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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.10.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931025015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893102501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893102501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-10
- Tag1893-10-25
- Monat1893-10
- Jahr1893
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BezugS-Preis I» der hanptexpeditiou oder den kn Etadt- dezirk «- den Vorort»» errichtete» lut- «abesleLn, abgeholt: vtett»lj4drltch^l4.bO, bei »»«tmaliaer täglicher Z«fttU»»g in» Hau« >l KLO. Durch die Post bezogen für Leusichlaad und Oesterreich: vierteliüdrlich ^4 S.—. Direct» tigltch« Dnuzdaadieuduag ich« Nuslaud: monatlich ^4 7.KO. Morgen-AusgaVe. U^arliia »«k LrvedUi-»: A»hmi»r«,aff» 8. LstTrpeditio» ist V-ßxt m Flttile»: vtt» Arm«'» Torii«. (Alfred Hahn), vniversitLtsstraß» 1» Loui» Lösche, Kathariaenstr. 14, pari, und KSuigtviot 7. riMM. TiUMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile LO Pfg. Reklamen unter dem Redaction«srrich (4go» spalten) 50^. vor den Fam»li«»uachrichten (6 gespalten) 40^. SrSßere Echrislen laut uuscrem Prei«- verzeichniß. Tadellartscher und gtffrrnsatz nach höherem Tarif. tsrtra-vrilage» (g's-lzt), nur mit der Morgen - Ausgabe , ohne Postbefürderung ^i «1—, mit Postdesörderung ^4 AI—» Annatimeschluß für Änzeign»; Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Marge ».Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. kann- und Festtag« früh '/,ü Uhr. Bei de» Filialen und Aniiahmestrll«» st «1»» halb« Stund» früher. Aui»t««» fiud stet» au dt« Er-edM« zu richten. Druck und Verlag »o» G. Pol» tu Leipzig. 545. Mittwoch den 25. October 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Nach der von mir am heutigeu Tage to GeiMhelt i- 46 de« Gesetzt vom S. December 1868, die Wahlen für diu Landtag b«lr„ vorgenommenen öffentlichen Zusammenstellung de« Ergebnisse« der am IS. diese« Monat« stattgehabten Wahl «tue« Abgeordneten für den UI. hiesigen Wahlkreis sind von K71S abgegebene» giltige» Stimmen 2887 auf Herrn Hösbach bind» Gusti» Arttzsche »em, hier, gefalle». Darauf ist dessen Wahl zum Abgeordnete» de» genannte» Wahl kreise« von mir verkündigt wordeu. Leipzig, den 23. October I8S3. Der Wlähirommiffar t« NI. Kahlkreist der Ttadi Leid»»». —Hehler. Ansschreidnug. Di« Nnsführana ». drr WasierlritnngSarbeiten, d. » vittzab>ettt»n»«arbette« am Eaoeiterungsbau der 27. Vezirkeschule tu Leipzig-Tauuetvitz soll an le «ine» Unternehmer verdungen werden. Di« Bedingungen und Arbeit«»«,eichnisse sür diese Arbeite» liegen i» unserer Hochbau-Verwaltung. Rathhan«, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. ? au« und können dasetdsl eiagesehe» oder gegen Entrichtung der Gebühren im Betrag» von je OHO >4, welch« auch tu Brie smarter» eiugesendet werde» können, «utnommra werde». Bezüglich» Angebote sind versiegelt und mit der Ausschrift: „27. vezirtaschule — WafferleitungSardrite» bezw. VliUablettuugSarbeiten" verseheu rbeodaseldst portofrei uud zwar dt« gm» 88. Oktober d. I. Varmittag« 18 Uhr etnzureichea Der Stath behält sich di« Auswahl unter de» Bewerbern, bez. di» Theituug der Arbeite» uud dt» Ablehnung