzrverhältniß bei den Arbeitern der zur Organisation gehörenden Gewerbetreibenden dann an- genoiiiiiien werden, wenn dieselben unter 17 Jahre sind und mit technischen Hilfsleistungen nicht lediglich aus nahmsweise oder vorübergehend beichäftigt werden. Es braucht dabei ein schriftlicher Lekrvertrag gar nicht vorhanden zu sein. Ja eS kann sogar solch ein Lehrverhaltniß fcstgrstellt werden, wenn im Arbeitsvertrage auck ausdrücklich vereiubart sein sollte, daß daS Berhältniß als ein Lebrvcrhältniß nicht gelten soll. E« dürft» vorläufig anzunehmen sein, daß di«)«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite