01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931018019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893101801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893101801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-10
- Tag1893-10-18
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Vez«G»-Pre«» »»« bqtrt «ch d«, B«r»»4»» «rtchtM» «ch«WOi»»8,»tz»lt: «er»«ltäbrlich^4ch<^ V Meftnalt« «glich» Z»st.ll»», i>« LSL Durch dt« Post bezöge, für DeMschiaud mch Oesterreich: vieriel,adrllch ^4 P— Dtrrcte «glich» Krr»zdaadirad»»g G» »Gl«» »»«Mich ^4 DieM»rge»-»u««-b« asch«i»r «glich V.VVHch dir dstePÜ,» »ög»K» >»ch>l«gD g »>h» Morgen-Ausgabe. A»zeige»«Prrts Ne S ges palt«« Petitzeüe 20 Wg. »,rl»»,, »ll« de» R»d«e1t»»«strich (4, RüKttts» ma LrptVitt»»: 8»tz«,,r«g»Hr 8. >« Rrpedttte» ist Woche»r»g« »»«terbimch» ^pirt «, seich » »« »ach« 2 IM- vtt» ««m» » G«vei». (Akfrrtz U»iv»rMt»ft«ch« 1. «-nt» iitsche. Ich pari. «ch >»nin»vl»tz 2. ttpMtr.TaqtblaN Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. 0»U«») »0^t, »or °e» v—uo <6,ff»aU«.) «och. Groß«« Schrift»» l»»t »»s«an ^ »«zächitß. radeN«riich«^ -^ch Ziss»r»satz Gern»»Beilage« (gefalzt), ,,, mir de» Rorg,,.»u«gab«. »ha« Postbeförder»»» ülX—, »Iz Postbesörderuug Mi 70.-^ Auuahoeschlah siir ^nzrigrn: >b»»d-L»«g»be: Bonnittaa» 10 Uhr. Giorg«»»V»tgab«: Nachmittag« 4 Uhr. So»»- »»d gesttao« früh '/,S Uhr. Och de» Filiale, »ad U»»al>m«sttNra z, «im halb. St»»d, früh«. «nzrigr, »« stna » dt, ÜNp-dttta» z» eich«». Dr»ck i»d B«l,g do» G. Pol» G Leiptig. ^ 532. Mittwoch den 18. Oktober 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung, die Laudtagswahl am 19. ds. Mts. betr. Die Grsnhrungen, »eiche det frühere« Wahle« gemachl »arde« si«d, gehen uns Veranlassung, für die am 1§. d. Mi. ftattstndende Laudtagsmahl folgende Anordnungen zu treffen: 1) Da» uudvrus«« vermetien in de» Vausfturr». Lreppenhäusern nnd Gängen derjenigen Gebäude» in denen sich Wahllokale befinden, in verboten. 2) HV»I»t»ett«l-V«rtI»«tI«r, I^I«»t>»ttritgi«r und dergleichen Leute dnrfen sich nur ve»r «t^>» »>»«»- «»»sch«»»,» der Gebäude, in denen Wahllocale er richtet find, ausstrllrn und z»ar var sedru, HauSein- aange uterlit >»»«t»r »l^ «i«»vr sür sede Partei. >) Ale sanfttge« Ansammlungen van Personen vor de« Hanoetngängen zu den Wahttarale«. aus den Straßen und öffentliche« PtäÄe«, durch »eiche die Wähler in her Ansüdung ihre» Wahlrecht» trgendtvie heeinträch- ttgt »erhen, stu» rerdotvu. 8u»iderhandlungen gegen varftehenhe Anardnunge» rden. sa»eii nicht ein vergehen gegen tz. 107 de» Rrichs- strasgrfetzdnchr« in Frage kommt, mit Geldstrafe dt» ,u PP m ader vast dt» zu 14 Tagen geahndet. Unsere Stchrrhri«»organe find angemtrse«, gegen Ver letzungen »arfteheoder Anardnunge« etnjuschrettrn. Leidzig. am 17. vetoder 18S8. Der «ath der Stadt Leipzig iL rr?. vr. Ge«rgt. Leipzig Da» Palizeiamt. vretschneider. «tanh. Ausschreibung. Di« Grd- «nd Maurerarbeiten, Zimmerarbeiten nnd Gtetnmetzardrtten zu eine» Anbau an die 11. Bürgerschule i» Leipzig-Gohlt» sollen je an einen Unternehmer verdungen werden. Dt« Bedingungen und Zeichnungen für dies« Arbeiten liegen in unser« Hachha«-Ver»alt«ng, RalhhanS. 2. Stockwerk. Zimmer Nr. 6 au« und können daselbst eingejeheu oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrage von je 1 M, welche auch io Briesmarkea eiageseudrt werden können, entnommen werde». Bezüglich« Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: ,»8rd- uu» Maurerarbeiten »«. zum Anbau 11. vürgerschnle" derseh»» ««daselbst portofrei und zwar bi« zum 21. Oktober «r. Nachmittag» o Uhr einzureichen. Der Rath behält sich die Auswahl unter de» Bewerbern, bez. dt« Lhetlung d« Arbeiten und die Ablehnung sämmtlicher Angebot« vor. Leipzig, den 18. Oclober 1893. ld. 4843. Der Math per Stapt Leipzig 11r. Georgi. vr. Doaudorf. I» GrmLbbelt det ß. 1 der Vorschriften für die Ausführung von Anlage» z»r Benutzung der städt. Wasserwerke vom 6. Februar 1888 machen wir hierdurcki bekauni, dag der »lempner Herr Arthur Tolirrrnz, Sciteastrab« Nr. 8, zur ll«b«rnahme solcher Arbeiten bei un- sich angemeldet und dru Besitz d« hierzu ersorderlichcn Borrichluogen nachgcwiesen hat. Leipzig, den 14. Oktober 1893. Der Rath »er Stabt Leipzig. vr. Georgi. Wolfram. (Fortsetzung der amtlichen Bekanntmachungen tu der 1. Beilage). ZUM 18. Oktober. Achtzig Jahre sind verflossen, seit auf den Gefilden Leipzig» die BesreiungSstunde sür Deutschland nach Jahrzehnte währender Unterdrückung schlug. Da» Gcdächtniß der Völkerschlacht, dereinst die Ausrichtung für den immer und immer wieder getäuschten Patriotismus, verblaßt bei dem lebenden Geschlechte, nicht weil die Leipziger Tage ihm zeitlich zu ferne gerückt sind, sondern weil Wörth und Sedan erfüllt haben, was nach Leipzig Verheißung geblieben war Den Helden aber, die auf der sächsischen Ebene ge< kämpft und geblutet, gebührt der gleiche Dank, derselbe Ruhm, wie den Streitern und Todteu von 1870/71, ja rin höherer. Ihnen war der Name .Deutschland" rigeat lich nur ein geographischer Begriff» und nicht einmal rin begeisternder. Da- Reich war zu Grunde gegangen in jämmerlichem Zusammenbruch, den der Mangel an National, gefühl verschuldet. Und fachten auch begnadete Sänger diese- Gefühl in der Jugend zu Heller Flamme an, so wirkte in der älteren Generation doch vielfach noch jene kosmopolitische, au» jenem Mangel erklärlich^ Schwärmerei nach, die einen Wieland schreiben ließ, die Vaterlandsliebe des römischen Bolle» sei ihm ein Gräuel, nur dem Wahne, ein Vaterland zu besitzen, seien Griechenland und Rom zu Grunde gegangen die einem Lessiug die Worte dictirte: Ich habe von der Lieb« zum Baterlande keinen Begriff; c» dünkt mich solche al» eine recht große Schwachheit, die ich gern entbehre. Und es gebührt den Streitern von 1813 auch «in schmerzlichere« Gedenken, al» denen von 1870/71, denn ihr brechende» Auge sah auf fremd« Mitstreiter und vermißte die Sonne de« deutschen AuferstehungStagS, die über da« Schlachtfeld von Sedan strahlte. Auf Leipzig folgte Waterloo, auf diese» aber der Abschluß de» Wiener EongresscS mit seinen Bundestag» acten, die heilige Allianz, da- alte deutsch« Elend. Die Feder hatte verdorben, was da- Schwert gut gemacht, und wenn Wir der Schwertträger von Leipzig gedenken, dann erst geht uns da» volle Derständniß für die Weisheit und Stärke der Männer auf, die den Blutopsern von 1870 den vollen Preis sicherten. Doch daß sie die» konnten, dafür gebührt auch den Helden von Leipzig rm wohlgemessen Theil de» Danke», denn die Großlhatea der Befreiungskriege vor Allem sind es ge wesen, dir da» Gefühl der Zusammengehörigkeit aller Deutschen nicht »ehr einschlummern ließen. Der Grundstein zum neuen Deutsche» Reich« ist j» de» großen Tage» von 1813 gelegt worden, und al» der strahlende Fürst und Held» der an einem Jahrestage der großen Schlacht sein allzu kurze« ?cben begann, der tiefbeweinle Kaiser Friedrich, 1870 die Krieger de- Süden- um sich schaarte, da schlang die Erin nerung an die letzten, gemeinsamen KriegSlhaten der Väter da» stärkste Einigungsband um den Feldherr» und die viel- getheilten HecreSkörprr. Dem edlen Bruderstamme, der auf den Feldern bei Leipzig ein Blut mit dem unserer Borfahren vermischt, versagt eine unerbittliche geschichtliche Nothwendigkeit, mit un» unter einem Dache zu wohnen, aber er lagert neben un» al» treuer Freund. Und wenu der andere Bundesgenosse von Leipzig sch eben mit dem hier Besiegten verbrüdert, so läßt da« Bewußtsein der wiedergewonnencn deutschen Vollkraft un» dieser Ereigniß ohne erhebliche Sorge sich vollziehen sehen. Um die Wende de» Jahrhundert» ist selbst da» auf sch allein gestellte Deutschland gesicherter, al» e» zn Beginn im Verein mit mächtigen Nachbarn gewesen ist. Bon der Feder freilich, die nimmer rastet, droht wiederum größere Gefahr, seit sie der Meisterhand entglitten. Die Erinnerung an die Leipziger Schlacht ist darum für die vaterlandsfreunde zugleich eine Mabnung zur Wachsamkeit, aber auch eine Mabnung zur Zügelung jener Miß stimmung, die an den Irrungen der Führer sich nährt und uns mit der Freude am Errungenen auch den ernsten Willen zur Wahrung desselben zu rauben droht. Was nnS auch bedrängt, was ist eS im vergleich zu der Schmach und Noch, denen die blutigen Tage der Völkerschlacht ein Ende bereiteten, ja auch nur im vergleich zu der Zersplitterung und Abhängig. keit, von der trotz der Kämpfe bei Leipzig erst die Tage von Wörth und Sedan da» deutsche Volk befreiten? Nur sträf liche Unkenntniß der Geschichte, undeutscher Kleinmuch und jämmerliche Nörgelsucht können blind machen gegen de» natio nalen Reichthum, de» die Blutzeugen von 1813 und die Sieger von Sedan un» in drnSchooß geworfen, und mißvergnügt an de» Säulen de« gewaltigen Baue« rütteln, dessen Grundstein bei Leipzig gelegt wurde. Wachsamkeit nach allen Seiten, Wachsamkeit aber besonder« gegen un» selbst, sei unser Gelöbniß an dem glorreichen Erinnerungstage, daß wir seiner un» Werth, seiner Segnungen uns würdig erhalten, opferbereit gnade in den Tagen der Sorge. Nur dann zahlen wir die Schuld, die auf un» liegt und an die einer unserer edelsten Dichter, Gustav Freytag, un» mahnt mit den Worten: „Deinvolk hat Dir viele« gegeben, e» verlangt dafür ebensoviel von Dir. Es hat Dir den Leib behütet, den Geist geformt, e» fordert auch Deinen Leib undGeist für sich. Wie frei Du alsEinzelner die Flügel