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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.10.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931028011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893102801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893102801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-10
- Tag1893-10-28
- Monat1893-10
- Jahr1893
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Vezust-.Preis I» tz« Ha»pt»lp,dt«io> od« de» t» Stadä- lb«irf »»d de» vor««»» errichteten Ao«- oabcsielleii »L>»h,tt: »terletjädrtich^sLkh bei iweinioliaer täglich»» Zitstellun« in« Han« LLE Durch dt» Post bezog»» für Deutschland u»d Lesterrcich: vieneliädrttch 6.—. Dir»«» täglich» Krruzbaodiradn»g ins Lailaad: «»»atlich 7 SO. DteMory^r-Au-gad» erscheint täglich di« Mx»d->u»-ad» Wochentag« b Utzr. Nedarlio« und Lrveditio«: Aätanne-Oass, 8. Li»Erv»dttio» Ist Wochentag« ,»u»t»rbroch«> ^»ffaet voo früh » bi« »d«d« 7 lthr. /Niuleu: vtto Ae»»'« Lorti«. (Alfred HgH,^ U»tvcr»IL,«slrahe t. L«ui« »ich«. luchart»«»str. ls. patt. u»d K»»tg«»latz 7. Morgen-Ausgabe. 'tipriatr.Lagchllilt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 80 Pfg. Reclamen unter dem Redactionsstrich (tg» spalten) b0^, vor den Aamilieaaachrtchlrti (S gespalten) 40-h. KrStzer« Schriften laut unirrrm Prrit- orrzelchaib- Tabellarischer und Zissanjatz «rach höherem Tarif. ^rtva-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesörderuug 60.—, mit Posibesürderung 70.—. Annalimeschlub für Anzeige»: Abend-Nu-gabr: Vormittag« >0 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« s Uhk. Sonn, und Festtag« früh Uhr. Bet den Atllale» und Annahmestelle» je «t»U halb« Stund» früher. >uzet«e» find stet« an dt» Expeditta» zu richte». Druck uud Verlag »o» L. Polz t» Lrtpzich 55t. Sonnabend den 28. October 1893. 87. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 2V. October, Vormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpeMlon 6e8 1^1pr1«er l^xedlattva. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Bei unserem Btadlorchester. da« den Dienst in Kirche, Gewand- han»co»cert und dem Kiabtideater »u verleben dal, soll, wenn möglich, bereit»»« l. )«««»» 1X94 die Stell» de« Harfenisten, «rlche mit einem Jahre-gedali oon liSeill (8360 vom Stadl theoirr «ud 38» vom Gewandhaueconcertl autgelialiet und mit Anspruch aus Peusloalderechliguug versehe» ist. auderweit beseht «erde». Geeignet« Bewerber, dir sich »iuem Probesptel zu unterziebru hoben. werdeo aufgeiordrrt, ihre Gesuche mit kurzem Leb»n»laus OAllersangob», Siudlengang ,c.) und ihre« Zeugnissen bt» spiiteften« ä»W ls. N»pr«der b. A. bei uns riNjlireichea. Die Anstellung ersolgt zunächst aus eia Probejahr; nachdem die« iu befriedigender Weis, zurückgelegl tsl, tritt sej'te Anstellung nach Maßgabe der Satzungen für di» Orchestermsialieder. sowie die s. Z besonder« nachzusuchende Ausaadme unter die Mitglieder det Orchesier- peusionösond« in Gemäßheit der Slatulea für den Letzteren eia Noch wird bemerkt, daß für de» vorenvLdatea (iiehail der Im Haber der Hars.ntsienslelle selbst für ein« gute, eigene Harfe und deren Besaitung Sorge zu tragen hat. Für DIeientgrn. welche zusolg» unserer Bekaontmachuug vom 8. September d. I. schon Bewrrbung-gesachr ringeretcht haba», darf es einer Wiederholung derselben nicht. Leipzig, dea 8L. October >883. Der Aath brr Stabt Lrtpztg. I^sSLL. l)r »eorgt, WUtsch, «ff. Ld-xbürgermeister. Lu, Namen des Königs! In der Privatklagesach, der Architekten Map P»«»rr uud Gustav Hempei in Leipzig. Privatkläger, gegen den Fadrikgelchält«- sührer Sari Herrmaitu ebendort, Angeklagten, wegeo Beleidigung. Hai da« Königliche Schöffengericht zu Leipzig In der Sitzung vom 8 April >883. an weich,r Tdeii genommen baden: i) Amtsrichter vr Hoidorn, all Vorsitzender, 8) Kaufmann H. Linnemonn hier, 8) Kaufmann R M. Franck» hier, ai« Schöffen, Res. Neumonn, a>« Gericht«ichreiber, für Recht erkannt: L« wird der Angektaale wegen Beleidigung zv rinrr Gelvftrasr V»II Ii»i» ihunbrrt) Mar», im Nichizayiunassall« zu 19 izrhui Tagrn Hast, sowie zur Tragung der Kosten de« Benodren«, »inichlietziich der nolhwendigen Auslagen der Gegner verurlheili. Ten beiden Beleidigten wird die Veingniß zugelvrochen. die Bekanntmachung de« verfügenden Theile« de» Urtdeil« im Leipziger Tageblatt«, und zwar in demieiben Tbeile dieser Zeitung und mit derselben Schrift, wie der Abdruck der Be leidigung geschehen, binnen einer Frist voo 6 Wochen, von Zu- srrttguag de» UrtheU» au die Kläger ab gerechnet, zu beantragen «. R. W. Im Namen -es Königs! In der PrivaiNaqesache der Architekten Gusiov Hern-rl und Max V«««er io Lctpztg. Privotklägcr, gegen den Geschäst-lübrer Johann Earl Gottlob Herrmann in Leipzig, Angeklagten, wegen Beleidigung. Hot da« «önigilche Landgericht zu Leipzig, Ferien Strafkammer 0 in der Sitzung vom 88. August 1883, an welcher Tdeii genommen hoben: l> Landgerichlsdireclor Lehmann, ol« Bor fitzender, 3) Landgerichl»raib De. Fleischer und 8) Landgerichteraih vr. Berger, ai« Richter, Secreloii Seyserih, ai« Gerscvltschrriber, für Recht erkannt: Unter weltweiter Aushebung de« Unheil« de« Königlichen Schöffengericht« zu Leipzig vom 8. April 1883 wird die dem Privaiangetiaglen Herrmann aufertcgle Beldsirase von eia- hundert (IOl)> Morl aus eine solche von suuszig äff) Mark, an deren Stelle im Falle der Uneinbringlichkeit saus (L) Tagr Hast zu irrten haben, derodgesetzl, dagegen die Berulung im klebrigen verworsen und Angeklagter, unter Uebernahmr der tzäist» der in zweiter Instanz erwachsenen Gerichtskoslen aus die Staat-cosse, zur Tragung der anderen Häliie dieser Kosten und Erslallung der HLilte der den Privalkiägrrn iu gegenwärliger Justaaz erwachse»»» uoih- ««»Ltgeo Auslagen vrrurtheiit. Die Richtigkeit vorstehender Abschriften wird beglaubigt »ud die Vollstreckbarkeit der ergangene» Unheil« descheiutgt. Leipzig, d«» Li. October l893 Secretair Berger, Gerichtlschreiber de« Küaigi. Bmlrgericht«, Abth IU. Ausruf. Der sebnlirbe WunsL weiter Kreise in unserer Stadt, den Fürsten viömarck bei Geleqenbeit seiner Reise nach Kissingen io Leipzig srken und begrüßen zu dürfen, hat sich leider mchl verwirklicht. Seine