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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931004010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893100401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893100401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-10
- Tag1893-10-04
- Monat1893-10
- Jahr1893
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Bez«g--Prei- G d« Honptefvedttirm »der de» km Etat-- bezirk and den Bororte» errichteten Bu4- aadcstellen abgeholt: v«rr»lfädrltch hei zweimaliger täglicher Zustellung t»S Hans >4 SLO. Dnrch di« Pos» bezog», fär Deutschlaad und Oesterreich: virnrhädrüch 4.—. Direct, tägliche Krevzbandiend-ng tnt LuSiand: mouMich ^4 7.SO. Die Morgeu-Aatgab« erscheint täglich V,?2htg die Lbeud-Aubgabr Woche-tagt ä Uhr. Le-artiov »ud LrveMoa: A«tm>ne»gaSr 8. Diekrveditto» tstWocheatag« nnmiterbroch«» geozjaet von früh 8 bi» Idend« 7 Uhr. Filiale«: Ott» Me«»'« L-rti«. (Alfret vaH»1b Univrrsitütsstrah» 1, Lsni» LSsch«. -atharineustr. 14, pari, »ad Ktwia-Vlal 7H Moegen-Ansgave. Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. «Mzerge».Prett die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg) Reclamea »nter dem Redactionsstrich (4gt« spalten) üv^z, vor den Familteunachrichte» (S gespalten) 40 Gröbere Schritten last anserem Vrrid» «erzeichuiß. Tabellarischer und Ziffernjatz nach höderem Tarif. Grtr«»Vrilaqrn (gesalzt), nur mit de« Morgen »Ausgabe, ohne Poslbesörderung SV.—, mit Postbetörderung 7V.—^ Annalfmeschlllß fiir Änzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag- Iv Uhr. Morgen.Au-gab«: Nachmittag- - Uhr. Sonn- und Festtag- früh '/,9 Uhr. Bei den Filiale» und Annahmestelle» je rin halbe Stund« früher. kuzetgea sind stet- an di» Erhebt«-» zu richte». Druck and Verlag von S. V»l» t» Leivti» Mittwoch dm 4. October 1893. Amtliche Bekanntmachungen. Lekannlmachung. Me «m vorigen Jahre, so soll auch in diesem Jahrr in allen Parochialkirchen der Ephorie Leipzig l eine Abendmahlsfeier mit dr» einberusrnrn Recruten und ihren Angehörigen, an welcher jrd»ch auch die Gemeinde »heilnehmen kann, in Verbindung mit dem hauptgottesdienst» oder dem Abend- gotterdienste am Sonntag de« 8. diese» M-nat» abgehaUea werden. Ta- Mherr ist au» den amtlichen kirchlichen Nachrichten zu ersehen. Die im Etadtbezirle wohnenden jungen Männer evangelisch- '»iberischen Bekenntnisse-, welche in diesen Tagen zum Dien-te der Waffen berusen werden, lhr« Angehörigen wie die Gemeinde werden hiermit zu dieser Abcndmahlsseier herzlichsl geladen. Lelpzig, de» 2. Oktober 1883. Der Gnheriutendeut. V. Pauk. Lekannlmachung. Da« 33. Stück de» bie«jährigen AtichSgesetzblattr» ist bei uns eingeavngen und wird bis zum 28. Oktober diesr» Jahre» aus dem Siathdau-saale zur Einsichtnahme öffentlich au-häagen. Dasselbe enthält: Nr. 2128. Bekanntmachung, betreffend die Anwendung vertrag«. mäßig bestehenderZollbesreiungrn und goUermäßigungen aus di« spanischen Boden- und Judustrie-Erzeugniise. Bvm 27. September 1893. Leipzig, den 29. September 1893. Der Math »rr Stadt Leipzig. vr. Georgs. Krumbiegel. Lekannlmachung. Nachdem wir beschlossen haben, die Bestimmung deS I. 52 Abs. II der Ordnung für den städtischen Vieh, und Schlachthof, daß der AnrtSlhierarzt de- BiehhofS Stellvertreter de- Dircctors der Anlage ist, aufzuhcben, wird die neue Fassung de- bez. 8- »2 Abs. I und II nachstehend bekannt gemacht: K. 52. Abs. l. wie bilher. Zusatz: Zam Stellvertreter de- Dtreetor» wird vom Rothe einer der beiden Amtsthierärzt« ernannt. Abs. U. Bon den beiden Ambshierärztea ist der eine mit der Beaufsichtigung des Biehhose« und de« JleischbeschauamteS für ein- gesührte» snschcs Fleisch beauftragt, er führt den Titel AmtSthier- arzt des Biehhofes. Abs. lll. wie bisher. Leipzig, am 30. September 1893. I». ?092 Der Math der Stadt Leipzig. 671. vr. Georgi. Linduer. Lekannlmachung. Nachdem die öffentlich au-geschriebenen Erd- und Pslasterungs- arbeiten in der Mnhlstratze zu Leipzig-Re,idniy vergeben worden sind, werden dt« unberücksichtigt gebliebenen Bewerber hier durch aus ihren Angeboten entlassen. Leipzig, den 28. September 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. Io -942. I)r. Georgi. Lichoriu-. Gefunden oder al« berrenlo« angemeldet resp. abgegeben wurdea in der Zeit vom 16. bi- 30. September 1893 folgende, zum Theil auch schon früher gefundene oder von verübten Diebstählen herrührende Segen- stände: eia Geldbetrag von 18 .F, Portemonnaies mit 27 ^4 14 /H, 18 >ii 8L ^ und niit geringeren Beträgen, eine goldene Damenuhr mit Kette, eine sildrrne Tylindcruhr mit Kette, eine dergl. ohne Kette, eine neusilberne Uhr, eia Opernglas, ein goldener Armreif mit weißem Stein, ein Palentormband, 2 goldene Klrmmcr, 3 goldene Ringe, dabei rin grodirler Trauring (Anfang August gefunden-, rin goldenes Kreuz, eine silberne Brosche, ei» Torallenohr- ring, ein silbernes Messer mit Gabel, ein Hörrohr, ein Cigarrttrn-Elui, rin Schreib-Etui, 2 Notenhrste, ein Packet Gummiband, «in Buch in engl. Sprache, mehrere Leihhaus- scheine, 5 Stublkiffen, ein Spazierstock, eine Anzahl Schirme, 4 Paar Hosenträger, 2 Frauen>acken, ein Ümschlageinch, 11 Stück Waffrlbeltdecken, ein Bund Blumenstäbe, 4 Stück Messinarädcr, ein« Anzahl Schlüssel, eine Partie Lriiiwandsäcke, ein Sack Kartoffeln, eine Pferdedecke, eine zweirädrige Karre und ein zweirädriger Handwagen. Zur Ermittelung der Eigenchümer wird dies hierdurch bekannt gemacht. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welche im HI. Ouar- tale 1892 Fundgrgenstände bei un< abgegeben haben, auf, diese Gegenstand« zurückzuforbcrn, andernfalls hierüber den Rechten ge mäß verfügt werden wird. Leipzig, de» 2. October 1893. Da» Goltzei-Amt der Stadt Leipzig. Brctsch neider. Ml. Tie am 30. Decembrr 1898 für da- Jahr 1893 hier unter 9tr. 215 k für Herrn Theodor Keil hier ausgestellt« Gewerbe- LegittmationSkarte ist laut erstatteter Anzeige abhanden gekommen. Zur Verhütung von Mißbrauch wird dies« Karte hiermit für ungütig erklärt. Leipzig, am 30. September 1893. Da» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. II. 5500. Breljchneider. Z. Erledigt bat stch unser» Bekanntmachung vom 23. dsS. Mt-., den im Pleiße»- flusse am städtischen Freibad ousgesunüenea «Lnnlichen Leichnam detr. durch dessen Recognttion. Leipzig, den 30. September 1893. Da» Poiizetomt der Stadt Leipzig. 1. 4051 Brelfchneider. G. Sparkasse L'iebertwolkwitz. Unter Garantie der Gemeinde. Neferden: 348 838 »8 ^ Sparverkehr vom l. Januar bi- 30. Seplember 1893: 7608 Einzahlungen im Betrage von 888 143 ^l 94 /H, 5878 Rückzahlungen » « - 741 883 ^l 85 Verzinsung der Einlagen mit >'/,*/»- Erpeditioaszeit: Mon- tag« und Donnerstags. Die Zwrtggeschäkt-strlle Stötteritz »rpedirt jrden Donners tag, Nachmittag« von 5 dt« 7 Uhr, und d,r Zweiggeschäft-steile Pann-dork i«Kn Montag und Dannersrag, N-chmirr-g« vo» 3 bt« 6 Uhr Gpareafien-Germaltnag D,ck. Fondsbörse zu Leipzig. Dir von den Börsenbrsncher» lJnhobern von Halbjahr-karten) vorzuachmende Wahl von 3 Mitgliedern des bebuf» Uml^ung der Jahrr»driträgc für 1893 zu destcllenLen SchätzUNgS-Au»- schnfsr» wird hiermit auf Mittw-cki, den II. Oktober ». I., unmittelbar nach Bürsenfchluß anberaumt. Das Näher« ergiebt der Anschlag im Börfensoalr. Leipzig, den 2. October 1893. Tie Abgeordneten drr 1. Abthrilung Sr» vörsenvorstandeS: I. A.: Franz Schlick. Bleyl, Börsensecretair. Lekannlmachung. In der Zeit vom 30. vorigen Monat- bis 3. diese» Monat- gingen an freiwilligen Gaben ferner bei un« ein: durch Herrn Friedensrichter W. A. «ogel hier, E. TH.T.. Herr» YrieLrnS- 10 10 5 2 S 5 Sühne in Sachen G . - V. . . . B../' . . . B../' . Buße in Privatklagesachcn TAN. Sühne in Sachen N.. ' Fr. durch ^richler T. Heinel in Leipzig-Tonnewitz, 87 ^ Summa, worüber hierdurch dankend qaitttrt wird. Leipzig, den 3. Oktober 1893. Ta» Armrnamt. He ntschel. Schicker. Lekannlmachung. Für die Armenpflege der Lutherparochie hat Herr Friedensrichter Mundt, hier, 101 und zwar: Sühn« in Lachen A. M. A. H. . . . S. Lch. V-T. St. » » » H. T. A. H. . . . R. R. I- v. . . . G. R. /. R. «. . . . O. W. /. L. K. . . . «. I. ,. O. P. » » » H. R» '/. O. P. . - - L ». /. A. Z. an den Unterzeichneten adgrliefert, worüber htermit dankend quitttrt Leipzig, am 4. Oktober 1898. i. B.: Vr. Alfr. Ieremia«, Dtakouu». 10 . 5 30 3 5 3 IS 30 Gladstoue und das Oberbaus. ?. Land»», 1. Oktober. Die von seinen politischen Gegnern wir von seinen Anhängern mit gleicher Spannung erwartete Ncde Gladstonc'S vor seinen Wählern von Midlothian, nnv zwar in Edinburg, da» zu diesem Wahlkreise gehört, hat, was die englische Presse betrifft, den gewöhnlichen Erfolg ge habt: die Organe der Torypartri finden sic arm an Ge danken und von schwacher Logik, die liberalen Blätter sind de- Lobe- voll; auch die radikalen Heitlingen waren nach dem ersten Eindruck zusriedengestellt, weil der'Angriff gegen da« Oberhau- einen so breiten Raum in der Auslassung d«S grrisen Führer» einnabm. In der Tbat gipfelt die ganze Rede in einer Kritik de» Hause» der Lord», gegen die der Minister sich nickt scheut, dir wohlfeilsten demagogischen Ausdrücke, wie die 500 Herren, »die hochtönende Titel tragen und die in einer vergoldeten Kammer sitzen", zu gebrauchen. Seine Argumentation ist kurz die folgende: DaS Land bedarf auf da» Dringendste zahlreicher gesetzgeberischer Maß regeln. Dies« nothwendigen Gesetze tonnen nicht brratben und durchgesührt werden wegen eines großen Hindernisses, der irischen Frage. Daß diese Frage aber nicht schon lange au« der Welt geschafft ist, daran ist Niemand anders schuld al« da« Hau» drr Lords. Gladstone versucht ferner in längerem historischen ErcurS nackzuweisea, daß daS Oberbau« seit 1831, d. b. seil der parlamentarischen Reform des Hanse» der Gemeinen, mit gutem Willen keinen, heilsamen größeren Gesetzentwürfe seine Zustimmung gegeben bade, daß e« zuweilen auf den Rath begabter Fübrer, eine» BcaconSfielk, Herzog« von Wellington und Anderer, oder au» eigener Vorsicht klüglich gegen die innere Ueberzeugung die betreffenden vom Unterbaust ge nehmigten Gesetzanträgr angenommen habe, mehrmals nach anfänglicher Weigerung, ohne dadurch seinem Ansehen irgend wie zu schaden (sie!), daß e« aber in anderen Fallen zu großem eigenen Nachthril erst vor dem energische» Sturm deS in Neuwahlen klar kundgegebrnen BolkSwillenS die Segel habe streichen müssen. Sehr bezeichnender Weist macht nun der Premierminister nicht, wie man erwarten sollte, die einfache Schlußfolgerung, daß die» scheinbar gänzlich überflüssige, oft sogar schädliche HauS, das zu passiver Tugend hat gezwungen werden müssen, unbedingt avzuschaffen fei. Gladstone ist jeder Gewalt, jedem heftigen Vorgehen abgeneigt, wie er sagt. Großmüthig will er dem lächerlich unnützen Oberhaus noch da« Leben gönnen und — ihm eine weitere Gelegenheit geben, sich die Sacke besser zu überlegen und bei Nächstem zu der Homcrulcvorlage „Ja" zu sagen. Die Erinnerung an die häufigen frei willigen Rückzüge der Lord» gebe ihm die Hoffnung, daß sie auch in diesem Falle schließlich der besseren Einsicht in den eigenen Vortheil Raum geben und seine Warnung be herzigen würden. „Ich bin durchaus kein Freund radikaler Aciidcrungen, außer wenn diese schwere Mißständc bestitigen und großen Nusen für da« Gemeinwesen mit sich dringen." „Ich hoffe, die Lords werden dir gemachten Erfahrungen zu Herzen nehmen und erkennen, daß es manchmal nützlich ist, gütlich nachzugedr», um gründlichere und radikalere Maß nahmen zu vermeiden." So und ähnlich erhebt sich immer wieder seine Stimme, beiß und dringend werbend für cie eigene Sacke. Man sieht, daß Gladstone, obwohl drei Viertel seiner Rede vom Oberhause handeln, dennoch da« von seinen radi kalen Anhängern gegebene Signal „Nieder mit dem Ober- Hause* nicht gegeben hat. Er begnügt sich damit, den Wählern gegenüber da» andere Hau» verächtlich zu machen, und sucht die Sache so darzustellen, al» wollten die 500 LortS vem klaren Willen dr» Volkes trotzen und die ihnen un bestreitbare ,chi»crrtio«aire" Besuaniß mißbrauchen, indem sie — „ein Hochverrath an der Selbstbestimmung des englischen Volkes" — von drr Majorität de» Unterhaus»» an da- Volk appellirtrn. ES ist, nebenbei bemerkt, schwer einzuseben, worin nock die Function de« Oberhauses, gegen Leisen Fortbestand an ick ja Gladstone gar nichts zu haben scheint, bestehen soll, wenn seine jetzige ablehnende Haltung „hochverrälberisch" ist. Und wie steht e« denn nun in Wirklichkeit niit dem klaren Volkswillen in Betreff drr irischen Vorlage? Warum schreitet Gladstone nicht zur Auflösung deS Parlament« und läßt die vermeintliche Majorität de« Volke- sür Homrrule klar docu- mrntircn? Weil er, drr erfahrene Politiker, am Besten weiß, wie unsicher der AuSgang eines sofortigen Wahl kampfe« mit dem Feldgeschrei von Homerule sein würde. Wenn er mit einiger Sicherheit den Lolkswillen in dieser Frage auf seiner Seite wüßte, würde er keinen Augen blick zögern, den Widerstand der Lord« durch eine Majorität deS Unterhauses zu brechen. Ja, eS ist sehr wahrscheinlich, daß dieser Widerstand gar nicht vorhanden wäre, bestände nicht eben in der breiten Masse der englischen Wählerschaft offenbar zum großen Theil Gleichgiltigkeit, zum größeren Tbeil Abgeneiglheil gegen die geplante Selbstverwaltung Irlands und die gleichzeitige Beibehaltung der irischen Ver treter in der englischen Kammer. Auch die Wahlparole eincr Abschaffung deS Oberhauses, die an sick in manchen Kreisen mit Begeisterung ausgenommen würde, erscheint gerade unter dem Zeichen der abweisenden Haltung der Lords in der irischen Frage nichlö wenigcr al« au-sichlSooll. Weil eben Gladstone da« einzig richtige Verfahren deS erneuten Ausrufs an daS Volk durch Anberaumung von Neu wahlen nicht rinschlagcn will oder wenigstens nickt, bevor er durch Einbringung verschiedener Grsetzvorschläge de- radikalen Programms von Newcastle bei den Wählern genügend Stimmung gemacht hat, und weil er diese seine schwache Position decken will, darum schiebt er auch dem Dause der ÄrdS die (von ihnen ganz und gar nicht erhobene) Forderung »nter, da« Oberbau« könne eine Auslösung des Hause« der Gemeinen verlangen. Lange werden die englischen Kammern vor einer erneuten Verhandlung über Homerule nicht sicher sein, deni^Gladstonr schloß seine mede mit Len Worten: „Tie nächste Sitzung de» Parlament? wird nicht vergeben, soweit ich über die kommende Zeit verfügen kann, ohne daß die irische Frage wieder aus den Wellen erscheinen wird, in deren Mitte sie jetzt an scheinend gescheitert ist." Totste stch dann da« die»iährige Schanspicl, wie zu erwarten steht, in abgekürrler Weise wiederholen und die Lord» trotz der schulmeisterlichen Drohungen auf ihrem Widerstande beharren, dann wird cS sich bei den unvermeidlichen Neuwahlen nach der dunkeln Andeulung de» Minister» noch um viel erustere Dinge für die LordS handeln. Deutsches Reich. Verli«. 3. October. Eine dem künftigen Geschichts schreiber wahrscheinlich leicht verständliche, für die wirtkschast- liche Entwickelung aber höchst bedauerliche Eigenthümlichkeil der Gegenwart ist die nicht geringe Schwäche des Triebe» zur Selbsthilfe. Zum guten Theil, wenn auch nicht allein, ist eö aus diese geminderte Energie zurückzufUbren, wenn sich im Kleinbahnwefen nicht die wünschcnSwerlhcn Fortschritte zeigen. In Preußen ist vor mehr al« Jahres frist rin Gesetz zu Stande gekommen, welche« die dem Bau von kleinen Bahnen enlgegenstcdenken Hindernisse beseitigt. Von der dadurch geschaffenen Bewegung-srciheit ist in den ver schiedenen LandeStheilen ein sehr verschiedener, in zufrieden stellendem Umfang aber dem Anschein nach nur in einer einzigen Provinz Gebrauch gemacht worden. E« ist die» schon des halb zu bedauern, weil die wenig günstige Lage der Industrie und de» Arbeit-Marktes wahrscheinlich «nie Eonjunctnr tar- gebotea hätte. Jetzt läßt die preußische Regierung verlauten, baß vom nächsten ElalSjabr ab dem Landwirtbschast-mimster Mittel zur Verfügung stehen werden, um diejenigen Klein bahnen, an deren Anlage der staatliche Grundbesitz intrressirt ist, finanziell fördern zu können. Diese Zu sicherung entspricht den von dem LandwirlhschaflSministcr und dem Finanzministcr in der letzten Tagung des Ab geordnetenhauses abgegebenen Erklärungen. Sie ist bei dem großen staatliche» Forst- und Domainenbrsiy Preußens jedenfalls für viele Gegenden von Bedeutung; die Fälle, wo der Staat als wirthschaftendc Person belbeiligt ist, bilden aber selbstverständlich eine kleine Minderzahl. Und auch GutSnachbarn deS Staats werden stch keinen allzu großen Hoffnungen bingcben dürfen, denn der LandwirlblchaslSniinister hat gleichzeitig bemerkt, zur Zeit ständen der Forstvcrwaltung kaum die Notlügen Mittel jür den Ehauiicc- und Wegebau zur Verjügung. Jedenfalls werte» in dem größten Theil der Verkebrsverbesscrungeil bedürftige» Gegenden die inlcrrfsirte» Grundbesitzer uudKleiiistadtbcwobiier zunächst aus sich selbst, soda»» auf werbende« fremdes Eapilal und auf die Provinz angewiesen bleiben. Ohne Zweifel kann, wenn e- nur an der eindringlichen Belehrung über den Werth dieser Bahnen nicht fehlt, in vielen Falle» da- notbige Eapilal von den unmittelbar belbriliglcn Landwirtben und Gemeinden selbst aufgebracht werden. Im Ganzen und Große» wird man sich aber nack Eredit »mseben müssen. Hier aber weist daS preußische Kleindabnengesey eine Lücke aus. Die Kleinbahnen al- solche können uichl verpfändet werden, sie bieten mithin dem Eapilal nicht genügende Sicherbeit. Auch der Bau von Kleinbahnen auf ausschließliche Rechnung von Privatcapitalistrn und Bankier« ist erschwert, da die Regierung solchen Unterart,mer» die Ausgabe von Jnhaber- papier--' (Pfandbriefen- im Interesse de« Geld anlegenken Publicum« versagen zu müssen g'aubt. Diese- Bedenken würbe beseitigt, wen» man die Verpfändung einer Kleinbahn al- Ganze« und die Zwangsvollstreckung gegen sie gesetzlich zuließe. Aber auch damit wäre nick« daS Nöldigstr gethan, um diesem Verkehrsmittel die im Interesse ver Landwirlbschast wünichenSwerthe Verbreitung zu geben. Al« da- Kleinbahngescy geschaffen wurde, nahm man die Provinz als denjenigen ötfenllichcn Verband in Aussicht, der sich vor Allem die Ausgabe der Förderung ron Kleinbahnen angelegen lassen sein sollte. Diese Erwartung bat sich nur in mätzigcm Umfange erfüllt; außer Brandenburg, Pommern, Ostpreußen und der Rbrinprovinz verhallen sich die Pro vinzen theil» zurückhaltend, thrrl» abweisend. E» kann dafür ' nur di« berührte, aus die Eommunalverbändr übergangene nega- 87. Jahrgang. tive Neigung zur Selbsthilfe verantwortlich gemacht werden. Die Furckt vor Zerrüttung der Provinzialsinanzen wenigstens wäre nach den bisherigen Erfahrungen unbegründet. Der Ministerialdircetor Bretfeld stellt fest, daß sick die Provinz Brandenburg mit „gutem Erfolge" an dem Bau einer Reihe von Nebenbahnen, welche sür Privat- rechnung auSgesührt sind, belbeiligt bat. UeberdieS bat der in finanziellen Dingen nicht als leichtfertig bekannte Minister Miguel der Ueberzeugung Ausdruck gegeben, daß die Eom- munalverbändc wegen der durch die Errichtung von Klein bahnen herbeigesüdilen Hebung sämmtlicher wirtbschafllicbeii Verhältnisse die Förderung solcher Bahnen obnc finanzielle« Risieo selbst da betreiben würden, wo die Rente aus Len Bahnen nickt unbedingt gesichert sei. Vom Staate, wo er nickt al» Grundbesitzer belbeiligt ist, bade» die Provinzen und Jnteressenien wobt niemals eiwa« zu erwarten, und gerade diejenigen Provinzen, die sich bisher der Sache abgeneigt gezeigt haben, sollten die Flüssigmachung von StaatSgeldcrn zu diesem Zwecke auch gar nicht wünschen. Es sind zumeist westliche und südliche Provinzen mit weit besseren BcrkehrS- verbältiiissen, als sic der Osten besitzt. Läßl sich der Gesammt- staat aus die Unterstützung des Klr>»bab»wesenS ein, so wird er kaum umbin können, den Osten als Len unbestreitbar be dürftigsten LandeSkheil aus allgemeine» Mitteln zu bevorzugen. 11 Berit», 3. October. Bei Aufzählung der Forde rungen der freisinnigen BolkSpartei für die in Preußen beginnende neue Legislaturperiode finden sich u. A. die Aushebung der Besteuerung der Aclien- und ähnlicher ErwerbsgeseUichafie», Herabsetzung der Eiiilommensleucr der Mittelclasscii, Forlsübrung der Gcbatt-aufbesseruiigen der Beamten, bessere Versorgung bei Dicnstbeschädigung, Mehr aufwendungen für technisches UnlcrrichlSwcscn, allgemeine Ermäßigung der Personeniarife, Herabsetzung der Güler- tarisc, »anienllick der Frachtsätze sür Kohlen, Erze, Brenn material und andere Rohstoffe u. a. m. Obnr in eine Kritik dieser Forderungen im Einzellien rinzulrctcn, ersieht man doch schon ans den ersten Blick, daß drr gemein same Grundzng diese« Bonqrt» von Wünschen die Verminderung der Staatseinnahmen der Vermehrung der StaaiSansgaben ist. Dabei hantelt e« sich auch um recht erhebliche Summen. Tie Eiulvinmensleuer der juristischen Personen betrug sür 1892 93 über lO Millionen Marl. Der Ausfall a»S einer wirksamen Ermäßigung der Steuer der Mittelklassen würde nicht viel weniger ausmachen. Der Einnabuieau-sall aus de» crwäbnlc» Frachtermäßigungen hat Minister Maybach seiner Zeit aus nicht wenigcr als lOO Millionen Mark veranschlag!. Dabei weisen die beiten letzten abgeschlossenen Ne i nungSjahrc einen Fehlbetrag auf, und der lausende Etat balaneirt nur mit Hilfe einer be trächtlichen Anleihe. Auck sür 1894/95 sollen die zum Etat angemcldeicn Ausgaben die DeckuiigSmittel sehr crbeblich übersteige». Wenn cS nicht gelingt, das finanzielle Verhällniß zum Reich zu bessern, so erfchciut Lader auch für da- nächste Jahr die Herstellung de- Gleichgewichts zwischen Eiiinabnie und Au-gabe wenig wabrscheinlich. Wober demnach die Mittel zu erheblichen Ausgabrerhöbungen kommen und wie eine Verminderung der Eiiiiiahmen ohne ent sprechenden Ersatz möglich fein soll, ist nicht abzusehen. Klüglichcrweisc übergebt die „Freisinnige Zeitung" diese Seite drr Sache ganz mit Stillschweigen, obwohl doch jeder Finanz- pvtitiker, der ernst genommen werden will, sie voll berück sichtigen muß. So lange daher dir Durchführbarkeit der freisinnigen ,-korderui>geii nicht uachzilweisen ist, haben sie nur tcn Wcrtb schillernder Seifenblase», welche zerplatzen, sobald sie sich mit der Wirklichkeit berühren. * Berlin, 3. October. Gegenüber der Behauptung der „Kreiizzkg.", daß die Bewegung für die Feuerbestaltung ihre «pitze in letzter Linie gegen die christliche Kirche richte. Laß cs den Agitatoren daraus ankonimc, die Kirche gerate in dem Augenblick fern zu ballen, wo ibre Theilnahmc am meisten erwünscht und in der Regel am wirksamsten ist, schreibt die Wocheuschrfft „Die Flamme": „Wann und wo ist jemals von einem Anhänger der Feuerbestaltung in Wort oder «chrifl eine Aeußerung gefallen, die selbst mil bösem Willen so ge denke! werde» dürfte? DaS gerade Gegciilheit ist die Wahr heit; bemüht haben wir u„S, die Geistlichkeit zur Tbeil- nabme an den FruerbestallungSseierlichkeilcii hcranzuzichcn. Der Vorsitzende un>creö Berliner Vereins, Herr Stadtverordnete»- E. Matterne, ist persönlich bei dem Präsidenten des Evan gelischen Oberkirchenralh« Bar khausen, beimLberconsistvrial- ralh Schmidt und bei dem Propst von Sl. Pein, Mitglied de- Evangelische» Oberkirchenralb«, Freiherr» v. d Goltz gewesen, um diese Herren im Namen deS Vereins zu ersuche», dahin wirken zu wollen, daß die Geistlichkeit auch bei den durch Feuer zu bestattenden Leiche» Trost und Segen der Kirche spende,, dürfe. Während aber die beiden erstgenannten Herren in liebenswürdigsier Weise zusagten, sich gegen eine etwaige bezügliche Petition des Berliner Vereins an de» Evangelische» Oberkirchenralb nicht ablehnend verhalle» zu wolle», bocumcntirle sich der von vielen sogar für liberal und tolerant gehaltene Herr Propst v. d. Goltz als einen ent schiedenen Gegner der neuen Bestrebung. Unk was waren seine Gründe? „Ter Gedanke schon an Feuerbestaltung sei ibm ein „Greuel", da der Glaube an die Auserstebuiig de« Fleische« dadurch im Volte gelockert werden würbe, auch würden viele alle herrlichen Gesangbuchlieder bei der neuen BestattungSmtlbode nicht mehr passend sein." Also nickt nur in einem obscuren hessischen Winkelblättche», sondern auck hier an der fast höchsten Stelle der evangelischen Kirche der Zweifel an ver Allmacht Gotte-, die wobl au- dem ver westen Fleische, nicht aber au» dessen Asche neue- Leben Hervorrufen könne!" V Berlin. 3. October. (Telegramm) Die „Nordd. Aug. Ztg." ist in der Lage, die Grundlagen de- von der Tatatsteuer - T-««tsslan vorgcschlagenen Entwurf- mit- zulheilen. Darnach fällt die gegenwärtige Steuer von dem inländischen Tabak fort. Gleichzeitig wird drr Zoll sür au-ländischen Rohtabak entsprechend gekürzt. In ländische, für den inländischen Eonsum bestimmte Fabrikate werden einer Steuer unterworfen, welche nach de» Procenten der durch dir Faclura nachzuweisendrn Fabrik preis» bemessen wird. Durch dir Procent« wird al-Werth-
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