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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.11.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931116016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893111601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893111601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-11
- Tag1893-11-16
- Monat1893-11
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V-z«s-.Prei- tz, tz« Hmwterpeditioa oder de» t» Etsdt- deztrt n»d de» Vororte» errichteten Ao«- üabkükllen ab geholt: vierteljährlich ^4.50. tzst »»»nn,li«r täglichrr guftell,«, in« Lau« öchL Dar» dir Post bezog«, für Teutschla»» aad Oesterreich: vienriiLdetich L—. Direkte täglich« Kreuzdandieadnng t»» LnSland: «oaotlich ^tz 7.50. DK Marge»«a«g-be erscheint täglichUhr, hie Lbett^Vuägab» Vochrntaa« 5 Uhr. Le-attton und Lrve-itioa: z«han»r«,asse 8. LirErvedttioa ist Wocheatag« nnunterb rochen geöfftwt «m früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: Ott« Kle»«'S Lartim. (Alfred Htchv), Univrrsltättstraß« 1, Laut« Lösche. Aathariaeustr. 1«, pari, und KSntgSpla- 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- vnd Geschäftsverkehr. Anzeigem.PretS die 6 gespaltene Petitzeile 80 Psg. ffieclamen unter dem RedactionSstrich <4ge- spaltra) 50-4, vor den Feunilietwachrichlru (Sgespaltra) 40^. Größere Schriften laut unlerem Preit- verzeichnitz. Tabellarischer ond Ziffernlatz nach höherem Torsi. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Autgabe, ohne Poslbeshrderung ^tt M—, »>t Postdesvrderung ^4 70—. Tiauahmtschlllb für ^uzrigeu: Adrod-An«gabe: vormittag« 10 Uhr. Margen-Ansgab«: RachmMag« «Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/I> Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. kttieige» sind stet« an di« Gxdedttina zu richten. Druck und Verlag von E. Polz tu Leipzig. ^»585. Donnerstag den 16. November 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Seknnnlmachnng. Da« 18. Stück de« diesjährigen Gesetz- und Verordnungs blattes für da« Königreich Sachsen ist bei un« eingegangen und wird bi« zum 4. Drcrmber b». )S. auf dem SiaihhauSjaal« zur Eiusichtnohme öffentlich aushäugen. Dasselbe enthält: Nr. 68. Decret wegen Bestätigung der Ge- uoffenschaslSordnuag derchenossenschast für Berichtigung deo Pteihbachs in den Fluren Ldemnitz und Altendors; vom 14. Oktober 1883. Nr. 70. Verordnung. Ernennungen für dir I. Kammer der Standeversammlung betreffend; vom 1. November 1898. Nr. 71. Priisungeordnung für Beamte der Staalstisenbahn-Berwaltunp; vom 4. November 1888. Sir. 72. Verordnung, eine Ernennung >ür die l. Kammer der Etändeversammtuug betreffend; vom 8. November 1883. Nr. 73. Verordnung, die Abänderung und Ergänzung von h. 22 zur In- struction zum Einkommensieuergesehe vom 7. December 1878 be treffend ; vom 4. November 1883. Leipzig, den 14. November I8S3. Der Math der Stadt Let-»>,. vr Tröndlin. krumbiegel. Bekanntmachung. Nachdem dir Maier- und Austreicherarbeiten am Er- weiterung«bau der 27. BezirtSschule in Leipzig-Connewitz zur Vergebung gelangt sind, werden die nicht berücksichtigten Bewerber ihrer Angebote hierhurch entlassen. Leipzig, am 13. November 1893. Der Nath der Stadt Leipzig. Ib. 5245. Or. Tröndlin. I)r. Donndorf. Bekanntmachung. vom Unterzeichneten Armenamle sollen Freitag, den 17. November I89L, vormittag« von 9 uhr an iw htestgea Stadthause verschiedene Gegenständ», als: Model, vrttcn, Wäsche, »leidungsftücke. Hau»-, Küchen- und WirthschastSgrräthe u. S. «. öffentlich versteigert werden. Leipzig, am 1b. November 1893. Da» Armeuautl. Heutschel. Art»« Lrte-igt hat sich unsere Bekanntmachung vom 27. Juni diese« Jahre«, de» Handarbeiter Friedrich Hermann Frauke bete. Leipzig, den 13. November 1883. Der Rath der Stadt Leipzig, . ^ Armenawt, Abttz. IV». F^K.IVsc. 5486. He»»scheiß Hr. In einer hier anhängigen Strafsache liegt verdacht vor, daß dem am 3. Oktober d. I. in Leipzig-Reudnitz verstorbenen Mechaniker Gustav Pittschakt in der Zeit seit dem 28. September d. I. der Schuldschein der Anleihe der Leipzig-Dresdener Eise». bahn-Compagnie von >866 bat. 4, Srr. 202, Nr. I00S3 über 300 » gestohlen worden ist. Wahrnehmungen über das Vorkommen de« Schuldschein« bittet man schleunig hier mitzutkeilen. Auch wird gebeten, fall« der Schuldschein noch zum Vorschein kommen sollte, denselben zu sichern und den Inhaber polizeilich anvalicn zu lassen. Leipzig, den 14. November 1883. Der Untersuchungsrichter het Pe« Königliche» Landgericht. ^ Haußer, Aff. Die Inhaber der abhanden gekommenen Sparbücher Ser. I Nr. 64971, Ser. II Nr. 242818. 244080, sowie der Inhaber de« gleich fall« al« verloren ongezeigten Q«itt»ng»schei«e» unserer5. Annahme, stelle über da« Sparbuch Ser. II Nr. 188738 werden hierdurch auf. gefordert, sich damit binnen dr«, Monaten und längsten« am 18 Februar 1884 zur Nachweisung idrer Rechte bez. zum Zwecke der Rückgabe gegen Belohnung bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, widrigenfalls, der Eparcassrn-Ordnung gemäß, den aagemeldeten Verlustträgern, nach ersolgter Beeidigung ihrer Anzeige, an Stelle der abhanden gekommenen Bücher, welche alsdann für ungi'tlg zu erklären sind, neue Bücher ausgestellt werden, bez daS etngelieferte Buch auch ohne Rückgabe de« rbensall« für nngiltig zu erklärenden Quittung-schrinet an«, gehändigt werden wird. Leipzig, den 14 November I8S3. Die Verwaltung de» Leihhauses »ub »er Sparkasse. Die Befragung -er Haudelsgehilfen. Wahrend die Arbeiter, soweit sie unter die Gewerbe ordnung sollen, schon seil Jahrzehnten auf die Besserung ihrer Läge bedacht gewesen sind und durch politische Agitation und gewerkschaftliche Lohnkämpfe sich diese Besserung erkämpft haben, stand eine große Elassr anderer Arbeiter bei Teile und sah beiuahc theiinahmloS dem Beginne der neuen socialen Gesetzgebung zu. In der Tbat hatten auch damal« die HandelSängestellten keinen Grund, /ich zu rühren, denn ihre «tellung war im Vergleich zu der der Arbeiter eme gute, vielfach sichere, und ihnen winkte nach Verlauf einiger Jahre die Selbstständigkeit. Die verbältaißmäßig günstige sociale Stellung, welche da« Handelsgesetz den HankclSgchilsen gab, und die im Hanvel«standr vorhandene Tradition rechtfertigten die abwariende Stellungnahme dieser Bevölkerungsekassc. Allein die günstige Lage änderte sich, als die Folgen der Gcwerhefrelbtl« und der Grüiidcrjahre bemerkbar wurden; die Stellung der Handelsgehilscn verschlechterte sich zusehends. Einmal trug hierzu die unsichere Lage vieler Geschäfte bei, dann daö massenhafte Angebot von Kräften. die, geblendet von dem Glanz de« Golde«, sich Anfang der siebziger Jahre dem Kausmannsstandr