Freunde und Perebrer Kegen di« desto weniger die Hoffnung, daß >dnen früher oder spater noch vergönnt sein werde, was in diesem Oabre idnen versag» bleiben mußte. Aber diese Hoffnung vermag da- lebhafte Verlangen nick» zu unterdrücken, dem großen Ehrenbürger Leipzig«, unabhängig von seinem Kommen oder Nichtkommen, durch einen besonderen Beweis der Verehrung seitens seiner Leipziger Milbürger eine Freude zu mache» Sie dürfte gerade fehl seinem Herzen wobllbun. nachdem er durch längere ernste Gefährdung seine- Leben- bindurchgegangen ist, und wäre zugleich ein Ausdruck unserer dankbaren Freude, daß dem deulschcu Volke sein alter eiserner Kanzler neu geschenkt und — Gott geb'ö für noch lange Zeit — erhallen geblieben ist. In diesem Sinne ist innerhalb de« EomiiS«, daS seincrzeil zur Vorbereitung d,S EmpsangS de« Fürsten zusammen- gktreteu war, der Gedanke angeregt worden und bat allseitige neudigste Zustimmung gesunde»: die -tenerstatue BiSmarck S auf unseren, Le ger LiegeSdeukmale in kleinen« MaHffave (durch Herrn Professor Siemeriug) kunfflcritet, na«r>b,tden zu lassen und diele »raevbildung dem Fürst,» Bidmarck als s^eieDruk seiurr Leipziger Freunde zu LberrrteBen E< Würde zweifellos keiner Schwierigkeit begegnen, die dazu erforderlichen Mittel in engerem Kreise auszubririHcn. Aber wir sind der Meinung, daß dir Freude de- Fürsten über die ihm erwiesene Aufmerksamkeit »,» so lebhafter sein wird, je »röhrr »tr Zahl D rer ist, die sich vereinigt baden, sie ibi» zu bereiten, ,»>r wir sind gewiß, daß viele unserer Mitbürger gern die Gelegenheit benutzen werden, ibm ihre jortdanernke Da»khar!eil und Treue zu beldätigen. Deshalb richten wir an alle Verebrer de- Fürsten Biomarck. bic in Leipzigs Mauern weilen, die Bitte, durch Gr»-Hrun> eine« Beitrag« an rinr der untrnsrnanntc« Strllr» sich an der AuSsühruug unsere« Vorhaben« zu beiheitigen. Leipzig, den l8. October l88S. Brrtschneider. Polireidirector. Pros, v Briegrr. Rector der Universität. s»r. züiil. iikdiiar» BrackhauS (F A. BrockbauS). Mar Ellmig, Steiiimetz-Obermeister, ll. Bice-Dorstcher de« Sladtverordneltn-Eolleainm«. l>r. lltenscl, l. Secretair der Handelskammer. l>r Arorgi. Oberbürgermeister. Bustap Vsetz. Ehrenbürger und stellvertretender Vorsitzender der Handelskammer. Herz««. Siartraih. Heszler, Slaktratb. Pros. ür. Kämmet, Rector de« Nicolaigymnasium« Borsitzendrr der NathS-rttstungSduchhatterei. Aligrmeine Deutsche itredit-Anftalt. V. Z. Hansen. Nrumarki 38. Atfrrd Haffmann, Bankgeschäft, Neumarkl 29. D. Dehler, Schlosser-Obermeister und Gewerbekanimer. I> Pank, Superintendent. Repprilhagen, Latiter-Obermeistcr und Stadtverordneter. I)r. LchtU. Zilstizrath und Vorsteher des Stadtverordneten- EoUezii»»«. De. Schober, General-Eonsul und Stadtverordneter Thtemr. Geb. Eomiiierzienralh, Gciierat-Eousul uud Präsident der HandelSkaminer. Dr. Tr-ndli», Zustizratd und Bürgermeister. Dr. Arnker, Hustizralh und l. Vicevvrsteher de« verordneten-Eollegium«. Sammelstellen: ttusta» N»S, Mauricianum. F. Witztrben. Mark, ,3. Srpedittau des Leipziger Taaeblattr«. S. Potz, iizpedittou der