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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.09.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930905011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893090501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893090501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-09
- Tag1893-09-05
- Monat1893-09
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>rO >1 W>,M Vez»gr^pr<rr H-pa^s»- Wk W «» «M. gÄtttelle» atz,«halt: »vilrljZdrlich^tL^O ?K z«i»alia«r tützllcher Znftell», t»s Ha^i-8 050. D«ch dt« Post bezöge» f»r D»tsthla»d »d Oefterrelch: vier»liLhrlich >» k.— Direct» täglich» Sre«zbaudf«»»»»> t»t LaslanL: «onallich ?H0. Morgen-Ausgabe. Dt, «»v»>»I«ad» erschein« ttglich '/»7 llh^ dt» >d»d-«»^«de Wochentag» d Udr. Ned«tt»» »ud Lr»editio»: 8. Di, Erpeditton ist Wochentngs „»«terbrvche» ^ffvt «, früh 8 dis «d»d« 7UW /iliile«: vtt» KR««'« Gsrtt». (Alfred -«Huld UtttversttLtsstraß« I, La«t» Lisch«. K^attnenstr. 1t, pari, «ad KSnigsdlatz 2» tipMer TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. «nzeigenPrei- die S gespaltme Petitzeile SV Psg. Ree kamen nnter dem Redacttonssttich <4 ge spalten) 50-g, vor d»a Familie» Nachrichten <6 gespalten) 40-4- Großer« Schrift,« l»»t »nirre» Preid- derzeichnitz Labellarifchrr »ad Zlffernsatz »ach HSHerem Tarif. Krtr« »Vrilagc» (gesalzt), a»r mit des »loraen. Ausgabe, oha, Postbefärdernaa SV—, mit Postbefördernng ^8 70.—» Annahmeschluß für Anzeigen; Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Autgabe: Nachmittags 4 Uhr. Soun- und Festtag» früh VF Uhr. Vei den Filialen und ttanabmesteste» j» «W halb« Stniid« früher. Anzeigen sind sle!» an dt» GrPrdttto» zu richte». Druck nnd Verlag von lk. Potz t» Leipzig. 452. Dienstag den 5. September 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Vermielhungen. Ja de» aachgenannten, der Stadtgemeinde gehörige» Grnnd- stückea sind folgende MirthrLume gegen viertel» bez. halbjährig« Kündigung anderweit »u vermiethen: 1) Netchsftrafze Nr. 7» BeschästslocalitSten in der I. Ltage. 2) Nudsergätzcheu Nr. 1 — ehe««lige» Sr««erh»»S —, der größte Theil der I. Ltage zu Bureau« oder Wohaungs» »wecken. 8) Maaazi«»«fse Nr. SS, eine kleine Wohnung i» der II. Ltage. «) «ittrrstraste Nr. S8 — «r«rgentz»Ie —, eia Lerkauss» aewölbe rechts neben dem Eingänge, b) vrLhl Nr. SV — Sa«ne«»etser — ». NiederlaasrLume im Hof», h eine große Wohnung in der IN. Etage. 8) PkterSstttnmea Nr. 1? — Erst«» Li«»e — ». ein Bertaufsgewülb« mit Zubehör, d. eine klein« Wohnung. 7) Nettzentzainer Strahl Nr. 120 t« LeiPzig-Thanderg. eine klein« Wohnung. 8) Aettzenhatner Ttrahe Nr. ISS t» Lethzig-Ttzanderg, ein« klein« Wohnung. v) Zweinaundarfer Straße Nr. 1 — ehe«al. «attzhau» t« LetZztg-Augrr-Lrattendarf —, eine Wohnung in der I. Ltage. 101 «urzrner Straße Nr. SS ln Leit>,i,-Neuse>lersaufen, eine kleine Wohnung. 11) tSemrindeamlSstratze Nr. S in Leipzig-Lindenau ». Riederlagsräume im Parterre rechrs, d. «ine kleine Wohnung in der M Ltage. 12) Lügen er Straße Nr. t» t« Letzt,«,» Linde«««, drei kleine Wohnungen. Die Wohnung unter S) ist vom 1. April künftigen Jahres «nd alle übrigen Miethraum, find vom 1. Oktober d. I. ab ,u ver- miethen Mielhgesuche werden aaf dem Rathhanfe, I. Ltag«, Zimmer Rr. 8 eutgrgengenommen. Leipzig, de» 26. April 1898. Der Nattz »er St«»t Lei»,«,. vr. Veorgi. Krumbiegel. Städtische Sparkasse »eletht SNerthpaptere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 22. August 1883. Dt« Sparcasfen-Tepulatia». LrennhoH-Auktion. Montag, de« LI.Septemdrr » 2»., sollen von R<rch«»itt«> s Uhr an im Korstreoier So««e»itz auf dam Mtttelwaldschlage in «bch. 17» ««. 27V Hausen eiche«»,. Nein g»«achtes trockene» Stocktzol» »nter den im Dermin näher bekannt zu gebende» Bedingung«» »nd gegen die übliche Anzahlung an Ort und Stell« meistbietend verkauf» »erden. Zusammenkunft: aus dem Holzfchlage im Streitbolj«, uuwttt der alten Wasserwerke an der Kaiserin Augusla^Ltraß« «nd dem Streitteich». Leipzig, am 30. August 1893. Te« Natt, Aorstdeputatia». Lekanntmachung, eine Abinder«u, de, Mrlve-Negnlatt»« detrrsfen». Die Besttmmungen in 8. 1b und 8- 17, Abs. 1 des Melde- Regulativs für die Stadt Leipzig vom 4. December 1890, nach welchen di« läng» als drei Tage t» hiesiger Stadt verweilenden Fremden einen Meldeschein zu lösen und hierfür «i»e Gebühr »an SO Vjg. zu entrichten haben, w«rden ««fgetzoda«, so daß fortan sür Fremde Meldeschein« überhaupt nicht mehr aiüuserttgen nnd und di« Au- und Abmeldungen derselbe» in ollen Fälle» ge bührenfrei erfolgen. Ferner wird di« Bestimmung in 8- 14 de« gedachten Melde- Regulativs, wonach di« An- und Abmeldungen der Meßfremdrn «ur beim Meldeamte Abth. II zu geschehen haben, dahin ob geändert, daß diese An- «nd Abmeldungen ebenso wie di« der übrigen Fremden sowohl beim Meldeamt Abth. U «l, auch in jeder der Polizeibezirkswachen erfolgen können. An den bestehenden Bestimmungen über di» Verpflicht««, zur Att- und Abmeldung der Fremden wird ebensowenig etwas ge- ändert, wie an den Vorschriften über die polizeilich« An- und Ab meldung der bleibenden Einwohner und der Dienstboten. Die vorstehenden abänderndeu Bestimmungen treten am 10. S«p trmber d. 2. in Wirksamkeit. Leipzig, am 81. August 1893. OL 32Ü0. Da« Poltzei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Diebstahls-Lekanntmachung. Llestohleu wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine goldene Nemontoir-Sabonetutzr mit goldenen Zeigern und anhängender silberner Kette mit rin« D«rner»ünz« am 19. vorigen Monat»; 2) eine »olde«, Va«zer»brke1te ohne Haken am 29. vorige» Monats; 3> et«e silbern« Ltzltnder - Nemont«ir«hr mit doppeltem Goldrand, Sekunde 28. und Schildchen auf der Rückseite am l. vorigen Monats; 4> eine Talmi-Halskette von kleinen ovale» Glieder», «ine seidene Schürze mit Perlen- und Spitzenbesatz »nd eine Hose von schwarzem Stoff im April dieses Jahre«; b) eine «»«silberne Arm««totrnhr mit goldenen Zeiw Fabriknummer 321569 und »„hängender langgliedriger Nickel« mit Veorgsmünze am 3. d. Mts.; 6) ein« kleine silberne Ltzlindenrhr mit Goldrand, Secuud«, Schildchen aus der Rückseite und kurzer Nickrlkette mit Quaste am 2. d. Mt».; 7) et» Ne,enschirm mit kugelförmigem Knochengriff, »in Regen schirm mit gebogenem Elfenbeingriff und «in Gpazierstock von braunem Rohr mit gebogenem Llsenbeingriff und zeichnung „6. Idllmmier" am 22. vorig,» Monats; 8) et« Frack von schwarzem Kammgarn, ziemlich neu, mit schwarzem Futter und Stoffhenkel und »in «ener Frack schwarzem Luch mit Stoffhenkel am Sö. vorige» Monats. Etwaig« Wahrnehmung«» über den Verblieb der gestahlen«, GeacnsiLnve oder über den Dhäter sind »ngastnmt btt unserer Lriminal-Abttzeiluna zur Anzeige zu bringen. 