sümmtlich« Aagebot« vor. Leipzig, da 21. Oktober 1893. ^2 Der >atd der Ttadi Leipzig Id. 16SS vr. Georgi. I)r. Donudorf. Versteigerung von Bauplätzen. -ins an der Aahamets-ANe« und der vrommeftradr «u Leipzig-Sieudnitz gelegen«, dem IohanoiShoSpllal gehörig« V«U- ptätze, «ud zwar »ach de« betreffende» Poreelliraogsptao Bauplatz -kr. 2 a» der Ivhauats-All« von 780.14 qm «»3»» « » - 4kb^)1 » a » 4 - » Eck» der Johanuis-Alle« uud der Brommestrah« » 789,4k » « - K - » vrommrstrah« » 505.52 » - - 6 - - - » 542^0 - Michagehalt sollen Freitag, de« 27. diese« Monat«, van Vormittag 18 vtzr a« im Taale der Alte« Waage, Katharive-straß« Nr. 1» »weitt« Stockwerk, zum verkaufe versteigert werdeu. Der Bersleigeru»d«termiii wird pünktlich zur angegebenen Stund» eröffnet und die Bcriieiqeruiig bezüglich eine« jeden der einzeln noch riuauder iu obiger Reiheusoi^e ausgebotenea Vauplützr geschloffeu werda, wenn daraus uach drnmatigem Bu«rus» ketu weitere« Gebot mehr erfolgt. Di» Bersteigrruugsbedtngungeu mit dem ParrelllrmiaSpla» liegen schon vor dem Termin aus den: Rathha»«saalr im l. Stockwerk zur Einsichtnahme au« uud es werda Exemplare derselben tu unserer Kanzlei daselbst, Zimmer Nr. 4, gege» Erlegung von 1 ^4 abgegeben. Leipzig, da 16. October 1893. Id 2SÜ2. Der «ath »er «ta»1 L»td»tg. vr. Georgi. Eerutti. AufforLernng. Da dt» vor Kurzem in L..Ang»r-Ervtt»iidorf wohnhaft gewesen» Handarbeiter Ernst Böttcher ist in einer hier anhilnglgea Untersuch»»- al« Aogeschuldigter zu vernehmen. Da sein derzeitiger Aufenthaltsort unbekannt ist, wird er auk- gefordert, znr Vermeidung steckbrieslicher Verfolgung an Amt«st»lle zu erscheinen, oder doch dem Unterzeichneten bekannt zu geba, wo er sich anfhilU. Köutgl. Landgericht Leipzig, am 23. October 1893. Tobias. U.-R. Bekanntmachung, Tannadend, den 28. Ort. er. von Vormittag« 10 Uhr an soll im Geschäftszimmer de« Proviantamtes zu Leipzig. Pleigenburg, Lhurmhau« 2. Stock, ein» Porti» Noggenklete, Kehrmrhl, sawte Heu- «nd ktrehadsillc öffentlich au da Metstbietendeu grgm sofortig» Vaarzahluua versteigert werdrn. Leipzig, am 2Ü. Lct. 1893. stünigltchcs Groviautamt. Deutsche Arbeit in Anatolien. Kauftvnttnapel, im October. Die Auatolische Eisenbahn hat, seitdem am 9. Juni 1890 di« Theilstrecke J»mid»Ada Bazar eröffnet worden ist, bereit- am Sl. December 1892 mit Fertigstellung der Strecke Polatbh- Angora di« erste Hauptrtappe auf dem Vormarsch reutschrrArreit in der Richtung auf de» Persischen Golf erreicht und bereit» am 31. August d. I. durch den ersten Spatenstich bei E«kisch«hir di« außerordentlich wichtige Zweigbahn von dieser Stadt nach dem großen Emporium Sonia in An- ariff ßenommen. Die erste Strecke derselben, Eskischebir- Kutahia, soll bereit« im nächsten Sommer dem Verkehr über- arbru werdrn, für den Au«bau der «eiteren Linie Afiua- Karahiffar-Affchehir-Kouia werden weirer« zwei Jahre dean sprncht, so daß im Juli >896 Brsiemrr Stablschieuen auf Flußstadlschwellen diese durch ihre große Fruchtbarkeit so überaus werthvollen Gelände einbeioaen haben werden m den mächtigen Betrieb de« läaderseffeloden uud ländrr» befreienden Weltverkehr«. Eine Reise über die 487 stm von Jtmid bi« Angora muß seden denkende» Beobachter überzeugen, daß di« Bahngesrll- schaft sich in