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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.11.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931113022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893111302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893111302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-11
- Tag1893-11-13
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G,»« HmchAgtzMt» X« »« <» y-s» mck h» Vororten »nicht»«»» Ar«. AesieVe» abgeholt: otettetjLdrUch^l-LO. bei »weonaUgee täglicher Zustellung ix L/0. Durch dt» Post bezogen fär Tttaschllmd »nd Offtrrrrich: viettelytbeüch >» g.—. Dir»««» täglich» Kr»»»M»di«»»«», iX AXland: monttltch 7iü- Di» vr»rgen-*n»««b» erscheint täglich'/,7 lch«, di» «Ünd-An-gnb. Wochxto,« L Uhr. Xe>«1iM» »»> Er»e-it»»»: -stzmrxägaff« 8. Di» Axp^ttio» ist Wochentag« -»«terLr-ch», «» früh S di« Abend« 7 Uhr. /ilialru: Ott» Me»«'» Torti». (Alfred H«tz»X UnivrrsitätSftraß» I, do»i» Lösche, Eatherlttnlstr. Ich p«rt. nnb R»»tgDPii» 7^ Abend-Ausgabe. MpMtr.TagMalt Anzeiger. Organ für Politik, Loealgeschichte, Handels- «nd GeschSstSverkehr. Aazeigea-Preis die 6 gespaltene Petitzeile EO Psg. Reclamr» »aler dem Nedactionrstrich (jägd» ipaltra- üO^, vor de» Familiennochrich«» (6 gespalten) 40^. Größere Lchrisl«» laut uas*nm>»l»» verzeickniß. Tabellanjcher uad Zlflernsntz nach höherem Tarif. Ertra-Veilage» (gesalzt), nur mV dar Morgen - AiiSgade, ohn» Posibesördernng 60,—, mit Posibesörderuag 70.—. Aanatzmeschluß fir Äuzeigea: Abrad-Ankgab«: Bormittog» 10 Uhr. Mvrgea-LuSgabr. Nachmittag» »lchr. Sonn- and FffttaqS früh Uhr. Bei d»a Filialen und Annahmestelle» je et»« halb» Stunde früher. Anzeige» find stet» an di« EgpedUt» za richten. Druck and Verlag von E. Polg i» Leipzig ^ 580. Montag den 13. November 1893. 87. Jahrgang. Potitische Tagesschau. * Lri»ri>, 13 November. Wenn man von den der Neich»fimm»rrsor« abgeneigten Blattern einen Schluß auf dir oppositionellen Parteien i» Reichstage ziehen darf, so wird von diesem der Rrformplan der verbündeten Regierungen u. A. auch mit der Behauptung bekämpft werden, es handle sich um „neue Steuern aus Borrath". Dieser Vorwurf ist, wie die „Berliner Poli- uschen Nachrichten" mit Recht Hervorbeben, rin würdige» Sertrnstück zu dem Borwurfe der „PluSmacherei", der gegen die Steuerreform in Preußen geschlendert wurde und auf den so große, freilich gründlich fehlgeschlageae Hoffnungen für die Landtag-Wahlen gesetzt wurden. Man mag über die einzelnen Steurrprojecte denken, wie man will und kann: jedenfalls muH man bei objektiver Beurtheilung anerkennen, daß bei dem Gesammlreformplane von der Tendenz einer Bewilligung von Steuern auf Borrath nicht di« Red« sein kann. E» handelt sich vielmehr lediglick um Beschaffung der Deckung-mittel für den augen blicklichen dringenden Bedarf. Deckung für einen zukünftigen höheren Bedarf aber ist durchaus nicht in den Ertragen der vorgescklagenrn Steuern enthalte», vielmehr wird da» Reich auf dir Beschaffung weiterer eigener Einnahmen und zwar in erster Linie aus Zuschläge zu den Verbrauchssteuern gemäß tz 5 de» Reich-sinaoz- gesrtze» angewiesen sein. Denn der natürliche Zuwack» der Reichseinnabmrn kann nicht zu neuen Ausgaben „ver- pulvert" werden, sondern genügt unter der Voraus setzung, daß er in vollem Umfange dem Reiche verbleibt, gerade zur Deckung der jetzt schon sichere» Mehrausgaben der stnfjäbrigen Periode mit Ausschluß der Mehrbelastung der Militairvorlage Diese Mehrkosten und wa» in diesem Zeitraum an die Einzelstaatea gezablt werden soll, müssen in vollem Betrage durch neue ReichSeinnahmcn gedeckt werden. Die vorgrschlagenen Steuern aber reickeu unter der Voraussetzung, daß sie den vollen, von ihnen er hofften Betrag wirklich abwersen, gerade bin, um dir Kosten rer Heerrsvrrftärkung zu bestreiten und den Bundesstaaten «inen Reich-zuschuß von im Ganzen 40 Millionen Mark zu sichern. Gerade die Sicherung, daß der Reich-zuschuß nicht zur Deckung etwaiger neuer Ausgaben im Reiche heraugrzogrn werden kann, ist ja einer der Hauptzwecke der Vorlage, und e< widerspricht daher dem Thätbestande »irrct, wenn behauptet wird, vaß hier Steuern auf Vorrath be willigt werden sollten. Daß aber ein dringende» Be- dürfniß vorliegt, den Bundesstaaten den Antbril an den ReickSsteuern, welcher ihnen 1878 zugedackt war und von denen sie bei der Bemessung ihrer AuSgadeetatS auSgegangrn find, wenigsten» zum The,l zu sichern, lehrt ein Blick auf den lausenden preußischen Etat und ein Au»blick auf die Etat»- Verhältnisse de» nächsten Jahre», für welche» ähnliche Aussichten fick eröffnen. E» handelt sich also für die Steuervorlage um nicht» Anderes, als um die Schaffung von Mitteln zur Deckung schon jetzt vorhandener AuSgabrbedürfuiffe. Bellte« macht jetzt erhebliche Anstrengungen, um seine schon so bedeutende Stellung auf dem Weltmärkte nicht nur zu befestigen, sondern noch au-zudehnen. DaS be weisen die Vorgänge der letzten Tage; nicht nur die ueue Linie für den Güterverkehr zwischen Ostende und England ist ms Leben gerufen worden; die Regierung bat auch mir der dänischen Schifffahrt- - Gesellschaft „Forenede Damp- skib» Selskab" einen Vertrag abgeschlossen, wonach eine directe Befiederung der Güter an« Belgien nach de» Häfen de» Baltischen Meere» und der Levante zu ermäßigten Tarifen eingerichtet wirv. Dir belgische Regierung verhandelt mit anderen SchifffahrtSgesellschaslrn über die Beförderung von belgischen AnSfuhrwaareo nach anderen überseeischen Häfen. Um dem belgischen Handel unk der belgischen In dustrie mehr da« schweizerische Gebiet zu öffnen, wird eine Ausstellung belgischer Produkte in der Schweiz vorbrreiel. In Afrika wird dir Gewinnung de» Nil» und de» Sudan» al< Absatzgebiet erstrebt — kurz, man ist rüstig an der Arbeit, um die Handelsbeziehungen au-zudehnen. Dir sreuezösische« Blätter können ihren Uomuth über dir Lösung der österreichischen Ministrrkrisi» nicht bergen. Ist dock dir Ersetzung des Ministeriums Taaffe durch rin Ministerium Wiodischgrätz, so viel die Zusammen setzung d«S letzteren auch zu wünschen übrig lassen mag, schon deshalb von allgemeiner Btdeutung, weil rin Ministe rium Windischgrätz voraussichtlich zur Stärkung de» österreichischen Dtaat-zedanken« dienen wird, wa» für da» Ansede» und da« Gewicht de« Dreibünde» nickt» weniger al» gleichgiltig ist Man brauchte nur in der letzten Zeit einen Blick in die französischen Zeitungen zu werfen, um zu sehen, wie schmerzlich r« unsere westlichen Nackbarn berührte, daß e» wirklich mit dem crechensreundlichen Taaffe'schen Re giment zu Ende ging. — Für die Kammern bereiter die fran zösische Regierung ein Braunbuch über die siamesischen Angelegenheiten vor. Von welchem Geiste diese» Braunbuch durchweht sein wird, geht aus folgender Mittheilung hervor, die der „Polit.-Corr." an» Paris über da- LpuS gemacht wird: „Obgleich allarmein anerkannt wird, daß Frankreich, trotz der aalglatten Gewandtheit der siamesischen Diplomatie, die mit ihr in verhandln»- gestand»»»» Fragen mitBezng ans den Mekong, dir EntschSdignngSsumnir »ad dir Zollstatioaen in befriedigender Weist gelöst hat, wird dennoch die Regierung an« Drpmirieakreri«» ersucht werde», naher« Anstiüruaaen über ihre Beziehungen zu Siam zu geben, h»n» «» besieht vielfach Mißtrauen gegen dir weiteren Absichlen diese» asiatischen Staates. So berührt es hier beispiels weise sehr prialich, daß eia osfiriöstS Organ in Bangkok, da- von einem hohen siamesischen Funktionär redigirl wird, sott und sott eine für Frankreich sehr vrrletzende Sprache führt. Ter fran zösisch« Mtnistettesideul in Bangkok, Herr Paste, hat schon einmal eine strenge Berworaung de« gedachten Journal» erwirkt, allein «» scheint, daß besten Redactrur besonder« Brr- biudunaen im Palais und mii de» Ministern hat, denn er setzt sek» an stelzende Sprache ungestört fort. So hat er erst jüngst geschrieben, daß Siam die ihm von Frankreich entrissenen Territorien wieder mit den Waffen in der Hand zurücknehmen werde. Thatsächlich finden an den Usern de» Meaam verschiedene Krirg«vordrrri»ungra statt, wie Ankäufe von Waffen und Munition and Aushebungen von Recrute». Wenngleich nun für den Augenblick sicherlich keinerlei Gesahr besieht, da dir französischen Truppen noch immer Schaotabun besetzt halten, wird sich doch Herr Pavie gezwungen sehen, dir Unterlassung jeder al» Feindseligkeit gegen Frankreich zu d»ut,adrn Demonstration von der siame- fischen Regier»»- z» verlange»." Da» klingt ganz danach, al» sollte ein neuer Borwand zur Vergewaltigung Siam» gesucht und in den Kammern Stimmung für neue Gewaltacte gemacht werden Der am 7. d. veröffentlichte Uta» de« russischen Kaffer», durch den die russische Grenzwache zu einem besonderen Corp» vereinigt wird, rnokivitt diese Maßregel mit der steten Entwickelung de» internationalen Handel-Verkehr» und der damit verbundenen Bennrdrnng der Zollämter, so daß dir höchste Zollinstanz de» Reiche», weil sie nicht nur reine Zoll angelegenbeiten zu besorgen, sondern auch die Leitung der Grenzwache bat, zu überbürdet erscheint. Um daher die vor- erwädnte Instanz zu entlasten und die Grenzwache speciell al» solche entsprechend zu organisiren, ordnet der kaiserliche Ukas an: 1) Die Bildung eine» besonderen Grrnzwachrorps, zusammen- gesetzt a«S den beliebenden Grenzwachtruppen: 2) die Unterstellung desselben unter den Kinanzministrr v. Witte, welcher von nun an auch den Titel d«< ChesS der Grenzwache zu führen Hot und dem in Zollaugelegenheiteu dieselben Siechte gegen über der Grenzwache wie bisher eiirgeräumt bleiben: 3) die Schaffung einer lroonnondostell» für daS besondere Vrenz- wachcorpS, sowie eines besonders organisirten LorpSslabeS (unter Kinem wird der bisherige Inspektor der Grenzwache, General- Lieutenant Swinin, zum <koirnuandarilen d»S Greazwachcorp» ernannt); 4) außer allen Grenzivochtruppen wird di« baltische Grruz- Kreuzerslotttlle dem Grenzwach-LorpSeommando unterstell». Durch diese Neuerung treten die russischen Greaztruppcn zweifellos in eine engere Verbindung mit der Armee. Die bisherige Organisation der Grenzwach« war mehr den ein zelnen GreuzravenS auzepaßl und idr eigentlicher Zweck war die Bewachung der Grenze gegen Schmuggel. Mn der erfolgten Aenderung soll die Grenztruppe in den Rahmen der allgemeinen Orckre cke bnrniUs gezogen werden, wo durch die Zuweisung von Grenztruppen-Abthri- l un gen an dir größeren Armeetörper sich ergiedt. Bi» jetzt bestanden 8 Grcnztruppen-Bezirke mit 28 Brigaden, welch letztere ungleichmäßig aus die rrsteren vrr theill waren. Non sollen Trupprn-Division«-Ver» bände geschaffen werden, ähnlich wie bei der Armee, wa rme ernruerle Verstärkung der russischen Armee an der Westgrenzt bedeutet. Hauptsächlich strebt man aber io den russischen leilendrn Kreisen mit der Reorganisation der Grenztrupprn eine wodlorganisirte, im BorauS mit den OrtSverbältnissen gut oricntirtc Bewachung der RrichS- arenze für den Kriegsfall zum Schutze der Mobili- sirung an. TieLage der evangelischen Kirche und der evange- lischen Prediger in Russisch-Pnlrn wirv immer mehr der Lage der evangelischen Kirche und Prediger in den baltischen Provinzen ähnlich Wenn auch die Regierung gegen die evange lische Kirche und ihre Prediger in Polen direct keine feindlichen Schritte unternimmt, so läßt man dock vielen Pastoren fühle», daß der Protestantismus den Regieruna-vrgauen nicht sym pathisch ist^Dazu kommt die in den meisten Fällen mehr wie unzu längliche Besoldung der evangelischen Pfarrer in Polen. Bon den etwa KO Psarrstellen in Polen sind gegenwärtig etwa 40 besetzt. Diele PfarrsirUen sind nur mit einer IahrrSeinoabme von 300, 400 uad 500 Rubel totirt, zwei sogar mit lOO Rubeln jährlich (im Gouvernement Peirilau,>. Natürlich müssen die Pastoren sich nack Nebenverdiensten umsehen, und so enheilrn sie Unterricht an den verschiedenen Schulen, Instituten u. s. w. Diese unzulängliche Besoldung rüdrl noch vom AuSgang des vorigen Jahrhundert» her. Als nämlich bei de» zweiten und dritten Theilung Polens große Bezirke des heutigen Russisch- Polens mit der preußische» Monarchie vereinigt wurden, setzte König Fri d ict> Wilhelm ll. die Prcdigergebällcr in den polnischen Bezirken sest, und zwar entsprechend den schlechter dotirlril prolrstanuschrn Psarrstellen im Osten der preußischen Monarchie. Obendrein wurden in Polen die Thaler noch in Rubel verwandelt. Eine Ausbesserung dieser Psarr- grbäller in Polen har aber innerhalb der hundert Jahre durchweg nicht slaNgefunden Abgrseben von dieser unzu reichenden Besoldung sind aber die Pastoren auch noch in ihrer persönlichen Kreiden beschränkt, denn sic erhalten gegenwärtig sebr schwer einen AuSland-paß. In den evan gelischen Kirchen Polens wird abwechselnd deutsch und polnisch gepredigt, da die Anzahl der polnisch sprechenden Protestanten ,n Russisch-Polen verdältnißmäßig gar nicht unbedeutend ist. Auw erscheint in Lodz rin eoangelffch-kirchlicker Anzeiger in deuffcher Sprache. Eine gleichlautend« Au-gabe in polnischer Sprache, welche eine Zeit lang kerauSgegeben wnrde, ist neuerdings wieder wegen Mangels an Abonnenten ein- grgangen Io der serbische» Hauptstadt erwartet man demnächst die Rückkebr de» französischen Gesandten Patrimonio, der zur Zeit auf Urlaub in Pari» weilt und dort auch mit dem früderen König Milan Beziehungen unterhält. Der französische Gesandte batte in letzter Zeit in Belgrad be sondere Beachtung dadurch erregt, daß er vor Allem mit den jetzigen Ministern de« Aeußern unk der Finanzen, den Herren Nikotitsck und Wunsch, eng befreundet war und einen sebr auSgrdrbnien Berkebr mit idncn pflegte. Bei Herrn Wuitsch suchle er namentlich zu erreichen, daß der Rest der im Juni diese- ZadreS abgeschlossenen Staats anleihe französischen Bankhäusern überlassen werde. Auch rühmte er sich besonders seiner guten Beziehungen zu Herrn Malet, dem französischen Geschichtslebrer des jungen König«, von dem französische Blätter vor einigen Monaten zu er zählen wußten, daß er der eigentliche Baker de» Staats streichs vom 13. April gewesen sei. Jetzt nach den Ver brüderung-festen von Toulon und Paris zweifelt man in Belgrad nicht länger, daß Herr Patrimonio noch offener als bi«ber als eine wesentliche und kräftige Stütze für die Be strebungen des russischen Gesandten Pcrsiani aufrretrn wirv. Rußland und Frankreich werden jetzt al- die ein trächtigen Förderer der panslawistischen Ziele in Serbien angesehen, uod der an- Paris znrlicktebrente Gesandte kann in Belgrad der wärmsten Ausnahme sicher sein. Der Ausfall der Beamtenwahlen in verschiedenen Staaten R«r»a«crika» ist für die Demokraten noch schlimmer gewesen, al« man erwartet batte. In Penn sylvania, Ohio. Illinois, Iowa, Dakota, Massachusetts, New-Iersey siegten vie Repnbli- tan er, aber am schärfsten zeigte sich der Umschirung in Nrw-Aork, dessen gesetzgebender Körper künftig eine republi kanische Mehrheit von 16 Stimmen aus'weff». Uederall waren übrigen- rein örtlich« Bcrbälinisse maßgebend für die Abstimmung, große politische Fragen spielten nur insofern eine Rolle, als die wirtdschastliche Nothlagc viele Wähler, die beim lehtrn Mal für die Demokraten gestimmt hatten, veranlaßte, setzt gegen die herrschende Partei zu stimmen. Jedenfalls wird die Umgestaltung des schutzröünerffchen Systems ganz bedeutend durch die Niederlage der Demokraten erschwert, vielleicht sogar ganz »nmöglich gemacht. Bezeichnend ist in dieser Hinsicht, daß Mac Kinley, terBater de»Zoll tarif-, in Obio eine Mehrheit von 70000 Stimmen davontrua, so daß seine Freunde schon daran glauben, ihn bei der Präsidentenwabl ld8K vurchzubringen. Die Haltung de- Präsidenten Eleveland in der Silbersrage wird da gegen, wir die „Times" berichten, allgemein gebilligt, so dich hier keine Schwierigkeiten neu entstehen. Besondere Auf merksamkeit verdient die Niederlage, welche die berüchtigte Bande von Tammany Hall in New-Ljork erlitten hat. Sie stellte als Bewerber für den Richtrrpostrn am Lpell» lionSgcricht «inen Herrn Isaac Maynarb auf, der als Richter sich de- größten Recht»brucheS zu Gunsten einer Partei (chntdig Leben um Leben. 7, Roman tn zwei Bünden von M. Gerhardt. Nachdruck »rrdsinr (Fortsetzung.) „Die Minna ist drinn gewesen, gnag' Frau, aber von der weiß ich'- nicht. Sagen kann ich'» nicht, von wem ich » Hab', aber wahr ist e». Die Minna, dir tbcit' barfuß nach Jeru salem gehen, wenn der Herr Götz die Hildchen zur Frau bekäm'! Denn sie denkt, dir Hildchen ist noch ein Kind, und sieht nicht» »nd weiß nicht», und wenn Herr Göy die Minna wieder in» Hau» nehmen will, wird sie nicht nein sagen." „Dir Minna wieder in« Hau» nehmen — der Herr Götz?„ wiederholte Frau Markwald mechanisch. Die Peblken hob ihre schweren Stiefel, um sich aus den ' ätzen zu entfernen, aber Frau Markwald fuhr aus. „Mach' die Thür zu, Pehlken» Komm' her, ich will jetzt Alle» wissen." Die Thür wurde geschlossen. Die Milchfrau neigte sich zu ihrer Gebieterin und machte ihr halblaut mit gerunzelter Stirn eine ausführliche Mittheilung, über welcher sich da» Antlitz der Gutsfrau mit zorniger Röthe bedeckte „Nicht möglich, Peblken!" stieß sie empört hervor. „Ich hin doch nicht blind?" „Dir gnäg' Frau sind zu gut, und die Minna ist eine zu durchtriebene Crratur und weiß sich zu verstellen." „Noch heut' soll sie au» dem Hause." Frau Markwald war ausgesprungrn und schritt heftig auf und nieder. „Und Dir, Peblken, rathr ich, über dir Geschichte zu schweigen, vor Allem, de» Dannenbergrr Herrn uicht irarndnne hineinzuziehen, Dirnft- bokkngrNZtsch, weiter nicht» Auf Deinem August wird e» sitzen bleiben, weun etwa» davon hrrumkommt." „So wahr Gott im Himmel, der August, der bringt nicht» ru«, gnäg' Frau!" betbeuertr die Pehlken effchrockrn „I Dn mein Herr Iesr», weun der reden wollte! — Nein, gnäg Frau, ei» herttetzastlicher Kutscher muß keine Augen und keiu« Ohren habe». Un» au« meinem Mund geht ke,n Wort, eher laß ich mich in Stücke reißen." „Den? nur dran, daß der August solch guten Dieust nicht leicht wieder bekommt " „Wo ist Hilde?" fragte Frau Markwald, in da» Speise zimmer tretend, wo de« In-eud fröstelnd und »n-rdnldi- dem Erscheinen der Suppenschüssel eotgegensah. Die gewitirrdrobende Miene der Mutter saunten Alle. Die sahen einander an, lächelten und schwiegen. Aber Fräulein Bock fühlte sich in ihrem Gewissen gedrungen, Rede zu stehen. ,Derr von Götz kam vorüber und forderte Hildegard auf, rin Stückchen mit ihm zu fahren. Ick that Einspruch, aber Hilde hörte nickt aus mich." „Sie hat wirklich nicht gekört, Fräulein Bock, Sie standen nicht nahe genug", fiel Heinz ein. „Ich glaube übrigen», Hilde ist schon wieder da. Es war nur ein Scherz." Die Teller und Löffel klirrten unter Frau Markwald'S zitternden Händen. Da aber soeben ihr Gatte, Lüderiy, Bcrlba und die Inspektoren erschienen, so nahm sie sich zusammen, und e» traf sich glücklich, daß die Köchin die Suppe hatte an brennen lassen, so daß die überfüllte Zornesschale vorläufig über ihr Haupt sich ergießen konnte. In der Abenddämmerung diese» denkwürdigen Tage» saßen Lüderitz und Bertha im Beluchzimmer am Flügel beisammen. Bertha hatte ein paar Lieder ohne Worte gespielt und tippte jetzt sackte die Melodie der Lorelei und des „holden Abend- sterne»". Lüderitz stand über da» altmodische Piano gebeugt, den Arm aufgestützt, und redete mit ibr leise, erregt, zwis i en- durch verstummend. Ein ahnend Gefühl sagte ihm, daß über da» Glück seine» Leben» der Würfel geworfen wurde — beul', morgen oder m den nächsten Tagen — und er wollte e» sich nicht ohne Kampf entreißen lassen. Freilich, wa« konnte er viej thua? Secvadelirutrnaat ohne Vermögen! — Aus ein gute» Avancement zwar konnte er rechnen, nicht blo» seiner vortrefflichen yamilirnverbindungen wegen. Er hatte seine Zeit nickt verloren, war pflichttreu und strebsam, von glänzender Erscheinung — wenn auch nickt gerade, wa» man einen schneidigen Officier nennt. Er hatte nur noch ein Jahr zum Premier, konnte in vier Jahren Hauptmann sein. Ja, aber wa» dann? Dann fehlte noch immer ein ge wisse« Capital, um heirathrn zu lönarn, nnd sein Onkel gab nicht» mehr her, da» war fichrr. Vielleicht aber setzte die alte 2tift»damr, seine Großtante, denn an«grsprochenrr Lieb ling er war, ihn zum Erben ein — mit Umgebung eine« Dutzend gleichberechtigter Neffen uad Nichten „Verlaß Dich nur daraus nicht!" rief Bertha altklug „Diese alte» Damen freuen sich um so länger ihre« Leben-, wenn sie mit ihrem Erbe einen armen Jungen glücklich machen können Ich Hab« ja auch dir reiche Großmutter Dir ,st so geizig, daß sie nnr nickt mal erlaubt, im Winter eia paar Woche» bei ihr za sein. Du weißt, wie ich daraus brannte, den Ball in der König«halle »itzumachrn " Bertha schlng rin paar Acrord« au und ging in den Fest marsch au» Tannbäuser über Azcl richtete sich auf und schritt langsam auf und nieder, setzte sich kann an Bertha'» Seite und legte den Arm auf die Rücklehne ihre» Stuhls. „Warum sollten die zwei, die sick lieb haben, nicht zusammen kommen?" sprach er, dicht an ihrem Obr in ihr gebämpstr- Spiel hinein. „Denn eS sich nur um etwa- Geduld und Treue und Abwarten handelt —?" Bertha schüttelte den Kopf: „Bei dem langen Warten kommt nickt- heraus, Axel DaS habe ick schon oft genug gesehen Dann verschriimpft daö Mädchen zur alten Jungfer, Wirt häßlich und kränklich und dann läßt der Mann sie sitzen." „Da war' er wohl feiner Sache sicher. Da« wäre in diesem Fall nicht zu befürchten", versetzte Axel. „Ader ihm sei nicht darum zu thun, die Probe zu machen. Er könne ja seinen Abschied nehmen und einen bürgerlichen Beruf ergreifen." DaS batte Bertha auch sckon bedacht und konnte ibm Bescheid geben. Damit war'» nichts. Jeder bürgerliche Be ruf, der zu aosehnlicher Stellung führt, erfordert eine Vor bildung. die Zeit und Geld kostet. Damit käme er nicht früher zum Ziel. Arel faßte sich rin Herz: „Ich habe große Lust, nach Amerika zu geben, Bertha. Wenn ich erst weiß, daß rin Mädchen, daß ich lieb habe, sich entschließen kann, mich zu begleiten —?" „Unsinn. Axel", sagte Bertha. „Nach Amerika geben! Dazu bist Du der Mann nicht." Er erröthrte, zog die Stirn in Falten nnd richtete sich straff aus. „DaS ist stark, Bertha, mir da» in» Gefickt zu sagen. WeSkalb sollte ich nicht der Mann sein?" „Sei nicht böse, Axel — aber ich kenne Dick doch. In solch unsicheren, abenteuerlichen Verhältnissen, mit gemeinen Menschen Dich dernmzuschlagrn — «S würde Dick unglücklich machen, und Du würdest nicht» erreiche» — ani Ende gar darüber zu Grunde gehen Du hast nicht die kleinste Anlage zum Yankee Urberl,aupt, Axel, weißt Du, Du darfst die Uniform nickt oblegen Ich kann Dich mir in Civil gar nickt vorstrllen. Dir würde da» Beste fehlen — die Ritterlichkeit, der ideale Schwung, meine ich", fügte Bertha rasch und lachend hinzu, da er den Kops senkte nnd etwa» Borwurfivolle» murmelte Sic halte Recht. Es that ihm wohl und weh, daß sie so gut in ihm Bescheid wußte. „Bertha, liebste Bertha, nur Ein» tbu' mir zu Liebe", bat er mit grdäinvfter Stimme, mit verhaltener Heftigkeit. „Laß Dich von vielem Götz nicht hernmkriegen. Bleib fest, auch argen Deine Mutter. Memr Zeit kommt schon noch Hab Geduld, auch ich will Geduld haben, so hart mich'» ankommt Hilf mir, indem Du Dir den Menschen fern hältst. Ich er trage e» nicht, daß er sich Dir aufkrängt. Wenn Du den Ball mit ihm eröffnest —" „Nun, waS wäre dabeiGefäbrlicbcS?" fragte sie unbefangen. Er stieß sassongölos herauS: „Die Leute würden da-wir eine Derlobung-anzcige aiisehcn! Bertha, wäre e» Dir solch' große» Opfer, den Ball auszugeben?" Bertda schwieg ein Weilcbrn. „Ich setze eS bei Mutter Nicht durch, Axel. Gönne doch den Leuten ibr Vergnügen. Wie oft haben sie mich schon verlobt gesagt. Und ob mit Götz oder einem Andern —" „DaS ist nickt gleichgiltig", widersprach er stirnrunzelnd. „Dieser Götz — ich hasse ihn. e- kocht in mir, wenn D« mit ihm sprichst — oder gar tanzest —" „Ich denke, Du hassest Jeden, der wir den Hof macht", lächelte Bertha, und strich mit ihrer ivrichrn Hand über sein Gesicht „Aber nicht mit so guten, Grund. Götz ist ein schlechter Mensch. Ich weiß Dinge von ihm —" „Ehrlosigkeiten? Schändlichkeiten? Er batte ein Duell, daS weiß ich, hat seinen Gegner getöktet, und auf rer Festung gesessen", erklärte Brrtba. „Aber dazu kann ein Officier leicht kommen." „Freilich. Wenn sein Gegner aber sein bester Freund gewesen ist, sein unzertrennlicher Gesäkrte bei allen Tollheiten und Streichen — und wenn die Braut diese« Freunde» den An laß zum Duell gegeben —" „DaS ist Thatsache?" fragte Bertda betroffen. Lüderitz nickte. „Ich könnte Dir noch viel niebr erzählen, aber der Familien wegen, deren Ruf dabei Schaden leiden würde, ist man übereingetommen, Schweigen zu beobachten. Und dann — Du bist eia junge- Mädchen —" Brrtba schwieg und begann dann in sentimentalem Adagio da» „Gebet einer Jungfrau" zu spielen, ließ dann ohne Ucbergang den prachtvollen Eingang der „Auftorderuna zum Tanz" durch die Saiten rauschen, krack plötzlich ab und lachte „Göy ist rin Böscwicht, ein ganz schlimmer, aber Weißt Du. Arel. Alle», wa« er tbut, bat Zug „nd Feuer. Er ist wie ein edler unbändiger Hengst, es gekört Waghalsigkeit deqn, sich mit ibm rinzulaffrn." „Und da- macht Spaß", versetzte Lüderitz bitter Fortsetzung folgt.)
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