Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930918010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893091801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893091801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-09
- Tag1893-09-18
- Monat1893-09
- Jahr1893
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
VeznaS.Prei- A»« Hsnptqp^itio, -der de, i« Stndt- ßitztrk m» de» «or«t»» errichtete» >,«. -«bestell« »d,»h,lt: viertrijähriichOüO, »t »weimnliaer täglicher gnstelln», in« Han« Durch di« Post bezogen für Dentschstmd «ud Oesterreich: vierteljährlich »ckl 6.—. Direct« tägliche Kreuzbandiendnng 1»» Ausland: monatlich 7chL DieMorgen-Antgab« erscheint täglich >/,7 U-L di» »dend-Lnsgab« Wochentag« ü Udc. Nrdiutto» und Er»eLMo»:> L»tem»es«afi» 8. Dielkrpeditto» ist Wochrutags »»»»trrbrocheU E-et m» früh S bi» «bend» ? Uh^ FlUtle»; vtt» «M»'s «»rtt». (Alfred »«»,1b Unlvrrsitütsstraß« 1, r««t» rdfche. K-thorinenstr. Ich Port, «d >s»ig»vl«ch M Morgen-Ausgabe. GMtrTagMlllt Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. A«zeige«.Prei- die Sgespaltme Petitzeile 80 Pfg. Neelamra »uter de» Nedärtlootstrich («gi- spaitea) bO-4, vor den FamtUruuachrichk» (6 gespülte») «0^. Grvhere Schristea laut ousrrrm Preis« derzeichaiß. Tabellarischer und Ziffmtjas »ach höherem Tarif. Optr« »Beilage« kgefaljtl. »ar «1t d«» Morgen-AuSgade, oha« Postbesärder»»- >» ÜO.—. mrt Posibesördernng 7V.—» Äauahmeschlaß fir Äazeige«: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags »Uhr. Sonn» und Festtag« früh '/^i Uhr. Bei de» Filiale» und Annahmestelle» j« «i» halb« Stund« früher. < U»tkt,e» sind stets an dt« Gddsdttts» t» richte». Dsdck und Verlag vo» S. V«l» dt Leipgtg. ^478. Montag den 18. September 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekamitmachung. Hierdurch werden die von un« mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten beschlossenen, durch Decrel de« Königlichen Mini sterium« des Innern 407. II. L. vom 28. August 1888 bestätigten Bauvorschristrn für dir Bebauung der an der Nordseite der Carl- Tauchnttz-Straße gelegenen und in dem gleichfalls ministeriell be» stätigten ParceüirungSplan Nr. 6l2t unseres Rißarchive« mit 1—8 bezeichaeten Parcellen amtlich verkündet. Leipzig, deu 12. September 1893. Io. 4773. Der Math der Stadt Leipzig vr. Georgs. Aff. Ör. Redlich. Ort-statutarische Bauvorschriften für die Bebauung der an »er Nardscite der Carl Tauchnitz- ftratze gelegene« «nd tm ParcellirnngSplane »tt L—K dezeichnrtrn Parcelle«. §. 1. E« dürfen nur aus Erd- und einem Obergeschosse, eventuell noch einem französischen Mansardrvdache bestehende Hauptgebäude er- richtet werdcu, welch« bi« Oberkante Hauptsim« lAttica), höchslen- 16 m Höhe von dem festgesetzten Straßenniveau ab gerechnet, er- halten, und in denen nicht mehr als 3 Famittenwohnungei, ein gebaut werden dürfen. Bei Mansardendächrrn müssen die Dach wohnungen mit ihrer lichten Höh« noch innerhalb der 16 in Höhe verbleiben. In den Kellergeschossen dürfen Wohn- und Schlasräume nicht eingerichtet werden. S. 2. Di« Gebäude sind in einem Abstand von mindesten« 5 m von der Strahensluchlliai« und in einem solche» von mindestens 4 m seitlich nach beiden Nachbargrenzen zu errichten. Dem Ligen- thümer der Pareelle Nr. 2 ist eS jedoch nachgelassen, mit den Eigenthümern der Parcelle Nr. 1 oder 3 ein sogenanntes Zwillings- gebäude zu errichten. 8. 3. Innerhalb der Vorgärten können Freitreppen, Terrassen, Lauben oder Beranken gebaut werden. Beraube» dürfen, wen» sie innerhalb de» nach 8- 2 vorgeschriebenen Mindestmaßes der Vorgürten zu stehen kommen, nicht mehr al« ein Drittel der Länge des Gebäude» eianrhmen und nicht mehr alt 2,ü m an die Ctraßensluchtlinie herantreten, auch darf der Lharakter de« Borgarten» ai« Ziergarten durch solche Bauten nicht beeinträchtigt werden. Ferner sind an den Vorder- und Seitenfronten innerhalb der vorgeschriebe»«» Abstände Vorlagen zulässig, welche höchsten» '/, der betreffenden Gebäudeseite rinnehmen und an den Vorderfronten nicht mehr al« 1,ü w und an den Seitenfronten nicht über 0,3 m vor springen. Die Anlage von Unterfahrt«» innerhalb der vorgeschriebenen seitlichen Abstände unterliegt der besondere« Genehmigung d«S Ralhe«. 8. 4. Gewerbliche Anlagen der im 8. 16 der abgcänderten und durch Bekanntmachung vom 1. Juli 1883 anderweit publicirten Gewerbe, ordnung für da» deutsche Reich, beziehentlich in den hierzu bereit» erlassenen und etwa noch zu erlassenden NachtragSbestiinmungen der genannten Art, sowie solche, die sonst durch Entwickelung von Rauch, Ruß oder üblen Gerüchen eine Belästigung sür die benach- barten Grundstücke herbeifüdren, dergleichen solche, deren Betrieb mit ungewöhnlichem Geräusch verbunden ist (8. 27 der Gewerbe ordnung) und Dampfkesselanlagen, außer solchen zu Heizung», und B-IeuchtungSzwecken für das betreffende Grundstück selbst, dürfen nicht errichtet werdrn. 8. 5. Dem Rath« der Stadt Leipzig wird die Genehmigung der Fanden der auf den Bauparcellen zu errichtenden Gebäude Vorbehalten. Die «inzureichenden Fagadeazetchnungen müssen im Maßslab« von 1: bO angefertigt fein. . 8. 6. Die Parcellen sind an der Straßenseite mit Einfriedigungen zu Versehen, die kein Holz und in der Regel, von dem Sockel und besten Gründung abgesehen, kein Mauerwerk enthalten dürsen. Dieser Socket soll in der Regel 0,50 w, die ganze Einfriedigung nicht über 2,2b m hoch werden. Hinter den Gittern oder Stacketerien dürsen Verschlüge nicht angebracht werden. An den Nachbargrenzen sind Einfriedigungen zu errichten, welche die Höhe von 2,2b m nicht übersteigen dürsen; dieselben dürfen auch in Mauerwerk mit guter Abdeckung oder in Holzwerk hergestellt werden. Bei Parcelle Nr. 1 ist nnt Rücksicht aus die Gestalt der Brücke di» neue Einsriedigung in die verbrochene Linie der vor handenen Einfriedigung zu setzen. 8. 7. Borstehende Vorschriften erstrecken sich sür die Parcelle Nr. 4 nur aus dieselbe, dagegen werden st« bet den Parcellen Nr. 1—3 auch auf da« nördltld anstoßende Areal bi» auf eine Ties« von 40 m von der Strastenflucht der Earl Tauchnitz-Straß« ab und für die übrigen Parcellen bi« auf eine solche von bO m im ausdrücklich vertragsmäßig erklärten Einverständaiß der dermaligen Ligenihümer Leipzig, den 22. Juni 1893. Der Rath der Ttndt Leipzig. Die Stadtverordneten. Vr. Georgt. I-. 3. 0r. Schill. Io. 3070. «ff? vr.' Redlich. Vorstehende „OrtSstatutarisch« Bauvorschriften" für die Bebauung der a» der Nordseite der Karl Tauchnitz-Straß« gelegenen und im Parcrllirnngsplane mit 1—9 bezeichnet«,, Parcellen sür di« Stadt Leipzig werden andurch bestätigt uud hierüber gegen- wärttges Deeret ansaeferttgt. Dresden, den LS. A-gnst 1893. Ministerin« des Innern. Für den Minister: sM.lH v. Lharpeutier. Münckner. Ltkaniltmachung, die An- und Abmrldung dcr Fremde» betreffend. Mit Rücksicht aus den bevorstehende» Beginn dcr MlchacliSlurfft bringt da» Unterzeichnete Polizciaint die nachstehenden Bestimmungen de» Mrlderegulattvs mit dem Bemerken in Erinnerung, daß jede Bernachlässigung dieser Borschristei, Geldstrafe bi» zu 50 oder entsprechende Haftstrase nach sich ziebl. Zugleich wird bekannt gegeben, daß da» Meldeamt, Abtbeilnng II. Wächtersiraßc b, 2. Etage, zur Eiitgrgrniiairnie dcr An- und Abmeldungen Meszsrrmdrr wahrend dcr Vorwoche der Messe Vormittags vo» 8 bis 12 Uhr und Nachmittags vo» 2 bis 7 Uhr, sowie an den Mrszsoiiiitage» Vormittag? von 8 bis 12 Uhr sür den Verkehr mit dem Publicum geöffnet ist. Hierbei nehmen wir Veranlassung, auch ans die weiteren Be stimmungen dcS Meidercguialivs unter dem Hinzusügen zu ver weisen, daß in den zuständige» Brzirkömrldcstrve» an den Wochen- tagen Vormittags vo» 8 bi» 1 Uhr und Nachmittags von 4 bi» 7 Uhr, sowie an den Sonntage» vo» ' .11 bis 12 Uhr Vormittag« Meldungen von hicsigcn Einwohnern und Metzsremden enl- gegengenoulinen werden. Leipzig, am 16. September 1883. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig, v. kl 3543. Bretschneider. Saltenmacher. Auszug au» dem Melderegulativ der Stadt Leipzig vom 4. Teceinber 1890. 8. 12. Jeder in einem tzlusthose oder in einem mit HerbergS- bcrcchtigung versehenen ähnlichen Haule eiiikehreiide und über Stacht bleibende Fremde ist vom Gaslwirth oder Ouarticrgebcr, und zwar, soll» er vor !t Uhr Nachmittag» »»kommt, noch am Tage dcr Ankunft, andernfalls aber am folgenden Morgen spätesten» bis 10 Uhr beim Meldeamt de? PoltzciaintS Abtl>. lk oder dcr Polizeiwache de? bclreffendcn Bezirks schrisliich mittelst de» vorgeschriebe»«» und für jeden Fremden besonder» anSzusüllen- de» Formulars aiizumelden. Befinden sich in Begleitung deS Fremden Familienmitglieder, Dienerschaft oder sonstige Personen, so sind dieselben aus dem nämtichcn Zettel mit zu verzeichne». Zu gleich mit diesen täglichen Anmeldungen ist auch die Abmeldung der inzwischen abgcreislen derarligc» Fremde» zu bewirke». 8. >4. Ti» in Privutbäusrru absteigenden Fremden, sogenannte vesnchsfrrmdr, sind, sobald sie länger als :t Tage hier verweilen, spülest«»- am 4. Tage, von erfolgter Ankunft an, vom Quartierwirth beim Meldeamt Ablh. II oder der betreffende» Polizcibezirkswache mündlich oder schriftlich mittelst des vvrgcschricbeiic» Formular« anzumeldrn. Bei den etwa in Privalhäusern Wohnung nehmenden Mehfreuiden jedoch hat diese Annieidiing in jede», Fa'»«, au h wenn sie nur eine Nacht hier blieben, und zwar binnen 2-l Stunden von der Ankunft an, drin» Mrldeaiut Abth. II. al« auch tn jeder der VolizetdezirkSwachen zu geschehen. In gleicher Weil« ist die Abmeldung binnen 3 Tagen, bei Mrszsrrmdcu binnen 24 Stunden von erfolgter Abreise de« Fremden oder etwa rrsrlgter Wohnung«änderung an zu bewirken. 8. 16. Bei den nur einen Monat oder weniger sich hier aus- ballenden Fremden bedarf cs in der Regel der Vorzeigung oder Niederiegung einer Legitimation nicht, doch bleibt der Fremde jeder zeit verpflichtet, sich aus amtliche-? Erfordern über seine Persönlich- keit aoSzuweisen. Fremd», welche länger hier verweilen wollen, haben sich in der Regel in ähnlicher Weil« zu legitiiiiire», wie die nt 8- 1 bezüglich der Eiiiwohiier vorgeschriebe» ist. 8. 18. Für rechtzeitige An- und Abmeldung der Fremden basten nicht nur diese selbst, sondern auch die betreffenden Qnartirrwirthc. weiche Fremde bet sich aufnehmen. Gewölbe-Vermielhung. Die bisher von uv» zu Zwecken der Aasftcllnna »an Gas- Oerhrauchsaegeuseinhen tm Ricolaipredigerwohndam«, Nteolat- Archtzaf 1/4, benutzten Laealttäten sollen von jetzt oder von einem späteren Zeitpunkte ab zusammen oder getheilt gegen halb- fihrige Kündigung oder auf einig« Jahre fest vrrmiethet werden. Miethgesliche »erden aus dem Rathbause, 1. Etage, Zimmer Aasä Daselbst wird auch weiter« gewünschte Lei««,, de» 14. September 1893. I». «41. Der «n»b »er St«»t Leipzig. vr. G«»rgt. Krumbiegel. Lekailnlmachiing, die veranftaltnna vo» vcrloosnnge» n»d AnSspirlnngcii gertngwerthtger Gegenstände, tnüdrsondrre von sogenannten vinmenlottcrien betreffen». In letzterer Zeit sind bei dem Unterzeichneten Polizeiamte Ge suche um Genehmigung vo» AuSspietnngc» und Verloosuiigen grringwerthtgrr Gegenstäudc, namentlich von sogenannten VInmrnIottertkN» welche von Vereinen bei Gelegenheit von LercinSvergnügunae», wie bei sogen. Soinmcrfcslen. veranstaltet werden sollen, in so massenhafter Weise ciiigegangen, daß eine genaue Prüfung der Zulässigkeit solcher Gesuche dringend nothivendig erscheint. Nach den einschlagenden gesetzlichen Bestimmungen kann da» Polizeiamt die Genehmigung in solchen Fallen nur Van» erlbeilcn, wenn entweder der Erlös der AnSjpielung zu einem öffentliche» nitlden Ztvkck verwendet werden soll, oder aber die auS- zuspielenden gerinawerlhigen Gegenstände von den Thciliirhuicr» >Verein-Mitgliedern) selbst, nicht etwa von Tritte», zum Bebus des AuSspielenS angeschaffl worden sind und die Lnticheidung über die Gewinnst« mittelst AuSschießeaS oder eine- anderen erlaubte» Spieles erfolgen soll. Eine genauere Prüfung dieser Voraus setzungen aber wird dem Polizeiamt unmöglich gemacht, wen» die betreffenden, meist sehr unvollständigen Gesuche, wie e« hausig geschieht, erst ein oder wenige Lage vor dcr geplante» Veranstaltung hier eingereicht werden. Auch ist in solchen Fälle» die ersorder- liche rechtzeitige Benachrichtigung der Steuerbehörde oft nicht mehr möglich. Ta» Polizeiamt steht sich daher veranlaßt, bekannt zu geben, daß Gesuche um Zulassung von Au-isvielungcn und Berloosungcn der fraglichen Art künftig nur dann Berücksichtigung finden können, wenn den obengedachten Voraussetzungen ihrer Zulässigkeit allent halben entsprochen ist und dieselben mindeste»« zehn Tage, brvsr die AuSspielnn« sder L-tterir ftattfinven soll, beim Polizeiamt angebracht werden. Leipzig, am 8. September 1893. Das Voltzciamt der Stndt Leipzig, v. L. 3412. Bretschneider. PolMsche Tagesschau. * Leipzig, 17. September. In freisinnigen Berliner Blättern werden bewegliche Klagen und bittere Vorwürfe laut, daß die volksparteilichcn Versammlungen in der Hauptstadt, welche die Äahl- dewegung einleiten sollen, einen immer dürftigeren Besuch aufweisen. Selbst Herr R i ch t e r spricht gegenwärtig vor halbleeren Sitzreihen und findet mäßigen Beifall. Er muß e» in seinem Blatt selbst zugeben, schiebt aber die Schult a» die Ungunst der gegenwärtigen Jahreszeit. Noch viel schlimmer ergeht eS Größen zweiten Ranges, wie Herme» und Knörcke. „Seit dreißig Jahren", bemerkte dieser Tage in einem fortschrittlichen Bt»irkSverein ein Vorstandsmitglied, .steke ich in, politischen Leben, aber niemals war ich so mutbloS wie jetzt, von Jahr zu Iabr bat die deutsch freisinnige Partei abgenvminen, sie ist bedenklich herunter gekommen, und wenn bei den bevorstehenden Berliner Lank tagSwahlcn die freisinnige Vereinigung eigene Eandidalen aufslellk und die freisinnige DolkSpartei bekämpft, so werden wir sagen müssen: Wir können un« begraben lassen!" Es ist eben auch in Berlin ein starker Ucberdruß an dem un ruchtbarcii und den Liberalismus tief schädigenden Treiben' dcr fortschrittlichen Politiker eingerissen, und die bei den jüngsten RcichStagSwablen so erschütternd zu Tage getretene Tbat- ache, daß auch in der ReichSbauptstadl die große Mebrzabl der Einwobnerschast sich vo» dcr Fortschrittspartei abgewandt bat und socialtemckratisch geworden ist, soweit sie nickt der reactionair ailtisciiiitisckeii Fabne folgt, diese Thalsache wirkt immer stärker auf die Berliner ParleiverhäUnisse ein und erzeugt Hoffnung»- und Mutblosigkcit in den Reihen de« einst so überiiiiilhiae» Fortschritts. Hätte die Partei nickt iiock eine mächtige Stütze an vcr Stadtverwaltung, sie würde bald auch in Berlin allen Boden verloren babcn. Bei den bevorstehenden Landtagswadle» wird die Partei nun freilich obne Zweifel ihre Berliner und andere großstädtische Mandate bebaiiplc». Auch Alex. Meyer, der seit seinem Eintrelen für die Mililairresorm als Abtrünniger gilt, wird sich nicht be- bauplen toiiiie» und auch schwerlich den Versuch machen. Ta die Socialdemolralen keine Gaiididalen ausflellen, son dern sich entweder ganz der Wahl eiilhatten oder doch wieder die ForlschrillSxarlei unterstütze», wird fick diese in ihrem Berliner Besitzstand noch nicht ernstlich bedroht sehen; den Lohn sür die Unterstützung werden die Soeialdemokrateii cho» an anderen Stellen fordern. Die reactionair-anli- eulilischeii »nd die gemäßiglen Elemente würben, auch wenn einmal ei» Zufammengeben gelingen sollte, was bei der beutigeu Lage am wenigsten anzuncbmeii ist. doch eZahrungSgeniäß nickt stark genug sein, die von der Social- deinokralic direct oder intireet unlcrstützle Fortfckritlsparlei u schlagen. Bei den Landtagöwahlen sind die großen Städte :iS jetzt noch ein zieinlich sicherer Besitz der ForlfckrillSparlci. Von den derzeitigen freisinnige» Vertretern im Abgcordiwlcn- kanse find ».i auö den großen Städten entsandt. Herr Ricklcr weiß wohl, warum er so eifrig aus eine Vermehrung der Mandate in den vollreicken Zndnstriestätlcn bei de» LandtagSwahleu, nickt bei den ReickstagSwablen bindrängt. In deii iäudticheu und kleinstädtische» Wahlkreisen hat er ja gar nichts mehr zu hoffen. Aber Siegeszuverfickt und Ver trauen in die eigene Sacke herrscht, wie jetzt die Wahl- beweguiig in Berlin beweist, auch >n der fortschrittlichen Bürgerschaft der großen Stätte nicht mehr. Tie in Grenoble staltgcbable Leichenfeier für den ver- lorbenen französische» GencialstabSchcf de Miribel gab niedreren Thcilnehinern, welche in hervorragenden mililairischcn Stellungen sich befinde», Gelegenheit, vor aller Welt die kriegerische Schlagsertigkeil Frankreichs zu betone». So dem im Ernstfälle rum Obercomiiiaudirclidcn der französi- chen Heere beflimmlen General Saus sier, ferner dem KriegS- »inister General de Loirillon. Beider Redner AuS- siihrungen hat der Pariser Telegraph unverzüglich aller Welt übermittelt, ein Beweis, welchen Wcrlh die dortigen RegierungSkreife darauf legen, daß nur ja Niemand sich über die wahren Wünsche unk Hoffnungen der Nation täusche. Außer den vorgenannlcn MilitairS ließ sich noch der Bischof Fava am Grabe vernehmen, dcr sich sogar eine hochpolitische Rede leistete, worin er die Betheiligung Frankreichs am -Krimkriege den englischen Freimaurer», insbesondere Lord Palmerstoi, zur Last legte und den französischen Freimaurern die Schuld beimaß, daß sie durch ihre inlellcetuellc Urheberschaft des FeldzugS gegen Oesterreich den Anstoß zur italienischen Ein heit und zu den Ovaleren Triumphen Deutschlands rc. rc. gegeben hatten. Man darf aniichmen, daß die heutigen französischen Freimaurer voll tiefer Zerknirschung auf die vom Bischose gekennzeichneten Verirrungen von da mals zurückblicken und mit ihm gemeinschaftlich bestrebt sind, Alles auszubieteii, damit dcr alle, sür Frankreichs ehrgeizige Anmaßungen so einladende Zustand Europas wiederhergcstellt werde. Um zu dem ersehnten Ziele zu gelangen, muß vorerst De»tsckla»dS und Italiens nationale Einheit wieder in Trümmer geschlagen werden — eine Ausgabe, deren Lösung das LrbenS- werk de- verstorbenen Miribel, dessen Forlfehung und Ver vollkommnung durch die Schüler des Hingeschiedene» vom KriegSminister angckündigt wurde, in erster Linie erstrebte. TaS heiße Bemühen de» ofsiciellc» Frankreich um die russische Gunst, die de- und wehmülhige Abbitte wegen der Thrilnahme Frankreich« am Krimkriege, das herz liche Bedauern de« Zustandekommen« der ilalicnischen und deutschen Einheit — all diese« führt eine so beredle Sprache, daß sie eine« EommentarS auch sür den gutherzigsten Optimisten nicht bedarf. Wa« Deutschland und Italien betrifft, so überhcbt beide Mächte ihre notorische Friedensliebe und ihre jahrelang zum Schutze deS Frieden« kurchgesührle Anspannung aller Volks kräfte der Nöthigung, auf derartige Anzapfungen, wie sic in Grenoble vorgekommen sind, zu antworten. England aber, da» seine Weltinteressen beute womöglich noch nach drücklicher gegen Beeinträchtigungen zu sichern hat, al- in Len Jahren de» KrimkriegcS, wirb sich die Verleugnung der Krimtraditionen von französischer Seite gesagt sein lassen »nd nicht bedauern, an Italien im Mittelmeere einen Ver bündeten gewonnen zu babcn, aus den eS sich im Hinblick au gewisse Umstände mit Sicherheit verlassen kann. Die Er nennung General Wolseley's zum Gouverneur von Malta bekundet überdies, daß man in London sich der Notbwendig- keit, England« Mittelmeerftellung eine den Zeitvcrkällnisscn entsprechende Ausmerksamkeil zuzuwenden, nicht länger entzieht Die Theilnahme de« Herzogs von Connaught an den unsartschkn Schluß Manövern wird in gewissen Kreisen, die immer noch mit dem Gedanken der Erweiterung de« Dreibünde« zu einem Bicrbnnd sich tragen und daher — offenbar obne Kenntniß der englischen Politik und Le» englischen StaalSrecht« — das Eabinct von St. James zum formellen Anschluß an die DrcibuiidSinächte rinladen, als ein glückver heißendes Omen bezeichnet. Diesen guten Leuten und schleckten Musikanten zufolge Halle man an den maßgebenden Stellen in Wie» und in London nicht» Eiligere» zu tbun gehabt, als sofort nach dem Bekanntwerdcn ker Kunde von dem russischen Floltcnbesuch in Toulon über die Entsendung de- dritten Sohne- der Königin Victoria nach Gun« sich schlüssig zu machen, — um auf diese Weife nach Pari» und Pelersbura hin ein unzweideutiges Avis ergeben zu lassen. Die Grundlosigkeit dieser kühnen Com- bination erhellt jedoch, wie die „Allg. Zig." betont, von allem Anderen abgesehen, schon au» der Lhalsache, daß die Ein ladung deS Kaisers Franz Joseph an den Herzog von Connaught vor Monaten bereits erfolgt ist, zu einer Zeit, in der von dem Touloncr Flotten-Rcndezvou« noch nicht da- Geringste verlautete. Eine politische Bedeutung hat die Tbeilnahme de» Herzoe,- von Connaught an den ungarischen Manövern also jedenfalls nicht. Dagegen erkennen mit Recht die Ungarn in dcr Ddeilnahnie Kaiser Wilhelm'- an den ungarischen Manövern ein wichtige- politische- Ereigniß, eine neuerliche Bekundung de- deutsch-österreichischen BündniffeS, die den Eindruck der dentlcken Kaisermanöver in Anwesenheit dcö italienischen Thronfolger« noch vertiefe. Tie Sensations-Nachricht eine- Wiener Blatte-, daß ilchweve» dem Dreibund beitrctcn wolle, hat genügt, um die ganze russische Preise zu wortreichen Erörterungen dieser Möglichkeit zu veranlassen; eingehend wird dargelegt, welchen Gefahren Schweden sich dadurch vermöge de» AittagoniSmus zwischcit diesem Lande und Norwegen auSsctzen, wie bedrohlich ihm alsdann der künftige russische KriegS- hafcil von Libau werden, wie wenig Schweden und dcr Dreibund einander nützen könnte» u. s. w. Nur Zeitungen, denen die nächste Ausgabe der Presse, die Bc- chäfligung mit den inneren Angelegenheiten de- eigenen fände«, so unmöglich wie den russische» gemacht ist, kann, wie die „National-Zeitung" zutreffend bemerkt, auf den nichtigsten Anlaß hi» sich in eine derartige Kannegießern vertiefen. Sollte c« einmal zu dem großen curopäisch- asiatischen Kriege kommen, den der „Zwnbund" angeblich ebenso zu verhüten bestimmt ist, wie der Dreibund wirklich, dann durfte allerdings auch manche von den Mächten zweiten und dritten Range« sich genöthigt sehen, Partei zu er greifen; und es ist immerhin bcnicrlcnSwerth, daß außer Noittcncgro kein Staat besonderes Verlangen zu tragen cheint, dann in dem russisch-französischen Bunde der Dritte zu sein. Aber vorderhand bat man in den Dreibundländern durchaus kein Bctürfniß, Conjecturen über da» Verbalten olcher kleineren Staaten anzustellcn; wir wollen die russischen Blätter den» auch in dieser interessanten Beschäftigung an läßlich der Darlareu-Nachricht au« Schweden nicht stören. Deutsches Reich. Q Berlin, 17. September. Mit der Rückkekr de-Finanz» »liiiister« Or. Miguel von seinem Urlaub ist die Mehrzahl dcr Mitglieder de« StaatSministeriumS wieder in Berlin versammelt, und c« dürften jetzt verschiedene schwebende Fragen ihrer Entscheidung enlgcgengehen. Bereit- sür Montag, de» 18. September, ist eine Sitzung de- Staat-Ministerium« anberaunit. Es wird jetzt u. A. die definitive Beschluß- assu»g über den Termin der Landtag-Wahlen erfolgen, der dann auch unverzüglich bekannt gemacht werden dürfte. Auch die Frage der Reichssteuer» resorni wird jetzt in raschere» Fiuß komme», nachdem die Consercnze» über die Tabaksabrikat- und die Weinsteuer in der Hauptsache zu Ende gekommen sind und zu einem Einv er- stä» dniß der Regierungen über die Grundlagen geführt baben. Plan wird erwarten dürsen, daß dicSteucrvorlagcn dem Reichs tag bald nach seiner Wiedereröffnung zugeben. Auch die Angelegen heit de« deutsch-russischen HandelSverhältnisse« drängt nach einer bestimmten Stellungnahme der Regierung, da bereit- in vierzehn Tagen die Verhandlungen mit den russischen Unlcrbändlern wicver beginnen werden. Die Aus sichten dieser Bcrbandlungen sind augenblicklich noch ganz unklar, und der Reichstag dürfte auch im günstigsten Fall erst in einem vorgeschritteneren Stadium der Session mit der Angklegenbeit beschäftigt werden. Für den Beginn der Rcich«tag«flyungen ist ein Tag in der zweiten Halste de« 'November in Aussicht genommen. * Berlin, 17. September. Tie deutschen Unterhändler für die deutsch-russischen Zollconfrrenzen: der preußische Gesandte Freiherr von Thielmann in Hamburg, dcr Wirkliche LegationSrath Pritsch und dcr Generalconsul in Antwerpen, Freiherr von Lamezan, werken sich, wie die „Schles. Ztg." von gutunterrichteter Seite erfährt, am 25. Sep tember in Berlin vereinigen. Die Ankunft der drei russischen Delegieren, de« BieedirectorS der Abteilung für Handel und Manufactur im Finanzministerium, Wirklichen StaatS- rath- Timirjasew, und der Herren Sabugi» und Rassalowitsch, steht sür einen der letzten Tage diese« Monat« in Aussicht. Tic Zollconferenz wird im Auswärtigen Amte unter dem Vorsitze de« ersten deutschen Delegieren Freibecrn von Thiel- niann abgebalten, und zwar werten die Sitzungen am 2 Oktober beginnen. — Die Berufung eine» Sachvrrstän- digen-BeiratbS bat nach der „Post" keinen anderen Zweck, als in concreten Fällen die Möglichkeit zu geben, durch Befragung von Sachverständigen sestzustellen, ob rin von russifcher Seite im Laufe der Verhandlungen gemachter Vorschlag als ein solcher anzuerkennen sei, bei dem eS der deutschen Arbeit überhaupt noch gelingen könnte, nach Ruß land bincinzukommen. * Berlin, 17. September. Der Vorstand de- Bunde- der Landwirthe erläßt folgende Bekanntmachung: „Wir haben stlner Zelt bei Begründung unsere» Bunde« mit srcnbiaer Genugthuung gesehen, daß eine gewaltige Begeisterung die Reihen der sehwergeprüsten deutschen Landwirthe durchzuckte, eine Begeisterung, die sich nicht genug sein ließ an schönen Worten, sondern die untere Mitglieder und Brüder auch zu THaten an- feuerte. Und so wurden damals beträchtliche Summen vo» einmaligen Beiträgen gezeichnet, die un» rin er bebende« Zeichen dafür waren, daß der deutsch« Londwirth auch acwtlli ist, iin Interesse de« nothleidenden Stande« persönliche, materielle Opfer zn bringen. Roch aber steht ein großer Dheil der damals gezeichneten Extrabetträg« au«. Wir richte» dader heute an unter» Mitglieder, soweit die selben mit der Bezahlung der übernommenen Summen noch tm Rückstand« sind, die dringende Aufforderung, nun nicht mehr länger läunie» z» wollen, sondern die einmaligen Beitrüge mit dez an«- drücklicheii Bezeichnung „Exirabettraz" möglichst sofort an di« Lnr- und Neumärtische Ritterschastliche Tarlehn-easse, Berlin w. WilhelmSplav 6, n cool« de« Bnnde« der Landwirib« zu sende». Möchten Loch alle unsere Mitglieder sich zum Bewußtsein bringen, daß eine geregelte Lassen- und damit eine geregelte Geschäftsführung nur möglich ist. wenn die Beitrüge pünktlich »inlonfen. Wir bitten also dringend, di« Bezahlung keinen Augenblick mehr hiaausschteden zu wollen."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite