02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.09.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930911024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893091102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893091102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-09
- Tag1893-09-11
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BezugS-Pre» Gl d«r H«ptqp«dltto» ob« d«, i« Stützt brztrk »»d den Vororte» errichtete» A»«- oabestellenobgeholt: «erlrljüdrlich »ei «wetmaliarr tä-ltcher 8»ft«N»»> in« Hon» b-bL D»rch di» Post bqoaea ftdr Dentschlnnd »»d Oesterreich: vtertellLdrtich st.—. Dirert« täglich« Arrnzbanbiendi»- tn» U»tl«»d: mo» all ich 7 .SO. Abend-Ausgave. Di.« »io korg»»>»<g»be erichet«» täglich V»Wd Nirgiti «sp-ch-p—st Ustr. «ed«ti», »«» Lneditt»«: -»tznnni-gosse 8. Die Ikrpeditio» ist «oche»taa« »»„terdroche, »-Hut Iw, früh « bi» «b«ch» 7 Uh» Filiale«: Vit» A«»«'» Gortt«. (Nlfs»st -«tz»Id U»i»«stttt»sttaß« l, r»»t» Lstfch«. Sothorüwnftr. Ist, pari, «ch R»Ga»vl«t 7. tlpMtr und Tagtlilait Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Slnzeigen-PreiS die S gespaltene Petitzeile 2V Wg) Neclamea unter dem Redacttonrstrich läge« spalten) öO-4. vor de» 8a»ttie»»«hrichtt» lSgejpalte») 40-^. Größere Schriile» laut »njerem Preist» vekzeichuiß. Tabellarischer »ud gißmesotz »ach höherem Laris. Ostra»Ve1laien (gesalzt), »»r mit de» Mora«».Ausgabe, oh»» Postbesärder»»» ^4 SO.—, mit Poftbesordervag ^ 70.—» Iinuahmeschluk für Äryeigea: Abend-AuSgade: vormittag» 10 UhL Diorge».Au»gab«: Nachmittag» »Uhr. Eon», und gesttaa« früh '/»S Uhr. Lei de» Filiale» und Anaahmefl«!!»» ja «stk» halb« Ltund« früher. Nnieist»« stad stet« -» dt» Expeditie» j» richte». Druck »»d Verlag von E. Polz l» Leipzig. Montag dm 11. September 1893. 87. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, ll. September. Dem in Au-sickt siebende» Erscheinen eine» russischen Ge» schtveetzer» in Toulon scheinen unsere maßgebenden politischen Kreise denn doch eine größere Bedeutung beizumrssen, als man bisher anzunehmen geneigt war. Wenigstens weist der .Hamb. Corr", der hauiia zu osficiösen Kundgebungen benutzt wird, darauf hin, daß dir Hoffnung Frankreich«, es werde endlich an da« Ziel seiner Wünsche, nämlich zur ösfentlicken Sanctivnirung de» russisch-sranzö- fischen Bündnisse», gelaagen, einen politisch realen Hintergrund durch die Thatsache erhalte, da« Rußland im Mittelmeer eine Flotte stationirea und französische Häfen als Stützpunkte benutzen null- Da» genannte Blatt fährt dann fort: „Die Zustimmung Frankreich» zu diesem Plane setzt nicht nur «me Verständigung beider Staaten im Fall« gewisser kriegerischer Eventualitäten vorau«, son dern «in» rückhaltlose und unbedingte Allianz. Wie weit der Plan gediehen und ob Rußland wirklich jetzt schon die Absicht bat, den europäischen Mächten davon Kemttniß zu geben, läßt sich zur Zeit noch nicht mit Sicherheit sagen, jedenfalls werben die Türkei, Italien und nicht in letzter Linie England «in Wort milzusprechen verlangen, und so kann das Projekt wenn auch nicht «in« Gefährdung des Frieden« in sich schließen, wohl aber dir politische Situation kritisch gestalten. Die Stimmung in Italien ist jedenfalls dem Plane jo ungünstig wir nur möglich — dazu haben die schamlosen Angriffe der französischen und russischen Presse wegen der Anwesenheit de« italienischen Kronprinzen bei den Kaisermanövern im Nrichslanbe in überreichem Maße beigctragen. Der Groll gegen Italien wird sich daher bei den VerbrüderungSsesten 'in Toulon und Paris anläßlich de« russischen FlottenbesuchS voraus sichtlich Lust zu machen versuchen; hoffentlich werten der Zar und die russische Diplomatie dafür sorgen, daß cS nicht zu Provocationen fremder Nationen kommt, die im klebrigen geneigt sind, dem buntfarbigen Schauspiele mit seinen obligaten Salutschüssen und unermeßlichem Fest- jubrl in heiterer Ruh» zuzusehen." Dir Versicherung, daß die betheiligtrn Nationen mit heiterer Ruhe zusehen werden, bezieht sich natürlich nur auf da« bunt farbige Schauspiel in Toulon und Pari» mit seine» obli gaten Salutschüssen und unermeßlichem Festjubel, nicht aber auf die .kritische politische Situation", die sich ergeben kann, wenn Rußland mit dem Plane, im Mittelmeer eine Flotte zu stationiren und französische Häfen al« Stützpunkte zu benutzen, offen herau-tritt. Man wird sich schwerlich in der Annahme täuschen, daß für diesen Fall bereit» eine Berstänvigung unter den betheiligten Mächten erfolgt ist, aber vorläufig bleibt die Frage, ob Rußland und Frankreich auf dem Plane verharren, noch eine ungelöste und macht e» begreiflich, daß unsere maßgebenden politischen Kreise der Entscheidung mit Spannung entgegensetzen. Die Entscheidung der Krone in Sachen der Negier,ingS- vorlage über die obligatorische Civilehe im Königreich Ungarn steht zwar heute noch au«. Ohne indeß in die Geheimnisse der Hofkanzlei eingeweiht zu sein, kann ma» al« sicher ansehen, daß die Zustimmung der Krone zu den Vor lagen nicht au-bleiben wird, an die da- Cabinet Wekerle sein Verbleiben im Amte geknüpft bat. Denn mit der Civilehe steht und fällt da« Cabinet Wekerle — und siele da» Eadinet, so ließen sich die Folgen vorerst gar nicht ermessen. Soll die Civilehe von der Tagesordnung verschwinden, dann muß man e» mit einem neue» Abgeordnetenhaus« versuchen. Die Neuwahlen aber würden nothwendig zu einer namhaften Kräftigung jener Parteirichtung führen, welche die staatsrechtliche Grund lage von 1SS7 entweder ganz verwirft oder sie doch erheblich umgestalten will. Ministerpräsident Wekerle hat im Ab geordnetenhaus« erklärt, daß er die Grundgesetze vom Jahre lSÜ» „weder erweitern, noch einschränken lasse". Keine der ihm gegnerischen Parteien will daS gelten lassen. Die äußerste Linke sagt, sie wolle weder Armee noch Diplomatie gemeinsam: zum Ueberfluß hat man in jünasterZeit auch noch erfahren, daß kiese Partei in einzelnen ikrer Theile auch in Sache» der aus wärtigen Politik nicht verläßlich ist. Bleibt die Partei deSGrafen Apponvi. die großentbeil« ebenso „gottlos" ist wie die Mehrheit. Diese Partei befindet sich auf dem Standpuncte, sie achte zwar die Gesetze von 18V7, wolle sie jedoch „weiterbildrn", d. h. sie wollt einen neuen Au-gleich, der Ungarn mit Bezug aus die Armee und die Diplomatie weitere Errungen schaften sichere. Der Krone kann diese Politik gerade nn jetzigen Augenblicke nicht angenehm sein. Wenn man in Wien wählen muß — und man muß wählen —, ob man die rein kirchliche Eheschließung oder die Einheit lichkeit der Armee aufgeben solle, so wird man gewiß ^ie kirchliche Ebeschließung aufgeben. Ein einziger Ausweg bliebe allerdings, wenn nämlich die Krone die konservativen Führer de« Oberhaus«« berieft. Diese verlangen freilich gar nicht«, weder Eivilehe, noch ungarifchen Eickslutz auf die Armee, aber sie haben auch nichts zu bieten. Wenn sic nicht gerade den ungarischen Einheitsstaat iu Stücke zerschlagen und etwa ini Stile Taaffe's mit Slowaken, Rumänen und Serben regieren wollen, ist gar nicht abzuseben, wa« sie an der Spitze der Geschäfte ansangen könnten. E« ist aber dafür gesorgt, daß solche Wagnisse in Ungarn nicht unternommen werden können, und so ist ein konservative« Regiment für absehbare Zeit unmöglich. Aus den hier kurz angeteutetcn Gründen bcrubt die Erwartung, daß die Krone schließlich doch das Cabinel Wekerle halten und der sortschriltlichen Ehe- resorm L>c Zustimmung rrtheilen werde. Mit ganz besonderer Aufmerksamkeit verfolgt man iu Arankretch neuerdings die Entwicklung der Marine. Nicht bloS aus die englische, sondern auch auf die italienische Flotte wird hingewiesen, wenn seiten- der französischen Marineverwaltung stet« neue Credite gefordert werden. Jetzt ist e- die Neubesetzung der bohen Commando« in der Marine, die dem Pariser „Figaro" Veranlassung bietet, gewisse Vergleiche zu sieben. Nachdem hervvrgebobca worden, daß der bisherige Seeprafect in Toulon, Admiral Brvw« de Colstvun, zum Oberstcommandirenden de« französischen NortgeschwaderS bestimmt worben ist, wird betont, baß ditsrr mit seiner Ernennung sehr wenig zufrieden s<i. In diesen, Zusammenhänge wird dann vervvrgehoben, daß, wenn, der bisherigen Tradition gemäß, der Admiral gehofft habe, zunächst daö Rcserve- Mittelmecrarschwadrr und dann diese« selbst unter sein Commando gestellt zu sebrn, e« nicht richtig wäre, da» Nord- grschwader acringer zu besetzen, al« das Mittelmeergesä,wader. „Mau verachtet eS ru sehr, diese« Nordgrschwadcr", heißt es in dieser Bestehung, „bypnvtisirt, wie man ist, durch die Panzer von Spezia und Maddalena. An dem Tage, an --»i der Krieg ausbrechen wird, werden Frankreichs Seeleute große und furchtbare Aufgaben im Canal La Manche zu erfüllen haben, der gleichfalls seine Bresche in den Vogesen (sie!) bat, nämlich den PaS-de-Calai«. Die Gewißheit der ernsten Dienste, die in diesem so bedrohten Meere geleistet werden müssen, dir Hoffnung, daselbst edle Erfolge zu erringen, müssen den Eifer desjenigen Sceosiicier« zur Genüge beseelen, der Frankreich» Nordzeschwader commanbirt." Es ist bezeich nend, wie hier von der Möglichkeit des Krieges mit Eng. land und zugleich davon gesprochen wird, die französischen Admirale ersehnten gewissermaßen die Gelegenheit, mit den gewaltigen italienischen Panzern in Spezia und Maddalena sich zu messen. So geringschätzig man auch seit lang-r .Ze.k außerhalb Großbritanniens über die "'gUsSt "andm » See- hat. so geneigt war man koch d" "H; ^ macht den größten Respekt zu bezeuge . 2 k. der auch mit ter englische» Marine, w>c » englischen Fachpresse Großbritanniens selber über die i ü si.st-n he- Klone!.Manöver hervorgeht, n'cbl - ^ u.n Bff . ^ stellt. So tadelt man in den englischen Fachblaltern rn> schieden, baß sowohl die große Schlacht, ^ ^ rolben" später veranstaltete zweistündige arM-n zwischen s"" und der ..blauen" Partei une..„ch.even ö-bl.eben se. und vom Admiral Fa,rfar abgebrochen werten muhte ^pe Partei balle die Ausgabe, die Herrlchaft über d e > zu gewinnen, vermochte jedoch dicfr Autgabe n ch ) führe», während anderseits dir Blauen eine» ent ckkidendci, Sieg über sie nicht erringen konnten. Man sagt, ^Ha>> , ü Flotten habe nicht den Erwartungen^ entsprochen, die ma nach ter vorausgegangenen taklifchen Schulung d g Die mangelhafte Organisation der blauen 0>°tte 'N de r st de, Tagesanbruch angetroffen wurde, die Verzögerung, welch eintral, als sic sich zur Schlacht vorber-ttcle, und t V Wirrung, welche in derselben ent,land, al« die reihe das Feuer aus sie eröffnet-, mag da« Rcsultatmigverilanreiie Signale gewesen sein. Daß e« der blauen Flotte gela g.» eiittoninic». ist nur dein Umstande zliziiichrciben, dag die r > zweite Division niätt so rasch lhre Position ^i ^ einigunz mit der erste» einnahm, als die« noch de, dem hcratijiel,enden Nebel möglich schien. D>e zehn Torpedoiagcr der rcthcn Flotte waren weit mebr ein Hindernis e">e Hilfe, und durch ihre Unbrauchbarkeit wurde geradezu Miß' erfolg und Unglück brrb-igcsübrt. Der Stre.t zwischen Torpedoboot und Torpedojäger wird durch da« Nefultat rer Manöver wahrscheinlich von Neuem angefacht werden. Der bekannte norwegische Dichter Björnsl ferne Björns»,, bat in verschiedenen Blättern einen längere» poliliswcn Artikel veröffentlicht, worin er von der Ansicht ausgehl, baß, wenn so viele „liberale schwedische Männer unk Frauen" die gemeinsame Leitung der auswärtigen Angelegenkritcn und auch gemeinsames ConsulatS- Wesen wünschen, dies seinen Grund in der „Furcht vor Rußland" habe. Er sucht dann nachzuweiscu, daß Ne Furcht ganz unbegründet sei, und besonder« sieht er da« Heil m einem Schiedsgericht. Rußland würde sich einem solchen gegenüber nicht ablehnend verhalten. Die Linke wolle keine andere Verwaltung der auswärtigen Äugelegenheite», als durch eigenes ConsnlatSwcscn, und sei der Ansicht, daß „Norwegen ohne Königlhum und Union besser dastände". Dies Lebterr ist ein Ziel, aus das in letzter Zeit in Norwegen immer unverblümter dingcarbeitet wirb, /vie Selbstständigkeit Norwegens ist unser Ziel, die Aus- iösung der Union das lehre Mittel, wenn »ichlö Andere- Hilst", schreibt Björnson,' und am Schlüsse seines Artikel- sagt er: „Dringt die norwegische Forderung nach eigener Leitung der auswärtigen Aiigclcgciihcite» durch» dann kann Norwegen nicht von Schwede» >m Tiensle seiner Großpolitik verwendet werden. Damit hat dicfe dann ihren Todesstoß erhallen. Dann wird der Kampf von Norwegen aus Uber Schweden hereinbreche» — der Kampf gegen allzu große Rüstungen und dir Bündnißacsahreii, der Kampf für de» Friede» der Arbeit und des Hanrelö und sür Schiedsgerichte. Björnson versichert, daß die Politik der Russciifurchl in Norwegen niemals siegen werde, weder im Guic», noch im Böse». (V) Zur Einsetzung eines gemeinsamen Minister- des Aus wärtigen gehöre im Siorihing Zweibriltel' Mehrheit, und ,o lange Norwegen bestehe, erhalle man ries« nicht! Und in. Lösen werde man ebenfalls nichts er reichen. Eine Uebcrraschung werde die Norweger nicht un vorbereitet finden: der erste schwedische Soldat auf norwegische», Boden werde Veranlassung sein, daß auch die norwegische Rechte wie ein Mann dem König die Treue aufsage. Und sollte die schwedische Demokratie so kurzsichtig sein, nicht rin- zusrbrn, daß Norwegens Untergang der eigene Untergang sei, dann gingen die Norweger zu England. Dessen Protectorat könnten sie ertrage», dasjenige Schweden« niemals! Sie hätten seht schon mehr Berührung mit England al« mit Schweden. Inwiefern Norwegen, daS nach „Selbstständig keit" lechzt, etwa« dabei gewinnen soll, wenn eS bei einem andern Lande al« Schweben Anschluß sucht, ist natürlich Ge- beimiiiß de» norwegischen Dichter-Politiker». Die Iren möchten gern da« englische „Joch" abschütteln; die norwegischen Repu blikaner gelüstet nach demselben. Begreif'«, wer kann! Deutsches Reich. ä verlin. 10. September. Vor schwierige Aufgaben wird sich di« WahlprüsungScommifsion in der bevor- stebenben Session des Reich-tag« gestellt sehen. Sie ist dei der Kürze der ersten TagungSpenode bisher nicht iw Wirksamkeit getreten. Bei den jüngsten Wahlen sind eine ungewöhnlich große Zahl von Abgeordneten nur durch winzige, ganz wenige Stimmen betragend« Mehrheiten gewählt worden, und e« liegt aus der Hand, daß die kleinen Unregelmäßigkeiten und Verstöße, die bei jeder Wahl vor-, ko»,men, i» solchen Fällen eine auSfchlaggebende Bedeutung gewinnen. Bei den angesochteiien Wahlen werden wohl alle Parteien ziemlich gleichmäßig bethciligt sein, und wir bofsen, die WahlprüsungScommissivn wird mit strengster Gewissen haftigkeit und Unparteilichkeit an ihre Ausgabe herantrelcn. Sie hat sich bisher nicht immer diese Anerkennung erworben. — lieber den Umsang, in welchem neue coloniatpolitische Forderungen an den Reichstag in der nächsten Session berantretcn werden, sind, wie wir kören, an den maßgebenden Regierungsstellen die rndgilligen Entscheidungen noch nicht getroffen. Es werden zunächst die Ergebnisse de- Colonial- raibs abgemarlct werde». Es wäre i» Hohem Grabe wün- ^ schenSwcrth, wenn auch aus diese», Gebiet die Anforderungen auf daS unerläßlichste Maß beschränkt würde». E« kann nicht oft genug daraus hiiigewiesen werben, daß der neue Reichstag mit seiner höchst unzuverlässigen, wenn nicht ge- rarez» oppositionellen Mehrheit schwer zu neuen Bewilligungen zu hcwcge» sein wird, zumal in einer Session, welche ohnehin mit der Kostendeckung sür die Militairreform belastet ist. 6. II. Berlin. 10. September. Der Delegirtentag der Niä> tvcrbänd lcr unter den Buchdruckern in Erfurt ist zu Ende. t2 Orte mit 23 Delcgirten waren vertreten; die Verhandlungen wickelte» sich rasch und glatt ab; von allen Seite» wurde Li« Notliweueigkeit anerkannt, den Zusammen schluß der Nichtverbäudler herdeizufühle», und so wurde denn der „Guteilbcrghund" ins Leven gerufen. Mit de» Prin- cipalc» will der Gutenbergdund in Frieden leben und nicht, wie der von ausgesprochene» Socialdcmokraten geleitet« Ver band, in stetem Kampfe. Al- geschlossene starke Vereinigung hofft man auch de» Drangsalirunae», welche einzelne Nicht- veröäiitler von Seilen der Verbandler zu erleiden haben, ganz ander« als bisher entgegen treten zu können. Namentlich die silngere», kau», ausgelerntc,, Leute unter den Verbandler» glauben mit Geringschätzung aus dir .ininderwertbigen" Nicht- oerbändler herabblntcii und diese Geringschätzung offen zur Schau tragen zu dürfe». Da« wird »un auch ander- werden Von weiteren Beschlüssen, die aus dem VerbandS- tage gefaßt wurden, ist Lcr erwähnenöwerthesle, daß eine Unter- stlltzn»gScassk für Conditionslose am Orte und aus der Reife gegründet werten soll. Der nächste Delegirtentag dürste Pslnaste» nächsten Jahres abgebaltcn werde»; man hofft, dann, daß kein größerer Druckort mehr unvcrtrcten sein wird. Diesmal war vertrete»: Berlin, Leipzig, Hamburg, Alten- burg, Stuttgart, Biauuschweig. Görlitz, Hirschoerg, Jena, Mainz, Burg, Ersurl. So ist denn nach jahrelangen, ver gebliche» Versuche» endlich gegen den socialdcinokratischen «-S- Sein einziges Gut. 1SI dr-chtr-L «lrd.I,» Roman von v. Loronh. (Fortsetzung.) „O, nein — nein! Das dark nimmermehr geschehen? Wir müssen scheiden für diese Erde!" rief sie ausschluchzend. „Wie sollte ich dem Manne, der mir über Alle« theuer ist, al« Morgengabe einen entehrten Namen und die Verachtung der Welt bringen? Lieber wollte ich beut« noch hinauSirren in die Fremde und mich verberge«, wo Niemand mich wirder- fände. Nein» meiner wartet kein Liebesglück. Der kurze Wahn ist zu Ende und da» hoffnuogSos« Entsagen da. Niemals ... „Warum diese selbstquälerischen Gedanken, diese Muth- losigkeit?" unterbrach er, den Arm um di« sylphengleiche Ge stalt legend. Die furchtbare Anklage wird entkräftet werden. So fest wie Du selbst glaub« ich an dir Unschuld Dein«« Vater«!" „Gott verzeihe mir! — Ich — ich kann nicht daran glauben — und daS tödtet mich!" stöhnte Hildegard mit dem Ton herzzerreißender Verzweiflung. Sie riß sich lo« und eilte fort, ehe der Bestürzte sie daran hindern konnte. Wie eine dahingewehte Blülbe schimmerte ihr Helle« Gewand zwischen den Zweigen hindurch und verschwand in dem Garten de« Edelhof«». Flüchtig«» Schritte» sucht« st« ihr still«» Ge mach auf und verbarg sich vor Aller Augen. Jetzt, wo Jubel und namenloser Jammer in ihrer Seel« stritten, hätte sie der Großmutter nicht rntgegentreten können. In der Ein samkeit mußte sie Kraft erflehen zum furchtbar schweren Werke der Entsagung Die nächst« Zeit bracht« nickt» Neue». Die Zeugenver nehmungen dauerte» fort und Rainer wurde wiederholt ver- dürt. Rach wi» vor bestritt er seine Schuld, ohne daß man ihm Glauben schenkte, doch verfügte man auch noch nicht über genügen»»« Bewri-matrriak, um ihn vernrthrilrn zu können. Gustav Braun durste nun nicht länger zögern, seinen H»rr«, dess«n Rückkehr nah« d«»orstaud, von dem Vorfall in Kenntniß ,u setzen und sich Verhaltungsmaßregeln zu erbitten. Er sandte daher ein ausführliches Schreiben ab, welche« Gisbert von Hyhenfel« in der Schweiz traf, wo er mit seiner jungen Gemahlin weilte. Tiefe Blässe verbreitete sich über das Ant litz Le» Freiherr«, al» er la«, daß die unersetzlichen Samm lungen eine Beute der Flammen geworden, baß ein Buben streich ihn seiner kostbaren Schätze beraubt Halle. Kaum ver mochte er den mächtig auswallenden Zorn zu bezwingen „Was ist geschehen?" fragte Konstanze, die in reizender Morgentoilette am Fenster lehnte. Schweigend reichte er ihr den Brief. „L>, da- ist schändlich! Welch niedere Rache!" ries sie au». „Dieser Pavillon bildet» mein Entzücken. Ta« Gut bat nun d«n größten Reiz für mich verloren. Han« Rainer flöhte mir auch immer einen unbeschreiblichen Widerwillen ein. Hoffentlich wird er strenger Bestrafung nickt entgehen." „Blinder Haß und Rachsuckt müssen ihn um Verstand und Ueberlegung gebracht haben", sagte Gisbert, mit finsterer Miene auf und ab schreitend. „Seine Brutalität war mir bekannt, aber einer so schurkischen Thal hätte ich ihn nicht sür fähig gehalten." Dir Hriuireis» de» freib«rrlichrn Paare- gestaltete sich unter diesen Umständen nicht besonder« heiter. Herr von HohenselS konnte tirser Verstimmung nicht wehren. Alle nun so muthwillig vernichteten Gegenstände waren theure Andenken gewesen, die ihm interessante und liebe Erinnerungen zurllck- riefen. Mit Recht durfte er auf diesen nun uuwiederbringlich verlorenen Besitz stolz sein. Der Gedanke, an Stelle de« architektonischen Wunderwerke« jetzt eine leergebrannte Stätte zu finden, war »in wirklicher Schmerz sür ilm. Er zürnte Alerandra von DombrowSky und dem Verwalter, daß sie it»n die Nachricht nicht i'öher gesandt hatte», und mußte dock auch wieder einsehen, daß Beide ihm in der besten Meinung da« traurig« Errigniß so lange verschwiegen. Sie wollten sein Glück nicht stören. Indeß so wonnig, wir man vermutblich dachte, hatten sich dies« Flitterwo.lr» nicht gestaltet. Konstanz« war sicher «ine d«r schönftrn Frauen, aber sie konnte mitunter unbeschreiblich herb und launenhaft sein. Wenn er ihr leiden- sckastlicke» Wesen beobacht«»» und in ihr» brennenden Augen blickte, sagt« er sich zuweilen, sie jri den, ewigen Schne» ver gleichbar, der auch zu glühen scheint und dennoch niemals dir Rückreise s, ' ' schmilzt. Während sprach fl« im Gegensatz zu ihrer sonstigen Lebhaftigkeit nur sehr wenig und versank immer wieder in tieseö Nachsinnen. Die Wunde, welche ihrem Herzen und Stolz geschlagen worden, war noch nicht verheilt und der heimlich nagende Schmerz erfüllte Konstante mit Groll und Erbitterung, ja, sogar ,»it verzehrend aufloterndcm Haß gegen Camory und mebr nock gegen Hildegard. Jetzt wußte sie stck weniasienS zum Thcil gerächt. Der Tochter des BrandstisterS. dessen Schuld i» Aller Augen sür erwiesen galt und der aller Wahr scheinlichkeit »ack, eine VernrUicilung zu gewärtigen Halle, durste Harald sich nicht mebr nähern, und trieb ihn sein toller Sinn dazu, eS dennoch zu thun, so mußten Beide elend werden und den unbedachten Schritt später schwer bereuen. Aus den kurze» Triumph de« Mädchen- war also die grausamste Demüthigung gefolgt, darüber herrschte kein Zweiscl, und in Ermangelnng des Glücke« gewährte cs wenigstens einen wilden, ätzenden Genuß, die ganze Fülle unbarmherziger Verachtung Uber die Nebenbuhlerin auSgießen zu können. Herr und Frau von HobcnselS hatten sich jeden Empfang verbeten und trafen zu ziemlich spälcr Stunde wieder in der Heimath ein. Wo früher der Pavillon stand, waren jetzt An- Pflanzungen blühender Rosen und sammigrüne Wiesen zu sehen. Alexandra trat dem Paare entgegen und geleitet, «» ui den mit Blumen geschmückten Salon. „Ich habe Olga Eure bevorstehende Ankunst verschwiegen", sie. „sie ist gerade beule etwa« leidend und ein längere- Aufl'lelbcn könnte ihr schädlich werten; außerdem wollte ich Euch bitten, ,n ihrer Gegenwart so wenig als möglich von dem abgebrannten Pavillon zu sprechen. Ter Schreck ha, mrchtbar auf sie genirkt. »nmer „och geräth sie in die höchste Ausreaung, wenn man beü entsetzlichen Vorfalles erwähnt" „Wir kennen ja ihre Nervosität", erwiderte GiSbcrt. übrigens >n letzter Zeit etwa- nachgelassen hat", ver- setzte d.e Dombrowsky. „Nur an die JeuerSbrniisl darf man d.c arme „rau. di- fast La« Leben bei dieser Gelegenheit verlvr^ nicht erinnern. Fängt sie selbst Lavvn zu reden an so ''"b"k Wendung zu geben." . .d«cht trübselig schuch p,ks„ „st, Abend vorüber. Man ^ ^ - Freiherr stand aber noch lange am Fenster und blickte ,n b-n Park hinab. Sein, ganze Be utzuiig kam ihm fremd und verändert vor. Der Roicnslor bat k.inra Ersatz jür da» vernichtete Kunstwerk. D,e betäubend süßen Tüstc, welche der warme Hauch der Sommernacht hcrauswebtc. erinnerten ihn aber an ein von Purpurblüthen uniraiikrc« Fenster, hinter welchem vor vielen Jahren das holde, bleiche Engelsbild weilte, von dessen Lippen er dei» letzten Atbemzug küssen durste. Plötzlich durchzuckte e« ihn wie eine leise, schmerzliche Mahnung. Morgen ist ihr Todes tag, und sicher denkt gegenwärtig Niemand daran, da« einsame Grab zu schmücken. An einer Liebesgabe durste eS aber der Entschlafenen nicht fehlen, und so sollte (rin erster Weg ihr gellen. Ue'oer den Bergen zuckle es zuweilen bläulich aus. Ferne Ge< Witter kühlten die Lust ab, so daß tie erdrückende Schwüle allmälig wich, und al« rin herrlicher, wundersam frischer Morgen andrach, wandert« der Freiherr kinau« nach dem kleinen Friedhof, wo er sicher war, um diese Zeit noch Niemand zu treffen Er batte dir schönst« weiße Rose gebrochen. Auf ven schneeigen Blättern flimmerte trystallbell der Tdau. Je inniger G'Sbert der Verstorbenen gedachte, je strenger vcr- urlheilic er Rainer Wie unbeschreiblich rod mußte der Mann, der selbst vor einem Verbreche» nicht zurücklckrrckte, wenn cS galt, seine Rachgier zu befriedigen, da« sanfte, schüchterne Wesen behandelt haben! Wohl ihr, daß der Tod sie mitleidig in daS Thal des ewige» Frieden« sükrte und vor der Schmach bewahrte, die Gattin eines Brandstifter» zu heiße». Keine Mauer umgab de» Friedhof, nur blühende Hecken saßle» ihn ein. Heilige Stille waltete ringsum. Traumbe- sange» zwitscherten die Vögel in dem Gezweig und Schmetter linge gaukelten wie liebestrunken im üppigen Blumenkelche. Herr von Hohenfels »äberle sich der tunleln Tannengruppe, die das gesuchte Grab verbarg, da war es ihm, als vernähme er leise- Weine», und als er die Zweige auseinander bog, gewahrte er über de» Hügel bingcstrcckt ein zarleS Mädchen, die Stirn a» den Marmorftcin gedrückt. Epheuranken schmiegten sich kosend a» eme der langen goldbraunen Flechten, die wie eine träge Schlange zwischen bei, feuchten, dunkeln Blättern lag, wäbrend die Ander«, nach vorn gefallen, mit den Enden teil glitzernden Kiessand streifte. Er wollte die Einsame nicht stören und sich daher zurückzicben, aber die Zweige rauschten und sie fuhr erschreckt empor und wandte ihm die blauen, in Thränen schimmernden Augen zu. „Hildegard!" klang eS von seinen Lippen, ohne daß «r selbst wugie, ob dieser Nus der Entschlafenen oder ihrem Eben- v'ld« -all. (Fortsetzung folgt.)
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