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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.09.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930923010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893092301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893092301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-09
- Tag1893-09-23
- Monat1893-09
- Jahr1893
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Etztp«-Beilagen (gesalzt), nur mit bi« Morgea-Autaabe, ohne PostbesSrdernag ^4 SO.—, mit Poffbeiorderung 7V.—. Annahmeschluk für Anzeige«; Abend-Ansqabe: Bormittag» lv Uhr.^ Marge n-Ausgab«: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/»> Uhr. O«i h»u Filialen und Annahmest»!!«» j« «t»0 halb« Ltund« früher. Nntttgea sind stet» an dt« Gxprditio» zu richtr». Druck und Verlag von L. Pol» >» Leidttg. Sonnabend den 23. September 1893. 87. Jahrgang. Wegen -er Messe -« ist unsere Expedition morgen Sonntag Vormittags bis 1Ä Uhr geöffnet. LxpeiUtlov äes I-elp/Ixor Amtliche Bekanntmachungen. An die Meßbesucher. Ts kann keinrm Zweifel unterliegrn, daß der Geschäftsgang auf der diesjährigen Herbstmesse für ein« Anzahl von Branchen eia nicht befriedigender ist. Wenn die Berliner Interessenten aber sich bemühen, die von ihneu abgehalteae «ermesse als Ursache dieser Erscheinung hin- zustellea, so liegt die damit verbundene Absicht so klar vor Jeder- mannL Augen, daß eine eingehende Widerlegung wohl nicht nöthig erscheint. Ts mag genügen, wenn wir demgegenüber einfach feststellen, daß in den Geschäftszweigen, für die keine „Vormesse" in Berlin stottgefunden hat, der Geschäftsgang genau ebenso wenig befriedigend ist, wie in der keramischen, Kurz- und Spielwaarenbranche. Eo erklären große Rauchwaaren- upd Textilwaaren-Firmen die jetzige Geschäftslage sür die schlechteste seit langen Jahren. Die Ursache hierfür ist also anderswo zu suchen als in dem Berliner Meß- unternehmea. Sie kann nur iu der allgemein ungünstigen Geschäfts lage, in dem Mangel an Vertrauen und Unternehmungslust, in den ununterbrochenen Aenderungen der Zollgesetzgebung und in den trüben wirthschaftlichen Verhältnissen der Gegenwart überhaupt, die ia anderen Ländern, wie oor allem in Amerika, «och tzirl grrller zu Tage treten, zu finden sein. Bessere Zeiten als die jüngst durchlebten können wir Alle brauchen: Leipzig, Berlin und alle Meßbesucher von fern und nah. Daß sie bald kommen mögen, ist ein Wunsch, den zweifellos auch die Berliner Interessenten thcilen. Die Ausbeutung einer der- artigen allgemeinen geschäftlichen Krisis wie der jetzt bestehenden aber zu Ungunsten unserer Messe müssen wir als ein willkürliches und unberechtigtes Unterfangen zurückweisen, das hoffentlich Niemand veranlassen wird, der freundlichen Aufforderung in dem hier verlheilten Circular der 1893er Vereinigung vom 19. September, „dir Meßlocale anderwärts" (soll heißen in Leipzig) zu kündigen, Folge zu leisten. Vorläufig besteht die Leipziger Messe noch, und wir werden dafür sorgen, daß sie auch serner eine nothtvendige Einrichtung sür Fabrikanten und Händler bleibt. Leipzig, den L2. September 1893. Der Mctz-AuSschutz der Handelskammer. E. G. Herrmann. Vr. Poh!e. Lekannlmachung, tzetreffend die TonntagSruhe im HandelSgewerbe während der Messe. Di« Stunden, während welcher an den in die diesigen Messen fallenden Sonn- und Festtagen der Handel betrieben werden darf, sind festgesetzt wie nachsteht. Der Handel ist gestattet: a. für Brod und weiße Backwaare ohne Beschränkung betreffs des Beginnes bis Abens 8',, Uhr, d. für Milch mit alleinigem Ausschluß der Stunden von 9 bis 11 Uhr Vormittags unbeschränkt, a. für Fleisch und Fleijchwaarcn, sowie sür Fische und Fisch- waaren von früh ü bi« Mittags 1 Uhr und von 5—8 Uhr Nachmittags, ck. für alle übrigen Waaren von 10'/, Uhr Vormittag« bis 8'/, Uhr Abends, soweit der Handel im Kleinen de- trieben wird bezw. ans den Verkauf von Einzelnstücken gerichtet ist, dagegen von 8 Uhr Vormittags bis 6 Uhr Abends, soweit er im Großen betriebe» wird. Alle die- jenigen Personen, welche zwar Großhandel betreiben, aber auch Einzelwaare verkaufen, dürfen ihr Geschäft nach ihrer Wahl von 8 Uhr Vormittags bi« 6 Uhr Abends oder von 10'/, Uhr Vormittags bis 8'/» Uhr Abend« ausüben, aber jedenfalls nur kO Stunden lang und mit Feslhaltung einer der vorstehend geordneten Fristen. Zuwiderhandelnde verfallen nach »z. 146» und bez. 151 der Reichs-Gewerbe-Ordnung in eine Geldstrafe bi- zu 600 Gt, welche im Falle des Unvermögens in Haslstrose zu verwandeln ist. Leipzig, den 22. September 1893. 17V» Der Rath her Stadt Lri-zig. 550. Or. «eorgt. L Lekanillmachung. Wegen Reinigung ter Räume bleiben die Schulcaffr, die Schul: Srdeditton und die SchulütlSkreinnabme Süunadrnd, drn 23. Srptrmber. Nachmittags, und Montag, den 2L. SrPtemder, geschlossert. Leipzig, dea 18. September 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Grorgi MLr. Lekanntmachuny. Wir haben die Morkraiistädtrr Straße und die zwilchen dieser und der Plagwitzer Flurgrenz» gelegene Nttngcustraszr des Kleinrschocher'jchen Bebauungsplanes der Leipziger Immobilien, gesellschast, ausichließlich der Fußwege, in das Eigenlhum und die Unterhaltung der Stadtgemeinde übernommen. Leipzig, den 18. September >893. Drr Rat» »rr Stadt Leipzig. ls. 4546. De. Georgt. «ff. vr. Redlich. Lekanntmachnng. I», Laufe dieses Jahre» find hier fortgesetzt Haiikttvagcu, zum größten Theil vierräderig, theils von den Straßen, lheils auS Len offenen Hosräume» gestohlen worden. Aus einer Anzahl der Wagen haben sich Waaren befunden, und in zwei Fällen sind die Wagen mit Hunde» bopaiinl gewesen, welche gleichialls mit gestohlen worden sind. Der weitaus grüßle Lbeil her abhanden gekommenen Wagen hat aus den Straßen und Plätzen in der Nahe der Markthalle aus sichtslos gestanden. Indem wir hiermit vor den. trotz aller Bemühungen, noch nicht ermittelten Dieben öffentlich warnen, fvidern wir Diejenigen, welche Handwagen bezw Hunde unter der Hand von unbekannten Personen gekauft haben, auf, sich ungesäumt ans unserer Criminalabiheilung zu melden. Weiter ersuche» wir Jedermann, zur Ermittelung der Diebe, soweit möglich, behilflich zu sein. Leipzig, de» 19. September 1893. v. R. 3611. Das Polizei Amt drr Stadt Leipzig. Bretschneider. Kr. Deutschland und Rußland im 19.Ili!ir1>ilndert. * Zu tcn nicht zahlreichen französischen Schriftstellern, die sich die Ausgabe sicllen, ihre LaiidSleiile über tenlschc Zustände mit einiger Ulibesangenbett aufzuklärcii, gehört Eduard Simon. Die Geschichte bilker, rie er in seine» Büchern über Kaiser Wilhelm I., Friedrich III., Wilhelm II. unv de» Fürsten Bismarck gezeichnet hat, legen dafür Zengniß ab. Dieser Autor behandelt in seinem neuesten, Deutschland bclrcsseuden Werke, ,.I-'-ZII>»>!tgu>' et I» Iliwsie au XIX. siücle", ein gegenwärtig besonders anriebkiite- Thema: Die Beziehungen zwischen Dcittschlank und Rußland seil dem Regierungsantritt dcS Kaisers Nikolaus bis «in die jüngste Zeit, lieber taS Buch bringt die .Weser Ztg." eine lehrreiche Inhaltsangabe, die wir im Nachstehenden wiekergcben: Tic vierzig Seiten der Einleitung bieten eine gedrängte Darstellung der deutsch-russischen Beziehungen von Peter dem Großen bis nach dem Tode Alexanders 1. Nickis Jnter- essankercS, als die Anfänge dieser Hegemonie der »wskewilischcii Großfürsten über Preußen, einer Hegemonie, deren selbst der große Friedrich sich zeitweilig nickt vollständig z» cUvebren vermochte. Ihren Gipfelpunkt schien sie während ter Re gierungszeit Alexanders I. und Friedrich Wilhelm s III. er reicht zu haben, koch nahm sic niitcr Nikolaus wie Et. Simon sich auskrückt, „beinahe uiiwabrscheiiisichcBerbäsimssc" an. Neben sehr ernsten Momenten tritt in den Beziehungen zwischen Friedrich Wilhelm III. und seinem Schwiegersöhne Nikolaus mancher komische Zug ans. Aenßerliche Ehrerbietung des Zaren gegen den allen Schwiegervater, rcaclionairer Druck auf die preußische Regierung, hartnäckige Handelssperre gegen Preußen, Bitte um Vermittelung des Königs in Konslanlinepel, theatralische Jnscenirung des Kalischcr Berdrüderungslagcrs, Spotilieder der russischen Lsficierc und bosdasle Gchciin- bcrichie der russischen Diplomatie liefern hier weckselreiche Bilder. Dazu tommt schließlich noch das Gcheimteslament Friedrich Wilhelm s III., worin der unter dem Ticlalc des Kaisers Nikolaus schreibende König seinen Nachfolger» ver bietet, in Preußen eine constilulionelle Bcrsassung cinzufUhren. Wenn das Aller seines Schwiegervaters dem despoliscbcn Uebermulh dcS Kaisers noch Zügel angelegt Halle, so begab sich dieser jedes Zwanges, als sein Schwager Friedrich Wilhelm IV. die Regierung antrat. An der Hank von Tccu- menten führt nnS hier ter Verfasser die beide» Monarchen vor, welche, gleichmäßig rcactiouär und lcgitiinislisch, sich nur dadurch »nterschieden, daß ter König gern sprach, woz» eine absolute Negierung ihm nicht oft genug die erwünschlc Ge legenheit bot. Er zeigt nnS die immer mehr bervoriretende Neigung Nikolaus', den Obcrherrn in Berlin zu spiele», iin „Paschalik Berlin", wie die Russen sagten, dann die kaiser liche Wulh über die liberalen Zugeständnisse, den Zorn über die ohnmächtige Haltung seines Schwagers im Jabr 1818, seine Epöltcreien über den Bruder seiner Fra», seine össciil- liche Geringschätzung für das preußische Parlament, seine Parteinahme gegen Preußen zu Gunsten Lcstcrreichs, de» schlicßlichen Erfolg semcr Restauratioiispolitik in Deulichlaiik, die Folgen dcS übermütlng herausbeschwrreuen Orienllriegeö von 1854. Friedrich Wilhelm III. balle ibm de» Friere» von Adrianopcl verschafft. Friedrich Wilkelm'S IV. russische Politik verschaffte ibm den scbr gnädige» Frieden von Paris DaS Blatt wendet sich. Alexander II , rer mildeste aller russischen Herrscher, stcbt dem energischen und zielbewussten Wilhelm!, und dessen MinislcrB i si» a rck gegenüber. Letzterer balle schon zur Zeit Friedrich Wilhelm s IV. von Franliurt au« aus eigene Faust die engste» Beziehungen »ul Kaiser Nikolaus auzuknüpse» gesucht. Der arme König wäre wohl damit einverstanden gewesen; waS ihm a» der Sache nickt gefiel, das war der Umstand, daß Bismarck den Kaiser Napoleon als Dritte» im Bunde haben wollte So er klärt sich die spätere Politik Bismarck s, der in Paris lavirte, in Petersburg aber engt Beziehungen ankniipste, »in den preußischen Plänen gegen^Lesterreick und dem alle» dculickie» Bund das Wohlwollen Rußlands z» sichern, de» Zaren in guter Laune zu erhalten, das Werk von 1864—1866 zu voll bringen und sür den Fall eines Kriege- gegen Fraulreich in Rußland eine Rückendeckung zu haben. Allerdings nur im Kaiser von Rußland, nicht st» russischen Kanzler Gortscbakosf und nicht in der russi sch-Pani la- wi stischen öffentlichen Meinung, welche Raffenbaß unk Neid gegen Deutschland erfüllte und die ter preußenirciiiik- lichen Politik Alexanders in herber tpposilio» cnlzegcntrat. Es folgte der russisch türkische Krieg von >877. Damals legte BiSmarck bei Niemandem in Rußland mit seiner Po litik Ebre ein. Die Kriegslustigen ballen verlangt, daß Deutschland gegen die Türkei milzöge; die Gegner de- Krieges machte» BiSmarck binlerber den Vorwurf, er hätte i! n geschürt. So entstanden die Reibungen, so kam cs. daß Alexander II. »och den deutsch österreichische» Bund gegen Rußland ciiliKbe» sab, daß der panslawislische Alexander IIl das Taselluch zwischen Rußland und Preußen entzwei schnitt und die l5V>abr Freundschaft kündigte. Der Tod Wilbelm S I, der den letzten Augenzeugen drr beiligen Allianz binwegraffie, er weiterte den Riß. Alexander III. bat sich zu Franlrcick bin- gewandt, vielleicht nur zeitweise, gleich seinen Vorfahren Paul I. und Alexander I., die nach kurzen Versuche» wieder zum Nachbar zurücktebrlen. Doch ist dies beute Nebensache und viel wichtiger der Umstand, daß das russi'che Volk Deutschland enlsreiudct worden ist und seine Regierung an- spornt, überall dein Deutschen Reiche in de» Weg zu trete». Warm»? Weil Berlin ausgebön bat, ein russisches Paschalik zu sein, weil die dculscheu Regierungen nicht mebr da» Loningswort von Petersburg empfangen, weil Denlschland nicht seinen österreichischen Biindesgenosien opfern will, uni Rußland den Weg »aci> Koiistanlinepel zu babncii. Wird diese Feindschaft zum Kriege zwischen den beiden Völker» sübre»? Diele Frage wirst Ed. Simon am Schlüsse seines anregenden Werkes ans, ebne sie zu erörtern, da er Geschichte schreiben und N'ck't politisircu will. Ten fran zösische» Leser» giebt er aber zu bedenken, daß der Pan- slawiomns nicht bloS sür Deutschland eine große Gesabr ist, daß Rußland den halbasiatischen lösten, da» übrige Europa die Ewilnation oerlritl und nickst geneigt ist, sencin die sübrente Rolle i» der Welk zu überlassen. Solcher Freimulh verdient beule iu Frantreick Anerkennung. Das Buch ist zunächst sür Franzosen geschrieben: allein auch dem deutschen Publicum biclct cs interessante GcsicbtS- pnncte zur Bcurlbkilung der deutsch russischen Bezietttingen, zumal jetzt, wo dem politischen und nationalen Antagonismus sich noch wirlhschasllichc Gegensätze bcigcsellen. Deutsches Neich. * Brrli«, 22. September. I» dem Leitartikel der Numiucr 475, des „Leipz. Tagebl", der sich mit der Orga nisation des Handwerks besck ästigte, war u. a. die Rolh- wcndigkeil einer neuen Oie werbe aus nah me und einer neuen Zählung der Bevölkerung nach Bcrussarte» betont worden, um zur Bcuribeilung der bestehenden wirtbschaft- lichcn Zustände brauchbare ziffernmäßige Griindlagc» zu gewinnen, da die Gewerbestatistik vom Fahre 1882 veraltet sei. Erfreulicher Weise scheint auch die Reicksregirrung von der Nolbwendigkeit einer neuen Gcwerbcaufnahmc über zeugt zu sein. Wenigstens führt die „Nordd. Allg. Ztg." an leitender Stelle u. a. au«: „In der That sind die vor eis Jahren gesammelten »nd in mehreren Bänden der Llatlsttk de« Deutschen Reiches veröffentlichten Talen, dei der schnellen Eniwickelung »njerer volksivirldschastilcheii Pertiällnisse, zum großen Tticil bereits veraltet »nd sur die Alisgabcn der Gesetzgebung. BerwcMnng »nd Wisieulchast nicht mehr verwendbar. Erstens sind große örtliche Verschiebungen der Bevölkerung eingrireien, riamenilich durch den Andrnng nach den größeren Elädteii, womit Beräiiderirngen >» der gewerblichen Zuiainmenietzniig der Bevölkerung verbunden sind. Zweitens haben sich verichudene Gcwerbsuvnge, z. B. die Berg- welks-Indusirie, die «bemilche Industrie, das Kunstgriverbe, im letzie» Jahrzebnt ielw rasch enttvictelt, jo daß die sruber gefundenen Zahle» ke n cmch nur annühcrnd richtiges Bild mebr geben können. Dritten« sind in der Neuzeit bedeutende Veränderungen in Bezug auf die Anihestncitnne der Frauen und jugendlichen Personen am gewerblichen Leben eingctrcten, welche zifiermäßig zu brurtdeilen nhr wichiig ist. Außerdem kommt in Betracht, daß überhaupt das Interesse an der zifferniäßigen Er- sassung der socialen Zustände in der Ictzien Zeil ausnehmend gewachsen ist — wir erinnern nur an die Bestrebungen aus dem Gebiete der Arbeitersiatistik —, und datier die Ansordeiungen a» die wirlhschastliche Statistik immer größere werden. Dadurch ge- winnt jenes Verlange» nach einer neue» Berus«- »nd Gewerbe- slatisllk immer mehr Berechtigung und Nachdruck. Be denken gegen solche neuen Anstiohmcn sind nun nickt darin zu suchen, daß dnrch die Befragung der Bevölkerung nach ihre» berus- licheii »nd gewerblichen Verhältnisse» dieser eine zu bedeutende Z». miiihling gestellt werden möchte, denn i» der That ist dieAiissüllung selbst ziemlich reichhalliger Fragebogen sür die Bkll eiligien doch nur eine geringe Mühe und kann ihnen in Anbetracht drr Wichtigkeit der Sache recht wohl zuqemulhet werden. Auch die Juanipluch- nnhme der Verwaltungsbehörde», welche die Fragebogen ver- ibeile», die Befragten inslruiren »nd die aiisgesullic» Schemata wieder »insammeln müsse», kan» von diesen Eibebungen nicht abichrecken, da die zahlenmäßige Verarbeitung der Antworten bei un« just durch die besonder« dazu ringerichteten statistischen Be- Hörden geschieht. Tic Bedenke» könne» vielmehr nur in den be deutenden Kosten gestniden werden, die eine solche Bearbeitung naiurgeinäß verursacht, da zur AuszäbliiN ' und labellariichen Zuiammen. stellung der über die gewerbliche» Vrrbkltniss einer Bevölkerung von 50 Millionen gewonnene» Talcii eine große Menge an Arbeit und daher »in bcträchllcher Konenounvaiid gebart, wenn eiwar Lrdenl- lickes geliefert weiden so». T>e Ausarhrttung der Ausnahme von 1882, welche eine Elaisisicatio» der Bevölkerung der landwirihschnsl- lichen, industriellen, Handels- und Veikchrsbelriebe „ach Art und Größe umsaßte, hat zwei Millionen Mark gekostet, wobei mit den Geldmitteln durchaus banc-dälterilch verfahre» worden ist. Allerdings wurde bei einer künftige» solche» Arbeit vielleicht eine Vereinfachung de« Tabellenwerk« möglich sein, anderersell» ist aber anerkannt, daß sür praktische Zwecke eine noch größere Specialisirurg der Bernte und Gewerbszweige wün- schenswerlh ist. Vom votlswirlhschasilichen oder gcwerbepvlitischen Standvuncte auS will man z. B. wissen, wie viel Personen mit der Fabrikation von künstlichen Blumen, wenigstens dein Houplberuse nach, befchasligt sind, während liniere lesnge Statistik nur die Rubrik „Putzmacherei, Verfertigung von kü»sllict>en Blumen und Federn" zusaniine» als «inr „Bcrussart" hat; man möchte z. B. wissen, wir viel Kellner es giebt, während unsere Statistik nur Auf sichtsperson il und sonstige Gchil'cn in ter Btiuisarl „Beherbergung und Erquickung" unterichcidet. Und solcher Wunsche werden viele zu ersülle» sein; man wird verlange», Laß da» einmal grjammelle Material anch gründlich »nd den Belürsniffen der Praxis noch mehr als früher entsprechend anSgcbeiitet werde, und so wird sich bei drr Ausarbeitung verinulblicki nicht viel sparen lassen, wen» inan alle» berechtiglen Wünschen enl'prechen will. Welcher Weg sich zur Lösung dieser Frag« am beste» bielet, soll dem- nächst näher an dieser Stelle eröitert weiden." N Berlin, 22. September. Wie bekannt, bat die Welt- AuSslellnng in Ebicago in dein erste» Monate »ach ihrer Eröffnung nur einen verbälin ßinäßig geringen Bes,ick z» vorzeicknen gestabt; bei einer Ges..mmlstcil von I 05,0 037 zablenden Besuchern entfallen unter Außerachtlassung ter Sonntage, an denen die Ausstellung zu jener Zeit geschloffen geballkii wurde, durchschnittlich 38 8<»o Personen ans den Tag. Dieses ungünsliac Ergebnis; darf indessen nickt über raschen, da auch die sniberen internalionalen Ausstellungen unmittelbar nach der Eröffnung nur mäßigen Zuspruchs sich zu erfreuen statten Nack, Zeitungs Nachrichten aus Ebicago I wurde die Erlumbiscke 'Well Ausstellung ini Juni bereits ^ von 2 675 N3, im Juli von 2 760 263 zahlenden Personen besucht, wäbrcnd der Monat August die stattliche Zahl von 3 515 493 zahlenden Besuchern ausweist, seinen Borgangrr also uni 755 230 Besucher überragt. Unter Abrechnung der Sonntage, welche einen kaum ncnnenSwerlhen Berkrhr im Jackson Park zeigten, ergicbt sich sonach durchschnittlich ein täglicher Besuch »n Juni von 102 889, im Juli von 10V 161, in, August von 130 20Z zahlenden Personen. Noch erfreu sicher scheint sich das Bild für den lausenden Monat zu ge stallen, denn gemäß den bisher vorliegenden Berichten wurden am t. September 126 778, am 2. 152 063, am 4 l6l 851 Eintrittskarten verkauft. Hiernach stellt sich da» Ergebniß weit günstiger, als von manchen Leiten anfangs angenommen wurde, und es dürfte bei dem zu erwartenden weiteren Fort- schreilcn der Bestick szisfer kaum erheblich hinter den gehegten Erwartungen Zurückbleiben. — Berit», 22. September. (Telegramm) Der „Pcscner Zeitung" wird von znperläisiger Seite gemeldet, daß Fürst Bismarck in l4 Tagen volle 14 Psund verloren habe und !l om dünner geworden sei. Das Leiden des Fürsten habe in Ischias und in binzugctretener Gürtelrose bestanden. Tie Depeschen zwischen dem Kaiser und drni Fürsten Bismarck seien am 20. September auSgctausckl worden und entbieltcn DaS, was die osficiöse Wiedergabe au« Gün« milgetbeilt bat. V Berlin. 22. September. (Telegramm.) Auf der Weltausstellung zu Ebicago wurden in der Abtbeilung für Blumenzucht Deutschland 4V, Holland S, Italien und Oesterreich je 1 Preis zuerkannt. V Berlin, 22. September. (Telegramm.) Der „Reichs- Anzeiger" meldet: Der volonialrath scylc heute die Etat« bcrarkung fort. Bei dein Etat „Kamerun" sprach sich der Eolonialrath aus Anregung WLrmann'S sür die Durchfübrung des deutschen Maß , Münz- und GcwichtSsnstemS aus. Der Etat „Togo" ist kebattelos vurchberatbcn worden. Bei dem Etat „Süt-Wcsl Afrika" war der Eolonialrath darüber einig, daß die wirksame Niederwerfung Witboi'S mit allen Mitteln anzustrcben sei. Ferner wurde ans die Notbwendiakeit der An legung einer gesicherten LandungSstelle an ter Sckwackaub- Mündung bingcwiesen. In der NachmiltagS-Siyung nahm der Eolonialrath den Entwurf einer Enteignungs-Ver ordnung für Dcuisck-Ostasrika im Wesentlichen nach den Conimissionsvorschlägen an, darauf wurde der Eolonialrath geschlossen, nachdem Staatsministcr von Hosmann dem Vorsitzenden, Wirk!. Geb LegationSratb Or. Kayscr, sür die umsichtige Leitung der Verhandlungen getankt batte. V Berti», 22. September. (Telegramm.) Nach amt lichen Berichten über den Saatcnitand und über die ^rnte in Preuße» »lehren sich in einem Tbeile WestprcußenS, Pom inernS, Brandenburgs, Posen«, Schlesiens und Sachsens in Folge der andauernden Trockenheit die Besorgnisse wegen der drohenden Fntternoth. Die Kartoffeln stünden vielfach voizüglich. Tie Verhältnisse bezüglich der Neubestellung de« Ackerlandes sür die Wintersaaten seien mit geringen Aus nahmen günstig. (D Berlin. 22. September. (Telegramm.) Den Abend blättern zufolge sind bei der Eonsercnz der ReickSregierung mit den Vertretern des Bergbau- und Hüttenwesens über die SoiintngSrlille bereits greifbare Resultate gezeitigt worden. Der Vorschlag, in allen Bergbau-Betrieben statt der 24stüntigen Wechselschicht eine 18stündige einznsübren, wurde von den Arbeitgebern und Arbeitnehmern abgclcbnt. Man wollte eS bei den 2» Stunden belassen. V Berlin, 22. September. (Telegramm.) Das Comitö der Gewerbe-Ausstellung von 1896 batte beantragt, der Magistrat möge drei Mitglieder in das Eomilst entsenden, ferner eventuell den Treptower Park als AuSstellungSplatz kcrgeben und über den zu leistenden Beitrag der Stadt gemeinte sick äußern. Der Magistrat lehnte sämmt liche Anträge ab. V. Berlin, 22. September. (Telegramm.) Die Polizei versngnng, betreffend die nächtliche Polizeistunde für die Schließung der Wiener Eafö-S >n Berlin, ist heute auf gehoben worden Den Bctkciligten ging soeben folgendes Schreiben »u: Ans Anweisung dcS Herrn Minister« des Innern ziehe ich die Verfügung vom 12. September d. I., durch welche Sie angewiesen worden sind, Ihr Ease Local um 2 Uhr zu schließen, hierdurch zurück. Der Polizeipräsident, von Nickt böse». — Die Annahme, daß der uniniitclbare Anstoß zu der Depesche deS Kaisers an Bismarck vom Kaiser Franz Joseph und vom König Albert von Sachsen aus gegangen sei, die den Kaiser darauf anfmcrksain gemacht bälleii, daß die Erkrankung des Fürsten sebr ernst sei, wird von der „Köln. Ztg." als vollständig unzutreffend zurück gewiesen. — Anscheinend inspirirt schreibt die „Post": „Einige Morgenblätter deuteln an der Wendung der Wolfs'schc» Depesche ans Gün», daß Sr. Majestät der Kaiser erst nachträglich von der schweren Erkrankung dcS Fürste» von Bismarck ersabren habe, und fragen, wer Schuld daran habe. Allem Anscheine »ach baben diese Blätter ganz ver gessen, wie widersprechend die Nachrichten auS Kisstnaen lauteten, und wie die Meldungen, daß ter Fürst schwer erkrankt sei, regelmäßig, von anderer Seite be stritten wurden. Die Eorresponrenlen, die von Kissinge» ans die Presse bedienten, konnte» sich ja nickt cinnial darüber einigen, ob der Fürst bett1ägc»äg gewesen, oder nicht — wa« dock am Ende an Ort und Stelle nicht so schwer scstzn- stellcn gewesen sein müßte. Erst zu einer Zeit, da man in K,ssingen keine dringenden Besorgnisse mebr bcatc, sind sickere Nachnck'tcn darüber, daß der Fürst schwer krank gewesen, ans inkircclei» Wege hierher gelangt und weiteren Kreisen be kannt geworden." — Zur Reform des Militairstrafvcrfa Krens wird der „Boss. Ztg." geschrieben, daß über da- Princip der Mini t I ickkc i t bei den Bundesregierungen kein« Meinung« Verschiedenheit mehr herrsche Nur über die Einführung der Ocsfentlichkcit »ach Anlage des bayrischen Verfahrens sei neck, keine Einigung erzielt. Aus Wkstpreuszen, 2l. September. Ei» Viceseldwebel in Kulm ist wegen Soldaten Mißhandlung zu einem Jahr Festung«. hast verurtheilt ivordea.
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