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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.11.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931108028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893110802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893110802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-11
- Tag1893-11-08
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A«zeigeN'PreiS die stgespaltme Pctitzeile 80 Pfg. dirclamea unter d«mArdortioadstrich <4ga» ipaltea) k>0/>Z, vor den Fannlieaaachricht«» Sgrivclrea^ 40^. Größere Echriil«» laut unserem Prei«- vrrzrichaiß Lod«llarilch«r »ad gifserafatz aach hvhrrrm Tarif. Extra-Veilaira (gesalzt), aur »nt de« Mo-aen - Ausgabe, odne Postbeflrderuag .» M—, mit Posidesörderung ^l> 70.—. 7iN««h»eschlad für Anzeigen: Abrnd-Au-gab«: Vormittag- 10 Uhr. Morg«»-Au-gab«: Nachmittag- »Uhr. Dona- und Festtag- früh '/,8 Uhr. Vei drn Filialen und Vlnnabmestrllea j« rin« balde Stund« früher. Aazet««« sind stet» an die Expeditt«» zu richte». Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig. Zi° 571. Mittwoch dm 8. November 1893. 87. Jahrgang. 0. s. Politische Tagesscha«. * Leipzig, 8. November. Die Grundverbältnisse des gestern gewählten amen Prrustifchrn Aldgeerdurtenhansc» werden sick nach keiner Richtung hin verändern; da« läßt sich bereits mit vollständiger Sicherheit Lbersebcn, auch wenn noch einzeloe kleine Verschiebungen durch die Ergebnisse einiger unsicheren Wahlkreise eintrelen. Eine knappe konservativ-klerikale Mehrheit, wie sie schon im vorigen Abgeordnetenhaus« vor- danden war, bleibt auch jetzt bestehen und wird auch in Zukunft, namentlich in Fragen deS Kirchen- und Schulwesens, wie auch in manchen wirlhschafllichen Angelegeiiheilen oft genug in unerfreuliche Wirksamkeit treten. Andererseits wird eine Mehrheit aus den beiden konservativen Fraktionen, wenn auch nicht sehr viel daran fehlen wird, doch auch jetzt nicht zu Stande kommen. Das ist immerhin ein Erfolg; denn auch eine solche Mehrheit könnte Manche« durchsetze», was selbst die gemäßigtsten Liberalen beklagen müßten. DaS Eentrum ist aber auch nicht in der Laar, nach links hin eine Mehrheit zu bilden, und eine sehr bedeutende Mehrheit au» den Natioualliberalen und, wenn auch unter Abstoßung d«S extrem konservativen Flügels, den gemäßigteren Mitgliedern drr Rechten, eine Mehrheit, von der in rielrn drr wichtigsten Fragen de« Staatsleben- doch immer die Entscheidung abhängen wird, ist auch in dem neuen Abgeordnetenhaus- vorhanden. Darin unterschriket sich dessen Zusammensetzung sehr vortdeilhast von der» jeniaen deS Reichstag-, wo zwar da« Eentrum mit der deutsckconsrrvativen Partei keine Mehrheit bilden kann, sondern dazu noch der RrichSpartei und kleinerer Gruppen, wie drr Polen, bedarf, wo andererseits die beiden konservativen Richtungen mit den Nationallibrralrn zu einer Mehrheit lange nicht auSreichen, dagegen da« Erntrum mit den radikalen Parteien und den anNuationalrn Gruppen leicht eine Mehr heit der Negation bilden kann. Während also im Reichstage große positive Leistungen ohne die Mitwirkung de« Eentrum« überhaupt nicht oder, wie bei der HtrreSreforni, nur unter ganz besonderen Umständen und mit äußersten Schwierig keiten zu Stande kommen können, ist die klerikale Partei im preußischen Abgeordneten Hause entbehrlich und ihre Machtstellung daher erheblich geringer. Da« ist dir immerhin bedeutend günstigere Zusammensetzung drr preußischen PoUSvertretung gegenüber dem RcickStag, und an diesem Gruudzug wird auch durch kleine Verschiebungen zwischen drn Parteien bei den neuen Wahlen nicht« geändert. Der Libera lismus ist allerdings im neuen Abgeordnetenhaus durch dir abermalige Schwächung der freisinnigen Richtung in seiner Aertreterzahl noch etwas zurückgegangrn. Die National- liberalen haben sich gut behauptet, aber die Grenze, bis zu der sie liberale Welt- und StaatSanschauungen zur Geltung bringen können, ist in drn heutigen Leiten eng gezogen. Der Bildung des EoalitronSministeriomS in veftrr- rrich, dem man schon für gestern entgegrngesehen hatte, thürmen sich täglich neue Schwierigkeiten entgegen, und zwar Schwierig keiten nicht nur sachlicher, sondern auch persönlicher Natur. Anschrinrnd ist besonder« die Ernennung de« Baron« Wid- ni ann, eint« Mitgliedes der drutsckliberalrn Partei, zum Minister de« Innern aus Widerspruch gestoßen. Drr „Nat.> Ztg." wird darüber au« Wien vom 7. d. M. berichtet: „D«r Kuiser ist b»nt« früh »m ü Uhr hier ringetrossen und deichird drn Fürsten Windischgrä» auf 1l Uhr vormittag« znr Audienz. Fürst Windischgrätz hat die disserirrnden Vorschläge der drei Ltub-Obmäiuier entgrgengeuommr», ohne sich für eine der Listen zn binden, «r dürfte dirfetb« dem Monarchen znr Entscheidung deute unterbreiten. Man fürchtet hierdurch dir Octroyiruug einer Liste, die Niemand befriedige? würde; voruehmlich tancht dir B«> fürchtnn. Untere . - - aas, daß Gras SchSaborn da« Portrfraivr de» t« zagrwlese» erhalten soll und daß man der Linken nicht da» Inner« übertragen will. Unangenehme Urderraschungea im letzten Momente sind »ich» au-geschwssen." Der hier erwähnte Graf Schönborn, früher «Statthalter von Mähren» im Ministerium Taaffe Iustizminister, ent stammt einer jener einst »»deutschen Familien, welche ganz in- czechisch-feudale Lager übergrgangen sind. Würde er Unterricht-minister, so wäre rin Zusammenarbeiten mit der deutsch-liberalen Partei von vornherein ""-geschlossen und dem EoalitionSministrriuw. eine »och kürzere Lebensdauer brschieden, al« selbst die pessimistischsten Beurthriler bisher angenommen haben. Auch in Ungar« ist die hoffnung-freudige Stimm»« mit drr man der Entscheidung de« Kaiser« Franz Joseph bezüglich der Eivilrhe-Borlage entgegensah, plötzlich um- geschlagen. Wie bereit« im heutigen Morgenblatte gemeldet worden ist, hat der Kaiser vorgestern, bevor er die ungarische Hauptstadt verließ, in die er voraussichtlich im Laufe diese« Jahre« nicht zurückkebrt, sich abermals Bor- träge über die Vorlage halten lassen, aber die Bor- Sanction derselben nicht vollzogen, sondern seine Ent scheidung auf schriftlichem Wege in Aussicht gestellt. DaS hat eine peinliche Ueberraschung bervorgerufen, da da« Abgeord netenhaus die Verhandlungen über die Vorlage für morgea auf die Tagesordnung gesetzt bat und der Ministerpräsident erwartet hatte, die Angriffe der Opposition über die Ber- schlepvung de« EhegesetzcS durch die Erklärung abschneiden zu können, daß die Regierung sich im Besitze drr Er mächtigung der Krone befinde, da« Ebegesrtz auf den Tisch de- Hause« niedrrzulrarn. Allerdings giebt man auch jetzt die Hoffnung noch nicht auf, daß die Zu stimmung der jerone erfolgen werde, aber da- Unbe hagen über die Verzögerung ist doch allgemein. Folgende« Telegramm au« Pest vom 7. d. schildert die letzten Vorgänge und die Stimmung: Gestern fand unter dem Vorsitz de« Sailer« ein Minist er rath statt, in dem die letzte Entscheidung über die Li»ilehe»orlaa, erwartet wurde. Der Kaiser hörte dir vortrage an nnd erklärt« dann, «i« in solchen Fällen Mich, er werde dem Ministerium trtn« Entscheidung schriftlich mitthetle». Dari» liegt eigeutlich nicht« Ueberraschende«, da ein ähnlicher Vorgang bei wichtigen >u- lässen stets befolgt zu werden pflegte, allein man hatte allgemein für gestern Abend die amtliche Verlautbarung der Zustimmung der Srone erwartet, iomit herrscht eine ziemlich« Verstimmung, daß diese auSblieb. Abends reiste der Saiser von Pest ad. Ehe >edoch die Abreise erfolgte, hielt ve. vekerlr einen neuen Bor trag in dem Sinne, daß da- Labinet uavrrbrüchtich daran festhalten müsse, daß eS zurücktrete, wenn die Vorlage und die Civilrhe nicht in allen irgend wesentlichen Punkten die Zustimmung drr Srone erholte. In allen mit drr Politik in Verbindung stehenden Kreisen ist man darüber einig, daß die Zustimmung der Srone erfolgen werd«. Gleichwohl erweckt die neu« Verzögerung ein Gefühl de« Unbehagen». Wie die Dinge jetzt stehen, muß dt« Lutscheidung zwischen heut« «ud morgen sollen, da am Donnerstag die Budgetberathuua de- ginnt und dle Regierung vor dieser, wenn sie nicht die Vorlage selbst einbrlngi. doch die Erklärung obgebeu muß, daß sie zur Einbringung ermächtigt sei, weil nach früheren Vereinbarungen dt» Budget- beralbunq nicht beginnt, so lang« dle Lage de« Labinet« in dieser Frag» nicht vollkommen geklärt ist. Die Meinungsverschiedenheiten, welche im fntttzlfisch« Ministerium herrschen, kommen immer schärfer zum Aus drucke, je näher der Termin zur Eröffnung der ueugewählten Kammer heranrückt. Auf der einen Seite stehen der EonscilS-Präsidrnt Dupuy mit seinem opportunistischen Anhang und aus drr anderen drr Kmaazmiuistrr Prytral mit seinen radikalen Freunde» Vielte und Terrier. Drr radicale Flügel denkt aber nicht daran, sich vor der Majorität de< Mmisterratheä zurückzuzirben. Im Gegentbeil, Finanzministrr Peytral scheint geneigt, sein Liebliag-projert, betreffend die Einkommensteuer, zurückzustellr» und rdrnso wie sein mchvergnügter Eollege Vielte den Zusammentritt drr neuen Kammer und deren erste Abstimmungen abzu- warteo. An Gelegenheit zur Kundgebung >hre- Willen« w»rd eS der Dcputirten-Kammrr nicht fehle«, dran abgesehen von der Declaration, welch« Dupuy vortragea wird und dir ein ganze» Regierung-Programm enthalten soll, wird c« gleich zu SessionSdegin» Interpellationen und Anträge regnen. InSdesontere spricht man vvn Interpellationen bezüglich de« nun alücklich-rweise beigrlrgtcn Kohlen- arbeiler - Streik« im Norden und bezüglich de« Zustande« de- Cornelius Herz. Ein oder mehrere Anträge auf Er lassung von Amnestien werdrn auch nicht fehlen, und so kann r« wohl nicht auSbleiben. daß auch in drr orurn Kammer Münzconferenz nicht ausoglrtch auf den parlamentarischen Secinisch gebracht werden sollten, waä eben auch nicht aus geschlossen ist. Nach drn au« Gpante« vorliegenden Meldungen ist die Lage vor Mel Uta noch unverändert. Dir Kabyleu he hauptrn nicht nur die von ihnen aufgeworfenen Schanzen, sondern auch die von drn Spaniern berarstelltrn Schützengräben Offenbar beeinträchtigt da« hügelige Terrain dir Wirkung der FrsiungSzeschützr, und Mörser, welche unter diesen, den indirekten Schuß erdrischrndra Umständen Verwendung finden müßten, scheinen nicht vorhanden zu sein; an genügenden Insanterir- Massen aber zu einem umfassenden Sturm aus die Stellungen der Kabylen fehlt e« noch immer. Inzwischen begnügt sich General Macia» damit, durch anhaltende« Geschütz lruer möglichst alle Gelände und drrgl. ,m Umkreise der Krftung zerstören zu lassen, um drn Kabylen für drn Tag der «ntschndendea Aetion nach Thunlichkeit jrd« Deckung zu nehmen. Zu dieser Aetion hält drr General, wie er sich gegen Vertreter spanischer Blätter auSgesvrochcn, volle lv »00 Mann für ooth- weadig. In der spanischen Presse llutzert sich inzwischen eine recht gedrückte Stimmung, obgleich sie dir Zuversicht schließlich«!! Erfolge« aufrecht erhält. „Epoca" und andere Blatter beklagen tief, daß ein Zwischenfall wie der von Melilla die spanischr Armee in so unfertigem Zustand« treffen konnte, und daß mau jetzt, um l0»»0» Mann auf di« Beine zu bringen, auf die Reservisten von 1888, 8» und 0» zurückarrilen müsse- Ehr diese« Aufgebot aber zu Stande gebracht sr>- würden di« Kabylen, zuversichtlich gemacht durch di« Ersol ihrer Landsleute, drn Belagerern Zuströmen und deren Zahl im Handumdrehen auf mindeste»« 50 000 gebracht haben, so daß da« unmittelbare Bedürfniß auf spanischer Stile immer mehr anwachsro müsse. Der „Imparcial" klagt» daß dir Kopflosigkeit und Hilflosigkeit drr Regierung allein eS drn Kabyleu ermöglicht habe, die von den Spaniern angelegten Schützengräben und Aeldschanzen gegen die Festung zu kehren, die telephonische Verbindung zwischen den Werken zu zer stören und 4000 Saadsäcke, welch« die spanischen Ingenieure zur Herstellung von Brustwehren angesrrtigl, für sich zu verwenden. Jetzt endlich handle die Reaierung, aber uber> stürzt und unter außerordentlichen Opfern. Die .Epoca' prophezeit dem Eabinet Sagasta, daß eS der Verantwortung seiner Fehler nicht entgehen werde. Die Klagen sind aller ding« nicht unbegreiflich, wenn man sich rrinnrrt, Laß der Urbrrsall drr Kabylen gegen da« Fort Guariach, welcher den Eonstict hervorrief, am 2. Oktober, also vor mehr al« einem Monat, stattgesundoi hat und daß bis heute die Kabylen aus dem spanischen Gebiet sich behaupten. Während im Norden Frankreichs der AuSstand der Koblenarbeiter plötzlich aufgehört hat, nachdem un mittelbar vorder noch dir Nothweudigkeit der hartnäckigsten Ausdauer proclamirt worden war, iss in GuglänD dir Be endigung de« KohlenarheitrrauSstanteS abermals an drr Un- vereinbarkrit der grgensritigeii Ansprüche gescheitert. Der Kriedrn schien gesichert, al- Grubenbesitzer und Arbeite? sich endlich zu einer genikiiisamen Ratbssitzung entschlossen hatten; aber die Verhandlungen, die im Äestniinstrr Palace Hotel tattsanden, verliefen erfolglos. Die Bergleute bestehen aus einer osorligrn Wiederaufnahme der Arbeit aus Grund drr früheren :'öhne, die aus alle Fälle einen Ausschlag von 30 Procent gegen die vom Januar l888 darsteUe» und bi» zum 1. April l804 gewährleistet werden müssen. Erst nach Ablauf dieser Frist solle ein au« beiden Tbeilen bestehende- SchirdSamt die «künftige Lobndrstimmuna in die Hand »ebmcn, d. h. die Möglichkeit eine« Aufschlag- in« Auge fasse»; von einer Herabsetzung ist nicht dir Rede. Die Grubenbesitzer ibrer- irit« zeigten begreiflicherweise wenig Lust, sich aus Gnade und Ungnade zu ergeben, sondern schlugen zunächst die Nicdersrtzung eines Schiedsgericht- vor, welches dir Lohnbcstimmung sofort zu erledigen habe; mittlerweile sollte die Arbeit zu den früdere» Lobnsätzen wieder beginnen; nur vorbehaltlich de« Enlscheiv- de« SchiedSamt« mit einem Abzug von lü Procent, der in die Bank stießen »nd später nach Maßgabe de« Entscheid« zur Vertbeilung gelangen würde. Diesen Ausweg au« der Sackgasse lehnten die Ver treter der Arbeiter ad, und zwar mit der fragwürdigen Begründung, daß, wenn dir Grubenbesitzer so versöhnlich gewesen wie sic, die Arbeiter, so wärr drr Streit zum rudgiliige» AuStrage gekommen. In Anbetracht der wachsenden Sohtennoth ist e« kaum zu verwundern, wenn jetzt drr an sich durchaus unenglischr Ruf laut wird, eS möge d,e Regierung die Frage in die Hand nehmen. Nachdem im englischen llnterbause die Regierung selbst erklärt hat, daß der Mätatzrlekünt« noch keineswegs entscheidend besiegt sei, ist die siegrSsrohe Stimmung in Eogland rasch verflogen. DaS Gleiche ist im Kapland der Fall. Selbst Sir Ereil NhobcS telegraphirt an drn Schatzmeister der Eharterrd Eompany: „Unsere Leute haben seit dem lü. Oktober täglich gekämpft. Loben gula ist ,u dir Nähe BuluwayoS zurückgekehrt und ei» großer Kampf steht bevor." Wenn einrr Meldung der „Pall Mall Gaz." zu glauben ist, ist dieser schon erfolgt. AnS Johannesburg wird dem Blatte berichtet, eS habe ein neue« Tressen bet Buluwayo stattgefunve». Lobengula sei in seinen Kraal zurückgekehrt und habe den Gedanke», über den Sambesi zu entweichen, aufgegeben, da Regengüsse und sein un- aeheureS Körpergewicht die Flucht fast unmöglich machten. Die «intrrffenden genaueren Berichte über die letzten Kämpfe schränken den Sieg drr Weißen ohnedies imiiier mehr ein. ES gewinnt sogar drn Anschein, als ob dir Truppen der Südafrika-Gesellschaft Kälten zurückgehen müssen. Wenn unter solchen Umständen in London bereit« bezweifelt wird, daß Buluwayo überhaupt eingenomuien wurde, erscheint die« be greiflich. Den Absonderlichkeiten, die in der letzten Zeit ein Thril drr rufstschen Presse zu Tage förderte, ist auch ein Plaidoyer sür die allgemeine Abrüstung beiz»zählen, mit dem sich seltsamer Weise eine« drr chauvinistischen Blätter, die „Novosli", hervorwagen. An den AbrüstungSwunsch knüpft da« Blatt den weiteren Wunsch, daß der Dreibund zu der Erkennt- d» 1 s a ». s. L ü. L ». » L L L L 101N, iso-i, »«»> »ri< «7» »r», «» e* «,» n»r4« Ferrillston. Leben um Leben. Ls Noman in zwei Bänden von M. Gerhardt. 7i»iddr»ck »n»»ten. (Fortsetzung.) „Heinz, lieber Heinz, versprich mir —" „Was bekomme ich Schweigegeld?" „Was Du willst." „Ist« ein Wort'?" „Selbstverständlich." Da» Geflüster der Geschwister war unbeachtet geblieben, da über die Frage Götz ein lebhafter Wortwechsel zwischen den Eheleuten entbrannt war. „Ja, Lieschen, wußtest Du nicht, daß Götz hier war?" fragte Herr Markwald harmlos und drehte den mächtigen Sauerbraten, der vor ihm aus drr Schüffrl stand, hin und der. um beim Zerlegen die Faser kunstgerecht zu durchsckneiden »Götz nahm e« eigentlich übel, daß Ihr ihn nicht empfingt." Frau Markwald brach in ein bitteres Hohnlächelt auS. „Als ob ich nicht stet« die Letzte in diesem Hause wäre, der die wichtigsten Dinge zn Obren kommen!" „Na, na, zu den allerwichligsten Dingen —" „Mir, ja! Mir ist e« von Wikbtialkit, daß ein Gast in unserem Hause nicht gekränkt wird!" schnitt Frau Markwald ihrem Gatten in voller Entrüstung da« Wort ab. „Darum wurde Götz un» nicht gemeldet? T>u hast ihn im Spielzimmer empfangen »nd festgedaltrn, Heinrich, sag' e« nur!" „Er bat sich bei Dir melden lassen, Frage nach, e« wird «in Mistvrrständniß sein." „Eine Nachlässigkeit der Dirnstbotrn, natürlich! Aber daß Dn — Du. Heinrich, nicht den erleuchteten Einsall hattest, dir Glocke zu ziehen und Jemand hinauszuschickrn —" „Kind, ich hatte andere Dinge im Kopf!" wehrte Herr Markwald verdrießlich ab. „Soll ich weiter schneiden?" „Ach, thu' doch wa« Du willst, wa« fragst Du Wünschen!" „Mutter, wa« regst Du Dich auf!" rrdetr Heinz begütigend dazwischen. „Ich fahre »ach Danuendrrg hiaüder und bringe dir Sache in Ordnung." „Nein, mein Sohn, ich selbst werde Hinfahrt», erklärte Frau Markwald feierlich Was soll Fra» vou Götz von un< drukrn? wir er mir sagte. üu aach airineo Ich bin ihr ohnehin einen Besuch schuldig. Sollen wir un« etwa al« Bauernrüpel verschreien lassen? Du kannst mich begleiten, Heinz." „Auch gut, Mutter." „Vorder will ich aber eine strenge Untersuchung anstellrn, erklärte Frau Markwald mit bochgr ogenen Brauen. — Die Untersuchung ergab, daß Jettr, da« Stubenmäden, von Herrn Lieutenant von Götz mit der Meldung an die Damen gesandt, den Auftrag an Minna, dir Nähterin, weiler gegeben hatte, die eben einen glühenden Bolzen au- der Küche gevolt und nach der Schneiderttube unterwegs gewesen war, während Jette mit dem Frühstück sür die Herrn alle Hände voll zu tbun gehabt. Jette batte sich also nothdürftig gerechtfertigt und Minna wurde in« Verhör genommen. Minna war ein Kind vom Gut, da» mit den jungen Fräuleins gespielt und deren Unterricht tbeilweise mitgenossen batte; sie dankte dieser Erziehung rin anständige«, gewandte« Wesen, das ihr jedoch so wenig wie ihre auffallende madonnen hafte Schönheit allewege zum Dortbeil gereicht«, weder bei den Herrschaften, noch bei ihren StandeSgenoffen. Die Letzter» warfen ihr vor^ sie sei hochnäsig, wisse sich eiuzuschnieichrln und wolle die Dame spielen. Die Erster«» fanden sie geziert und anspruch-voll. Ihrer geschickten und flinken Hände wegen wurde sie trotzdem ans einem Gut-Hof in den andern empfohlen. Frau Markwalb brtrachict« sie inveß als rin« Zugehörige de« Hanse-, dir sie gleichsam nur aus Gefälligkeit für längere oder kürzere Zeit auSlieh. Neurrding» hatte Minna ein schlaffe-, tväuiiieriicheS Wesen angenommen, und war, wenn auch fleißig wie immer, doch uuachtsam und gegen Hannckrn, ihre Vor gesetzte, schnippisch und reizbar, wa« übrigen« dem unerschcps lichen MilthrilungSbedürsaiß der beiden ArbeitSgenossinnen keinen Eintrag that. Ans die Frage ihrer Gebieterin betheuerte Minna, die Meldung richtig an Fräulein Bertha brstellt zu haben. »Füge mir nicht« vor, Kind", erwiderte Frau Markwalb ge- müiblich. .Da« macht die Sache nur schlimmer." „Aber Hainichen hat r« doch auch gehört", verthridiztr sich Minna ängstlich. „Fräulein Bertha war eben bei der Anprobe." Bertha stellte zuerst entschieden in Abrede, dir Meldung erhalten zu haben. gab dann aber zu, sie möchte dieselbe, da eben da« Falienarrangement de« Rocke« auSprobirt worden, überhört haben. Frau Markwald richtete einen vorwurfsvoll«» Blick aus ihr« verwöhnte Lieblingstochter und wandte sich wieder in scharfem Ton« an Minna. „Du sahst, daß Fräulein Bertha beschäftigt war, wr«halb kamst Du nicht zu mir?" „Fräulrin Bertha schickte mich hinunter, die Breiten ru holen, gnädige Frau. Nnd ich konnte die Breiten lange nicht finden." „Ich sagte ihr, Hilde hätte die Breiten im Kindrrzimmer!" ries Bertha, und Jette setzte halblaut hinzu: „Eine Stunde, nachdem ich der Minna da« vom Herrn Lieutenant bestellt hatte, traf ich sie im blauen Zimmer am Fenster. ES war keine halbe Stunde, widersprach Minna halblaut mit bochrotben Wangen. Wa- hattest Du in d«m hla«e» Zimmer zu schaffen?" verhörte Frau Markwald mit majestätischer Richtermrenr. Minna stocht ihre Finger ineinander, ließ den Kopf bangen und blieb die Antwort schuldig. Frau Markwalb schüttelt» de» Kopf. Das blau« Zimmer lag zwischen dem Herrenzimmer und dem Hausflur Wa« konnte da- Mädchen dort getrieben haben? Sir hieß Jette ihrer Wege gehen und Minna ihre Arbeit vornehmen. Nach einer Weile rief sie diese leiseste „Ist nicht der Pehlkeu, ihr Augu' ^ Tien^? lugust in Dannenberg im a. gnädige Frau, er ist -Kutscher." zUad er war heute mit dem Herrn Lieutenant hier? Minna bejahte. „Nun versteh ick>, dem August hast Du ausgelaurrt. Ich denk«, r» spielt so wa» wie n« Brautschast zwischen Euch. Sprich die Wahrheit, Kind." „Ich halt ihn noch nicht gesehen, seit er vom Militair urück ist, gnädige Frau", bekannte Minna demütbig. Und dir Prlhkrn kann « nicht leiden, daß er sich mit mir abgiebt Und da Hab» ich am Kenstrr gestanden, bi« er vom Stall beraustam, daß di« Alte mich nicht sehen sollte." Frau Markwald wiegte nachdenklich, sehr befriedigt über ihren eben bewiesenen Scharfsinn, de» Kops. Minna sich, ihr bi« Hand zu küssen. „Ein andermal vergiß nicht über Leinen L,rbr«grschichten, wa« Dir auf-etragen wird. Also di« Pehlkrn will nicht« davon wisse», daß ihr August Dich zur Frau nimmt? Ich Hab bemerk», daß sie häßlich gegen Dich ist, aber nimm Dir'« nicht zu Herze». An Hrirathm könnt Ihr ja noch lange nicht denken' „O ja, drr August könnte schon." „So? Nun, ich will einmal mit der Allen reden." „Ach, wenn gnädige Frau die große Güte haben wollten!" Frau Markwald nahm die dankbaren Handküsse HpS hübschen Mädchen« mit herablassender Huld hin. Eine «ttlnde später winkte sie Bertha vom Kaffeetiscb zu sich in ihr Wohnzimmer. „Liebe Tochter, Du begleitest mich morgen nach Dannenberg. Wie konntest Du nur solche Eonfusion aurichtcn. WaS muß Götz denken?" ,Ack>, Mutter, laß ihn denken, was er will. Ich Hab« mich aus der Taufe bei Wohlgcmuth'S zu sehr über ihn ge ärgert. Er stellte mir ein kalb Dutzend Herren vor und forderte mich ganz zuletzt zu einer Extratour auf." „Da» war dir Rache dafür, daß Du ihm für die Schlitten fahrt einen Korb gabst, Kind. Er ist dann nicht gefahren, ich weiß eS von seiner Mutter." „Immerbin. Ich mochte dock nickt mit ihm fabren. Ich kann ibn überhaupt nicht lriddo. Warum quälst Du mich» Mutter?" „Aber Bertha! So sei dock verständig, Herzenstochter! WaS hast Du denn »ur an Götz auSzusetzen?" „Er ist mir uauSsteblich, Mutter, ertlärte Bertha und zog dir rosigen Lippe» sckmollcnd herab. Ick fürchte mich vor ihm. Er ist übermüthig, brutal, hat keine Interessen außer für Pferde —" „Welch thörichte Uebertreibungen! Götz ist ei» vorzüglicher Landwirlb, hat ei» sedr schöne- Gut und Geld genug, r« erfolgreich zu brwirtbschastcn, liebe Bertba Er bat ein bilcken wild gelebt, aber eine gebildete, verständige Frau, di« Einfluß auf ihn gewinnt, wird alle seine guten Eigenschasten entwickeln. Er iss der klügste Mensch, den ich kenne, und durchaus Genllema». Frage de» Vater." Bertba bückte sick, tätschelte einen krummbeinigen Dachs hund, drr sick an sie drängte, und gab keine Antwort. „D» wirst nickt alle Tage einen Bewerber baden wie Götz, meine Tochter, subr Frau Markwalb in mütterlich eindringlichem Tone fort. Er meint «» ernst. Frau von Götz bat mir An deutungen gemacht» die die« außer Zweifel setzen. DaS er bi« über die Obren verliebt ist. trog seiner Neckereien, fühlst Du selbst. Nun? Du bist rin gulr« Kind, fährst morgen mit und bist reckt liebenswürdig gegen Frau von Götz, nicht wahr?" Bertba hob drn Kopf und faltet« die Hände. Ja ihre» schönen blaaen Augen standen Thränrn. „Liebste, einzige Mutter, damit wenigsten« verschone «ich sahr allem I Wenn ick, de, steifen hochmütigen Frau gegeaüd«
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