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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930921015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893092101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893092101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-09
- Tag1893-09-21
- Monat1893-09
- Jahr1893
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Bezugspreis ß» t« H«»ptitzprdttio» od« de» k« Stckd», deekk »d de» >»»»»«»» atgetzolt: «araer^brlich^L^ nalia« täglich« gnftellnng i»» LchL Durch die Post be»oar» fär jchlaud «d Oesterreich: viertel,ihrlich 6.—. Direct» tägliche kreuzbandiend»»» t»< Ausland: monatlich 7chO. Di» Morgr»-I»--ab» «schein» täglich'/,7 llhr^ die «d«dM»äg»be vochou«^ b Uhr. NO«tib« ««> Lr-eLitt-AT 8»tz«t»»«,aG» 8. Di« Expedition tstvoch^,!,,« »nnnterdrmde» fttch 9 di» »b«d« ?«»>. Filiile»: Ltt» «U»«» Torti». (Bllfrrb Hech^ Universität«?»--, t. Soni» euch«. Racharivevstr. 14, patt. »nd D-P^pka» 7. Morgen-AusgaVe. tMM und TMblatt Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschaftsmkchr. SluzeigeuPrei- dir 6 gespaltene Petitzeile SO Pfzp Reclame, aaler dem Redactioatstrich (Igtt spalten) bv^, vor de» Familtennachrtch«» (6 gespalten) 40^. DrStzere Echriilen laut »aserem Prrib- «erzricholb. Tabellarisch« uud giff«»jatz »ach höherem Tarif. Erkr« »Beilage« (gesalzt), «ne M Vd Morgen-Lulgade. ohne Posrbesördanng 60.—. «lt Postbesördttung 7v.--> Anualfmeschluß für Anzeige»; Abead.Ausgabe: Vormittag» ll) Uhr. Morg« ».Aulgab«: Nachmittag« «Uhr. Sonn- und Festtag« früh Uhr. Bei de» Filialen und «nnadmestesla» j» «t« halb» Stund« früh«. Anzeige» sind ft,t« a» dt, Ergehttia» t» richte» Druck and v«lag von L. Hol» t» Letvtig. ^?l82. Donnerstag den 21. September 1893. 87. Jahrgang. S "" » s - rr s"i- das IV Vierteljahr baldgefälligst veranlassen. Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung su - ^ . mit Bringcrlohn für zweimaliges tägliches Das Leipziger Tageblatt erscheint wöchentlich 13 Mal. Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich sur Zutragen S ^ 80 durch die Post bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn H ^ r c^temvel- u. a. Gebühren) voll V ^ 40 ^ in Dänemark, Im Auslande nehmen die dortigen Postämter Bestellungen entgegen und zwar zum Erlaßpreis für das Vierteljahr ( . uc ^ und Rumänien, — 10 ^ 20 ^ in Holland, Luxemburg, Niederlande, Schweden und Norwegen und Schweiz, — 6 ^ in Ruhland, — 7 ./l 80 m ^ uur directe Kreuzbandsendung gestattet und Portugal, — 12 ^ 60 .1 in Egypten und Europ. Türkei, - 17 ^ 40 .i in Chile und Uruguay. Nach den ubrrge -luu nimmt hierfür nur die Expedition des Leipziger Tageblattes Aufträge entgegen zum Preise von 7 ^ 50 monatlich bel täglicher srani ^ In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtlicheZeitungöspcditeure, die Hauptexpedition: Johmmesgasse 8, . die Filiale«: Katharinenstratze 14, Königsplatz 7 und Universität«)" v sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstrahe 38 Herr L. v. Lltlel, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraste 1 Herr 'I'keoil. keter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 80 (Ecke Goethestraße) Herr Leriu. Le^Ittz, Coloniallvaarenhandlung, Frankfurter Straße (Tkomasiusstraßen-Ecke) Herr OtloLrimr, Colonialwaarenhandlung, Löhrftraße 18 Herr Lauarä LetLer, Colonialwaarenhandlung, Marfchnerstraße V Herr Laul 8c1ire1der, Drogengeschäft. Nürnberger Straße 48 Herr U. L. Albreellt. Colonialwaarenhandlung, ^ Zeiyer Straße 38 Herr V. Lüster, Cigarrcnhandlnng. in Anger-Crottendorf Herr Lodert Kreloer, Zweinaundorfer Straße 18, in Plagwitz He . Connewitz Frau Lisoder, Hermannstraße 23, 1. Etage, , Reudniü Herr . Gohlis Herr ^k. Lrltrsode, Mittelstraße 5, Vvruk. IVvder, Mützengeschäft. Leipziger Straße 6, - Lindenau Herr L. Outderlet, Cigarrenbandlung, Markt 22, ' ^ - Neustadt Herr b. Leder, Eisenbahnstraße 1, Pcterskirchhof 5 Herr ^^>^rtd, Buckchm^ ^^nialwaarenhandlung, Psazfendorfer Straße I ^l^ellvr, Colonialwaarenhandlung. Rauftsches Gaßchen 0 ^ ^u^elinann, Colonialwaarenhandlung, L°l°m-lw°-,rcnh-,ndlung, «. «rNt.m»an. Zs»°ch»sch° Straß- 7-, . R-Udnitz H-r- V. kurm»na. t . , Herr »er„I>. Vcber. Mud-»g-Ich-st, L-Ipzrge . Lh-iber, H-rr «. N-ip»hai„-r Straße SS. Amtliche Bekanntmachungen. SekanntmachMlg. die An» «»d A»«el»««» der Fremde« Betreffend. Mit Rücksicht auf den bevorstehenden Beginn der Vttcharli-meffe bringt da« unleneichnete Polijetamt die nachstehenden Bestimmungen de« iiNtlderegulativ« mit dem Bemerken in Erinnerung, daß jede Bernachiajsigung dieser Borschristen Geldstrafe hi« zu HO oder entsprechende Haststrafe nach sich zieht. Zugleich wird bekannt gegeben, daß da« Meldeamt, Abtbellung II. Wächterstrabt ö, 2. Etage, z*r En»nr,ennat»»k der An- »nd Admeldun«en Mehfremder während der Vormoche der Messt Vormittags von 8 bi« 12 Uhr und Nachmittag« von 2 bis 7 Udr, sowie an den Mrtzsvnnta«rn Vormittags von S bi« 12 Uhr für den Verkehr mit dem Publicum geöffnet ist. Hierbei nehmen wir Veranlassung, auch auf die weiteren Be» ststnmungen de- Meldcreaulativ« uni« dem Hinzusügen zu ver- weisen, datz in den zuständigen Vklirt-meldeNedc» an den Wochen- tagen Vormittag« von 8 bi« 1 Uhr und Nachmittag« von 4 bi« 7 Uhr, sowie an den Gonntaaen von ' ,11 bi« 12 Uhr Bormittag« Meld«n«e« von tztefi«en vinw»h«ern und Metzfremden »ui. gegcngenommrn werden. Leipzig, am 1ü. September 1893. Da» Pokireiamt der Stadt Letpii». Sattem v. U. 3543. A«»1 Brctschneidrr. tleumach« au» dem Melderegulativ der Sia!i s/cipzig vom 4. December 18S0. 8 12. Jeder in einem ttzasthosr oder in einem mit Herber»»» berrchtigittl» versehruea ähnlichen Haust einkehrende und über Nachi bleibende Fremd« ist vom Gastwirth oder L-uartieraeber, und zwar, fall« er dar 3 Uhr Nachmittag« ankommt, noch am Tagt der Ankunft, andernfalls aber am folgenden Morgen fpäleslen« bi« 10 Uhr beim Meldeamt de« Poitzeiainit Abth. ll oder der Polizeiwache de« betreffenden Bezirk« schriftlich mittelst de« vorgeschrieoenen und für jeden Fremden besonders auszufüllen den Formulars onzumelden. Befinden sich in Begleitung de« Jt-mden Familirnmiiglstder, Dienerschaft od« sonstige Personen, so sind dstseiben aus dem »äinlichen Zettel mii zu verzeichne». Zu- gleich mit diesen täglichen Anmeldungen ist auch die Abmeldung der inzwtlchen abgereislen derartigen Fremden zu bewirken. ß. 14. Tie in Vrivathäuseru absteigenden Fremden, sogenannte Vesuchsfremdc, find, sobald sie linner al« 8 Tage hier verweile», spätestens am 4. Tage, von erfolgter Ankunft an, vom Quarticrwirlh beim Meldeamt Abth. II oder der betreffenden Polizeibezirkswach» mündlich oder schriftlich mittelst de« vorgeschriebenen Formular« anzumelden. Bei den etwa in Privaihäusern Wohnung ifthmenden Metzfremden jedoch Hai diese Anmeldung in jedem Falle, auch wenn sie nur eine Nach« hier bistben, und zwar binnen S4 Stunden von der Ankunft an, bei« Meldeamt Abth. H. ai« auch in jeder »er Pa1iieib»zirt»»ache« zu geschehen. In gleicher Weist ist die Abmeldung binnen 3 Tagen, bei Metzfremden binnen 24 Stunde» von rrsolgter Abreise de» Fremden oder etwa erfolgter WohnungSSnderung an zu bewirken. 8 16, Bei den nur «inen Monat oder weuiger sich hier aus« ballenden Fremden bedarf es t» »er Regel der «orzeigung oder «Überlegung einer Legitimation nicht, doch bleibt der Fremde jeder- zeit verpflichtet, sich auf amtliche« «rsordern über sein, Persönlich- teil au«zuweistn. Fremde, welche länger hier verweilen wollen, baden sich in der Regel in ähnlicher Weil, zu ieaitimiren. wie die« >u Z. 1 bezüglich der Einwohner vorqeschrieden ist. K. 18. Für rechtzeitig, An. und Abmeldung der Fremden haften nicht nur dies, selbst, londern auch di« betreffenden Quartterwirthr, welche Fremde bei sich aufnebinen. Lekannlmachung. Die Geschäftsstelle unsere« Wasserwerke» in Letnrig-Plagtvitz bleibt wegen Reinigung der Raum, Mantag» De« lk». ». M-. für den Verkehr mit dem Publicum gefchtaffen. Leipzig, den 8. September 1883 Der Rat» »er Etadt Leipzig. Io. 46M. Or. Ä«orgi. Lichortn» Gkwölöe-Vermitltiung. Dir bi«ber von un« zu Zwecken der Ausstellung v»n GaS- »erbrauchSnegenftäube« im Nicolaipeedigerwodnhaust, Rtealat- kirchhas j/4, benutzte« Laealttäte« sollen von jetzt oder von einem späteren Zeitpunkte ab luiomme« oder getheili gegen halb- jährige Kündigung oder aus einige Jahre fest verinstihri werden. Mieidgkiuche werden aus dem Raihdause, 1. Eloge, Zimmer Nr. 8. «nigegengenontmen. Daselbst wird auch weiter« gewünschle Auskunft ertheilt. Leipzig, he» 14. September 1893. I». Wäl. Der «attz brr Stabt Leipztg. Ist. Ge orgi. Krumbstgel. Äntwerpener internationale Ausstellung I 1894. I DI« International« Ausstellung, welche am 5. Mal 1894» in, Antwerpen eröffnet werden soll, findet ueuerding- in Deuisch.>.nd mehr Beachtung, da die Ueberzeugung durchgedrungen ist, da» hier eine Möglichkeit geboten wird, der deutschen Industrie aus einem sehr wichtigen Gebiet erweiterten Absatz zu verjchafsen und Frank, reich, da« jetzt noch mit seiner Ausfuhr nach Belgien einen grotzen Borsprung hat, einzuhvlrn. Wir haben schon früher auf diese Ausstellung hingeivststn, wir folgen aber gern der Anregung de« LoinitS«, da« hier dafür zu. sammeng,treten ist, nochmal» öffentlich zur Thrilnahmr aiisz»- sarbern. Nicht untrriassea wollen wir, auch an diestr Stelle her- vorzuhebcn, dafi e« sich dabei weseniiich nur um srtnere Uaare». nicht um Gegenständ« der Massen.Ausfuhr handeln kan». Tie AameldungSfrist ist verlängert, doch ist un« noch nicht bekannt, bi« wann; jedenfalls bitten wir, di» Geneigtheit zur Lhciiuahme recht dalb und längsten« bi« »um 80. b. M. an unsere Kanzlei, Neu« Börse, Tr. >. I, erklären zu wollen. Daselbst können auch Programme und Anmel-ungSbogen in Empfang genommen werden. Leipzig, den 19. September 1893. Die Handelskammer. A. Thiemr, Ist. Geuse!, S Vorsitzender. Gesucht wird der am 3. Januar 18LS zu Neurode in Schlesien geborene Schlosser Maximilian Richter» welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, den 16. September 1893. Der Rath der Stadt Leipzig, Armruamt. Abth. U. k. VI. 14966. Ludwig-Wolf. Meyer. Liebertwolkwitz. Tie »ur Regulirung der hiesigen Täpsergaff», Tauchaer Sirafie und Zuaelbausener Straße «norderüchen Pstasierardeiten sollen dem Mindeslsordernden zur AuSiührung übertrage» werden Angedoie mit der «usichrist „Herstellung von Pfiaftrr- arbetten i« der Gemeinde viederim«lk«,tz' sind porioire, und verstegeit di« zum 87. September 1893. Nachmittag« 6 Uhr, anher einzureichen. Biankels könne» gegen Erlegung von SO ^ im hiesigen Ge- meiodeamt «ninonuiie» werden. Lirbertwoikwitz, am 18. September 1893. Der Gemetnderath. Dyck. Die Verschärfung der Freiheitsstrafen. Ist. 1,. E« war eine sonderbar kampfeSluslige Stimmung, die die diesjährige Tagung de» Deutschen Juristentage» beherrschte. Die Bedächtigkeit früherer Jahre, welche die weiteren wirtbschaftlichen und socialen Folgen prüfend erwäg», bevor sie an eine bahnbrechende Neuerung in der bestehenden Rechtsordnung herantritt, batte einein überfchäiimenken Geiste Play gemacht, der mit kühnem Griffe die Fesseln des Be stehenden abstreift. An« diesem Grunde bedauern wir es keineSweg-, daß die wichtigste strafrechtliche .Ncform'srage. die Frage der Verschärfung der Freiheit-strafen, nach kurzer DiScusston au« Mangel an Zeit von der weiteren Erörterung abgrsrtzt wurde. Wer weiß, ob nicht die Be- ratbung auch Vieser Frage von jenem Geiste einen Hauch verspürt unv damit Resultate gezeitigt hätte, dir ernstlich zu bedauern akwesen wären, nicht »m der Beschlüsse selbst oder um der Beschließenden willen, sondern um der Aus nutzung halber, die dieselben zweisrllo« an demjenigen Orte gesunken hätten, an dem der taktvoll .le» Heinz«" genannte Gesetzentwurf in der nächsten Session seine Auferstehung feiern soll. Doppelt erfreulich ist e- daher, daß das denische Volk nunmehr Zeit hat, diese „Reform" in aller Rulle, odne vergreifende Präjudicien, einer Prüfung zu unterziehen. Doppelt dringlich tritt aber auch nunmehr an die Meinung die Mahnung heran, aus die Tragweite L>c,«r Neuerung hinzuweisen, bevor da- UnsittUchkeit^gesetz den neuen Reichstag beschäftigt. ^ ««« Bereits Li« leide» Gutachten, welche zu dieser Frage von LandgcrichtSrath Or. Kronecker-Berlin und landrichlcr Or. Fe lisch-Berlin erschienen waren, hatten den Anschein erweckt, als ob die Neuerung in juristischen Kreisen ebenso wenig energische Gegner sinken sollte, wir seiner Zeit m dem »»»mehr aufgelösten Reichstage. Kronecker will bei Zucht- bauS-, Gesängniß- und Hasisirafc eine Sirasschärsung durch Kostschmäierung, Kelienslrasen, Duukelarrest und Lallen,-Isiasen de, bestimmten, im Gesetz auszusühreuden Delikten von be sonder« rohem »nd unsittlichem Ebarakler. wie bei Rand, Kuppelei, Citllickkeitsverbrechcn. Felisch ist vorsichtiger. t,r siebt die erbeblichen Bedenken ein, welche der Verschärfung der Freiheitsstrafen entgegen stehen, hall indessen die mit illrer Einführung verknüpfte» Bortbcilc für übcrwicgcnt. Auch er will harte« Lager und Einschränkung der Kost zulasie», »nd zwar bei der Zuchthausstrafe, der nicht an die Sielle von Geld tretenden Gefängnisistrase und der mit ArbritSzwang verbundenen Haststrafe, also insbesondere bei Landstreicher thum und Bettelei im Rückfall. Die Gründe für seine SchärfungSvorschläge entnimmt Kronecker auS der angebliche» Entwickelung der Erimiiialitäl in Deutschland. Er conslatirt eine säst unausgesetzte Zu nahme namentlich der RobbeilStclicte »nd der Vergeben gegen dir Sittlichkeit, welche nicht im Verhältnis; zum Wach«- tbum der Bevöiterung stebe. Irgend welche statistische Unterlagen für diese seine Behauptung zu erbringen, bat er nicht der Mühe für Werth gekalten, sonder» er begnügt sich mit der allgemeinen Redewendung „das Vorhandensein dieser Erscheinung wird allgemein anerkannt". Gegenüber dieser „allgemeinen Anerkennung" möchten wir nur darauf Hin weisen, daß Streng aus Grund eiiigcbender statistischer Forschungen bereit« im Jahre 1886 nachgewiesen hatte, daß die Eriminalität vergangener Zeile», die doch unter der Herrschaft verschärfter Strafgesetze standen, weit Höker war als die bcutige, daß die Zuchibäuser alten Schlage«, in denen „die Robbest der Bediensteten »ist der Rohheit der Insassen wetteiferte", trotz Kette» und Prügel niemals leer standen und zu einer wahre» Brutstätte verbrecherischer Ge wöhnung entarteten. So unbestritten das WachStlmm de- jttgeudlichen VerbreebertbumS ist. so streitig ist die Frage über die Zunahme der BruialitätSdclicte. Muß doch «Felisch selbst die Dürftigkeit des für diese Frage zur Verfügung siebenden statistischen Materials zugeben unv vor Trug schlüssen warnen, die man auf dieicm Material ausbaue. Daß infolge de« wachsenden Großbetrieb«, der Erleichterungen VcS Verkehr« und des damit verbundenen Zusammenflüsse« von Arbeitern, Passanten u. s. w an einzelnen Berkebr«- und Fabrikcentren die RohheitSvergehen eine Zunahme erfahren baden, mag zugegeben werden; aber von einzelnen localen Erscheinungen aus eine Krankheit des Gesammtkörper« zu schließen, ist nichiversländig und gefährlich. Man dars auch nicht vergessen, daß, wenn heute mebr Fälle dieser Art zur öffentlichen Kenntniß gelange» al- früber, die« zum größten Theil in den großartigen Fortschritten der modernen Statistik und in der Ausbreitung und Vermehrung der Tagespreise seinen Grund findet. Aus noch schwächerer Grundlage aber stebt die Behaup- tung von rer guten Wirkung derartiger Strafschärfungen in »nierem Nachbarland« O eil erreich. Bon diesen in Oester- reich bestehenden Strafschärfungen läßt sich, wie Fetisch sagt -.nsach nur Mellen, daß „die Ansichten über den praktischen Erfolg aetbellt sind". Wenn aber Kronecker gar da« Mili- «airstrasverfahren in« Feld zu führen unternimmt und daraus bmwe.st. daß der „verschärfte Arrest« sich st, Deutschland bei,» Milsta.r „vorzüglich" bewabrt habe, so stell, er sich hier adgeseben von der ungerechlseriigten Gegenüberstellung ,weier durchaus ungleichartiger Größen, Gegensatz zu dem Urtbeil zablreichrr mstilairischer Autoritäten. ^ Stoßen wir so auf e.nen vollkommenen Mangel an triftigen Beweisgründen, so baden wir un« doch aus der vorzulegen, od dir moderne Eultur sich „ich dagegen strauben muß. Strafmittel dulden tie dem G-samniige. te der Ze.t und der vor wenige , Lr. au» anthropologischen und soc,-logischen Forschungen entstehen" den Eriminalresorin-Dcstrebungen zuwider sind. Der bis herige historische Eniw>ckclung»gang beweist, daß jeder neue Zeitabschnitt eine Minderung der Zahl unv Milderung der Art der Strafmittel nach sich zog, biS sie in Deutschland gänzlich verschwunden waren. Ein Rückgriff auf die ver altete» grausamen Maßregeln de« vorigen Jahrhundert hieße also die Eulturbewegung aushalten wollen. Doch — wird man entgegnen — c« giebt Verbrecher, deren sittliche Verrodung so weit gebt, daß sie in dem Aufent halt im Gesängniß keine Strafe, sondern eine bequeme Unter kunft sebcn, die also nur durch verschärfte Strafmittel zu dem Bewußtsein der Sirasabndung gebracht werde» können. Ja, aber c« giebt auch für die Gefängnisse säst aller deutschen Staaten DiSciplinarordnungen, welche zum Tbeil noch schärfere Strasschärfunge» al« die hier vorgeschlagencn ent- ballen Der große Uniers-bied zwischen dem jetzt bestehenden und dem projectirte» Zustande besieht nur darin, daß jetzt die al« Strafschärfungen bestehenden DiSciplinarmittel durch den Grfängnißvorsteher gegen solche Veruriheilte zur An wendung kommen, die innerhalb der Gefängnisse nach der Verurtheilung sich vergangen haben, während künftighin diese Verschärfungen al« Strafen im engeren Sinne durch Ur- lheii wegen de« Charakter- de« Vergebens in der Haupt- verhandiung ausgesprochen werde» sollen. Man bedenke, welche Gefahren hierin liegen. Abgesehen davon, daß der Richter auf Grund de« flüchtigen, vielfach trügerischen Bilde« der Haupt- verbandlung oft kaum ein Unheil über die Individualität de« Thätcr«, über sein Vorleben, die Motive seiner That und die sonstigen vielen Einzelheiten, die zu einem gerechten Spruch durchaus erforderlich sind, fassen kann, daß daher bei der mangelhaften Würdigung der Eigenart de« Abzuurthrilen- dcn jede einzelne Abmessung von Strasschärsungen sehr leicht zu einer Sammlung von Fetsisprüchen führen kann: so bleibt weiter dir rerbängnißvolle Folge, daß die barte Strafe, welche im Voraus hal festgesetzt werken müssen, wenn sic sich Hinter her al- für die Individualität de« Verunheilten ungewissen hcransstellt, keine Abäliderung mehr zuläßt; daß ferner die Schärfungen fortgesetzt werden müssen, mag der Gefangene auch einen noch so ernstlichen BcfscrungSwillen oder ein noch so gute« Betragen innerhalb der Geiängnißräume an den Tag legen. Dazu kommt, daß der Schärfungsgedanke unvereinbar ist mit der vornehmsten und edelsten Ausgabe der Zwcckstrase — der Besserung. Die verschärfte» Strafen müffen jedes Beffcrung-gefüdl ersticken^ trotzige Verbissenheit heraus- svrbern und den Kamps gegen die Gesetze, die Erbitterung gegen die Gesellschaft verstärken. Der Reuige wird zum Ver zweifelten. Der Dunkelarrest verscheucht jeden Lichtstrahl bessernder Erkcnnliiiß und mit der Zucrkcnnung der Ketten- strase wird dem Verbrecher das Bewußtsein, noch rin Mensck« zu sein, genommen. Doppelt verbitternd aber wirken die Schärfungen dadurch, daß sie nicht dauernd, sondern nur in regelmäßigen Zwischenräumen vollzogen werde» können, da Niemand auf die Dauer hartes Lager und Kostschmälerunz aushalten kann. Gerade hierdurch erscheinen sie stets als eine neue Strafe für etwa«, was bereit- abgebüßt ist. Nehmen wir noch dazu, daß die Strafschänung nolhwendig die Arbeitskraft schwächen muß, so daß gerade das, was am erziehlichsten aus den Sträfling einwirkt, die Arbeit, durch diese Nedenstrasen beeinträchtigt wird, so sind damit die schlimmen Wirkungen dieser Neuerung annähernd erkannt. Die ganze Bewegung zu Gunsten der Strafschärfungen ist nur e,n Ausfluß jener Richtung, deren Kurzsichtigkeit den Crimiiialrichter zum Socialreformer, den Gesangnißdirector zum Weltverbesserer mache» will. Vorsorgendr Maß regeln zu treffen die trüben socialen Quellen zu verstopfen, au- denen da« Berbrechertbum immer neue Nahrung erhalt, und unter denen das WobnungSelend in erster Rnbe steht, das ist eine zwar schwerere, aber würdigere Aufgabe dr« Slaatr«. Deutsches Reich. » Berlin, 20. Sertemder. Wie bekannt, bat eine Ver sammlung von Mitgliedern der „Freisinnigen Vereinigung" in Berlin unier dein Vorsitz VcS Herrn Barth einstimmig bkichlosjen, selbstständig in den LandtagSwablkamps cinzutreten. Durch diese Vergeltung der auSgesuchr schlechten Behandlung
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