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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931023022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893102302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893102302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-10
- Tag1893-10-23
- Monat1893-10
- Jahr1893
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Filiale«: Otts Mein« « Torti». «Alfred Hahn), Universitätrstraße 1, L-niS Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und König-Platz 7. Abend-Ausgabe. 'tiMgtr.Lagtblall Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Anzetgen-Pret- die Sgespaltme Petitzeile LS Pfg. Reklamen unter dem Redactionlskrich (4 ge. sPalle») 50.4. vor den gamtlienaachrtchtea ^gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut unserem Prei«. verzeichnib- Tabellarischer und Ziffernjatz nach höherem Tarif. Extra-veilonr« (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesörderung üO.—, mit Poslbesörderung 70.—. Aa«ah«eschlu8 für Iinzei-en: Abend-Ausgabe: BormUtag« 10 Uhr. Morgeu-Au-gab«: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn« uud Festtag« früh '/,9 Uhr. Bei deu Filialen und Annahmestellen je eia« halb« Stund« früher. Nnzel»rn sind stet» an dir Axstedtti«a zu richte». Druck und Verlag von L. Pol» in Leipzig. Montag dm 23. October 1893. 87. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig. 23. Oktober. Der berzersreuenden Meldung au» Drrsdr», das; König Albert bei seinem 50jährigen Militairdieiist-InbiläumAnlaß genommen hat, seinem Abscheu vor der Mißhandlung von Soldaten durck Ausschließung aller wegen solcher Mißhandlungen Bernrtheiltcu von den Wohlthatcn des von ihm vollzogenen GnadenacteS den denkbar schärfsten Ausdruck zu geben, folgt heute eine nicht minder erhebende Kunde. König Albert, der einzige noch lebende große Heerführer aus der großen, vergangenen Zeit, der den Feldherrnstab sich vor dem Feinde erkämpfte, empfing auS der Hand des Kaisers einen kostbaren Fcldberrnstab und rankte für diese kaiserliche «Habe mit der Versicherung, in seiner Hand werde dieser Stab fest und sicher sein, un d sollte, waö (Holl verhüten möge, er nochmals das Schwert für Deutschlands Macht und Sicherheit zu ziehen veranlaßt sein, so werde er mit diesem Stabe in der Hanv seine Pflicht erfüllen wie in früherer Zeit. Aus dieser Versicherung spricht nicht nur die alle Bund eStreue, die König Albert bewiesen auf Frankreichs blutgetränkten Schlachtgefildcn, wie in den Jahren des Friedens, sondern auch das alte Kraftgefühl, das ihn belebt noch bei seinem fünfzigjährigen Dienstjubiläum und das allen treuen Sachscnhcrzcn den erfreulichsten Aus blick eröffnet aus eine noch lange Reihe von Jahren unter der gerechten und milden Regierung König Atbert's. Aber auch weil über die «Hrenzen Sachsens und Deutschlands hinaus werden diese Köuigswortc Beachtung finden. Sie fallen in eine Zeit, in der Deutschlands Feinde mehr als je den Augenblick der „Revanche" herbeiselnien und ihre Hoff nungen nicht zum wenigsten aus die particularistischc» Strömungen in Deutschland gründen. Diesen Hoffnungen stellt König Albert die Bersicherung seiner unwandelbaren BundeSlrcue gegenüber, die sich bewähren wird, auch wenn sie ihn nöthigt, nochmals das kampsbewäbrte Schwert zu ziehen. Und während an der Seine künst lich genährter Rausch die Hände verbindet» die am meisten dem Verdachte unterliegen, zu einer Störung des Friedens sich zu waffnen, betont König Albert »nl männlichem Ernst in feierlicher Stunde sein Pflichtgefühl und das ruhige Bewußtsein seiner erprobten Kraft, die in der Stunde der Gefahr dem kaiserlichen Kundesgcnoffen und dem Reiche nicht fehlen wird. Eine würdigere Antwort au die französisch-russischen Demonstrationen konnte nicht gegeben werden, als unser König sic gegeben hat. Durch sic bat er die vertrauensvolle Liebe, die er im Kreise der deutschen Fürsten und im ganzen deutschen Volke genießt, noch mehr befestigt. Ein oppositionelles ungarisches Blatt hält mit Zähig keit an der Behauptung fest, daß mit Bezug auf die kirchen politische Action der ungarischen Negierung ein Eompromiß im Zuge sei. Mit wem dieses Eompromiß abgeschlossen werden soll, weiß das betreffende Blatt nicht anzu geben ; statt dessen verlegte cs sich daraus, einige Hauptpuncte des angeblichen Ev»iproi»ifses zlisammeiizusteUcn und für dieselben wo cS nur irgendwie anzehi, bestäligende Symptome zu ent decke». Unter .Inderein sollen auch in der letzten Rede des Ministers am königliche» Hoilager, Grafen Ludwig TiSza, Andeutungen enthalten sein, die der erwähnten Behaup tung als Uiiieriintzung dienen können. Diesen Eom binationcn mögen nun die folgenden Thatsachcn ent gcgenaekalten werten: Ter unveränderte Gesetzentwurf, betreffend die obligatorische Civilehe, befindet sich gegen wärtig bei dem Kaiser. DerFürstprimaSCardinal Vaszary und Cardinal Schlauch haben mit Bezug auf diesen Entwurf, wie bekannt, eine Gegenmeinung abgegeben, die zur Heit dem Justizniinistcr vorlicgt, welch' Letzterer hierüber demnächst eine Bemerkungen vorlegen wird. Es kann somit nur von einem Gutachten und Gcgengutachten gesprochen werden, welche zur möglichst vollständigen Aufklärung der Krone über die Frage dienen sollen. Alle anderen Darstellungen von dem gegenwärtigen Stande der Frage sind falsch. Tie russischrn Gäste in Frankreich haben ihren Besuch auch zu einer diplomatischen Action benutzt, die auf den Vatikan berechnet ist. Wie schon gemeldet, hat Admiral Avellan mit seinen Begleitern dem Eardinal-Erz bischof von Paris einen Besuch abgestattet. Der Erzbischof war nämlich anssallenderweise, obgleich die Republik ihren letzten Wahlerfolg doch im Wesent lichen dem Eingreifen der Curie zu verdanken hatte, zu keiner einzigen deo vielen Festveranstaltungen geladen, deren Theilnchmerlisten lange vorher sorgfältig aufgesetzt worden Ware». Jedenfalls bat Herr von Mohrenheim den Besuch des Admirals veranlaßt, um eincStbeils der Republik eine kleine Lcction zu erthcilen und andcrntheilS die Stimmung zu verbessern, die zur Zeit im Balican gegen Rußland herrscht. Ucber diese Stimmung wird auS Rom geschrieben: „Wie bekannt, sind die seit zwei Jahren zwischen dem Vatikan und der russischen Regierung schwebenden Berhand- lungen vollständig ins Stocken gerathen. Es konnte betreffs der Wiederbelebung des einzigen, zur Zeit noch ver waisten katholische» Bischofssitzes in Rußland eine Verständigung nicht erzielt werden, und es gewinnt immer mehr den Anschein, als ob die russische Regierung an eine Wiederaufnahme der Unter- Handlungen nicht denke. Für die vatikanischen «reise bildet diese Haltung des Petersburger Cabinets einen Beweis mehr sür di« seit längerer Zeit vorherrschende Ansicht, daß es sich der russischen Regierung bei der Entsendung Lcs Herr» Jswolski iu der Eigen- schast eines osficiösen Unterhändlers beim Vatikan in erster Linie um ein« politische Demonstration gehandelt habe. Es war, wie man meint, der bezeichneten Regierung bei dieser Mission weniger um die Wahrnehmung der religiösen Interessen der russischen Katholiken und die thnnliche Berücksichtigung ihrer Be schwerden zu thun, als um die Absicht, vor den Augen Europa» und insbesondere gegenüber den Staaten de« Dreibund«» de« Anscheine nach gute Beziehungen mit dein Balican zu pslezen, dessen moralische Autorität auch in politischer Hinsicht gewiß nicht zu unterschätzen ist. Es ist auch eine Thal- sach«, daß die russische Regierung in den erwähnten Unterhandlungen den driugeodstea kirchlichen Fragen, di« für die Katholiken in Rußland, namentlich für dieienigen im Königreich Polen, von höchstem Interesse sind, svstematisch aus dem Wege gegangen ist. Unter diesen Umständen kann eigentlich von einer diploinatischen Thätigkeit des Herrn Jswolrki beim Vatican, da ja die russische Regierung gar nicht Miene zur Fortsetzung der Unterhandlungen macht, bis aus Weiteres gar nicht gesprochen werden." ES wird interessant sein, zu beobachten, ob der Besuch deS Admirals Avellan bei dem Erzbischof von Pari» dir erwünschte Wirkung im Vatican thut. ziemlich wahrscheinlich. Der Dubliner Eorrespondent eine» Londoner UnionistenblatteS vergleicht die Lage mit jener im Winter 1870, wo Parnell Agrarfübrer nnd Für sprecher der Pächter gewesen. Eine Landagitation ist beute unzweifelhaft wieder vorhanden und die Parnelliten schüren dieselbe auS politischen Gründen. Sie wissen sehr wohl, daß sie nur vermittelst der wieder gewonnenen Farmerstimmcn bei den nächsten Wahlen aus Erfolge hoffen können. Die groß der Einfluß der Parnelliten, mag auch ihr parlamentarisches Häuslein auf neun Mann zu- sammeiigcschmolzen sein, im Lande noch ist, gebt wieder au» dem Umstande hervor, daß der Parnellit Dello soeben zum Lord Mayor von Dublin Hcwäblt wurde Der Dudliner Gemcinderalb bleibt »ach wie vor eine Hochburg deS Parnel- lismuS. Mit Hinblick auf die rührige Agitation der Parnel liten, denen die inneren Zwistigkeiten der Anti - Parnelliten ehr zu Gute kommen, ist öS wobl möglich, daß die Land- bcwegung wieder einen so drohenden Charakter gewinnt, daß Gladstone zur Eindringung einer neuen Zwangs-Acte im Parlamente unwiderstcblich gedrängt wird. John Morley'S irische „VcrsöbnungS-Politik" käme ja einem neuen Agrar- kriegc mit seinen Pachtzins-Verweigerungen, Ausweisungen und Agrarverbrechen gegenüber bedenklich ins Gedränge. Merk würdigerweise prophezeite Parnell in den letzten Monaten eines Leben« wiederholt, Gladstone werde, bevor seine Home- Rnle Bill zur AuSsübrung käme, zu einer neuen ZwangS-Acle zenötbigt werden. Diese Propbezeiung könnte, wie die Sachen in Irland stehen, in den nächsten Monaten sehr Wohl zur Wahrheit werden. Wenn in E«>lanst auch augenblicklich die Homerule-Fraste das Schmerzenskind des Premiers und seiner Anhänger, nicht zur Berathung steht, so ist die Angelegenheit damit doch nicht von der Tagesordnung abgesetzt. In verschiedenen Gegenden wird der Versuch gemacht, Herrn Gladstone aus dem Satte! zu heben. In seinem Wahlkreise Midlothiau werden die ernst baftesten Anstrengungen angestcllt, den Premier bei der bevor stehenden Neuwahl nicht wieder in» Parlament gelangen zu lasten, ihm also die Gelegenheit abzuschneiven, urbi et orbi feine Ansichten u verkünden. Am bedenklichsten aber ist für ihn die politische Situatiou in Irland. Die Ernte war schlecht, die Preise der landwirtbschaftlicheu Produkte sind ge drückt, der AuSbruch eine» neuen AgrarkriegeS scheint In Vr«stlten dauert der Kampf zwischen dem Dice- präsidentcn Pcixoto nnd dem aufständischen Admiral kc Mello fort. Letzterer hat die Hauptstadt zu ver schiedenen Malen beschossen und den Versuch gemacht, selbst fremde Schiffe am freien Verkehr zu hindern. Diese» Vornehmen ist indeß, soweit es sick um deutsche Schiff« gehandelt bat, von dem Commandanten der Kreuzer corvettc „Arcona", die zusammen mit der Kreuzercorvette Alcpandrinc" vom Platastrom zum Schutz der Deutschen nach Rio gekommen, vereitelt worden. ES verlautet, daß der Viccpräsitciit Schiffe auSrüsten wolle, die gegen die Auf- äändisckien gesandt werden solle». Dabei sind aber zugleich >ie Fragen ausgetaucht: Woher die Schiffe nehmen, von wo ie entsenden, da die Bai von Rio durch da- aufständische Ge- chwader belagert ist, uud wobin sie senden „zur Bekämpfung der AufständischenES beißt allerdings, daß Custodio de Mello in Desterro, einem Platz in der südlichen Provinz SantaCatharina, den Sitz einer Ccntralrcgicrung zu errichten beabsichtige. Die Schiffe, die Pcixoto zur Verfügung bat — eS sollen deren gegen ein halbes Dutzend HandelSsahrzeuge sein, die kriegerisch ausgestutzt werden sollen —, werden ihm, da die Stimmung im Volke gegen ibn zu sein scheint, schwerlich zu einem Erfolge verhelfen. AuS Rio Grande selber wird un- unterm Gestrigen nur noch gemeldet, daß die RegierungStruppen von den Aufständischen zurückgescklagen worden seien. Beiderseits sollen die Verluste sich auf gegen 1000 Mann belaufen. In Dänemark bat sich die socialdemokratische Partei — wie der Kopenbagencr Correspcndent der „Tanne virkc" schreibt — während der letzten Monate verbältmß mäßig rukig verbalten. Etwas AehnlicheS hat übrigens in srübercn Jabrcn stattgesunden, wenn der Winter sich nähert. Dann bedürfen viele Arbeiter humaner Fürsorge, und die Gemüthcr sucht man nicht zu reizen wie in der guten Jahreszeit, wo in der Regel vollauf Arbeit vorhanden ist und wo die Facbvercine daS große Wort führen zu können glauben. Das Hauptorgan der Partei, „Der Social demokrat", bat durch eifriges Agitiren einen AbonnentcnkreiS von über 25 000 erzielt. Es hat gleichzeitig sein Format ver größert und den Prei« für Annoncen erhöht. Von diese» bat r«nicht wenige, da Hunderte von Facbvereinen, ElubS und anderen acseNschafllick'en Arbeitervereinen in dem Blatte annonciren. Jetzt müssen sie 12—20 Oerc sür die Pctitzeile bezahlen, daS heißt dasselbe, was Kopenhagen- verbreitetste politische Blatter nehmen. DaS Blatt prahlt übrigen- wie gewöhnlich. Es behauptet u. A., daß es jetzt da- verbreitetste Blatt des Norden- sei. Die- ist indessen nicht der Fall, denn die in Stockholm erscheinende Zeitung „DagcnS Nypheter" ist in ungefähr 3K 000 Exemplaren verbreitet. Man muß sick aber darüber wundern, daß rS so viele sogenannte kleine Leute aiebt (diese sind eS, die den .Socialdemokratrn" aufrecht er halten), welche die Miitel haben, 1l Kronen jährlich sür diese- Blatt zu bezahlen. Das Zeitunghalten ist jeden falls früher von den meisten Arbeiterfamilien als rin Luxu» aoßtsrhen worden. Augenblicklich ist, wie oben bemerkt, der To» >m „Socialdemokraten" ziemlich zahm. Da- Blatt iubUirl mehr über den Fortschritt der Socialdrmokratie in England, Oesterreich, Polen und Deutschland, als über die Entwickelung in Dänemark. Viele Anzeichen deuten denn auch darauf hin, daß die soeialistische Bewegung ihren Höhc- puuct iu Kopenhagen erreicht hat uud daß der erste große Versuch, sich in den Landdistricten in Dänemark sowohl al- in Deutschlaud Eingang zu verschaffen, mißlungen sei. Deutsches Reich. *5. vcrlt», 22. Oktober. Die conservative und die radicale Presse strengt sich an, der öffentlichen Meinung den Kopf so zu drehen, daß sic nach Bade» blicken muß und von Sachsen leinen Zipfel zu sehen bekommt. Da- kommt daker, daß iu Baden die Nationalliberalen bei den Landtag-Wahlen einen oder einige Sitze verloren, in Sachsen dagegen mebrere gewonnen habe». Da- komische Beginnen sei den Gegnern gegönnt. Wir sink der Meinung, daß weder auf der eine» Seite von einem wesentlichen Erfolg, noch aus der ankern von einer süv di« nationalliberale Partei bedenklichen Schwächling gesprochen werden kann. Zwar hat die Partei in Baken ihre seit einem Menschcnaltcr fcstgrhaltcne Mehrheit eingebüßt. Aber damit da- geschah, mußte sie nur ein einzige- Mandat verlieren. Sie hat deren viel leicht zwei >7» vie Gegner abgrben müssen und wird mög licher Wcisc, wenn die von der Jahreszeit begünstigten Er» kältungskraiikhcite» sich ihre Opfer unter iiationalliberalen Wahlinäniicrn suchen, bei der Abgeorbnctenwabl noch einen weiteren kleinen Verlust erleiden. DaS ist ein sehr mäßige- Ergebnis; eines Kampfe-, de» alle anderen badischen Parteien — fünf an der Zahl — gegen den einen NationalliberaliS- muS führten. ES ist dies eine badische Besonderheit, daß dort ei» »ngeschriebene» und öffentlich vcrlcugncleS Cartel säinmtlicher Parteien gegen die gemäßigtliberale und nationale Partei besteht — eine Phalanx, auf deren äußersten Flügeln die Anbänger des Freiherr», von Hammcrstein und de- Hrrrn Liebknecht kämpfen, während der vom Deutschsreisinn und der Demokratie stankirtc UltramontaniSmuS al- Kern truppe daS Cratrum bildet. Wie 1801 haben auch diesmal die llltramontancn und Socialdemokratcn allein Vortbeil von dieser Constcllation gcbabt. Wie politisch klug und gewissen haft diese Stellungnahme der Conservative» und Radikalen ist, geht daraus hervor, daß sie beide sick damit trösten müssen, daß die bekämpfte nationalliberale Partei stark genug geblieben ist, um mit der verschwindenden Anzahl conservativrr Abgeordneten particularistischc und mit der Die quade Foelke. Roman aus der Emsgau. IS) Bon F. Klinck-LütctSburg. ' . Nachdruck »erbeten. (Fortsetzung.) Foelke stand allein in dem kleinen Zimmer. Sie schloß vorübergehend die Augen »od atbmcte tief auf. Aber die Lust erschien ihr nur noch drückender, und sie hatte das dringende Bedürfnis, einen Augenblick sich au-zuruhen, aber sie sah sich vergebens nach einem Platz um. Bis bock hinaus reichten die Regale mit verstäubten Actenbeftcn an drei Wänden, nur die Eingänge frei lastend. An Her vierten Wand, zwischen den beiden Fenstern befand sich ein Stehpult, zu dessen beiden Seiten je ein Tisch und ein Stubl stand, al- einzige AnS- stattungsgegenstände. Eine übcrhandnehmende Schwäche zwang sie, einen Stütz- punct sich zu suchen. Als der Amtsrichter Hcllwald in Be gleitung eine- anderen ManncS wieder cintrat, sah er Foelke Brun- die linke Hand fest aus ei» Actenregal gestützt, dastchen. Ihre Haltung war auch vorübergehend wieder stolz und selbst- dewußt. „Herr Assistent, möchten Sie der Dame nicht einen Stuhl holen, bitte", wandte der Amtsrichter in leisem Tone sich an den jungen Man», welcher mit ikm cingetrcte» war. Dabei wurde er roll» unk warf einen unsicheren Blick auf Foelke, sür deren Obr d.e halb geflüsterten Worle offenbar nicht be stimmt gewesen waren. Der Assistent brachte eine» Stuhl a»S dem angrenzenden Zimmer. AIS er ibn neben Foelke stellte, sah sie erst ibn, dann Amtsrichter Hcllwnld verwundert an. »Wir können eS auch so abmachen", sagte dieser wir in Verlegenheit. „Bitte, setzen Sic sich doch, Frau BrunS." Sie folgte der an sie ergangenen Aufforderung nicht, sondern richtete sich nur wieder höher auf. Hatte sie eine Schwäche gezeigt? Die- lag entschieden nicht in ihrer Absicht. Sie Wollte nicht mehr schwach sein, sie war eS zu lange gewesen. Sie beantwortete die nunmehr an sie gerichteten Fragen ohne Besinnen. An ihr war nicht- mehr von jener Unsicherheit, dir den Amtsrichter, wie er zu seiner eigenen Entschuldigung sagte, irregeleitet. Daß unrichtig gestellte Fragen, der eigene Wunsch, eia gehegte- Borurtheil begründet zu sehen, ein, von der Sachlage wesentlich verschiedene- Resultat bei den ersten Verhandlungen zu Tage gefördert, wollte er noch nicht ein- grstehen. Aber er zeigte sich nicht nur von dem Ergebniß de- wiederausgenommenen Verhör- überrascht, sondern war e» auch. Wiederbolt blickte er in großer Unruhe auf Foelke, der es ge lungen war, innerhalb weniger Minuten einen völligen Um schwung seiner Meinung zu bewirken, auch den letz'en Verdacht zu beseitige». Die junge Frau ihrerseits schien nicht- von dem zu ahnen, was in der Seele de- Amt-richter- vorging. Sie war seit gestern überzeugt worden, daß, angesichts der natürlichen menschlichen Bosheit, eS außerordentlich thöricht gewesen war, auS Rücksicht sür einen Unwürdigen, über Dinge Schweigen zu beobachten, deren Offenbarung allein dazu dienen konnte, ihre Handlungsweise in da- rechte Licht zu stellen. Amts richter Hellwald dagegen ließ sie erzählen und beeinträchtigte ihre Mittbcilungen nickt wie früher durch abwehrende Be merkungen über eine Weitschweifigkeit, welche nicht zur Sacke geböre. Jeder Ncbenumstand schien für ihn von Interesse zu sein. Sein Gesicht aber hatte einen unfreundlichen, mißmuthigen Ausdruck angenommen, der sich noch zu steigern schien. Er war in der That durck sie irre geleitet worden. Ihre heutige Darstellung entsprach nickt im entferntesten ihrer früheren. Nach dieser konnte der Richter in ihr eine Verbrccherin ver- muthcn, wa- sie heute gesagt, ließ sic al- eine tics Unglückliche erscheinen, die in der Berlheidigung eine- zärtlich geliebten Kindes da- einzige ihr zu Gebote stehende Mittel gewählt hatte. Da- Protokoll wurde vorgelesen und von Foelke unter schrieben. Sie blickte fragend zu dem Amtsrichter auf. Sie können nach Hause zurückkehrea, Frau Brun-', sagte er. Die wenigen Worte drängten ihr die Thränen in die Augen. „Und — die- hier?* Die Farbe seine- Gesichte- verdunkelte sich. Amt-richter Hellwald hatte nie zuvor ein gleiche- Gesühl von Schuldbewußt sein gehabt. Er hob verlegen die Achseln empor. „Die Redaction wird die Mittheilung widerrufen*, sagte er scheinbar ungeduldig. Foelke Brun- ging. „Die Redacton wird die Mittheilung widerrufen", murmelte sie, al- sie draußen war. Sie stand aus der Straße. Wa- nun? Zu Wilhelm Adam« zurücktrhren? Rem, ein solcher Gedanke kouute nicht mehr in ihr lebendig werden. Sie mußtr i» der Stadt bleiben und sich eine Wohnung suchen. Diese Rotbwrndigkeit legte sich schwer auf ihr Herz, aber sie war uuabweiSbar. Einen Augenblick dachte sie daran, den Recht»anwalt Buddenberg um seinen Beistand in dieser Angelegenheit zu bitten, aber sie verwarf den Gedanken wieder, sic mußte allein haudkln lernen, denn sie war in der Welt auf sich allein angewiesen. Sie kehrte in deo Gasthos zurück uud verlangte dir Tage«- zeitung. E- gelang ihr nicht schwer, eine paffende Wohnung u finden vor dem Thorr der Stadt. Di« Einrichtung der- «lben lenkte sie ein wenig von unerfreulichen Betrachtungen ab. Sie würde in Zukunft in der Stadt leben müssen, da Wilhelm aus zwanzig Jahre Pächter ihre« „Platz" war. Ohne Zweifel würde er bereit sein, den Pachtcontract zu lösen, fall« sie den Wunsch äußern sollte. Aber sie würde eS nie thun. Sie würde dort so einsam sein wie hier, aber die Einsamkeit in der alten Umgebung doppelt schwer empfinden. Der Rechtsanwalt Buddenberg erfuhr durch den Amt«- richter Hellwald von dem Schritte seiner Clientin. Er war nicht wroig erstaunt, den ehemaligen Freund bei sich eiotrrten zu sehen, und vrrmutbete im ersten Augenblick eine neue un angenehme Ueberraschuna, aber schon die ersten Worte de» Amtsrichter» zerstreuten feine Befürchtungen. „Buddenberg — ich komme im Äntrreff« der Frau Brno«, Ihrer Clieotin Ich bekenne, daß ich ans völlig falschem Weg« gewefen bi». Sie ist unschuldig." „Ah!" Jo dem Gefickt de« jungen Recht-anwalte- leuchtete e» auf, ihm war ein Stein von der Seele gefallen. „Woher dieser Umschwung?" „Frau Brun« war aus de« Gericht, um sich verhaften zu lassen." „Unmöglich!" ries Buddenberg bestürrt au«. „Sie ist krank, wenn sie e- auch nicht zugeb«» will. Wo ist sie?" „Sie soll sich in der Stadt »tu« Wohnung vor dem Norder- thore aemirthet haben. War st« »icht bei Ihnen? „Nein, ich weiß nicht« von ihr. Ich war dort, um mit ihrem Hau»arzt Rücksprache zu nebmen für den Foll — ja, ich gesteh« es offen —, daß Sie Ihren beabsichtigten Coup au-fübrrn sollten. Ich war bemüht, sie vor einem Schrecken zu schützen, der meiner Meinung nach für sie gefobrlich werden konnte. Ich muß zu ihr. Wa« mag vorgefallen sein?" „Lasen Sie den Artikel über sie in dem Jntelligeuzblatt? „Derselbe ist ihr zu Gesicht gekommen? „Ja, sie verwie« darauf." In den Augen de« Recht-anwalte- flammte c- auf. „Ein Nicht-würdiger hat ibn geschrieben", brauste er auf, während da- Gesicht de- Amtsrichter- eine dunkle Röthe überzog. Hellwalk täusche ich mich?" „Nein, sich bin »war nicht Verfasser, so doch der indirekte Urheber jene« Artikel«." Eine minutenlange Pause trat ein. Buddenberg betrachtete den Amtsrichter mit finsterem Blick. „Sie haben Stimmung gegen Frau Brun- machen wollen. AHI Wie wollen Sie daS verantworten?" fragte er. „Ich habe sie sür schuldig gehalten", lautete die Antwort. „Ich mußte e- nach Lage der Sache. Jkre ersten Auch'agcn stehen in direktem Widersprich zu ihren im gestrigen Termine ab gegebenen Erklärungen. Jeder Jurist wird sie verurtbcilen, und diese Befürchtung führt mich zu Ihnen Die Widersprüche, in welche Frau Brun» sich verwickelt, lassen sic als eine lügen hafte Person erscheinen. Man wird annebmen, sie bade sich eines Besseren besonnen. Ihr ganzes, selbstständiges Auftreten bringt sie in Gefahr. Bedenke» Sie doch nur ihr Erscheinen auf dem Amtsgericht, nm sich verkästen zu lassen, ihr aus gesprochenes Verlangen, die gemachten Aussagen zu vervoll ständigen. Bestand nickt eine Gefabr, so ist dieselbe jetzt sür sie heraufbeschworen Worten." „Sic baden Foelke Brun- in diese Gefahr gebracht. Hell- Wald, ich stelle Ihnen daS Zcugniß au«, daß «ie redlich da» Ihre getha». Ich bin auch keinc-weg« außer Sorge über ibr Schickfal. Der von Ihnen angefübrte PaffnS in dem ersten Protokoll, verbunden mit dem gekässigcn Bericht eine« von Borurtbeilen befangenen Amtsrichter» beunrubigt mich nicht wenig unk wird mir viel Arbeit machen, da- steht fest. Nehmen wir die öffentliche, von neidischen und boshafte» Frauen be einflußte Meinung Hinz», welche durch jenen Artikel eine wesentliche Verstärkung erfahren haben dürste, so ist ein Höllen- brrughel fertig, wie er nickt geistreicher ersonnen werden kann. Obendrein gelangt das Material in die Hänee de- findigen Staat-anwalIschast«-Assistrntcn Heinz, der auch da Verbrechen wittert, wo nicht eine Spur von derartigen Dingen ist." „Diese Sorge beze ick", sagte der Aml-rickter, indem er sich mit der Hand über die Stirn fuhr. „Heinz ist rin guter Kerl, aber seiner gegenwärtigen Stellung keine-weg- gewachsen. Wa- ist zu thnii, Buddenberg?" „Wa- zu thnn ist? Sie können ja viel gut machen durch Ihren zweite» Bericht." (Fortsetzung folgt.)
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