4. September 1893 i»rn eite Leipzig, am ieptrmber Da» Valtzetamt der Stadt Leipzig Bretschneider. Ml. Erstattet«» Anzeige zusalge ist die hteramt« am 10, Februar b. I für Frau Amalie Dherrfe vrr». Schneider in ' --Legs itimaltontkart« abhanden Leipzig-Linden», ansg^tellte Gewerbe-! gekommen. Zur verhütt», von Mißbrauch wird dies« Kart« hiermit für aagtlttg erklärt. Leipzig, am 80. August 1883. Sa« Oaltzri«»» dnt Stadt Leipzta. iv. su». S,»N«,,«d»r Steuer-Zuschlag zur Deckung -es Aufwandes der Handelskammer. Dt« Handelskammer hat beschlossen, zur Deckung ihres Ver- waltnngs-Aufwande«, einschließlich de- Aufwandes der Börse, von denjenigen Ka«fle«tkN und Fabrikanten ihres Bezirks (Stadt und Amtshauptmaiinschasl Leipzig), welche in Spalte ck de» Ltn- kommensteuer - Katasters (Einkommen au- Handel, Gewerbe rc.) mit mehr als 1900 eingeschavt sind, für das laufende Jahr einen Steuer-Zuschlag pa« vier Pfennig auf jede Mark desjenigen Steuersätze-, welcher nach der in 12 des Einkommensteuer- Gesetzes enthaltenen Scala auf das in Spalte ck des Einkommen- teuer - Katasters eingestellt« Einkommen jedes Beltragspflichttgen entsallen würde, mit dem aus den SV. September d. 2- an- lebenden Hcbetermin erheben zu lassen, und es wird dieser Zuschlag hiermit ausgeschrieben. Leipzig, den 21. August 1893. Der Vorsitzende der Ha«»rl«k«»wer. In Stellv.: Paul Bassenge, vr. Gensel, E. Lekanntmachung. A. L 10. - 10. Für die Annen der Johannes-Parochi« hat Herr Friedensrichter Sridktnan« 88 und zwar Sühne in Sachen A. A. H. '/. C. H. H. « P. B. v. ?. V- «- G- Sch. '/. «. «. Do. «. S. H- H- V- «h- H- ' H. '/. P. N 10. ». S, I. an den Unterzeichneten abgeliesert, worüber hiermit dankend quittirt wird. Leipzig, am 4. September 1893. Pastor Tr,«,sch«l. Die tlolhlage der englischen Landwirthschast. ?. London, 2. September. Der soeben auSgegebene amtliche Bericht über die Acker- lauverhLltnissr des Jahre« 1893 im Bereinigten Königreich, beruhend auf Erhebungen vom b. Juoi dieses Jahre«, zeigt einen ferneren Rückgang in der Ausdehnung der mit Brod' stoifen bestellten Ackerfläche wie des Viehbestandes, eine riick> läufige Bewegung, die schon seit Jahrzehnten anl'äl». In Folge dieses vvlkswirthschastlich so bedauerlichen Zustandes ist vor Kurze», eine königliche Kommission mit weitgehenden Vollmachten ernannt worden, die, wie Gladstonc in der vergangenen Woche auf eine Anfrage im Unterlaufe er klärte, „die in Großbritannien herrschende landwirthschafl- liche Depression untersuchen und fcststellk» soll, ob diesem Uebelstand durch Maßregeln der Gesetzgebung oder sonstwie abaeholfen werden könnte". ES ist nicht zu erwarten, daß diese Commission wirksamer sein werde, als ihre Borgänger, denn dir Ursachen sür da- Darniederliegrn der Landwirlb- schaft sind zum großen Tbeil inlernationaler Natur und bekanntlich keineswegs auf England allein beschränkt. Doch hal da« Uebrl hier einen höheren Grad erreicht, als ander wärts. England erzeugte 1892 bei einer Gesammternlc von etwa 170 Mill. Hektoliter (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Kartoffeln) nur 22 Mill. Hekt. Brodstoffr, Deutschland unter 473'/» Mill. 3S»/, Mill. Hekt. Weizen und 65',« Mill. Hekt. Roggen (214>/, Mill. Hekt. Kartoffeln gegen 66 in Großbritannien), während sich die Einwohnerzahl der beiden Länder etwa wie 4 zu 5 verhält. Bor zwanzig Jahren war die mit Weizen bestellte Fläche in England säst doppelt so groß, wie in diesem Jahre, während der Gerstenbau in viel geringerem Maße zurück gegangen ist und Hafer sogar jetzt eine etwas größere Fläche als damals beansprucht. Das Traurigste sür den englische» Landwirts ist aber der ungeheuere Rückgang der Preise seit jener Zeit. Im Jahre 1873 galt ein englisches Viertel (Quarter — etwas weniger als 3 l»I) 6l .< beule werden aber nur 25—26 >ckl dafür bezahlt. Der Preis der Gerste sank in derselben Zeit von 45 aus 26—27 Am besten bat sich vergleichsweise noch Hafer gehalten, indem ein Viertel vor zwanzig Jahren ungefähr 26 -ckl brachte und jetzt sür 18—19 verlaust wird. Dieser kolossale Preissall ist bekanntlich in der Hauptsache eine Folge tcS ansländischen Wettbewerbes, besonders seitens der Bereinigten Staaten Nordamerikas, abgesehen von dem Mangel jeglichen Schutzzoll«. Auch ist der Trost für englische Patrioten, daß ein großer Tbeil des Ackerlandes in Wiesen- und Weideland umgeschaffen und damit die verlorenen Werlhe durch größeren Viehbestand ersetzt seien, hinsällig, denn wenn sich auch »n den letzten Jahrzehnten die Zahl de» Hornvieh» etwas ver mehrt bat, so ist dafür der Bestand an Schafen sehr be deutend zurückgeganaen bei immer steilerer Tendenz »ach ab wärts, und a»ch die Zahl der anderen Nutztkierc bat ab- aenommen. England nimmt in der Thal in Bezug auf den Procentsaß der Bodenfläche, soweit sie zu Wiesen und Weiden benutzt wird, unter allen civilisirten Staaten den erste» Rang ein, wie es auch seinem Klima angemessen ist, indem über r-z des gesammten Areals diesem Zwecke dienen, während in Deutschland beispielsweise nur etwa de» Boden« den Wirsen zufällt. Trotzdem übrrtrifft da» letztere Land Groß britannien und Irland nicht unbedeutend in der Kopfzahl der Rinder, Pferde und Schweine, und nur in Bezug aus Schafzucht steht Deutschland zurück. Es bleibt nur die Annahme übrig, daß ein großer Tbeil de» englischen Ackerlandes gänzlich unproductiv (der Walk bestand ist ganz unbeträchtlich und kommt gar nicht in Be tracht) geworden «st. Man muß bier auch di« nicht un- detzeutenv« Einbuße an nutzbarem Lande durH Ausbau der Eisenbahnen, Canäle, Ausdehnung der Städte und in dustriellen Anlagen berücksichtigen, insbesondere aber die E,n- richsuug zahlreicher ausgedehnter Parkanlagen. So sinken wir denn auch wirklich den unproducliven Bode», der aller dings auch di« Eeen und Moore Irlands und die öden Hochebenen Schottlands »inschließt, für l887 aus