Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.10.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189310086
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18931008
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18931008
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-10
- Tag1893-10-08
- Monat1893-10
- Jahr1893
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.10.1893
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1. ?kil»ze W LchM TqM Ni WM K. N Emckz. 8. Lctckr W. «tot Sa» »/«»e«o, »»»- aoä »b»«b«r RtU«b» R«»«at« a»tU«b« tbeUbak» It. 2fen ein« Leon, iimidau, « an. oo»U. eaeock. n»tr. 16. »»» a. «»» (Fortsetzmig au« de» Hauptblatt) tt Berlin, 7. October. Die Frage, ob sich für die cin- »ela» Wochentage in der Zahl der bei der Landwirtd- schaft vorkommenden Unfälle eia großer Unter schied bemerkbar macht» hat in der vor Kurzem veröffentlichten Statistik de« Reich«-Versicherung««»,re« dieselbe Beant wortung wie iu der für di« gewerbliche» BrrusSgenosseo- schaftru auf da« Jahr 1887 veranstaltet» Statistik gesunden, nämlich eine verneinend«. Die Uufälle vertheilen sich auch in de, Laudwirthschaft ziemlich gleichmäßig auf die Wochentage. Allerdings wrisru Montag und Sonnabend die größeren Uufallposten auf, genau so wie beim Gewerbe. Jedoch fchwauktr der Procentsah überhaupt nur zwischen 15,29 und 16^6, beim Gewerbe zwischen 18,47 und 16,74. Man wird demnach auch bei der Landwirthschaft, wenigsten« soweit di« schwereren, entschädigung-pflichtigen Unfälle in Betracht kommen, kaum davon sprechen können, daß die Sonn- tag«verg»üaungen einen Einfluß auf die Unfallanzahl au«üben. Bon den Tage«»e,trn haben sich bei der Land- Wirthschaft die NachmittagSstunden zwischen S und 6 Uhr 'durch die hohe Zahl von Unfällen ausgezeichnet. Denselben ruuächst steht dieZeit von S bi« 12 Uhr Vormittag«. Wa« schließlich die Monate betrifft, so kommen die größte» Ziffern sonderbarer Weise auf den Decembrr. Dann folgt allerdiug« der eigentliche Erntemonat, der August; die kleiusten Ziffern entfallen auf den Mai und April. ?. Berlin» 7. Oktober. (Telegramm.) Dem Vernehmen nach brgiebt sich die Kaiserin am S Oktober über Eber«» Walde »ach HubertuSstock, woselbst der Kaiser am 9. October Vormittag« eintrifft. -- Berlin, 7. Oktober. (Telegramm.) Der comman» dirrnde General de« III. Lrmee-Eorp« ««» Verse« ist Rach mittag» gestorben. ao Berlin, 7.Oktober. (Telegramm.) Wie d>e „Post meldet,hielten die deutschen und die russischen Delegirtrn zu den H«n»elSver1ra,«»crhaudlun,ru heute Nachmittag wieder eine Sitzung ab. — In nächster Woche treten die Delegieren au« dem ReichSamt de« Innern und dem Handel- Ministerium zusammen, um dir Ergebnisse der kürzlich statt gehabten Erhebungen, betreffend die NUSnahuerdesttmmungr,, »der Ne EonntagSrntz« in Gruppe S, zu berathen und sich über di« eventuell dem BundeSrath zu machenden Vorschlag« zu einigen. Berlt«. 7. October. (Telegramm.) Unter dem Titel »Een« lüdische Drohung" wendet sich heute Abend die Zkrenizrttuu«" gegen die Absicht eine« Theil« der dcntschen Vorstenhändler, den Meßhandrl in Borsten von Leipzig nach Berlin zu verlegen, fall« da- in Sachsen bestehende Schächtveroot nicht ausgehoben würde. Die „Kreuz-Zta." tadelt die Leipziger Handels kammer, daß sie die betreffende Eingabe der Borstenhändlcr an da- sächsische Ministerium befürwortet Hab« und slbließt mit der Aufforderung, da« Schächten überhaupt von Reichs wegen zu verbiete». (Die „Kreuzzcitung" irrt in ihrem Eifer; die Leipziger Handrl«kammer hat die betreffende Eingabe nicht befürworl^t. D. Red.) Berlin, 7. Oktober. (Telegramm.) Ein hoher Osfieier de« Ruhestände« feuerte heute in der