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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930904018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893090401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893090401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-09
- Tag1893-09-04
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«q»^-Pr«» U »« d« t» ««M. ' " H d«ü Borortr» errichtete» >,». > , » g » tz »l t:»i«rdeljüdrllch X 4^0, ^ f», ^ ,. virrtestLhrlich ^4 g.—. Dirrrt« «»glich« Kreuzbondiendung t»s UnsUmd: monallich äi4 7^0. 4«»trk «ch öitwe^^liger'Ügltch« Zu'sHlln», Haas^iE Vnrch dt» Pos« be^gr« Dentschland «t Oesterreich: viert,i,Lyr Morgen-Ausgabe. Di«M»rg«»->»-gab» »scheint täglich '/,7UH^ Wochentags ^ Hhx, ßtt«No» «ad ErpeLMo«: -«tzmnKSOafi» 8. LieErprdttt»» ist Woche«»»-» »«»»terbrvch» früh 8 di» «doch» 7 Uhr Miale«: Ott« «<«»'« Lortt». <«kfrr» H«r»jd Uuivrrsitütlstroh« I. e««t» Lösche. Ketharineustr. 14. part. u»d Kü»igsdl«» P NWM.TllMM Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzeige« Preis die 6 gespaltene Petitzelle 20 Pfg.' N-clamen unter dnn Redactiontstrich (4gt« lvalten) b0^> vor den FamiUemiichrichte» (ögespaltrn) 40/4- Gröbere Schritten laut unserem Prelt« Verzeichnis. Tabellarischer und Zissernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nar «it b« Mvcgen-iiusaabe, ohne Postbesördermtg ^4 Sv—, mit Postbesörderung ^4 70.—r Iinnalfmeschluß für Anzeige«; «bend-Ausgabe: Bormittag» 10 llhr. Morg»«»Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Tonn- und Festtags srüh '/,S Uhr. Bei den Filialen und Lnnahmestekleu fr rstch halb« kta«d« früher. Unzeigrn sind stet» an dt» ErpedMa» ,« richte«. Druck und Verlag von E. Pol» t» Leipzig. Montag den 4. September 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Die Ausgabe von Cvnagogenkarten findet Montag, 4. Leptember, Nachm S—4 Nhr, in der Gemeindekanzlei (Eynagogengebäude, 1 Treppe hoch) statt. Wir bitten, bei Abholung der Karten die bisherigen Karten und hie diesjährige» Gemeindtstruerquittungen mitzubringen. Leipzig, I. September 1893. Var Voratanck Ser LuraeUtlaetieo LeUxloouxewetuck« ra Lotprtg. Politische Tagesschau. * Leipzig, 3. September. Io den Betrachtungen, zu denen die Wiederkehr des EedantageS der deutschen Presse Anlaß giebt, wird vielfach daraus hingewiesen, daß zur selben Zeit, in welcher der Name Sedan auf aller Lippen schwebt, Kaiser Wilhelm ll. Heerschau hält und mit dem prüfenden Blicke beS obersten Kriegsherrn die Truppen mustert, denen der Schutz unserer Westgrenze in erster Linie anvertraut ist. Bei diesen Hin weisen mögen einige Blätter, deren Parteifarde wir nicht näher zu bezeichnen brauchen, sich'S nicht versagen.den Fürsten Bismarck dafür verantwortlich zu machen, daß seit mehr als 20 Jahren die deutsche Kriegsmacht Gewehr bei Fuß an dieser Grenze steht, gefaßt aus Alles und stets eingedenk, daß drüben nur die Ungewißheit des Erfolgs den Säbel in der Scheide bäll. Hätte man, so wird ausgeführt, aus die Annexion des RcichS- landeS verzichtet, so würde unser Verhaltniß zu Frankreich ein anderes und besseres sein, das uns nicht zum Aufgebote aller unserer militairiscken Kräfte nölbigte. Dieser Ver kennung der politischen Situation gegenüber, die leider weit in eie Reiben de- sogenannten liberalen BürgerthumS greift, erinnert die Münchener „Allgem. Ztg." daran, daß Fürst Bismarck schon Mitte September l870 erklärte: „Es ist die Niederlage an sich, es ist unsere sieg reiche Abwehr ihres frevelhaften Angriffs, welche die französische Nation uns nie verzeihen wird. Wenn wir jetzt ohne alle Gebietsabtretung, ohne jede Eontribution, ohne irgend welche Borlheile, als den Ruhm unserer Waffen au- Frankreich abrögen, so würde doch derselbe Haß, dieselbe Rachsucht wegen der ver letzten Eitelkeit und Herrschsucht in der französischen Nation Zurückbleiben. . . Straßburg ist im Besitze Frankreichs eine stet» offene AuSsatl-pfortr gegen Süddeutsch land. In deutschem Besitze gewinnen Straßdurg und Metz dagegen einen desensiven Charakter. Wir sind in zwanzig Kriegen niemals die Angreifer gegen Frankreich gewesen, und wir haben jetzt von letzterem nicht- zu be begehren, al« die von ihm so oft gefährdete Sicherheit im eigenen Land." „So" — fügt das genannte Blatt hinzu — „wurde die Annexion de» ReichSlaode» vollzogen, nicht al- eine Gefahr für den Weltfrieden, sondern als di« stärkste Garantie für denselben. Und der Erfolg hat dem großen Meister der Geschichte Recht gegeben; die mannigfachsten Symptome be zeugen noch heute, daß er mit scharfem Blick völlig richtü gevrlheilt hat. Die französische Empfindlichkeit wird nun dur :ge aus» Nl und de» „Fremdenblatte-" enthalten gewiß einen Abglanz der auf diese Fragen bezüglichen Ansickiteu in den leitenden Kreisen und sie beweisen, daß dort an eine Einsübrung oder Gewährung de- allgemeinen Stimmrecht- trotz der hestigen Agitation dafür Nie ni and denkt over dergleichen nur für möglich hält. Die „Presse" geht bemerkcnSwertiier Weise sogar so weil, gegen einen österreichischen „Generat- streik", um das allgemeine Wahlrecht zu ertrotzen, an die Armee zu erinnern, die so viele Hilfskräfte gewerblicher Art einschließe, daß damit einer wirlhschaftiilbc» Katastrophe wirk sam begegnet werden könne und wurde. Wenn das „Fremden- dtatl" dagegen für die Vertretung der Arbeiter durch Ardeiter- kammern sich auSsprickl, so ist das vielleicht ein Zeichen, daß sich die teilenden Kreise allenfalls damit befreunden könnten; eine bestimmte Aeußernng bierüder von Seilen der Negierung ist indeß bisher noch nicht bekannt geworden. Die belgische VerfassungSrevision ist nun glücklich beendigt und die Deputirtenkammcr bat mit 100 gegen 21 Stimmen auck> den letzte» noch strittigen, die Neu gestaltung des Senats betreffenden VersassungSartikel 50 unter Zustimmung der Negierung angenommen. Der Artikel lautet folgendermaßen: „Um gewählt zu werden und Senator zu bleiben, muß man 1) von Geburt Belgier sein oder die große Naiuralisirung em pfangen haben; 2) in Belgien ansäfsig sei»; 3) mindestens 10 Jahre alt sein; 4) an die Slaalscasse mindestens 1200 Frcs. directe Steuern, Gewerbesteuern einbegriffen, zahlen oder Besitzer oder Nutznießer in Belgien gelegener Immobilien sein, deren Katasier- ertrag sich auf mindestens 12000 Frcs. beziffert. In denjenigen Pro- vinzeii, in drn»n die Zahl dieser Wählbaren nicht das Berhällniß von l auf 5000 Einwohner erreicht, wird da-Verzeichnis, durch die Höchsibesleuert-n der Provinz bis zur Höhe dieics Verhältnisses ver vollständigt. Die dem ergänzenden Verzeichnisse einvrrleidten Bürger sind nur in derjenige» Provinz, in welcher sie aniäsiig sind, wählbar. Tie