erster Linie die Ausgabe gestellt bat, die natürlichen Hilfsquellen eine« Lande« ru erschließen, dessen weile« Gebiet, etwa« größer al«Fran kr»ich, für Ackerbau und Viehzucht vorzüglich «eignet ist: nur derMangel an genügenden Verkedr«wrgen war «, der da« schon im Nlterthome al« eine der Kornkammern Europa« gerühmte Anatolien fast in Vergessenheit versinken ieß. Km»«»« di« Mrdrzabl der ganzen Bevötkernng, ein schließlich der Kraue» «nd Sinder, nicht wruigrr al« 81 Proc., beschäftigt sich mit Ackerbau und Viehzucht; hiervon sind e« nur etwa 5 Proc., wrlchc sich auöschlicßlich der Viehzucht widmen. Die Anzahl der größeren und kleineren Bauernwirthschasten wird aus 382 000 veranschlagt, der ganze Bauernstand in den Provinzen Ckutari, J«mid, Kudawrndikiar, Kastamuni, Angora, Konia, Adana^ Siva« und Trapezunt, als dem AuS- nützungSgebiet der proieetirten Bahnen im eigentlichen Klein- asten, auf 3 886 000 Sreien. Im Oberlande werden hauptsächlich Weizen, Gerste und Roggen gebaut, im Unterland« kommen dazu Mai«, Hafer, ReiS und Hirse, letztere nur in geringen Quantitäten. Die Kartoffel ist erst in neuerer Zeit eingetührt worden und wird im Ganeen wenig gebaut. Obstbäumc, Tabak, Hanf, Flach«, Kraut sKövfe ini Gewicht von lO Kilogramm), Gemüse, Maulbeerbäume, Weinrebe und Mohn, unten in den wärmeren Küstengearnden dir Olive, oben auf dem Dach die Gummi- Tragantbpflanze, die Gclbbeere nnd die Krappflanzc sind weitere Eulturgewachse, deren Pflege sich drr auatolische Bauer angelegen sein läßt. Die außerordentlich reichen Ernten, die heute noch auf dem Hochlande sowohl, wie in den Küstengebieten erzielt werden, entsprechen dem Ruhm« Anatolien« al« Kornkammer drr Griechen, Römer und Byzantiner vollauf. Wohl birgt der Schooß Anatolien- auH Mineralschätz«, die de« Gewinnens wohl wcrlb erscheinen, wie dir Lleinasieo eigenthümlichen Mineralien Meerschaum, Pandermit, Ebrom- cisen, Schmirgel, dir zu den Bergproducten gehöre», welche keiner kostspieligen Verarbeitung bedürfen und darum besonder« für den Export geeignet erscheinen, ferner Magnesit, Stein kohle, jüngere Kohlen, Blei-, Kupfer-, Mangan- und Eisen erze, Steinsalz io ungeheueren Lagern, Petroleum, Bitumen, ASpdalt, Walkrrde und Seifenstein; doch tritt die Bedeutung dieser Schätze weil zurück gegen die Erzeugnisse de« Feldbaues; da- Gold der Aehre macht Anatolien wie Ealisornieo erst zum wahren Eldorado. Es muß jede deutsche Brust mit freudigem Stolz erfüllen, daß e« gerade deutschem Eapital, deutscher Intelligenz, deutscher Tbatkrast Vorbehalten war, diesem »Berg Sesam" da- öffnende Zauberwort zuzurusen, daß auf Bcsscmrr Stahlsch'cnen und Flußstahlschwellen von Krupp m Esten, der Gutehoffnung«- hütte und de« Aachener HüttenvereinS da« Dampfroß seinen sieghaften Einzug gehalten hat in die Thälrr, über die Hoch ebenen Borderanen«; daß deutsche Männer von Weltruf an der Spitze de« Unternehmen« stehen, dessen Solidität dir La»de«brwoh»er mit unbedingtem vertrauen erfüllt Kat, da» stch so recht deutlich in dco Worten de« türkischen Geistlichen beim ersten Spatenstiche au der neuen Strecke am Tage der Thronbesteigung de« jetzigen Sultan« au«sprach: das ganze Volk wünsche, wie der Herrscher, innig eine immer größere Ausdehnung de« Schieneoortze« über die