widmeten, defonder« aber der durch da« Zuströmen von minverwerthigen Kräften zu dem Kaufmann« siande hervorgrrufene Rückgang der kaufmännischen Moral DaS waren Zustände, welche die besseren Kräfte am ehesten schädigen und nolhwendigerwrisr dir Handels- angestellten zu einem Zusammenschluß zur Währung ihrer Interessen fuhren mußten. Al« vor etwa fünfzehn Jahren von Leipzig au» die ersten Rufe nach einer Vertretung der Gehilfen und nach Wahrung ihrer Interessen erfolgten, faßte man riese Ruse nicht überall freundlich aus, sondern betrachtete sie mit Mißtrauen, weil man dahinter eine neue Hrcrschaar für die socialremvkrarische Armer witterte. Da« war nun freilich nicht der Fall. So viele kaufmännische Verbände auch im Laufe der Zeit entstanden und schließlich da« von Leipzig «u»«-«-H«,« Programm aa»«hm«n mußte», kein nenneiiswertber Verein bat sich der Socialdemokratie an- geichlossc», sondern jeder bat seine politisch freie Stellung gewährt. DaS will nicht wenig sagen, da, wie wir beweisen können, die Lage der HantelSgehilsen vielfach eine schlechtere als die der Handarbeiter ist und im großen Durchschnitt da« Gehalt der HandelSgebilsen sich nicht über da« Einkommen der Arbeiter in ten sog. besseren Berufen erbebt. Gerade dadurch, daß die HaneelS- angesteUtcn sich in ihrem Streben nur auf eine Besse rung in ihrem Berufe beschränlten und sich von politischer Agitation ganz fern hielten, haben sie sich auch die Sympathien de« Publicum« und der selbstständige» Kauslcute, soweit diese nicht in ganz veralteten Anschauungen besänge» sind, erworben. Zuerst wurden die Verhältnisse der Handelsgehilscn in der Ocffentlichkcit besprochen, al« e« sich um die Einführung de« KrankcnversicherungSgesetze« hantelte. Da« war vor zehn Jahren. Damal« fand die Forderung, die Handel«- angesleUten unter diese« Gesetz zu stellen, sehr getheilte Aufnahme, und ein großer Tbeil der kaufmännischen Vereine protestirle gegen die „Herabwürdigung re« Stande«". Glück licher Weise fanden diese Proteste heim Gesetzgeber nur halbe Berücksichtigung, und wie sehr Diejenige» Recht hatten, die damals auf Einbeziehung der Haudelsgehilfen unter da« Gesetz drangen, geht daraus hervor, daß beule die Ansicht von der Herabwürdigung deS Standes der gcgcntheiligen Platz gemacht hat. Während nun in schnellem Lause für die In dustriearbeiter neue Schutzgesctze, UnsaUoersichcrungSzesetz und Abänderung der Gewerbeordnung, geschaffen wurden, mutzten die HaiidelSaiigesleUltn in ihren großen Organisationen sich eldft helfen und schufen au« sich kerau«, wie der in Deutsch land thatsächlich die größte Anzahl Mitglieder zählende hiesige Verband deutscher Handlungsgehilfen, Pensivns- und andere HilfScassen. Doch mit den (Lassen allein war c« nicht gethan. Die srrie Vereinbarung, die im KaufmannSstande eine große Rolle spielte, wurde zu sehr zu Gunsten de» stärkeren TbeileS benutzt und es kamen Dinge an die Oeffcnt- lichlei», die am allermeisten von den alten Kaufleuten mit Abscheu vernommen wurden. Kündigungsfristen bi« zu einem Tag herunter, eine Bezahlung, wie sie keinem ungelernten Arbeiter geboten wurde, eine Arbeit-dauer, die von dem Normalarbeit«tag von zehn Stunden sehr weit entfernt war, regelmäßige Sonntag-arbeit und ein den Stand durch und durch verwildernde« Lehrliagswesen wurden aufgedeckt, so daß