über ein Drittel der ganzen Bodenftäch« angegeben, «in Pracentsay. der «ur noch von Griechenland, Portugal, Finnland, Schwer«,, Norwegen üdettrvffrn wird l,n Deutfchlaue war ver gleichsweise 1883 nur ' i, des Gesammtareals unproductiv). Auw die Bicd- und Fleischprrise sind durch ausländischen Wettbewerb beeinflußt, Amerila allein sendet jeden Bedarf von lebendem Bicb und von Fleisch. Die Gesamml- bevölkerung bat so billigere und reichlichere Nahrung, aber das ist ein kalter Trost sür den englischen Ackerbauer und Viehzüchter. Großbritannien wird in Folge der quantitativ so geringen Ernte dieses Jahr einen noch bedeutenderen auswärtigen Zu schuß brauchen, als sonst. Der Bedarf an Weizen betaust sich nach zuverlässigen Schätzungen auf über 80 Millionen Hektoliter Die einheimische Produclion wird vorau-sichllich nicht viel mehr als etwa 13 Millionen ergeben, das heißt nicht einmal einSechstcl des »ölbigcn Quantums. Daß dieser Betrag mit Leichtigkeit ans dem Weltmarkt ge deckt werden kann, ist außer Zweifel. Biele Länder welt- eisern mit einander, die englische Nachfrage zu befriedige». Der englische Landmann hofft nebenbei die- Jahr auf eine PreiSerböhung und bessere Berwerlhung seiner qualitativ vorzüglichen Ernte, da Frankreich Heuer weit mehr Weizen importiren muß als voriges Jahr und bereit- jetzt auch »ach Deutschland gewaltige Massen amerikanischen Getreides bestellt sind. Bedenklich konnte freilich diese Sachlage im Falle eines Kriege- werden, und die enalischen Staatsmänner wurden gut lhun, für frühzeitige Aufspeicherung geiiiigcndcr Massen von Brodftoffen zu sorge». Die Bedrohung der Zufuhr, die Aushungerung de« übervölkerten Lande- könnte eine Waffe in den Händen eines secmächtisten Gegners AldionS werden, wie sie gewaltiger nicht gewünscht werden könnte. Zum Mindesten würde ein so großer Dheil der enalischen KriegSflotlc zur Sicherung der Getreide- und Mehl- lieserungen in Anspruch genommen werden, daß an einen ausreichenden Schutz der einheimischen Küste», geschweige den» a» Berlheidigung der Colouien und gleichzeitige Beherrschuna der offenen See nicht gedacht werten köiinlc. Noch hat England keinen Krieb unter den geschilderten schwierigen Verhältnissen geführt. Die Probe steht noch au-; aber allem Anscheine nach wird die geringe eibene Erzeugung von Brvdstvfscn eine schwere Gefahr für da- kriegführende England bedeuten, noch bedenklicher als die gleichfalls hier mehr und in höherem Grade drohende industrielle Krisis und die Arbeitslosigkeit von Millionen von Arbeitern. Diese Er wägung drängt sich jetzt mit besonderer Gewalt auf bei der sich immer mrbr zuspitzenden Rivalität mit Frankreich, dessen bcrauSsorderndcS Borgeben einen baldigen Zusammenstoß sehr wabrsäiciiilicl, mawt. Englands insulare Lage war bis her seine bette Schutzwaffe, mochte sich aber nun aus dem erwähnten Grunde als zweischneidige Waffe erweisen. Frank reich ist im Vergleich dazu in ungleich günstigerer Lage Die Ausdehnung seiner Ackerfläche und der Ertrag seiner Felder an Brodstoffen ist mehrere Male so groß, als die Ackerfläche in Großbritannien nnd der Betrag der englischen Ernte, und bei der jetzigen politischen Constellation würde die Versorgung Frankreichs mit russischem Getreide, sei eS auf dem Nord- Qstseewege, sei e» durch da« Miltelmeer, leichter fallen, als di« Zufuhr de» ungeheuren englischen Bedarfs von Indien oder Amerika her. Deutsches Reich. * Lespzt«. 4. September Der socialdemokratische „Vor wärt»" nennt in seiner Nummer vom 3. September 1893 die Sedanseier einen „Wurm, der nicht sterben kann", ein Fest, sür da- „nur die A n b eter deSMolochS nnd der Blut- und Eisenpolitik begeistert sind — soweit überhaupt bei solchen Leuten von Begeisterung die Rede sein kann —", »ein Fest, nicht de» Volkes, sondern der Volksfeinde", „ein Fest der Barbarei und der Knechtschaft", ein Fest, das ,auf eine Stufe zu stellen mit Jahrmärkten, Messe» und sonstigem Juchhe-Rummel". Jnwenige» Wollendes Schimpfen- und Höhnen- genug. Wierichlizmuß aberdochder Gedankeeuier Frier de- ScdanlagcS sein! Beglcilel doch derselbe „Vorwärts" »> seiner Nummer vom 27. August >893 eine Wiedergabe de- „albernen Zeuge-, da- die bürgerliche Presse über Len letzte» — Züricher — Congreß ;»sau»»c»geschriebe» hal", »»t dem Satze: „Das Schimpfen und Höhnen der Gegner ist slelS nur Quittung de« Erfolges." U Vcrltu, 4. September. Tie Novelle z»m Kranken versicheruiigSgcsetz, die am I. Januar d. I. i» Krast getreten ist, enthält auch einige Bestimmunge». welche sich aus die Unsallvcrsich erring mit beziehen. Darunter ist diejenige wohl die wichtigste, die den Ber»sögenosse»schaste» gestattet, auch vor dem Ablauf der 13. Woche nach dem Eintritt eines Unfalles das Heilverfahren, nalürlich au ihre Kosten, zu übernehmen. Krankcncasscir „nd Beruss- genossciischastcn baden den erkrankten Arbeitern gegenüber nicht da« gjciche Interesse. Die Krankencasse siehl nur daraus, daß derArbciler möglichst bald wieder bergcslclll wird, während der Berussgenossenschaft daran liegen ninß. die Heilung so bewirkt zu sehe», daß der von der Unfallversicherung wieder hergestellle Arbeiter eine möglichst große Erwerböiähigkcit wikdererlangt. Und daü Jnleicsse der Bcr»sSge,iosic>ijchast 'ällt hier mit dem des Arbeiters genau zusammen Man ollle aus den erste» Blick a»»eh»ie», daß die Ber»ssgc»vsseri- chaste» sich zur Uebernahme der Kosten des Heilverfahrens zu drängen keine Veranlassung hätten, jedoch darf man nichl anßer Acht lassen, daß die Koste» des Heilverfahren- »ur einmalige, die der Rcule» aber, die sich in, Verhallniß zu der Verringerung der ErwerbSsähigkcil der Bersichrrlen steigern, dauernde sink. Ten Berussgenossenschaslen kam dc-balb auch die neue Bestimmung des Krankeover sicherunaSgesetzeS sehr erwünscht. Wenn sie ansänglich da von nicht de» gehofften Gebrauch machen konnlen, so lag dies zum größien Theiie an den Collisioncn, welche» di« Kranlencasskilärzte mit den VerlraueiiSärzlcn der Berus» genossenschaften bei de», neuen Verfahren cnlgcgenziigehe resürckleleu Wir habe» hierauf im Anfänge d«S lausende» Jahres aufmerkiam gemaiht. Mil der Zeit ist jedoch kiese Furcht geschwunden, denn wie der nunmehr erschienene Bericht über den diesjährigen BerusSgcnosscuschaslstag bervcrhebt, sind Differenzen zwischen den Heiden Berzlegruppen säst gar nicht vorgekommen. Es läßt sich demnach die Erwartung aussprechen, daß nunmehr von der in Rede stehenden Be- iiiilmung de» Krankcnvcrsiit'erunzsgesetzes zum Besten der Arbeiter nicht minder wie zum Vortbeil der Krankencasscn und BerusSgenossenschasten der ausgiebigste Gebrauch gemacht werden wirk. * vertt«, 4. September. In jedem Somnirr taucht irgendwo die Nachricht aus, der Prinz-Regent Luitp old von Bayern wolle sich dem Wunsche, daß er an Stelle de« uu- beilbarcn kranken Königs Qtto den Thron besteige, nicht mehr länger enlgcgciisteUcn, eö werde daher der demnächst usammeiitrelciide Landtag sich mit einer Verfassungs- nderung beschäftigen, und ebenso regelmäßig wird jeder derartige Plan von München aus dcmentirt. In diesem Jahre war cs der „Pester Lloyd", der die so oft schon ver breitete Kunde in einem lange» Artikel wiederholte, und wie iminer nahm auch ein Tbeil Ver deutschen Presse Notiz von der Mitlheitling. Prompt erfolgte daun aum das Dementi auS München. Da ist cS vielleicht an der Zeit, wieder einmal darauf hinzuwcisen, daß eine Thronbesteigung des Prinzen Luitpold oder seines ältesten Sohne», so lange König Otto lebt, durch die Bestimmunge» der bayerische» Verfassung nahezu unmög lich gemacht ist. ES ist wenigstens nicht ersichtlich, wie eine Aenderung dcö gcgenwärligen Zustandes ans dem Wege einer Versassnngsändcrung hcrbeigesübrt werden soll. Vielleicht wäre eS möglich gewesen, bei Lebzeiten des Königs Ludwig eine Bestimmung zu treffen, die den schon damals als un heilbar geisteskrank crkaniilen Prinzen Qtto von der Erb- olgc au-geschlosscii haben würde. Dazu wäre aber elbstverständlich die Zustimmung des König« Ludwig nölhig gewesen, und diese wäre bei dem Geistes zustände, in dem sich der König selbst befand, gewiß nicht z« erlangen gewesen. Die jetzigen Verhältnisse sind allerdings,' wie die „Magkcb. Zig." bemerkt, sehr unerquicklich, da die bayerische Verfassung verschreibt, daß alle erledigten Aemter, niit Ausnahme der „Justizstcllcn", während der RrichS- vcrwcsiing nur provisorisch besetzt Werken können und der Reichsvcrweser keine „neuen Aeniter rinsühren" darf. Wört lich kann die Versassungsbestimmung natürlich nicht durch» zesührt werde», cS ist aber mit einer geordneten Verwaltung auin verträglich, daß sie überhaupt beilekl, zumal angcsichlS de« Umstande-, daß König Otto noch viele Jahre, vielleicht länger als der jetzige Reich-Verweser, lebe» lann. 1'. vrrliu, 4 September. (Telegramm.) Dem „RcichS- anzeiger" zufolge brachte der Kaiser bei der Parabctasel in Cobtenz folgenden Trinkspruch au«: „Sc. Majestät der König von Italien baten in aller Waffenbrüderschaft die Gnade gehabt, Seinen Sobn, teil Kronprinzen, zu u»S zu enden, damit er einige Zeit unter uns weile. Indem Ich Meine lebhafte Freude hierüber, sowie Meinen innigsten Dank aussprcche, trinke Ich ans das Wohl des Königs und des Kronprinzen von Italien, sowie der unS befreun deten italienische» Armee." Der Kronprinz aiilworlele in italienischer Sprache: „Ich danke Ew. Majestät für die vielen freundliche» Beweise und dir Ausdrücke der LiebenS- würdigkcil gegen mich. Ich trinke auf da« Wobt dcö