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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.09.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930905029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893090502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893090502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-09
- Tag1893-09-05
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April 1894 ab aus 6 Jahre unter den im Termin bekannt zu machenden Bedingungen licilotionsweise verpachtet werde». Pachtlustige, welche über ihre zeitherige Beschönigung und Führung, sowie über ihre Vcrmögensvcrhältriisse glaubhaften Nach, weis beizubringen haben, werden ondurch geladen, sich am gedachten Tage rechtzeitig an hiesiger Rathsstellc einsinden zu wollen. Die Pachtbedingungen liegen vor dem Tennine in hiesiger Rathsezpedition aus, werden auch aus verlangen gegen Einsendung von 60 ^ abschriftlich mitgetheilt. Pegau, den 29. Juli 1893. Ter Stadtrath. Heyd« mann, Bürgermeister. Dienstag den 5. September 1893. 87. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, 5. September. Am 15. September beginnen zwischen deutschen und russischen Unterhändlern die Verhandlungen, welche zum Zwecke haben, den LollkrtcgSzustand in einen normalen überzuleiten. Die gegenwärtigen Leiter de« deutschen Reiche« haben zwar noch keine Friedensverbandlungen zu führen gehabt, da eS aber sogar in milrbairischen Lehrbüchern steht, so werden sic wissen, daß am grünen Tisch immer Derjenige der Stärkere ist. der zur Zeit der Verhandlungen der Stärkere im Felde ist. Es ist demnach die Nächstliegende Wicht, die zollkriegerische Position Deutschlands bis zur Mitte des MonatS noch günstiger zu gestalten, als sie äugen blicklich ist. An dem Felde für eine dahin abzielende Wirk samkeit fehlt eS nicht. Die Regierung hat dieser Tage wiederholt in der „Nordd. Allg. Ztg." den Beweis führen lassen, daß Deutschland weder unter normalen, noch unter außergewöhnlichen Welternteergebniffcn der russischen Getreide einfuhr zu seiner Ernährung bedarf. So unwiderleglich dieser Satz ist, so wenig praktische Bedeutung hat er für unsere Zollkriegsckanceo, wenn russisches Getreide thatsächlich in Deutschland Einaana findet, oder wenn durch illoyale Machenschaften den Nachbarländern der Ersatz ihrer eigenen nach Deutschland gebrachten Erzeugnisse durch russische Pro ducte erleichtert wird. Beides ist zu befürchten. In Oester reich leistet man offenbar nicht nur der russischen Einfuhr, sondern auch der russischen Durchfuhr Vorschub. Die öster reichische Staatsbahnverwaltung hat dem russischen Getreide die Umschlagsgebühr erlassen und sic hat ihm zweifellos Fracht ermäßigungcn gewährt. Die Ableugnung dieser letzteren Thal sache ist — recht charakteristisch für die ausschweifende handelspolitische Friedensliebe der deutschen Regierung — von deutschosficiöscr Seite erfolgt, aber die Tbatsache besteht nichtsdestoweniger. Freilich, die Frachtermäßigungen sollen sich nur auf „wirkliche" DurchgangSwaarc, „die auf langen Bahnstrecken nach Italien, der Schweiz und Frankreich geht." beziehen. Das „wirklich" liefert den ebenso er freulichen wie überraschenden Beweis, daß dem betreffenden Publicisten im auswärtigen Amte die Ahnung ausgedäinincrt ein muß, daß in der internationalen Handelspolitik nicht jene Harmlosigkeit und nicht jenes gegenseitige Vertrauen Voraussetzung ist, mit dem sich Gentlemen zu einen, ,.jeu" niederlassen. Man weiß bereits, daß ein scheinbarer Durchgangsverkehr zwischen Rußland und nichlteutschen Ländern denkbar, d. h. eine Anwendung der er mäßigten österreichischen Frachtsätze aus nach Deutschland bestimmte Waare möglich ist. Früchte scheint aber Liese neu aufgcblühtc Rcgicruiiaöwiffcnschast nicht gebracht zu haben. Schon vor längerer Zeit hieß eS zwar, „man ginge damit um", den Eonsulaten Zollbeamte beizuordnen, weiche eine orgfältige Untersuchung dcS Ursprungs des nach Deutschland cingesührtcn Getreides wahrnehmen sollen. Daß der Ge danke zur Thal geworden, bat man nicht gehört. Jeden falls sind die vorhandenen Vorschriften über die Beschaffung des UrsprungSnachwciscS nicht vervollkommnet und die ganz fehlende» über den UrsprungönachweiS für Mehl nicht erlassen worden. ES dürfte durch diese Unterlassung die von dem erwähnten Ofsiciösen gerühmte österreichische „Loyalität und Freundnachbarlichkeit" denn doch auf eine zu barte Probe gestellt worden sein Zu einer sentimentalen Auffassung der Politik der östcrreichifchcn StaatSbahnkirection liegt aber kein Beweggrund vor. Gerade weil wir mit Oesterreich in einem ZollvertragSvcrkältniß sieben, hat die Regierung dieses Landes die Pflicht, in dem Streite Deutschlands mit einem anderen Staate nickit die Partei dcS Gegners zu nehmen. Wir können jedenfalls von unscrm HandelSbundeS- genossen strikte Neutralität fordern. Liefert er aber der andern KriegSpartc, Waffe», so drängen Vernunft und Gerechtigkeitsgefühl zu der Frage, ob damit die Verträge nicht gebrochen seien. Mebr noch als mit den Wahlen, die für die gemäßigten Republikaner auch am letzten Sonntag, wie bereits gemeldet, äußerst günstig ausgefallen sind, beschäftige» sich jetzt i» ganz Frankreich und vor Allem natürlich in Paris die Geister mit dem nun endlich zuverlässig bevorstehenden Eintreffen eines russischen Geschwaders in Toulon, welches Geschwader dazu bestimmt ist, den Besuch dcS französischen Ge schwaders in Kronstadt zu erwidern. DaS Blatt „Paris" erläßt bereits einen Aufruf an die Zeitungen aller Parteien, bei Gelegenheit dcS Besuchs der russischen Marine- vsficiere in Paris eine große Kundgebung zu veranstalten, und lädt alle ZeitnngSdircctoren zu einer am Donnerstag im „Grand Hotel" statlfindendcn vorbereitenden Versammlung ein. Wir gönnen den Franzosen diese kleine Freude. Am 23. Juli 1891 hatte das Geschwader des Admirals Gervais auf der Rhede von Kronstadt Anker geworfen, am l3. September >893, fast 26 Monate später, wird ein rus sische? Geschwader unter dein Oberbefehl dcS Admirals Avclane in Toulon cintresfen! Man kann nicht eben sagen, daß Rußland sich mit der Erwiderung dcS Krviistädtcr Flollen- bcsuchS beeilt habe, aber in Frankreich wird man sich un schwer hierüber hinwegsetzen und sich nencrdingS in die nachgerade etwas verblaßte Russenbegeisterung von l89l hineinjubeln. Selbst der Umstand, daß wider Erwarten nicht der russische Großadmiral, Großfürst Alexis, das Gegcn- besuchSgeschwader führen wird, dürfte den politischen Ver zückungen der Franzosen keinen Eintrag thun. Sie sind — Rußland gegenüber — bescheiden geworden, die Republikaner an der Seine, Loire und Rhone, sie ziehen die rothe Mütze bis zur Erde vor der moskowitische» Knute, mag sie nun ein Sprosse dcS Zarcnhauscs höchstselbst oder nur einer seiner Diener symbolisch knallen lassen. Die Gcnugtbuung über die endlich erfolgte amtliche Ankündigung dcS russischen Besuchs in Toulon — von Brest mußte wegen der Ebvlera Abstand genommen werden — ist um so größer, als sie mit wettSblatt. der „F.gar°"u,>sftdcn. gbesuch der Herr,, Russen eine ungeheure politilchc - <^mu g „-wärtiaenden De tscbland wird mau u.dcß weder den z 0-4-- - r.-"!!-' Gedanken unserer Nachbar» »> West uud Ost b,S zu Lyalcii denn doch »och ein weiter Weg ist. Durch di- Blätter istH-r Tage -m- Nachricht °u- Rom dcS Inhalt? gegangen, daß k'e Lard, ale Gilt . Vaugban und auch wobl LedocbowSki in ^ 4 candidate» getreten seien. I" maßgebenkcu vanca 'cke. Kreise» wird indeß laut neueren Melkungen a>,S Rom d Gedanke, einen N.chtital.cncr aus ^n P-Aft -chkN ^Iu zu erwählen, weit von der Hand gewicfcn und Labe, betont da,, ein Papst anderer Nationalität den Machten, welche elw- Einsliiß auf das zukünftige Conclave haben durf tti. nickl genehm sein würde, schon auS dem ^runde. r er seinem Vaterland-, bczw. der Regierung Le,selben, durch sei» vorheriges Untcrlhanenverkäliiiiß^ Schwierigkeiten bereiten könnte, ^eit dem Jakrc l.523 «Hadriaii IV. vo» Uircchl) haben nur Italiener die Wurde des P.M'stcx ZInxmum bekleidet. Von den 263 Päpsten, die der päpstliche Staaiökalcnder überhaupt auszäbll, waren 106 Papst,. Römer, lOl Italiener und nur 56 srcmte.Uuterlctztcre» zählen wir nur drei Deutsche: Gregor V. ( «36 9.».Y, Leo lX. (1049—1054) und Stephan X. (1057 — 1058). I» den 18 Jahrhunderten seines Bestehens haben diese drei Deutschen also den päpstlichen Stuhl im Ganzen nur neun Jabre >»iie gehabt. Frankreich lieferte 12 Päpste, von denen die 7 letzten 65 Jahre bintcreinander die dreifache Krone trugen (>30^ biö 1370). Portugal und England sind mit je einem Papste ver treten, Johannes XXI. und Hadrian I V. zBreakspeare-. Spanien liescrtc zwei Päpste: die beiden Borgia, KalistuS II. und Alcrander VI. Wer hat nun die meisten Aussichten, den päpstlichen Stuhl nach dem Tode Leo s XIII. zu besteigen? Wer kan» das wissen! Schon öfter «nrd« Dwwv« der Kar dinal gewählt, von dem man eS am wenigsten erwartete Im Kreise der Eardinälc gelten noch immer RampoUa und Monaco La Valletta (dieser ist jedoch bereits 66 Jahre alt) als Eandidatc». NclicrdingS spricht man auch von Scrasino Vanutelli und in jüngster Zeit von Mala- gola, Erzbischof von Fermo. Malagola ist 1840 geboren und im Eoii>»'-z.oriu»i des Januars diese? Jakreö zum Ear- dinal creirt worden. Von anderen Eandidatcn ist äuge» blicklich nicht die Rede. Auch von Galimberti, dem früheren Nuntius von Wie», der einmal aus der Liste gestanden habe» soll, scheint nicht mehr die Rede zu sein- In den englischen Blättern wird jetzt wieder einmal bittere Klage geführt über de» verwahrlosten Zustand tcL englische» Heeres, und derartige Klage» verdienen um so mehr Beachtung, als sic sich keineswegs gegen bestimmte Per sönlichkeiten richten oder gar der AuSNuß blinde» PartcihasseS sind. Die Beförderung der höheren Ossicierc wird sogar von militairischen Fachmännern als ganz verrottet dargcstellt. Nur die vermögendsten Herren, und zwar meist von der Garde, werden zu den höheren und verantwortlichen Posten befördert, während Männer von Verdienst, die sich in Indien und anderwärts ausgezeichnet haben, sich aber dabei die Taschen nicht füllen konnten, über die Achsel angesehen und einfach übersprungen werden. Es hat m den betreffenden Kreisen viel böses Blut gemacht, daß kürz lich wieder ein Gardeofsicier an die Stelle deS zum Eommaudo in Aldershot beförderten Herzogs von Connaught getreten ist. Ferner wird auch heute noch den Nccrulcn vor ihrem Eintritt in öffentlichen Anschlägen Manches vorgespieaell, was nachher gar nicht so einlrifft. Man verspricht z. A. den blonden, bartlosen Jünglingen, die noch immer eine gewisse Scheu vor dem Kriczerstande hegen, 3 bis 1 Mark als wöchentliches Taschengeld, während that» äcblich ein Tbcil dieses Geldes für bloße Kost und Ver pflegung darauf geht. Dieses sind aber nur ein paar Neben sachen. Die Hauptklage ist die, daß das Land für die 360 Millionen Mark, die cs jährlich für seine Wehrkraft aufwcndet» spottwcnig zu sehen bekommt. In diesem Sinne schreibt der Artillerie Hauptmann Eallwcll im Fachblalle „United Service Magazine", und die raticalen Adcndbläktchen haben aus gerechnet, daß mehr als 80 vo» den 360 Millionen für Ruhe gehälter auSgegcbcii werden. Man bat viel Gerede gemacht von dem einen ArmeecorpS, daS in England in Kriegs bereitschaft gehalten werden soll. Aber weder der frühere Toryminislcr Stauhcpc, »och auch sein Nachfolger Campbell- Baniieriiiau wagen eS, die Verwirklichung dieses be scheidenen TrachicuS in nahe Aussicht zu stellen. Selbst für die 20 000 Mann, die seit Stanbopc'S Verwaltung besonders für die auswärtigen „kleinen" Kriege marschfertig gehalten werden, fehlt eS a» Pferden. Die zwei Armee corpS von Regulären, daS eine ArmeecorpS Miliz und gar erst die VoluntcerS, die ja auf dem Papier zusammen einige Hiiiiderttauscnd auSmachcli, sind kaum mit dem Noth- wciidigslc» auSgeslattct. Sie entbehren nicht nur jeder Ein richtung für eine regelmässige ärztliche Verpflegung, sondern sogar ibre MunitionScolonncn sind noch dürftiger, als selbst die de? TürleiihecreS. Während Rußland für je 39 000 Mann durchschiiitllich 108 Geschütze aufzumeisc» vermag, muß sich die englische Artillerie im dritten ArmeecorpS von etwa 30 000 Mann mit 72 Kanonen begnügen. Die Türkei rühmt sich, >356 Kanonen für den Feld- und GcbirgSLicnst zu besitze»; daS stolze Albion bat, wenn wir die indischen Regi- mciilcr cinschlicßcn, für feine berittene Feld- und Gebirgs artillerie deren »nr 660. Man kann nun leicht verstehen, warum da« Volk gern wissen möchte, wa» mit seine» 300 MitU»«^ jäh.Uch «mgefangm wird. Die Frage der Schiffbarmachung dcS Silta-Armes der Donau wird jetzt rnssischerscitS lebhafter als je ventilirt, und die Regierung hat auch bereits eine Eommission zur Prüfung dieser Frage eingesetzt, deren baldmoglichc Lösung im Sinne einer Vertiefung des Kilia-Ariueö auch ein Gut achten der Dircction der ^chwarzc-Mcer Donau-Dampfschiff- sahrt für »ncrläßlich hält. Die wirthschastliche Entwicke lung Neu BcssarabicuS, dem die russischen Donauhäfen Rein, Ismail, Kilia und Wilkow angeboren, befinde sich, wie c? in dem Gulacbtcn beißt, jetzt auf einer niedrigen Stufe, während dieses Gebiet berufen sei, Rußland mit den Balkan- slaalcn zu verbinden. Wenn Rußland sich einen freien . uud kurzen Weg in die Donau bahnen wollle, so müsse eS den i Kilia-Arm schiffbar mache». Abgesehen von der politischen 4 Bedeutung, die der Kilia Arm, als ein Rußland allein gehörender Weg in die Donau, für Rußland besitze, werde der Handel daraus erheblichen Nutzen ziehen. Das russische Ministerium hat aus Grund dieses Gutachtens die Eommission, wie bereits erwähnt, mit der Prüfung deö ganzen Plans und wenn möglich auch mit der Ausführung des Plans beauftragt. S> Feuilleton. Sein einziges Gut. Roman von B. Corony. (Fortsetzung.) No-dniS vcrbotn. Immer näher kam Rainer. Er war nach der nächsten Ortschaft hinübergesahren, um einen Getrcidcverkaus dort abzu- schließen und seinerseits einige Lbstplantazen zu erwerben. Das Geschäft wickelte sich viel schneller ab, als er gedacht batte, aber im Begriff, wieder den Wagen zu besteigen, mußte er die unangenehme Bemerkung machen, daß sein Pferd, welches unterwegs gestürzt war, lahmte. Er stellte eS daher in den Stall eines Grundbesitzers ein und trat, da er nicht länger verweilen wollte, die Heimkehr zu Fuß an. An weite Wande rungen gewöhnt und einen gewaltigen Knotenstock mit sich führend, der ibm zugleich als Stütze und Waffe diente, denn er brauchte nur den massiven Knopf abzusckrauben, um ein zweiseitig geschliffenes Dolchmesser in der Hand zu baden, dachte er kaum an die Möglichkeit einer drohenden Gefahr. Wie ein wilde?, zum Sprunge bereites Thier lauerte TobiaS. langsam bis dicht an den Rand des Weges schleichend. Ta kuackle ein dürrer Ast unter seinem Fuß und der ahnungslos Daherschreitende blieb plötzlich stehen, blickte sckars nach dem Dickicht und machte eine Bewegung, als wolle er die schützenden Zweige auSeinanderbicgen. Nun war eS zu spät, noch an die »elucht zu denke». Es galt einen Kampf auf Leben und Tod. Wild ausschreiend stürzte sich Tobias, zwischen den Tannen bcrvorbrechend, auf seinen Feind und umklammerte besten Hals mit beiden Händen. Rainer wollte den Angriff abwehren, glitt aber unter dem gewaltigen Anprall auf dem feuchten, unebenen Boden a»S und taumelte aus die Knie nieder. Ter Knotenstock entfiel ibni und wurde, ebe er ibn ausraffen konnte. Lurch einen heftigen Fußstoß des Landstreichers in die Tiese geschleudert. Der so plötzlich Ilebersallcne hörte seine einzige Waffe von Fels zu Fels anschlagen — immer dumpfer unk ferner. Jetzt war er nur mehr auf seine Riesenkräfte angewiesen Aber wie eiserne Klammern umschlossen die Finger deS Gegner- seine Kehle und drückten fester und fester, so daß er nur mühsam und röchelnd Alben, holen konnte. Funken drehten sich gleich seurigenRädern vor seinenAuzen, die daSEntsetzen weit ausgerisscn hatte; wie daS ferne Tosen eines Wasserfalle- klang eS ihm in die Ohren. Er fühlte, daß er nahe daran war, die Be- mnnung zu verlieren. Ta packte er mit der Kraft der Ver zweiflung des Mörders Arm und drehte ibn so heftig im Gelenk, daß TobiaS, einen dumpfen Schmerzensschrei auSstoßend, loS ließ, aber auch das Messer auS dcni Gürtel zog. Im selben Augenblick sprang Rainer empor und suchte ihm die gefährliche Waffe zu entwinden. Nach langer Gegenwehr und nachdem er einen Stich in die Schulter erhalten hatte, gelang es ihm auch; doch der Angreifer gab sich nicht überwunden, sondern führte vermittelst eines Brecheisens, daS er bei sich trug, wüthcnde und gewaltige Schläge, deren einer die Messer klinge traf und dicht'übcr dem Schaft abbrack. Immer wilder und erbitterter wurde der Kampf, Brust an Brust rangen die Gegner. Eine Wolke zog über Len Mond und in dem jetzt herrschenden Dunkel tönte daS von Schreien der Wuth »nd Verzweiflung unterbrochene Stampfen und Stöhnen noch schauerlicher durch de» Wald. „In dieHöll' mußt'! In die Höll'!" knirschte TobiaS. „Du elender, nichtsnutziger Bursche. Hab' ich « doch gedacht, daß Du cs warst und kein anderer, der den Loren; erstochen bat", keuchte Rainer, und schrie dann mit weithin gellender Stimme in die Nacht hinein: „Lsilse! — Hilfe! — Mörder!" Doch da war weit und breit Niemand, der de» Ruf gekört hätte; nur da- ferne Echo wiederholte spottend: „Hilfe! Hilfe! — Mörder!" ... Weiter spann sich der grausige Kampf. Mit fast über menschlicher Kraft hatte Rainer fetzt seinen Gegner umfaßt und hinderte ihn auf diese Weise, das Brecheisen zu gebrauchen. Die Finsterniß wich nun wieder einer fable» Dämmerung. Unter den stampfenden und gleitenden Füßen lösten sich Steine loS und rollten in die Tiefe. Wie «ine untrennbare Masse waren die beiden Männer sörmlich in einander ver schlungen, sich bin- und herzerrend und stoßend. Plötzlich er tönte laulcS Poltern und Kracken von zersplittertem Holz und ein gräßlicher, doppelter Aufschrei folgte. Die Ringenden waren mit aller Gewalt an daS morsche, balbzerbrochene Ge länder angeprallt und gestürzt. In diesem Augenblick surchd barster Gefahr hatte Nainer unwillkürlich seinen Feind loS gelaffen und mit beiden Armen einen lies in den Boden ein- gerammten, noch fest stehenden Pfabl umfaßt. Mit dem Ober körper aus dem Wege liegend, Halle er sich wobl wieder herausarbeiten können, aber TobiaS war tiefer geglitten und hielt ihn krampfhaft umklammert, fick mit den Füßen gegen einen schmalen Felsenvorsprung stemmend. Der Elende wußte, daß er verloren war, wenn er den Gegner, nun seine einzige Stütze, frei ließ. Eine entsetzliche, von Minute zu Minute chwercr werdende Last, hing er an Rainer, sich in dessen Kleider einbeißend und mit wildrollcnden, hluluiiterlaufenen Augen cmporsliercnd. Der Mond war jetzt wieder bcrvor- »etrelcn und beleuchtete grell den grauenhaften Borgang. Rainer fühlte, wie die Kräfte ihn verließen, wie seine bis zum Bersten angespannten Sekncn erlahmten — noch wenige Secunden und er mußte rettungslos i» den Abgrund hinab- aerissen werden. ES gab ja keine Möglichkeit, die furchtbare Bürde abznschütteln. — Da verbreitete sich plötzlich seltsame Starrheit über das von Todesangst verzerrte Gesicht dcS Tobias, der Kops sank schlaff zurück, die Arme lösten sich und der Körper dcS Raubmörders stürzte, an den Felsenriffen rer- schcllend, in die Tiefe.... Mühsam, wie an allen Gliedern gelähmt, kletterte Rainer, sich an dem Pfahl sesthaltcnd, wieder empor. Er war gerettet. In tiefen Zügen sog er die küklc Nachtlust ein und trocknete die nasse Stirn. Nock lag der AuSvruck deS Entsetzens auf seinem Antlitz, schwand aber bald, um der gewöhnlichen, finstern Entschlossenheit Platz zu machen. Ter soeben der gräßlichen Gefahr entronnene Mann wandertc nun mit raschen Schritten dem Dorfe zu, »m. che er »och den Edelhof betrat, Anzeige von dem Geschehenen zu erstatten. Die empfangene Stich wunde war unbedeutend. Er achtete ihrer kaum. 7. Eapitel. Der Morgen graute bereits, als Rainer im Dorfe an- angte und Len noch ,'cst schlafenden Gemeindevorsteher wecken ^ ^"leerte wahrheitsgetreu den ganzen Vorfall und beschrieb genau die Stelle, von welcher TobiaS abqestürzt war. hinzufiigend: „Ter »icbiswürd.ge Bursche bat nichts Bester« verdien,, aber aus die Life wird man auch e,n scharfe« Auge haben musten. Es unterliegt wobl keinem Zweifel, daß sie ihn verborgen gehalten und ibm dann sortgeholfcn hat Daraus darf man ,br im Grunde keinen Vorwurf machen we, er ihr Sohn war. Doch davon abgesehen, könnte ibr Viele« nachaewiesen werden, was nicht in der Ordnung ,st. ^ Lk'-btgttuhiakcit der Bauern und lockt ihnen da« Geld auS der Tasche. In dieser Hinsicht wäre eine strenge Ueberwackung nölhig." < v , Polizei wurde nach der IlnglückSsiätte gesandt. Der größte ^ie s'^an und man brachte nun ken Fr.edhof. Die Kräuterlise ^ Nack>r'-Kt vo« dem Tode ihre« TobncS mit stumpf r Gleichgiltigkeit aus. Vor den Amtsrichter geladen aab sie rn dem Flüchtling Unterstand gewährt zu haben. ' „Seine sNutter hat doch etwa- für ihn thun müssen", er widerte sic achsclzuckend; als sie aber eine scharfe Vermahnung hinsichtlich anderer Iliigchörigkciten bekam und erfuhr, wer dieselben zur Anzeige brachte, fuhr sie zornig aus und rief: „Ter Rainer sollte »ur lieber vor seiner eigenen Thür kehren. Er sülirt oft Reden, daß einem angst und bang wird. Wenn der Tobias schleckt war, so ist er'S hauptsächlich auS Noth »nd Elend geworden; aber aus dem Edclbos geht auch nicht Alles richtig z», und wenn dem Herrn von Hohenfels einmal waö IlebleS geschieht, so kann man leicht erralhen, wer schuld ist." Zur Ruhe verwiesen, entfernte sie sich schweigend, aber Rainer zählte von diesem Augenblick an eine erbitterte Feindin mehr, die sich eifrig bciiiüblc, die ungünstige Meinung, welche man ohnedies von ihm hegte, zu steigern. Hildegard war dem Vater entgegen geeilt und hatte seine Hände nut Küssen und Thränc» bedeckt. Sie glaubte ihm nicht genug Beweise ihrer kindlichen Zärtlichkeit geben zu können, und eS lag ibr schwer aus dem Herzen, daß sie ein wenn auch noch so »»schuldige- Geheimnis; vor ibm hatte. Sie wollte ibm dieses Unrecht gleichsam dadurch abbitten, daß sie auf hundert kleine Aufmerksamkeiten sann und eS sich nicht nehmen ließ, ihn zu pflegen »nd nach Kräfte» für seine Unter haltung zu sorgen ; denn so unbedeutend die Wunde auch war, so fesselte sie ibn doch einige Tage an daS HauS. Im Schloß hatte man da- Ereigniß ebenfalls eifrig be sprochen, ihm jedoch kein so nachhaltiges Interesse gewidmet. Walter von Scholle» weilte länger, als cS anfänglich seine Absicht gewesen. Die Bewunderung, welche ihm Konstanze einslößle, wuchs ron Stunde zu Slundc und wurde endlich zur innigen Liebe. Er war keine leidenschaftliche, excentrische Natur, rasch ausflaiiimcnd und ebenso rasch erkaltend. Wa« er erfaßte, daran hielt er mit wahrhaft seltener Beständigkeit fest. Freilich machte sein ganzes Wesen den Eindruck, als folge er stets nur kühler Ucberlegung und könne sich niemals von mächtig auswallender Empfindung, niemals von der Be geisterung des Augenblickes sortreigen lassen, und bi« zu einem gewissen Puncle wurde er hierin auch richtig bcurtbcilt. Er war kein Schwärmer und kein Enthusiast, sondern ein Mensch, der scharf prüfte und die Welt in ihrer wirkliche» Gestalt sah, der sich weder blenden ließ, noch geflissentlich über Mängel und Ui,Vollkommenheiten täuschen wollie. Schollen erkannte sekr wohl, daß Fräulein von Arnbeim Ekaraklcreigenschasten besaß, die sie an den Rand des Verderben« sübren konnten, ' daß ihre Wildheit und Herrschsucht, ihr siel« hervorbrecheodrr
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