va« große Publicum dazu den Kopf schüttelte So war denn mir einem Male auch die sociale Frage im KausmaonSslande aufgcrolll worden und daS Bilk, das sie zeigte, war ei» recht trübes. Man war allenthalben der Meinung, daß etwas gethan werden müsse. Der Abgeordnete Golbjchmidt beantragte im Reichstag den von den Gehilfen geforderten Zenanißzwang, ein anderer Antrag bezweckte den Schutz der Gehilfen bei der freien Vereinbarung über die Kündigung Beide Anträge wurden besprochen, aber zu einem Beschlüße kam es nicht, die Auslosung deS Reichstages wegen der Militairvorlage machle solchen Resormpläncn ein Ende. Ein Ergebniß hatte glücklicher Weise die Session: die Einführung der Sonntagsruhe, eine Errungenschaft, die der weitaus größte Theil der selbstständigen wie unselbstständigen Kaufleule nicht mehr missen möchte. Freilich war man bei der Einführung de« neuen Gr'etzeS sehr schablonenhaft zu Werke gegangen, hatte Gewohnheiten, die mit der xriacipicll für die Angestellten geforderten Rübe nicht« gemein batten, unbeachtet gekästen und so Verstimmungen geschaffen, die sich gegen das Princip de« Gesetze« selbst richteten. Da nun die Frage einmal angeschnitten war, so lag eS nabe, durch eine amtliche Untersuchung der früher angestellten vrivalen nachzugehen und die Verhältnisse vor Allem in den Ladengeschäften klarzuleacn. Wir habe» im Sommer über diese Befragung, deren Resultate zetzt wieder io verschiedenen Blättern gelegentlich der Veröffentlichung de- Protokolls wiederholt werden, berichtet; durch sie bat sich berauSgcsteUt, daß vielfach in Deutschland im HandelSgewerbe die Zustande so traurig sind, daß ein gesetzgeberisches Eingreifen, da an eine Selbsthilfe nicht gedacht werden kan», nöihig ist. AIS Unterlage für die gesetzlichen Maßnahmen wurde vom ReichSamt deS Innern eine zweite Befragung unternommen die dieser Tage abgeschlossen worden ist. Im ReichSamt des Innern dürften jetzt ungefähr 300 beantwortete Fragebogen liegen, von denen allein gegen 200 von den KreiSvcrcinen deS Verbandes deutscher Handlungsgehilfen eingeschickt worden sind. Die Beantwortung dieser Fragebogen ist eine sehr ein gehende gewesen uud darau- schreibt sich auch die wechselnde Meinung über den Inhalt der zu treffenden gesetzlichen Maß regeln her. Au- den in der Fachpresse bekannt gewordenen Beantwortungen ist ersichtlich, daß die Handelsangestellten in ihren Forderungen sehr mäßig sind und daß For derungen, welche dem Gewerbe schaden könnten, überhaupt nicht Vorkommen. Ueberall ist deutlich zu ersehen, daß die Hank- lungSgebilsen e» ernst mit ihrem Berufe meinen und daß sie wobt aus die jetzige precäre Lage deS Handels Rücksicht nehmen Diese Rücksichtnahme tocumentirl am besten die politische und wirthschastliche Einsicht der Befragten, wenn c« unS auch nicht richtig erscheint, daß man sich nickst mehr au den socialpolitische» Stantpunct gestellt hat. Bei der Be fragung sollte nur dieser Standpunct zur Geltung kommen und dem Gesetzgeber sollte es Vorbehalten bleibe», die Be stimmungen des Gesetze«, die doch nichl für die Ewigkeit ge macht sind, der jetzigen Lage de« Handel« anzupassen. Immer hin kann der unparteiische Beurlheiter au« den Antworten entnehmen, daß man in den Kreisen der Angestellten auch nur da« Mögliche fordert, in der Uederzrugung, daß diese« Mögliche unter allen Umständen gewährt werden muß. Die Forderungen betreffen die Verkürzung der Arbeitszeit aus lO—l2 Stunden, Einführung einer Mittagspause und Festsetzung einer für beide Theil« gleichmäßigen Sün- kigunzSsrlst, die sich in der überwiegenden Mehrzahl aus die im Handelsgesetzbuch bestimmte beschränkt. Weitere For- rernngkn sind nur in wenig Fällen gestellt worden und dann sind sie von dem Wunsche dictirt gewesen, die Kündigung«- Verhältnisse so stabil wie möglich ;» machen und der ganzen Stellung der Gehilfen eine gewisse Sicherheit zu geben. Wie schon bemerk!, bat sich die Befragung nur aus die Verhältnisse in Ladengeschäften erstreckt. Die Verhältnisse i« Sont»r und aus dem Lager sind v»rlänf>g nicht in Ve- tracht gekommen Wenn aber der Gesetzgeber einmal an eine Ordnung der Gcbilscnvcrbältniffe herangebt, wird er notkwendige? Weise für alle HandelSängestellten Fürsorge treffen müssen. WllnsckenSwcrth bleibt vorläufig »ob. daß jn Zeugnißzwang eingcsührt wird. Jetzt ist nämlich »er Priiieipal gesetzlich nur gebaltcn, eine Bescheinigung über die Dauer der Anstellung de« Gehilfen zu geben, während man in Gchiljcnkreisen unter Hinweis aus die Vertrauens» telluiig, die schließlich jeder Gehilfe cinnimmt, ciu ordent liche« Zeiigiiiß be; den Zwang zur Au-kunftsertbeilung ver langt. Auch rer Verlust der Stellung bei Einberufung zum Militair, selbst wenn e« sich um Ucbungcn von geringer Dauer handelt, ist ein Pnnek. der noch wenig bekannt ist, der aber schon in FachbläNern oft besprochen worden ist und den man tabin geändert zu scbe» wünscht, daß militairische Ucbuiigen bis zur Dauer von sechs Wochen de» Verlust der Stellung nicht mit ich führe» dürfe». Der schriftliche» Befragung wird noch eine müiidlichc folge». Neues kann sie nicht bringen, aber sie wird noch weitere Klärung der Ansichten bei der Eommission für Arbeiterstaiistik hcrbeiführcn. Und daS ist die Hauptsache; ist daS Ucbcl erkannt, ist auch daS Heil mittel nicht weit. Deutsches Reich. 8. verltn, 15. November. Um den Unfallverletzten der BerusSgeiiosseiischasten zur möglichst vollständigen Wiederherstellung ihrer ArbeilSlähizkeit ei» intensive« Heil verfahren zu Thcit werde» ,u laste», soll in Berlin eine Ein richtung ins Leben treten, die auch für andere größere Plätze ich eignen dürfte. Es werten nämlich demnächst sür drei sicichmäßig vertheiltc Bezirke der Stadt Berlin chirurgische lusaltstatioiien errichiet werden. Dieselben enthalten eine Verbaiidstätle mir ärztlichem TageS- und Nachtdienst und «ine stalionairc Klinik und sind mit modern chirurgischer Ausstattung verleben. Tie Beteiebsunlcrnehiuer haben das )kccht, bei Unglücksfälle» die erforderliche chirurgische Hilfe in die Betriebe zu reguirire». Die Stationen find derartig orgauisirl, daß sie auch bei einem Massenuufalle au-gicbigc a-irurgischc Hitse leisten können. Die drei Stationen sind zunächst nur für die Unfallverletzten von 4 BerufSaenossen- Iwasleu, und zwar sür die der Brauerei- und Mälzerei- BtrutSgeiiosscuschajt, der Berufsgeuosscuschast der chemischen Industrie, der Norddeutsche» Hvlz-Beruf«ge»osscnsck'ast unk der Spedition«-, Speicheret- und.rtellcrei-Berujsgenostenschast bestimmt. Der Zutritt anderer Beruisgenostenschafieii, auch die etwaige Vermehrung der Slalionc», bleibt vorbeballc». DaS Unternehmen ist einem Euratorium unterstellt. Dasselbe besteht au» je einem Vorstantsmilglicte der detheiligte» Bc- russgcnossensckiasleii, den drei teilenden Aerztcn, ferner au« einem, dem Kreise der herusögeiiostenschasttickren Vertrauens ärzte» entnommenen Milgsicdc und dem geschäftlichen Leiter der Eentratstelle, Direclor Max Schlesinger. Berlin, 15. November. Eonservative Blätter er neuern fortwährend den Versuch, das Ergebniß der Land tag «wählen zu der Bebauptung zu verwerlhen, die Mehrheit des Volts habe mittelbar eine Zustimmung zu dem Zedtiy'scden Schulgeseyentwurf ausgesprochen; sonst würde nicht aus« Ncne eine coirservaliv-Ncrtkale Mekrbeil gewählt worden sein. Es ist richtig, daß dieser Gesetzentwurf in der Wahlbewegung nicht ganz die Wirkung auSgeübt hat. wie eS sich wohl gebührt hätte. DaS bedeutete aber keineswegs Zustimmung zu dein Gesetzentwurf oder auch nur Gleichgiltigkeit gegen denselben, soudern entsprang der Ucbcrzeugung, daß diese Gefahr aus absebbarc Zeit glücklich abgewendel sei. Wird etwa die conserv riive Partei de» Muth zu dem Versuche finden, ein von alle» potilrschen Richtungen, soweit sic »ickit ultramoula» oder hochlirchtich und extrem-reaktionär sind, verworfenes Gesetz wieder auslcben zu tasten? Dann löirntr die Partei eigene Erfahrungen machen, wie eS mit der Gesinnung de« Volkes, namcnltictr der protestantischen, diese» Bestrebungen gegenüber wahr hast beschaffen ist. Kein besseres Mittel gäbe eS, de» liberalen Anschauungen wieder neue Lebenskraft cinzuflößen. Also heraus mit einem Antrag auf eine Schnlvrdnuiig im Zekiiy'schen Geiste, wen» man seiner Sarbe so sicher ist! — Zur Frage der unverbällnißmäßig starte» Besetzung deS neuen Abgeordnetenhauses mrt abhängigen Vcr- waitungsbeamlcii werten wir daraus aufmerlsam ge macht, daß in manche» deutschen Staaten, z B in Baden, gesetzliche Vorschriften bestehen, wonach staatliche Vcrwaltungs- bcamte gcwisicr Gattungen in ihren Amtsbezirken überhaupt nicht zu Volkooertrctern gewählt werde» können. Damit ist namentlich der Gefahr vorgebeugt, daß solche Beamte ihren großen örtlichen Einfluß sür eigene Wahlzwccke auSnutzen. -r. Verltn, 15. November. Eine Angelegenheit, die in aiiti- semirischen Kreisen peinliches Aussehen erregt, dürste demnächst die Oestenllichteit beschäftigen E« handelt fick um den durch seine Angriffe gegen das auswärtige Amt und ten Jiistizminisier bekannt gewordenen Antisemiten Kaufmann Earl Paasch, der sich bis vor Kurzem in der Irrenanstalt zu Herzbcrge, jetzt in einer Nervcnbeilanstatt in Leipzig befindet, lieber die Angelegenheit gehen un« von gutunicrrichleler Seite folgende Mittdeilungc» zu. Paasch ibezw. seine Leipziger Freunde) versendet gegenwärtig drei verschiedene, als Mannte» ipt gedruckte Briese in Form von Flugblättern an Berliner Vertrane»«- personen, in denen er geradezu unerhörte Beschuldigungen gegen tbm bt«her nahegestanrene bekannte Persönlichkeiten erbebt. Es sind die« die Herren Oberlehrer SerreS in Minden, Pa a sch's 'ruberer, Vertdritiaer Iw. Ivcr - in Berlin »nd sein jetziger Vertreter Rechtsanwalt Hertwig i» Eharlotle» dura. Oberlehrer Serres war ein Ha iptzeuge Paasch « in. Procefse de« Gesandten von Brandt und Genossen Diese» Herrn beschuldigt er jetzt dr» Treubruche» und äbn licher Dinge Interessanter ist schon der Brief an Recht« anwattIver«, den Paasch unter den unglaublichstenDrobungeii aussordert, von den» sür die Vertbeidigung gezahlten Honorar im Betrage von 5000 ^ die Summe von 4000 ./l zurückzu- geben, da IverS ihn nicht >n der Weise vertreten habe, wie er c« sollte. Damit nicht genug, bezichtigt er den ge nannten Anwalt unter Anderem, m dem Processe von Brandt und Genossen zu Gunsten der Gegenpartei ge bandelt zu baden u. s. w. Da« Tollste aus dem Gebier« der ungeheuerlichen Beschuldigungen leistet Herr Paasch jedoch in dem Schreiben an seinen Vcrldcitigcr RcchlSauwatl Hertwig. Bekanntlich verbüßte dieser Herr bis vor ganz kurzer Zen eine dreimonatige Fcstungsbaft in Magdeburg wegen eines militainschen Vergeben« und war daher nicht in der Lage, Paasch s Interessen zu vertreten. Das legt nun Paasch als Nachlässigkeit aus und ergebt sich in den beleidigendsten An« drücken gegen den genannten Herrn. Im Anschluß hieran stellt der Schreiber dann die Behauptung aus. Herr Hertwig sei schuld, daß er, Paascki, den bekannten Selbstmordversuch im Unlersuchungsgesänguiß zu Moabit unternommen bade. Aus die wcitercn Behauptungen in diesem Schreiben können wir nicht eiiigckc», da dieselben so ungebeuerlicher Natur sind, daß unbedingt eine gerichtliche Klarstellung der Sache er folgen muß. Alle drei Schreiben strotzen geradezu von Beleidigungen und Verdächtigungen, die derart gefaßt sind, daß cs um Recht Wunder nehmen muß. wie sich noch Leute sinken können, die derartige Sachen verbreiten helfen. Tic Etaat-anwattschaft bei dem königlichen Land gericht I bat sofort auf Antrag der Angegriffenen die c^ache in die ^anv genommen und die Untersuchung rin- getestet; es dürste dcSbalb wohl schon in den nächsten Tagen ei» Einschreiten der Behörden in derAngelcgenbeit erfolgen. Auch der aus dem letzten Parteitag der „Norddeutschen Antisemiten" begründete Ehrenrath wird, wie verlautet, zu der Sache Stellung nehmen und zu diesem Zwecke in den nächsten Tagen zum erste» Male zusammcntreicn. E« kann kaum einem Zweifel nnierlicacu, daß die Angelegenheit in einem Gutachten der Gerlchisarzte sein Enke finden wird, wonach Paasch für geistesgestört uud daher nicht straffällig erklärt werten wirk. * Berlin, 15. November. Nachdem eonservative Blätter von einer Niederlage der Antisemiten bei den LanvtagSwahlen gesprochen, bringt unter der Ucberschrist: Antisemiten und Eonservative die „StaalSdürger-Ztg." eine längere Zuschrift de« NeichSlagSabgeordnelen 1>r Förster. Darin heißt es u. A.: „Von einer Niederlage der Antiieiniten bei vielem „elendesten aller Wabtiissteuic" kann nichl die Rede sein. Wohl aber können un« dir bei der Wahl gemachten Erfahrungen von großem Nutzen sei», un« und dem ganzen Volke, das sich hinter unü in immer dichter gedrängten Lchaaren sammelt, wenn wir nur die rechte Lehre daran« ziehe» wollen.... Dorum werde» wir, wie der alte Ealo im römilche» Tenate mit seinem celerum cooeeo gethan bat, bei jeder passenden, ja unpassende» Gelegenheit uiyere Stimme erhebe» und erklären: Im klebrige» meinen wir, daß das preußische Wahlgesetz abgejchasst oder verbessert werden muß." Nachdem lo daS Wahlgesetz abgclhau worden, kommen die Eoiiservaliveu au die Reibe: „Von großer Bedeutung, noch in höherem Maße als di« letzte Reichslagswahl, ist »ns dcc Landtagswahl zur Auflklurung über unler Verhältnis; zu den Eoiijerualw.n geworden. . . . Wo wir den Conjcrvalivc» für die LandlagSwaht ei» Bündniß angebolen habe», sind wir protzig zurlickgewieien worden. . . . Wir »ttjerktieus »Loch wolle» darana unsere Folgerung» ziehen. Es stand bei den Eonferraliven, ihre Partei durch ein Bündnis; mit de» Anliiemiten auszusrischrn «nd sich ihre Zukunft zu sichern. Wir sehen sie aber den Augen- btlckScrfotg den daiicrndeil Erfolge» vorziehen. Sic meinen, sic würden ein Opfer gebracht haben, wen» sie unsere Hand an genommen batten. Ganz im Gegeniheitl Ter Gewinn wäre ihrer gewesen. Tie Evnfervativen können sich der Anschauung nicht entwöhnen, sich als Herren, nn» als gehorsame Dirner z» betrachten, die sich geehrt fühlen sollten, sür sie zu arbeiten. Man faßt von jener Seite da» Berhältniß zwischen der feudalen eonservative» Partei »nd der anltsemi- tischeil Volkspartei gerade so aus, wie im Heere da« Vor bältniß zwischen den Ober- und Unleroisieierei, Bisher diente» wir dem altmodischen conservallven Linienschiff als BugsirLaiiipser. Lösen wir die Taue, und dann Glück auf zu der freien Fahrt!" So der Antisemitcilfübrer Professor Iw. Paul Förster über die Eenscrvativen, nachdem vor den LandtagSwahlen für Berlin ein conscrvativ-antisensitischcS Wablcartel abgeschlossen Worten war. Neugierig darf ma» sein. >vaü von con servaliver Seite aus die Vorhaltungen Förfter'S gcaiilwortel werden wird. V Berti», >5. November. >Telegramm.) Zur Feier des Geburtstages de» Kaiserin Frievrich wcrvcn sämmt liche Kinder derselben in Berlin versammelt sein, mit Au« nähme der Kronprinzessin von Grlecheiitaiid, deren Reconvalesccn; eine so wette Reise bi» nach Berlin nicht gestattet. — Berit», 15. November (Telegramm.) Der Gros;- sürst und die Großfürstin Wlavimtr von Rnszlanv bestick ten beute Vormittag auch die Kaiserin Friedrich. Heute Abend werden der Großfürst und die Großfürstin nach Petersburg Weiterreisen. -r- Berit», >5. November. (Telcg r am m Tie Hondcls- vrrträgc mit Serbien, Rumänien und Spanien sind heute an den Reichstag gelangt Der Etat wird demselben morgen Vormittag zugebcn. Die morgige Sitzung ist auf 2 llbr angesetzl, roll> wirb dieselbe nur von kurzer Dauer sein, weil es sich »ur darum bandeln wirk, die Beschluß fähigkeit sesizuftellcn. Die Wahl des Präsidiums sinket am Freitag statt. G Berit», 15. November. ;Telegra m in > Tic „Nord deutsche Attgei». Ztg." erklärt die Melkung einiger Blätter, der preußische Grneral-Striicr-Ttrector Scho«rr habe a>S angeblicher Gegner der T a ba Is a b ri kat fte uer 'eme Entlassung cingcreicht, sür »nbegrünkc t. Stimmer habe sich in den Jahre» 1878 und 1878 dabin geäußert, daß die Tabaksabrikalstcucr »all, den damals in Nordamerika bestehenden Bestimmungen sür Deutschland »ich! cmpsehtciiS- wcrtb sei. E« folge bierau« aber nicht, das; er keine Art der Tabalsahrtkaisteuer auch unter veränderten Verhältnissen sür Deutschland sür zweckmäßig balle, insbesondere, da» er die damals unbekannte unk jetzt vorgeschlagene Form der Fabrikat- steuer in gleicher Weise beurtheftcn würde. --- Berlin. 15 November. (Telegramm.) Bei den bentigen Ltavtvrrorönrtrnwahir» der I Abthcilung sind, dem „Vocalanzciger" zufolge, in sämmllichen l 1 Wahlbezirken die Eandidaten der freisinnigen Partei gewäbit worden. An Stelle de« Vr. L. Herme» ist Assessor Mommsr» gewählt.
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