Kaisers, der Kaiserin und der kaiserlichen Familie und aus da» Wohl de» deutschen Heeres." Demnächst hielt der Kaiser eine Rete an die Generale. Er gedachte darin Kaiser Wilhelm s 1., Kaiser Friedrich s, der Kaiserin Augusta und Motlke'S, vor denen die letzten Kaisermanöver de» Corps staltgesiinden haben, und sprach seine volle Zu friedenheit mil den Leistlingen de» Corps, sowie seinen könig lichen Dank für die Arl und Weise o»S, wie die Generale das Vlll. Corps auSgebilret haben. Sie hätte» eö ver standen, der allen preußischen Tradition, die aus Jahrhunderte langen Erfahrungen beruhe, gerecht zu werten »nd da» CorpS auf der von dem Monarchen erwarteten Höhe zu erhalte». Sodann wandlc sich der Kaiser an die Officiere de- Augusta-Ne gi»ieil tS, das nach 33 Jahren von Coblcnz scheide, acdachee der regen Tbeilnahnic der Kaiserin Augusta au den Schicksale» des Regiment- und ries diesem ein Will kommen an- der neuen Heimalh z». Unter dem wiederholten Ausdruck seiner Zufriedenheit mit den Leistungen tcS ArmeecorpS lrank der Kaiser mit einem dreifachen Hurrah aus da- Wohl de- CorpS. Berlin, 4. September. (Telegramm.) In einem Commcniar zu de» Kaisertagkii i» Metz sagt die „Vossische Ztg." u.A.: 'Man dürfe nicht so oplimislisch lein, z» glauben, daß die Begeisterung, mit welcher Kaiser Wilhelm i» Metz empfange» wnrdc, überall eine gleich echte gewesen sei. Ma» dürse »>chl cnvarten, daß Elsaß Lothringen Keule schon wahr haft deutsch sühle Tretzvcm bedeute der jetzige Zustand eine» bedeutcuben Fortschritt gegen früher und cS werde der uiiansgcsctzten Arbeit von deulscher Seile sicherlich gelingen, die beiden Provinzen auch innerlich unlösbar »ul dein D eutschc» Reiche zu verbinden. oo Berlin, 4 September. (Telegramm.) Der Kauf mann Karl Paasch ist gestern Morgen 8>» llhr im hiesige» Westenkbotei durch zwei Beamte der politische» Polizei von Neuem verkästet »nd nach dem Polizeigesängniß gekrackt worden. Dort rrsvlglc sodann eine Unlersuchuna seine« Gcisteszttstanrcs n»o seine Uebersührung »ach der Irren anstalt in Dalldorf. — Der „Magdeb. Ztg." wird von hier geschrieben: „In der Frage der Wiedereinführung der Berufung im Straf- proreß ist anscheinrnv eine Entscheidung der maßgeben den Stelle» so bald noch nickt zu erwarte». Nock immer sind Freunde wie Gegner i» gleicher Zahl vorhanden, ob- scho» verlautet, daß die eingesorkerte» Gutachten sich in der Mehrzahl sür die Wiedereinfuhr»»^ auSsprache». Nicht mierhedliche Schwierigkeiten »lacken die Kostenfrage und manche Puncte der Organisation. Zweifellos wird man sich zu einer erbeblichen Vermehrung teS RichterpcrsonalS entschließen müssen Es heißt, baß der neue Slaal-secrrtair im Reich-.Jnstizaml sich mit besonderer Thestnabme dieser Angelegenheit zuwentet." " rS>tt»clms»a»eu. 1 September. (Telegramm.) Die Manövers!olle, au- .56 Schiffen bestehend, ist heute früh »ach der Nordsee abgekämpft. " NOlstzaufrii, 4. Septembrr. (Telegramm.) Nach einer Meldung de» „Nordhauser Courier" ist die Fürstin Auguste zu L t ol b e r g - S tolb e r g heule früh b>4 Uhr in Norderney sanft entschlafen. ,. ^ , . MW»-* /
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