Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931020028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893102002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893102002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-10
- Tag1893-10-20
- Monat1893-10
- Jahr1893
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Vez»gr^SrerO » h« Hanptqchrtzttto, »der p» k» 8 t»««- >«»trk »nd d« v«r«t»» «rrichtetr» >n«- ^d«p«>«» »b>«holt: «errrtjLdriich ^1^0, tzei »wei»»ttger täglich« Znsrellnni m« Laal^I 5^L Durch die Post bezogen für Deutschland nnp O«sterrcich: vierteljädrlich A.—. Dirrcte täglich« Krrnjbandiendun, t»t Ausland: monatlich 7^0. Di« Mor^n-AnSgab« erscheint tSglich'/,? di« Abend-AuSgab« Dochentagl ü Uhr. uad Lrveditioar- 2atzau«r»,afi« 8. DieErvrdttiou istWochintag« aaaat»rbrvch«» M»«t «m früh 8 bi« «brich« 7 Uhr. Filiale«: vtt« Ce»» « Sartt«. <Alfrr» Univ«ksitätSftraß« l« Laut« r»f«e. Katharinenstr. 1«. pari, uud «öuigSvla» V. Abend-Ausgabe. Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. «i»zeige«-VreiS die 6 gespaltene Pctitzeile «0 Pfg. Di«cl»»«u uuter de« Rrdactiontstrich k4gi- tpall«») 50-4. vor d«u Aamüirunachrichtr» (Sgesvalten, «0-4- GrSß«rr Schristea laut n»s«rr« Preis- xrzeichnitz. Tabellarisch«! and Zissrrnjatz ooch höherem Tarif. Orrr»»veilaget» (gesalzt), uur mit dr« LNorgra-Au-gad«. ob»« Postdejörtxrua- 60.--, «lt Postdesörd«ruag ^ 70.—». Iln«al,«eschlu8 für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Bonnittag» 10 Nhr. Morgrn-Au-gab«: Nachmittag- 4 llhr. Hon», and Festtag» früh V,9 Uhr. chrt d«a Filialra und Annahmestellen j« «in» halb« Stund« srüh«r. >«zet,r» Pud stet» »a di« Expeptti«» zu richte». Druck uud Brrlag von E. Pol» i» Lripzig. ZA7. Freitag dm 2V. Octobcr 18SZ. 87» Amtliche Bekanntmachungen. Gefunden wurden Ende vor. Monat» 11 Stück Wnfsclbkltdrckrn. welche vermuthlich von einem Dicbsiahle herrüvren. Zur Ermittelung de» EigenthümerS wird die» hierdurch bekannt gemacht. Leipzig, den 16. Oktober 1893. Las Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Hl. 5777. Bretsckneider. Ml. Politische Tagesschau. * Leipzig, 20. Oktober. Wie bereit- in unserer heutigen Morgenausgabe gemeldet Morden, ist die seit längerer Zeit erwartete Genehmigung »es wiederholt cingcrcichlen EnllassungSgesuchcö des »reußischen KricgSministerS von Naltenboru-Stacha» Mnmebr erfolgt; der „Ncichsanz." meldet sic und gleichzeitig vie Ernennung deS^ Generals rer Infanterie zur Disposition Dronsart von Schellendorss zum Staats- und Kriegs- Minister. General von Kaltcnborn-Stachau war am «.October 1590, als Nachfolger dcS Generals von Vcrdy, zum «briegSminister ernannt worden. 2lIS Divisions Ccmmandcur, t>er er dis dahin gewesen, sollte er sich besonders bewahrt haben; lob er die für einen Kriegsministcr erforderlichen Eigenschaften Desaß, darüber war in der Öffentlichkeit nicklö bekannt. Seine »dreijährige AmtSsübrung bat dann dargelhan, daß ibm die gür diese Stellung unenibebrliche parlamentarffche Befähigung bollständig abging; darüber war bald nur eine Stimme, mnd General von Kaltenborn hat durch wiederholte Ent- nassungSgesuche selbst bekundet, daß er sich nicht am rechten Matze fühlte. Wie weit er ihn in der Berwaltung des iHeerwescnS und in organisatorischer Hinsicht auSgesültt, das lentziekt sich dem öffentlichen Urtheil; namentlich ist nicht be staunt, welchen Antbcil der nunmehr zurückgetrelene KriegS- uninistcr an der jüngsten Reorganisation des Heeres gehabt. lHerr von Kallcuborn, geboren am 23. Marz 1836, ist voch nicht 58 Jahre alt. Sein Nachfolger, General Wro n s a rt von Sch ellendorff, rin Bruder de- einstigen KricgSministerS dieses NamenS, war zuletzt commandirender General dcS 10. Armeecorps in Hannover; al» solcher wurde er 1892 zur Disposition gestellt. Er ist im Iabre 1833 geboren, somit 60 Jahre alt. Nach Hannover war er 1890 als Nachfolger dcS jetzigen Reichskanzlers von Caprivi gekommen; zum General der Infanterie war er am 13. August 1889 befördert worden. Bor dem 10. bescbligte er das 3. ArmeccorpS «Brandenburg). Als Gcneraliieutcnant warerlängcreZcitCommandeurdcr l7.Divisioit(Sckwcrin).Am 9. December 1852 war er Secondelieutenant geworden ; de» Feldzug 1870/71 machte er als Major mit; er wurde mit dem Eiserne» Kreuz 1. Classe decorirt. General v Bronsarl gilt als ein hervorragend befähigter Ofsicier; trotzdem ist seine Ernennung zum Kricgöminister insofern eine Ucbcr- rasckung» als er bereits aus dem activcn Dienst auSgcschieten war und für den nunmehr cingetrctcnen Fall des Rücktritts de- General- v. Kaltenborn mehrere andere Namen als in Betracht kommend genannt wurden. Welchen besonderen Umständen er seine Ernennung verdankt, wird man wohl bald erfahren. Die Rede, die der Halfer am achtzigsten Jahrestage der Schlacht bei Leipzig anläßlich der Enthüllung dcS Denkmals sür Kaiser Wilhelm I. in Bremen Debatten hat, wird in der dreibundsrcundlichen Presse in überaus sympathischer Weise besprochen. „ES ist" — so schreibt z. B. dir Wiener „N. Fr. Pr." — „eine Rede zum Preise der deutschen Ein heit und Derer, welche sic geschaffen haben, des alten Kaiser-, von besten Monument in der Hansestadt di« Hülle siel, dcS Kaiser- Friedrich, testen der Sohn mit stolzer Pietät gedenkt, nnd auch der »großen Männer", welche an dem Werke der deutschen Einigung niitarbeitclcn Kein kriegerischer Ton entstellt die selbstbewußte Sprache, aber das Bekennlniß zur Friedfertigkeit wird nicht mit jenem endlosen Wortschwalle umgeben, welcher bis zum Uebertrnsse die friedlichen Ver sicherungen in den Toasten nnd Ansprachen jenseits de» NbcineS fast erstickt. Kur; und bündig lautet der Wunsch, daß Bremens Handel in dcS Friedens Schatten sich entwickeln, blübcn nnd gedeihen möge. AIS ob es ibni darum zu tbun wäre, daß das Andenken Friedrich s lkl. nicht erlösche, erneut derKaiser daSGedächiiiiß derHcldenlbalen seine» unvergeßlichen BaterS, dessen Geburtstag mit dem Jahrestage der Schlacht bei Leipzig zusamuieniällt. Große geschichtliche Erinnerungen ver binden >>ch ohne Ruhmredigkeit mit der Entschlossenheit, daS Errungene zu bewahren, «oo gestaltet sich die Rede von selbst zu einem feierlichen Gegenstücke der sranzösisch- rufsi scheu Kundgebungen. AIS ein solche» ist sie wohl auch gedacht, denn der DenkinalS-Entbüllung, aus deren An laß sie gehalten wurde, war der Charakter einer großen und ernsten Festlichkeit ausgeprägt." Im