Woh nung de« Redakteur« de« »Berl. Tgbl." Harich aus diesen einen Revol»erschutz und verwundete denselben leicht. Harich war wegen Aufnahme einer beleidigenden, gegen die Tochter de« betreffenden Officier« gerichteten Notiz gerichtlich zu 1000 Geldstrafe verurtheile Wurden. (Bon anderer, wie e« scheint brtheiligter Seite wird der Vorfall in folgender, ersichtlich sensationell zugestutztrr Weise erzählt : »Vor einiger Zeit veröffentlichte da« .Berliner Tageblatt" eine Corrc- spondeuz au« Brandenburg, woriu unliebsame Eommentare au di« Thatsache aeknllpst wurden, daß die Tochter eine« dortigen hohen Officier« au« dem Elternhaus verschwunden und gleichzeitig der OfficierSbursche in dir Compagnie zurück versetzt worden sei. (Eine der genannten Zeitung würdige Meldung. D. Red.j Der damalige verantwortliche Redakteur Harich wurde seiner Zeit zu 1000 Geldstrafe wegen Ver leumdung verurtheilt, obwohl er sich erbot, den Wahrheits beweis zu führen. Heute früh erschien ein Herr in Civil in der Wohnung Harich*« und forderte ihn auf, eine Erklärung zu unterschreiben, welche mit den Worte» endigte: „Ich bin ein gemeiner Lump." Auf die Weigerung Harich'« erhob der Angreifer eine» Revolver und feuerte au« nächster Nabe auf Harich einen Schuß ab, der jedoch an dem gestärkte» Ober hemd Harich'« abprallte. Trotzdem gerietb Harich in« Wanken, woraus der Angreifer voo weiteren Schüssen absah und sich sofort auf dem Polizeibureau und der Comniandantur als Geuerallieutenant von K in Branden legitimirte." D. Red.) — Der Generalrath de» Gewerkverein« der deut schen Cigarren» und Tabakarbeiter bat eine Petition au den Reich«tag um Ablehnung der Tabaksabrikatsteurr in Umlauf gesetzt. — Der «vangrlisch-soriale Eongreß hat bekanntlich einen national-ökonomischen Unterricht-cursu« eingerichtet, der vom 10. bi« 20. d. M. in Berlin stattfinden wird. Au« den neuesten „Mitthrilangrn" de« Congresie« ersehen wir, daß sich zu diesem Cursu« über 500 Thrilnehmer au» allen LandeStbeilen de« Reiche« gemeldet haben. Darunter sind 255 Pastoren, 56 Candidaten der Tbeologie und de« PretigtamtS, 3? Studenten der Theologie, 2 Universität«- Prosestoren, 4 Privatdocenten, 10 Gymnasial - Oberlehrer, 1 Schulinsprctor, 3 Rectoren, 5 Srminarlehrer, 3 Volk«- schullehrer, 8 Studenten und Candidaten der Philologie und Geschichte, 2 Acrzte, 3 Candidaten der Medici», 1 Landrath, 2 Amtsrichter, 4 Assessoren, 10 Referendare. 18 Candidaten und Studenten der Iuri-prudenz, 3 Architekten, 2 Studenten technischer Wissenschaften, 8 Officier«, 3 Buchhändler, 6 Kauf leute, 6 Beamte, 4 Schriftsteller und Redakteure, 2 Guts besitzer u. s. w., dazu zwischen 30 und 40 Damen. Diese unerwartet zahlreiche Betheiliaung beweist zur Genüge, daß die Veranstaltung de« Congrcsse« einem vielfach empfundenen Bedürfniß entgegenkommt. Da« Programm der Vorträge sowie die Namen der sieben Vortragenden, unter denen sich 3 Professoren and 3 Privatdocenten der Nationalökonomie und außerdem Amt-richler Kulemann (Braunschweig) befinden, sind schon früher mitgetheilt worden. Ob der General- secretair de« Congreffe», Herr Göhre, seinen angekündigten Vortrag kalten wird, ist noch zweifelhaft. Wenigsten« melden die .M. N. N.": „Der jüngst in der „Nordb. Allg. gtg." wegen chrlslllch-socialer Demagogie aiigegrisseae Lenerolsteretair Göhre hat einen für den in nächster Woche beginnenden evangelilch-iociaien Curla« ongekün- digten Vortrag über die kirchlich-socialen Bestrebnngm wegen Zeit mangel« fallen lassen." — Bei der AnSsühning de« Gesetze«, betreffend die Be- fördern»» der Errichtung von Rentengütern, sind An- Zuträglichkeiten dadurch entstanden, daß die Ren'enaulSbewerbcr ohne Gtuebniigiing der zuständige» Behörden die Errichtung von Wohn- und WirtbschastSgebäuden in Angriff genommen haben, die weder mit dem Ertrage der Rcntengut-landereien, noch mit dem Vermögen der Ansiedler in richtigem Verhält nisse standen. Di« königliche Generalcommission für die Pro vinzen Brandenburg und Pommern bat sich de-balb aenöthigt gesehen, darauf binzuweisen, daß durch ein solche« Verfahren die Bethciligtcn sich der Gefahr au-setzen. da- ganze Unter nehmen scheitern zu sehen. Bauhandwerkcr werden io ihrem eigenen Interesse von der Generalcommission aufgefordert, keinen Bau auf Rentengütern zu beginnen, ehe ihnen nicht nachgewiesen wird, daß der Kostenanschlag von der königlichen Generalcommission genehmigt ist. * Helgalan«» 6. October. Zu der Wahl der Wahl männer für da« Abgeordnetenhaus ist Helgoland in zwei Urwahlbezirke gelheilt. Der erste Bezirk, da« Unterland »nv einen Theil de« Oberlandes umfassend, entbält 13t6 Einwohner, die fünf Wablmänncr wäblen; der zweite, den Rest de« Oberlande- umfassende Bezirk, wählt drei Wahl- mäuner. * Tharn, 6. Oktober. Für den kleinen Grenzverkehr von Rußland nach Deutschland ist feit mebrern Tagen eine Erleichterung eingetreten, indem die biSheriaen Ueber- gang-puncle Thorn, mit der Eisenbahn von Alexandrowo au«, und Schillno für den Eintritt auf der Weichsel um sech- weitere UebergangSstcllen vermehrt worden sind. Für die russischen Flößer sind die einschränkenden Bestimmungen die selben geblieben, sodaß sie im allgemeinen die Stadt noch nicht betreten dürfen und auch bei der Rückfahrt nach Ruß land mit der Eisenbahn bestimmten Beschränkungen und ärzt licher Untersuchung unterworfen sind. * An« Echless», 6. Oetvber. Für dl« preußischen StaatS- berawerke besteht di« Einrichtung, daß »um Zwecke derLehhast- machuna und der socialen Hebung der Be leg schalten zur Erbauung vou Arbeiterwohnbäufern Beihilfen aus Staatsmitteln an Arbeiter gewährt werden. Aus den oberschlesiichen Stl>at«werken sind aus diesem Wege bi« Anfang 1800 mit staatlicher Beihilfe 878 Häuser mit 5547 Wohnungen oufgeführt worden, wofür der Staat rund 1300000 ^1 »inlfrete Yautbau-Dculehne, über 240000 ^tl »tulfreie und nicht rückzahlbare Bau-Prämien, und Geschenke au Grund und Boden tm Werth« von rund 340000 aufgewendet bat. Im Durchschnitt enthält jede« der aus diese Weise entstandenen Häuser 6,3, also viel zu viele Wohnungen. Tenn diese großen Häuser muhten vielsach, trotz der vom Staale gewährten BeiyNsen, von ihre» Erbauern mlt hqvo- theken belastet werden, sie blieben dann nicht immer in den Händen der Erbauer, und sie wurden auch nicht auSschliehlich zu Wob», stätte» sür Arbeiter benutzt. Dazu kam, daß die gewährte» Bau- oarlehne und Prämie» sür diel« großen Häuser zu gering waren, um die wirihschastliche Unabdängigkeit de« mit ihrer Hilfe ein Hau- bauenden Arbeiter» zu sichern. Unter diesen Umständen bat sich, wie die „Schles. Ztg." in Anknüpfung bieran mitlheiit, die Behörde veranlaßt gesehen, n enr „Vorschriften, brtressend die Gewährung von Hausboudarlehnrn und Bau» Prämien, sowie die Ueberlassnng von Bauplätzen sür di« Belegschaft der königlichen Etelnkohlenbergwerke in Lberschlesien" »u erlassen, die kürzlich in Kraft getreten sind und dl« Malerte wie folgt ordnen: Zum Bau von Arbeiterwohnhäusern, die nicht mehr als zwei Familienwohnungen enthalten, könne» Arbeiter der erwähnten Werke von dem BergfiscuS unverzineiich« Dar- lehne bi« zum Hächstbetrag« von ;e 2100 und überdie» Bauprämten von >e 900 unter der Lorau-setzung erhalten, dah das betreffend« Hau» innerhalb »ine« bestimmten, durch den fiS» calischen Grubenbetrieb voraussichtlich minder berührten Bereiche« »ach einem von der zuständigen Berginspectioa gebilligten Bauplan innerhalb Jahresfrist völlig bttvohnbor ousgesiihrt wird. Auch die unentgeltliche Uederlassung von Bauplätzen au« dem siscaliichen Eigenldum an Arbeiter der königlichen Sreinkohlrnwerke ist zuläfsig, doch erhält der Arbeiter in folchem Fall« »tue Bauprämie nur in Höbe von 300 ,4t, indem der Werth de« Bauplatz«» aus 600 veranschlagt wird. * Galha, 6. October. Zur Prüfung der gemeinschaft- StaatSauszabrn in den Jahren 1890—1892 tritt der gemein same Landtags-Ausschuß am S. October in Gotha zusammen. * Stuttgart, 7. October. Zum Weinsteuergesetz schreibt der „Schwab. Merc": „Dir glauben unser Unheil vorläufig dabin au-sprechen zu müssen: Weder die Wahl de« Objecte« nock die Veranlagung erscheint un« eine glückliche, sür« Reich, so wie e» besteht, pafseod« Lösung zu gewähr leisten und der mutbmaßliche Ertrag der aeugrplanten Steuer kann sie nur noch unfähiger erscheinen lassen, zur Lösung der schwebenden finanzpolitischen Wirre» beizutragen". Oesterreich'Ungarrr. * Wien, 7. October. Biel bemerkt wird die Agramer Meldung, daß der Banu« von Kroatien auf einer InspectionSreise durch Slawonien in der Djadkovarer Resi denz de« Bischofs Stroßmayr Wohnung nimmt. E« wird angenommen, daß die Folgen der kaiserlichen ungnädigen Ansprache an den Bischof in Belovar bereit» verwischt sind. Andererseits glaubt man, der Banu« wolle mit Stroßmayr wegen der Wi-derbesetzung de« Agramer erzbischöflichen Stuhle« unterhandeln, da der bi«hrrigr Widerstand der Curie gegen die vorgeschlagrnen Candidaten auf dir Haltung de« kroatischen Klerus mit Stroßmayr an der Spitzt zurückgesübrt wird. (M. Z.) * Prag, 6. Oktober. Ein Schlaglicht auf die Ver- bängung de« AjuSnabmerustande« warf die Er klärung de» Statthalters Grafen Thun, welche er einer zum NamenSfesle de« Kaiser« glückwünschenden Deputation der Gemeindevertretung abgab. Bürg-rmeistrr Scholz (Alt- czeche) betonte in seiner Ansprache, die Prager Bevölkerung, welche sich ruhig verhielt, könne für die vorgekominenen Epcesse nicht verantwortlich gemacht werden. Die Esceste seien von jungen Leuten ioscenirt, und dies« seien zur Verantwortung zu ziehen. Der Statthalter vcrwic« daraus, daß verschiedene Vorkommnisse die Regie'ung zur Stellungnahme gegen die bekannten Umtriebe ver anlaßt baden, belonte namentlich Verunglimpfung de« Kaiser Franr-Mcnumente«, die AuSschrrilungen am Vor abende de« kaiserlichen Geburtsfestr», die Auestreunna von Zetteln dockverrätberischcn Inhalt«, die Vorkommnisse in, Restaurant Chodera und die ,n der Versammlung gehaltenen aufrübrerischen Reden; wohl sei e« wahr, daß die Demonstra tionen von der .Oniladiva" begangen worden seien, allein e« dürfte nickt übersehen werden, daß hinter den jungen, unreifen Demonstranten intelligente und reise Männer standen, welche die AnSschreilnngen geleitet haben. * Agram. 7. October. (Telegramm.) Die Lande« Versammlung evangelischer Kirchengemeinden augS- burgischer Confessio» beschloß die Lo-sagung vom ungarischen .Kirchenverband und Gründung einer autonomen kroa tischen Landeskirche. Ein erwählter Au-fchuß arbeitet ein Statut und Memorandum au«, wodurch die Bildung de« autonomen Kirchenverbandc« der Regierung angezcigt wird. * Pest, 7. October. (Telegramm.) Da» Abgrord- netenhau« wählte mit 138 gegen 59 Stimmen Drsider Perczel zum Bicepräsidenten. Die AbgeordnetenIvanca und Vallay reichten eine Interpellation rin, Labmgebend, wir lauge der Ackerbauminister da« die ungarische Landwind- fchast schädigende Fulterauefuhrverbot ausrecht zu erhalten gedenke. Frankreich. * Part», 7. October. (Telegramm.) Durch ein Cir cular de« Minister» der öffentlichen Arbeiten werden dir Eisenbahngesellschasten aufgesorkerl ausländische Scheide münzen bei Zablnngen nach Möglichkeit niruckz»weisen. — Di« Regierung hat beschlossen, mit den Industriellen und Händlern von Pari« eine» Feiertag zu vereinbaren, damit die Beamten und Angestellten ebenso wie die Schuljugend an den russischen Festen theilnebmen können. — Die „Libertö" behauplet, seit dem 1. Oktober kämen täglich 10 bi« 15 Elsässer an, um in die Fremdenlegion einzutrelen da sie nicht im deutschen Heere diene» wollten. (?) — Frau Adam, die bekannte Leiterin de» „Journal de Paris", reist morgen nach Toulon ab, um den russischen Matrosen 2138 Armbänder als Andenken französischer Franc» zu überbringcn. Für die Familie de« Admirals Avclane sind mit Dianianten geschmückte Juwelen bestimmt. — Frau Paula Mink dielt gestern eine Cvnsercnz in Len« ab, welcher 2000 Arbeiter und Arbeiterinnen beiwohnte». Die Versammlung nahm eine Tagesordnung an, in welcher die Fortsetzung de« AuSstandc« beschlossen wurde, zugleich wurde der Negierung ein Tadel wegen ihrer Gcwallmaßtegeln au« gesprochen. Belgien. * Brüssel, 6. October. Bride Kammern sind aüf deu 17. October einbrrufeu. Schweiz. veru, 7. October. (Telegramm.) Die Commission, welche den Entwurf eine« rigeoössischrn Strafgesetz buches vorbrrirth, lehnte mit allen gegen 2 Stimm« die Ausnahme der Todesstrafe ab. Die Commission empfiehlt dem BundeSrath bei der Volksabstimmung gesondert über die Frage der Todesstrafe abstimmeu zu lassen. Italien« * R««. 7. October. (Telegramm) Die „Tribuns" nimmt die Beschimpfungen, welche die italienischen Staatsangehörigen bei der Ankunft eines russischen SckiffcS seiten» de» Pöbel» in Port St. Louis in Califormen auSgesetzt waren, zum Anlaß, um den Minister Brin um Schutzmaßregeln für die im südlichen Frankreich lebenden Italiener bei den bevorstehenden Touloner Festen zu er» uchen. — Der vaticanische „Moniteur" verbreitet seit einiger Zeit sensationelle Gerüchte von einer Mobilisirung an der Wcstgrenzr und besonder« von einer starken Zusammrn- zicbung von Artillerie. Heute fügt er mit großer Sicherheit nickt minderphantastischeMittheilungen von Berproviantirung«- maßregeln für 65 000 Mann hinzu. Diese Gerüchte, die von Pariser Blättern freudig aufgegriffen wurden, werden von dem osficiösen „Diriito" entschieden dementirt. Da« )>eer sei in der Po-Ebene stet« in gleicher Stärkte vertheilt gewesen und wenn bei einigen Corps dir Reserve noch nicht entlassen worden sei. so wäre die« durch den Gesundheits zustand niedrerer Stabte motivirt; jedoch werde diese in wenigen Tagen nach Hause geschickt werde». „Parlaments" veröffentlicht die vielberufenrn Telegramme Victor Emanuel'S an Tanlongo. Dieselben erweisen sich al« außerordentlich harmlos, betreffen durchweg Angelegenheiten privater Natur und steben mit dem Bankprocrß in keinerlei Zusammenhang. — Gestern ist Giolitli hier ringrtroffen, worauf sofort ein Ministerratb abgehalten wurde, in welchem die Programmrede, die Giolitti demnächst halten soll, zur DiScusston stand. Schwede». * LtoS-ol«, 4. October. Der hiesige britische Minister Sir Spencer St. John hat in einem Schreiben an da« AußenreichSdepartement dem Könige eine Aeußrrung von Königin Victoria'« Anerkennung der großen Tüchtigkeit und unermüdlichen Sorgfalt zu erkennen gegeben, dir der norwegische Staat-minister Gram an den Tag aelegt in seiner Eigenschaft als Schiedsrichter in der Frage wegen der BehrinaSmeerfischereien. Der Minister de« Au« wärtigen bat ans Befehl de» König» dem Staat-minister Gram eine Abschrift von de« britischen Minister« oben genannten Schreiben überreicht, sowie zugleich den Glück wunsch de« König« anläßlich dieser für die Ercellenz Gram so schmeichelhafte Auszeichnung auSgedrückt. — Die Kirchen- vcrsammluna hat beute mit 38 Stimmen gegen 15 den Regierungsvorschlag angenommen, den Predigereid durch ein Versprechen (Gelübde) zu ersetzen. Rußland. W. Wilna, 5. Oktober Juden dürfen in unserer Stadt nicht wohnen, wädrend sie außerhalb de« Stadtrayoa« stch anfledeln dürfen. Um nun diese« Gesetz zu umgehen, hatte der hiesige Financier Martison (Christ) den Plan gefaßt, un mittelbar an der Stadtgrcnze eine Reihe von mehrstöckigen Häusern mit kleinen Familienwohnungen zu errichten, so daß die Juden, die sich in diesen Häusern einguartiert haben, ä« tactv in der Stadl gelebt hätten. Die Obrigkeit hat jedoch den Bau dieser Häuser nicht genehmigt, ein Beweis, daß man die Maßregeln gegen die jüdischen Unterthancn mit aller Strenge durchzusührcn gesonnen ist. Asien. * London, 7. October. (Telegramm.) Der „Time«" wird au« Calcutta von heute gemeldet: Nachrichten au» Labore zusolge fanden in Kabul vor der Ankunst der eng lische» Gesaiidtschaft ernste Unruhen statt. Eine Com pagnie de« Heraler Regiments empörte stch gegen Mali! Khan, den Stellvertreter de« Oberbefehlshabers, und tödtete denselben. Die Meuterer flohen, wurden jedoch ergriffen. Elf der Meuterer wurden an dir Mündungen von Kanonen gebunden. Die Kanonen wurde» daraus abgeseuert. Nun mehr leisteten alle Truppen auf den Koran einen Cid, daß sie sich Anaesicht« der Ankunft der englischen Gesandtschaft wohl verhalten wollten. Der General Faramaz-Khan wurde verhaftet. Von dem Gouverneur von Hcrat wurden weitere Verhaftungen angeordnet. Amerika. * Washington, 7. October. (Telegramm.) Da« Re- vräsentantenhauS nahm eine Resolution an, in welcher sämintlichen Nationen, welche sich an der Ehicagorr Welt- Fe«iHetsir. Äm Lalserhofe zu Lerlin. vo» Paul Lindeuberg. IU. «echte»« »«rt,Ie». Wik La« Kaiser»««» 1» persönlichen Verkehr. Bereit« im zweit» Aufsatz haben wir darauf hingewiesea, ie verschiedenartig da« Wesen de» Kaiser« ist und wir streng er selber zwischen dem Regenten und dem. niöchten wir sagen, Privatmann, soweit sich diese» Wort überhaupt auf den Träger einer Kaiserkrone anwende» läßt, unterscheidet. Der Dersafser hatte Gelegenheit, mit verschiedenen Personen zu sprechen, die mit dem Monarchen in engere al« nur höfische Verbindung getreten waren, und sie alle rühincn ohne AuSnahmr di« rasche Entschlossenheit, den schucllen, da« Richtige treffenden Blick und da« tiefe Pflichtbewußlsein de« Monarchen. Sobald r« sich um Negiernng-grschäftr haadelt, liebt er, der dann selbst »ur wenig Worte macht, »icht lange AuSeinandersetzungru, und e« ist wiederholt vorgrkcmmen, daß hohe Beamte, dir nach der Meinung de« kaiserlicheu Zuhörer« ihren Dortrag zu weitschweifig ge stalteten, durch kurze Fragen de« Kaiser» unterbrochen wurden, der stch auf diese Weise über de» behandelt«» Gegenstand schneller zu orieutireu vermochte. Lei seiner raschen Auf fassungsgabe und seiner Fähigkeit, sich in eiur bestimmte Mater» zu vertiefen und sich rinea Ueberblick zu verschaffen, ist der Kaiser nur schwer von einer einmal gefaßten Ansicht abzubringen, daun Helsen nicht Ueberredungen, man muß ihn durch stichhaltige Gründe überzeugen. Jeder gesuchten Lr- eiufluffuog ist er vollständig unzugänglich, und man schreibt dir vou Berlin erfolgte Entfernung niedrerer sebr hochstehender Persönlichkeiten, die sieb der Freundschaft de« Kaisers erireurn dursten, eiuzig dem Umstand zu, daß der Kaiser auch deu lriseste» verdacht einer Beeinflussung ihrerseits vermeiden wollte. Bon seiner Mission al« Herrscher eine« großen Volke« bi« i» da« Iouerste durchdrungen, ist er überzeugt, den rich tig» Weg zur Wohlfahrt de- Vaterlandes