regst, diesem Gläubiger bist Du für den Gebrauch Deiner Freiheit verantwortlich, gleich viel ob er al« milder Herr Dein Leben friedlich gewähren läßt, oder ob er e« sich mit hoher Mah nung in einer Stunde fordert!" Deutsches Reich. U Berlin» 17. October. Als es galt, die finanziellen Bedenken, welche au- einer Ermäßigung wichtigrr Ein- angSzölle angesichts de» steigenden Ausgabebedarf« im ieiche hergeleitet werden konnten, zu beseitigen, wurde in dem führenden Organe der freisinnigen Volk-Partei die finanziellle Lage im Reiche und in Preußen be harrlick und selbst dann noch al» eine glänzende hingestellt, al- bereit- die rückgängige Bewegung in den Finanzen klar zu Tage lag. Da» Bild veränderte sich sofort, al« e» darauf ankam. Stimmung gegen die Militairvorlage zu machen. In der Militaircommission de» Reichstage« hatten die Vertreter der ReichSsinanzvrrwaltung den Nachwri« zu führen versucht, daß das Reich zur Bestreitung der Kosten der Militairvor lage nicht höhere Mehreinnahmen, al« die au» den vorgr- schlagenen drei Steuern bedürfe, vielmehr seine übrige» Mehrbrdürfnifse unter der Voraussetzung, daß ihm alle Ein nahmen voll verblieben, au» dem natürlichen Anwachsen der bestehenden Einnahmen decken könne. Diese Darlegung wurde aber von der genannten Seit« ans da« Lebhafteste bekämpft. Die Schädlingen, hieß es dort, seien viel zu optimistisch und e» sei auch nicht zulässig» die Erträge der der Klausel Fraackenftrin unterliegenden Abgaben ganz für ReichSzweckr in Anspruch zu nehmen, weit bti deren Be willigung davon ausgegangen sei, daß ein Theil derselben den Bundesstaaten verbleiben solle. Man schloß daran», daß die Lage der Reich-finanzen ein« überau« ungünstige sei und erheblich höhere Mehreinnahmen zur Deckung de« AuSgabe- dedars« in Folge der Militairvorlage nothwendig sein würden, al» die Ertrage der voraeschlagenen Steuern. Jetzt, wo r» gilt, Stimmung gegen die ReichSfinanzresorm zn machen, ändert sich daSBilv wiederum. Jetzt gilt e» natürlich al» selbstverständ lich, daß da» Reich seine Einnahmen voll behalt, und jene Schätzungen der ReichSsinanzvrrwaltung werden als zu niedrig bezeichnet. Auf Grund derselben Daten, au« denen man vor einem halben Jahre auf die Rvtdwrndigkeit eine» den Ansatz de» Ordinarium» weit übersteigenden Mehr bedarf» an Steuern schloß, wird jetzt gefolgert, daß ein großer Theil der Mehrkosten an» der Militairvorlage in den Mehrertragen der bestehenden Zölle und RrichSstrurr» Deckung finden werde. Für dies« Behauptung ist r» natürlich nicht bequem, daß die Zolleiunahmen im verflossenen Theil de« laufenden Jahre» um 33 Millionen Mark gegen da« Vorjahr Zurückbleiben. E- wird de«halb darauf hingewiesra, daß die Zolleinnahmen de» Vorjahre» den Etat«ansatz um 20 Millionen Mark überstiegen oaben; natürlich wird dabei verschwiegen, daß die Mehreinuahme theil» davon, daß «och Zcllbcträgc auf Grund der köderen Sätze vereinnahmt sind, theil- aus der ganz ungewöhnlich hoben Getreideeinfuhr vor der Ernte >892 berrübrt, während der Rückgang der Zolleinnabinen un lausenden Jahre zum Tbcil auf besonder» günstige Erntc- verbällnisic zurückgcführt wird, obwohl solche ui der Tbat in viescm Maße nickt vorliegen. E» ist unzweiselhasl eine sebr schätzbare Eigensckast, die Auffassung der Finanzlage dem jeweiligen politischen AgitationSbedürsnisse anpasscn zu können, aber sür ernslbasle und unbefangene Beobachter verliert dock ein Unheil sehr an Gewicht, wenn c» proteuSartig je nach der politischen Parteiconjunctur sich ändert. 8ü. Berlin, 17. October. Der Fall Kirch boff-„Berliner Tageblatt" Kat mehreren Zeitungen Anlaß geboten, eine Aender» ng der straf gesetzlichen Bestimmungen über Beleidigung in Anregung zu bringen. Es scheint auch in der Tbat nicht unmöglich, durch Lierschärfnng de« Gesetze» den Mißbrauch der Presse durch seandalöse Mittbeilungen einzudämmen, ebne d:e für ihre legitime Wirksamkeit noth- wendige BewegungSsreibcit zu beschränken. Sollten die Re gierungen mit einer „Io, Mosse" hervortretcn, so darf sie sich einer unbefangenen Prüfung ihrer Vorschläge in den an ständigen Zeitungen versichert ballen. Indessen sind die Regierungen auch jetzt nicht gänzlich außer Stande, gegen unsittliche periodische Druckschriften aus eine moralisch wirk same und wirtbschastlick nicht unempfindliche Weise vorzugeben. Die Zulassung einer Zeitung zum Verlaus aus den Bahn- Höfen ist au» verschiedenen Gründen überaus wichtig für ihren Herausgeber, unsere Eisenbahnen sind fast ausschließlich StaatSbabn-n und könnten durch das HinauSweijen von Scandalblätiern deren Erzeugern Abbruch thun und jeden falls bekunden, daß die Staatsbehörde fick der Ver dammung dieses schmntzigen Gewerbe» anschließt. Die Schund- und Schandliteratur in Buchform ist ja schon jetzt von den Bahnhöjcn ausgeschlossen, die wegen tbrer Wohlfeilheit Jedermann zugänglichen unsittlichen TageS- bläller sollten vor ihr nichts voraus haben. Wir sind sicher, von den Blättern, die eS angeht, wegen diese- Vorschlag» der Dcnunciation, Preisgabe der Rechte der Presse rc. bezich tigt zu werden. E» wird un» das nicht mehr ansechten, al» wenn man un» die Forderung nach Eindämmung der Prosti tution oder des Wucher« zum Vorwurf gemacht hätte. So wenig wir die Ausschließung socialdemokrauschcr Organe von dem Vertrieb auf den Bahnhöfen zu billige» vermögen, so selbstverständlich ballen wir die Vertreibung der Scandal- dlätter und die dadurch bewirkte Brandmarkung Derer, die sich durch Herstellung derselben bereichern. Q Berlin, 17. October. Am 14. October ist im Alter von fünfzig Jahren der ReichStagSabgcordncte von Horn> stein gestorben, seit 1884 Vertreter de» 2. badischen Wahb kreise» Donaueschingen-Billingen. Im parlamentarischen Leben nahm er insofern eine ganz cigeoartigc Stellung ein, als er 1887 und 1890 fast ohne Widerstand und nahezu einstimmig von Natioualliberalen und Ultramontanen gemeinsam gewählt wurde. Er gekörte keiner Fraction an, am treffendsten konnte man ihn al« katholisch crnservativ bezeichnen Die auf ihn gefallenen Stimmen wurden stet« als conservativ gebucht, thatsächlich waren e« fast ausschließlich nationalliberale und klerikale Stimmen, denn Eonservative giebt c« dort so gut wie gar nicht. Bei den letzten Wahlen wurde er wegen seine« Eintreten« sür die Militairvorlage vom Centrum lebhaft bekämpft, drang aber doch mit Hilfe der national gesinnten Wähler durch. Der gulkatholische, in seiner Richtung conservativ« Mann, der einen stark agrarischen Zug hatte, verdankt also sein parlamenta rische« Mandat drei Perioden hindurch wesentlich, zuletzt a«»schließlich, den Nationalliberalen, die er au» dem Mandat verdrängt hatte. Diese Unterstützung war aus seine persönliche Beliebtheit und seine Zuverlässigkeit i» patriotischen und nationalen Fragen zurückzusühren. Bor 1884 war der Wahlkreis Donaueschingen, obschon er zu 84 Procent katholisch ist, von Nationalliberalcn vertreten, einmal durch den Staats rechtslehre! v. Mo hl, dann lange Jahre durch den Baurath Gerwig. E» wird jetzt wohl ein Versuch gemacht werden müssen, diesen altnatwnallibcralen Wahlkreis zurückzuerobern. Nachdem Herr von Hornstein zuletzt gegen da» Centrum dorchgrdnmgen war, erscheint dieser Versuch nicht aussichtslos * Berlin, 47. October. Bon ofsiciöscr Seite wird mehreren Blättern geschrieben: „In mehreren Blättern finden seit einiger Zeit lebhafte AuS »inanorrsetzungen über gewiss« Schäden statt, die in der preußischen Verwalt»»- exlstirei» solle». Man ist dabei nicht bei der Sache stehen geblieben, sondern bald aus da» persönlich« Gebiet übe» grga»-nr, i»drm theil» der Minister deS Innern Gras Eulen ourg für Zustände verantwortlich gemacht wird, di« er vor gesuNde» hat und die sich nicht plötzlich ändern lassen, und indem man ferner nach Personen sorickt, die ein Interesse a» da Erschwerung der Stellung de- Grasen Eulenburg haben tvnnten. Di« „National - Zeitung", di» zuerst die angebliche Schwäche da Leitung der inneren Politik gegenüber den poli tischen Beamten zur Sprache gebracht hatte, verwahrt sich heut« entschieden gegen die Annahme, daß sie irgend welcher Air regnug von außen gefolgt sei oder irgend welcher Jntrigne dlen». So sehr dies« Verwahrung am Platzt sein mag, so wird sie doch nicht genügen. Einzelne Blätter, wie namentlich die Münchener „Allg. Ztg. , haben schon den Gedanken von Friktionen zwischen dem Reichskanzler und dem Grasen Eulenburg weiter au»- gespouaeu, und wir find selbst in agrarischen Kreisen dem Argwohn begegnet» daß Gras Taprivi die Angriffe aus den preußischen Minister de« Innern, der zugleich Ministerpräsident ist, heimlich unterstütze, oder daß er mindestens Gefallen an ihnen finde. Bo» jeder Sette au< betrachtet, sind solche Bermuthungcn, wie wir auf» Bündigste vasichern dürfen, völlig unbegründet; wer an da« Bestehen sachlicher oder persönlicher Reibungen zwischen dem Grasen Cnprivt oder dem Grasen Eulenbnrg glauben machen will, ist ent »»«der ganz übel berichtet oder übel gesinnt." Dre ofsiciöse Zuschrift erkennt also da» Vorhandensein von Zuständen, die geändert werden müssen, a». betont aber, daß Graf Eulenburg diese Zustände vorgesundrn bat Nun entsteht di- Frage: Denkt der OsficiosuS, wenn er von "vorae^ndrnen" Zuständen sprich», an die Erbschaft, die Graf Eulenburg als Ministerpräsident oder an die, welche er al» Minister de« Innern anaetrcten hat? Sollte nicht Herr Herrsurth sondern Graf