Lripzlgrr Ncueitr» Nachrichten. Stadt Prod»l1knbörsk zu Leipzig. De« Resormatwatseste« wegen findet Manta«, den 30. October, Börse statt. Leipzig, den L7. October 1893. Die lL. Abtheilnu, de« VörsenvarftandeS: F. SLmtdt, Vorsitzender. Bl» yt, Büriensecretair. Bekanntmachung. Der von der Lagerhosverwaliung am td August d. I. aut- «rstrllt», aus Herr» Leopd. Laut« Frauke tu Leipzig taut,ad« Lager- schein Nr. 1488L über SO Ballen Kaff«, gez. sOöSs. >«w. L307.S Klgr., aus deffeu Rückseite l Valleu ss sttb all ad- geaongen abgejchriedeu ist, ist bei un« all verloren gegangen an- gezeigt worbe». Wir sordera den etwaigen Inhaber diese« Lagerscheine« hier- durch ans, sich mit demieiben dtuaeo S Monaten und spätesten» bi« zum D8. Derrmder bei Vertust jeglichen Anspruch« aa dt« Lagerhofverwaltang ln der Lagerdosexpedtlion zu meiden tänolgl keine Meldung, so wird der Logersch^n für erlosch«» und «wirksam erklär! und ein neuer ausgeiertlgt werde». Leipzig, de» LL. September >883 Lagerhas »er Stad» Leipzig. B. Michael. lie N(2II k^veieine laeip/i^-^trult und kwgtli« «en I. Aoeember 1X94. äben«, 7 Ode lm 8»»>» ä«e ee»t«» 8llrger»el>»I«. V»U»»«ech«M«>: 0»»»«i>»nae!>-ge!nh«it«L. l-r i-r A>«»«l. Rußland und veutschland. )?( St. Peteradurg, 23. Octobrr. Die Entsendung der russischen E-cavre unter Avmiral Avellan nach Toulon, ver Besuch der russischcn Lssiciere in Par,« und der enthusiastische Empfang, weicher deutetben in Frankreich wurde, batte anfangs wohl gewisse Vereiilen wachgerusen, und die Dreibuiidniächlr glaubte» genötbigl zu sein, den Ereignissen eo veücU« aegenübcrzustehcn. In erster Linie war eS der Zar, weicher einem Ueber- schäumen der Wogen rechtzeitig cuien wirksame» Damm ent gegensetzte. Man war, al« der russiiche Botschafter von Mehrenheim seine ersten Instructionen erhielt, dir jran< zösitche Regierung von vornherein vor Uebertreibuiigcn zu warnen, durch welche die DreibuatSmächle reiiliiuuil werten könnten, der Ansicht, da« Eingreijeu de« ruistsche» Piachl- haber«, nach dessen Pseffe dir Franzosen ja, wie die Ereig nisse gelehrt baden, sedr gern zu tanze» bereit sind, solle ver hüten, baß Friedensstörungen, Verstimmungen unk Gereizt heiten durch irgend welche Beihilfe russis erseils bervorgeruseu würden. Man halte auch geglaubt, die zwischen Rußland unc Deutschland und zwischen Rußland uud Ocsteirelch Ungarn schwedenbrn Handetsvertragsverhaiivlunge» lviinle» teu Ent schluß des Zaren berbeigesülirl haben. Dazu tain ter von den Vertretern der Dreibuiitsmächle jeteiijaU» deisällig aujge- nommenr Unistand, paß unicr der Hand vertrauliche Instruc tionen an die Behörde» ergingen, einer gleichzeitige» aus- sättigen Feier der Verbrükerungsseste in Frankreich, u> Pelc»«- durg, Moskau und anderen m Betracht kommenden Punclcn des Reiche- nicht die Hand zu dielen. Wie sich nun inzwischen berau-geilellt hat, war eS weniger die Absicht, die Gejüble ver Dreibund« machte zu schonen, welche den russischen Kaise, zu seinem Vorgobe» ver anlaßt Kat,— denn dann wäre sein Besuch aus rem sianzösischen Krieg»jchiff in Kopenhagen am Tage de« Eiiijabren« iciner