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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.10.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931006024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893100602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893100602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-10
- Tag1893-10-06
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Die Morgen-Ans-ab» «scheint täglich '/»7UH^ die Ldead-Lnägab« Wochentag» ä Uhr. Ledltttim» >nb LrpeLitio»: z»dam»«sgL8« 8. Die Ewediti»« ist Wochentag« nnnoterbrochr» W» ftsth « «» «bend» 7U»s. Abend-Ausgabe. vtt» FUiale»: « L»rti». («stch» G«tz»)b Uuioersitütsstrab« 1» Laut« Ltsche, 44. part. »d Käniglplatz 7> rMMr.TllMaü Anzeiger. Drga« für Politik. Localgeschichte, HandelsHeschaftsverkehi AnzeigenPreiS i>ie 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Neclam», unter dem «edactio»«nrich ltW» ipaltrnj LO-4. vor den Familirnnachnchte» (ögripalten) SOxtz. VrStzere Echnslrn laut unserem Prriä» derzelchaiß. Tabeklarncher und Lissansitz aach höherem Laris. Extraeveilagen (gesalzt), »nr mit -es SNoraen-Ausaade. ohne Postbesördernng M.—, mit Postdesürdernng 7V.—» A«a>h«eschluß für Aiyeizr«: Nbend-Lurgabe: Bormittag« 10 Uhr. Morge,.Aa«gade: Nachmittag« »Uhr. kann, und Aesttaa« früh '/,S Uhr. Eei den Filiale« und Annahmrstell«» je «in» halb« Klund« früher. Nttjktgr» stad stet« aa dt, Er-rditt«» »» richten. Vrnck and Verlag vo, E. V»I» Nt Letpjtg. ^511. Freitag dm 6. October 1893. 87. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Lripitg, 6. October. Der Nrtchssinaurreformplau, wie er von dem bayerischen Fmanzminister v. Niedcl skinirt worden ist, kann im Wesent lichen nur zustimmend begrüßt werden. Die Hauptsache be steht in zwei Punctcu: Da« Reich soll seinen finanziellen Bedarf durch eigene Einnahmen Lecken und e« soll zu diesem Zwecke auf indirecte Steuern beschränkt sein. Ob diese Beschränkung in gesetzlicher Form ausdrücklich ausgesprochen werden soll, geht aus den Worten des Herrn v. Riedel nicht chrrvor; jedenfalls aber ist sie von der Frankfurter Finanz- miaisterconsereaz zur Basis für den ganzen Resormplan gemacht wordcn. Noch in der letzten ReichStagSwahl- bewegung hat der Gedanke einer NeichSeinkommen» sie» er eine gewisse Rolle gespielt. Dieser würde also nach der Andeutung deS bayerischen Minister- in Zukunft keinen Boden mehr haben. Wir unsererseits finden dagegen nicht» eiozuwenden. Die direkten Steuern sind in den Einzelstaatcu, namentlich aber in dem größten derselben, in einer Weise geordnet und angespannt, daß daS Dazwischrn- trrten brzw. die Cvncurrenz einer directe» Reichssteurr weder wüuschcnöwerth noch überhaupt durchführbar sein würde. Wir im Uebrigrn die nähere rechtliche Gestaltung de- sinanzirllcn Verhältnisse- zwischen dem Reich und den Einzel staaten beschaffen sein soll, ist aus der Rede des Herrn v. Riedel noch nicht ersichtlich. Man muß sich deSbalb da- Urtheil darüber noch Vorbehalten. Da- allgemeine Ziel aber fällt zusammen mit unserer allen. Programmsorderung, das Reich finanziell durchaus selbstständig zu machen. Eine andere Frage aber ist, ob, wie eS die Frankfurter Eonferenz nach der Mittheilung de- Herrn v. Riedel al« „wünschenswerth" erachtet hat, den Einrelstaaten in Zukunft eine feste Zu> Wendung auS der ReichScaffr für ihren eigenen Haus halt gesichert und dafür jetzt die Mittel im Wege der Ein sührung neuer ReichSstcuern geschaffen werden sollen. Soll einmal eine finanzielle Auseinandersetzung zwischen dem Reich und den Eiuzelstaaten eintrcten, dann erscheint eS doch von vornherein als da- Natürlichste, man macht eine reinliche Scheidung nach beiden Seiten hin. Eine Nothlage, welche eine Unterstützung der Einzelstaaten durch da« Reich erheischen könnte, ist in den Finanzen der Einzelstaaten nicht vorhanden, am wenigsten in denen des Königreich« Bayern. Wenn aber Herr v. Riedel meint, diese Zuwendungen an die Einzel- staaten als „Entgelt für die Schmälerung ibreS Recht« der indirecten Besteuerung" fordern zu müssen, so liegt doch die Frage sebr nahe, waS denn da- Reich als EntgAt für die Schmälerung seines Rechte« der direcleu Besteuerung erballen soll. Denn daß dem Reiche die- Recht au sich nicht ebenso gut zustände, wie den Eiuzelstaaten. steht bisher nirgend- geschrieben. Die Reichsdotation der Einzelstaaten wird als unentbehrlicher Bestandthcil der Finanzresorm schwerlich auf recht zu erhalten sein, und unseres Erachtens thäte man am besten, sie bei Zeiten fallen zu lassen. Die Hoffnung der beiden in Vrl,icn herrschenden 'Parteien, sich bei den Wahlen die Arbeilermasien dienstbar zu machen, wird schon jetzt zu Wasser. Die leitenden Organe der Arbeiterpartei lehnen rundweg jede« Wablblindniß mit der Bourgeoisie, mit beiden Parteien ab. Die Arbeiterpartei soll unabhängig mit entrollten Fahnen und mit ihrem Pro aramm „Krieg dem EapUaliSmuS!" in den Wahlkampf ziehe»; sie ist „weder anliprolrstantisch, noch antiseinilisch, noch anli- klcrikal, sondern vor Allem anlicapitalistisch." Geht die Partei ein Bündniß ein, so kann e« nur mit den katholischen Arbeitern abgeschlossen weroen.Die Arbeiterpartei wird aber unter allen Umständen ihre Unabhängigkeit bewahren. Diese Ergüsse, mit denen auch die Socialistcnsübrer ihr Einverständniß er klären, beweisen, daß alle Arbeiter im entscheidenden Augen blick nur für Arbeitercandidaten und gegen die Bourgeoisie stimmen werden. Den socialiftischen Wühlern wird üdrrdie- ihr Handwerk durch die Bourgeoisie selbst wesentlich erleichtert. Der „Moniteur" zeigt an. daß da« Kriegsministerium auch im Jahre 1893/94 in der Lage ist, jedem Militairpflichligen, welcher IKOll Frcs. einzahlt, einen Ersatzmann zu stellen. Es ist klar, daß diese- Borrecht aller Bemittelten, für Geld den lästigen Militairdienft aus die Armen abzuwälzen, im Volke tiese Erbitterung brrvorrust, was die Socialiftru dran auch gründlich ausdeuten. WaS unserer heimischen Eocialdemokratir trotz aller Bemühungen und AaitationSkünsle nicht gelungen ist, die Gewinnung der ländlichen Arbeiter für ihre Bestre bungen, daS bat sich in Italien innerhalb der letzten Jahre förmlich „von selbst gemacht". Bei dem verhältnißmaßig ge ringen Umsange der Industrie spielen die gewerblichen Arbeiter iu Italien keine so große Nolle, wie in industriereichen Ländern, und ein beträchtlicher Tbeil davon gehört dem socialiftischen Heer banne nicht an. Dagegen haben die Lehren der Socialdcmokratie bei den Feldarbeitern vielfach Anklang gefunden, und nicht allein sie, sondern auch die aufstachelnden Schlagworte de- Anarchismus, der insbesondere in der Nomagna große Ver breitung zu haben scheint. Ncucstens ist Sicilien von der socialiftischen Bewegung ergriffen wordcn. Ein Arbeiter bund mit dem Sitze in Palermo und etwa 13U Zweigvereinen in allen Theilen der Provinz zählt bereit« an 300 UUO Mit glieder, die zum größten Thrile der Feldarbeiterclasse ange- gehören. Zu wesentlichem Vortheil gereicht dem Arbeiterbunde der Hang der Sicilianer zur Geheimbündelei und ihre Er fahrenheit darin. Hierin liegt auch daS Gefährliche dieser Organisation, gegen die bereit« der Verdacht rege geworden ist, daß sie auch noch andere als Arbeiter-WohlsahrtSzwccke ver folge. Die Negierung verfolgt wachsamen Auge« die socia- listischen Umtriebe in Sicilien, deren Anwachsen zeitlich mit der neuerlichen Ueberbandnahme de« Brigantaggio zusammrnfällt. Ob auch ursächlich, das ru erforschen ist eine der Ausgaben de« GeueraldirectorS der Pubblicca Sicurezza, der sich eben jetzt im Aufträge der Regierung in Sicilien befindet. Läßt sich die« erweisen, dann dürste die Auslosung de- Arbeiter- buudcS, der sich ohnehin schon einiger Uebertretungen de« VereinSgeseyes schuldig gemacht hat, erfolgen Di: thatsäch- lichr Wirkung einer solchen Maßregel wäre bei den geheim bündlerischcn Neigungen der Bevölkerung allerdings sebr frag' lich; ist doch schon bekannt geworden, daß die BundcSvcr- treter kürzlich bei einer Berathung in Palermo einen zweiten Gchcimvorslaiid für den Fall eingesetzt haben, daß der jetzige Vorstand aufgelöst und dessen Mitglieder verhaftet wurden. Mit welchen Hintergedanken man in Rutzland die jüngsten Vorgänge in Bulgarien, insbesondere den angeblichen Zwiespalt zwischen dem Fürsten und seinem ersten Beratber, versolgt, ersieht man so recht au« folgender Depesche de« Petersburger Eorrespondcnten de« „Berl. Tagrbl": „Tie Regicrungspresse schenkt den Borgängen in Bulgarien erhöhte Aufmerksamkeit, obwohl sie behauptet, di« dortigen Porgäug« inlcrcssirtcn Oesterreich und Deutschland weit mehr als Rußland. AaS dort auch passiren möge, wer dort auch die Oberhand gewinne, der Eoburger oder Stambulow, tröstlich bleibe eS, daß die ab- wartcnde, auf Nichteinmischung ln innere Angelegenheiten Bulgarien« basirend» Politik Rußlands schon jetzt die schönsten Früchte zeitige. Tie bulaoilsche Frage gleich« einer reisen Frucht, ein einziger guter Windstoß genüge, sie vom Baum« zu schütteln. Keine Macht der Welt könne daS mehr ver hindern." So sallreif, wie Rußland hofft, scheint eie bulgarische Frucht nun doch noch nicht zu sein. Jedenfalls wollen wir hoffen, daß der feite Bissen dem hungrigen Magen de« Moskowiter« noch recht lange vorentdalten bleibe. Die britische Sondergcsandtschafl unter Sir Mortimcr Durand ist in Kabul ""Arenen " Dieser von Afghanistan mit großen Ebren empfaug crdk ^ Empfang, der be. c.nem onental.scken Herrscher g verständlich ist, erweckt in London große H nackt- Durand 'den Emir an die vcn 'V"> ^ der brüische^ eingegangenc» Berpslichtungrn ennn . ^ Nlne dürsten schwerlich eine «enderung »sadren. °u« ° „„„ Versprechens, weiteren Verantwortlichkeiten übernehmen ^,jg„-n des Em.i» Erben und Nachwlg.r »" s'uV'n..r-s»ll-^w,chU5 Puncte. die in Kabul erörtert werde» wur^n. ,.'terc,nrlcn a uv »fch-^renz. °°f. ^ Nmd-n"'in Beludschis'ian im Süden ° Was" di- Vorfrage Se,'^ beseitige,., ober das eigentliche Ergebnis honge von den ^ schwebenden direcleu Unterhandlungen zwischen ^''d°n > nd b >-rs buru ab Tie Kcsandtschost in Kabul bis zum Abschluß 0kr,e>v« zu belassen, würde unmöglich sein; ihr Besuch solle nicht ungebührlich verlängert werden. Die „Untersuchung", welche der Bicekönig der chine sischen Provi»z Huzch wegen der zu ^angpuh vor ewiger Zeit staltgehabtcn Ermorduna der .»wei schwcdtschei Missionare Wickbolm und JohailS,on anstelle» ließ, hat bis jetzt zu einem ebenso eigenartigen, al« für die ckwesilcheu Verhältnisse und daS chinesische Beamlcntbum bezeichnenden Ergebnisse geführt. E« sind nämlich d,e eigentlichen Schul digen, d. h. verschiedene Beamte und die Apostel der „Süßig keit und dcS LichlS". nämlich die Literalen, unbestraft davon- gekommen, dagegen stellen sich alö die Schuldigen die freunde der Ermordeten heraus, der HauShesiyer. der sie au,nahm, ihre Diener u. s. w. Hätten diese sich nämlich nickt mit den „fremden Teufeln" hrfreunvet, indem sie chnen Wodn- räume verunelhcten oder dienten, so hätten sie nicht in Sanapuh bieibrn, folglich dort auch nicht ermordet werden können. Darum sollten die Erwähnten zur Strafe gezogen werden. Die Bedrohten flüchteten nun, rou der ganzen Fremdencownie unterstützt, zu den schwedischen Missionaren in Hankow, die selbst auf die Weisung de« schwel»,chcn Gencralconsuls Beck in Schangai ihre Schutzbefohlenen nicht auSliesern wollten und erst nachgaden, als die chinesischen Behörden versprachen, die Verfolgten keiner Folter zu unler- wcrsen. Die chinesischen Behörden werden aber schon Mittel und Wege finden, an ihnen ein abschreckendes Beispiel zu statuiren. Der AuSbruch des Kampfes in Sützasrika gegen die Matabele scheint jetzt unvermeidlich zu sein und unmittelbar bevorzusteben. Die südafrikanische Gesellschaft bat beschlossen, daß von den Fort« Victoria und Eharter zwei «bthcilnngcn abgeschickt werden sollen, um daS weitere Vordringen der Matabrlckrieger aufzuhalten. Sind dann einmal Schüsse gewechselt, so dürste der in der englischen Presse geführte Streit, ob die südafrikanische Gesellschaft zum .Angriff" berechtigt sein soll oder nicht, gcgeuslandösos geworden sein. DaS Vorrücken der Matabcles gegen die Grenzposten der britischen Südasrikagescllschast erfolgt übrigen« durchaus nicht so plan- und ziellos, wie eS w der Regel die Gepflogenheit uncivilisirter Kriegführung zu sein pflegt, sondern unter Be nutzung aller Bortßeilc, welche daSGcländc und dieEckiwäche der englischen Stellung gewähren. Sowohl vom Fort Salisbury als vom Fort Victoria ist die Annäherung de« Feinde« signalisirt worden. Erster«- bildet den nördlichsten Endpunct der Grenzpostenlette, letztere« den zweitletzten Punct grarn Süden: die Entfernung beider von einander beträgt 129 vis 139 englische Meile». Es ist daher wahrscheinlich, daß die beiden Fort- eS nicht mit einer und derselben feindlichen Adtbeilung, sondern mit zwei getrennt operirenden zu tbun baden, und da endlich auch eine vom südlichsten Grenzfort Tnli unternommene RecognoScirung der vorliegenden Ge bietes die Anwesenheit von Malabelekriegern festgestrllt hat, o ist eS klar, daß der Plan Lodeuaula'S aus gleichzeitiger Bedrohung mehrerer, wo nicht aller festen Stützpuncte der Gesellschaft beruht. Welche von den verschiedenen Diver» ionen ernst gemeint ist, wird sich bald Herausstellen müssen. Jedeiifall« bat Lobengula den großen strategischen Bortheil ür sich, daß er auf der inneren Linie vorgcyl, und da die englischen Strcitkräfte viel zu schwach und auf eine viel zn weile Außenlinie verzettelt find, so verbietet sich für letztere die Ergreifung einer rasche Entscheidung versprechenden Initiative von selbst, während Lobengula eS völlig in der Hand bat, seine Hauptmacht da zu concentriren, wo iboi die günstigsten Ebancen eines Erfolge« winken. EnglisebrrseitS macht inan sich denn auch auf dir Möglichkeit ansäuglicher Schlappen bei Zeiten gefaßt. Deutsches Reich« rs. Verist», ü. October. Die von der „Kreuzzeitung" ver öffentlichte Eabinetsordrc dcS Kaisers an Professor Echweuinger wird von demjenigen Tbeile der Presse, welcher den GiinS Kissinger Tcpeschenwcchscl einseitig brur- tbeilt hat. gegen den Leibarzt dcö Fürsten Bismarck auS- gcbeulet. DaS war vvrauözuschcn, eS machen sich jedoch auch vollkommen objcclive Stimmen bemerkbar, welche Professor Schwcninger tadeln, indem sie die volle Verbindlichkeit der EabinclSordre behaupten und bervorbcbcn, daß i» dem kaiser lichen Auftrag an de» Staatsbeamten die Ertbeiluna eine« Urlaub« zu einem bestimmten Zweck entkalken sei. Ist die« richtig, so konnte der kaiserliche Besebl sich doch nur aus dir ärztliche Behandlung de« Fürsten richten, nicht aber aus die Berichterstattung unter allen Umständen. Den» die Pflicht der sachgemäßen ärztliche» Behandlung kann die Pflicht der Berichterstattung unter Umständen ausschließen. Es bleibt aber auch noch fraglich, ob dir ärztliche Behand lung einer Privatperson Gegenstand eine« BeseblS de- StaatScberbauple« sein kan», da die Weigerung de« Kranken, von dem Befohlenen ärztliche Hilfe anzuiiebmen, den Befehl wirkungslos mache» müßte. (Da Professor Sckiweninger vom Kaiser nicht aufgesorderl worden ist, der Presse Bericht über daü Befinden de- Fürste» zu erstatten, so kann auch die Pflicht der sachgemäße» ärztlichen Behandlung die Pflicht der Berichterstattung nicht ausschließcn. lind da der Kaiser den Vertrauens« rzt de« Fürsten mit der Behandlung des Letzteren betraute, so brauchte er auch nicht zu besorge», daß die Er füllung dieser Ausgabe an der Weigerung de- Kranken scheitern würde. D. Red.) Q Berlin, 5. October. Im Wahlkreis Königsberg- Fischhausen, der bisher durch einen Freisinnigen, einen sraclionSlosen Liberalen und einen NalionaUiberalcn sl)r. Krause) vertreten war, wird das Eoinpromiß der liberalen Richtungen für die bevorstehende» LandtagSwahlen nicht mehr erneuert Der Grund ist die Haltung der Frei sinnigen bei de» jüngsten ReichSlagSwahlcn, wo der national- liberale Eandibal ör. Krause l»it einem Socialdcmokraten in Slickwahl stand und durch direcleS und indirektes Ein treten eines Theils der freisinnigen Wähler für den Eocial- dcinokraten unterlag. Die „Freisinnige Zcilung" inacht dazu Die quade Foelke. sr «-chtriick vnLolni. Roman aus der EmSgau. Bo» F. Alinck-LütrtSburg. (Fortsetzung.) Nach diesem abermaligen Ausbruch einer — wie e« den Anschein batte — verzweiflung-vollen Angst wurden dir Ver handlungen noch einige Zeit mit leiserer Stimme fortgeführt. Foelke'S Herz klopfte zum Zerspringen, sie fühlte sich einer Ohnmacht nabe. Nur mit äußerster Anstrengung gelang eS ihr, sich auf den Füßen zu erhalten, und sie warf einen hilfe suchenden Blick auf den Vater. Dieser aber stand mit ver schränkten Armen am Fenster und starrte finster in« Freie. Auch er hatte genau gebürt, waS drinnen verbandest worden war. Wenn man Wolbcrich Glauben schenkte! Sie war al tine bc-hafte, lügnerische Person bekannt. Aber davon wußte Assessor Hellwald vielleicht nicht-, und — Foelke zwei'elte keinen Augenblick daran — er würde sie nicht mit besonder« freundlichen Augen betrachten. Endlich trat Wolberich berauS. Ihre noch vom Weinen aerötheten Lider senkten sich herab, wie um den siegeSgewifscn Blick zu verbergen, den sie aus ihre Gegnerin hatte richten wollen. Nun war der Augenblick gekommen, Foelke Mein- hardi'S Name wurde genannt. Sie ging hinein, ruhig, aber blaß, selbst die rosigen Lippen batten einen bläulichen Schimmer. Jeder Unbefangene würde sie ein selten schöne- Mädchen genannt haben. Sie batte feine, regelmäßige GrsichtSzüge, eine Kobe, gewölbte Stirn, von weichem, welligem Haar umrahmt, kluge, blaugraue Augen, deren stetig wechselnder Ausdruck im Verein mit schön ge schwungenen Brauen da- Gefärbt zu einem interessanten machten. Ihre mehr als mittelgroße Gestalt ließ vollendete Formrn- schönbeit vermuthcn. Während der protokvllsilbrende Referendar vollständig im Anschauen diese- schönen Mädchen« versunken war, daS ihm so unvcrmutbel entgegentra». zeigte der GerichtSassessor Hell- watd, den man in Freundes- und Bekanntenkreisen einen effrigcn Verehrer de- schönen Geschlechtes nannte, nicht die eriogste Neigung, in Foelke eine Vertreterin desselben zu ehen. Er musterte sie mit einen» Blick, wie ihn bisweilen ein junger Assessor einem Verdächtigen gegenüber mit Vorliebe in Anwendung bringen mag, um den ihm noch inytbisckien juristischen Scharfblick auszubilden. Foelke richtete sich höher auf, die Farbe kehrte in ihre Wangen zurück. Sic war ent schlossen, jeden Uebergrifi dcS Assessor« gebührend zurückzu weisen, nachdem er ihr in einem förmlich herausfordernden Ton die ersten Fragen vorgclcgt. Foelke'S Name war der erste Punct für eine gereizte Er örterung. Weder Assessor Hellwald »och der prolokollsübrende Referendar waren im Stande, den friesischen Namen nicder- zuschreiben, ebensowenig denjenigen ihres Vater- und ihrer Mutter. Der Assessor konnte eine spöttische Bemerkung nicht unterdrücken. Foelke war empört. „Sind sie vorbestraft?" fragte er Weiler. Welche Frage! Heiß schoß ihr das Blut in daS Gesicht. Sie fragte sich, ob sie die Frage beantworten solle. Mein", kam cö dann hart und schroff über ihre Lippen. Nachdem die Personalsragcn erledigt waren, wurde Foelke vereidigt. Auch diese Handlung regte sie mächtig auf, während sie für den Assessor eine sich täglich wiederholende war, die für ihn jede- Feierliche langst verloren. Der Eid war ihm ein Mittel, die Wahrheit zu erfahren, ohne diesen gab eS keinen Weg, sie zuverlässig zu ergründen, und das Verborgene ans Licht zu ziehen. Foelke'S Benehmen gefiel ihm nicht. Wenn sie entschlossen war, die unumwundene Wahrheit zu bekennen, brauchte sie den Eid nicht zu fürckten. Er erachtete eü nolhwcndig, ihr den Ernst de- EideS noch besonder« llar zu machen. „Sie sind sich also vollständig bewußt, daß Sie sich rineS EriminalvcrbrechcnS schuldig machen würden, d. b. einen Meineid leisten, wenn Sie gegen bessere- Wissen die Angeklagte zu belasten versuchen wollten. Muß ich Sic aus die ^traten aufmerksam machen, die der Meineid nach sich zieht?" „Nein, ich würde auch obnr Eid immer die Wahrbeit sagen", cntgcgnele sie leise. Sie suhlte vorübergehend eure Schwäche, die sie wünschen ließ, sich setzen zn dürfen. Tie Worte de« Assessor-, seine ganze Art verursachten ihr ein Gefühl, al- habe sie bereit« ein Eriminalverbrcchcn begangen. „Da- gehört nicht zur Sache" fuhr er ungeduldig heraus. „Sie wollen nur meine Fragen kurz beantworten. Erzählen Cie, WaS Ihnen von der Schuld der Angeklagten bekannt ist. Wolberich Heymann leugnet, die Pferde im Stalle Ihre- Vater« lvSgekoxpelt zu haben." „Hat der Vater Wolberich genannt?" konnte Foelke nicht umhin, erstaunt zu frage». „Ich will den einfachen Thatbesland, wie er sich zugctragen. Erzählen Sic." Foelke berichtete. DaS WaS sie sagte, trug so sehr das Gepräge von Wahrheit, daß der drolokoUführende Referendar verwundert auf den verdrießlichen Eollegc» blickte, dessen „fabel hafte" Laune ihm ganz unverständlich war. Assessor Hellwald stand der Zeugin indessen mit einer Miene gegenüber, als er warte er jeden Augenblick in die Lage zu kommen, ihr eine» Gegenbeweis ihrer Aussagen zu bringe». Als sie geendet Halle, fragte er: „Könnte nicht der Kriecht die Pferde losgekoppelt haben, wie Ihr Vater ansangS vermulhet?" „Nein, ich kann mich dafür verbürgen." „Wer hat eS dann aber getban? Sie vermnthen Wolberich Heymann?" fuhr der Assessor heran». Als Foelke nicht gleich eine Antwort gab, sügle er hinzu: „Nicht wahr, sic hat eS grthan?" Sie wurde abwechselnd roth und bleich, indem sie sich der Worte erinnerte, die vorbin im Warlcrauni ibr Ohr erreicht batten, und kein Laut kam über ihre Lippen. Assessor Hellwald war aber keineswegs gesonnen, ihr die Beantwortung der an sie gerichteten Frage z» ersparen. „Wollen Sic nicht antworten?" drängte er jetzt wieder m barschem Tone. „Erschweren Sie mir mein Amt nicht Wolberich Heymann hat Ihrer Meinung nach da« Unalück verschuldet." Foelke nahm sich noch einmal zusammen. Sie wollte unter keiner Bedingung als Anklägerin gegen Wolberich auslrcte» Niemand konnle von ibr verlangen, daß sie eine Müal.chkeit zu einer directen Anklage erhob. sie j'etzl^rukia'er'''" nicht geäußert", cnlgegnele r r, dabcn doch behauptet, sie in Ihrem Hause qe- d'ese «uSsagc etwa »urückuebme»? >tch mache «sie noch einmal darauf ausmerlsam, das; Sie ver- e.d.gt worden sind. Bedenken S.e, daß r- sich darum^änd.I. ein u.cht vorbestraftes funges Mädchen inSGcsängu.ß zu bru.aen D,e Folgen davon für deren Zukunft werden S.e sich wohl klar machen können. Warum sollte Wolberich die Thar be- gangen haben? Lebten Cie etwa mit ihr im Unfrieden? „Sir hatte eure Abneigung gegen mich " In dem Gesicht de» Assessor« machte sich «in Ausdruck be- merkbar, der vcrrathen konnte, daß chm «ft», solch, „jchr un begreiflich erschien. DaS Interesse deS Untersuchungsrichter« wurde von ciiiein persönlichen Vorurtheil wesentlich beeinflußt. „Wodurch äußerte sich diese Abneigung?" fragte er weiter. „Sic fügte u»S mancherlei Schaden im Garten und Hau« zu." „Sie halten dennoch Ihre gemachte» Au-sagen aufrecht?" »Jni vollen Umfange", gab sie kalt zurück. Assessor Hellwald befand sich in einer Sliinniung, für welche er eine Erklärung nickt hätte geben könne» Sein Benehmen Foelke gegenüber hatte gerate da« Gcgenlbcil von dein bewirkt, was eS Hervorrufen sollte. Wohl war sie noch bleich, aber sie begegnete dem Blick de« Assessor« »»1 einem Ausdruck ibreS Gesichtes, der wiedergab, was in ibrer Seele vorging. Er Halle die Macht verloren, sie zu verletzen Nie zuvor glaubte er soviel Hochmulb und — er täuschte sich nickt darüber — Verachtung in GcsichlSzügcn sich haben wieterspirzeln sehen, wie sie jetzt in Foelke« Antlitz ausgeprägt waren. „Sie behaupten, Wolberich Hevmann bade in jener Nackt die Pferde in dein Stalle Jkre« Vater« loSgcloppelt ?" fuhr er mit bebender Stimme fort. «Ick habe da« nickt behauptet und wefde auch eine der artige Anschuldigung nicht erheben." „Ja Sic haben eS gesagt", stieß er ungeduldig hervor. — „Bille, Eollege! Geben Sie einmal die Acten her. — Sie sprachen von einer Abneigung de« Mädchen» gegen Sir, vo» allerlei Cchandthatrn, welche e» verübl. Wollen Sie da« leugnen?" Er suchte ungeduldig, mil dem Zeigefinger die Zeilen ver folgend, in dem Schriftstück, welche« der Hrolokollsührer ihm überreicht batte, während Foelke rubig enlgegnete: „Gewiß nicht. Meine Vcriiiuthungkn sind dieselben gr- bliebcn." „Nun ja — nun ja. Machen Sie dock nickt so viele Um stände, wir baden hier mehr zu tbun. Eie beschuldigen also Wolberich Heymann, die Tbat verübt z» haben " „Foelke war wirklich erstaunt über die Hartnäckigkeit, mit welcher der Assessor ibr eine Aussage ausdrangen wollte, di« sie nicht acmacbt. Dieses Empfinden spiegelte sich deutlich in ihrem Gesicht wieder, als sie fetzt mit aller Entschiedenheit entgegnele: „Jckr beschuldige Wolberich Heymann dieser That nickt. Ich l abe nicht gesehen, daß sie ron ibr begangen worden. Sie war in jener Nacht in unserem Hause — ick» sab sie dasselbe durch die Hinterthür verlassen — eS gicbt kaum eine Möglichkeit I .
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