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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931024024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893102402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893102402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-10
- Tag1893-10-24
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Lrga« för Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Aazetgen-Prei- die 6gespaltme Petitzeile 20 Pfg. Reklamen nater de« Redactioa»s»rich (tga- spalten) üO^j. vor den gamilieanachrichtr» (6 gespalten) 40 ^ kirößer» Echnsten laut unserem Preit- vcrzeichniß. Tabellarischer und Zisserujatz nach höherem Tarif. Eetra-Vrilagen (gesalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbesörderung W —, mit Postbesörderung ^l 70.—. ^uaahmeschluß für Anzeige«: Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Sonn- und Festtag» früh '/,S Uhr. Bei den Filialen und Annadmestrllen ,r eine halb« Stunde früher. Anzeige» sind stet» an dt« Erbrdttio« z» richte». Druck und Verlag vo» L. Polz in Leipzig. ^54t. Dienstag den 24. Oktober 1893. 87. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, 2t. Oktober. Am Sonnabend früh berichtete bekanntlich unser Berliner 88--Correspondent, eS verlaute in gut unterrichteten Kreisen, der preußische Ministerpräsident und Minister des Innern, Graf Euleaburg, habe den dringenden Wunsch kund- gegeven, von seinen Acmtern entbunden zu werden. Mao führe diesen Wunsch aus Meinungsver schiedenheiten ernsterer Natur zwischen dem Reichskanzler und dem Grasen Eulenburg zurück und wolle wissen, daß in höchsten Kreisen die Notbwcndigkeit betont worden sei, die Armter des Reichskanzlers nnd des preußischen Ministerpräsidenten wieder in einer Person zu vereinigen. Unser Gewährsmann fügte Hinz», die nächsten Tage würden zeigen, ob cS gelungen sei oder nicht, die Situation wieder zu glatten. Das war, wie gesagt, am Sonnabend früh. Heute erklären die Berliner Ofsiciösen: die Gerüchte über bevorstehende Personal- Veränderungen innerhalb deS königlichen StaatS- ministerium- entbehrten jeder Begründung. Diese Erklärung kommt so spät und gebt so gefliffentlick um die Hauptsache — um die Behauptung nämlich, daß e- zu Meinungsverschiedenheiten ernsterer Natur zwischen dem Reichskanzler und dem preußischen Ministerpräsidenten gekommen sei — herum, daß man zu der Annahme geradezu gedrängt wird, solche Meinungsverschiedenheiten hätten thatsachlich bestanden und seien nickt ohne Mühe zwischen Sonnabend und gestern ausgeglichen worden. Und das hat unser Berliner 88-Correspondent schon gestern Mittag telegraphisch gemeldet. Die Ossiciosen hätten sich also ihr seltsames Dementi ersparen können. Sie werden ohnehin über lang oder kurz io die Lage kommen, offen einzugrstehen, daß die Bereinigung der Aemter des Reichskanzlers und de« preußischen Ministerpräsidenten in einer Person eine Noth- wcodigkrit ist, um die man nicht herum kommt. Ueber da» Wie einer Wiedervereinigung braucht man sich heute den Kopf nicht zu zerbrechen; erwähnen wollen wir aber doch, daß derselbe Berliner Correspondent der Münchener „Allgem. Ztg", der kürzlich den bevorstehenden Rücktritt des KrirgS- ministerS von Kaltenborn - Stauckau zuerst melken konnte, beute seinem Blatte schreibt: Nach Lage der Verhältnisse würde im EonslictSfalle, der jetzt nicht bestehe, nicht Gras Eolenburg der auSscheidende Theil sein. Zu den bavische» LandtagSwahlen erfahren wir in Berichtigung und Ergänzung mancher durck die Blatter ge gangener Angaben, daß der Wahlkreis Engen» welcher