E-rabre in Tvuton unlerbtieben —, als vielmedr der Wunsch, Frankreich wohl seine, de» Zaren. wohtwoUrute OEsiiinung zu kocumeniiren, aber zug rich zu detunreu, eaß Rußland Frankreichs Hutrigunaen als ibm. dem mächtigen -Llaale, aus welchen jene« alle seme Hoffnungen setzt, durchaus ge bührende Ehrenbezeigungen und Ergebenheit-, beweise ausgesaßl zu sehen wün>che, dir c« ruhig und ge lassen hinzunedmen berechtigt sei. In Petersburg ist denn auch im Wesentlichen und in der Oeffenttichkeit keine Spur von irgend welcher Betdeiliguug der großen Masse an jenen Festen in Frankreich zu bemeilc» gewesen. Die Presse hat e», wie die« nicht anders zu er- warien war, für richtig und nöihig krachtet. Atitiiummero drrauSnigeben und in Franzosenswwäimrrri zu machen, -Vive le TeLr!" und „Vive l« t-r»»oo - zu rufen — da« Absingen unk Spielen der „Marseillaise", sowie die Ruse ire la liSpubligus! sind brlanntlich unter Androhung von » >>„r ve» qrotzen ne>ll>>ou»i» ve» c-iuoe»-, V-I»io>zr orr auniaiig Strafen strengsten« untersagt —, aber die Menge bat ka» I an DeutschlantS Stelle tretende:« ankeren Staaten au« jenem sie gilt Jeder gleich viel, mit dem sie in geschäftlichen B? zirbungen sieben, der ihnen erwerbe» Hilst, ob er nun Deutscher, Franzose, Engländer, Perser rc. sei, wenn rr nur ein Ebrenmann ist. Die „hohe Politik" bat sich scheinbar auch recht zurückhaltend gezeigt. DaS lieat «ent io in den Verhältnisse» Da- Herz möchte wohl gern, aber der Verstaub läßt cS nicht zu — eS wäre auch rn undiplomatisch gerade jetzt, wo man mit Deutschland »nt Oesterreich tt, ,,arn verhandelt, wo nian auch bezüglich Italiens noch verschiedene Wünsche erfüllt sehen möchte, wo »la» ein Geschwader »ach Toulon entsendet, da- tauernd als „Miilelme.rgcschwader" in jenen Gewässern stalionirl werte» «oll, wo man mit der Türkei in Handels vertragSverhaiikluiigen steht und gern für sogenannte „Handels schiffe" (gemeint sine die als KricgSsahrzeuge kriegsmäßig a»S gerüsteten Schiffe der „freiwilligen Flotte") die freie Turck'jabrl durch die Tardanellen erlange» möchte — eS wäre auch zu undiplomatisch, sage» wir, wenn man gerade jetzt Anlaß zu Differenzen geben und de» schon — m» Fug und Recht! — gegen RußlantS Poliiik vor audene» Argwob» durch eine cfficielle oder auch nur ofsiciöse Belkeil'gung an den Festen,welche die russische Esradre iii Fra»k>eich feiert, »och vrrnirhrc» wollte. Man hält sich schön sürsichlig von Allem sein und drückt beule dem Vertreter TciilschlaiitS, morgen dem Eng land« freundlichst die Hand. Demjeiiigen Frankreichs drückt man sie mit gleich verbindlichem Lächeln. Er aber bemerkt bei diesem Händedruck doch eine kleine Nüance gegen sonst; nian ist wärmer, nian läßt die Hand länger als unbedingt i'ölhig in der Hand ruben — „genügend, um zu fühlen, kaß wir Beide vollkommen il'ncernck sind " Verständnißinnig sieht nian sich an — die Außenwelt findet keinen Unterschied in jenen Begrüßungen. In« Herzen ist man aber, und da Hilst keine Schönfärberei, gerade zur Zeit schtechler als je aus die Dreibiiiitstaaie» und ganz besonders aus Deutschland zu sprechrn. Wie getagt, man hält noch zurück. Sollte aber ter HandelSverlrag Ibat- sächtich nicht zu Stande komme», so können wir unsere Leser auS positiv gut unterrichteter Ouelle versichern, daß den« Deutschlhuni in Rußland, daß dein deutschen Handel u»d der deutschen Industrie die qrößien Gefahren droben, daß man an höchster Stelle fest entschlossen ist, rücksichtslos gegen Alle«, was deutsch ist, in Rußland vorzugeben und ihm seine Existenzm ög 1 ichkrit zu rauben und zu vernichten. ES find bereit« in den verschiedenen Ressort- der Ministerien Pläne der verschiedensten Art ausgearbeitel, die alle nur tieS eine große Ziel verfolgen. Ob unter solchen Umständen Deutschland die Verant wortung aus sich laden kann, die Handel-vertrag-verdand- lungr» scheitern zu lasten, da- ericheint allein schon im Jnterrsie der zahlreichen Deutschen, dir in Rußland ihren Verdienst suchen und auch finten, doch mehr als frag lich! Man soll in Deiilschland doch ja die Kräste Rußland- nicht unterschätzen Rußland wird gewiß, falls eS nichl zu einem beide Nachdaarstaaicn drsrirdigenden Abschluß de- HandelSveriragrS lomme» sollte, drei, vier, auch fünf Iabre schwere Verluste z» tragen und unter den Verhältnissen zu leiden baden (Deutschland natürlich nicht minder!), aber dann wird Rußland sich bestimmt erbeben, kann wird e- sich vermöge der »ngebrueren ibm zur Versügung siebenden Mittel »nt de« großen ReichlhumS de« Landes, vermöge der allmälig dadurch nichl au« ihrer Ruhe derausgerissen Bürger meisier, Aerzle, Künstler, einige Damen, die de, allen Gelegendeiltn gern von sich reden machen, da« ist ziemlich Alle«, was >m weiten Zarenreiche in Form von Telegramunn an der Toulon Pariser Feier ideilgenvmmen hat, und »um Tdeii auch nur duich vorderige Anzapfungen von Seilen der französischen ,B>üd-r und Schwestern" dazu gezwungen. Da« Volk, dir Gewerbetreibende», sie alle baden sich passiv verdalien, sind rubig idren Geschäften nachgegangen, undelümwert u» je»» Tollheit» va mue» u, Frautrrrch. Für Nirdergang kräsiig rinporarbenrn und obnr Deutschland auch fernerhin au«fomi»rn, obnr da« au-;»komn>en eS sich drri, vier und süns Iadrr, durch die Verhältnisse gezwungen, gewöhnen mußte In der Gewobnbeit Rußland«, ohne Deutsch tank anskommen zu müssen, und in der Erfahrung, odne D.ulschland au-kommen zu können, liegt für Deutschland unsere« Erachte n« die größte Gefahr bei rinrr Ablehnung de« Haadrl-vertrage« mit Rußloud! ViüuurU oou««l«>l Deutsches Reich. * Leipzig, 27. October. Wie un- leider jetzt erst mit- zetbeilt wirb, bat das königliche Ministerium de« Innern in Dre-den bereit« unter dem 7. d. M. die Vor stellung einer Anzahl zur Messe in Leipzig sich aushaltrnder üdischen B o rtt en hä nv ler wegen Aushebung de« »genannten SchächleverdoteS >» Sachsen — welche Vorstellung von der hiesigen Handelskammer an da« königliche Ministerium zur Keiininißiiadiuc übersendet worden war — beantwortet. DaS betreffende Schreiben de- könig liche» Ministeriums, gez. von Metzsckr, da- am ll. d. M. bei ter Hantetskammer ringegangen und darauf den Be- theiliglen milgeibeill worden ist, lautet: Ta» Ministerium des Innern dal vo» der durch den Bericht der Handewloiiiimr zu Leipzig vom 3. 6. dnse» Monat« abjchriktiich ander gelangt,» Eingabe einer Mehrzahl vo» zur M-sse weilenden jüdischen Borsten- und Product-ndüiibler «onnin-b genommen. Zur Berücki-chugung ist zunächst zu benierlen, bub ein Verbot de« sogenannien Schämten» in Sachsen überhaupt nicht besteht; e« ist vielmehr nur die vorherige Betäubung der Lchlachiihier» vor dem Schlachten durch Verordnung vom Lt. Marz ld!)8 vorgeickiriebe» worden, allerdings ohne daß dabei bezüglich der jubi>che» Schlachtung »ine Aueiiadm» gemocht worden wäre. Sollte e» daher gelinge», sur das Schachten ein V.rsahre» ausfindig zu machen, welche« geeignel wäre, die dem Schachte» ohne vorherige Betäubung entgegensiehenbeii Bedenken zu erledige», so wurde dann auch nichl Weiler aus der vor derige» Belaubung bestanden zu werde» brauchen. Die gedachte Beiordnung tsl nach reist cher Erwägung und nach wiederholter Eimoiderung sachverständiger Etutochlrn, sowie mit säst ein stimmiger Billigung der zunächst gehörten zahlreichen Behörden Ilreisoauptniaunichasle», Anilshauvliiia»»>chailtll mit ihren Be- zlrlsausichusitli uud Ltadtralhe») erlaiie» worden, wobei inshenniLere beuierli werden mag, daß auch die »i-t dem bezügliche» Berichte de« SiaLiraihe« z» Leipzig überreichte Auslastung der dortigen Lckilacht- hoisverwaliung sich in sehr energischer Wen, gegen die Ausdehnung der Vervldnuiig aus jüdiiche Schlachtungen aurgesprochen hat. Ein triillger Eirund, von der in Frage sichenden, m» der Religion aa sich gar nicht ziisainnienhängeudrn, vielmehr lediglich aus Erwägung der auch den Thierichutz uiujassende» Moral beruhenden Vortchrist eine von judncher Seile verlangte Au»»uhme zu »lachen, ist nichl vorhanden. Ten» e» liegt aus Ler Hand, daß auch e>», wenn gleich seit Langem bestehender, doch aber aus wandel baren Menscheuiatzlliigen hervorgegangener ritueller Gebrauch >n- ivivett keinen Anspruch aui Beachiung mache» kann, al» er dazu angetliaii ist, in siiiticher Beziehung Auslaß zn erregen, oder mit aUgemein siauliichen Einrichlungen im Widerspruch sieht. Ta» Ministerium des Innern kan» sich daher um so weniger ent» jchlietzen, die verlangte ausnahmsweise Behandlung der jüdische» Schlachtungen zuzugesielen, als sichertich von der überwiegenden Mevrhell der Bevölkeiunq >ene» Verlangen als eine u nberechligte Foidcrung einer sich ahionderuben Minderheit betrachtet wird." *,* Berlin. 27. October Bereit« seit geraumer Zeit bat man im preußischen Insti z minister tu in, »ickt zu letzt angeregt durch einen un> efangeiien Blick aus die Re sultate der letzte» Reichsiagsioa.le» auf dem Lande, ins besondere in Mittel- und Sürdeuticklaiid, der sogenannten „Gütersckläcklerci, einer der bedcnkl-cksten Formen de« GriindstückSmucktrS, eine durch den Argwohn geschärfte Auf merksamkeit zugewendet. Die Formen des Wuchers aus dem Lande sind in ihrer Ursache, ihrer Eigenart und ihren Wirkungen durchaus verschieden von dem Geld- unk Eredit- wi-chcr, stebcn daher auch in gar keinem Zusammenhang mit demjenigen Tbalbcstand, den da« Wlichergcsey von l88» nnd die in ticiei» Iabre in Kraft getretene Novelle desselben ansstcUt Während wir es dort mit einzelnen Rechts geschäften zn Il-nn haben, bei denen ein Tdeii sich unvcr- hältnißniäfiige Gegenleistungen auSstetungen bat, ist es gerade daS Ebarakleristische teS tä»plichcn Wucher-, daß der Vortbcil nickt in dem „ausfälligen Mißverhältnis;" der Gegenleistung, sondern in der systematischen Enlwickelung re« Geschäfts verkehr- seitens de« Wucherer- gesucht wird. Nach einem bestimmten Plane sucht der unredliche Geschäftsmann durch fortgesetzte, kurz aus einander folgende Geschäfte den gc- sanimlen Geschäftsverkehr mit dem kleinen Grundbesitzer so zu verkeilen, daß der Letztere nicht mehr im Stande ist, da« Verbältniß zu lösen, und die ge kämmte wirthschastlicke Existenz desselben dem HandelS- nianne oft znm Opfer fällt. Die G-sahren diese« planmäßig aus Schädigung de« anderen TbeilS aerichleie» Geschäfts verkehrs werden noch dadurch erheblich verstärkt, daß der Geschäftsmann Alle« daran setzt, um die gegenseitigen Ge- schäslsverkältnisse möglichst im Dunkeln zu erhalten unk dem Schuldner jede Ueberückt über dieselben abzuschneiden. Schrift liche Fixirnngen werken möglichst umgangen, der weiteren O-ffeniIickkeii der Einblick in die Veibällnilse vorsorglich ver wehrt. Die Wurzeln de« Wucher- auf dem Lande — und diese treten insbesondere in den Ausschreitungen beiter Güteribeilung und in dem Handel mit ländlichen Gr nnd stücken hervor — liegen also lediglich in der ge flissentlichen Verwirrung iindVerdlinselniig.inii rer der geschäfts kundige Handelsmann die gegenseitigen Rechtsv-rbällnissc zu umgei>rn weiß. DaA diesem Unwesen nur durch bestimmte, aus einem einheitlichen Lvstem ausgebautr rrzwingbarr OrdnungS- vvrschrisien gesteuert werden kann, zu dieser dantenSwertbka Einsicht ist die preußische Regierung gelangt, und taraushin bat sie in aller Stille — das Factum könnte fas» wie eine Uebrrrai'chung wirken — ihre Beobachtungen und Erhebungen gestützt. AnsangS batte man versucht, kie gedachte Reform in vaS neue „Gesetz, betreffend Ergänzung der Bestimmungen über den Wucher", mit rinzuschließen und so sür da« ganze Reichsgebiet zu nutzen. Indessen zeigten sich alsbald im Sckooßc de- BundeSralbeS gerade Uber diese Fragen so schwere Divergenzen, daß Preußen, um nicht die Vorlage gain falle» zu lasse», gezwungen war, nun- mrbr selt'ststäup'g vvrzugeben und diese» Tdeil des Entwurf« auf rem Wege ter Landesgesetzgebung zu verwirklichen. Wenn auch dir Vorarbeiten sür den Gesetzentwurf zum gute» Theil bereit- beendet sind, so entziehe» sich dock die Einzelheiten derselbe» vorläufig neck der Veröffentlichung. Es gilt vor Allem» zwei Schutzvorrichtungen gegen Ausbeutung bei länd lichen Versteigerungen z» schassen. Zunächst soll sich der Bieter »löglichs» vorder uneingeschränki Klarheit verschaffen können über den Gegenstand unk die Bedingungen der Ver steigerung, ferner über die getroffenen Vereindarunben. So dann »p r« nolhweudig, daß di« gmrltch« Mü»«rkuKtz b«i
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