von den Provlnzioträlhen gewählten Senatoren sind von jeder CensuSbedingung bestell; sie dürfe» der Körperschaft, weiche sie wählt, nicht angchören, noch ihr während der letzte» beiden Jahre vor der Wahl angchort haben." An der Zustimmung dcS Senats zu diesem Artikel, die am 2. September mit großer Stimnienmebrbeit gleichfalls erfolgt ist, war von vornherein nicht zu zweifeln, und somit ist tbatsächlich der bisherige CcnsnS, der zur Ausnahme in den Senat berechtigt, von 2000 Frcs. um 800 FrcS. crinäßigi wordeuj alle Anträge der liberalen Linken aber, nicht nur den Reichsten de- LaiideS, sondern auch der Intelligenz die Möglichkeit der Wahl :u den Senat zu sichern, sind ge scheitert; der Senat bleibt nach wie vor die bisherige plutokratiscke Körperschaft, von sechs Millionen Ein wohnern Belgiens sind kaum 1500 in den Senat wähl dar. Nur 26 Senatoren, die von den 9 Provinzial rathen gewählt werden, sind censuSfrci. Die Verfassung- resorm erfüllt also trotz der erreichten Erweiterung des Stimm rechts nicht die an sic geknüpften Erwartungen, da den Be sitzenden für alle Wahlen Mcbrstimmen cuigcräumt sind, und die socialistischcn und fortschrittlichen Kreise Belgien- sind daher schon jetzt der Ansicht, daß der Kampf für eine neue Vcr- fassungsdurchsicht nicht lange auf sich warten lassen werde. di« Ereignisse der nächsten Tage aus» Neue verletzt, um so mehr, als an der Seite de» deutschen Kaiser- der jugend liche Erb« der italienischen Krone erscheint, freudig begrüßt von Volk und Heer. So wenig als der Besitz von Straßdurg und Metz ist diese Entente eine Bedrohung Frankreich«, aber ebenso wie jener eine Mahnung, Frieden zu halten." Wir können dieser Ausführung nur beipslichlen, obgleich wir weit davon entfernt sind, unbedingte Lobredner de« neuen CurseS zu sein. Die Einladung de- italienischen Kronprinzen, die von derselben Seite bemängelt wird, welche die Annexion de- Reichslandes für einen politischen Fehler erklärt, ist in der Thal ebenso eine Mahnung, Frieden zu halten, wie der Besitz von Straßdurg und Metz. Und wenn der neue Eur« bei all seinem Thun und Lassen die Linie innedielte, die er Frankreich gegenüber innehält, so würde da» Gesübl der Sicher- beit in Deutschland ein ganz andere» sein, al« cS wirklich ist. Bei dieser Gelegenbeit sei auch daraus bmgewiesen, daß wir die Au«stelluoaen für ungerechtfertigt Hallen, dir gegen den freundlichen Charakter der Begegnung unsere- Kaiser» mit dem Prinzen Ferdinand von Bulgarien erhoben worden sind. Wir haben bereit« in einem Leitartikel darauf hingewiesen, daß der „Coburger" in Coburg nicht die leiseste Aufmunterung erhielt, die Vorsicht außer Acht zu lassen, deren er sich bisher befleißigt hat. Jetzt wird nun Folgende« erzählt: „Bekanntlich weilt»» tm vorige» Jahre Prinz Ferdinand »»d First Bismarck gleichzeitig t« München. Auf Schloß Bieberstein sand ein» länger« Unterredung zwischen Beiden statt, zu welcher der Prinz die Initiativ« ergriffen hatte. ES verlautet« glaubtzast, der Nestor der europäischen Diplomatie habe dem Prinzen bet dtrser in franzästscher Sprach« geführten Unterredung den Nach ertheitt: X« iozc«i p»a »Iluwott»! Seien Sie kein Zünd holz, lege« Tie kein Feuer anl In Bulgarien hat man dies« Nathlchlige jedensall» beherzigt. Na» damit gemeint war, bedarf wohl keiner Erläuterung: Bulgarien soll, um in seiner Entwickelung ungrstsrt vorwärt» zu ichretten, Alle» vermeide», was Ruß- land »»nSthig reizen ksnnte. Mit dies«m Nach diente Fiifft Bt»marck Bulgarien und dem Frieden." Wenn mit dieser Ersählnng anaedeutrt werden sollte, der neu« Eur» weiche in Bezug auf den ^Coburger" von dem alte» ab, so ist da» unrichtig. An dir Mahnung de« Fürsten Bi<marck, »nicht Zündholz zu sein", wurde der Coburger i« diesen Tagen durch den Krack erinnert, in dem er er scheinen mußte. Der neue Cur« bewegt sich auch in diesem Kalle genau auf der Linie de« alten — schlimm genug, daß «a« da» so seUeo behaupten und Nachweise» kann! Di» beiden osfieiöse» Tage«blätter der österreichischen Kaisrrstadt beschäftigen sich, was jedenfalls kein Zufall ist, gleichzeitig mit dem aUarmeioen Stimmrecht m Sester- reich und mit der. wie schon de» Oestrren gemeldet, von der dortigen Arbeiterwelt so dringend verlangten Arbeitervertretunz durch Lrdriterkammern. Tie Au«sübrungen der .Presse Die Kopeuhagcner Hofpresse hat an der Libauer Kriegshafcnanlage und dem famosen Moskauer Eom- mentar dazu ihre Helle Freude und giebt in dieser Freude einige Aufschlüsse zum Besten, welche um so mebr Beackllung verdienen, als ja der Zar gegenwärtig am dänischen Hofe als Galt weilt und die betreffenden Hcrzens- ergießungen deS Kopcndagener Osficiösen sicher gerate jetzt nicht erschienen wären, wenn derselbe sich nicht zuvor Gewiß heit verschafft hätte darüber, daß diese Auslassung auch aus die Zustimmung de« mächtigen Herrschers aller Reußen rechnen kann. Nach dieser bemcrkeiiSwerthcn Prcßstimmc also ist der Libauer Act vom 21. August weniger eine Grundstein-, als eine Schlußsteiiilegung gewesen; schon 1891 wirk einTdeil der russischen Ostsccflotte in dem neuen Kriegshafcn Station nehmen. Bor Allem aber wird jener Zarenerlaß der bevor stehenden russisch-französischen Flottenbegegnung einen besonderen Nachdruck verleihen; überhaupt ist der Libauer Vorgang nur da» Eorrelat zu dieser Begegnung und zu der Errichtung einer russischen Mittelmrerstation, zugleich aber die russische Antwort aus die lothringische Manövrrreisr de« italienischen Kronprinzen und auf den Trinkspruch de« König-Humbert auf Kaiser Wilhelm ll. al« seinen besten Freund, welche letztere Kuntgedunz das Kopenhagener Blatt bereit» auf den 17. August verlegt. Endlich aber beansprucht jener Tagesbefehl des Zaren für die russische Ostseeflottr nicht nur die Vertheidigung ihrer Küste», sondern überhaupt die Herrschaft aus dem balti schen Meere und die Brrtheidigung desselben nicht blo< gegen Deutschland, sondern auch geaen eine etwa mitwirkende englische Flotte; die Moskauer Bemerkung über die einer fremden Flotte im Oeersund drohenden Hindernisse hat sich also nicht sowohl auf da- deutsche Nords«gesck>wader, al» vielmehr ans die englische Marine bezogen. Soweit das Kopenhagener Blatt. In England wirb man diese Be merkungen vielleicht etwa» eiaenthümlich finden, nachdem erst vor wenigen Wochen da» dänische KönigSpaar bei der Ver mählung seine» englischen Enkel», de» Herzog« von Aork, in London Gegenstand der herzlichsten Huldigungen war. Wir Deutsche aber können dem Kopenhagener Blatte für seine Offenheit uur dankbar sein. Der ruffffche Krirgsniinister Wannowski, der für die Neugestaltung de« russischen Heerwesen« schon so viel aethan bat. wie keiner seiner Vorgänger, ist seit Iabren bemüht, in den entfernteren Theilen de» russischen Reiche» selbstständige Heere zu schaffen, um dadurch der europäisch-russischen Armee e« zu ermöglichen, daß sie möglichst nur auf dem europäischen Krirzsschauvlatz Verwendung finde«. Im Kaukasus» B bildet sich, seitdem dort die allgemeine Dienstpflicht eingesührt, mehr und mehr eine selbstständige kaukasische Armee drran, und die au» eingeborenen Truppen geschaffenen Neubildungen geben sogar die Möglichkeit, russisch« Truppen au» dem Kaukasus in» europäische Gebiet, und zwar in dessen Westen zu verlegen. Auch Türke st an verfügt bereit» über ein ansehnliche« selbstständige« Heer, und jetzt gehl man auch zur Bildung eines solchen in dem weiten transkaspischen Gcbicl, das 1881 im turkmenische» Feldzuge durch Skodclew erobert und durch die Besitznahme von Mcrw vergrößert wurde. Längs der afghanische» Grenze liege» bereits zahlreiche Schützendataillone wie irreguläre Rciterlruppcii, und ictzl gelu ma» auch dazu über, dort eine selbstständige trauS- kaöpijchc Artillerie zu schaffen an Stelle der bisher auS dem Kaukasus entlehnten, die dorthin zurückkehrt. Abgesehen yo» dem KrastzuwachS für die gcsammtcir russischen Heere, hat Wannowski richtig erkannt, daß es kein besseres Mittel giebt, jene wilden Stämme mit den« russischen Mutterlande zu ver einen, als durch daS Band gemeinsame» Waffendienstes. Der Kriegsminister hält auch streng auf die seit Jahren angestrcdtc und bereits mit Erfolg durchgeführte Verjüngung deS OfficiercorpS und bat erst kürzlich wieder mit einem sebr scharfen Erlaß die Truppcndcscdlsbader ausgesordcrt, Ossicierc, welche die Altersgrenze überschritten hätten und nicht freiwillig gingen, sofort zur Verabschiedung rinzugeben. Wie bereits gemeldet, wurde dieser Tage der Pforte ein von dem ökumenischen Patriarchen in Konstan- tinopet, den Patriarchen von Jerusalem, Alexan drien und Antiochien untcrzeichneteS Memorandum überreicht, worin die türlische Regierung ersucht wird, zur endlichen Regelung der seit nahezu vier Jahrzehnten schwe benden Differenzen, betreffend die in Rumänien liegenden Güter der griechischen Kirche, geeignete Schritte zu uiiiernchine». Dieses Memorandum wurde von dem Fürste» von SamoS,K aratbeotori Pascha, während seines jüngsten Aufent haltes in der türkischen Hauptstadt auSgearbeilct. Derselbe bat bekanntlich als erster türkischer Delegirtcr bei der Berliner Eonseren; diese Frage in der Sitzung vom 8. Juli 1878 zur Sprache gebracht, nachdem er in der vorhergehenden Sitzung eine daraus bezügliche Denkschrift dcS Patriarchen der heiligen Stätten vorgelegt Halle. Diese Denkschrift stützte sich daraus, daß die strittige Frage schon nach der Pariser Eonferenz von 1858 vor ein Schiedsgericht kommen sollte, waS jedoch bis zum Berliner Eongresse nicht ge schehen war. Der türkische Delegirte verlangte vom Eongreß die Fixirung eine« Termins für den Schiedsspruch und die Einsetzung eines Ober-SchiedSgerichtS sür die etwaige Thei- luiig der fraglichen Kirchcngiitcr. Der Eongreß erachtete jedoch die Frage als außerhalb seiner Eompetcnz flehend und stellte den Mitgliedern der Eonferenz anheim, ihren Regie rungen hierüber zu berichte». Die Regelung der Angelegen heit durch Separatverdandluiigeii wurde indeß atS be rechtigt und wiinschenSwerih anerkannt. Seitdem blieb die Sache in der Schwede. Ob sich nun die Pforte zu einem Schritte zur endlichen Lösung der Frage entschließen werde, ist sehr fraglich. Es bandelt sich zwar um niedrere Millionen, die der auf türkischem Territorium stehenden griechischen Kirche zufließeii würden, vorausgesetzt natürlich, daß mit Rumänien eine Abmachung getroffen werden könnte. Letzteres ist aber mcht sebr wahrscheinlich. Außerdem dürste die Pforte in Erwägung zieben, ob eS angezeigt wäre, sich für die griechische Kirche so weit zu cxponiren, als dies in dem ihr unterbreiteten Memorandum von ihr gewünscht wird. Deutsches Reich. Berlin» 3. Cepieniber. Der vor einigen Tagen in Stuttgart abgehaltene allgemeine Verein Stag der deutschen landwirtbschafttichcn Genossenschaften hat ein recht erfreuliche« Bild von dem fruchtbaren Wirken de« Geno ssenschaslSwesenS in der Landwirth- schaft und von der stetig fortschreitenden Verbreitung de- selben gegeben. Es ist dies um so beinerkenSwertder, als die neuerdings auch in den landwirlbschaftlichen Kreisen durch eine theilweise mit höchst demagogischen Mitteln arbeitende Agitation gepredigte Lehre von der Wunvermachr der staatlichen Gesetzgebung wohl die Befürchtung erregen konnte, daß dadurch die Bestrebungen zu einer Verbesserung der Lage der landwirthschafltichen Bevölkerung au« eigener Kraft gelähmt werden würden. Der unbesangene Beurtbeiler wird sicherlich nicht« dagegen einivenden, wenn die Landw:rtl>e sich zusammcntbun, um de» Gang der Gesetzgebung möglichst in ibrem Interesse zu beeinflussen, aber eS würde der Land- wirthschast, und insbesondere der bäuerlichen Bevölkerung, zu schwerem Schaden auSschlagen, wenn man sich daran gewöhnen wollte, alle« Heil von der Gesetzgebung allein zu erwarten. Unter dem Beifall der io Stuttgart Versammelten hat der hessische KreiSratb und LandtagSabgeordoetc Haas dem „freudigen Bewußtsein" Ausdruck gegeben, „daß dir genossenschaftlich oraanisirte Selbsthilfe immer noch eine« der besten Mittel zur Heduiia der Landwirthschast sei", und er bat sogar den Satz ausgestellt: „In der deutschen Land wirthschast wird starke- Genossenschaftswesen sei», ober die deutsche Landwirthschast wird nichts sein". Daß diese hohe Werlhschätzuna de» landwirthschasltichen Genossenschaftswesens nicht etwa aus grauer Theorie beruht, zeigen dir aller Welt bekannten Thalsachen. Nicht nur die Bildung von tanb wirrhschastlichen Crrditvereinen und Genossenschaften zu ge meinsamem Bezug von Rohstoffen, namentlich von Dung- mittrln und Samen, hat einen erstaunlichen Umsana ge wonoea, sondern auch die auf dem Gebiete des Ha»t>- werk« und der Industrie mit so großen Schwierigkeiten und Hindernissen umgebene Form der Productivgciiossen scbaft hat in der Landwirthschast zu den schönsten Er folgen geführt. Oder will Jemand bestreiten, daß die Molkrreigenossensckiaften ganzen Landstrichen zum größten Segen geworden sind? Ueberau» lehrreich war da» in der Stuttgarter Versammlung entwickelte Bild von der groß artigen Entwickelung, welche da» landwirthschaftliche Ge nossrnschaftSwescn in Württemberg im Laufe zweier Jahr zehnte gewonnen hat, lehrreich besonder» deshalb, weil man e» dort ganz überwiegend mit einer Bekölkerung von selbst ständigen Bauern zu Ibun hat. Der Großgrundbesitzer al» solcher hat an dem Genossenschaftswesen naturgemäß e>n geringere» Interesse; überall aber, wo die Verhältnisse ähnlich liegen, wie in Württemberg, kann da» Beispiel diese« Lande» nicht genug empfohlen werden. Je um fassender und kräftiger die landwirlbschaftlichen Genossen schäften sich entwickeln, um so vielseitiger wird auch ihre Fruchtbarmachung für die verschiedensten Zwecke werden. Die in Stuttgart angenommenen Resolutionen über die Venverthung der Genossenschaft zur Erzielung eines rationellen ViebverkaufS, zur Vichvcrsicherung, zum gemein- chaftlichen Bulterverkauf sind Fingerzeige dafür. Möge die Zuversicht, welche die Stuttgarter Versammlung beseelte, eine gute Vorbedeutung für den weiteren segensreichen Fortgang tcö Genossenschaftswesen- sein! * Berlin, 3. September. Ueber die Wiedcrbesetzuug der beiden internationale» Aemtcr auf Samoa sind die Ver handlungen unter den Vertrag-Mächten abgeschlossen. Zu nächst erfolgt die Besetzung der Stelle de« Präsidenten der Municipaliiät von Apia, da der bisherige Inhaber dcS Posten-, v. Sensst-Pilsach, bereits den Insel-Archipel verlassen bat und nach Deutschland zurückgckehrt ist. Wie schon srüyer uiitgelbeilt, ist dafür wieder ein Deutscher bestimmt, und zwar soll der bisherige Vice-Eonsut aus Samoa, Schmidt, da» Amt erhalten; er wird schon in kürzester Frist nach der Süd- see abreisen. Da« ist. wie die „Kreuz Zt." bemerkt, jedenfalls eine aussichtsreiche Wahl ; denn Bice-Eonsul Schmidt war schon von Anfang 1888 bis Mitte 1892 aus Samoa thätig (seitdem wurde er von der Eoloniat-Abtheilung dcS Auswärtigen AiiitcS beschäftigt); er bat wiederholt den Eonsul vertreten und ist mit den Leuten, den Verhältnissen und der Sprache dort vertraut; er selbst erscheint dort als Bekannter. Hinzu kommt noch, daß er früher de» Evnsulaten angchörte, die im Name» der Mächte nach dem Vertrage von l889 eine Art Aussicht über die Verwaltung dort führe». Daher scheint eS ausgeschlossen, daß der neue Municipalitäts-Präsident mit den Eonsuln der drei Vertragöniächte wieder gleich von Anfang a» oder später in einen scharfen Gegensatz kommt, wie er bekanntlich in versckiicdenc» Berichten der Consuln an ihre Regierungen seit 1891 zum Ausdrucke kam. Auch ist nicht zu übersehen, daß der zum Oderrichtcr auserschene Nordaincrikaner Jte schon als nordamcritaiiischer Land- commissar auf Samoa tbälig war, und daß die beiden Be amten dort persönlich bekannt geworden sind, wahrend die rüderen beiden Oberbeamten allen Personen und Verhält nissen dort fremd gegenüber standen. Sonst scheint übrigen- unter den VertragSmächten nicht die vollste Ucdereinstimmung in Bezug auf die Samoa-Angelegenbeiten zu bestehen. Da- englische Kriegsschiff ..Katovmba", das etwa acht Tage »ach dem Kampfe zwischen Malictoa und Malaasa vor Apia einlras und sich a» der Gefangennahme von Malaasa be iheiligte und seine Leute mit eiilwassiieii half, hat den Samoa- Archip.'l bereits wieder verlasse», und so sind nur die beiden deutschen Kreuzer „Bussard" und „Sperber" noch dort aniveseiid; ei» nordamerikanisches Kriegsschiff hat sich über haupt seit Langem dort nicht gezeigt, trotz der Verhandlungen über die Samoasragc und der Erklärungen, daß man den Unruhen ein Ende machen wolle. Das Verhalten der beiden anderen Mächte kann nur daraus erklärt werken, daß die selben dort nicht so große Interessen ihrer LanteSangebörigen zu vertreten haben, wie Deutschland. An eine allgemeine Entwaffnung der Samoaner ist unter diesen Umständen nicht zu denken. — Prinz Friedrich Leopold von Preußen gedenkt morgen seine Reise nach Schwede» anzutreteu. lieber die Dauer der Reise des Prinzen verlautet nichts Näheres. — Der StaatSlecretair a. D. v. Maltzahn-Gültz ist nach kurzem Aufenthalt nach Gulp zuruckgesahren. — Ter Leaationsrath v Waldhausen, bisher in Tokio, ist zu der deutschen Botjchaft in Petersburg versetzt ivorde» und hat sich auf seinen neuen Posten begeben. — Dem -um Conslil der Bereinigten Staaten von Amerika in Breslau ernannte» Herrn Frederick Lpp ist das Exequatur Namens des Reichs ertheilt worden, ebenso dein zum üonsul der Bereinigten Staaten vo» Amerika in Magdeburg ernannte» Herrn Julius Mulh und Lei» zum Eonsul der Bereinigte» Staaten vo» Amerika iu Sonncberg (Herzoglhuni Lachjen-Mciningeu) ernannten Herrn D. I. Partello. — Die schon lange angekündigte Einberufung de- ColonialratheS ist, wie schon gestern gemeldet worden, erfolgt; er wird am l9. September zusainmciitrele», während er sich im vorige» Jahre Ende October versammelte. Bc- »icrkenSwcrth ist, daß derselbe im vorigen Jahre zwei Tagungen (im April und October) abbielt, in diesem Jahre aber nur einmal einbcrufcii worden ist. Dir Hauptaufgabe des ColonialratheS ist die Vorberalhung des EolonialetatS sür das nächste Iadr; auS seiner frühzeitigen Cmbcrusung jetzt läßt sich der Schluß ziehen, daß man mit Ausstellung des Etat- früher fertig geworden ist, al- vor einem Jahre. AuS seinen Beratbungen werden wir auch erfahren, wa- die Regierung sonst noch sür Pläne in Bezug aus die Eolonien bat, B. ob eine Vermehrung der Schutzlruppe in Ostasrika beabsichtigt ist, oder nicht, u. Ä. — Nach dem ß. 7 de- Invalidität-- und Alter-versiebe- rung-qeseye- kann der BundeSralb auch sür pensionSderechtigte Beamte anderer öffentlicher Verbände, als der Eommunal- verdände, dir Befreiung von der VersicherungS- pflicht sestseyen. Im Lause der Zeit hat der Bundelralh schon nicbrsach von dieser Ermächtigung Gebrauch gemacht. Neuerdings sind von der Invalidität-, und AttcrSvcrsicherungS- psticht die Beamten der Versicherungsanstalt Hessen-Nassau, der thüringischen Versicherungsanstalt zu Weimar uud der Schlesisch-Posenschcn BaugewcrkS-BerusSgenvssenschast befreit worden. — Der „Reick'-anzeiger" macht da« Ergcbniß der von den Vorständen der gewerblichen Beruf-genossenschaften und von den Aussühriingsbcdörden. sowie von den gewerb lichen Ardkitcrvertrrtern voraenommenen Wahl von vier nichtständigen Mitgliedern de- ReichS-Bcrsicherung-amt» nebst je 12 Stellvertretern derselben für die Mahlzeit vom 1. October 1893 dis 30. September 1897 bekannt. Gewählt wurden von den Arbeitgebern: Commerzienralb Kettner- Bcrlin (Spedition-- re BerufSgenossenschaft) mit 5 088 711 Stimmen und Baumeister Fetisch-Berlin (Nordöstliche Bau- gewerkberufSgenossenschafl) mit 1 955 105 Stimme», von den Arbeiintbmcr» Putzer Wilhelm Buchholz - Berlin mit 3 292 020 Stimmen und Hutmacder Karl Kampfer-Bam berg mit 3 017 208 Stimnien. Von den 12 Ersatzmännern sind nur einige Ardeilnedmer au» Sachsen und zwar Tischler Wilhelm Kriiger-DrcSken, Treber Franz Emil Riemann- Ebemnitz. Textilarbeiter Friedrich Anten Zickmann» Chemnitz und Häuer Carl Ernst Eidner-Oel-nitz i. Erzgeb.
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