vielfach als an das Centrum verloren bezeichnet worden ist, mit bedeutender Mehrheit den Nationalliberalen verbleibt und der Verlust von Wald kirch-Emmen dingen an das Centrum, welcher bereits als sicher gemeldet worden, noch keineswegs entschieden ist; von den 156 Wahlmännern sind 7 ! dem liberalen Eandidaten sicher, so daß die Entscheidung mit knappster, noch nicht voraus- zusehender Mehrheit erfolgen wird. Der biSker ultramontan vertretene Wahlkreis Ucberlingen» besten Eroberung durch die Nationalliberalen gemeldet worben» hat rin ähnliches Ergebniß geliefert. Es handelt sich auch hier um ganz wenige Stimmen, und bei der unsickern Stellung mancher Wahlmänner ist die Entscheidung durchaus zweifelhaft. Zn den ebenfalls als zweifelhaft bezeickncten und angeblich von den Freisinnigen gewonnenen Wahlkreisen WieSloch und Adelsheim-Boxberg erscheint der Sieg der National liberalen gesichert. Zn dem Bezirk WieSloch haben die Ultramontanen in einem Fabrikdorf direct für die socialdcmokratischen Wablmänncr gestimmt. Zn Mann» heim, wo die Wahl mit gleicher Stimmenrahl wischen Nationalliberalen und Socialdemokraten zweifelhaft ist, wird die Sache immer rätselhafter. Es sollen sich jetzt unter den socialdemokratischen Wahlmännern solche gesunden baben, die gar nicht badische Staatsbürger, also nicht wählbar i»d. Diese Vewirrung wird sich erst bei den Abgcordnetcnwahlen lösen. Sichere Veränderungen in der Zusammensetzung der badischen Kammer sind also biskcr lcdiglich derUcbergangde« einen Mandat» von Freiburg-Stadt von den Nationalliberalen an das Eentrum und die Eroberung deS bisher freisinnigen Mandats Lörrach-Stadt durch die Sociatdemokraten. Im allerschlimmsten Falle könnten also die Nationalliberalen drei Mandate verloren haben; wahrscheinlick wird sich der Verlust aus eines oder zwei ermäßigen. DaS ist der glänzende Erfolg diese» allgemeinen Feldzugs gegen die Nationallibe- ralen! Die Freisinn-Demokraten baden »icktS gewonnen und ein Mandat verloren, trotz aller Unterstützung durch das Eentrum. Zn Karlsruhe und Mannheim, wo sie im Bund mit den Ultramontancn mit großen Hoffnungen inS Feld gezogen, haben sie nicht einen einzigen Wahlmannn durckgebracht. Die ultramontane Presse kündigt denn auch dieser hoffnungslosen Partei bereit» da» Bündniß; sie spottet über deren Ohnmacht und erklärt, daß daS Eentrum keine Lust mehr verspüre, fernerhin mit den Demokraten zu pactiren und sich mit ihnen zu blamiren. Damit wird dieses Mißgebildc in Baden wohl überhaupt abgchaust haben. Zm österreichischen Abgeordnetenhaus- bat gestern die mit allgemeiner Spannung erwartete erste Lesung der Wablreform-Vorlabe begonnen. GrafTaaffe eröffnet« sie mit einer Rede, über die der Telegraph bereit- da« Wesentlichste gemeldet hat. Es scheint aus ibr bervorzu- gebcn, daß die Regierung von ihrer Vorlage nichts festhält, al» taS Prineip der AuSdrynung deS Wahlrechte« aus die darin bezeichneten, bisher vom Wahlrechte ausgeschlossenen Personen, daß somit weder die Einreihung der neuen Wähler in die bestehenden Wäblcrgruppen der Städte und Landgemeinden, noch die Beibehaltung der gegenwärtigen Ge- sammtzahl der Abgeordneten, welche für alle Parteien den Hauptgrund der Unannehmbarkcit der Vorlage auSmacheo, scstgehalten wird. Zst diese Auffassung richtig und erfahrt nicht etwa — worauf man nach den gemachten Er fahrungeo immerhin gefaßt ftia muß — die gestrige Er klarung de« Grafen Taaffr im Verlause der Zeit eine andere, den leitende» Gedanken der Vorlage weiter auS- dehnende Auslegung, so muß die Regierungsvorlage als in den wesentlichsten Differcnzpuneten fallen gelassen angesehen werden, da sämmtliche Parteien, vor Allem die Linke, wie die- auS ihren eigenen Znitiativ-Anträgen hcrvoraeht, für di« Erweiterung de- Wahlrechtes sich in idren ablehnenden Be schlössen selbst erklärt haben. Welche Wirkung diese Erklärung auf die Stellung der Parteien und den weiteren Verlaus der Ereignisse auSüben wird, muß jedoch abgewartet werden. DaS allgemeine Mißtrauen gegen jede Art von Versprechen und Erklärung der Regierung hat sich so lies eingefressen, daß möglicherweise im Augenblick gar keine Acndernng in der aus das Acußcrste gespannten Lage cintritk. Die Linke zumal wird sick von der eingenommenen Brrtheidigungsstrllung durch die bloße Erklärung der Regie rung, Abänderungen zuzulassen» schwerlich ablenken lassen Bevor der Werth der Regierungserklärung sich praktisch er probt hat, ist daher kaum eine Wendung zu erwarten. Als im April d. Z. in Belgien der Kampf um das all gemeine Stimmrecht entbrannte und die Arbeiterpartei ich erbeb, ließen sich viele Arbeiter zu Ausschreitungen und lngriffen auf die ArbeitSsreibeit verleiten, was sie beule, zu ^ajlstrasen verurtbeilt, schwer büßen müssen. Die Arbeiter partei sordert eine Amnestie, und auch fortschrittliche Depulirtc baben die Begnadigung aller Vcrurtbeiltcn be antragt, doch ohne Erfolg. Behufs Erlangung einer Amnestie hielt die Arbeiterpartei dieser Tage in Brüssel eine öffentliche Versammlung ab, worin eS wild zn- ging. Der Advocat Vandervelde beschuldigte Regierung und Behörden, die öffentlichen Freiheiten arger als die Arbeiter verletzt zu baben; die bedingte Vcrurtbeilung bewillige man nur Spitzbuben und Wucherern, nicht den ür ibr Reckt streitenden Arbeitern. Er malmte die Arbeiter, nicht zu rasten, bis alle Genossen befreit seien. Arbeiter RenS erklärte» daß die Verurtbcilten nichts Andere» getban hätten, als die Revolutionaire von 1836, denen inan heute Bildsäulen errichte. Tie meisten Redner orderten die Befreiung der Gefangenen mit Gewalt, die Er- iürmunz der Bastillcn! Schließlich wurden die Kammern auszesortert, eine volle Amnestie zu erlassen. UeberdicS soll an« 29. d. M, dem Tage der Haftentlassung deS Brüsseler Arbeiterführer-Mae«, eine Manifestation in Scene gesetzt werten. ObdieKainmerndievon derArbeiterpartci sostürmischgciordertc Amnestie zugestelien werden, ist noch sehr die Frage, aber es ist geradezu spaßhaft, zu beobachten, in wie eifriger, ja geradezu plumper Weise die herrschenden Parteien sich jetzt ad- mübcn, die Gunst der nunmehr stimmberechtigten Arbeiter zu erringen. DaS Originellste leisten die klerikalen Fübrer, an der Spitze die Grasen von Oultrcmonl und von RouillS (der Letztere ist sogar Depulirler), in Atb im Hennegau, wo sic, um die braven Arbeiter zu gewinnen, unter allen Arbeitern öffentlich ein HauS auSspiclen ließen uns eS demjenigen Arbeiter verehrte», dessen Name als der fünfzigste heraus gekommen. Man wird bei den Wahlen in Belgien Un erhörtes erleben. Die Huldigung, die Kaiser Wilhelm dem Andenken de« Marschalls Mac Mahon und damit dem Selbst aesübl der Franzosen bewiesen bat, fährt fort, ihre gute Wirkung zu üben. Za, sie hat dem „Figaro" Anlaß zu so vortrefflichen Worten gegeben, wie man sie diesem Blatte kaum zugctraut hätte. Der vielgelescne und dadurch ein flußreiche, aber auch der Stimmung des PubticumS ans merksam folgende „Figaro" schreibt nämlich: „Alle fremden Grohmächte werden bel den BrisetzimgSfelerllchkelten de« Marschalls Mac Mahon vertreten sein. Rußland, Deutschland und Oesterreich, gegen die er ruhmvoll gesockten, werden ebenso wie Italien und die Türkei, die er unter der sranzösischen Fahne ver tdeidigte, hinter seinem Leichenwagen rinherschreiten. Die» ist nun einmal ritterliche Art, sich zu schlagen und dann Frieden zu schließen. Dies mildert auch zwischen den Böllern den Ernst und die Grausamkeit de« Krieges. Wir betrachten die Betdeiligung der un» ehemals scindlichen Nationen al» ein Schmerzensgeld sür die Unbilden, die wir erlitten, und wenn der deutsche Kaiser einen Kranz aus das Grab de- alten sranzösischen Soldaten legte, so müssen wir dies anerkennen. Die Gegenwart der fremden Osficiere bei der Beisetzung des Marschalls Mac Mahon beweist uns zwar noch nicht den Anbruch einer Zeit de» ewigen Friedens oder das Wiedererwachen früherer Climpathicn gegen uns; zum Mindesten benimmt sie aber den Gedanken an unmittelbar be vorstehende ilonflicte." So der „Figaro". ES wäre in der Thal zu wünschen daß sich die Franzosen wieder mehr auf die fränkische Art der sie ihre glanzvolle Ritlerzeit verdanken, besännen und nicht den politischen Leidenschasten rücksichtslos die Oberhand ließen klebrigen- werden in Paris mehrfach auch sonst beifällige Worte geäußert über den Kranz de« deutschen Kaisers und die Schönheit der deutschen Uniformen, die am 22. Oktober bei dcm Leichenbcgänzniß Mac Mahon'- sichtbar wurden. Die Menge blieb bei dem Anblick der letzteren, wie der Figaro" scststcllt, nicht fern von Bewunderung, die freilich die Erinnerung nnd die Hoffnung nicht hinderte. Trotzdem war kein Ercigniß so glücklich sür die Sache de- Friedens, als da» Desilü so vieler fremden Uniformen durch die pariser Straßen. Zn den vaticanischen Kreisen scheint man sich ungeachtet der über da» Befinden Leo'S XHk. auSHegebenen günstigen Berichte lebhafter als bisher mit der Möglichkeit eine« Eonclaves zu beschäftigen. Unter dem Vorwände einer Bercnbung über rinige in den verschiedenen Conaregationen chwebende Fragen soll am 18. d. M. bei einem außerhalb des VaticanS wohnenden römischen Cardinal eine Versammlung stattgcsunden haben, an der mehrere im Vatikan wohnende Pnrpurträgcr Theil nahmen und die sich lbatsächlick mit den Modalitäten einer Papst- Wahl beschäftigte. Man besprach besonder- auch den Gesundheitszustand des EardinaldecanS Monaco La Vallelta, der ohne seinen hinfälligen Zustand Wohl die meisten WablauSsichten haben würde. Achnliche Versamm lungen werden angeblich noch mehr gehalten werden. Daneben ist man im Vatican mit den Vorbereitungen ür die zum Abschlüsse der Feste sür das päpstliche BischofSjubiläum angeknndigtcn Pilgerfahrten beschäftigt, an denen außer den von dcm bekannten M. Harmel geführten französischen Arbeitern besonder» auch die spanischen ReligionScorporatione» sich bethciligcn werden. Al- bezeichnend wird dabei der besonders große Eifer der cartistischen Organisationen erwähnt, die aus diese Weise sich bei Lein- Papste besonders zu insinuiren suchen. Daß an der Verstärkung der russischen Seemacht »nadlässig gearbeitet wird, erhellt u. A. auch auS der St. Petersburger Meldung, daß da- dortige Marine ministerium den Ban von 22 Torpedobooten bei aus ländischen Firmen in Bestellung gegeben bat, um die Ber- IheidignngSmittel der Ostsee zu erbebe». Bei der rastlosen Geschäftigkeit, welche ebne Unterlaß auf den russischen Wersten benscht, ist anzunehmeu, daß erwähnte Torpedoboolbestellung nur deshalb i»S Ausland gewandert ist, weil die heimischen Arbeitskräfte und Werkstätten schon überall in Anspruch ge nommen sind. Tbatsächlich haben sowohl die kaiserlichen Werften an der Newa, wie auch die großen privaten Schiffs bau Anlagen ganz erhebliche Vergrüsserungen erfahren, und cS wird immer mehr Ausnahme, daß SckiffSbcstrllungen für die russische Kriegsmarine in« Ausland wandern. DaS letzte auf einer AuSlantSwerst hergestelltc größere russische Kriegsschiff ist der in St. Nazaire gebaute „Admiral Kornilcw". Zetzt werden eigentlich nur noch Torpedoboote und überhaupt kleinere Schiffe vom Ausland« bezogen, da gegen wird Alles daranaesetzt, der einheimischen SchiffSbau- »iduslric aufzubelsen. Am bedeutendsten ist natürlich die Ostseeslot le, welche 5 Paiizcrschlachtscbissc erster Classr, 8 Panzerkreuzer, 7 Küstcnpanzer, 12 Monitors, 3 Panzcr- kanoiienboolc, lt -Hochseckreuzcr, 5 Torpedojägcr, 3t Hocksee- Torpedobootc und 36 Küstcn-Torpedoboote zählt. Die Mehr» zahl dieser Schiffe, mit Ausnahme der Torpedofabrzcuge, ist freilich nickt allcrjüngstcn Datum-, aber sie sind doch alle dienstfähig, und ununterbrochen gehen auS- aezcichncte Nenconstructioncn zu, so daß die baltische Flotte Rußlands, ehe noch viel Zeit vergeht, einen starken Zuwachs ihrer KricgStüchtigkeit erlangt haben wird. Gegen wärtiz befinden sich im Bau 3 Panzerschlachtschiffc von je lO 366 Ton-, 2 von je 8666 Tons und 2 Panzerkreuzer vo» SS L01 Die quade Foelke. Roman auS der EmSgau. Bon F. Klinck-LütetSburg. NächiruS «erdete». (Fortsetzung.) „Nein. Buddenbrrg, gutmachen nickt, sondern ich kann mir nur ein ArmuthSzeugniß auSstellcn. Die Vorgesetzten werden die Achseln zucken und mich für einen unfähigen und unbrauch baren Menschen erklären." „DaS ist nicht nur möglich, sondern höchst wahrscheinlich. Zch hoffe indessen. Sie werden trotzdem keinen Anstand nehmen, einen begangenen Zrrthnm einzugestchen." „Zch habe daS bereit» gethan und auch die unfehlbare Folge diese» Schritte» Wohl erwogen. Mir bleibt nur die Advocatur übrig. Der Fall „Foelke BrunS" ist meine Klippe geworden, Sie werden sehen. Die Lage der jungen Frau ist aber dadurch keineswegs verbessert — ich befürchte da» Schlimmste. Was ist zu thun? „Dorläusig nicht», wir müssen abwarteu. Zch batte meine Hoffnung daraus gesetzt, die Zeugen zu einer wahrheitsgetreuen Aussage zu bewegen. Daran ist nicht zu denken. Die Beiden stützen sich, deren eidliche Vernehmung macht eS unmöglich, daß fit uoS zu Hilfe kommen. Amtsrichter Hellwald dachte einen Augenblick nack. „DaS Vorlebrn de» Bernd BrunS könnte Zhnen behilflich sein, die von demselben gemachten Aussagen al- unglaubhaft aozusechten. Der Wolberich Heimann dagegen wird nach keiner Seite hin beiznkommen sein, so schlecht ihr Ruf auch ist." Buddenberg warf einen raschen Blick auf Hellwald. „So sind Sie auch in Bezug auf diese anderer Meinung geworden „Vollständig", entgegnete der Amtsrichter finster. „Hellwald, ich bade Zhnen ein Unrecht abzubitten", sprach setzt Buddenberg nähertretend. „Welches könnte diese« sein?" „Zch begann an Zhrrr Ehrenhaftigkeit zu zweifeln, ich war irre an dem Freund geworden, der eine» Tage- so warm für Bedrückte einzutreten verstand. Sir sind doch der Alte. Wollen Sie mir Helsen Frau Brun« retten, sie vor den Folge» Zhrer beide« Berichte schütze»?" „WaS kann ich noch thun? Zch bin machtlos." „Laden Sie noch einmal die Zeugen vor. Mit Zhrrn veränderten Ansichten über dieselben könnte das Verhör auch ein verändertes Ergebniß haben." „Dadurch wird nicht» gebessert, ich schasse neue Gegensätze." Buddenberg konnte dem Amtsrichter nur beipflichten nnd dennoch lag ihm Alles daran, die Zeugen, die von Hellwald als „völlig glaubwürdig" dargestellt waren, zu verdächtigen. Ein derartiger Versuch de« Amtsrichter« im gegenwärtigen Augenblick tonnt« leicht eine Auslegung finden, welche der Absicht völlig entgegenwirkte. Bride Männer kamen zu der Erkenntniß, daß in Foelke BrunS' Angelegenheit vorläufig nichts mehr geschehen könne und man abwarten müsse. Buddenberg hoffte da» Beste, während Hellwalv unheimlicher Befürchtungen sich nickt er wehren sonnte. Seine Handlungsweise lag ihm sehr schwer auf der Seele» die Folgen derselben waren unberechenbar. Leichtsinnig batte er sein Gewissen mit einem Unrecht beschwert, daS nie mehr ganz gesühnt werden konnte. xm Die junge Braut de» Amtsrichter« Hellwald batte unter einer unerträglichen Laune ihre« Verlobten zu leiden. Die kurze Zeit ibreS Brautstandes zeigte bisher eine vollständige Uebereinstimmung ihrer beiderseitigen Neigungen. Da- Gefühls leben derjenigen zu studiren, an deren Seite er rin Menschenleben verbringen wollte, batte Hellwald nicht sür nöthig gebalten. Seine Braut war hübsch, elegant, lebhaft und eine vielum- worbene Partie. Dem vermögenslosen Amtsrichter beneideten einige College» und eine Anzahl Lieutenants die reiche Braut. Häßliche Charakter-Eigenschaften an ihr wahrzunebmen, hatte er keine Gelegenheit gesunden Daß ihre Unterhaltung sich niemals über daS Niveau de« Alltäglichen erhob, war ibm nicht besonder« ausgefallen. Sie zeigte zwar wenig Verständniß sür Dinge, die dem Alltagsleben fern lagen, er batte sich auch bisweilen über da- geringfügige Maß von Schulkennmiffrn gewundert, welche« sie sich angeeignet. Sein Urtbeil über die Frauen, insbesondere aber über da» Wissen derselben, hatte ihn indessen nach dieser Seite hin durchaus keine Anforde rungen an die Braut stelle« lasten. Sie war eben nicht anders als alle ihresgleichen, und er beschränkte sich darauf, sie zu warnen, in geselligen Kressen über Dinge zu reden, von denen sie nicht» versiebe. Zhr scharfe» Urtbeil über andere Frauen, oder diese und jene Familienverhaltnisse betreffend, hatte» ihn oft unterhalten, wenn er ihr auch bisweilen lächelnd eine Gehässigkeit verwiesen, die ihn unsympathisch berührte, ohne dabei unangenehme Befürchtungen sür den Charakter seiner Braut zu empfinden. Seit wenigen Tagen war eine gewaltige Veränderung nach dieser Seite bin mit ihm vorgcgangcn. Er fühlte sich wie auS einem Traum erwacht und erschrak vor der Wirk lichkeit. Diese Umwandlung hatte Foelke BrunS bewirkt. Die für seine fernere Laufbahn störende Lage, in welche er zum Theil durch eigenes Verschulden geratben war, hatte ihm plötzlich die Augen geöffnet und was er sah, war wenig geeignet, ihn zu veranlassen, ferner einem ruhigen Verkehr mit einer Frau sich hinzugcbeii, deren kleinliche Bosheiten eine» unheilvollen Einfluß auf ihn auSgeübt. Wie war eS möglich gewesen, daß er sich so vollständig über einen Charakter wie denjenigen Foelke BrunS batte täuschen können? Zudem er darüber nachzudenken begann, erinnerte er sich der Umstände, welche zunächst ein unselige» Vorurtheil in ihm geweckt. C» hatte seinen Anfang an einem Sommernachmittag im Garten de» AmtSgerichtSralheS Gutmund gesunden. Schon damals bewarb er sich um die Gunst seiner jetzigen Braut und glaubte in dem Freund Buddenberg einen begünstigten Nebcnbubler zu seben. Um dessen Meinung zu bekämpfen, hatte er Theil an Foelke'» Verurthcilung durch klatschsüchtige Frauen ge nommen. Vielleicht war cS dann gerade die Unzufriedenheit mit sich selbst gewesen, die ihn zum Gegner deS jungen Mädchen» gemacht, jedenfalls hatte er begierig die Gelegenheit ergriffen, seine Abneigung gegen dasselbe als eine begründete »u betrachten. So lieh er willig einer Verläumdung sein Ohr, die ibren Ursprung in dem Widerwillen deS Bösen gegen da» Reine und Edle batte, und bereitete sich dadurch Verlegenheiten, die ihn in diese seine Laufbahn gefährdende Lage gebracht. Amtsrichter Hellwald verhehlte sich nicht, daß er selbst schuld an diesem Mißgeschick war, besaß aber nicht Großmulh genug, diese Schuld aus seine Schultern allein zu nehmen. Braut und Schwägerin hatten durch ihre Miltheilungen über Foelke Brnn« Theil daran genommen, ohne dieselben würde er sich niemals soweit haben verirre» können, wie rr gethan. Dieser Gedanke machte ibn reizbar. Sein Ohr war plötzlich ungemein empfindlich gegen Erzählungen seiner schönen Braut, mit welchen sie ihm seither die gemeinsamen Spaziergänge gewürzt, und er tadelte wiederholt ,n harter Weise ihre Sucht, ,ede» kleine Ereigniß in befreundeten Familien zu bespötteln und zu kritisier». Fräulein ElSbrth war außer sich über die Behandlung« weise ihre» Verlobten. Zm Eltrrnhause da» Gvldtöchterchrn, dcm niemals ein Herzenswunsch versagt worden war, bewundert und verbälsckelt um ihrer Schönheit und glänzenden GeisteS- gaben Wille», sollte sie die Gattin eine» einfachen Amtsrichters werden, dessen durstige- Gehalt ihm unmöglich gemacht haben würde, eine Frau standesgemäß zu unterhalten, dem sie die Wohnung würde eiurichten müssen, und der durch die Zinsen ibreS ihr von einem großmüthigcn Vater gewährten Capital« seine Criste»; zu einer sorglosen machen konnte? Niemals! Sie war fest entschlossen, sich dagegen zu wehren, sic wollte dem Verlobten zeigen, daß sie ihres Worte« sich wohl bewußt war. ClSbetb'S Trotz, ihre Unfreundlichkeit, kleine dem Verlobten bereitete Widerwärtigkeiten waren allerdings wenig geeignet» die Laune Hcllwald'S zu verbessern. Zn einem Zeitraum von nur vierzehn Tagen batte er erkannt, daß die erwählte Braut nicht viele Eigenschaften besaß, die geeignet sein würden, seine Verbindung mit ibr zu einer beglückenden zu machen. Er seufzte tief ans bei dcm Gedanken an ei» Bank, da» er leicht- sertig geknüpft, um eine gesicherte Erisicnz sich zu schaffen. Tic Ahnung von cineiil höheren individuellen Wertk der Frau war vor ganz kurzer Zeit zuerst nur in ibm anfgedämmrrt, aber in wenigen Wochen schon zu einer Ueberzeugung geworden, die ib» mit Schrecken erkennen ließ, daß er leichtfertig sein LcbenSglllck von einer Frau abbängig gemacht, die niemals Verständnis! sür die Anforderungen, welche er an sic zu stellen berechtigt war, baben würde. Er war weit davon entfernt, sie für einen von ihm be gangenen Fehler nnd eine vernachlässigte Erziehung verantwort lich zu mache», doch glaubte rr sich nnd ihr den Versuch, veredelnd auf sie zu wirken, schuldig zu sein. Aber nicht» wäre im Stande gewesen, den Contrast der beiderseitigen LebenSanschanungen greller zu beleuchten als eben diese» Be streben, und in kurzer Zeit batte das Glück de» jungen Paare» nickt nur ein Ende gesunden, sondern diese,Tbatsacke war auch bereit- ein offenes Geheimniß für Verwandle und Be kannte geworden. Tie Ursache war Niemandem ersichtlich. Nickt einmal die eigenen Angehörigen schenkten den Versicherungen der Braut, daß Foelke Brun- diejenige sei, welche ihren Verlobten gegen sie ausgebracht, Glauben. Erst allmälig gelang e- ihr unter dcm Beistand der Schwester, den Ratb Gutniund zu veranlassen, eine derartige Möglichkeit wenigstens inS Auge zu sassen. Gerückte über rin Zerwürsmß zwischen de» ehemaligen Freunden, dem Amtsrichter Hrllwald und dem Rechtsanwalt Buddenberg hatte» sein Ohr erreicht, wenn auch nur i«
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