Caprivi der Erblasser sein, so werden dir „bündigsten" Versicherungen, daß zwischen den, Reichskanzler und dem preußischen Ministerpräsidenten keine „Frietioam" bestehen, wenig verfangen. V. Berlin, 17. October. (Telegramm.) Prtni Artedrtch August v«n Lachsen gab gestern Nachmittag im „Hotel de Rome" ei» Diner, zu dem gegen 20 Einladungen ergangen waren. Am beutigen Nachmittage entsprach der Prinz einrr Einladung de- Ojsicier-Corp- de« GardesHützrn-BataillouS -,ur Tafel nach Lichlerselde. Morgen Nachmittag gedenkt der §rinz von hier nach Dresden zurückzukehren. ^ Berlin, 17. October. (Telegramm.) Dir „Nordd. Allg. Ztg." tbcilt mit: Der 3«»-vetntttz trat gestern unter de», Vorsitze de» StaatSsecretairS von Boetticher zu- animen. Demselben gehören die Vertreter der betheiligten Neichöämlcr, der preußischen Ministerien, Bayern», Sachsen», Württembergs, Baden«, Elsaß-Lotbringen« und der drei Hansestädte an, außerdem 9 au« den Kreisen der Sach verständigen der Industrie und der Landwirthschaft ent nommene Vertrauensmänner; die Verhandlungen wurden gebeim gehalten. Die „Nordd. Allg. Ztg." hört, e» sei anzu- ncbmen, daß bei der großen Menge de« Material-, welche» nickt allein auf die Tarif-Fragen, sondern auch auf die große Anzahl der Wünsche betreffend die Erleichterung de« GrcnzverkebrS und der Formalitäten der Brr- ollui'g sich bezieht, die Verhandlungen noch eine Reihe on Wochen dauern können. «Berlin, 17. October. (Telegramm.) Die „Post" chrcibt: Die Annahme, daß die S»n»ta«»8efttm«ungen snr die gesummte Industrie schon im nächsten Frühjahr in Kraft treten könnten, beruht auf Verkennung der zu über windende» Schwierigkeiten. Mit einer ganzen Reihe von Jiidnstriegrilppcii sind noch Conserrnzen nötbig. Immerhin bosst die NcichSrcgicrung, im nächsten Frühjahr die Ent würfe sür sämmllicke Jndustriegrnppen dem Bunde»- rat de ziizlistcllcii. Wann der BniidcSrath das Material er- lcdigcn durste, sei noch nicht abzusehen, weil dazu noch einzelne Negierungen Stellung nehmen i»Ußte». Schließlich müßte auch der Judustric Zeit gelassen werden, sich auf di« vielfach tief einschneidenden Bestimmunzen cinzurichlcn. Berlin, 17. August. (Telegramm.) DerBnn» der Landwlrtkir hielt gestern und heute unter dem Vorsitz de« Abgeordneten von Plötz AuSschußsitzungen ab, in denen folgende Resolution angenommen wurde: Die deutsche Landwirthschaft kann eine Verschärfung ihre« chwere» Existenzkämpfe« durch eine Herabsetzung der EiiigaiiaSzölle auf russische- Getreide nickt ertragen. Rußland bar durch seine billigen Arbeitskräfte, eine Raubwirlbschast in Folge seiner Gemcindcverfassung und durch seinen niedrigen Gcldwerlhstand Deutschland gegenüber einen bedeutenden wirtbsckaftlichcn Vorsprung Die Herab- etzung de« Zolle« auf russischen Weizen und Roggen unter 4 pro Doppelccntner und die Herabminderung anderer Zollsätze auf landwirtbschastliche Erzeugnisse Rußland« Kälten zur Folge, daß unsere Landwirthschaft in eine unhaltbare Stellung der russischen gegenüber versetzt würde. Wir bitten taber die verbündeten Regierungen und den Reichstag, eS bei den bisherigen Zollsätzen auf Erzeugnisse russischer Landwirthschaft zu belassen und, sofern der Wcrlhstand deS russischen Geldes noch Weiler sinkt, dieser Wcrthvermindcruug sich anpassende Zollerhöhungen fest- zustellcn. — Auf Verfügung de» Minister- de» Innern sind auch tatistiscke Erkebungen zu dem Zwecke aimeordnet worden, über die Ergebnisse der nach dem Dreiclassenwahl- systeme stattfindenden Wahlen zu den Gemeindever tretungen eine Uebcrsicht zu erhalten, welche die ein- tretendcn Verschiebungen in der Bildung der Wähler-Ab theilungen gegenüber den Vorjahren ersichtlich macht. — Wie die „Kölnische Zeitung" von hier meldet, sind die Berichte in der Presse, da» ReichSmarineamt werde im nächstjährigen ReickShauShalt außergewöhnliche Forde rungen an den Reichstag stellen, weit übertrieben. An Stellen, die durchaus unterrichtet sein müssen, wird versichert, der Entwurf de» ReickSmarinetatS für da- nächste Jahr, wie derselbe jetzt abgeschlossen ist, überschreite keineswegs die Höhe de» sür da« lausende Jahr bewilligten MarinectatS, bleibe im Gegentheil nicht unerheblich hinter diesen Sätzen zurück. Uebcrhaupt trete da» Reichsschatzamt mit außerordent licher Strenge allen Mehrforderungen der einzelnen Reichs ämter entgegen und streiche dieselben unerbittlich in dem neuen Etatöentwurf, der in sehr weitgehender Weise der jetzigen schlechten Finanzlage de« Reiche» Rechnung trage. * Kiel. 16. October. Da» Kriegüministerium trägt sich mit der Absicht, einen neuen großen Uebungs platz für da» IX. ArmcecorpS zu beschaffen. Anfang» kam hierbei eine Vergrößerung de» Lockstcdter Lager» bei Jtzrboe in Betracht. Diese« würde, falls der MilitairfiScuS in der Lage wäre, die erforderlichen ansehnlichen Flächen anzukausen, an sich wobl geeignet sein. Bei de» enormen Forderungen der jetzigen Besitzer dieser Grundstücke ist hieran jedoch kaum zu denken. Da« Krieg-Ministerium bat deshalb den Erwerb eine« umfassenden Geländes in Mecklenburg oder Holstein in- Auge gefaßt. * Rinden. 16. October. ES steht nunmehr fest, Käfi Hofprediger a. D. Stöcker im Wahlkreise Bielefeld nicht wieder aufgestellt wird, sondern daß an seine Stelle der allerdings ,» demselbrii Fahrwasser schwimmende Rechts anwalt Dr. Klasing tritt. Man ist nun ernstlich bemüht, Stöcker im Wahlkreise Minden Lübbecke unterzubringen, doch bat sich auch hier eine nicht zu unterschätzende Gegen strömung gellend gemach», so daß eS, der „Köln Ztg." zu- solge, den Anschein gewinnt, als sollte Stöcker diesmal auch im Landtage keinen Sitz erhalten. Höchst wahr scheinlich werde» al« Cankidatcu siir unfern Kreis demnächst die Herren Landralb Bosse, ein Sohn des CultnSuiinister«, und Gul-besitzer Cäsar, der bei der letzten ReichStaaSwabl als ReichStagScandidat mit iuS Auge gefaßt wurde, ausgestellt werden. * Dessau, 16. October. Nach den vom herzoglichen Con- sistoriui» veröffentlichte» Mittbeilungen über da« kirchliche Leben in den evangelischen Kirchenkreisen de» Herzogthum» im Jabre >892 hat sich die Zahl der Austritte au« der evangelischen Landeskirche erhöht. E« waren in diesem Jabre 29 Ausscheidungen gegen 18 im Vorjahre zu
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