z» finden; er uimmt di« Rath- und Vorschläge der hohen Beamten zu diesen und jenen Maßregeln rntgearu, aber er prüft sie auf da« Ernsteste, und bäustg lautet sein Entscheid ganz ander-, als e« die Nalhgeber der Krone erwartet batten. Diese Selbstständigkeit de» UrtbeilS und Entschlüsse- tritt noch schärfer bei militairischen Angelcgcnbeilen, vor Allem bei der vom obersten Krieg-Herrn geübten Kritik nach Manövcrübungen und Parade» hervor: „Nach meinen Er fahrungen, nach meiner Ansicht hätte die« so und so gemacht werden müssen", und nun folgt in knapper Fassung eine trotz der Kürze übersichtliche Darstellung. Mag dieser oder jener GrneralstabSofsicier auch nicht immer vollkommen mit der taktischen Auffassung einverstanden sein, — und wer wäre auf diesem Gebiete unfehlbar, wo der Zufall oft die klügsten taktisckrn Pläne durchkreuzt —, so oört man doch nur die allgemeinste Anerkennung der militairischen Bcobach- tuug«gabe de« Kaiser«, die sich auch aus das scheinbar Un bedeutendste und Nichtigste erstreckt. Er weiß genau, wa« den Mannschaften Noty thut, wo ihre Ausrüstung rer- befferungSfähig ist, welche Erleichterungen mit ihrem Gepäck man vornehmen müßte, und jeder derartige, von anderer Seite gemachte militairische Vorschlag findet sofort da» auf merksamste Gehör und die größte Theilnabme seiten« de« Monarchen, der auch gelegentlich eine praktische Probe seine« Soldateutbuin« nicht versckmäht. Beispielsweise al« er i»i Oktober 1890 auf dem Potsdamer Bahnhof König Leopold von Belgien erwartet« und mit dem Großfürsten Wladimir dir Front der von den Gardejägrrn gestellten Ehrcncomragnie entlang schritt, .^kennen Sie schon unsere neuen Gewehre?" fragte der Kaiser plötzlich den Großfürsten, und al« dieser ver neinte, ließ er sich von einem der Jäger da« Gewehr reichen, handhabte e« mit überraschender Sicherbeit und erklärte in wrnigrr al« einer Minute den MeckaniSmuS so genau un verständlich, daß r« der erprobteste Schießunterofficier nicht besser vermocht hätte. In dem frischen und resoluten Ebarakter de« Kaiser« liegt e», daß er entweder gleich mit ganzer Seele bei der Sache ist oder daß sein Interesse schnell für sse geweckt wird; «ine bei manchem audera Fürsten in vielen Fällen zur Gewohnbeit gewordene „psiichtmäßige Gleichgiltigkeit" giebt e« bei ihm nicht. Da« kommt auch in der ganzen Art und I Weise seine« Sprechen« zum Durchbruch; ob er feierlich den I Reichstag eröffnet, ob er iu der Kunstausstellung vor einem Bilde Mrnzel'S steht und dem greisen Präsidenten der Akademie der Künste, Meister Becker, seine Meinung über da« Gemälde auSdrückt, ob er bei festlicher Gelegendeit einen Trinkspruch auSbringt oder in eine längere Unterhaltung mit einem fürstliche» Gaste verknüpft ist, oder ob er seiner Gemablin mit einigen freundliche» Beglcitworlen einen zur kaiserlichen Tafel Geladenen vorslelll, stets rufen seine Worte den Eindruck einer ganz persönliche» Thcilnahme hervor. DaS Organ des Kaiser« ist nicht sehr voll und weich, cS bat im Gegcntheil einen bellen, in erregten Momenten des Sprecher« sogar metallischen Klang, an die commando- gewöhnte Stimme eine« Truppenführer« erinnernd, aber eS ist sehr deutlich und auf große Entfernungen hin zu verstehen. Wichtige Sätze heben sich prägnant ab und werden mit besonderem Ausdruck vorgelrage», so daß sie sofort die Auf merksamkeit der Hörer finden und sich deren Gcdächtniß einpragrn. In dem festen und entschlossenen Charakter de- Kaiser» liegt e«, daß ihm, wie die« schon Fürst Biömarck früher ein mal erwähnte, nicht« so leicht „iniponirt", aber er hat den ehrlichste» Respekt vor jeder redlichen Arbeit und sorgsamen Pflichterfüllung, und gerade diese Hobe Achtung jedweder Thätigkcit in irgend einem bürgerlichen Berufe ist der persön lichen Umgebung de« Kaiser» stcl« besonder» ausgefallen. Auch jeder vernünftige und zielbewußtr Sport findet bei ihm warme Anerkennung; durch ennnente Energie von Jugend auf bat er trotz einer körperlichen Schwäche sich zu einem tüchtigen Schutzen. Schwimmer und Reiter auSgebüdet, er wrrß, wa« r« beißt, hier Ungewöhnliche« zu leisten, und zögert entsprechenden Fall- nicht mit seinem offenen Beifall. Als im August diese- Jahre« Paul Güßscldt dir äußerst gefähr liche, ,u einer derartigen AnSdebnung noch niemals unter nommene Ersteigung de» Montblanc über die Aiauille Blanche de PSteret, die wahrend der sechs Tage dem kühnen Berg steiger und seiner au« drei Fübrern bestehende» Begleitung fast stündlich den Untergang hätte bereiten können, glücklich beendet batte, da war r« der Kaiser, der ihm sogleich ein lange» Telegramm sandte und ibm herzlich zu seiner außer ordentlichen Leistung Glück wünschte. Erklärlich ist e«, daß der Kaiser „neuen Gesichtern" gegen über eine gewisse Zurückhaltung übt und, sobald nicht Regentenpslichteu in Betracht komme», neue persönliche An knüpfungen, die über den Augenblick doch nicht hinau-gehen würden, vermeidet. Desto herzlicher pflegt er die vielsach noch aus seiner reiferen Jugend berrübrenve,, Bekanntschaften, und so manchen Freund des Prinzen Friedrich Karl, an dessen behaglicher Tafelrunde im kleinen waldumrauschten Jagdschloß Dreilinden er oft und gern theilgcnomuirn. hat er sich auch zu seinem Freunde erwählt. Daß diese Freundschaft selbst verständlich nie eine bestimmte Grenze überschreitet, braucht »icht erst hervorgehoben zu werden, und der Kaiser wäre der Erste, der in dem Falle einer Ueberschrritung diese Grenzlinie im Umsehen sehr scharf brrzustellen wüßte. In dem Berkehr mit seinen vertrauteren Bekannte» trat jedoch nicht, wir e« sonst wohl zu geschehen pflegt, irgend eine Veränderung ein. als sich in unerwarlrl kurzer Frist die Wandlung vom Prinzen zum Kaiser vollzog; so Mancher, welcher Derartige« befürchtet hatte, vielleicht in Erinnerung an Friedrich den Großen, der von dem Moment seiner Thronbesteigung an rin gänzlich Anderer geworden zu sein schien, wurde aus da« Freudigste enttäuschl, denn der Händedruck de- Kaiser« war genau so freundschaftlich wie der de« Prinzen, und sein ganze« Wesen war La« gleich offene und gütige geblieben. Wie bereit» al« Prinz, so ist der Monarch auch al« Träger der deutschen Kaiserkrone bestrebt, sich in Gesellschaft von Damen von einer besonder- liebenswürdigen Seite zu zeigen und nicht nur im Kreise jener Damen, die aus dem Hosparquet heimisch sind. Eine etwa» bange Stimmung berrschtc unter den Bewohnern de« iu einem Dorfe bei Berlin gelegenen Herrschaft-Hause«, al« sich einige Monate nach der Thronbesteigung der Kaiser dort zur Hasenjagd angesagt batte. Al- Prinz Halle er häufiger in dem schlich ten, zweistöckigen, von wildem Wei» umrankten und von einem liebevoll gepflegten Garten umgebenen Hause verkehrt, batte, nach der Jagd, stundenlang in heiterem Geplauder mit der vornehm-milden Hausfrau und dem auch al» Parlameutarier bekannten ruhig-besonnenen HauSberr» verweilt und mit den jungen Damen^ schlanken und anmuthigen Blondinen, übrr- niürhlg gescherzt, — aber sämmtliche Familienmitglieder waren nun dock von leisem Zweisel besallru: wird der Kaiser nock der Gleiche sein, Werren ibm jetzt nicht diese kleine», wokl sehr behaglichen, aber nicht« von überflüssigem Prunk aus- weiscnden Zimmer nicht zu schlicht erscheinen, wird er sich noch so wohl sühlen, wie einst an der mit Blumen reich -r-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder