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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.09.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930901023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893090102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893090102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-09
- Tag1893-09-01
- Monat1893-09
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Februar 18S6 in Reudnitz geborene Markthelser Guftan Richard Rtnkeseil, welcher zur Fürsorge für seine Familie onzuhalten ist. Leipzig, 25. August 1893. Der Rath der Stadt Leipzig, Aruirnamt, Abth. II. X. R. VI, ISIld. Ludwig-Wolf. Meyer. Politische Tagesschau. * Leipzig, 1. September. Die Verhaftung von zwei der Spionage dringend ver dächtigen Franzosen in Kiel hat in der deutschen Presse und, wie man wohl annebmcn darf, auch bei den deutschen ZeitungSlcsern nicht die geringste Aufregung hervorzerufen. DaS ist, wie die „Münchener N. N." mit Recht hervor- heben, eine erfreuliche Wahrnehmung. Wie ganz ander- würde eS sein, wenn es den Franzosen endlich ge lungen wäre, daS zu finden, waS sie >o lange vergebens gesucht, immer zu finden geglaubt, aber nie wirklich ge-^ ^^ . funden haben: unbestreitbar echte deutsch- Spione im Kriegs- mannle Reg.-rungsmedry-.t zu bilden Man bezn»..s.,t so ? »enra diesen Lunsch der Natron, das; man ihm auf allen Selten Cherbourg oder ^oulon. cach den bisherigen.^^mmen jucht. Die Einen wollen, daü die Axe dieser Mehr- Leistungen der Ehauvinilten bei -lufipurung und Enideckungz,jt nach links verschoben und daselbst besestigt werde, Andere deutscher Spione, die alljährlich bald hier, bald da iiitzj,»gegen wollen sie weiter nach rechts bringen. Warum Frankreich stallfand, um hinterher immer mit arger Ent-spricht Niemand davon, sie da zu lasten, wo sie ist. täuschung zu enden, dürfte man sich in einem solcher und di« RegierunaSmebrbeit so zu nehmen, wie sie das all- Falle, wie dem aus Kiel gemeldeten, ganz Hervock gemeine Stimmrecht geschaffen hat? Darüber Lars man sich ragende« an unsinnigem Geschrei und tbörichter Fremde, wunder». Frankreich wühle sehr wohl, was -« n.il den W-"'- Hetze versprechen. Glücklicherweise ist man in Deuts-, land frei von den übertriebenen Anschauungen, die ma in Frankreich bezüglich des Werths und der Wichti keil der auf dem Wege solcher Spionage erworben Nachrichten hegt. Es hängt daS zum großen Theil mir d' mangelhaften Einsicht der Franzosen in die Ursache» « deutschen kriegerischen Erfolge zusammen. Man wußte <h die genaue Kenntniß der deutschen Officierc von Land »V Leuten in Frankreich, deren Quelle ja für jeden mit tv Wesen des deutschen Ossicierstandcs und namentlich D deutschen Generalstabes Vertrauten kein Geheimniß t, nicht anders zu erklären, als durch die Anna! e eines ausgezeichnet durchgebildcten SpioniersystcmS, n dessen Diensten jeder in Frankreich dauernd oder zeitwi g sich aufhaltende Deutsche siebe. Die Sucht, die eige n Niederlagen auf Gründe zurückzufükren, die der Eitelkeit eS in dem Wahne von seiner Unbesieglickkeit ausgewachsen Volkes nicht allzu nahe träten, that daS Ihrige, um die ftn- zösischc Spionenriecherei zu der Blülhe zu entwickeln, di/sie noch immer nicht ganz verloren hat. In Deutschland ist lese Krankheit gl/chcrweise ziemlich unbekannt: man nimmt die wirklicheSpione, die man bei uns erwischt hat, beim Kragen undringt sie über die Grenze; sind eS Deutsche, die "im Die- des französischen NachrichtcnbureauS sieben, so verfährt rn mit ihnen nach dem vom BaterlandSverratb handelnden «ragraphen des Strafgesetzbuches und die Sache ist damit « Eine irgendwie größere Aufregung ist über ähnliche Vällc in Deutschland niemals entstanden, und die beiden frFsischen Tborc», die cs durch hervorragende Ungeschick/elt fertig brachten, sich den deutschen Behörden verdächtigst machen, mögen sich im Stillen von ganzem Herzen l» wünschen, daß sie nicht Deutsche sind, die bei abiilichemhun in einem französischen Kriegshasen erwischt wurden. Diesthl der Abgeordneten, die der nächsten franzö sischen -putirtenkammer nicht wieder anaebören werden, weil sisttweder auf eine Wiederwahl verzichteten, oder im ersten »blgange unterlegen sind, ist 128. Dazu kommen noch cSiye, deren Inhaber bei Schluß der letzten Session gcstork oder zurückgctretcn waren, und zwölf Ab- geord*. bie sich einer aussichtslosen Stichwahl nicht mehrstlkrzieben wollten. Da am nächsten Sonntag aller WäWeinliwkeit nach noch weitere SO Abgeordnete in desFkinoriläl bleiben werden, so dürste die nächste Ka«er an 200 neue und 380 alte Abgeordnete umfassen. N^bestiinmt allerdings läßt eS sich nicht Voraussagen, wie d,cStichwahlen am Montag auSsallen werden, und mit vcp. Recht poiemisirt daher der Senator Spuller gegen rigen, die eS mit der Beurthcilung der zu erwartende» wählen gar zu eilig baben und die noch unbekannten bnisse gar zu unbedenklich zu ihren Gunsten auSlezen. zieht Spuller in dem betreffenden Artikel, den er eben in zz„liepubliguv truntzsise" veröffentlicht bat, es doch 4 von den endgiltigen Ergebnissen zu sprechen, indem sich also vernehmen läßt: „Niemand hat da« Recht, zu bestreiten, daß der Wunsch »ankreichs dahin ging, in der neue» Teputirlenkainmer eine so Wahlen en alten Dienern der Demokratie, welche die jetzigen Einrichlnngen aus der Einigung aller Republikaner ausgcbaul und gegen alle Ge fahren Dank dieser Einigung venheidigt Hallen. Frankreich denk« nicht daran, die Axc der Mehrheit zu verschieben; es ist der republikanischen Union, die alle Resultate geschossen hat. treu geblieben. Diese Politik ist übrigens die einzige, die befolgt werden kann, und deshalb hängt das allgemeine Stimmrechl, das weniger leidenschaftlich und hellblickender ist, als die Parteien, so sehr daran. Tie Mehrheit der nächste» üaminer darf sich weder nach rechts, noch nach links sortreißen lassen; ihre Pflicht und ihr Interesse crkcischcn cs,"da zu bleiben, wo sie ist, ihre Reihen rechls und link-S osten zu lassen, allen ausrichligen und ehrliche» Beistand, woher er auch kommen mag, anzunchmen, ohne sich um die Vormnrse der Einen und das Mitztrauen der Anderen zu kümmern. . . . Die Politik der republikanischen Union hat am 20. August gesiegt; sie must der zu künftigen Mehrheit als Programm dienen, sic must wieder aus- genommen und befolgt werde». Di« Bildung einer Regierung hängt davon ab, und Frankreich will eine Regierung." Wie man sieht, verliert Spuller, der Präsident der „Association nationale rSpublicaine", keine Zeit, um seine Stellung als Parteiführer zu bekunden. Die von ihm bei dieser Gelegenbeit angekündigte Neugründung der ehedem Gambettistische» „Union röpublicaine" dürfte daS wichtigste Ereigniß im Beginn der neuen Legislatur sein. Wie unö heute Wolff'S Telegraphenbureau meldet, ist ent gegen den gestrigen Nachrichten, welche von einem Anwachsen der carlistischen und republikanischen Bewegung in San Sebastian, Bilbao rc. und immer mehr sich erneuernden Unruhen wissen wollten, nach amtlichen Berichten, die in Spanien freilich mit einiger Reserve ausgenommen werden müsse», die Rübe in ganz 2pa»ie» wieder bergcstellt, und dle Königin-Rcgentin Ebrisline hat für sein energisches Borgcben bei Unterdrückung der Unrubcn in de» erwähnten Städten dem Ministerratbe die Versicherung ibreS voll ständigen Vertrauens ausgesprochen. Lb die Rübe tbat- sächlich cndgiltig wieder hcrgcstellt ist, wie die amt- jichen Berichte glauben machen wollen, >»»ß abgewartet werten. Fest siebt, daß es in Spanien neuerdings wieder bedenklich kriselt, daß aber ebensowenig wie den amtlichen spanischen Berichten einerseits den über Frank reich koniincnden Berichten unbedingt Glaube» zu schenke» ist. Denn, wenn drüben, jenseits der Pyrenäen, Scbüsse fallen, spitzen die Franzosen die Obren, glauben sie doch bei Allem, was die spanische» Nachbarn betrifft, mitbetbeiligk zu sein. Wlrtbschaftlich ist Spanien trotz der neueren Zoll- grcnzspcrre von Frankreich insofern abhängig, als eS französische Eapitalien in hohem Betrage >ür StaalS- zwecke und Industriebetrieb ausgenommen hat. Politisch wird es von der mächtigen Republik noch immer stark beeinflußt. Die spanische Presse erbält zum Tkeil auS Paris ibr Losungswort und ihre «ubsidien. Die französischen Raticalen unterstützen die republikanischen Bestrebungen in Spanien; die französische Regierung bat zeitweilig desgleichen gcthan und kann zu jeder Zeit der spanischen Monarchie wieder schaden, indem sie hinterrücks das alte Spiel wieder ausnimml. In radicalen französischen Kreisen setzte man aus die baskische Bewegung etwas voreilige Hoffnungen; man glaubte in ihr schon das Signal einer Revolution zu sehen, das zwar von carlistischen Parteigängern gegeben, doch von den föderalistischen Republikanern befolgt worden wäre. Diese Hoffnungen scheinen glücklicher Weise vor der Hand ge täuscht worden zu sein. Die Bewegung, welche eine größere Festigung deS britischen Weltreichs und namentlich eine regere Antbeilnahme der Centralregierung an den» Gedeihen der Eolonien bezweckt, ^at, wie bereits telegraphisch gemeldet, einen neuen Ausdruck in dem Projekte mehrerer bervorrageader Politiker gefunden, im englischen Hause der Gemeinen eine Coloniatpartci zu gründen. Die Anregung zu dieser bedeutungsvollen Neuerung wurde ursprünglich durch niedrere Abgeordnete ge geben, denen besonders an der Entwickelung der australischen Eolonien gelegen ist und diceincncngercnZnsaiiimenschlnß bebuss Vertretung des Interesses jener Eolonien im englischen Unter- Hause erstreben. Ans Antrag dcö in allen das Reich angebcnre» Fragen als Autorität geltenden liberalen Abgeordneten Sir Charles Dille wurde dieses Project alsdann im Sinne der Bildung einer die Interessen sämintlichcr autonomer Eolonien vertretenden Partei erweitert, »nd da außer Dilkc sich noch andere einflußreiche Politiker aller Pa>tcirichtn»gen, so namciil sich der conservalive Abgeordnete und gewesene Finanzsecretär deS Schatzamtes im Cabinet Salisbury, Sir Job» Gorst, an die Spitze der neuzubildenden Partei gestellt bade», scheint deren Zustandekommen gesichert. Die Mitglieder dieser Evlonialpartei beabsichtigen in allen solchen Fällen, in welchen daS Unterhaus sich mit den autonomen britischen Eolonien zu beschäftigen hat, gemeinschaftlich vorzu geben und ohne Rücksicht auf Parteirichtungen für dieWohlfabrt deS Reiches und der Eolonien einzutretcn. DiePartei wird ferner auch die Initiative zur Einfübrung von Reformen im britischen Eolonialreiche ergreifen und hat in ibr Programm neben Maßregel» von eigens britischem Interesse, wie die Ver besserung der telegraphischen und postalischen Verbindung mit den Eolonien, die Abänderung deS bisherigen Verfahren- bei der Besetzung colonialer Gouverncnrposten und die Errichtung einer neuen, aukonomen Eolonie in Nord-QuecnSland, auch mehrere die Beziehungen des britischen Reiches zum AuSlande berührende Pnncle, wie z. B. die Beseitigung der Trans portation von Verbrechern nach Neu-Ealcdonien durch Frank reich und die Aushebung der ausländischen Negierung in Samoa, ausgenommen. In Londoner politischen Kreisen ver folgt man die fernere Entwickelung dieses ProjectS mit ge spannter Erwartung. AuS der türkischen Hauptstadt wird berichtet, daß be treffs deS Umsangü und der Tendenz der kürzlich auf der Insel Tamoü veranstalteten Teinonstrationcn verschiedene Versionen verbreitet seien. Nach einer derselben wären die Demonstrationen gegen die Person deS Fürsten von SamoS, Karatheodori Pascha, der zur Zeit in Konstantincpel weilte, gerichtet gewesen. Eme Volksmenge hätte sich vor den» NegieruugSgcbäude angesammelt und die Ab setzung des Fürsten verlangt. Die Menge sei mit Anwendung von Waffengewalt zerstreut worden. Diese aus griechischer Quelle herrübrcnde Darstellung werde jedoch mit lebhaftem Zweifel ausgenommen, da die Bevölkerung vou Samos bisher, nach Allem, waS in Konstantinopler politischen Kreisen darüber bekannt wurde, mit dem Wallen deS gegen wärtigen Fürsten völlig zufrieden gewesen zu sein scheine. Eine diplomatische Persönlichkeit, die vor Kurzem bei einem Ausflug nach dem türkischen Archipel auch L^mvs bc- suchlc, soll auS Gesprächen mir dortigen Notabel» den gleichen Eindruck -gewonnen habe». Nach einer anderen, besser beglaubigten Version über die erwähnten Vorgänge sollen die Demonstrationen durchaus keinen politischen Charakter gehabt haben und lediglich in Folge eines Streites zwischen zwei Kircheiigciiiciiidcn betreffs der Besitzrcchte aus cm Grundstück ciilslanden sein. Karalbeodori Pascha, der, wie schon erwähnt, zur ^Zcit sich in der lürkischcn Hauptstadt befand, wurde von der Pforte zur uiiverzögerlc» Nücklcbr auf seinen Posten ver anlaß!. Das Gerück», daß die Pforte ein Insanteriebataillon des zweiten EorpS (Akrianopel) nach SamoS beordert habe, sei bisher »och nicht authentisch bestätigt worden. Von der bekanntlich nach ttut'chem Muster organisirten und von deutschen Inslriictoren ruSgcbildctc» japantschcn Armee entwerfen englische Militärs, die den japanischen Dienstbetrieb und seine Leistungen auö unmittelbarer An schauung kennen und würdigen gelernt haben, in hcii»ischcn Fachzcitfchriften ein sehr günstiges Bild. Die Organisaiion deü japanischen Heeres beruht auf der Coiiscription, von der zahlreiche AttSuabincn »gewährt werke». In rer Regel hat der erwachsene Japaner 12 Jahre zu dienen, davon die ersten drei bei der Fahne, die vier folgenden in Reserve, den Rest in der Landwehr. Der Esscetivbestand des stehenden Heeres beträgt etwa 73 000 Man», die Kriegsstärke 230 000 Mann. Der japanische Soldat zeichnet sich durch Ordnung und Sauberkeit auS, die Heeresverwaltung wird sparsam und genau geführt; an Manneszucht und Bewaffnung giebt die fapanischc Armee den europäischen kaum etwas »ach. Japan ist gegenwärtig stark genug, um nicht nur jedem feindlichen Einjall mit Leichtigkeit cnlgegenzutreten, sondern auch seinen Einfluß »ach Autzeii niil geeignetem Nachdruck wahren zu Feuilleton. Sein einziges Gut. ?> N-ttnxkertöten Roman von B. Corony. (Fortsetzung.) Unbezähmbarer Trotz malte sich auf dem schönen Besicht de« Mädchens. „Du darfst nicht verlangen, daß ich Dichtiebe", erwiderte sie. „Kannst Du mir Dein Vertrauen nicht schenken?" . „Nein!" „Und wenn ich Dir versichere, daß ich nur Dein blück zu befestigen trachte?" „Ich glaube eS nicht." Lange herrschte bedrückendes Schweigen. Tie kleinen, perlenweißen Zähne fest zusammengebisscn. starrte >snstan;e aus den Teppich nieder. Plötzlich fubltc sie sich umjhlungen „Kind mit dem heißen Herzen und dem wilden Sinnsich mich an! Strahlt Dir au- meinem Auge nicht die Zärtlicleir einer Mutter wider?" sagte die DombrowSky und ibre son' so harte Stimme bebte vor innerer Erregung. „Du bist mir mendlicb, über alle Begriffe theuer. Dein Wohl ist da- Höfste, wa« ich erstrebe, an keinem Stein, den ich je auS dem We« räumen kann, soll >e Dein Fuß sich stoßen. Und ich verlang so wenig von Dir; nicht- als daß Du Dich ruhig meiner Fübung über lasten und mich etwa- lieb gewinnen sollst. W>Ut Tu mir denn daS nicht gewähren?" Nur selten brach durch ihre gewöhnliche Käte ein so warmer, inniger Ton, wie eben jetzt; aber Konstmze wurde weder überzeugt noch gerührt. Sie wand sich a>S den um schlingenden Armen und entgegnete schroff: „Ich vamag meine Empfindungen nicht zu beherrschen. Schreibe eS 2ir selbst zu, wenn ich niemals den Glauben an Dick finden kointe." Der verklärende Schimmer weicher Rührung chwand von dem Antlitz Alexandra'«. Ihre Züge sahen wieder wie auS Stein aemeißelt auS. „Ob gern oder widerwillig — Tu wirst mir gehorchen! Tu »ivßt e«, denn ick handle ii vollständiger Uebereinstimmung mit Deiner Mutter", sagte sie DaS war wieder der alte Ausdruck unbeugsamer Entichlossenbeit. „Ich weiß wohl, daß ich die Mauer nicht niederreißen kann, di« Du zwischen ihr und mir aufgerichtet hast", versetzte da« Mädchen uiit tiefer Erbitterung. „Nun, so füge Dich in da- Unvermeidliche. Mißtraust Du mir — desto schlimmer für unS Beide. Ich süblc mich nicht verpflichtet, Dir unvernünftigem, eigensinnigem Kinde die Gründe meines VerbaltenS därzulegen. Hast Du sonst noch über etwa« Klage zu sübren?" „Nur über die Herzenscinsamkeit, zu der ich verurtbcilt bin. Ich vermisse eine Atlersgenossin, ein gleichgesinntes Wesen, niit dem ich fröhlich sein, lachen oder weinen, Pläne machen und von ZukunftSträumen sprechen könnte." „Ein solcher Verkehr wird sich ja wohl anbahnen lasten. Ich selbst will mit Herrn von Hohenfels darüber sprechen. Es soll Dir künftig an einer jugendlichen Freundin nickt feblen." „Du bist sehr gütig, ick bitte Dich aber in dieser Hinsicht, nichts zu unternehmen", lehnte Konstanze kühl ab. „Ich möchte mir, wenigstens bierin, die Freiheit meiner Wahl sickern. Finde ich keine Gefährtin, die nach meinem Sinne ist, so ziehe ich cs vor, wie bisher, allein zu bleiben." „Es wird morgen Zeit sein, darüber zu sprechen. Jetzt bcgieb Dich zur Rübe", entgegnete Fräulein von DombrowSky; als sie sich aber näherte, um, wie allabendlich, ibre Nichte zu lüsten, wandte diese sich unwillig ab. Ein seltsames Zucken flog über Alexandra'« Züge, sie verließ jedock schweigend daS Zimmer. Konstanze rief PriSca, die ihr bis spät in die Nacht Märchen erzählen mußte und sich dann mit lautlosen Schritten entfernte. Als die ersten Vogelstimmen leise und traumhaft den Morgen grüßten, war da« Mädchen bereit- erwacht und blickte, den Kops aus die Hand gestützt, nach dein geöffneten Fenster. Würzigen Tannenduft trugen die Lüste von dem nahen Walde herüber. ES mußte herrlich sein, dort drüben zu wandern. Warum sollte sie eS nicht? Alle- schlief neck im Schlöffe. Bis zur Frühstückstunde konnte sie wieder zurück sein, und wenn nicht — waS schadete eS? Rasch kleidete Konstanze sich an, eilte in den Garten und verließ diesen durch die kleine, nur mit einem Riegel ge schlossene Hinterthür Eia Gefühl übermüthiger Fröhlichkeit wallte in ihr auf. Sie schien den Auftritt de« vorigen Abends ganz vergessen z» baben. Wie reizend doch die Freiheit war! Welch entzückende Einsamkeit! Kaum daß von Zeit zu Zeit ein Bauer oder Holzfäller deS Weges kam und, den Hut ziehend, stehen blieb, um der leicht Dabinschreitenden erstaunt nachzusehen. Konstanze fürchtete sich nickt, dazu war sie viel zu stolz Der Gedanke, Jemand könne dir ibr schuldige Ebr- erbictung verletzen, war ihr noch niemals gekommen Al« sie den Saum de« Walde« erreicht batte, vernahm sie flüchtige Schritte hinter sich, wandte den Kopf und erblickte Hildegard Rainer. Ein großer, breitrandiger Strobbut, von einfa.lem Band umwunden, saß, etwas nach rückwärts geschoben, auf dem hellbraunen, goldig schiiiimernden Haar. DaS Kleid war deS ThaueS wegen leicht geschürzt und ließ zwei allerliebste Füßchen sehen. Einige wunderschöne Rosen alübten an ibrcr Brust und an dem reckten Arm hing ein Körbchen, dessen Inbalt von großen, grünen Blättern verdeckt wurde. Höflich grüßend wollte sic vorüber geben, da blitzte eS in Konstanzens Auge» übermütbig aus. Das war ja die Kleine, deren Vater die Sckloßbewobncr so bitter haßte. Wie belustigend, idm rum Trotz einen Morgenspaziergang mir ibr z» machen! Sie erwiderte den Gruß »nd richtete an Hildegard die Frage, wobin sie zu so früher Stunde gebe. DaS junge Mädchen errölhete. Die freundliche Anrede schmeichelte ibr und brachte sie dock ein wenig in Verlegenheit. Znr alten Life, erwiderte sie endlich zögernd. „Wer ist denn daS?" forschte Fräulein von Arnheim lachend. „Sie müssen bedenken, daß ich hier fremd bin." „Eine arme, alte, kranke Frau", erklärte Hildegard, zutrau licher werdend. „Es ist vielleicht unrecht. Laß ich sie aussuchc, denn der Vater will eS nicht leiden." „WcSbalb denn nicht?" „Die Leute sprechen viel UebleS von ibr. Mir thut eS aber leid um die Verlassene. Ich kenne sie schon lange. Als ich noch ein Kind war und ibr Sohn auf dem Edelhof diente, schenkte sie mir oft Blumen und Früchte und wußte so wunder schöne Geschichten zu erzählen. Später aber veruntreute der TobiaS Allerlei. Der Vater schickte ihn fort, und nun trieb er sich lange umber, obne zu arbeiten, und verschwand endlich ganz aus dieser Gegend. Die Life durste aber auch nicht mebr zu uns kommen. Sie lebt ganz einsam in ihrem halb verfallenen Häuschen, sammelt Kräuter und verlaust sie im Dorf unten." „Wahrscheinlich ist sie nicht bester als ihr Sohn." „O doch. Der Förster ist freilich übel auf sie zu sprechen, weil er sie mehrmals beim Holzsammeln ertappte, und die Bauern fürchten sich vor ihr und meinen, sie könne ihnen da« Vieh verbexen, aber daS ist ja dock alle- Tdorheit und Aber glaube Die arme Alte hat ein Kreuzleia unv einen geweihten Zweig in ihrer Hütte." „vlck komme mit!" erklärte Konstanze, deren abenteuerlicher Sinn sich ,u regen begann. „Es ist gerade, als ob wir zu einer Waldfee gingen, um un« etwas von ihr zu erbitten." Hildegard hatte jetzt ihre anfängliche Schüchternheit über wunden. Heiter plaudernd schritt sie neben Fräulein von Arnheim der und fand cs reizend, eine so vornehme und liebenswürdige Gefährtin zu haben. Der Vater war ja iminer so düster, die Großmutter so DMl beschäftigt und der Edelbos still und einsam wie ein Kloster. Nu» kam c« ihr selbst erst zum Bewußtsein, welchen Frohsinn sie besaß. Ueber einen Käser, der schwerfällig unk surrend an ibr vorüber flog, über ein Eichkätzchen, daS fich aus schlankem Zweige wiegte, konnte sie laut auslachen. Jeder Felsenstein, jercr Bani», an dem sie vorbcikamen, war ibr ein alter, lieber Bekannter, und dennoch schien cS, als ginge sic den Weg z»iu ersten Mas, dennoch bemerkte sie bald Diese-, bald Jene«, waS sie früher gar nicht gesehen hatte und worauf sie die neue Freundin ausmerlsai» machen mußte. Ach, eS war dock zu berrtich, so zu Zweien dahin zu wandern! Wie man das schöne Fräulein nur stolz nennen konnte! Sic sprach ja so freundlich und batte so allerliebst-, schelmische Einfälle. Wenn die Strecke bock die doppelte Länge hätte! Konstanze crrietb unzesähr die Gedanken de- Mädchens, die ja auch so deutlich in den blauen Augen zu lesen waren. Sic wollte das unschuldige Herz gewinnen, und eS gelang ihr vollständig, aber ihre Freude darüber glich ein wenig der einer Katze, die ein Mäuschen grsangcn hat. „Da sind wir schon!" sagte Hildegard endlich mit einem Seusrer des Bedauern«. „O, wie schade, daß ich mein Skizzenbuch nicht mithabe!" ries Fräulein von Arnheim. Da- Bild, an welchem ihr bewundernder Blick hing, wäre allerdings würdig gewesen, durch einen gewandten Stift auf dem Papier festgehalten zu werden. Die baufällige Hütte der Kräuterlisc befand sich an einem bezaubernd schönen Ort. Sie stand dicht an der Fclsenwand, sich gleichsam an dieselbe lehnend. Vor ihr breitete sich eine von bunten Blumen über säte Wiese a»S und recht« sprudelte ein klarer Quell zwischen moosige» Steinen bervor. Ein Baum, de» der Sturm ent wurzelt haben mochte, lag, von Schlingpflanzen überwuchert, links von der Hütte. Auf dem Stamme saß eine alte Frau, der das grellrolbe Kopftuch ein zigeunerbasieS AuSseden gab, und blickie erstaunt nach den beiden Märchen; als diese aber näher kamen, stand sie aus und kumpelte ihnen, aus ihren Stock gestützt, entgegen Da« bagere, von der Sonne ge bräunte Geiicht batte etwa- Mumienhafte«, starre-, graue« Haar drängte sich unter dem Tuch bervor und siel aus die niedere Stirn, aber die schwarzen Augen saben noch sehr leb haft, ja sogar stechend au«, und Konstanze ineinte zu de-
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