weiten Gebiete Asien-, Dieser vollberechtigte nationale Stolz muß sich aber noch mehren, wenn wir seden, welchen Aniporn diese- deutsche Unternehmen dem Klciße drr anatolischen Landbevölkerung gegeben hat, wie weit über da- jetzige Schienengcbicl hinan« sich schon Tausende von Kräften ahnend zu regen beginnen, wie Bewegungen in drr Bevölkerung eingetreten sind, die jahrhundertelang al« indolent und impotent verschrien war. Wahrlich, die Reise von Haidar Pascha nach Angora bietet eine Fülle von Eindrücken in dieser Richtung, die un vergeßlich sind. Der üppige Reichthum in den Gefilden von J«mid und Sabandscha, wo in den letzten drei Jabren be trächtliche Strecken jungfräulichen Walde« dem Pfluge weichen mußten, in dem weiten Dhale von Adabazar, in dem Sokaria» tbal« von Geve bi« Lezirhan, da« herrlicke Eultnrland um Biledschik mit he-prrischer Klllle im Kararzutbale, mit rheinischen Rebengeländrn weit hinauf in da- ragende Ge birge, die vollkommen überraschend zunebniende Bodencultur auf drr Hochebene zwischen Karaköi, E-kischcbir und Angora sind Thatsachen, die ein glänzende« Licht weisen aus diese srgenvollr Einwirkung deutscher Thatkraft auf den Orient. Denn wenn auch trotz großer Terrainschwcllcn, welche dem Plateau entwachsen, der Charakter de- anatolischen Hoch lande- monoton ist und die Landschaft, so lange Sommer und Herbst ihre Herrschaft behaupten, ihr rehbraunes Kleid nicht ablegt, kaum daß sich eine zerrissene Doppelguirlande von grünem Gra«, Schilf und Weidrnbäumen an die Wasser ader schmiegt, wo ein Fluß mitten in der Platcauebene oder »wischen blendenden Terraffenuscrn langsam seines Wege» schleicht, so legen doch vielfache Tennen, wo der auatolische Bauer mit dem ursprünglichen Dreschpflug arbeitet, wo in riesigen Laufen da- Gold de- Feldbaues ausgeschichiet liegt, wo die Wursschausel wie zu Urväterzeilen das Korn von der Spreu trennt. Zcuaniß ab von drr Üultur, dir in immer weiteren Kreisen Besitz nimmt von jungfräulichem Boten. Seit Jabre-frist bat in der Provinz Angora der Umfang de« cultivirtrn Lande« um 30 Proc. zugrnommen. Wobl durch fährt dcr Zug noch weite Strecken, wo im tiefen Grün der Pursaksümpse Störche, Silberreiher und da« bedächtig« sonstige Geschlecht drr Strlzvögel ihr Wesen »reiben, Wohl erblicken wir hier und da auf den Klippen der wenigen Defilös Geier und Adler von kolossaler Größe, die von Weitem auSsehen wie eine Versammlung am Boden bockender Männer; wo aber die Ebene stäche« Land bietet, ba haben sich di« angebanten Strecken in Jahresfrist auffallend ge mehrt, denn drr Lankmann ist zu der Einsicht gelangt, daß seine Arbeit ^etzt lohnenden Gewinn bringt. So ist seit Eröffnung der Bahn Weizen von L—8 Piastern per Kilogr. aus 12 Piaster gestiegen, Gerste von 3—4 Piastern ebenfalls aus 12 Piaster. Dem Fleiße de« Lantmanne» kommt auch die Babngesellschast durch bedeutende Rctuction de« Frachttarif« entgegen, 35 Procent und darüber werden bewilligt, um den Transport deu Schienen ruzuwenden, der bisher vielsach durch da» Kameel auSgesührt wurde. Am Babnbofe von Angora erbeben sich bereit' elf stattliche Magazine, denen durch Karawanen von Kameelen und Last- thieren aller Art daß Getreide zur Verschiffung uach tem LoSpvru» zugebracht wird. Die Eröffnung einer Getreidebörse zu Angora wird in den nächsten Tagen erfolgen Nicht zum Geringsten hat die Provinz diese glänzenden Fortschritte der tbatkräftigen Wirksamkeit ibreS jetzigen Gouverneur», de« Wal, Abedbin Pascha, zu verdanken, der mit kräftiger Energie überall da eingreift, wo es gilt, dem Fortschritt eine Gaste zu babncn. Mit berechtigtem Stolz ! sprach er voa dem Ausschwungr de« Bilajet«. — Gerade jetzt werden die Zebnlen verpachtet. — Und hierbei haben sich Resultate derauSgestellt. dir beweisen, wir dir Baku weit über das Gebiet, das ikrr Schienen überspannen, wobltbätigcn Einfluß auf da« Land übt. So stieg der Ertrag der Zehnten in Kinchcbir an der Straße von Angora nach Kaisarie seit dem Vorjahre um »9°,ö. der in Kaisarie selbst um 60 »/o- Bon ganz besonderem Interesse erscheint auch der Um stand, daß gegenwärtig eine Einwanderung von Einwohnern der südlichen und östliche» BilajeiS in da- von Angora statt- filitct. Der Ruf, daß dort tem Fleiße de- LandwirtbcS besserer Lohn wird, rieht die Familien zu vielen Hunderten heran. — Abeddi» Pascha, von albanesischer Abkunst, früher Minister in Konstantinopel und auch in Berlin wohlbekannt, ist persönlich eine stattliche Erscheinung und in seinem ganzen Auftreten mehr Europäer als Türke. Ein Freund und kräf tiger Förderer des Fortschritte- und europäischer Eivilisalio», in er ein grimmiger Feind aller GesetzeSverächler, so daß seit seiner Verwaltung vollkommene Sicherheit dcr Person und de- EigenthumS in der Provinz herrscht, so zwar, das, die Gemeinden selbst anrüchige Subjccle auf- Sorgfältigste über wachen und Polizei üben. AIS wir aus der ragenden Zinne gegenüber der Stabt an dem seldschiikiscken Mausoleum standen, da» zum größten Tbeil an- antiken Trümmern errichtet ist, tbürmten sich vor uns die gewaltigen Zinnen der Gebirge de- JtriS Dagb und des Elma e.agh mit ihren wild zerrissenen Gipfeln nnd Schluchten aus. Da- letztere Gebirge wird die Bahn auf dem Wege »ach Kaisarie zu umgeben haben, in» de» Lauf de« Kysyl Jrmak, de» alten HalyS, zu erreichen, von wo aus dann dein Bau keine wesentlichen Schwierigkeiten entgcgen- stcbe» werden. Schon wirken die wunderbaren Kräfte de» Fortschrittes jenseits jener FelSkämme, schon zieht ein »euer Geist in» Land, der Geist der Arbeit und de- Schaffen». In drei Jabren wird dcr erste Spatenstich gctban werden an der neue» Strecke Angora - Kaisarie, und die Bahn wird unauf haltsam vorschreiten gegen Kurdistan, Mesopotamien und die Niederung der Schalt el Arab, um den Indischen Ocean mit europäischen VerkebrSstraßen siegreich zu verbinde», eine deutsche Bahn zum Ruhme de» deutschen Namen»! ü. L. Deutsches Reich. «». Berlin, 24. October. Ein Stuttgarter Blatt schrieb bekanntlich dieser Tage: „Unter den vielen Ver> mutbungen, welche über den Grund de- Besuche« ausgestellt worden sind, welchen dcr württcmbergischr Minister präsident beim alten Reichskanzler in Kissingen machte, war auch die, daß derselbe die Aufgabe gehabt bade, dir Versöhnung zwischen diesem und dem Kaiser zu vermitteln. Wer dieser Vermulbung Glauben schenken mochte, ist gründ lich enttäuscht worden durch die wenig gnädige Art, wie der Kaiser bei seinem letzten hiesigen Aufenthalt den Frei- berrn von Miltnachl behandelte; selbst dcr Verwendung hoher Personen soll eS nicht gelungen sein, den Kaiser zu einem freundlichen Wort gegen den Minister zu vermögen. So lief schien er verstimmt über die offen zur Schau getragenen Bczikbungen de» Letzteren z» Bismarck. Die Richtigkeit dieser Mitlheiluiig wird von einer Seite, die als unterrichtet gellen darf, entschieden bestritten. Zu Empfängen nichlmititairischer Personen war in Stuttgart keine Zeit — auch in Karlsruhe fanden solche nickt statt — und die bei einer Hoslafcl gepflogene Unterhaltung de» Kaiser« mit Freiherr» v. Mittnacht rechtfertigte die An nähme einer bestehenden Verstimmung nicht. Die Aus sassung de« würltembergischen Ministerpräsidenten von dem Berhältniß teS Kaiser» zum Fürsten Biömarck scheint in Stuttgart allerdings in Berücksichtigung ge zogen worden zu sein, aber in einer der Darstellung des Stuttgarter Blatte» geradezu entgegengesetzten Weise. Wie nämlich weiter versichert wird, soll Freiherr von Mittnacht den Reichskanzler Grafen Caprivi aufmerksam gemacht haben, daß die in Württemberg herrschende liefe Mißstil» niuna, die auch bei den Neichötag-wahleii eine» so beklagen» wertycn Ausdruck gefunden, z» einem sehr erheblichen Tbeil durch da- gegen den alten Kanzler beliebte Verfahren ver ursacht sei. Gras Eaprivi, so wird binzugefügt, sei über die ihm gewordene Aufklärung höchst erstaunt (!) gewesen. Jeden falls liegt in derselben eine ganz ungezwungene Erklärung der von gewisser Seite bekanntlich in ein sehr Helle» Licht gesetzten „Zustimmung" de- Reichskanzler- zu der Günser De pesche. 6. II. Berlin, 24. October. In letzter Zeit haben in Berlin die Innungen viel von sich reden gemacht; einzelne ihrer Wortführer sind als LandlagScandidatrn von conservativ- antisrmitiscder Seile in Aussicht genommen, ko daß eS sich wohl verlohnt, einmal die Stärke der Innungen ziffernmäßig frstzustellen. Wie von conipetenter Seite un« mitgelbeill wird, gehöre» den hiesigen Innungen inSgesamml 17 500 Mitglieder an. Nachdem sich die Metallarbeiter- und Bildhauer-Innungen aufgelöst, giebt e« kirr noch «8 Innungen. Die meisten Mit glieder haben dir Schmiede (l480), die Schuhmacher (2226 und die Tischler (1418), die wenigsten dir Zinngießer (8) nnd die gewerbsmäßigen Beratber in fremden RechiSangelegenbcitcn — RechtSconsiilenten — (5) Diese Innung hat außerdem noch 2 Lehrlinge, die Zinngießer zählen nur einen. Dem JnnuogSauSschuß gehören 45 Innungen an. 2l Innungen mit rund lO »00 Mitgliedern besitzen Vorrechte, 47 mit 7500 Mitgliedern nicht. Da« Vorrecht, NichtinnungSmeister von der Ausbildung von Lehrlingen auSzuschlirßcn, besipen 14 In nungen mit rund 5100 Mitgliedern; l4 Innungen, 7 mit Vorrechten und 7 ohne solche, haben auch versucht, ihre Dbäligkeit über den Stadtbezirk Berlin auSzudedncn, aber weit sind sie im Allgemeinen nicht gekommen. Die Kupferschmiede wollen sich über den ganzen Regierungsbezirk PolStam, die Perrückenaiacher und Friseure sogar über die ganze Provinz Brandenburg ausgedehnt haben; viele Mitglieder können sie sreilich nirgend« besitzen; die Kupserschmiedc zahlen in-gesammt nur 50, die Perruckenmacker >32 Man siebt also an» diesen Zahlen, wie wenig die ganze JnnungSbewegung in Berlin zu bedeuten bat; einzelne Innungen besitzen beute sogar weniger Mitglieder als zur Zeit der Neueinrichtung dez. der Reorganisattoa, so die Buchbinder, die Gürtler, d»e Handschuhmacher, die Klempner, die Scidcnwirkrr, die Tuch macher, die Zeug- oder Raschmacher. Dir Hilfe drr Innungen, die ein coniervativ'antisemitischer Redner kürzlich für den Wahlkampf in Aussicht stellte, mag ja ganz werlbvoll sein, aber entscheidend ist sie in keiner Weise; dazu ist eben, wie gesagt, die Berliner JnnungSbewegung zu bedrutungSlo«. U.O. Berlin, 23. October. Der Strafsenat de» königlichen KammergerichlS verhandelte beute in der Rcviston-instaaz die Angelegenheit dcr Dicn stleutc E. und K. in Frankfurt a. M., welche am dortige» Hanptbabnhose ohne Eoncession ihre Dienste dem Publicum zum Trage» von Gepäckstücken angeboten batten und in Folge dessen zu einer Polizristrafe von lO vcrurtheilt worden sind. Gegen diese Verurtbeilung bcantraglcn sic gerichtliche Entscheidung. Da» Gericht zu Frankfurt a. M. sprach dir Angeklagten frei. Da» königliche Kammergericht schloß sich de» Borentscheidungcn an und er kannte ebenfalls aus Freisprechung. — Gegen den früheren RecktSaiiwalt Stadthagrn wurde beute in der RrviflonS- Jnstanz vor dem Strafsenat de- Kammergericht« wegen Beleidigung de- Polizei-Präsidenten verhandelt. St. hatte in einer früheren L'crbandlung den Perhorre«cenz- antrag betreff» de» Senatöpräsiventen Groschhoff gestellt» worauf dir Sache vertagt wurde. Heute präsidirtr an Stelle des Präsidenten Groschhoff der KammergerichlSrath Simon. Dcr Senat de- KanimergerichlS erkannte dahin, daß die Revision dcS Angeklagten beim königl. Landgericht zu Berlin »rückzuiveisrn nnd die Kosten dem Angeklagten auszuerlegea eien. * vcrlin, 24. October. lieber die Vorlagen, die den RcicbSlaz beschäftigen werde», wird von ofkiciöser S»ite inebrcrc» Blättern geschrieben: Ein Berliner Blatt hat ge meldet, daß dem Reichstage wahrscheinlich alsbald die Handelsverträge mit Rumänien, Serbien und panien zugehen würden. Das ist nach Mitthrilungen aus bester Quelle richtig, und zwar können wir hinzufllgen, daß diese Absicht auch für den Falk besteht, daß die deutsch- russtscheZollconferenz bi» dahin nicht beendigt ist. lieber den Zeit punkt de» Abschlüsse» dcr Zvüconfcrcnz läßt sich auch heute noch gar keine bestimmte Vcr»»itl»i»g äußern, allein »ach dem gegenwärtige» Stande der Vkrtiaiitluiigeii kann nicht erwartet werden, daß sic bi» zur Eröffnung de» Reichstages, also in ungefähr vier Wochen, zum Abschluß gclonimen sein sollten. Ob eS der Negierung erwünscht ist, daß e« noch während de- Schweben- der Verbantlungc» mit Rußland zu größeren, bei Vorlegung der Verträge mit Rumänien u. s. w. un vermeidlichen bändel-politischen Debatten im Reichstage komme, darf mit Recht bezweifelt werten. Indessen läßt sich die Entscheidung de- Reichstages über die bereit« abgeschlossenen Verträge kaum länger hinauSschicben. Da« Provisorium mit Spanien läuft ani 3l. October ab; e« muß also hier schon ein neuer künstlicher Ausweg gesucht werdrn, lim den bestehenden Zustand bis zu der von der Zu stimmung de» deutsche» »nd dcS ipanischen Parlament- abhängigen cndgilliaen Erledigung de» neuen Bertrag« zu erhalle». Die Provisorien mit Rumänien und Serbien gelten zwar noch bis zum Ende dcS JabrcS: allein di« dahin wird dem Reichstage nur eine ArbcilSsrist von wenig mehr al» drei Wochen verbleiben, da er vo» Mitte December ab Ferien zu machen pflegt, und eS ist mit Bestimmtheit anzunchmen, daß die Vorträge zur Vorberatbung au eine Eomniission gebe» werden. Dcr Ablauf dcr Provi>orien und die Rücksicht auf den Reichstag werden also die Regierung bestimmen, die scko» vereinbarten Verträge zu Beginn der Tagung vorzulegcn, wir sich auch der Verlauf der deutsch-russischen Zollconferenz gestalten möge. Da jeden falls auch dcr RcichShauShall sofort cingebracht werden wird, so würde cS dem Reick,Siage in der ersten Periode seiner Tbätigkeit nicht an ArbeilSstoss fehlen, selbst wenn die Gesetzenlwürse zur Finanzreform dcS Reiche« noch einige Zeit auf sich warten ließen. Da» ist jedoch nicht be absichtigt, und bei dem grundsätzlichen Einverständniß unter den Bundesregierungen und nach dem Stande drr Aus arbeitung der Entwürfe werden diese voraussichtlich in einigen Wochen den BundeSrath durchlaufen baden und zur Ein bringung im Reichstage alsbald »ach Beginn der Tagung reif sein. Die Reise der süddeutschen Ainanzininister nach Berlin ist, wie wir hören, nur durch die noch obwaltenden Meinungs verschiedenheiten über die Wcrtbgrcnze der Steuerfreiheit de« Wein« veranlaßt, während die übrigen Theilc der Finanzreform eine nochmalige Conferenz nicht nothig gemacht hatten. Es werden dem Reichstage im Ganzen vier Entwürfe vorgelcat weiden; der eine ist allgemeiner Nrlur, bezweckt da« finanzielle Berhältniß de- Reichs zu den Einzelstaaten neu zu regeln und wird vom Finanzminisler l>r. Miguel auSgrarbritet, die anderen Entwürfe sollen im Reiche Mehreinnahmen aus den bekannten Gegenständen drr indirecten Besteuerung liefern und werden im Einvernehmen mit dem preußischen Finanz- minister im Reichsschatzamt bearbeitet. V. Berlin. 24. October (Telegramm.) Die „Nortd. Allst Ztg." meldet: Dcr Zolbetrath hält auch in dieser Woche zwei Sitzungen; die erste fand gestern statt, die zweite wird voraussichtlich am Freitag stattfinden. Au» den Verhandlungen gewinnt die Regierung wichtige« Material. Sie ist namentlich den Vertrauensmännern der Industrie, de» Handel- und der Lankwirthsebaft für die Sach kunde und den Eifer dankbar, womit sic sich der Aufgabe widmen. Zwischen den einzelnen ZollbrirathSsitzungcn finden fortwährend Vernehmungen und Befragungen drr Sach verständigen der hauptsächlich in Betracht kommenden Inter- essenlengriippen statt. — Tic anwesende» bundesstaatlichen Finanzniinister setzten deute unter Vorsitz de- Staat«- secretairS v. PosadowSki die Beralhungrn forr. --- verlin, 24. October. (Telegramm.) Die „Nordd. Allg. Ztg." erklärt die durch die Presse gebenden Meldungen über Vorarbeiten zur Nrsor« «er mrtzictntschen Prüf«««»» in der Hauptsache für richtig, wenn auch manche Un- genauigkei len mit unterliefen. Namentlich sei die Sache nicht so weit gediehen, daß schon den Bundesregierungen Eniwürfe voraelezt werden könnten oder Akkrtevereine der medicinischen ,zacultätrn gehört worden seien. Die Angelegen heit befinde sich vielmehr in den alierersten Stadien; erst wenn sie weiter gediehen sei, würden geeignete Veröffent lichungen erfolgen, um den betheiligten Kreiien die Bildung
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