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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.09.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189309025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18930902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18930902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-09
- Tag1893-09-02
- Monat1893-09
- Jahr1893
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.09.1893
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Ve-«g-^prer» G>2» ha»plq»«dttt»> de» t« Gt»24> beetrk and den Lorortrn errichtet«! An«, aabesiellea abgeholt: vierteljährlich ^I4ch<1 »«< jwrnnaliger täglich« Zustellung in» Hanl » KLO. Durch di« Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierieliädrlich ^ 6.— Direct» tägliche Kreuzbandienduug tut Ausland: owuaUich -eil740. Die Worgre-Ausgab« erscheint täglich'/»? Uhr, dt« Adand-Ausgad« Wochen»^- ä Uhr, Nrö«N»« ond Lrrekitis«: Asha»nr««aGe 8. Die Erpeditto» ist Wochentag« ununterbrochen *«D-t «, früh 8 dt» »b«ds 7 Uh» Filiale»: ivv» Ms»«'» Eartt». «Alfred Hntznd. lluiversltätsserad» 1« Laut« Lilchr, Kach«i«»ßch. 1t, part. und Rsniasvla» 7. mriatr.TMblaü Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- vnd Geschäftsverkehr. «,ze»g«^V«r» die »gefpaltme Petitzeile 20 Pfß^ Neclame» unter dem RedaettoaSstrich (4 ge« spalte») bO^. vor den Familieunachrichte» lkgeipaltr») 40-4- GrSßerr Schrislen laut unsere» drei», nrrzetchaib. Tabellarischer and Zifferusog »ach hährrrm Darts. Ertr«»veila,e» (gesalzt), nur aüt de, Vivrae».Ausgabe. ohne Postdefördernng >l «Ü.—. «it Postbrsördarnng ^4 70.—^ Tlnnastmeschluh für ^ryeizen: Abend-Ausgabe: vormittags 10 llhr. Diorg« a-Ausgade: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtag« frü- '/,9 llhr. Pet den Filialen und Annahmestelle» j» «in« halb« Stunde früher. Anzeigen sind siet- an dt» Erdrdtti«» z» richte». Druck und Verlag von E. Polg t» Leipzig ^?W. Sonnabend den 2. September 1893. 87. Jahrgang. GM" Wegen der Sedan-Tage» fallt die heutige Abend-Ausgabe au». "MG Zur gefälligen Beachtung. Heute Sonnabend, den L. September, wird aus Anlaß des Sedan-Tages unsere Expedition von Nachmittag 3 Uhr ab ge schloffen bleiben. LxpeMlon ä«81.elp/lxer lÄKeiilllttes. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Mt Genehmigung der Ksnigl. Dreiskiauxtmannschaft wird der Verkauf von iuouditorrtwaarr» an Sonn- und Festtagen den Eaadtloren wie den Bäckern in den Stunden »i» S Uhr früh und »u« II llhr vormittags hi» 6 Uhr Abends gestattet, es verbleibt dagegen rucksichtlich der Eh- und Material. Ivaarrnhändler bet der in unserer Bekanntmachung vom 18. Juni vorigen Jahres entballenen Anordnung, Laß diese lkondlloreiwaaren ebenso wie die übrigen Eh- und Malerialwaaren an Sonn» und Festtagen nur in den Stunden von 7 bt» 8'/. Uhr srüh und 11 Ahr vormittag« bi» 2'/, Uhr Nachmittag« seil »» halten berechtigt sind. Leipzig, de» 81. August 1893 Der Math der Stadt Leipzig. X. 7262. l)r. Georgi. Wolfr. Bekanntmachung. I» Gemäßheit des 8-1 der Borschristen für die Ausführung von Anlage» zur Benutzung der städt. Wasserwerke vom S, Februar 1888 u»d der K. 2 und 7 de« Regulativ« für Wasrodrleituugen und Gasbeleochtungs-Anlagen in Privatgrundstücken vom 2. März 1863 mache» wir hierdurch bekannt, dag der Schlosser Herr Sdristian Friedrich Nauch und der Klempner Herr Solomon Rudolph Meyer, i. Fa. Rauch L Meyer, L. - Anger - Crottendorf, Zweinau» dorserstr. Rr. 22, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei uns sich augemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgewiesen haben. Leipzig, de» 1. September 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. X. 8213. vr. Georgi. Wolfram Bekanntmachung. Nachdem die Glaser», Tischler», Schlosser», Stuckateur, und Malerarbeit«», sow e die Herstellung der BlitzablettungSanlag« sür de» liutsseitige» Anbau der 23, BeztrkSschule in Leipzig »Lindenau vergeben worden sind, werden die nicht berücksichtigten Herren Be werber ihrer Angebote hierdurch entlassen. Leipzig, am LS. August 1893. Id. 8bü9. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. vr, Doandorf. Vermietungen. In den nachgenanntcn, der Stadtgemeinde gehörige» Grund» stücken si»d folgende Miethrüume gegen viertel» dez. halbjährig« Kündigung anderweit »u vermtethen: 1) Nkichsftrastr Nr. 7, Geschästslocalitäten in der I. Etage. 2) »upsergätzchen Nr. 1 — ehemalige« Uramerha«» —. der arogle Lheil der I. Etage zu Bureau» oder WohnungS» »wecken. m Magaztiigaffe Nr. 85, eine Nein« Wohnung in der II. Etage. 4) Nitterftratzc Nr. 28 — Georgcnhalle —, «in Verkaufs» aewdlbe rechts neben dem Eingänge. 5) Brühl Nr. SV — Sonnenweiser — «t. Rtkderlageräume im Hofe, d rine große Wohnung in der lll. Etage. 8) Peterssteinweg Nr. 17 — Grüne Linde — ». ein Berlausegewölb« mit Zubehör, d. eine kleine Wohnung. 7) Neitzenhatner Stratze Nr. 12» in Leipzig-Thonberg, eine Neine Wohnung. 8) Neitzenhatner Stratze Nr. 1S2 in Leipzig-Thonberg, rin« kleine Wohnung, S) 8wri»a»nporscr Stratze Nr. L — rhemai. Nathhau« in Leipzig-Anger-tzrattenParf —, «ine Wohnung i» der l. Etage, 10) vnrzener Stratze Nr. 55 tn Leipztg-Neusellerhanfe«, ein« lleine Wohnung. 11) Gemetndeamr-ftratze Nr. s in Leipztg-Ltndrnan «t. Niederlagsräume im Parterre rechts, d. eia» tleiue Wohnung in der ll. Etage. 12) Lfitzener Sttatze Nr. 1» t» Leipzig-Lindena«. drei klein« Wohnungen. Dt« Wohnung unter 9) ist vom 1. April künftigen Jahres nnd all« übrige» Miethräum« find vom I. Oktober d. I. ab zu per. mteHen. Mtethgrsuch» werden auf de« Nachhause, I. Etage, Zimmer Rr. 8 «ntgegengruommeu. Leipzig, de« 2«. April 1893. Der Aath per Stapt Leipzig. vr. Georgi. Krumvirgel. Bekanntmachung. Di« weiter» Ausgabe von Synagogenkartrn findet Sonntag, den 8. September p. I.. 1»—12 Uhr vormittags in der Gemeiodekanzlei lDynagogengebäude, 1 Treppe hoch) statt. Wir bttten, bet Abholung der »arten dir htshertgrn startrn nnd die diesjährigen Gemetnpestenerqntttnngen miizubriugrn De» bishrttgen Inhabern bestimmter Pläne wird das Recht, di», selben Plitz« nn kommenden Synaaogrniahre zu benutzen, bis Sannt«,, Pen 2. September b. I-, Mittag» 12 Uhr vor. h«halte». Urb« dt« bt« zu diesem Zeitpunkte nicht in Empfang genommen«, Karte» wird oaderweittg verfügt. Leipzig, dm 1. September 1883 Da» Varstan» »er -«rarUttfche« Arlt^ansgrmrlnp« M Leipzig. Bekanntmachung. Wie bringen hiermit zur Kenntnis, daß während de« Umbaues der Elsterbrücke bei Leipzig-Schleußig die alle Schlenßiaer Brücke und der von dieser nach Leipzig-Kleinzschocher führende Eviiiniuni- cationSweg von Montag, de» 4. dieses Moiutt» ab dis aus Weitere» nur sür leichte» Fuhrwerk fahrbar ist Leipzig, am 1. Septeuiber I8M, Ter Nat» der Staat Leipzig. IX. 12344. Vr. Georgi. Stahl, vie Börse zu Leipzig bleibt am nationalen Festtage, Sonuapenb, »e« 2. September, grschlofsrn. Leipzig, den 26. August 1893. Ter Vörsenvorftanb. A. F. Türdig F. Schmidt ür denBorsitzeade» der 1. Ablheiluug. Vorsitzender der II. Adtheilung, Uleyl, Börsensekretär, Gewerbekammer — Leipzig. Dirnstag. ben 5. tz. M. Nachmittag 5 lld, öfirnttichr Pirna»fitzung im »ammerloralr. Tagesordnung: 1) Ziiwakl eine» Mitgliedes. 2) Wahl eine» Mitglied»« und eines Stellvertreter« für den sächs. Etienbahnrach. 3) Bericht de» BerkehrS-Au-schusse« über »in Gesuch, die Frei gabe de» Aiitomalenl'ttriebes an Sonn- und Festtagen iunc» halb der Schaiikwirlhschasten betr. 4) Eingabe de» TirccloriumS der dies. Polrstechn. Gesellschaft, betr. Befürwortung ihre» beabsichiigien Ansuchens um Ucberlassung deS Vermögen» der ausgelösten Luchmochrr-Jnnung sür die projectirl« Erweiterung de» Gebäudes der dauernden Gewerbe- AuSstrllung. Leipzig, de» 2. September 1893. v. 4. üebler. Bork. Saino», Geer. Berichtigung. In der Bekanntmachung de« Borstaade« de« Vamariler-Berein» (siehe gestrige« Morgenblatt) muß es heißen: SO ^ Sühne in Sachen Z. '/- Sz. statt 20 ^ u. s. w. ZUM Ledanfeste 1893. * Seitdem die deutsche Nation zum letzten Male in patriotischer Begeisterung die Wiederkehr deS glorreichen Tage« gefeiert» der den Grundstein zum stolzen Bau deS Reiches legte, sind ernste Prüfungen über sir verhängt worden und ernste Sorgen über sie gekommen. Noch kalte sie sich nicht gewöhnen können, da« unbegrenzte Vertrauen, mit dem sie so lange auf die Weisheit und Güte des Gründers der deutschen Einheit und die unvergleichliche Staatsknnst seines ersten Berather« geblickt, auf die Nachfolger Beider zu übertragen, und schon wurde von diesen die Frage an die Nation gerichtet, ob ihre Begeisterung auch echt und dir Liebe zum Reiche auch groß genug sei, um e« mit schweren Opfern vor einer neuen Blutprobe, vor einem neuen Scdan- ringen mit unsicherem AuSgange zu bewahren. Diese Frage ver band sich von selbst mit der Vertrauensfrage und konnte daher nicht klar und unzweideutig gelöst werden. Mußte sie gestellt, und gerade so gestellt werden? Wird, wa- unser Schwert verhüten soll, nicht diesmal vielleicht von den Federn herbeigeführt? Diese Fragen mischten sich mit der Hauptfrage und vergrößerten die Verwirrung, die durch mangelndes Geschick aus der einen und starre Parteitaktik auf der anderen Seite herbeigeführt wurde. Mit athemlvser Spannung harrte da« Ausland der Entscheidung und mit ernstem Bangen sahen die opferwilligsten deutschen Patrioten einem schweren inneren Conflict entgegen, dem ein äußerer, nicht minder schwerer, auf dem Fuße folgen konnte; mit kaum geringerer Besorgniß einer Verständigung, die auf Kosten der deutschen Cultur herbcigesührt werden möchte. Dieser Sorge sind wir, Gottlob, am heutigen Sedan feste ledig. Der damalige Reichstag freilich versagte, thcilS auS Mangel an rechtem Vertraue» in die Fübrung, thcilS aus Ucberschätzung deS eigenen UrtkeilS oder anS Partei- rückstchten, die Zustimmung zu der geplanten HcercSorganisatio», aber mit seinem Nachfolger haben die verbündeten Regierungen, die ihre Forderungen ermäßigten, ein Uebcrcinkvmnicn treffen können, daS unser militairischeS Uebergewicht über den west lichen Nackbar sichert und doch daS Reich nicht über seine Leistungsfähigkeit belastet. Ueber die Ausbringung der Kosten sind die Würfel freilich noch nicht gefallen, aber die Hoffnung ist begründet, daß auch die DeckungSsrage rine befriedigende Lösung findet, eine Lösung wenigstens, die keinen Tbeil der Bevölkerung so schwer trifft, wie ein innerer Eonslict oder gar rin innerer und rin äußerer zusammen daS ganze Volk getroffen haben würden. Dabei ist die Einigung zwischen Regierung und Volksvertretung in einer Weise erfolgt, die dem ersteren Thrile keinerlei Verpflichtung gegen eine Partei auferlegt. Aber trotzdem will eine rechte Festfreude in un« nicht aufkowmeu, wenn wir den Blick in die jüngste Vergangenheit und von ihr auf di« Zukunft lenken Wie ein Bleigewicht lastet auf den Schwingen der Gemlllher die Erinnerung an den Wahlkampf, auS dem der neue ReickSlag bervorging. Unklar über Alle», was die Lenker der ReichSpolitik neben der äußeren Sicherheit erstrebten, unklar über die Mittel, die zur Erreichung der unbekannten Ziele in Anwendung gebracht werden sollten, de« alten getreuen Eckart beraubt, der seine Natis« aus de« Dunkel der Zwietracht und der Zerrissenheit zur licktenHöbe derEinigkeit und Mackt geführt, irre geworden an dem reckten Verdienst um« Vaterland und irre an seinen heiligsten Empfindungen, kämpft« das Volk, zerspaltener als je, in maß loser Erbitterung um fast alle« Andere mebr, al- um die Erhaltung seine- herrlicksten Gutes, Millionen deutscher Wäller schien daS rechte Verständnis) sür den Wertb diese- Gute« verloren gegangen und die rechte Einsickt in die Notb- wendigkeit opferwilliger Hingabe an da- große nationale Ganze abbanden gekommen zu sein. Und der Natur diese- KanipseS entsprach sein Ergebniß: ein NeickStag, der nur mit geringer Mebrheit eine so schwere innere und äußere Gcfabr von dem Reiche abwendete, mit einer Mebrbeit, die bei der ersten besten Gelegenbeit, wenn e- um niierwartet herantretende große Fragen sich bandelt, zu zerfallen drobt. Aeußerlick wird sich freilich am Nationalseste diese innere Zersplitterung, die über di« Wahlen hinan« dauert und ibren sichtbarsten Ausdruck iai neiien Reichstage findet, kaum bcmerklick macken. Mit den opferwilligsten Gliedern der Nation, die am Sedantage da« Gelöbnis) zu erneuern pflegten, in selbstloser Treue Alle« dahinzugeben sür die Erhaltung Dessen, wa« jener böckste Ebrcn- und SiegcStag den, deutschen Volke gekrackt, feiern jetzt anck Solche, die trotz ihrer verbissenen Gegnerschaft gegen alle« deutsche Wesen e« für vortheilhast halten, mit einem deutschen Mäntelchen ich zu schmücken. Sie rechnen aus Belohnung ihre« zur Schau getragenen egoistischen .Patriotismus". Und wer kann sagen, ob jene .Versöhnung-Politik", die bereit« die wildesten Wünsche großgezogen und dahin geführt hat, daß »de noch so antinationale Strömung mit dem nationalen Ebren- childe sich deckt, nicht fortfährt in fruchtlosen und gefährlichen Versuchen, dir Errungenschaften von Sedan zu erhallen und au-zubauen mit Hilfe der egoistischen Gegner jener Politik, dir zum Siege von Sedan geführt, und auf Kosten jener Richtung, auf die der unerreichte politisch« Meister aus seinem Wege zur nationalen Einheit sich stützte? Als sein Sobn dei der Schlußberatbung der Militairvorlage trotz schwerer Be denken sein Votum sür die Vorlage abgab, hörte der verantwort liche Leiter der deutschen Politik nur die kritischen Bedenken und nicht daS selbstlose bochpatriotischc „Ja", während er bei den Polen nur das „Ja" und nicht die egoistischen Gründe hörte. Und daS ist eS, was heute zu allen Sorgen die ernsteste und schwerste fügt. Wir sind zerrissener und zersplitterter gewesen als beute und haben doch ein Sedan erlebt. Auch die zerklüftetste Nation und die unsicherste ReichötagSmajvrität lassen sich zum rechten Ziele lenken vom reckten Lenker, der mit der Wucht seine« nationalen Patho», mit der Ueber- zrugungSkraft seine« klaren Willen« auch daS Widerstrebende mit sich fortreißt, wenn eS nur noch einen Funken reinen patriotischen Sinne- sich bewahrt hat. Aber die Hand, die den Führer auf dem Wege nach Sedan, den geisteSgewaltigstcn Baumeister am Dome de« Reick-, vor dem In- und AuSlandc ge ächtet. weil dieser Gewaltige der Untcrwühlung der von ihm ge legten Fundamente nicht schweigend zusab; die Hand, die damit daS Bild stürzte, an dem daS nationale Bewußtsein deS Volkes immer von Neuem sich aufrichtete und einen Maßstab sür da- wabre patriotische Verdienst zu finde» sich gewöhnt batte; die Hand, die den EentrumS- nnd Polen- führern sich williger cntzegenstreckt, als dem HcroS, de», vor allen Anderen wir die Existenz de« Reiches und cine- deutschen Reichskanzler» danken: diese Hand, so rein und edel sie auch ist, gießt am Scdanlage nicht einen versüßenden Tropfen i» Len Becher unserer Beklemmung, sie scheucht auch nicht von einer Stirn die Wolken nationaler Sorgen, Sollen sic schwinden, so müssen wir zurücksliehcn anS der Gegenwart und der jüngsten Vergangenheit zu dem ewig frischen Gesundbrunnen, der in jedem Herzen entsprang, als durch alle Lande der Jubelrus erscholl: „Geschlagen, geschlagen da- große Heer und der Kaiser, der Kaiser gefangen!" Ta gab eS keinen Norden, keinen Süden, keine Gegner von 1866, kein« Grollenden, keine Unzufriedenen. AuS allen Augen stammte Ein Glück, Ein Stolz, Ein unaussprechliche-Hoch gefühl. Selbst die Mutter, dir den Sobn dabin gegeben sür da- große Reick, dessen sonncnumglänzlcS Bild in de» Wolken schwebte, fühlte sich erhoben durch da- Bewußtsein de« Opfers, daS sie gebracht in beiliger Vaterlandsliebe, Da gab e« keine Trennnng nach Con- fessionen, nach Ständen nnd Parteien: wir waren Brüder, wie die Kämpfer, die im heißen TodeSringen ihr Blut dahingegeben in patriotischer Pflichterfüllung. Ta wußten wir, daß e» nicht« Größere» giebt, als eine Nation, die Alles setzt an ihre Ebre, nickt» Erhebendere-, al- den Willen, eine Nation zu werden, nicht- Beglückender««, al« da- Bewußtsein, bereit zu sein zu jedem Opfer sür La- Vaterland. Ta stieg mit jedem Dankgebete da- Gelöbniß zum Himmel, werth zu bleiben der todeS- niuthigen Kämpfer, werth der glorreichen Führer und w:rth de« heißersehnlen Gute», mit dem sic un« beschenkt Unk unser GlückSempsinden machte »nS duldsam und gütig, anspruchslos und zufrieden trotz aller Lasten. Daß wir rine Nation geworden Ware», erschien un« höherer Gewinn, als der Bortbeil, der dem einen Stande vor dem andern, der eine» Consession vor den übrigen erwachsen könnte. Wir dachten nickt an Milliardensegen und fühlten un« dock reich! Und wir sind eS und bleiben eS trotz alledem und alledem, wenn wir mit dem reckten Herzen zurückkehren in jedem Jabre zum Sedanbrunnrn und in uuS da« heilige Gefühl wiedcrerwecken, da« un- beim ersten Trunk au« seinem Ouell dulchströmte; wenn wir wieder als groß erkennen, was groß, und klein, wa- klein, geringfügig, untergeordnet und egoistisch ist. Wenn wir wieder und wieder uns verjüngen zu der Opfcrwilligkeit und jener stolzen Genügsamkeit, die da weiß, daß der Verzicht aus da« Unbedeutende die wabre Größe ist. Den Sedanbrunnen verschließt un- keine Macht der Welt; da» Vorbild de« SedanführerS verwischt nicht der Tod. Er selbst, dieser Führer, mußte sich führen lassen von der gewaltige» Strömung jener unvergleichlichen Tage; sie schwoll mächtiger an, al« er selbst geahnt. Sie kann und wird aus« Neue ansckwellen. wenn da» deutsche Volk wieder so groß und glücklich werde» will, wie r« war. Sein Einiger bat eS zu de« eigenen Glückes Schmied gemacht; eS wird nur Ambo«, wenn eS die Kraft nickt spürt, die in der Einigung des Slredens nach Hobe» nationalen Zielen, im einigen Verzicht aus den zerklüslenden Hader um Dinge liegt, die wir dock entbehren müßten, wenn durch unsere Schuld verloren ginge, wa« Bessere für u»S mit ihrem H-rzblute erkänipft. In der Erneuerung deS Sedangristr« liegt unsere Zukunft trotz schwankender Führung, die Halt be kommt durch den Halt der Besten der Nation. So erfülle dieser Geist wie ein Psingstgeist un« deute und bleibe in unS alle ZeitI Dann komme, wa« da kommen mag: Da« Reich muß unS doch bleiben! Deutsches Reich. U Berlin, t. September. Eine der Hauptaufgaben jeder Reform des Handwerk« wird die möglichste Besser» gestalt nng des Nachwuchses im letzteren sein. E« kann nickt geleugnet werde», daß in den letzten Jahrzehnten in daS Handwerk BevölkeruiigSelemente hineingekoinmen sind, die früher nicht ober wenigstens nickt in gleichem Umfange in dem selben vorhanden waren. Es balle dies seine Ursache nicht dlo« in dem lkcitwcisen Rückgänge der wirlkschastlichen Prosperität de- Handwerks, mebr wobt »och in dem lange Zeit vorhanden gewesene» Bestreben der Handwerker, ihre Söhne in andere Berufe, namentlich in die gelehrten, eintrelcn zu sehen. Während c« früher durchaus üblich war, daß die Söhne der Handwerker, wen» sic sich nicht gerade durch geistige Be gabung hervorragend au-zcichiieten, entweder da« Handwerk deS Vater« ober ein andere« erlernten und so zur Erhaltung eines auch in socialer Beziehung den übrigen BevölkrrungS- classen völlig glcichstcbcnden Handwerkerstandes beitrugen, war in den letzte» Deren»!«» rin großer Theil de« Nachwuchses nicht au« den Handwerkerkreisen bervorgcganaen. Daß die« weder der Tüchtigkeit noch dem Ansebr» de« Stande« zum Vortheil gereichen konnte, ist klar. Glücklicherweise bat sich rine Acnberuiig in dieser Erscheinung schon seit einiger Zeit voll zogen. Die schleckten Au-sichtcn, welche die gelehrte» Berufe »i wirtbschastlicher Beziehung im Allgemeinen bieten, haben in Handwerkerkreisen einen völligen Umschwung der Stimmung brrvorgerusen, und so sehen wir denn wieder, daß die Haudwerkersöhne im Allgemeinen auch Handwerker werden. Diese Tbatsacbe allein verbürgt jedoch die Güte de« NachwuchseS nickt. E« kommt kor Allem daraus an, sür die Ausbildung der Lehrlinge die geeigneten gesetz lichen Bestimmungen zu treffen. Die Vorschläge de« HankelsminislerS versuchen die« in zwei Richtungen Ein mal dadurch, daß sie Garantien z» geben suchen sür die geeignete Beschaffenheit der Lebrmeiiter, und sodann dadurch, daß sic durch Begrenzung der Lehrzeit nach unten, Anordnung der Gesctlcnprüsuiig und Ermächtigung des BunteSralbs zur Festsetzung der Anzahl der in bestimmten Handwerken zu haltenden Lehrlinge »»mittelbare» Einfluß aus die Ausbildung anszuübc» bestrebt sind. Man wirb kaum sebtgeben >» der Äunabmc, daß bitter Tbeil der Vorschläge des Handels- ministcrS am wenigsten augeseinoet werden wird In diesen Vorschlägen steck! ein so gesunder Kern, daß ihn nur Der jenige nickt billige» dürste, welchem überhaupt an einer Kräftigung des HaiitwcrkerrerstaiidcS nicht« gelegen ist. * Vrrll», I. September. AuS der Ossicicr-cigrnschast und rem mititairischen Interesse de« Reichskanzlers würde eS sich unter normalen Umständen schon hinreichend crllärcn lassen, daß der Kanzler a» den Kaiserin an öoern in den Reichslanden theil nimmt. Indessen ist Graf Eaprwi gegenwärtig als Militair nicht actw unk so bleibt e« »nmerbi» bemcrkenswcrlb, daß er als erster Beamter LeS Reiche« diese mititairischen Uebungen mitmacht. Es bat hier nach nichts Gezwungenes, in seiner Anwesenheit bei den Kaiser- »lanövrr» eine politische Beziehung zu finken. DaS letzte Mal, daß Gras Eaprivi den Kaiser in« Manvverseld be gleitete, war anläßlich der Manöver von Robnstöck, wo auch Kaiser Franz Joses mit dem Grasen Kalnoky erschienen war. Damals lag der politische Charakter der Begegnung auf der Hand. Jetzt kommt der Kronprinz von Italien rwar ohne diplomatische Begleitung nach Trier und Mcy, aber die Umstande, und nicht am wenigsten die Beklemmungen unserer westlichen Nachbarn haben Lasur gesorgt» daß dieser Besuch deS Prinzen von Neapel eine internationale Bedeutung gewinnt. Die Begleitung deS Kaiser- durch den Grasen Eaprivi ist durchaus geeignet, diese Bedeutung zu erhöhen, E« ist davon gesprochen worden, daß bei diesem oder jenem Festmahl au- Anlaß der Kaiser- Manöver Toaste von politischem Gebalt möglich wären. Bestätigt sich die Erwartung, so würde die Anwesenheit drS ReichS- kanzlerS diesen etwaigen Tischreden einen gewissermaßen »sficiellen Stempel aufdrücken, weil nicht anzunehmen wäre, daß nicht «i«
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