österrrlchischc» Abgeordnetenbansc beginnt bekanntlich heute die Beratbnug der Wablresormvorlage, die in der ganze» Donaumonarchie so großes und berechtigtes Aufsehen gemacht bat. Graf Taaffe wird einen sehr schweren Stand haben, sich gegen die Angriffe zu verlheidigen, die von nahezu allen Seite» gegen ibn werden erhoben werden; am unbebag- lichsten aber wird es ihm jedenfalls werden, wenn die deutsch liberalen Redner seine Vorlage vom Standpunkte der äußeren Politik aus beleuchten. Würde der Entwurf in seiner jetzigen Gestalt Gesetz, dann wäre mit einem Schlage tieZusammensctzung d er Delegat, »neu verändert. Die österreichische Delegation zählt sechzig Mitglieder, wovon ein Drittlbeil dem Hcrrcnhaufe und zwei Dritttheile dem Abgeord netenhaus!: entnommen werden. Wenn nun das deutsch-liberale Büraertbum Mähre»-, Böhmens und NiederösterrcichS an die Czeckeii und Socialiste» auSgcliefert wird, so werten dann in den Delegationen an Stelle dieser übcrzeuguugSoollen An hänger und Verfechter dcS deutsch-österreichischen Allianz- GetankeiiS entschiedene Gegner de» Dreibundes treten. Damit bricht in de» Delegationen die wichtigste Säule der jetzigen europäischen Friedenspolitik zusammen. Man über treibt nicht, wenn man die Zahl der Mandate, welche die deutsch-liberale Partei durch den Taaffc'scheii Entwurf in den Delegationen verlieren würde, aus ein Dutzend veranschlagt. Ein Fünftel der Delegation würde sich also plötzlich zu den Gegnern der gegenwärtigen auswärtigen Politik geselle». Dazu kommt noch, daß die Feudalen und Klerikale» von HauS aus Gegner der Allianz mit Deutschland sind und ihrem Ingrimmc nur a»S berechnender Klugheit über die voraussichtliche Erfolglosigkeit jeder Opposition nicht Ausdruck geben. Wird diese Zurückhaltung aber auch dann noch geübt werken, wenn man einer starken Resonanz sicher sein kann? DaS sind Fragen, die sich jedem Freunde deS Bündnisses mit Deutschland aufdrängcn müssen, keinesfalls aber kann man in dem Wahlresormcntwurse der Regierung eine Verstärkung der Bürgschaften für die Continnität der auswärtigen Politik der Monarchie erblicken. Das dürste auch der Hauptgrund sein, wcSbalb daS dem Ministerium des Aeußern nahestehende „Fremtenblatt" sich in wiederholten Artikeln so bestimmt gegen die Wablrcsorm- vorlage der Regierung ausgesprochen bat. Eine» Vorgeschmack der beute beginnenden Debatten gicbl solgcndcS Telegramm an» Wien: „Tie „N. Fr. Pr" betont, die Wablresorm sei eine Angelegen- heil, o,e auch den Minister des Aeußern, sowie den KriegS- ininister anqede, weit mit der Berichietzunz der Grundlage des Abgeordnetenhauses auch die Grundlage der Delegation eine andere werde Hat inan diese Stellen nicht rechtzeitig z» Ralhe gezogen, fo wird nian gewärtig sein müsse», dnß sic nachträglich ihren Standpunct zur Lache geltend machen werden, und wenn erzählt wird, daß dies bereits geichehc, daß man dort, wo die Geschicke der Monarchie geleitet werde», nicht weniger über rascht »nd betrossen sei, als im Parlamente, so ist das sehr glaub würdig. Wir Iialien dafür, daß die Wahlresorin eine Angelegenheit in, bei deren Behandlung die SloalSkunst sich nicht darin erschöpfen kann, ein« Stimme mehr als die Hälfte aller Stimmen zuianimen- zuklauben. Wir glauben, daß es sich »in eine schwere Krise der Monarchie bandelt, in der Alle gehört werden müssen, di» im Rothe der Monarchie sitzen, »nd wir glaube» nicht, daß man in diesem iliatdc so leichten Herzens den Sprung iuS Unbekannte woge» wird, wie cS im Conseil des Grafen Toaste geschah." In Frankreich bat die kühlgcmcffene Antwort, die der Zar dem warmen, die tiefgefühlten Sympathien der russischen und der sranzösischcn Nation betonenden Telegramme dcS Präsidenten Earnot hat zu Tbeil werden lasse», merklich besrcmdet. Der Pariser Eorrefpondcl der „Nat.-Ztg ", der dies nieldcl, fügt hinzu: „Säminliche Pariser Journale drucken die Telegramme de» Zaren »nd Caruot S ohne irgend welchen Comnientar ab, nur ei» Morgen- blalt druckt zugleich die Telegramme deS Zaren und Cärnol'S vom Jahre 1891 während deS kroiislädter Besuchs von Neuem ab, aus denen erhellt, daß damals der Zar zuerst telegraphirt nnd erklärt ha», die Anwesenheit deS glänzenten französischen Geschwaders vor lltronsiadt bekunde noch mehr die tiefen Sympathien, welche Frankreich und Rußland einigen. Lariiol wandte daraus in seiner Antwort dieselbePhrase an, was dieses Mal der Zar »niertaste» hat." Ten russischen Gästen gegenüber dürfte sich eine Ver stimmung deswegen aber doch nicht geltend machen, die Franzosen würden sich dadurch ja nur selbst in eine lächer licke Stellung versetze». Nachträglich freilich dürste die kritische Stimmung nicht ganz ohne Ausdruck bleiben. Dafür sorgen auch die bcfvnncnen russischen Blätter, die eS an kalten Wasserstrahlen nach Pari« nicht fehlen lasten. So batte dieser Tage die „Revue bleue" einen Aussatz Rambaud'S über „die russische Armee im Jahre >893" gebracht, welcher für die Neigung der Franzose» bezeichnend ist, sür Rußland abenteuerliche politische Plane zn machen. E« wird darin der Nachweis versucht, daß der Dreibund schon jetzt das niit Rußland verbündete Frankreich kaum mehr besiegen könne, daß aber jedenfalls diese Möglichkeit von Iakr zu Iabr abnchme, da Rußland viel mehr Necrutcn ausslclle» könne als Deutschland. Ter Tag der „Rückerstattungen" werde kommen. „Frankreich hat von Deutschland nur Elsaß Lothringen zn fordern. Aber die Forderungen jenseits der Weichsel werden sehr viel bedeutsamer sein." Der „Drang nach Westen" der slawischen Völker sei jetzt mächtig, und vielleicht werde man sogar „Berlin fordern, daS cbcdein in slavischen Landen lag." Hierzu bemerkt nun die deutsche „St. Petersburger Zeitung": „Es wäre durchaus z» wünsche», daß die Franzolcn im Hinblick aus den durchaus friedliche» Flotteubesuch iu Toulvu ihre Hetzereien und Aufstachelungen in Art der Rambaud'ichcn Ausfälle lieber unteriicßcn. Wozu den Dreibund zum baldige» LoSschlagen indirekt durch den Hinweis ermnlhigen, daß seine Cbancen mit jedem Inhre schlechter werden? Wozu daS befreundete Rußland durch den Be» dacht anschwärzen, e« könne seine ErvberungSplänc vielleicht gar auf die Hauptstadt des deutsche» Reiches ausbehnen? Allerdings weiß ja jeder Mensch, der sich mit politische» Dingen besaßt und gewohnt «st, Rußlands Politik nicht nach den fixen Ideen und Tollpuneten gallischer Chauvinisten zu beurtheilen, sondern «ach de« Thatcn und Worte» unterer Regierung selbst, daß di« Drohungen d«S Monsieur Ramdaud eitet Dunst sind. Aber bester wär« e» immerhin, solche Taeilosigkcilc» und Tdorheiten unterbliebe» zu «inrr Zelt, in der Rußland seine Freundschast zur sranzüsischra Republik so «ctatant beihäligt." Tic spanische Regierung bat sich in der Melitta- Angelegenheit doch zu ernsteren Maßregeln entschlossen, als anfänglich beabsichtigt war. Es werden 15 000 Mann nach Nordafrika gesandt, eine Zahl, deren Verpflegung sehr große Schwierigkeiten bereiten wird. Veranlaßt wurden diese Entschlüsse durch daS Vorgeben der Riffkabylen, die immer mehr Streitkrciste um Mclilla zusammenzicheu, wie auch schon die übrigen spanischen Prestdio» an der marokkanischen Küste bedroht sein sollen. Die spanischen Sckiffc werden von den Mauren angeschoffen. Fori Sidi Gnariact ist in den Händen der Kabylen, die Verpflegung der Garnison von Mclilla ist gestört» 9000 Mauserpatronen icle» bei der Ausschiffung von Kriegsmaterial inS Meer, die Verhandlungen dcS Ka>i> der Kabylen mit dem Pascha von Tanger und General Margallo sind resultatloS verlaufen. Kurz, der ganze Feldzug läßt sich nicht hoffnungsreich a». Daraus läßt a»ch der Umstand schließen, daß der Gouverneur von Mclilla die dorthin gekommenen spanischen Bericht erstatter sörmlich internirt hält und die Abfindung von Dratck- mclkungen nickt gestattet. Die Stärke der Riffkabylen wird »ach der in Marokko bestehenden Kopfsteuer sür jeden be waffneten Mann ans mindesten« 13 5>oo Mann und 3070 Pierre berechnet; eine andere Statistik giebt sogar 52 000 Mann und >6 200 Pferde an. Die Leute sind durchweg gut bewaffnet, so daß der Feldzug sür Spanien eine sebr ernste Angelegenheit ist. Die größte Schwierigkeit bildet die Unterbringung großer Truppenmasscn in Mculla, wo der Winter mit seinen Regengüssen beginnt. Der Cbes deS IngenieurcorpS wurde, wie der „Köln. Ztg." aus Madrid gemeltet wirk, beauftragt, einen Plan auSzuarbeiten, der ge stattet, 7—8000 Mann 16000 Mann Infanterie, 1 Eavallcric- regimcnt, 12 Geschütze und 2 Pionicrcompagnien) in Holz barackc» mil galvanisirlcinWcllblechdach unterzubringe». Jeden falls kostet der Feldzug mehr Geld, als Spanien entbehren kann, nnd wenn anch vom Sultan von Marokko dir Er statlung der ErprditionSkosten verlangt wird, so ist kaum anzu- ncbnien, daß dieser die 90 Millionen Peseta» zahlt, auf die man i» Madrid die Kosten veranschlagt. So viel KriegSentschä digulig bat Marokko nach den» verlorenen Kriege von l859/Ko nicht gezahlt; cS wird sich überlegen, so große Summen für Uebcrgrisse von LandcSkindcrn zu opfern, die selbst dem Sultan die Steuern wie den Gehorsam schuldig bleiben. Zudem weilt der Sultan in Tasilett und ist schwer zu erreichen. Die Madrider »Epoca" meint zwar, von Mogador aus sei Tasilett von marokkanischen Läufern in fünf Tagen zn erreiche», ober da» ist Kartcndercchnung. Unter vierzehn Tage» kann kein Bote mit Reitkamelen die Strecke zurück- lcgen. Rechnet man ebeiisovicl zur Rückreise und vier Tage bis »ach Tanger, so vergeben mindestens anderthalb Monate, bis eine Entscheidung des Sultan« einlrifft. Je länger aber die Spanier warten, um so kostspieliger und um so schwieriger wird der Feldzug. Heute Abend wird der König von Griechenland mit seine» jüngeren Söbncn in PiräuS erwartet und gedenkt morgen in Athen cinzutreffen. Seine Rückkehr wird diesmal in weiteren Kreisen deS griechischen BolkeS mit einer gewissen Spannung erwartet, da man, nachdem die Ministerien ver schiedener Richtungen sich abgcwirthschaftet haben, nunmehr vom Könige eine krästige Initiative erwartet. In unter- richleten Kreisen nimmt man an, daß der König alsbald Feuilletsn. Die quade Foelke. Roman aus der EmSgau. 17) Bon F. Klinck-Lütet-borg. N-chdruit verboten. (Fortsetzung.) „Ihr machtet vorhin eine Aeußcrung, die mich darauf schließen läßt, daß Bernd BrunS seine Frau schlecht be handelt hat." „Nein — das gerade nickt, er hat sie gar nicht behandelt, sondern ist ihr ans dem Wege gegangen und bat »seinS" gemacht." „Er hat sie aber doch geschlagen? „Herr, darauf kann ich Euch keine Antwort gehen. Sie bat mir verböte», davon zu reden, und wenn die Frau etwa» verbietet, so weiß sie auch, warum. Denken kann ich mir'» schon — es ist wegen der Schande." „Ihr handelt rechtschaffen, wenn Ihr ein gegebene» Wort haltet, Antje, i» diesem Falle aber wird man Euch zwingen, zu sagen, waS wahr ist. Ich sehe mich veranlaßt, Euch vor Gericht als Zeugin vernehmen zu lasten, wenn Ihr nicht frei willig die Wahrheit bekennt. Ihr haltet große Stücke auf Frau BrunS, ich merke eS Euch an. Bernd Brun« aber will seine junge Frau inS Unglück stürzen, und sie hat Niemanden, der sür sie au-sagen kann. Ihr allein könnt'-. Ihr wißt, daß er sie geschlagen, und Ihr wollt das verschweigen, wollt zugcben, daß er sagt, sie habe schleckt an ibm gehandelt?" Die Magd war mit wachsender Unruhe diesen Morten gefolgt. „Aber Bernd BrunS' Foelkc will - doch nicht", kam eS über ihre Lippen. „Darnach geht eS hier nickt, und WaS damals war, ist jetzt nicht mehr. Ueberlegt'S Euch doch! Wenn Ihr nicht redet, so bringt Bernd BrunS eS so weit, daß die arme junge Frau in- Gefängniß kommt." „Herrgott — wenn da« wäre! Schleckt genug ist er." „Ihr könnt'» hindern, Antje", drängte Buddenberz, fieber haft erregt. „Es wird Frau Brun« zu Gute kommen. Laßt Euch nicht abhalten, mir zu sagen, wa« zwischen den Eheleuten vorgcsallen ist. Hat er sie schlecht behandelt, so sagt » mir — eS kann die Frau retten." Antje überlegte noch einen Augenblick, wahrend sie Buddcn- berg forschend anblickte. Wenngleich sie die Absichten dcS NechtSanwalteS keineswegs erkannte, so glaubte sie in ibm doch einen Mann zn sekcn, der eS gut mit Frau BrunS meinte. Warum sollte er etwas Unwahres sagen? So erzählte sie, ohne weiteren Rückhalt, jenen Vorgang auf der Diele de« BrunS'schen Hause», wo der Bauer sic mit einer Heugabel bedroht und nur durch das Dazwiscbentrcten der Frau dem Schicksal entgangen war, von dein betrunkenen Herrn niedergeschlagen zu werden. Während sic sprach, liefen ihr die Thräncn über die Wangen, besonder« als sie erwähnte, in welcher Weise die junge Frau die Schuld ihres Gatten zu bemänteln gesucht und Allen da- Vorgefallene verheimlicht hatte, selbst dem Doctor und dem eigenen Vater. „Ihr werdet Eure Aussagen vor Gericht wiederholen müssen, Antje", sagte Rechtsanwalt Buddenbera, al« die Magd ihren Bericht beendet batte. „Aber thu?S nur gern, denn Ihr helft Frau Brun», nnd sie wird eS Euch eine» Tage» Dank wissen." Nachdem Antje gegangen war, besprach Buddenberz sich noch lange mit dem Doctor. Als er diesem die Mitthcilungen der Magd wiederholte, nickte derselbe mit dem Kopse. „Glaub'S schon, daß e- so zugegangcn ist, wie sie sagt. Ich habe dem Handel damals nicht getraut, und die Geschichte in ihrem Zusammenhang wollte mir nicht einleuchten. Im Uebrigen denke ich, werden Sie diesen Vorgang zum Nutz und Frommen unserer Klientin verwenden können." „DaS denke ich auch", sagte Buddenberz lies aufatbmend. „Nichtsdestoweniger bin ich in großer Sorgt, Doctor Dieser nicklSwürdige Artikel in dem Intelligenzblatt hat mich beinahe kvpsloS gemacht. E» zeigt mir» wie thatig die Gegner der Frau Brun» sind. Wenn sie on« nur nicht zuvorkommen! Ich werde mich beeilen» Bernd BrunS' Zeugniß al« ein nicht einwandfreies darzustellen: könnten wir dem der schwarzen Wolbrrich ein gleiche« Schicksal bereiten, so würden wir einen großen Bortheil errungen haben." „Da» wird schwerlich gelingen. Der Dirne ist nicht bri- zukommen, die ist glatt wir rin Aal und windet sich au« der Hand. Ich bin überzeugt, daß der Bernd mit ihr gemeinsame Sache gemacht hat, aber — wer will » beweisen? Er sagt nicht«, sic ebenfall« nicht, die verbindet dir Schlechtigkeit." „Eile thut auch noch. Ich fürchte den Haftbefehl. Der Amtsrichter Hellwald könnte eingreisea." „Diese Eile wird ihm wenig nützen. Foelke ist krank, chat sächlich krank, wenn sic auch auf den Beinen ist. Ei» neuer, unvorbereiteter Schreck könnte sür sie von schlimmen Folgen sei». Er kann nichts machen." „Fast könnte ich noch über diese Nachricht freuen. Mich trieb die Unruhe zu Ihnen, Doctor." „Ja die Sache sieht wirklich böse au» Ich habe mir den Kopf zerbrochen, woher diese gegen eine Frau gerichtete Hetz jagd, denn ander« kann icki die Geschichte nicht bezeichnen, stammt. Wer könnte Foelke Mcinbardi etwa- Unrechtes nach- sagcn? Ich kenne sic von klein aus. Auch ihr Vater war ein tüchtiger, verständiger Mann, dessen kleine Eigenheiten und Absonderlichkeiten seinen guten Ebarakler nicht zu beeinträchtigen vermochten, und nur seine unglückselige Idee, aus seinem Mündel und seiner Tochter ein Paar zu mache», kan» ihm Niemand verzeihen. Unheil genug hat sic angerichtet. Wie cS aber möglich war, daß cS so kam —" Der Doctor zog da» vcrhängnißvolle ZeitungSblatt au« der Tasche und deutete mit dem Finger auf eine von ihm blau augestrichene Stelle. „Welcher Schurke kann das auSgeübt haben?" fügte er hinzu. „Ein Schurke nicht, Doctor." „Welche andere Bezeichnung haben Sie sür den Verfasser eine« Artikels, der derartige wissentlich falsche Anschuldigungen in die Oeffentlicbkeit bringt? Kennen Sie ihn?" „Ich habe meine Vermutbung nnd kann den Artikel aus diesem Grunde nicht als eine Schurkerei anschen. Amtsrichter Hrllwald —" „Sie halten eS für möglich?" „Wenigsten» für wahrscheinlich. Wenn er den Artikel nicht selbst versaßt hat, so ist eine willfährige Schreiberseele bereit gewesen, ihm einen Liebesdienst zu erweisen. Er macht Pro paganda für seine Meinung, vielleicht um so eifriger, weil er sich selbst nicht mcbr sicher ist und seinen Halt zu verlieren fürchtet. Meiner Ansicht nach ist Hellwald einer schlechten Handlung unfähig; aber ein hervorragender Charakterzug an ibm machte einen Verkehr mit ihm bisweilen zu einem wenig angenehmen. Er liebte e», mit einer Fähigkeit zu glänzen, die ich stet« besonder- an ihm vermißt bade, die Fähigkeit eine» schnellen und richtigen Urtheil» über Personen und Verhältnisse. Der Fall »foelke BrunS" ist in den ersten Tagen, al» er auf der Dildfläche erschien, in juristischen Kreisen lebhaft erörtert worden. Vorschnell genug verurtheilte Hellwald bedingungSlo« die junge Frau. Er wollte in ihr den irregeleiteten und dann verdorbenen Charakter mit dem ibm eigenen scharfen Blick erkannt haben. Sie sollte von Kindesbeinen an die „quade" Foelke, wie man sie vielfach — wohl scherzweise — genannt, gewesen sein. Nur die Abgeschiedenheit, in welcher sie gelebt, habe die frühzeitige Entwickelung böser Anlagen gehindert, um so verderoenbringcndcr seien sie später zum AuSdrnch gekommen." Der alte Doctor durchkreuzte ein paar Mal da« Zimmer. In seinem runzeligen, alten Gesicht zeigte sich ein verdrieß licher Ausdruck, den man selten an ihm wahrnabm. Dann blieb er vor Buddenberz stehen, der seinen Bewegungen ge folgt war. „Sollte der Amtsrichter bornirt genug sein?" fragte er langsam und nachdenklich. „Im Allgemeinen wird freilich mehr au« Dummheit gesündigt, in diesem Kalle aber . Nein, nein, Buddenberz, in diesem ganzen gegen Foelke BrunS ge richtete» Angriff ist zu viel Methode, als daß sie allein auf die Unerfahrcnbeit und Unwissenheit eines Amtsrichter» hinaus- lausen könnte. Dahinter steckt mehr. Meine Erfahrungen, die ich im Leben gemacht, stellen diese leidige Angelegenheit in ein ganz anderes Licht. Ich halte nach den jüngsten Er fahrungen den Amtsrichter Hellwald nicht gerade für einen Mann, der daS Pulver erfunden bat, aber hier macht ent schieden ein anderer Einfluß sich geltend. So viel ich weiß, verkelirtcn Sic mit Hellwald unk kannten auch dessen Braut?" „Ja, ich war mit ihm befreundet. Wir haben zusammen studirt und gemeinsam unsere Examina absolvirt. Auch mit seiner Braut tras ich öfter zusammen." „Ist Ihnen niemals eine entschiedene Abneigung seiner Verlobten gegen Foelke BrunS ausgefallen?" Buddenberz dachte einen Augenblick nach. „Daß ich nickt wüßte. ES ist nie von ihr die Rede gewesen. Der alle Mcinbardi soll Wohl mit dem AmtSgcrichtSrath Gutmund befreundet gewesen sein?" „Nun, nicht gerade befreundet", meinte lächelnd der alle Doctor. „Ick glaube, der Herr Rath und besonder« die gnädige Frau würden eine» derartigen Ausdruck fick höchlich verbitten. Früber — ja! Dem Amtsrichter Gutmund ist dir Meinbardi'sche Bekanntschaft eine« Tage« von großem Nutzen gewesen, seine Kinder sind alljäbrlict, tüchtig von dem gut- müthigen Bauern herauSgesüttert worden, nachher ist daS ver gessen, ja, ick meine, die genossenen Woblihaten bildeten eben die Grundlage sür die spätere Abneigung der Frau Rath nnd ihrer Schwester, der Braut des Amtsrichter» Hellwatb. Ich für meine Person habe mich mehr al« einmal über die ua»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite