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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.09.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930926017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893092601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893092601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-09
- Tag1893-09-26
- Monat1893-09
- Jahr1893
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BezuaS-PreiS A p« H«w»t«,»»bttto, od« de» t» ktnb«. be»k1 and dev Vororte» errickttete» >«4» «»bestell«» abgeholt: virneliäürlich^Ischü, Hei tweimaliarr täglich« ZusteUang m» Hanl >l LLL Durch dt« Post bezogen für Deuilchland Oesterreich: vieneliädrlich ^4 S.—. Direct« tägliche kbrrnzbondieaLaag t»t Ausland: monatlich ^ ?chü. DkeMorgea-Aasqeb« »rtchet»» täglich'/,? Uh^ dt« At«id-Au»god« Wochentag« b Udr. Redsrti«« »«- LrvOMo»: Aotzannrsgakke 8. Die lkrvrdttto» ist Wochentag« »aanterbrvch«» Wätznl «u früh 8 bis »be»d« 7 Utz^ FNisle«: Ott» Me»»'» Dorn». lAlsre» H»tztUb llatvettitätsuraß« l. Laut« Lösche. KatHattnenstr, 1«. part. »ad KänkgsvlaH 2. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Nnzetgen-PreiS die Sgejpaltme Petitzeile 20 Pfg. Nrclamea »ater da» Redactioa«strtch («ge« ipaitra) üO-4, vor den Aamilieaoachrtchte» <6 gespalten) «0-4- PrSßerr Schriften laut unterem Prrit- Verzeichnis. T-ibellarücher und Ziffanjatz »och -oberem Tarif. Extra, Beilagen (gesalzt), nur mit Lei Morgen-Au«gabe, ohne Poslbe'ürderuag -4l 60.—, mit Posibeiorderiing 70.—. Annakmeschluk für Anzeige«: Abend-Ausgabe: Bonnittag« lO Uhr. Marge n-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn, und Festtag« früh '/,9 Uhr. Bel de» Filialen und Annahmestefle» je eia« halb« Stand« seither. k«zri-rn find stet« an dt, Urpeditis» zu rtchtem Druck and Verlag von L. Pol» t» Letvzkg. Dienstag den 26. September 1893. 87. Jahrgang. » » Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung de? Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das IV. Vierteljahr baldgefälligst veranlassen. Tas Leipziger Tageblatt erscheint wöchentlich 13 Mal. Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig -L LO mit Bringcrlohn für zweimaliges tägliches Lutragen L ^ LO durch die Post bezogen für das Deutsche Reich und Lesterrcich-Ungarn 8 ./il Im Auslande nehmen die dortigen Postämter Bestellungen entgegen und zwar zum Erlagpreis für das Vierteljahr (ohne Stempel- u. a. Gebühren) von 5 ./<( 40 ^ in Dänemark, Holland, Luxemburg, Niederlande, Schweden und Norwegen und Schweiz, — 6 in Ruftland, — 7 ^ 80 ^ in Bulgarien, Italien und Rumänien, — 10 20 ^ in Portugal, — 12 ^ 60 in Egypten und Europ. Türkei, — 17 40 in Chile und Uruguay. Nach den übrigen Staaten ist nur dirccte Ltreuzbandsendung gestattet und nimmt hierfür nur die Expedition des Leipziger Tageblattes Aufträge entgegen zum Preise von 7 ^ 50 monatlich bei täglicher frankirter Zusendung. In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: JohaimeSgasse 8, die Filialen: Katharinenstratze 14, Königsplatz T und Universitätsstratze 1, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstrafte 3L Herr k. 0. Kittel, Colonialwaarcnhandlung, Beethovenstrafte t Herr DIleaü. 1'eter, Colonialivaarenhandlung, Brühl 80 (Ecke Goethcstrahe) Herr Iteiin. !U688lie, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Straste(Thomasiusstragcn-Ecke) Herr Otlo kraur, Colonialwaarenhandlung, Löhrstrafte 15 Herr klluarü Uet/er, Colonialwaarcnhandlung, Marschnerftrafte 0 Herr ?uul 8cl»r«»lder. Drogengeschäft, Nürnberger Strafte 4L Herr U. k. Uftrvelit, Colonialwaarenhandlung, ^ Zeitzer Strafe 35 Herr V. Kil8ter, Cigarrenhandlung, in Anger-Crottendors Herr Uohert «reiner, Zweinaundorser Strafe 18. in Plagwitz Herr U. 6riit/mann, Zschochcrsche Straße 7», ' Eoblis Herr^i! krltEi.^M^ 5^' . Reudnitz Herr Hs. ku?,.irmn, Dkarschallstraße 1. . Lwdenau Herr L. Outderiet, Ciga^renhandlung. Markt 22, . ' ' ^ ^ober. Mützengeschäft, Leipziger Straße 6, . Neustadt Herr b. «eder, Eisenbahnstraße 1. ' Thonberg Herr U. ULnttwil, Neitzenhainer Strave 58. Peterskirchhof 5 Herr Alux Xierlit, Buchbinderei, Pfaffendorfer Strafte I Herr 4. 6. Clanen, Colonialwaarenhandlung, Ranftfchcs Gäuchen 0 Herr krleiir. Kl8el»er, Colonialivaarclthandlung, Ranftädter Tteinweg 1 Herr 0. knrreiiuttitti, Colonialwaarenhandlung, Schützenstrafte 5 Herr ,lul. 8elliiiui<-i»rn, Colonialwaarcnhandlung, Weftplatz 32 Herr U. Dittrloii, Cigarrenhandlung, Vortstraye 32 (Ecke Berliner Straße- Herr 0. sänke, Colonialwaarenhandlung, Amtliche Bekanntmachungen. Gllittnng. Für die Tolamllosen in Schneidemühl sind bei unserer Stiftung«- buchhalterei eingegangen: LVO ^ von der Stiftung für die Stadt Leipzig und 8 von H. H. Der Eejammtbetrag au SO» Mark ist an daS dortige HilsscomitS eingesendet worden. Leipzig, am 22. September 1893, Der Math der Stadt Leipzig. l)r. Georgs. Junck. Bekanntmachung. Nachdem die öffentlich ausges kriebenen Tchleukrnbau-, Erd- und PflasterungSardriten in der verlüngeiten Uraustratze zu Leipztg-Sutritzsch vergeben worden sind, werden die unberüctsichtigt gebliebenen Bewerber hierdurch aus ihren Angeboten entlassen. Leipzig, den 22. September 1893. Der Rath dcr Stadt Leipzig. Ie 488«. l)r. Georgi. ikichoriu«. Lekanntmachnng. Der von der Lagerhosverwallung am IS, August d. I. aus gestellt«, aus Herrn Leopd. LouiS Franke in Leipzig lautende Lager schein Nr. I4S85 llber 3V Ballen Kaffee, gez. 4ÜÖ34. gew. 2307,b Klgr., auf dessen Rückseite I Ballen Pf 402 als ob- gegangen abgeschrteben ist, ist bei uns als verloren gegangen an- gezeigt worden. Wir fordern den etwaigen Inhaber dieses Lagerscheine- hier durch ans, sich mit dem selben binnen 3 Monaten und spätesten- di« zum 28. Decemdrr 18ÜL bei Verlost jeglichen Auipruch« an die Lagerhosverwaltung in der Logerdosexpedition zu melden. ltrsolgt kein» Meldung, so wird der Lagerschein für erloschen und uowirkiam erklärt und ein neuer ausgesertigt werden. Leipzig, de» 2ö. September 1893, Lagerhos der Stadt Lripztg. B. MicharU Lekanntmachung. S« wird hiermit zur öffentlichen Kennrnist gebracht, daß von I«dt ab die Erpeditia» der NndrraSgemeiiide. sowie die Wohnung de« Unterzeichneten Piarrer« und dieienige de« Herrn Diakon u« Teichgräber in »r« neu errichtete« Psarrhau« gegenüber der neuen Andrea-kirch, sich befindet. Tie Wohnung de« Herrn Subdiakonu« Schmidt ist vorläufig »och Arndlslrotz» 28. 3 Stage. Leipzig, de» 26. September 1893. Da» Pfarramt der Andrea»,emetnde. vr. pt>. Schumann!, k. Diebstnhls-Lekanntmachnng. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeis«: 1) ein Meldtischiden, ichmaezledcru, mit Nichrlbüael. enthaltend ca 24 ,»,< galdene Trauringe und 2 Lrihtuniaschcine über ein» golden« Lyl,»berühr, ein Lolli«, 4 sttder,« Lgtofsel und «iuen Borlegelöffel, oin 22 d. Ml«.; 2) eine stlder«e Stzltnderutzr mit Soldrandz Secnnd«, glatter Rückieit» mit Schildchen» ondäiigender gal den or Schnppenkette mit Lerzierang in Form eiae« Schlüssel« uad Huadetop^s, vom 17. bi« 18. d, Mt,.; 3) eine Nprtrtle von blondem Hoorgeslecht mit unechtem Be schlag »ad goldenem Medaillon und eine Talminhrtette mit blauem Stein, vom 12, bt« 17. d M>« ; 4) eine kurze galdene Udrtettr mit goldenem Medaillon in Buchform, mit schwarz« Lminllk, und eia goldener Siegelring mit schwarzem Stein, am >3. d. Mt«.; b) et« Laigenrock von schwarzem gestreiften Kammgarn mit Atiaspatten, schwarzem Futter und Stvffdenkel mit der Firma „Herrmann Adrabom, Berlin", eine Weste von schwarzem carritten Kammgarn, mit Hellem Fun«, am >9, d. Mi«.; 6) ei« Taillenrock von dunkelblauem carrirten Kammgarn, mit schwarzem Llothsulter und Stoffheniel mit dem Namen „Jacobi", am 21. d «t«,; 7) rt»e geld«»O>e«e Pferdedecke mit rathe» nnd blauen Gtreiseu, am II. d Mt».; 5) et« P»»d«>a>e«. «rädttg, grünlich gestrichen, mit Leitern, Kastenousiatz und descctcm mit Eisenblech beschlagenen Boden, am lk d, Mi«.; 9) ein Handwagen, «rädttg, mit blaugestrichcnem Kastenausiup und der Blechfirma „Gustav Lrhinann, Kotzichbar", daraus s Korde mit Kraut und Kartoffeln, NIN 19, d Ml-,; lv) ein Handwagen, «rädttg, gelbg,strichen, mit Leitern und Kastenauiiatz, daran die Firma „Theodor Rosenkranz, Lrpich", davor «in gelder Hund mit neuem Ltdergeschirr geipanut, am 23. d. Mt«. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder üb« den Thäler sind ungesäumt bei unserer Lttminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 2ö, September 1893, Das Potizctawt dcr Stadt Leipzig. Brerschnetder. Ml. Zur Wohnungsnolh in den Großstädten. v. Mit Recht sebrn Alle, die eine Verbesserung der WobnungS- verhälrnisse erstreben, es al« nöthig an, möglichst weite rirersr für diese Frage, die für Alle bedeutungsvoll ist, zu inler- ejsiren. Zwar wird man, dank der Rührigkeit, mit der socialpolitische Fragen immer wieder erörtert werden, sex» kaum noch leugnen, daß zu den Gebieten, aus denen zu Gunsten der arbeitenden Classcn im Interesse der Gesammt- beit Wandel geschaffen werden muß, vor allen Dingen die Wohnungsfrage gehört, aber über den vollen Umfang der Wobnuiigsnoth herrscht doch nicht überall eine richtige Vorstellung. Andererseits sind sich Manche über Umfang und Bedeutung dieser Roth vollkommen klar, aber sic nehmen sie ihrer Allgemeinheit wegen fast als rin unver meidliche- Nebel bin, dessen Beseitigung wohl gut und wünschciiswcrth sei, aber voch kaum in absehbarer Zeit und nur mit den schwersten Opfern erreicht werben könne. Mit dieser Resignation freilich ist nicht« zu erreichen. Erreichen kann man nur dann etwas, wenn der Gedanke an die Aus dehnung, die dieser Schaben durch lange Vernachlässigung genommen hat, nicht als Hemmschuh, sondern als Sporn wirkt, und dazu ist immer wieder erforderlich, die Hand aus di« Wunde zu legen und den Schaden zu allgemeiner Kenntniss zu dringen, bis Mittel und Wege zur Heilung gesunde» werden. I» diesem Sinne begrüßen wir eine kleine Schrift-) al« ein wirksames Mittel, Denen, die sehen wollen, die Augen zu öffnen. Sie behandelt allerdings die WobnungSnolb nur in einer Stadt, die durch ihre Größe eine AuSnahmrstclliing im Deutschen Reiche einnimml, in Berlin, aber wa« sie aus Grund unanfechtbarer Quellen mittdeilt, kommt auch in jeder größeren Stabt mit Arbeiterbrvölkerung vor, höchsten« mit dem Unterschiede, daß Berlin eine quantitav größere, keineswegs aber qualitativ reichere Ausbeute gewährt. DaS Material der Schilderungen ist der Peripherie Berlins, mir Ausnahme de- Westen«, entlehn«, also Stadltbeilen, wo rrjahrunaSinäßia t>e arbeitenden Elassen am meisten vertreten sind. DaS Material «ft in drei örtlich« Gruppen vertbeilt, in drei Aussätzen von verschiedenen Ver fassern bearbeitet: je ein Aussatz ist in der „vossischen", „Kreuz-" und „National-Zeitung" veröffentlicht. Die Aus wahl der Zeitungen beweist, daß dabei politische Erwägungen keine Rolle gespielt haben, sondern eS vor allen Dingen daraus ankam, den Mittbeilungen eine möglichste weite Verbreitung zu sichern. Da die bar,» geschilderten Wohnungen der kleinen Leute an vielen Orlen Gegenstücke finveo werten, kann man rS einen glücklicvrn Gedanken nennen, die Auf sätze in Verbindung mit einer Einleitung in Buchform zu veröffentlichen. Wir begegnen darin keinen neuen Vorschlägen zur Losung der Wohnungsfrage, aber wa« die Aussätze dringen, ist ttn so deutlicher Beweis für die Unzulänglichkeit der Wohnungen vieler kleiner Leute, daß sie doch wohl Eindruck machen werden. Alle drei Aussätze befassen sich gleichmäßig mit einer besonderen Specie« schlechter Wohnungen, wie ma.i sie in .Kellern oder unter dem Dache antrifft Sir wollen aber durch diese Beschränkung durchau« nicht d«e Folgerung Hervorrufen, -) llakettuchiingen üb« die WohnungSverhältnIffe der önneren Bevölkerungsclassea in Berlin. Berlin. Larl Httmana'4 Verlag 1893. Reiche. als ob es im klebrigen keine schlechten Wohnungen in Berlin gäbe, sondern Liese besondere Berücksichtigung erfolgte, weil in derartigen Wohnungen gerade da- durcbau- Mißlicbe und Unzulängliwe der Berliner WobnungSverbäll nisse am schärfsten erkennbar ist. Diesen an sich schlechten Wohnungen sicht eine große Anzahl solcher Wohnungen gegenüber» die geräumig und lustig sind, aber nur so lange, bis mit dem Einzüge de- MietberS mit Frau und Kind, mit Astermiethern und Schlafburschen dcr aus den Kops der Bewobuer kommende Luftraum aus daS äußerste Mindestmaß be>abgcdri>ckl wirb. Da- sind Wohnungen, in denen durch die Art ibrer Benutzung nicht weniger bedenk liche Zustände herrschen als in den zahlreichen Wohnungen, die au sich schlecht und gesuiidbeil-widrig sind und nicht vcr- mietbet werden dürsten. Wir lesen in Beziehung aus dir erste Kategorie: „Wir stoßen in einer Kellerwohnung der .... -Straße aus Zustände, gegen die anzukämpsen von vornherein als verlorene Mühe erscheint. Daß sie wegen der sehr niedrigen Fenster dunkel ist, muß man leider bei den mcister Kellerwohnungen a>S unvermeiblicd hinnebmrn; daß in den Räumen — Slude, Kammer und Küche — eine dumpfe, feuchlc Lust alle- zum Stocken bringt, ist schlimm; weit schlimmer jedoch sind folgende Besonderbeiie». In schrägem Winkel zum Kammerscnsier steht aus dem Hose der Asch- und Müllkasten; daiauS sollen im Svmnicr Maden massenweise in die Wohnung kriechen. Nickt weit von den Fenstern ist ein Pierdestall gebaut: bei Rcgenwettcr mische» sich Iaucke und Wasser und stießen ,u den tiefliegenden Fenstern hinab. Unter den Fensterbrettern im Innern wachsen von Zeit zu Zeit Pilze, nnd an den Seiten ist der Schwamm. Lange war die Wafferleilung schadhaft; da trotz wiederholter Bitten die durchlöcherten Röhren nicht ausgedcsiert wurden, so suckle man sich, so gut eS ging, zu helfe», indem man die Röhren mit Lappen umwickelte, Ust eS da zu verwundern, vaß die Dielen vor dem AuSguß verfaulen und große Löcher zeigen? Und hier baust eine Familie von neun Köpfen, Mann, Frau nebst sieben Kindern!" Allerdings darf man aus den Schilderungen der Broschüre — und die Verfasser der einzelnen Aussätze v.rwahren sich im Voraus dagegen — nicht den Schluß ziehen, man habe eS hier mit einem Bilde von dcr Wvhnweise der Neinen Leute zu thun, da- sich irgendwie verallgemeinern ließe. ES kam von Vornherein daraus an, Wohnungen zu schildern, in denen besonder- cclataute M ßstände zu Tage treten, Wohnungen, die in gesundbeiilicher Ve »iebung, so namentlich durch Uebersüllung der Wobngelassr. schlechte Luft- und L'chtverbältnissc. Feuchtigkeit, Mangel Kaste Wasserversorgung und Beseitigung der Bbsallstosse bedenklich erschienen. Glücklicher Weise liegen vielfach die Verhältnisse günstiger; aber immerhin giebt eS Wohnungen der geschilderten Art in gewissen Elartgegenken noch in großer Zahl, und diese werden von den ärmeren Bevölkerung«- Schichten mit Vorliebe gemietbel, Mil Vorliebe! Kaum glaublich, r« jei denn, daß dierfür bestimmte Veranlassungen vorliegen. Die sind denn auch in der Dbat vorhanden. Einmal ist die Lage bestimmend. Viele Arbriler wollen oder müssen in der Nähe ihrer Erwerbsquelle wohnen, und deshalb nehmen sie alle noch so handgreiflichen Miß stände mit in den Kauf. Daneben spielt der Kosten- piinct eine wesentliche Rolle, Die besser gebauten Wohnungen in den äußeren Ctakttbeilen sind immer noch so tbeuer, daß die kleinen Leute die Wabl haben, entweder allen GesundbeitS- vorschriften Holm sprechende Räume zu mietben, oder einen Tbeil des Mietbpreise« durch Astern,,etber oder Schlasleute auszubringcn; noch schlimmer freilich, wenn, was auch vor kommt, selbst in jenen Lochern noch Einlieger gefunden werden. Die Kennlniß von diesen Zuständen in immer weitere Kreise zu tragen, ist die vorliegende Broschüre, die wir, wie so »lancbc wrrtbvollc Anregung, dcr Centralslelle für Arbriterwoblsaliri-tinttchtungen verdanken, wobl geeignet, unk darin besteht ihr besonderer Weilb, Denn nur wenn die öffentliche Meinung immer wieder aus diese Noiblage geführt wird, ist «in« Mitwirkung aller be tbeikigten Faetorrn an den Reform-Bestrebungen zu erhoffen, und nur dann «kalten die praktischen Versuche, gesunde und billige kleine Wohnungen zu schaffen, neue Anregung und Förderung. Deutsches Reich. SS. Verkitt» 22. September. Sehr beachtenSwerth ist eine Auseinandersetzung des „Vorwärts", in welcher die socialremokratiscb« Parteileitung die Gründe angiebt, die ihr die Theilnabme a» den preußischen Land tag-Wahlen nicht räthlich erscheinen lassen. Brr- aulaß» sind dir Erklärungen durch den in London lebenden Socialtemokraten Bernstein, der den Entschluß der Wahl- en:hallung riuer scharf tadelnden Kritik unterzogen hatte. Au« dem Ton. den der „Vorwärts" anschlägt, aus einigen Anspielungen und auS der Zustimmung der socialdemo- kraiischcn .VolkSttimmc" zu dem Standpuncte Bernstein'-, gebt hervor, daß der Gedanke de- Eintritt- in die Wablbewegung auch in dcr Masse der „Genossen" eine respecteinstoßende Zahl von Anhängern zählt. E- bekundet da- einen Fortschritt der VoUmar'schcn Ideen auch in Preußen. In eben diesem Umstand wird man aber einen neuen Beweg grund der Berliner Führer für die Nichtbelheiligung zu suchen haben, denn das „Parlanienieln" in Preußen würde von den Enlichiedenen als eine Herausforderung angesehen werden, u»d vor diesen Elementen haben die Parleigröge», für die die Zeit gekommen ist, wo sie „waSGutS in Ruhe schmausen mögen", mehr Angst, al« sie scheinen lassen wollen. Jedenfalls wäre von den den Unabhängigen Nahestehenden im Falle einer Wahl» betkeiligung mehr zu sürcbien, al« von den Parteigenossen, die mehr zum Opportunismus neigen. Hält nun auch die Parteileitung mit diesem Motiv zurück, so ist ihre Aus führung nichtsdestoweniger sehr iiiiercssant und lehrreich für da- Bürzerthum. Sie macht nämlich die denkbar schärfste Scheidung zwischen dem gemäßigten und rem radikalen Liberalismus. E» sind die- für den „Vorwärts", wie für uns, zwei Richtungen, die nicht« mehr als eine — zumeist nur von Gegnern gebrauchte — Bezeichnung gemeinsam haben. Indem sie sich das BiSmarck'schr Gleichnitz von der „Borfrucht" aneignen, erkenne» die socialvcmokralischcn Führer den Ricbtersschen Deutschfreisinn ganz rückhaltlos hier als ihren Erblasser, dort al« ihren Platzballer an, um sich hieraus mit aller zu Gebote siebenden Vehemenz gegen Herrn von Bennigsen zu wenden, „den zweiten Eidgenossen" voin „Rüililchwur", und auch aus Herr» Bamberger einen Blick unbesteglichen Miß trauen- zu werfe». Beiläufig bemerkt: die „Kreuzztg.", die in ihrem LiebeSgirren aus der EentrumSschwelle unauf hörlich die ultramontane Phrase vom „Liberalismus von Bennigsen bis Bebet" wiederholt, könnte mit der offenen sociatdemolratischen Erklärung ihre schadhaft gewordene Wahrhaftigkeit etwa« repariren. Für „diesen" Liberalismus also, d. h. den Liberalismus Bennigsen -, „mobil" zu machen, weist der „Vorwärts" weit von sich. Für den Richter'schcn Radikalismus hingegen möchte er die- nickt nur gern Ibun, sondern er räumt auch ein, daß Bernstein dir Logik für sich bat. wenn er die Verstärkung de« bürger lichen Radikalismus — sozusagen den Aubau der Vorfrucht — für nothwendig rracbiet. DaS Schlagwort von der „einen reaclionären Masse" giebt der „Vorwärt-" dabei ausdrücklich prris, der .Großpeusionair" Richter und sein Anhang beben sich au« ihr als eine Erscheinung empor, an der die Locialdeinokratie ibr Wohlgefallen bal. Und trotz dem bleibt Herr Liebknecht bei der Parole: „gänzliche Wahl- entbalkuiig". Der Grund ist außer der erwähnten gebotenen Rücksichtnahme aus eie „Jungen" und außer dcr Furcht, wegen der öffentlichen Stimmabgabe FiaSco »u macken, dir lieber» zeugung, daß HerrNichtcr einen für den RadkcaliSniu« und somit für eie Socialbemokratie irgend nennen-wcrthrn Erfolg bei den LantlagSwahlcn nicht haben wird, und daß dir Social demokratie einen Fedler begeben würde, wenn sie ihre, auf da« ungleich« Wahlrecht gestutz'e principiellr Zurückhaltung ausgäbe, um als Bundesgrnossin eines Geschlagenen den Kampfplatz zu verlassen. Der „Vorwärts" sagt das natürlich nickt gerade heraus, aber er deutet es verständ lich au, inkem er von der Anerkennung der Dienste Rickler« aus vorder — Bernstein gegenüber — bald prei-- gegebene Euischulrigungen der Wablenthaliung übergebt. Man irrt vielleicht nicht in der Annahme, daß in Berlin, wo der bürgerliche Radicali-muS zweifellos Chancen hat, ihm Abcommandirte zu Hilfe geschickt werden, da« aber auch nur unter Verhältnissen, wie dir Berliner, denn »Herr
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