Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.11.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931111029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893111102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893111102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-11
- Tag1893-11-11
- Monat1893-11
- Jahr1893
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
VVS^PreiS »»« -«dt»N>eblttn, -d« d« t» Stadt. »ad da» Bororten errichteten AaS» 2Achle» «»geholt: vierteljährlich.«4.50. LiMetnmlig« täglicher Znstellnog in« «^HüO Durch dir Post bezogen für jnälchlaad und Oesterreich: vieneliährlich « g.—. Direkte tägliche Kreuzbaadiendaig chl Ausland: monatlich 7chv. Di»»orgen.«u«gabe erschein» täglich '/,7 Uh^ di» »dend-Aurgab« Wochentag- 5 Uhr. Leßsclio« >«ß LrveLUis,: Latza>»rS«aß« 8. «»Irvedittoa ist Wochentag« ununterdr^e» p-ffiiet von früh 8 bi« «bend« 7 Uhr. FUlgle«: ftts ««»»'« e-rti». (Alfred Sntzn), Uaivrrsichttstrabe 1. Lo,t» Lösche, Bäharinenstr. 14, »art. und KönlaSvlatz 7. Abend-Ausgabe. ttmigrr.Tageblatt Anzeiger. Organ für Polittt, Localgeschichte, Handels- «ad Geschäftsverkehr. A«zeige»P«M die S gespaltene Petitzeile X> Pfs. Stecla««» nntrr de» NedartionSßrich (sao- spalte») bO-H, vor de» Familtenuachrichlrn (6 gespalten) 40-Z. «Ärößere Schrillen laut unserem Stete - verzeichaiß. Tabellorisck>er und Zlsserchatz nach höherem Tarif. teyN^t-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen «Ausgabe, obne PostbesSrderung ^ll SO.—, mit Postbeförderuag 70.—. AnuahmeschlnL für Anzeige»: Bbend-Au-gab«: Bormittag« 10 lL. Marge»-Au-gabe: Nachmittag» 4 Uhr- Sonn- und Festtag» früh ",S Uh^. Bei den Fillalen und ÄnuabmesleNrn >e ein« Halde Stund« früher. Lnzrigrn sind stet« an die Ggtzedttt«» zu richte». Druck und Verlag von E. Solz in Leipzig. ^ 577. Sonnabend dm 11. November 1893. 87. Jahrgang. Nr gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den IS. November, Vormittags nur bis Vrv Uhr geöffnet. LxpeMton lies I-elprlxer 'raxedlntteg. poMische Tagesschau. * Leipzig, 11. Rovember. Nur wenige Tage trennen un« noch von dem Beginn da Aeichstngssession. Sie wird wieder ungewöhnlich reich au wichtigen Entscheidungen sein. Davon zeugt auch da« Bndadcn de« Kaiser«, die Versammlung selbst zu er öffnen Der Rcich-tag wird gleich im Beginn seiner Tyätig- k«t im Besitz eine» umfangreichen und bedeutsamen Arbeit»« ftoff» sein und unverzüglich in die Berathnng der wichtigsten Lorlagen eintreten. Es ist daher dringend erforderlich, daß die Abgeordneten sich vollzählig und rechtzeitig einsinden. TaS Präsidium wird, wie man annimml, in seinem biSberigen Bestand (v. Levetzow» v. Buol-Bereoberg, vr. Bürklin) erneuert werden. Io Sachen de« deutsch-russische« Handel-Vertrag» dauert die Mytdeiibildung fort. Jetzt wird sogar gemeldet, die Präliminarien zu dem Vertrage seien bereit« in bindender Horm abgeschlossen; da« neulich« Diner bei Hofe, an dem die bewerseiligen Delegieren lheilgrnommrn, solle die „Krönung de« Werkes" sein. Zu verwundern ist nur, dag bei der hinlänglich bekannten Sachlage dergleichen Märchen über haupt Verbreitung finden. Da« einzig Richtige ist, daß. wie neulich in Aussicht gestellt, die commissarischeu Ver handlungen wieder begonnen haben. Au« dreser Thal- fache wird inan den Schluß ziehen dürfen, daß die russischen Unterhändler in der Lage gewesen sind, Stellung zu den deutschen Gegenforderungen zu nehmen, bezüglich deren daran sestzuhalten ,st, daß sie nicht als deutsche« Ultimatum »zusehen sind. Da« ist so wenig der Kall, daß man jetzt ston von einer nochmaligen Berufung de« zollpolitischen Bei- rrlh« spricht. Die« vorausgesetzt, unterliegt e« keinem Zweifel, trß die russischen Unterhändler nicht eiusach mit Ja, Ja — Nein, Nein geantwortet, sondern auch ihrerseits wieder Gcgen- rorschtäge gemacht haben, die sich den deutschen so weit nähern, daß eine Fortsetzung der Verhandlungen angezrigt erscheint. Unter diesen Umständen erscheint c« völlig aus geschlossen, daß bi« zum Zusammentritt de« Reichstags die entscheidende Wendung in den Verhandlungen cintritt. Den Gegnern des Vertrages im Reichstage wird damit natürlich gebient sein, da sie bei der gegenwärtigen Sachlage wenigsten« ken Anschein, einen Einstuß auf die Einschließungen der Regierung auSzuübea, für sich haben. Glücklicher Weise werden diese parlamentarischen Proteste gegen den Abschluß eint« Handelsvertrages mit Rußland auf die Verhandlungen dz: beiderseitigen Unterhändler ohne Wirkung bleiben. Auf der anderen Seite werden aber auch die Freunde de« Ver träge« — natürlich nur eine- annehmbaren Vertrage« — im Reichstage ihrer Auffassung wirksamer Au-bruck geben linnen, al« da« bi-h«r durch die Press« geschehen ist. Die österreichische Ministerkrisi«, die noch gestern Mittag kein Ende absehen ließ, bat gestern Abend nach aber maligen Verhandlungen de« Fürste» Windischgrätz mit den Elubobmäanern und nach dreimaliger Berufung de» Fürsten zum Kaiser ihre Lösung gesunde», und, wie e« scheint, eine glückliche Lösung. Wie u»S ein Privattelegramm au« Wien meldet, sind von den PorteseuiUcinbabern 4. nämlich Marquis Bacaurbrm (srüder Handclaminister, jetzt Minister de« Innern), Graf Falkenbayn (Ackerbau minister). WelserShrimd (LandeSvertbeidigung) und Gras Schönborn (Justiz) ins jetzige CoalitionSminislerinm getreten. Neu sind, außer dem Ministerpräsidenten Fürsten Windisch grätz, vr. v. Plcner (Finanzen), Prof. Madeyöki (Unter richt), IaworSki (galizischer Land-mannministcr) und Gras Wnrmbrand (Handel), dessen Ernennung nun gleichfalls zweifellos feststeht. Die deutsch liberale Partei ist durch ihren biSberigen Führer vr. Ernst Ekler v. Plcner, der, l873 als LegalionSsrcrctair auS dem Staatsdienste geschieben, sich im RrickSrath namentlich an d-n Debatten über finanzielle und volkswirthschaftlichc Fragen mit Erfolg bethciligt bat, und dessen noch lebender 88jäbriger Vater Mitglied bcS Herrenhause» ist unv unter Schmerling in den sechziger Iabrcn gleichfalls das Finanzpvrtefenille mnc batte, durch Bacquehem und den Grasen Wurmbrand, bisher Landes hauptmann von Steiermark, vertreten. MadeySki, Uni' versitätSprofessor in Krakau, ist auch der Linken angenehm, da er im Polcnclub der liberalen Richtung angebört und stet« für ein Zusammengehen mit der Linken wirkte. Allerdings war MadeySki Berichterstatter des SprachenauSsckuffeS über den AntragWurmbraud ausEinsübrung der deutschen Staatssprache und vertrat den Antrag auf Ueberzang zur Tagesordnung, brr auch angenommen wurde, doch enthielt die damalige Rede Madcyski'S, die später al- Broschüre erschien, nicht« Ver letzendes für die Deutschen. MadrySti war früher Notar, wurde vor einigen Jahren Proscssor des CivilrccktS an der Universität Krakau und gilt al« ausgezeichneter Jurist. Aus bem Gebiete de« Unterrichts trat er bisher nickt hervor. Mit ihm und Plener erhält da» nrne Cabinet zwei hervor ragende Arbeitskräfte und Redner. Die übrige» Minister ge kören der konservativen Partei a». Die neue Ministerliste macht, wie un« weiter gemeldet wird, bei den Mehrheit«- Pa-teien den besten Eindruck und auch die Blätter dieser Parteien begrüßen das neue Ministerium sehr freundlich unv betonen, daß da« Krastvrrhättniß desselben dem Wesen einer Coalitioa völlig enispreche. Die schwersten Proben wird da nach so schweren Mühen' zu Stande gekommene Cabinet freilich erst noch zu bestehen haben. Io Ungar-« hat die Zustimmung de- Kaiser« zur Ein bringung de« CivilehegesetzeS un klerikalen Lager die größie Bestürzung hervorgerufen. Man hatte in diesen Kreisen die Verweigerung der königlichen Sanction al« eine sicher zu erwartenve Eventualität angesehen und demgemäß dem Cabiller schon daö Gradlied gesungen. Jetzt verlangt man nun, das Magnatenhaus solle da« Budget verweigern, waS den Rücktritt der Regierung zur Folge" haben müsse. Da aber Graf Csaky das Präsidium des MagnatenbauseS übernimmt, so ist nicht zu besorgen, daß die Opposition dem Gesetze gcsäbrlich werde. AuS dem Inbalte de« Leyeren tbeilt der Pesler „Hirlap" folgende Einzelbriten mit: Tie civile Trauung muß der kirchlichen unbedingt vorangrbcn. Eine Scala empfindlicher Strafen bedrobt jeden Geistlichen, der vor der civilen Eeremonie dem jungen Paare seinen Segen gicbt. Eine AuSnakme statuirt der Entwurf für den Kall der äußersten Gesahr; dann darf der Geistliche auch vor der civilen Ceremonie die Trauung vollziehen. Unter den Ehehinderniffen kommen die priesterliche Weihe und da« OrdenSgclübde vor. Demzufolge kann ein schon geweihter Priester ober ein Mönch, der bereit« das feierliche Gelübde abgelegt bat, selbst vor der bürgerlichen Behörde keine giltigc Ebc schließen. Mit dieser Bestimmung der Vorlage machte die Rkgieruna den Intentionen der hoben Geistlichkeit eine Concession. Nach dem „Magyar Ujsag" werden auch Mil- glieter teS HerrsckerbauseS, wenn sie in Ungarn eine Ehe schließen, sich der Eiviltrauung unterwerfen müssen. Die Wahrscheinlichkeit deS AuSbruchS einer Cabin etS- krise i» Frantretch sosort nach dem Zusammentritt der Kammern wächst mit jedem Tage. Es ist für Niemanden ein Gcbcimnitz, daß zwischen ken gemäßigteren und den vor geschritteneren CabinctSiuitgliedern ein unüberbrückbarer Gegensatz verbanden ist, dessen selbst nur äußerliche Ausgleichung den Bemühungen, an welchen cS der ConseilSpräsidenr Herr Dupuy nickt fehlen ließ, Trotz bot. Die Sachlage ist nun mehr so, daß, wen» nicht Herr Carnot persönlich eingreist, wozu er aber keine Neigung bekunvet, daS Cabinet mit stark geminverter Autorität in die parlamentarische Saison ein- trrte» und wahrscheinlich über das erste principiclle Kammervotiim zu Fall kommen dürfte. Die Consti- tuirung einer betonteren s o c i a l i st i s ck c n Gruppe i» der Depiitirlenkammer ist übrigens ein Anzeichen dafür, daß a»ch vc» bisherigen gouvernemcntale» Mehrheit-Parteien aufregende Lernen und heilige Auseinandersetzungen nicht erspart bleibe» werken. Vielleicht daß der Anblick de« gemeinsamen Feinde« zu Stanke bringt, wozu sich die auf einander angewiesenen Elemente in Minlsterium und Kammer auS eigenem Antriebe nicht versieben wollen: Zurückstellung der trennenden und Hcrvorkehrung der einigenden Gesichts puncle. Da» italienische Ministerium scheint entschlossen, der Corruption, wo es ihr begegnet, ein Ende zu bereiten. Die telegraphisch gemeldete Vcrdaftung de« Verlegers de» „Pvpolo Romano", Cbauvet, wegen Thcilnahme an Zvll- «nterschlagungen zu Gunsten einer Handelsfirma, sowie die gleichzeitig erfolgte Verhaftung teS früheren General- inspeciorS der Zölle, Galina, bekundet, daß c« der Regierung in der Tbat ernst mit einer solchen Absicht ist. Hervorgehoben zu werde» verdient, baß gerade der „Popolo Romano" in diesen Jahren für eine Veränderuug. in der auswärtigen Politik Italiens eintrat, nm aus diese Weise ein angebliches Heilmittel für die wirtbschanlichen Schwierigkeiten zu schaffen. Die Annäherung an Frank reich scheint von dem „Popolo Romano", wie der Fall Cbauvet beweist, in dem Sinne verstanden zu werden, daß ähnliche CorruptionSverhältnisse, wie sie bei dem Panamascandal zu Tage getreten sind, auch in Italien am Platze wären. Da der „Popolo Romano" früher offi ciösc Beziehungen zur Regierung hatte, konnten die AuSsüh rungen dieses Blattes leicht mißdeutet werden. Der Minister Präsident Giolitli bat jedoch bereits, al- er die RegierungS geschäste übernahm, die Beziehungen z» Cbauvet abge brochen. Der in Rom erscheinende „Messager»", da- „Eiornale delle Sevoe", das „Blatt der Dienstmädchen", stimmte zwar dem vom „Popolo Romano" vorgrschlagencn Frontwechsel in der auswärtigen Politik Italien» zu; die der Regierung nabestebende „Italic" erachtet r» aber für geboten, der Auffassung deS Organ» de» nunmebr von seinem wohlverdienten Schicksale ereilten Cbauvet mit Entschiedenheit enlgezenzutreten und zu betonen, daß bie aus wärtige Politik Italien» in keinem Falle eine andere Richtung erhalten werde. Wie jetzt bekannt wirb, sind die Aiireccbeiitien de« verhafteten Verleger» de« „Popolo Romano" derartig. baß seine nunmehrige gerichtliche Verfolgung allgemein für gerechtfertigt gehalten wird. Dom Mauren kriege ist e« seit einigen Tagen stiller ge worden. Die Plänkeleien bei Melilla dauern wohl Hort, doch ist eS zu größeren Zusammenstößen zwischen Spaniern und Kabnlen nicht gekommen. Besondere Hoffnungen wurden auf tic Vermittelung deS Sultan« von Morokto gesetzt, der die erste Note der Spanier über die Vorfälle vom L. Oktober entgegenkommend beantwortet hat. Aber wo ist gegenwärtig der Sultan? Der Bote, der die Antwort üderbrachtr, ist noch von der Oase Tasilelt abzrgangen. Inzwischen hieß c« in Berichten an» Tanger, der Sultan rücke in Eilmärschen nach Norden vor und werbe gegen Mitte November in Marrakrsch eintressen. Der „Röveil dn Maroc" in Tanger veröffentlicht aber bie Nachricht, am 25. Octobrr habe der Sultan noch in Tasilelt geweilt, und Dradtberichte englischer Blätter au« Tanger wollen sogar wissen. Mulen Hassan sei von Tasilelt in öitlicher Richtung nach Figeg, auf die algirrische Greuze zu ansgebrochcn und wolle von dort nach Tuat marschirrn. Ein solcher Zug wäre die richtige Consequenz des^Zuge« über den Atlas, der ja die Ausdehnung oder Dieder- alisrichiiiiig der marokkanischen Herrschaft in den südöst lichen Lasengebielcn bezweckte. Möglicherweise hat Frank reich von diesem Zuge deS Sultan- Äenntniß und stellt darum tcn geplanten Vormarsch aus Tuat ein. So viel scheint seilzustcben, baß der Sultan von den weiteren Vor kommnissen bei Melilla, den heftigen Kämpfen der letzten Octobertage unk der AuSbehnung der maurischen Bewegung »och keine Kenntniß besitzt und daß er in dieser Hinsicht noch nicht erklärt bat, den Spaniern gegen seine rebellische« Uoter- thanen bciziinehen. Die Angelegenheit verschärft sich zusehends und eS ist sehr fraglich, ob eS gelingen wird, einen spanisch- marokkanischen Krieg zu vermeircn. Leben um Leben. 6s Roman in zwei Bänden von M. Gerhardt. N«chdr»<t vert-tn». (Fortsetzung.) August hätte sich nun in Sicherheit bringen können, aber e» schien, die verschmähte Geliebte hatte ihre Macht über ibn noch nickt verloren — ober eS reizte ibn, sie so demllthig um seine verlorene Gunst bitten und betteln zu lassen. „Alter Dummkops", scherzte sie beklommen und tätschelte seine rasir» Wange. „Stell Dick nur schlimm an, ich kenn' Dich schon! Siehst Du, August, die drei Jahre, die Du beim Militair warst, bah' ich gespart und vorgrsorgt für nnsere Tirtbschaft. Handtücher Hab' ich und meine guten Kleider und ordentlichen Hemden und mein Bett. Und Du willst doch eine Nette, die sich sehen lassen darf, unv sich zu be- «hoien weiß." „Ich will gar kein«! versetzte August grob. Ich bin noch dl jung zum Hcirathen — kann auch rin« ganz Andere kriegen. Und der Herr würde mich schön bringen." „In Dannenberg war immer ein verheirathetcr Kutscher." „Früher. Jetzt nicht mehr." „Da laß mich nur macken. Wenn ich den Herrn bitte —" „Ja Du" — August wurde tunkelroth, stieß da« Mädchen zurück und stotterte außer sich: .Geh' zum Teufel, Weibsstück! ckch weiß schon Bescheid. Dir Mutter hat mir Alle« gesagt." „WaS denn? WaS weiß denn die Mutter?" fragte Minna trotzig. „Bon Dir und dem Herrn Und so Eine, wie Du bist, die oehm' ich nicht, laß' Dich hängen mitsammt Deinen schönen Kleidern, wer weiß, wo da« Alle« hrrkommt." Ich bin ein gedienter Soldat. Und jetzt — jetzt laß mich zu» frieden, »der — Minna brach in krampfbasteS Lachen aus und schluchzte dazwischen. Eia gedienter Soldat unv läßt sich von einer alten Milchfrau commandirrn und dumm mache». -Hör' Rngnst. Deine Mutter kann mich nickt leiden, da« ist ein« alte Geschichte, unv Do weißt da« längst und glaubst doch alle« Schlechte von mir. Und bist doch immer rin guter Mensch gewesen. Frag' meinen Vater, ob ich schlecht bin! Siehst Ln, «it Füßen laß' ich mich von Dir treten, August, wenn ich Deine Frau bin, ick arbeite für zwei, unv hungern und frieren will ich mit Freuden, wenn e« sein muß, und Du sollst e« gut baden, August, so gut — so gut. —" August biß di« Zähne zusammen in bitter schmerzlichem Grimm, starrte da« Mädchen, da« schmeichelnd und siebend an seinem Halse bsi.g, zornig an, versuchte sie abzuschütteln und batte doch nicht den Mutk, ihr wehe zu thun. Er fühlte ihre Finger an der Stelle, wo sein Herz unter der rot den Weste klopfte, ihre flinken weichen Finger, die so sanft zu kosen verstanden und so weiß waren, wie die feinste Damenhand. Und wenn sie e« fertig kriegten, den Ring wieder an seine alle Stelle in der Tasche zu prakticiren, so mochte er seinet wegen dort in alle Ewigkeit. — „August! De« Schlitten! Rasch!" Minna flog zurück und brach halb ohnmächtig in einem Winkel zusammen. Götz, der mit Diegermiene und spöttisch lackenden Augen au« dem Hause trat und im Schlitten Play nahm, bemerkte den verbissenen Groll in dem finstern Gesicht seine« Kutscher- natürlich nicht im Mindesten. Er batte, wa» er wollte: Frau Markwald hatte um ibn geworben bi- an bie Grenzen des Statthaften — wenn Bertha da« wüßte? Er brauchte bloS die Hand auSzustrrcken und sie aufzuheben — sofern eS nach der Mutter Willen geht. Bertha bat aber ihren eigenen Sinn und wird sich webrea — zum Glück! Denn sonst wird die Sache schal. Je schwerer errungen, um so reizvoller der Sieg! Er ließ den Weg nach dem See nehmen und sab schon von Weitem die jugendliche Ge'ellschast in zerstreuten Gruppen näher kommen. Bertha und Lüderitz waren die ersten. Götz grüßte artia^ schien vorüber fahren zu wollen, gab dann dickt neben den Beiden einen Wink zu halten und rrh:b sich im Schlitten, gegen Bertha gewandt, die unwillkürlich ihren Schritt bemmte. „Hocherfreut, Sie hergtstcUt zu sehen, gnädige« Fräulein I Die Sorge um Ihre Gesuadhrit rat mir deu Schlaf der Nächte geraubt." „Schade!" erwiderte Bertba, ihre Oberlipp« trotzig schürzend, hoffentlich fand sich gute Gesellschaft für die sorgenvolle Nachtwache." Götz' Auge« funkelten belustigt. „Sie scherzen, gnädige« Fräulein", sagte er vorwurfsvoll. „Aber ich kann Sie ver sichern. ich zitterte — nicht für Ihr Leben, offen gestanden, aber für unser» Ball." „Bitte, kein Wort von de« abscheuliche«, lan-weilige« Ball! E« macht mich krank, davon zu hörcn. Ich komme bestimmt nicht hin." „Gnädige» Fräulein. Königinnen dürfen nicht Launen haben. Wissen Sie nicht, daß der Ball Ihnen zu Ehren gegeben wird?" „Mir zu Ebren? Da« ist neu." Bertba erröthete sebr lieblich, hatte aber ein entschiedene» Spottlächeln auf den Lippen, und wandte sich an Lüreritz, der mißvergnügt seit wärts stank. „WaS sagen Sie zu der schmeichelhaften Er öffnung deö Herrn von Götz, Herr Lieutenant?" „Es ist windig, Fräulein Bertba, und Sie sind warm vom Laufen. Sie dürfen nicht länger stehen", erwiderte Lüderitz halblaut. „Gnädige« Fräulein", erklärt« Götz, ein Knie aus dem Schlittensitz: Glauben Sie, der Dannenberger Götz läßt sich an die Spitze eine« Unlernebmen« stellen, wenn er nickt sicher ist. e« mit Glanz durchzusühren? Glauben Eie, ick Werve Himmel und Erde in Bewegung sehen, etwa« nach meinem Geschmack, etwa« noch nicht Dagewesrne« aufzustellen, wenn ich nickt weiß, wofür?" „Wofür denn?" fragte Bertba naiv. Götz verbeugte sich ritterlich. „Ersten« bitte ich um die Ehre — den Ball mit Ihnen eröffnen zu dürfen." „Sie scherzen, Herr von Götz. So viel ich weiß, eröffnet ibn Julie Barnbageo. Ihr gebührt diese Ehre — al« Tochter ihre« Vater«." „Ganz recht — eS ist eia Compromiß. Die Herren wünschten mich mit der Leitung de« Feste« zu betrauen, und so konnte ich meine Bedingungen stellen. Schon neulich war ich hier, um Ihnen meine Bitte vorzutragen — datle aber nicht die Ebrr, Sie zu sehen. Ich bade mich vorläufig de« Versvrechen« Ihrer Frau Mutter versichert." Bertba « Augen strahlten triumphirend, aber ihr Kopf wandte sich eigensinnig seitwärts. „Dann brauchen Sie ja da« meine nicht", lachte sie. „Ich bin wirtlich noch nicht sicher, ob ich »S geben kann. E« könnte doch leicht sein, daß ich wieder krank würde." Götz wandte sich und setzte sich aus dem Polster zurecht. „Nach Belieben, gnädiges Fräulein", erwiderte er lachend »Wir werdrn ja sehen. E« ist eine Heraussordrrung, ich nehme sie an Herr von Lüderitz, ich bade mir erlaubt, eia« Einladungskarte für Sir in Gravelischktn zu deponiren." „Sehr verbunden," erwiderte Lüderitz steif. „Ueberflüssige Güte, scheint mir." „Doch »ich». Herr Markwald verfügt über kein« Karte« Tie gestern mitgetbeilten Reden, die bei dem Guildhall- Bankei in London gehalten worden sink, erregen nicht die Aufmerksamkeit, welche in früheren Jahren die bei dieser Gr lcgenkcit gesprochenen Worte hervorragender Staatsmänner sanken. Und da» ist begreiflich. Lord Kim verletz» der Minister für Indien, sprach zwar viel von Politik, aher politische Betcutuna halte seine Rede nicht. Höchsten« mag man seine Aeußerung hervorkcden, daß Niemand ohne Besorguiß auf die wachj-ndrn Armeen Europa« blicke» könne, das einem befestigten Lager aleiche. Er scheint da- vorzugsweise deshalb gesagt zu baden, um den Gegensatz zwischen dem Continent und England recht eindringlich beroorzuhebe». Für Italien fand Lord Kimberley frenudlichc Worte, ebenso für Spanien. Wir zweifeln aber daran, daß diese Stelle seiner Rede in Madrid einen besonder« guten Eindruck Hervorbringen wird. DaS große Mißtrauen, welche- dort gegen England herrscht, dürste durch die Versicherung, daß die englische Regierung im Vereine mit den anderen Mächten gern ihren Einfluß zur Wiederherstellung der Rübe in Marokko aufbicten werke, nicht beruhigt werden, sondern die Worte deS Lord« Kimberlctz so auSlegcn, al« ob England nur ans eine Gelegenheit warte, sich in Marokko einzumischen. Bei' nabe interessanter als tie Rebe Kunbrrley'S war dir Erklä rung de« Marinemiui'IerS Lord Spencer, die Ueberlegenhrit Englands zur See müsse aufrechlerbalten werden. Bekannt lich ist neuesten- diese Ueberlegcnheit vielfach und auch in England selbst angezweisclt und ans dir außerordentliche Entwicklung der französischen Flotte hingcwiescn worden. Lord Spencer sagte darum nicht ohne Absick:, die Regierung werde für die weitere Verstärkung der englischen Seemacht ?orge». mcbr und Ibr Herr Obeim hat die Tbeilnabme an unserem Fest verschmäht. Auf morgen also, Fräulein Bertha!" Die Herren wechselten einen militairischen Gruß, die Pferd« zogen an. Al« Götz nach einer Minute zurückblickte und Lüderitz aus dem schmalen Fußsiegr dickt an der Seite de« Mätcken« ihre Häupter zusaminengcneigt sah wie in trau- l chem Gespräch, subr e» ihm durch den Kops«: „Wenn ich ken Lassen »icderschösse. ob Bertba mich trotzdem nähme? — sie tbäle eS, sic müßte — aber waS für ein Leben nachher." — „Warte nur. mein feines Liebchen, cS wird noch einen Tanz mit dem Waldemar Götz geben, und dann, wenn Du ibn erst so reckt kennst, dann wirst Du ihn anch lieben — ack, wie sebr!" WaS er dachte, ließ Lüderitz halblaut in verbissenem In grimm über seine Lippen geben: ,^Hätt' ich die infame arrogante Fratze nur einmal vor meiner Pistolenmündung, e« wäre der glücklichste Tag meine« Leben-." Axel! D» wirst nickt so tbörickt sein, Streit mit ihm zu suchen!" rief Bertba erschreckt und griff nack seiner Hand. Lüderitz war todtenblaß „Wenn Du tbust, was er verlangt, Bertba, ich weiß nicht, wozu ich im Stande bin!" „Ich habe nicht Ja gesagt. Aber wie soll ich mich da« gegen wcbren, da man, ovne mich zu fragen, über mich ver fügt. Meine Mutter stebt auf seiner Seite, sie zwingt »ich ru thun, wa« mir verhaßt ist. Und ick darf Götz nicht yffen beleidigen. Axel, sei doch vernünftig! Gut denn, wenn es Dich brunrubigt, daß ich mit ihm tanze, so bleibe ich wirk lich gern, sebr gern —" Bertha stockte. Sie batte sich umgeseben und drehte noch einmal den Kopf „Wie sonderbar!" — „Götz ist aus- grstiegen, läßt seine» Schlitten ballen unk stebt mitten unter den jungen Leuten. Nein, diese kommen näher und er bleibt mit Hildegard zurück. Wie erregt sie au-siebl — ordentlich hübscb! Wie lebkast er mit ihr spricht — lächerlich! Hoffent lich verdreht er ibr nicht den Kopf!" Bertba war stehen geblieben und stieß plötzlich eiaen Nus auS, halb Lachen, halb Entrüstung. Drüben saß Hildegard neben Götz in seinem Schlitten und die Pserbe jagten mit ihnen davon. Die Studenten riefen rin fröhlich«» Halloh! oder Hiirrad! hinter ken Briden brr. „WaS fällt dem Mädchen ein?" stieß Bertba aufgeregt bewor. „2ie drängt sich aus, sie wirft sich Götz an deu Hal«! Wa« wird er von ihr denken?" „Schlimm für ibn. wenn er etwa« Ungehörige« bei dem
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite