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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.09.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930905029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893090502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893090502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-09
- Tag1893-09-05
- Monat1893-09
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S2S2 Der Zweck, dm Rußland mit dies« Maßregel verfolgt, ist leimt erkennbar. ES will seine Schifffahrt von der Cootrole der europäisckea Donau»Commission und Rumäniens befreien. Tie unmittelbare Veranlassung zu dem Projec-e der Schiffbarmachung de« Ailia-Armes hat auch ei« Conflict geliefert, den. wie unseren Lesern nock erinnerlich sein wird, ein russische- Handelsschiff mit dem an der Saliiia-Mündung befindlichen rumänischen Wacht» schiffe hatte. Während der vorjährige» Cholera-Epidemie >n Südrußland hatte Rumänien mit Zustimmung der Donau- Commission für russische Provenienzen an der Sulina eine Ouarantaänr errichtet. Ein russische» Handelsschiff wollte hie Lluarantaine brechen und wurde daran nur dadurch ge hindert. daß das rumänische Kriegsschiff da- Grscbützseuer gegen dasselbe eröffnete. In Petersburg war man über die Kühnheit Rumänien- sehr aufgebracht und der Zwischenfall rief einen lebhaften diplomatischen Schriftwechsel hervor. Nun will Rußland durch dir Ausbaggerung des Kilia-ArmeS seine Donauschifffahrt vor Wiederholung solcher Zwischenfälle bewahren und zugleich von jeder fremden Bevormundung befreien. Mr. Frank Thompson, ein alter südafrikanischer Colonist, der erst seit drei Jahren in England weilte und von allen Weißen die erste Landconcession durch Lo Bengula, den Herrscher der MatabeleS, erhielt, zwei Jahre in dessen Umgebung lebte und zehn Jahre lang als Vertreter der Interessen der Eingeborenen im Colonialdienste gestanden, hat, wie wir der „Times* entnehme», einem Vertreter von Reuter'« Agentur gegenüber sein Be dauern über da« Verhalten der englischen Regierung ausgesprochen, die der südafrikanischen Gesellschaft ein energische« Auftreten gegen Lo Bengula verwehrt. Dieser habe io den letzten Jahren mindesten- 10000 Maschona» jeglichen Alter« und Geschlecht« er mordet und fahre auch jetzt außerhalb de« Bereichs der Kanonen von Port Salisbury ohne jeden Zweifel damit fort Der Friede könne nur gesichert werben, wenn die Regierung dem Premierminister der Capcolonie und Haupte der süb afrikanischen Gesellschaft, Sir C RhobeS, freie Hand zum Ein schreiten gebe. Das letzte Mittel aber würde sein, wenn dieser 1500 Boeren über die Grenze ließe und ihnen im Maschona- und Matabele-Land freien Grund und Boden gewährte; diese würden rasch ein Ende mit den MatabeleS machen. Da« Miß trauen gegen die Boeren sei ein längst veralteter Standpiincl; ihre Interessen deckten sich mit denen der Engländer in Süd afrika. Lo Bengula selbst, gewitzigt durch Celewajo'S Schicksal, wünsche gewiß keinen Krieg gegen die Weißen, aber er könne seine Krieger nicht im Zaume halten. Man müsse 3000 Mann nach dem Maschona-Land schicken, um diese- von den MatabeleS zu säubern, während 3000 andere aus Buluwajo, die Residenz Lo Bengula'«, marschircn müßten. Die« werte weit weniger kosten, als eine dauernde Beschlltzung des Maschona-Laiide« gegen die Einfälle der MatabeleS, da eine solche viele Jahre lang fortgesetzt werden müßte, ehe sic Abhilfe brächte. Deutsches Reich. ^ Berlin, 4. September. Der „Vorwärts* hat in letzter Zeit wiederholt Veranlassung genommen, die Aus sichten der Socialdemokratie auf dem flachen Lande zu erörtern. Wenn baS Centralorgan der social- demokratiichcn Partei Deutschlands »n Stande wäre, statt bloßer Redensarten sichtbare Erfolge seiner Agitation aus dem Lande vor Augen zu führen, so würde es damit nicht gezögert habe»; so aber besteben seine Erörterungen lediglich in der gewöhnlichen Sammlung socialdemo irakischer Phrasen, die den Mangel an greifbaren That- sachcn nicht verbüllcn. Wir sind keineswegs geneigt, die von der Socialdemokratie drohenden Gefahren zu unterschätzen; wenn aber der „Vorwärts" seinen Genossen vvr- zureden sucht, das Land sei reis für de» Social>sm»s, so ist das noch mehr als eine der üblichen Uebertreibungen, mag auch die Socialdemokratie das Terrain genau recogiicScirt habe», das zn erobern sie sich anschickt. Jahrelang schon dauern die Beniühungen der Socialdemokraiic, aus dem flachen Lande festen Kuß zu fassen, doch sind alle ihre Bestrebungen an dem gesunden Sinne der Landbevöl kerung biSber gescheitert. Zu den Schwierigkeiten, welche sich einem weiteren Eiudringe» der Ideen des t'ocialen Umsturzes ans dem Lande entgegenstellen, zählt daS socialdemokratiscbe Blatt erstens di« geringere Coiicentratio» der Bevölkerung, so daß die Agitation auf dem Lande eine zehn Mal so große Arbeit erheische als in der Stadt, unk ferner den Umstand, daß der EapilalivmuS sich der Landbevölkerung nicht in der greifbare» Gestalt bar- und entgegcnstelle, wie dem städtischen Proletariat. Wjx begreifen vollständig den Schmerz de- „Vorwärts", daß die weniger dichte Bevölkerung auf de» Lanke dir rücksichtslose Anwendung de» Partei- terroriSinuS nicht gestattet; in den Städten allerdings hat man eS leichter, mit allerlei Mitteln des Zwange- und der Gewalt die Widerspenstigen zur socialdemokratischen Lehre zu bekehren und zu „überzeugung-treuen Genoffen* zu machen. Und bann scheint der Werth de« kleinen Eigenthum- auf dem Lande doch noch höher geschätzt zu werden, als die sociakistischen Agitatoren glauben machen wollen, sonst ständen sie nicht immer noch im Beginn ihrer Agitation. Di« größere Unaddäugigkeit und Selbstständigkeit, die Liede zur ererbten Scholle, die Rentabilität der kleinen Wirthschaft, welche der Eigenthümer mit seinen Angehörigen versieht, verleihen dem Stande der kleinen Bauern eine Widerstandskraft, an der auch die noch so eifrige Arbeit der Landagitation scheitern wird. Wenn der „Vorwärts* dennoch behauptet, 'Hundert tausrobe von Bauern seien schon für die Socialdemokratie gewonnen, so widerspricht da« den Tbatsachen, und noch trügerischer wird seine Hoffnung sein, daß die anderen, die ihr heule noch feindlich seien, gleichfalls gewonnen werden würden. * Berlin, 5. September. Heute, so meldet die „Boss. Ztg", beginnen im ReichSschatzamt die Berathungen der Eom- missarien der Bundesregierungen über die Ausführung der Beschlüsse, welche die Frankfurter Conserenz der bundes staatlichen Finanzminister über die Steuern or lagen ge faßt hat. Die erste Sitzung wird sich mit der Weinsteuer srage beschäftigen. De» Vorsitz sübrl der Ministerialdirektor im ReickSschatzamt Wirkt. Geh. Rath Asche nborn. Es sind dabei vertreten Preußen durch den Geh. Finanzrath Erdtmann und den Geh. Ober-RegierungSrath Freiherrn v. WilmowSki; Bayern durch den Minislerialrath Geiger; Württemberg durch de» Ministerialratb Zeller; Baden durch den Geh. Rath Blockner und den Minislerialrath Göller; Hessen durch den Ober-Slcuerratb DriSler und den Geh Ober - Steuerratb E» gisch; Lübeck durch den Senator l)r. Klug; Hamburg durch den Kaufmann Holt husen; Elsaß-Lothringen durch de» RegierungSralh Hein Die Berathung über die Tabaksteuer soll morgen be ginnen, den Vorsitz wird der StaalSsecretair im ReickS- schatzan» Gras v. PosadowSti-Wehner übernehmen. Dabei werten vertreten sein Preußen durch den Geh. Ober-Finanz- ratb Rathjen; Bayern durch den Minislerialrath Sieben; Baden durch den Geh. Ober-Finanzrath Scherest und den Geh. finanzrath Hildebrandt; Hessen wiederum durch den Ober-Stcuerrath Deisler und den Geh. Ober-Steuerratb Engisch; Bremen durch den Kaufmann Frees»; Hamburg durch den Syndicu« RölofsS, der wiederholt dem Seuator VerSmann zur Vertretung Hamburgs im Reichstage bei- gegeben war, und Elsaß-Lotbringc» durch de» Minislerialrath Ke etwa nn. lieber die Dauer der Berathungcn ist nichts fcstgestelll. Die von den Conserenzen beschlossenen Steuer vorschläge mit einem die Begründung entkaltenden Bericht sollen dann den Bundesregierungen unterbreitet, an den BundeSrath aber erst dann gebracht werken, wenn die Re gierungen dazu Stellung genommen haben. Zur Zeit ist also »och nicht abzusehen, ob der BundeSrath schon bei seinem Zusammentritt, der Anfang Oktober erwartet wird, bereits die Vorlage über die neuen Reichsstenern vorsinden wird. lSeltsamer Weise berichtet die „Voss. Ztg." nichts über die Vertretung Sachsens bei den Conserenzen. D. Red.) — Die Ansprache, die der Kaiser bei dem Paradediner in Coblenz an die Generale gerichtet hat, lautet nach dem .Reichsanzeiger": Meine verehrten Herren Generale! Neun Jahre sind e» her, als da« Corps zum letzie» Mal seine Üaisermanöver hatte. Ter Kaiser Wilhelm nahm die Parade ab, Ihre Maiesial die Kaiserin Augusia sührte Ihr Regiment vorbei; Mein Vater und Feldmarschal Graf Mollke waren unter de» Zuichauern. Seitdem sind alle diese hohen Persönlichkeiten Lahingegangen, und mit der Würde der Krone ist zu gleicher Zeit der Fetdherrnsiab über da» preußische Heer, über die deutsche Armee in Meine Hände übergegangca. Am heutigen Tage spreche Ich Ihnen von ganzem Herzen Meine volle Vesriedigung und Meinen königlichen Dank au- für die Art und Weise, wie Sie Mein 8. Corps ausgebildet haben. Sie haben eS verstände», der allen preußischen Tradition enlsprechend, einer Tradllion, die aus jahrhundertelangen Erfahrungen beruht, dem Lobe, welche- Mein Hochseliger Herr Großvaler Seinem TorpS wendete, gerecht zu werden und da« LorpS a»f der Höhe zu crüallen, wie e« Ihre Monarchen von Ihnen erwarten. Ich spreche den Glückwunsch für den heutigen Tag aus an Sie und das ge- sainnile Corp- von einer Stelle, wo schon Io manche» Wort zu Ihnen gesprochen wuidc. Sind 'Wir doch in dein Haus», in dem vor «einem Regierungsantritt in ernster, hingebcnder, stiller Arbeit Kaiser W>w>'!n, Seine Pläne schmiedete und Seine Vorbereitungen traf, um dce vreustciche Armee zu de», Instrument zu schassen, da- dereinst im Verbände mit den dentsctien Brüdern Unser Reich einigen »»L herrlich wiederberslellen sollte Und zu Ihnen, Meine Herren vom Königin Augusta-Regiment. spreche Ich hier Worte de» Adichiehes Sie scheiben von der Stelle, wo das Regiment 33 Jahre lang gestanden hat, in herzlicher und inniger Bereinigung mit der Bugerschast, ausgewachien und entwickelt unter den Augen eines Chefs, der, wie eS besser kaum möglich ist, für Sein Regiment gesorgt hat. Die Augen der Hüchstseligen Kaiserin haben aus dem Regiment geruht zu jeder Stunde, und die ernste Fri,densarbeit, iowie die Lorbeeren, die Sie um Ihre Fahne» geschlungen, haben stets di« Krönung gesunden in der Gnade des Chef» zu Seinem Regiment. Wer von Ihnen noch daran Theil genommen hat, der entsinnt sich mit dankbarem Herzen sein ganzes Leben hindurch der schönen Momente, dt» die Kaiserin Ihren, Regi ment allezeit zu bereiten wußte. Und wie ernst und militärisch Sie Ihre Pflichten aiissaßte, das bewiesen namentlich die herrlichen Augenblicke, wo e« den jungen Recruten de- Regiment- vergönnt war, in Ihrer Gegenwart in dem Treppenhaus» diese« Saale» vor ihren Fah nen. einmal sogar dem Kaiser Wilhelm persönlich. den Eid zn schwüren. Einen wie hohen Werth Ihre Majestät auf diesen Eid legte, bekundete Sie dadurch, daß Sie Mir persönlich sagte, man könne dem jungen Soldaten nie früh genug die ganze Schwere seiner Lerautwortnog klar machen and dk« Größe seiner Pflicht, di» ihm auferlegt wird. Wie hat Sie all« Phasen de« Regiment» verfolgt! Ich erinnerr vor Allem an de» Tag de« Autmarichel, alt Sie da« Regiment mit feuchten Augen mit Ihrem Segen ent ließ und den Llficierea znries, daß, wa» auch kömmen möge, sie sich stet« ol« SSHne ihrer Mntter sichten und führen möchte». Und als da» Regiment am Abend de» blutigen Lage« von St. Privat nach schwer rrkämpstem Siege zu drei Vierteln seiner Ltsiciere aus dem Schlachtfeld« lassen mußte, erging von den Uebrlg- blecbenden, zugleich im Geist« der im Kampfe Dohingesunkenen, an Ihre Majestät die Meldung, sie wären ihrem Schwur und ihrem Versprechen a!S Söhn« ihrer Mutter treu geblieben und hätten ibre Pflicht gethan. Nun, meine Herren, Sie scheiden von hier! Möge das Andenken an Ihren hohen Chef stets dem Regiment ein Ansporn sein, aus der Höhe seiner Thatkrast zu bleiben. Wir Alle aber rufen Ihnen hier au« dem Corps ein Lebewohl zu, und Ich rufe Ihne» au- Ihrer neuen Heimath ein Willkommen zu: Mögen Sie sich aus märkischem Boden heimisch suhlen und dieselbe Thalkrast entwickeln, wie Sie sie hier entwickelt haben. Ich bin der festen Ueberzeugung, Mein lieber Los, daß, obwohl von den hohen Herren, vor denen Sie vor neun Jahre» das Corps commandirten, Niemand mehr unter un» weiit, diese doch im Geist auch am heutigen Tage bei uns waren und zufrieden gewesen lind, wie Ich eS mit dem 8 ArmeecorpS bin. Ich trink aus das Wohl des TorpS. Hurrahl Nochmals Hurrahl Zum dritten Mal Hurrah! — Ein Berliner Correspondent der Münchener „Allg. Ztg * schreibt: „Man crzäblt in Berliner amtlichen Kreisen, daS einzige Schriftstück, welches Fürst Bismarck mit der Unterschrift seine- Nachfolgers erhalten, sei die Auf forderung gewesen, da» Gehalt für die elf Tage vom 20. biS 3l. März zurückzuzahlen, und dies, nachdem der Fürst die ibni angetragene Dotation von einer Million Mark auSgeschiagen!" Hierzu bemerkt die „Nat.-Ztg *: Sollte die« richtig sein, so wird der Vorgang vermuthlich auf einem Monitum de- Rechnungshof« beruht haben. — Das Regiment „Kaiserin Augusia" wird vorläufiger Verfügung zufolge am 28. September in Spandau eintresfcn. — Der deutsche Botschafter in Petersburg. General v. Werder, ist aus Pcter-burg hier eiiigerrosscn. — In Betreff der Beratbungen der Börsen-Enquete- Con, Mission verlautet nach der „Krcuzzlg.*, daß in diesen Tagen eine Subcom Mission, bestellend auS dem Vor sitzenden Ilr. Kock, dem Geheimen Obcr-Rcgicrung-rath l)r. Hofsmann vom ReicbS-Iunizamt und den Referenten, zusamiiientrcien wird, welche fick mit dem bereits auS- aearbeileicn Generalbericht für den Reichskanzler beschäftigen, beziehungsweise etwaige rcbactionelle Acntcrungcn vorncbiiien soll. Nachdem dies geschehen, soll die Enquete-Commission erst nock zur endgiltizen Genehmigung des GcneralbenchtS zusammcnbcrusen werten. — Der „NeickS-Anzciger* enthält die Bekanntmachung betreffend das Ergebniß der von den Vorständen der land- wirtkschasllicken BerufSgenossenschasten und von den A»Ssübrli»qSbehörkc» vorgcnommcnen Wahl und der durch den BundeSrath ersolgten Berufung von vier nicht ständigen Mitgliedern de- Reichs VersickerungSaniteS nebst je sechs Stellvertretern derselben für die Zeit vom l. Oktober 1803 bis 30. September 1807. Gewählt wurden von den Arbeitgebern z» nichtständigen Mitgliedern Ritter gutsbesitzer von Leblschlägel zu Odcrlangenau bei Frei berg i S mit 12 230 227 Stimmen, Rittergutsbesitzer und Polizeipräsident von Brandt zu Königsberg i/Pr.; von den Arbeitnehmern Arbeiter Friedrich Hübner zu Tegel und Arbeiter August Köllner zu Weimar. Von den Stell vertretern wurden a»S Sachsen gewählt Arbeiter Friedrich August Jacob auf dem Ostravorwerk zu Dresden. — Es ist nunmehr ziemlich sicher, daß in einigen derjenigen Stabtgeineinde» mit königlicher Polizeiverivaltunq. in welchen bisher wegen Mangels an geeignetem Personal der Nachtwachtdienft »och nicht auf den Staat übergega.iarn war, wie beispielsweise Breslau, derselbe vom 1. Oktober d. I. ab völlig oder wenigstens zu einem Theil« von Schutzleuten wird auSgeübt werden können. — Sehr stürmisch ging es wieder in einer Versammlung zu, die vorgestern der Verein der Socialisten für Rummelsburg und Umgegend in RumiiitlSburg veranstaltet hatte. Es handelte sich wieder um de» Züricher Congreß, über den an Stelle des erkrankten Redakteur« Landauer der Verein-Vorsitzende Arbeiter Klan sprach. Die „Fraktionellen", di« in großer Anzahl er schienen waren, gaben Lurch Zwischenrufe zu erkennen, daß sie die Eoncordia-Versaminlung deimzahlen wollten. Sir machten ununterbrochen einen solche» Lärm, daß di« Versammlung wiederholt vertagt werden mußte, und leisteten der Aufforderung, den Saal zu verlassen, keine Folge. Einen Fraktionellen, der Alles gut hieß, was die Führer in Zürich gethan, fragten die Anarchisten spöttisch, ob ihm vielleicht eine GeschästSeiiirichiung gefällig sei. Tie Fractionellen titulirten die Anarchisten Todk'chliger und «prrngbrüder, diese jene Geschäftssociaiisten und Streber. Während einer Rede des Anarchisten Schlosser« Wiesenthal kam es am Busset zu einer Prügelei, die den Vorsitzenden veranlaßt«, die Versammlung zu schließen, da sie sonst zweifellos aufgelöst worden wäre. Der Vorsitzende ermahnt« die Anarchisten, sich von der Prügelei sernzuhalten, und glaubte später seststellen zu können, daß seiner Mahnung Folge geleistet wäre, die Fractionellen sich also unter sich geprügelt hätten. Da die Erregung nach der Ver sammlung sehr groß war, so patrouillirten Gendarmen, um An- sammlung vorzubeugea und Schlägereien aus der Straße zu ver- hindrrn. * Kiel» S. Septembrr. Der „Franks. Ztg.* wird von hier berichtet: „Zur Sache der beiden wegen Verdachte« der Spionage verhafteten Franzosen Duboi« und Daguet wird bekannt, daß da« vom S«aat«an»alt angestellt« länger, Verhör ergab, Herr Duboi« sei der Sohn de« berühmte» Astronomen und Herausgeber« der besten Kartenwerke, Duboi«, und setze da« Werk seine« Later« fort. Dirsrr Umstand läßt vielleicht die ganze Affaire in veräadrrtem Licht« er scheinen* Der „Magdeb. Ztg * wird von hier mitgetheilt, daß die Durchsuchung der Eastiten und Relsreffecten der Ver dächtigen keineswegs das belastenbeMaterial ergebea habe, welche« ohne Weiteres die Schuld der Brrhaftetra derart darthue, daß eine erfolgreiche gerichtliche Procevur außer Frage stände. Photographische Platten mit Ausnahmen beispielsweise seien nicht gesunden worden, sondern nur photographische Apparate zur Herstellung von Negativaufnahmen. Sodaua beschränke sich der „reiche Fund der findigen Polizei" auf eine einzige, überall im deutschen Buchhandel erhältliche Karte vou Helgo land, die allerdings deshalb als belastende« Material gelten könnte, weil eine flüchtige Bleistiftskizze die Befestigungs anlagen auf Helgoland andeute. Ferner seien kleine Papier- abrisje gefunden, die ebeufall« äußerst flüchtige Bleistiftskizzen ausweisen, die anscheinend Befestigung-linien darstellea und von französischen, bislang unausgeklärlen Notizen begleitet sind. DaS sei Alle-, was man als belastende» Actenmaterial besitze, und eS werde jedenfalls, wenn e« überhaupt zur Erhebung einer Anklage komme, seine juristischen Schwierigkeiten haben, eine Berurtheilung herbeizuführen. Vielleicht erklärt sich — die Richtigkeit der Meldung der „Magdeb. Ztg.* vorausgesetzt — die Geringfügigkeit der Fuude der Polizei durch folgende, dem „Berl. Tagebl." zugebende Meldung: „In Begleitung der Franzosen befand sich während ihre« dreitägigen Wilhelm«- havener Aufenthalte«, der sonderbarer Weise genau mit dem drei Tage währenden Schützenfeste zusammenfiel, welche- die Aufmerksamkeit der Polizei in hohem Maße in Anspruch nimmt — eine ältere, vornehm gekleidete Dame, die französisch mit ihren Begleitern sprach. Da die Dame in Kiel nicht mehr gesehen wurde, vermuthet man, daß sie die bi« dakin gemachten Auszeichnungen an sich genommen und sich damit aus dem schnellsten Wege nach Frankreich zurückbcgeben habe * * Lübeck, 4. September. Sämmtllche Vauhandwerker beabsichtigen, soll« die Meister nicht gewillt sind, in den Lohn- strcüigkeuc» nachzugeden, in den Streik rinzntreten. * Cassel, 4. September. Die Kaiserin ist heute Abend in Wilhelm-höhe cingetroffea. * Köln, 4. September. Wie schon kurz gemeldet, traf die Kaiserin mit Gefolge um lO Uhr lO Min. hier ein. Zum Empfange waren die Spitzen der Behörden am Bahn- bos anwesend. Oberbürgermeister Becker hielt eine kurze BcwiUkoinmnungSansprache. auf welche die hohe Frau mit freundlichem Tank erwiderte. Ihre Majestät fuhr sodann in Begleitung des Oberpräsidenten und de« Oberbürgermeister« zum Dom. Auf dem Wege vom Bahnhof bi- zum Dom batten di: Schulkinder, sowie eine zahlreiche Menschenmenge Aufstellung genommen, welche der Kaiserin enthusiastisch zu- jnbclten. Am Haupleingang des Westportal« erwartete der Cardinal-Erzbischof Krementz an der Spitze de« DomcapitelS Ihre Majestät. Beim Eintritt in da« Gotteshaus läuteten sämmtllche Glocken. Der Erzbischof geleitete die Kaiserin durch den Miltelgang zur Schatzkammer. Nach fast rin- ständigem Derweilen sprach dir Kaiserin dem Cardinal ihren Dank aus und verließ den Dom über den Choreingang durch da» Südportal, um vou da zur Besichtigung der GereooS- kircke und sodann zu der im Bau begriffenen evangelischen EhristuSkirche zu fahren, wo sie sich die Geistlichkeit vor stellen ließ. Sodann besuchte die bohr Frau, die auf ihrer Fahrt durch die in reichem Flaggenschmuck prangenden Straßen von einer zahlreichen Menschenmenge mit jubelnden Huldigungen begrüßt wurde, daS Augusts-HoSpital, da« Clara-Eiisenstisl und da- Wöchnerinnen-Asyl und traf dann um N/, Uhr zu einer Ruhepause in den Festräumen de« Gürzenich ein. Der große Saal war durch die Kölner Gartenbau-Gesellschaft prächtig ge'chmückt. In der Mitte war in Hufeisenform eine FruhstückS-Tafel von 42 Gedecken anfzestellt, an welcher die Kaiserin Platz nahm. Zu ihrer Rechten saß dev Cardinal Krementz, link« der Oberprälldcnt Nasse, gegenüber der Oberbürgermeister Becker. Aus der Estrade batte hinter einem großen Pflauzenarrangemeat der Kölner Männergesangvcrein Aufstellung genommen und trug während derlafel verschiedeneChörevor. Der Oberbürgermeister überreichte der Kaiserin in einem neu gestifteten Poesie, der zu sammen mit denjenigen, auS denen der Kaiser und dic Königin von England getrunken haben, die ersten Stücke de« RathSsilberS bilden soll, den Ebrentrunk und sagte dabei etwa Folgende«: E» sei ein hoher Freuden- und Ehrentag, welchen die Stadt Köln beute der Gnade der Kaiserin verdanke. Der 4. September, der seit der Wiederaufnahme de» Dombaue« durch König Friedrich Wilhelm IV. für Köln ein besonderer Gedenklaa sei, habe durch den Besuch der Kaiserin eine erhöhte Bedeutung gewonnen. Die Stadt Köln habe längst den Wunsch gehegt, die Kaiserin begrüßen zu können. Ihre Majestät werde als da« Vorbild einer echten deutschen Frau verehrt, der Frömmigkeit und Mildthätiqkeit HerzenSbrdürsniß seien. Diese Tugenden seien von der Köiaer Bürgerschaft stet« so treu gepflegt worden, wie die Stadt von Alter« her zu Kaiser und Reich gestanden habe. Al« vor zwei Jahre» der Kaiser hier geweilt habe, sei da« Bedauern allgemein ge- Hocbmutb sie keineswegs al« ein Ideal zarter Weiblichkeit er scheinen ließen; aber gerade ihre Energie und Leidenschaftlichkeit, im Verein mit einer wahrhaft südlichen Schönheit fesselten ihn. Dieses heißschlagende Herz erringen, diesen Trotz in Weichheit hinsckmelzen sehen, die stolzen Lippen Worte der Zärtlichkeit flüstern hören, da- war ein Preis, wohl wertb, mit aller Ausdauer erstritten zu werden. Bisher wollte e« ihm jedoch nicht gelingen. Konstanz» seinen Bewerbungen günstig zu stimmen. Ihrer glühenden Phantasie schwebte ein ganz andere- Bild vor. Zuweilen schien e« wohl, als beginne sie, sich ihm zuzuneigen, aber schon im nächsten Augenblick ver wischte ein spöttische« Wort, ein kühl erstaunter Blick, ein außerordentlich launenhafte« Betragen wieder diesen Eindruck Sie freute sich der Macht ihrer Reize, entfaltete ihre glänzenden gesellschaftlichen Talente und wurde bald in der ganzen Um gegend al» eine der gefeiertsten Schönheiten gepriesen. Bei den zu Pferde unternommenen Partien war sie stet» die Verwegenlie der kleinen Cavalcade, aber de« Morgen« ließ sie sich unge achtet der Warnungen Alexandra -, oder vielleicht gerade um ihr zu trotzen, nickt abhaltcn, au« dem Park binau-zuschweisen. Sie ging freilich nicht sehr weit, höchsten» bi« an die Müble, und zuweilen traf sie Hildegard, die, während Rainer noch schlief, die ihr lieb gewordenen Plätzchen besuchte. Erst wollte ihr da« junge Mädchen au-weichen, wurde aber dann dock wieder von dem seltsamen Zauber umgarnt, den Konstanzc auSzuüben wußte. Die tbeilnahmvollen Erkundigungen nach dem Befinden de« Verwundeten rührten sie und ließen seine ungerechtfertigte Schroffbeit den Schloßbewohnern in recht grellem Lichte erscheinen Sie liebte Fräulein von Arnheim, fürchtete sic aber ein wenig, denn dieselbe verstand e», ihr zu imponiren. Etwa« BeseblendeS klang immer auch durch die freundlichsten Worte, und Hildegard war gleich der Verstorbenen gewöhnt, sich unlerzuortnen. Sie wollte dem Vater nicht un gehorsam sei», aber ebensowenig Kenstanze beleidigen, die ja dock auck, mit dem allen, unseligen Streit gar nicht- zu tbun Halle. Zudem litt e« die Großmutter nicht, daß sie zu Hause blieb. „So ein junges Ding muß sich rühren. Wenn Du dem Vater später die Zeit vertreibst, so mache wenigsten-, so lange er schläft. Deinen gewöhnlichen Weg nach der Mühle*, sagte sie, und ließ keinen Widerspruch gelten Hildegard fügte sich dann mit geheimer Sorge und kehrte dock jcdc-mal betrübt zurück, wenn sie Fräulein von Arnbeim nickt gesehen batte Der Morgen, wo sie zur Kränterlise gingen, war ihr »»nicr noch eine liebe, traute Erinnerung Rainer erholte sich schnell und begann der erzwungenen Ruhe überdrüssig zu werden. E- drängle ihn, wieder mit dem allen Eiscr lhatiz zu sein und da« Versäumte nackzubolen. Eine« Tage» verließ er daS Lager viel früher als sonst, in der Absicht, die Feldarbciter zu überraschen, und da geschah eS, daß er die beiden Märchen im lebhaften Gespräche traf. Unweit der Müble stand eine uralte Eiche, deren kolassaler Stamm eine Holzbank umgab. Hier saß Konstanzc, den schönen Kopf zurückgelcbnt und die zierlichen Füße ans einen moosbewachsenen Stein gestützt. Ihre Haltung batte etwas vornebm Nachlässiges. Hildegard reichte ihr eben einige Rosen dar, die sie wobl im Garten gepflückt haben mochte, als sie aber den Vater erblickte, erschrak sie und flammende Rötbe ver breitete sich über ihr liebliche« Gesicht. Er bemerkte eS und sein Unmuth wurdc dadurch gesteigert. Sie war sich also bewußt, gegen seinen Willen zu handeln, und tbat er dennoch — und die Andere lcbnte da wie eine Fürstin, die sich huldigen laßt, und blickte ihm so hochmütbig und gleichgiltig entgegen, al« wisse ste gar nicht, wie er über die ganze Gesellschaft im Schloß denke — und dennoch war da« sur Niemand ein Gc- heimniß; sie kümmerte sich aber offenbar nickt darum; eS machte ibr vielleicht Vergnügen, den ungeschliffenen Patron zu ärgern. Nun, da konnte er ihr ja zeigen, daß sein Wille, wenigsten« in dieser Hinsicht, ebenso viel galt al- der ihre und daß ihre vornehme Abkunft und ihr alberner Stolz ihm nickt die mindeste Ebrsurcbt einslößten. Er grüßte höflich, aber kübl, und forderte seine Tochter auf. mit ihm zu kommen. Diese schickte sich sogleich an, zu gehorchen, al« Konstanzr den Wunsch äußerte, Hildegard möge sie neck ein Stück Wege« begleiten. Gewohnt, daß Alle« nach ihrem Kopse ging, fühlte sie ein un widerstehliche« Verlangen, den finstern, unfreundlichen Mann ebenfalls zur Nachgiebigkeit zu zwingen. Sir hatte sich daher mit dieser Bitte an ihn gewandt, diejelbe aber in so hoffärtiaer und herrischer Weise vorgebracht, daß sie vielmehr einem Be fehle glich. DaS re,zte Rainer Er erwiderte ziemlich sckroff, seine Tochter sei keine Gesellschaft für da« gnädige Fräulein vom Schlöffe. Konstanzc wußte sehr gut. wie er das meinte, wollte ihn aber geflissentlich mißverstehen. Die Versuchung, ibm etwa- reckt Demütbigende« zu sagen, veranlaßte sie, mit herablassender Miene zu bemerken: „Ich gestehe Niemand da« Recht zu, meine Handlungen zu kritisireu. Wenn e» wir gefällt, mit einem Mädchen au« dem Bürgerstande zu verkehren, so thuc ich e«, mag man mich auch immerbin tadeln.* „Sie fassen meine Worte unrichtig auf!" rief er unwill-g. „Ich wüßte nicht, warum Jemand denken sollte, meiner Tochter würden unverdiente Gunst und Ehre zu Theil, wenn sie neben Ihnen hergehen darf. Den Edelbos hat ehrliche Arbeit zu Dem gemacht, wa« er ist, daS Schloß wurde von Geschleckt zu Gejchlecht vererbt »nd hat sein würdige« Aussehen ver loren, seitdem der Rcichthum da;u dienen mußte, phantastische Launen zu befriedigen. Hildegard Rainer steht um keine Linie tiefer als Fräulein von Arnbeim. DaS ist meine Meinung, und die verhehle ,ch Ihnen ebenso wenig als andern Leuten, welche Lust haben, sie zu hören.* Konstanzr erbleichte. Sir stand auf und entfernte sich, ebne die dargcbotene Hand de« jungen Mädchen« zu berühren oder auch nur daS stolze Haupt zum Gruße zu neigen. Die Rosen, welche sic von Hildegard erhalten, entglitten ihren Fingern, sielen aus den Rasen und sie schritt über die Purpurblüthen hinweg und zertrat sie, ohne daß man sagen tonnte, ob e« achtloS oder absichtlich geschehen sei. Rainer glaubte da« letztere und machte seine Tochter darauf aufmerksam. Diese suchte wobl die erzürnte Freundin zu vertheidigen, tbat e« aber doch mit einer gewissen Schüchternheit, denn sie wollte den Vater nickt noch mehr reizen. „Hochmütbig, prahlerisch und herzlos, so sind sie Alle, die dort auS- und entgehen!" ries er, die Hand nach dem Schlosse auS- strcckeod. „Ob sie Blumen oder da- Glück eine« Menschen zer- tretru, gilt ihnen gleich. Nun, wer weiß? — Vielleicht bat daS Schicksal den hochgeborenen NicktStduern, die nur aus der Welt sind, um ein faule« Schlaraffenleben zu führen, dock auch noch eine tüchtige Lehre Vorbehalten. Vielleicht nimmt dir ganze Herrlichkeit einmal ein Ende, ehe man sich - versiebt. An dem Tage, wo daS geschähe, sollte man sehen, daß eS auch auf dem Edelbos lustig bergehen kann!* Während sich Han« Rainer medr und mehr in Zorn »nd Erbitterung binelnredrte, tauchte hinter dem Gebüsch neben ihm die Gestalt eine« Weibe» auf. E» war die alte Life, die Kräuter gesammelt batte und jetzt in« Dorf geben wollte» um sie zu verlausen. Freundlich grüßend schlick sie heran, bol dem Märchen einige Neine Pflanzen dar und sagte: „Die bringen Gluck, wenn Ihr sie in« Mieder einnäht" Die üble Stimmung de« erregten Manne« wurde durch diesen Zwischenfall nur erhöbt. Er wie« die Alte mit barten Worten fort und verbot ihr, so thvrichtr, abergläubische Reden zu führen, die nur dazu angethaa seien, den jungen Dinaern den Kopf zu verdrehen. Leise vor sich hinmurmelnd, wie sie stet- zu thnn pflegte, wenn sie zornig war, ging Life ihrer Wege. Konstanze batte unterdessen Hohenfels erreicht. Ihr schöne- Gesicht, das vorhin so bleich war, glühte jetzt, die kleinen, sonst leicht dabinschirebenden Füße traten fest und energisch auf und zwischen den dunllen Augenbrauen hatte sich eine Falte gebildet. Im Borsaal kam ihr der Freiherr entgegen. Er sab ernst, ja, fast mißgestimmt auS. „Ich habe Wichtige« mit Dir zu besprechen", jagte er. „Mir ist, als ob Flammen in der Luft wären", erwiderte sie, den Hur abnehmend und die üppigen Massen de« schwarzen Haares mit beiden Händen zurückichiebrnd. „In dem Abnensaal ist es kübl; wenn Du willst, geleite ich Dich dorthin." Seltsam feierlich klangen die Worte. Sie sah ihn erstaunt und nickte. ^ Die hohen Spitzbogenfenster de» Saale«, in welchen er sie führte, waren alle geöffnet. Da sich eine förmliche Wildniß uralter Bäume vor ihnen au-breitete, konnte die brennende Sonne nicht eindringen; nur vereinzelte Strahlen duschten durch da- lelse wogende Laub und glitzerten fast geisterhaft auf den Rüstungen der geharnischten Ritter, von denen je zwei an der Eingang«- und AuSgangSthür und zwei an der lange» Hinterwand standen Gisbert und Konstanze schritten auf und nieder. „Deine Mutter ist schwer leidend und ihr Sinn allem Irdischen abgewandt", begann er endlich zögernd, „so steht r« mir zu. die Stelle de« Dir so früh entrissenen Vater» zu vertreten." Sic sab ihn an und lächelte. Niemals war er ibr so jung vorgekommea wie eben deute. Die Hobe, imposant« Gestalt keS sünsundvierzigjäbrigen Mannes, dir edeln Züge, da» reiche, leichtgelocktr, dunkelblond« Haar, die hohe, unge wöhnliche Geistesgröße kündende Stirn machten durchaus nicht den Eindruck de» Greisenhaften. „Diese Einleitung klingt so ernst, daß mir fast bang wird", sagte sie mit einen, Versuch, zu scherzen. „Doch sprich nur." ,Walter von Schollen, den ich hochsckätze und dessen Charakter mir dafür birgt, daß Du an seiner Seite da« Glück finden wirst, hielt gestern bei mir um Deine Hand an. Ich sraae Dich nun, welche Antwort ich ihm geben soll?" Jede« Wort betonend, hatte er gesprochen. (Fortsetzung folgt.)
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