Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.12.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931220017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893122001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893122001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-12
- Tag1893-12-20
- Monat1893-12
- Jahr1893
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-Preis ^ Hauptexpedition ode, den im Stadt» »qtti und den Vororten errichteten Au«, »sdesieven abgeholt: viettelicidrlich >14,50, zweimaliger täglicher Zustellung in« p«,s >t 5.50. Durch die Post bezogen sür leurschlimd und Oesterreich: viertel,Sdrlich L—. Direcle tägliche Kreiizbandieitdung iu- Lutland: monatlich 7.50. BeMorgen-Au-gabe erscheint täglich '/,7 Uhr, di» Abend-Ausgabe Wochentag» ö Uhr. Nr-artion und Lrvedition: 2«tzan«e»,assr 8. UeCrvedition ist Wochentag- nnantrrbroche» pMet von früh 8 bis Abend« 7 Uhr. Filialen: Vt» >e»m » K-rtim. (Alfretz Hahn), Universitütssrraß« 4. Louis Lösche. t^horineastr. 74. »an. und Aöasgsplah 7. Morgen-Ausgabe. np.ngcrTagkblall Anzeiger. Lrgau für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Anzeigeu-Preis die 6 gespaltene Petitzrile SO Pfg. Reklamen unter demRedartton-ftrich (4g»> spalten) 50^, vor den FamiUrnnochrichtr» (8 gespalten) 40^. Größere Schriften laut ansrrem Preis, verzrichaiß. Tabellarischer and Ztssanjatz »ach höherem Tarif. Gtztta-Bttla-en (gesalzt), nur «u der Morgen - Ausgabe, ohne Postbefördernng >4 SO—, mit Postbesörderung >4 70.—. ^mialimeschluk fir ^«zeize«: Nbend-La-gabe: Vormittag« IS Uhr. Marge ».Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn» and Festtag- früh ' ,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je rin« halb« Stunde früher. U»iei»e» find stet- an dt» Experttto, za richten. Druck and Verlag von E. Pokz k» Leipzig. ^?A7. Mittwoch den 20. December 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanutmachuilg. Hierdurch geben wir bekannt, Latz dir Markthalle Sonntag, den 24 b. Mts., von 11 Uhr Vormittags bis 8 Uhr AbcndS für den Karktverkedr offen gehalten werden wird. Leipzig, am 16. December 1883. I» 5518. Der Math der Stadt Leipzig. Iw. TrSudlin. Lindner. Holzauktion. Dienstag. den 2. Januar 1884 sollen von Vormittags » Uhr an auf dem Vahlschlagc tn Adlh. 22 de« Sonnemitzer h-rftredters 8 Rmtr. Vichen-Rutzscheite, 37 . tsichen- 1 12 ' Rüstern, s «rennscheite und 8 . Linden- l 167 Haufen Abranmholi» vier den im Termine aushängenden Bedingungen nnd der üblichen ikzahlung an Ort und Stelle meistbietend verlaust werden. Zusammenkunft: Aus dem Kadlschlage in Abth. 22 »eben dem des vorigen Jahres im Revterort „Gautzscher Winkel" an der «eiieii Linie. Leipzig, am 18. December 1893. De« Rath« Forftdeputation Okffenltichk Sitzung der Handelskammer Freitag, den 22. December I8SS, Äachmitlag« « Uhr, tn drrr« Sitzungssaal, Nene Börse, Tr. I. Tagesordnung: 1. Regsstrande. 2. Bericht de« Verfassung«- »»d Wahl-Aurschnsses über die Verordnung de- Königlichen Ministeriums des Innern, den Ankauf von Futtermitteln durch dir Regierung betr. 3. Feststellung de- Haushaltplan» der Handeiskammer und der Börse für 1894. 4. Desgleichen der »ramerftiftnng einschl. der vkfsentlichen Handels-Lehranstalt. 5. Bericht des Bank-, Münz- and Börsen-AMschuss«- über dir Frage der Notiriing der Spitttnspreise. L Bericht des Bank-, Münz- und Börsen- und des Zoll- und Struer-Nusschusseö über verschiedene Eingaben gegen den Gesetz-Entwurf wegen Abänderung des Gesetzes, belr. die Er. Hebung von ReichSsteiapeladgabr«. 7. Bericht deS Zoll- und Steuer-AuSschusseS über die Zuschrift der Handel»- und Gewerbekammer zu Zittau, die Aushebung der Schlitkliifteuer betr. 8. Wahl zur Ergänzung des Börsen-Vorstandes. S. Desgleichen zur Erneuerung der Commission für Rotirun« der Prodnttenpreise. 10. Bericht über die Frage einer in Leipzig abzuhaltruden Gemerkte- nnd Jndnftrie-AnSstellung. Hieraus nicht-öffentliche Sitzung: 1. Bericht des Bank-, Münz- und Borien-Auoschusse- über die Berusungen gegen die Borsen-llmlage. 2. Vorschläge deS Ftnanz-Ausichulies sür die Bettheilung der Erträgnisse des UnterftützungS-KoiidS. Di» Inhaber der als verloren, vernichtet oder sonst als abhanden gekommen angezeigten Pfandscheine Nr. 11994, lut.. L Nr. 87281, ES, Oft k Nr »44.12«0l.25041,2tz748.r«»7».2»«7L. 287«». »»«»7, 4E2. 45492. »«288. 574V«, .84-7, L8»L7, 595L2. «IS27, «411«, 71»««, 7:1528, 7)75». 74«««. 77»«2, 79202. 7«284, 81272, 814»2, 84784, 89288. 92852. «4«S«, 94v«7. S7248, -74«.'», »814«, I-ft.O Nr I«1», 1284, 1721, 225«, 5851, «222. 7417, 8718, 17511, 22SS4, 25«9«, 2VS7I. 28258, 29152, 2-1»«, 2»ai», 29782, 298«., 298««, »«10«. 24411, r«S:l«, 4««««. 4«827. 4«828, 4«82-, 4085«, 49987. 4V52I. 47598, 48«««. 481«8, 52«2I, 5«««:r. 57455. 57524, 58«4«, 59522. 5-72«. ««72«, «278«, «44«». «5275, «5472. ««721, ««»»8. «74»8, «-7«». «9929. 7«S4«, 7lI4«, 7155«, 72«8L, 7209«, 74172, 7L»5V. 7«2«v, 8«I«5, 812-2. 81527, 82122, 847««, 8499«. 857«2, 8652«. 88202. 8857», 88.'»««. 8851S, 88522. 8SI4«, -1547, »27«7, -2-27. -2-28, -2-4«, 11t. 8 885, 1««7, 1472, 2-57, 5«21 werden hierdurch ansgesorLcrt, sich damit unverzüglich und längstens bis zum Ab- laut von 30 Tagen nach der aus jedem der Scheine bemerkten Beriallzeit bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, um ibr Recht daran zu beweisen oder dieselben gegen Belohnung zurückzugeben, widrigenfalls, der Leihhaus-Ordnung gemäß, den Anzeigern dir Moder auSgeliesert und di« Inhaber der Scheine ihrer etwaigen Ansprüche daran« verlustig gehen werden. Leipzig, den >8. December 1893. Die Vermattung he» Leihhauses und Ser Sparraffe. „Vas Deutsche Reich zur Zeit Lismarck's". li. Der Verfasser obigen Werke-, Vr. Blum, bat vor noch nickt Jahresfrist ein andere- Werk hrrauSgegeben, welche« al- eine Einleitung zu diesem neuesten und al« eine Art von Legitimation für ihn selbst zur Inangriffnahme de« letzteren betrachtet werden kann. Dasselbe führt« den Titel: „Au d«m Wege zur deutschen Einheit. Erinnerungen und Aus Zeichnungen eine-Mitkämpfer« in den Jahren 1867 bi« 1870.*) Taffelbe enthielt «ine Zusammenstellung d«r Berichte, die str. Blum al« Mitglied de« Reich-tagS und de« Zoll- kirlamentS de< Norddeutschen Bunde« von dort au- an .Unsere Zeit" ringesandt batte. Schon damals hatte er sich, wie verlautete, mancher intimeren Mittbeilunaen von tiefer Eingeweihten zu ersreuen gehabt. Die- und die sichtliche Sorg falt seiner Berichterstattung halten jenen Aufsätzen besondere» Jiteressr zogewendrt. Der gleichen Sorgfalt von seiner Seite dürfe» wir uaS bei dein jetzt vorliegenden Werke, welche- sich an jene- frühere der Zeit »ach uninittelbar anschließt, um so gewisser versehen, al- er sich Hai bewußt sein müssen, daß, Wa tt hier sagt, auch wenn er es nur ini eigenen Namen und ans dir eigene Verantwortung hi» sagt, kcirnoch leicht au jene höhere Autorität zurückgefnbrk werten und ibr angerechnrt «erden möchte, von welcher vertrauliche Mitteilungen «pfan-en zu hat« er selbst offen bekunde» bat. *) Jena, Lostenoh l«, 1893 In der Tbat haben wir bei einer sorgsame» und unbefangenen Prüfung de- Blum'schen Buche» den Eindruck gewonnen, daß dasselbe im Großen nnd Ganzen ein ebenso wabrbeitSzeireue« wie auschaulicbe- und fleißig aiiSgcfübrtr- Bild de- so inhaltreichcn Zeiträume- von l87l bi- 1890 bietet. Gewiß! Eine so vollständige, »ach allen Seiten hin bi- in» Einzelne durchgcarbeilele Schilderung dieser Periode unserer vaterländischen Geschichte besaßen wir bisher noch nicht. Sie allein schon müßte allen Denen willkommen sein, welche sich über die Vorgänge der jüngsten Bergangcnbeit aus dem Laufenden zu erhalten wünschen, wenn wir auch nicht außerdem noch (wie der Verfasser un- im „Vorwort" versprochen hak) „neue und wichtige Ausschlüsse" über die bedeutsamsten Be gebenheiten, und zwar au- allererster Hand, zu er warten hätten. Welche Fülle de- interessantesten Stoff« au« dem inneren und äußeren Leben ousere- Volkes in die kaum zwanzig Jahre von der Aufrichtung des neuen deutschen KaisertbumS bis zum Rücktritt Bi-marck S sich zusammendrängt, zugleich aber auch, wie übersichtlich der Verfasser diesen massenhaften Stoff zu gruppiren bemüht gewesen ist, da» erkennen wir leicht, wenn wir nur dir Hauptabschnitte de« Buchs überschauen. Nach einem kurzen Rückblick auf die Verhandlungen mit Frankreich wegen de- Frieden-, mit den süddeutschen Istaaten wegen ihre» Anschlüsse- an den Norddeutschen Bund (l. Buck, 1. Abschnitt) erhalten wir (Abschnitt 2) eine Charakteristik de- ersten gesammldeutschen Rrick-tagrS. Wir seben hier bereit- „die Entstehung de» Ecntrums" ihren Schatten vorauSwersen auf schwere künftige Verwickelungen. Dieselben beginnen denn auch alsbald damit, daß da» Eentrum die unerhörte Forderung stellt, da» kaum geeinte Deutschland solle eine neue Machtstellung gebrauchen zur Wiederherstellung der weltlichen Papstherrschaft, also zur Zerstörung der italie nischen Einheit, daß ferner dieselbe Partei in die Reick-ver- uffung eine Bestimmung ausgenommen zu sehen begehrt, vclch« die katholische Kirche so gut wie gänzlich unabhängig teilen sollte vom Staat und seinen Gesetzen (Absckn. 3). Den ich mehr und mehr entwickelnden „Eullurkampf" schildern dann eingehend die nächsten Abschnitte (4—7). Zu erfreulicheren Seiten de- deutschen Staatsleben» führen nnS die Abschnitte 8—10, nämlich zur „Befestigung der deutschen Wehrkraft", zur „deutschen RechtSrinbeit" und zur „volkSwirtbschafNichen Entwickelung nnd Gesetzgebung", zur allergläiizciitslcn aber di« Abschnitte I I nnd 42, die BiSmarck'S auswärtige Politik bi» zum Jahre 1879 un« vergegenwärtigen. Abschnitt 13 zeigt un» „Bi-marck und die Parte,en", Abschnitt 14 bandelt von dem „Anwachsen der Socialdemokratie", Ab- 'chnitt 15 von Elsaß Lothringen. Da» II. Buch beginnt mit der Vorführung einer der ge waltigsten, freilich auch vielbrstrittensten Unternehmungen BiSmarck'S, seiner „nationalen Wirthschast-politik". Abschnitt I und 2 handeln vorzugsweise von seiner Hinwendung zum Schutzzoll, Abschnitt 3 von seinen Bestrebungen, dem Reiche selbstständige Einnahmen zu verschaffen und die Einzelstaatcn von den Matriculardeiträgen zu entlaste». Nachdem dann in Abschnitt 4 der Zollanschluß der Hansestädte, in Abschnitt .5 die „Versuche einer Verständigung mit Nom" (der Anfang eine- EinlcnkenS vom Eullurkampf) besprochen worden sind, läßt un- Abschnitt 6 tiefere Einblicke ttmn in eine andere Reihe gewaltiger Reformpläne de» Altreichskanzler», seine „Socialpolitik". Die Abschnitte 7—lO führen dann die „auswärtige Politik Bi-marck'-" weiter von 1879—88; der letzte Abschnitt endlich bespricht „da- letzte RegicrungSjabr de» Kaisers Wilhelm I., dessen Heimgang und dir Krankheit des Kronprinzen". Da- III. Buch schildert zuerst (in Abschnitt I) die Re gierung Kaiser Friedrich'» HI., dann (in Abschnitt 2 und 3) die Kaiser Wilhelm » H. Hierauf werden zwei interessante und lehrreiche Abschnitte (4 und 5) ringcslochtrn, welche ans« Eingehendste die deutsche Eolonialpolitik behandeln, und ein anderer (6), der un- die Zustände Elsaß-Lothringen« von 1879—1893 genauer kennen lehrt. Mit dem 7. Abschnitt: „Entlassung de- Fürsten Bi-marck", scheiden wir von dem eigentlichen Tbema diese» Buck», und nur al« rin Nachtrag desselben wird im letzten (8.) Abschnitt noch eine Kritik de- „neuen Curse«" sammt einer „Schluhbrtrachtung" gegeben. Wenn diese kurze Capitelübersicht un- eine Vorstellung von der Quantität der Begebenheiten giebt, deren Abwicke lung da» politische, wirtbschaftliche, sociale, cultnrelle Leben de« neuen Deutschen Reiche- während der Jahre l 87 l—1890 au-fiillt und in Bewegung setzt, so läßt un- rin näherer Einblick in deren einzelne Hauptmomente mit höchster patriotischer Befriedigung erkennen, wie Gewaltige- nach allen Richtungen bin auch der Qualität nach ,n dieser Zeit — „der Zeit Bi-marck'-" — geschehen ist, welche Fortschritte im Innern und nach Außen da» Deutsche Reich während diese» Zeitraums gemacht bat. Um nur das Hauplsächlichste zu erwähnen, so ward die Wehrkraft Deutsch land« zu Lande und zur Ser in allinäligem, aber stetigem Fortschritte erweitert; für die Rechr-gesetzgebung und Rechts pflege ward die so notbwrndigc, aber bi«drr fehlende Einheit theil» wirklich bergestellt, theilS wenigsten» angebabnt; al» Krönung diese« großartigen Werke« erscheint dann die Schaffung eine» obersten Gericht-bofc-, de- RcichSgericktS; die kür Erleichterung de» Verkehr» so »nentlich wichtige Münzrcsorni ward durchgesiibrt und der greulichen Papier- mißwirtbschast durch Herstellung der Goldwährung und Regelung de- Bankwesen» ein Ende gemacht; große Finanz- nnd Steuerreformen kamen zu Stande; zur Heilung socialer Schäden wurde ein System von Gesetzen in- Leben gerufen, wie sie kein anderer Staat noch besaß, wie aber mrbr als einer, in Erkenntniß ihrer Zeitgemäßbeit, sie nackzuahmen be gonnen bat. Und sollen wir von den Erfolgen der aus wärtigen Politik Bi-marck'- sprechen, von dessen aufrichtigen und anfänglich auch erfolgreichen Bemühungen einer Ver mittelung zwischen Rußland und Oesterreich („Drrikaiser- bund"), von seinem Wirke» al- „ehrlicher Master" beim Berliner Eongreß >878, daun, da diese seine Wirksamkeit verkannt wird, und infolge der „Verstimmung" Rußland- von dem glücklichen Abschluß eine» Bündnisse« mit Oesterreich und von dessen Erweiterung durch den Zutritt Italien« zu jenem „Dreibünde", der »in» Bürgschaft nickt blo» der Sickrr- oeit Deutschland«, sondern auch de« rnropäisckrn Frieden« ist? All' diese« Gewaltige ist ganz wesentlich durch die geniale Schaffenskraft, den klaren und weiten Blick und den ehernen Willen Eine« Manne- in» Leben gerufen worden! Wer möchte den wichtige» Antbeil verkennen, den daran einerseits die im VundrSralb vereinigten Regierungen, andererseit« die Vertreter der Nation gehabt baden? Bi-marck selbst bat die- wiederholt rückbaltlos anerkannt, und auch der Verfasser deS vorliegenden Bucke- hat den Verhandlungen des Reichs tages und seiner thängen Mitwirkung zu den großen Gcsetz- gebiingSarbeiten (die deS BundrSratkS entzieht sich größten theilS einer genauerenKcnntniß) eine eingehende und unbefangene Beachtung gewidmet. Allein leugnen läßt sich dock nickt, daß dir eigentlich treibende Kraft immersort die entschlossene und zäbe Initiative des Altreichskanzler» war. Und wenn gegen diese und jene Seite der inneren Politik Bi-marck- von einem oder anderem Standpuncte au- Widersprüche, ja Bor würfe erhoben worden sind — gegen seine an-wärtige können solche böchsten» ganz verblendete und kurzsichtige Partei- Politiker erbeben! —, so müssen dock selbst seine Gegner, wenn sie gerecht sein wollen, anerkennen, daß auch die vielbrstrittensten seiner inneren Maßregeln immer nur der Ausfluß einer Politik waren, welche niemals etwa» Anderes als die höchsten Interessen de- Reick» und der Nation fest in« Auge faßte und energisch zu fördern bestrebt war. Karl Biedermann. Deutsches Reich. ss Berlin, 19. December. Die „Frris. Ztg " ist in der Lage, den, wie sie selbst sagt, ungehaltenen Theil aus der Rede des Abgeordneten Richter »iitzutheilen, den, als außer allem Zusammcnbang mit der Tagesordnung siebend, der Präsident de- Reich-tagS nach längerem Widerstande dieses Abgeordneten zu verhindern wußte. Sie betrifft angebliche Ungehörigkesten bei der Wahl de« Grafen Bi-marck. Die Mmheilung beweist vor Allem, daß der fick selbst bei jeder Gelegendeit seine Scklagsertigteit bezeugende Revacteur der „Frcis. Ztg." seine Reden zu Hause tick aussckreibl — Jeder mann wußte Tage vorder, daß (Vraf Bi-marck sprechen würde — und sorgfältig auswendig lernt. Diese Uebung kann nur solchen Parlamentariern zum Vor wurf gereichen, die, wie Herr Richter, die Gewöhn heit haben, in Presse und Berathung-saal unbegueme Reden mit der Feststellung abzuthun, sie leien gut mcmorirt. Im klebrigen gehl a»S der „ungehaltenen Rede" — es fällt schwer, ein triviale- Wortspiel zu unterdrücken — wieder die ganze moralische und politische Armseligkeit des Dculschfrci- sinn- und seines Führer- hervor. Die articulirtcn Laute, die Herr Richter gegeu den Grasen Bismarck auSstoßc» wollte, zeugen ebensowenig von Erziehung »nd politischem Denken, wie die unarticulirten, zu denen während der Rede de- Grasen der volk-parteiliche Führer seine Umgebung veran- laßte. Der Scankal war zwar diesmal erheblich schwächer, als bei dem ersten rednerische» Auftreten des Abgeordneten mit dem verbüßten Namen, aber immer noch kräftig genug, um an de» Wiener Romanisten ArndtS zu erinnern, der einmal auS Anlaß von Hörsaal-Ezcessen von einer „Bubokralie" sprach. WaS Herr Richter hinter dem Gehege der Zähne behalten mußte, sollte man eigentlich wörtlich wiedcrgcbcn, um der profunden Inhaltslosigkeit kessen, was er sagen wollte, weitere Verbreitung zu verschaffen. Der Beweis, daß die Wahl deS Grasen „ein Product de« LanbrakhS" sei, wird keino-wcgS erbracht. Der Landrath hat seine Wahl rinpfohlcn — daS ist ein Reckt deS Landratb«, welches Herr- Richter selbst verlheidigtc, als sein Freund Baum dach als Landrath von Meiningen einen Gesinnungsgenossen a»f seinen Wahlreisen begleitete. Weiler sollen Bürger meister und Beigeordnete Flugblätter und Stimm- zrttcl für den Grafen Bi-marck vertheilt baden —- wenn Eonimunalbeamte, besoldete und unbesoldete, nicht agitirt hätten, so müßte Herr Richter seine Berichte auS dem preußischen Ab- aeordiielenbause künftighin auf der Jonrnalisien Tribüne dieser Kammer verfassen. „Gras Bismarck ist nur mit 260 Stimmen Mehrheit gewählt" — der Volk-parteiler Easselniann bat mit 10, der Volksparteiler Frhr. v. Reibnitz imt 3 Stimmen gesiegt. Es ist iu deutschen Parlamenten srüber niemals vor gekommen, daß man eine» Abgeordneten, weil er mit geringer Mehrheit gewäblt oder weil seine Wabl angesochleu war die moralilche Berechtigung, seine Meinung zu äußern, ab gesprochen bat. Auch in diesem Stücke bat Herr Richter die Priorität, auch hier findet sich die Bestätigung unserer wieder- bolt ausgesprochenen Ansicht, daß e« bitteres Unrecht sei, da- Sinken deS Niveau» der ReichStag-verdandlmigen von der Wahl de- Herrn Liebrrmann von Sonnenberg und Ahlivartt zu datirrn. Diese und die ibnen folgten, die Zimmerman», Stadthagen und wie sie sonst beißen, sind in Publicisiil und Rhetorik die Schüler d e- Mannes, der von den großen poli tischen Fähigkeiten, deren er sich in seiner letzten Rede dem Grasen Kanitz gegenüber berühmte, nur die einzige frag würdige besitzt: den Gegnern Jnveclivcn in- Gesicht zu schleudern. O. L. Berlin, 19. December. Unausgesetzt haben die Socialdemokraten, zuletzt noch bei der Bcratbiing ihres Nolbstand-antrage- in der Stadtverordneten-Berlanimlung die schwersten Anklage» gegen die städtische Armenpslcg, gerichtet, so daß e» sich wobl verlobnt, auf dieselbe an der Hand des letzten Vrrwaltnngsberickt- etwas näher cinzuacben. Verausgabt wurden sür die gelammte Armrnpslege in Berlin sür das Recknung-jabr 1892/93 in-gesanimt >2 703 484 --e gegen 12 268 83t .-e „n Vorjahre, d b. 434 653 mebr; > 924 803 sind davon durch Einnabinen gedeckt, so daß der Eommunal-Znschuß I0 778S80 F beträgt Für die gesetzliche offene Armenpflege in Berlin waren am 3l. März 1893 213 Armen-Eomniissionen mit zusammen 2603 Personen tbälig. Die Armen-Eommissionen zaklen die Unterstützungen selbst an» »nd erhalten zu diesem Zwecke aus der Stadtbauptcaffe zu Hände» de- Vorsteher- einen Vorschuß in Hobe de« einmonatigen Bedarf». Nach der Ealculatur-Eontrole sind gezahlt worden: 1) an Aliuosen- Empsänger durchschnittlich monatlich 21 737 Portionen — 3 340 811 59 „f, 2) für Pflegekinder durchschnittlich monatlich 8399 Portionen — »09 074 95 3) in 7l 805 Fällen Extra-Unterstützungen — »55 600 ^- 94 ^f, zusammen 4 605 287,48 gegen 4 490 509 ,S n„ Vorj-bre Der Geldbetrag der Unterstützung betrug monatlich dnrck schnittlich für einen Almosen-Empfänger 12,81 für rin Pflegekind 6,04 Nack der Almosen-Liste standen von den am 3l. März vorhandenen 22.546 (gegen 20 834 Ende Mär; l892) Almosen-Empfängern unter 20 Jahren 80 Personen, von 20—40 Jahren IN3. über 40—5" Jahre 1686, über 50—60 Jahre 3687, über 60—70 Jahre 9052, über 70 bis 80 Jabrc 6024, über 80—90 Jahre 864, über 90—lOO Jadre 40. Nack dem Stand und Berus sondern sich die 22 54«. Almosen Empfänger, von denen 5481 männliche» und 17 06.. weiblichen Geschleckt- waren, in folgende Elasten: Höhere Beamte und Lehrer 34 Personen, Künstler, Gelebrtc, Literaten 63 Personen, handeltreibende Personen 288, gcwerbe treibende Personen 2072, Handarbeiter 2934, obne Angabe des Standes 90, nnvercbeli vte FraucnSpersonni 2543, Ehe rauen 169. ebeverlassrne Frauen 62 l, geschiedene Frauen 349, Wittwen 13 383. Da Berlin 1892/93 I M5 677 Ew>> wrsoncn batte, von denen 2l 737 Almosen-Empfänger, 835!« Pflegekinder waren, zusammen 30 136, so wurden von den Civilpersoncn jede vierundfünszigste lausend unter iützt; l 891/32 war es erst die siebcnundiünsziigslc. DaS sind wakrbaftiz große Leistungen; aber für die ^ocialdemokraten verschlägt daS Nickt»; was es niit ihren Behauptungen aus sick bat, nun, daS beweisen ja am schlagendsten die angesührten Zablen. 88 Berlin, 19. December. Zu dem Entwürfe von Vor ckristen über die Prüfung der Nahrungsmittel Edemiker beantragen die Ausscküsse deS BundeSratbö. den Bundesregierungen anbcimzustellen, am Sitze der dafür geeigneten Universitäten und teckniscken .Hvcksckulcn Eom Missionen zur Prüfung von Nabrungsnitttel-Ekemikern'zu bilden und die Regierungen zu ersucken, für den Fall der Erricktung solcker PriisungSeommissioucn kwn Prüsuugen die crwäbnte» Vorsckrisle» zu Grunde zu legen, die Entsckeikung über die Zulassung von Ausnahmen, sowie über die Ancr kennung der Doctor nnd Diplomprüfungen imr im Einvernel, men mit dem RcickSkanzler zu trcsfco und den als reis befundenen Prüflingen auf Grund t-icser Vorsckristen Besäbigung-anSwrise zu ertbeilen; die BuntcSregie rungen zu ersucken, die erforderlichen Maßnahmen so zu treffen, daß die neue» PrüsungSeinrickkungen mit dem l. April 1891 i»S Leben treten können, und den Regierungen zu empfehlen, den als Leiter össcntlicker Anstalten zur Untersuchung von NahrungS und Gcnusiinittcln schon aiigcstclltcn Sachverständigen den Besät,igimgsausweiö unter Verzicht aus die vorgesehenen Prüsuugen und deren Vor bekingungc» zu erlhnlcn, den Leiter anderer als staatlicher Anstalten der vorhezeicknctcn Art jedoch nur, sofern sie nickt mit ihrem Einkommen ganz oder zum Theil auf die Emnabinen aus de» Ulitcrsuchiiiigsgehühren angewiesen sind; anbereil als den vorgcdachieu Sachverständigen den Befähigung- iiackwcis unter gänzlichem oder theilweffem Verzicht ans die vorgesehenen Prüfungen zu crlhcilc», sofern d,cse Sack verständigen nach dem Guiachieu einer der für die Prüfung von NabrunASmittcl - Eheniilcrn eingesetzten Coniiniisioncu »ach ihrer wissenschaftlichen Vorbildung und praktischen Uebung ini Wesentlichen den Anforderungen genügen, welche die neuen Bestimmungen an geprüfte Nat,rnngs»iiilcl-Eheiniter stellen — und schließlich den Bundesregierungen zu empfehlen, eine vor zngSweisc Berücksichtigung, und zwar vornehmlich a. hei der öffentlichen Bestellung (8. 36 der Gewerbeordnung) von Sack verständigen von Nabrnngsiniltelchcinic, I». bei der Auswahl von Gutachtern sür die mit der Handhabung de» Nal,rungs- mittrlgesctzeS in Verbindung stehenden chemischen Fragen, o. hei der Auswahl der Arbeitskräfte sür die öffentliche» Anstalten zur technischen Untersuchung von NabrungS- uno Gennßinittcln <8 >7 des NahrungSiniltelgesctzes) denjenigen Ebemikern zu Iveil werden zu lassen, welche den Befähigung- nachweiS erworben haben. — Ter Ausschuß des Bundesrail>>- für Handel und Verkehr hielt beute eine längere Sitzung ab und berielh eine große Zahl von Eingaben, welche sich zumeist auf Regelung der Arbeitszeit im Bäcker gcwerbe und die Sonntagsruhe im HanbclSgcwcrbc beziehen. * Berlin, 19. December. Mit Bezug aus die Mil tbeilung, daß die aus der Dresdner Eonscrcnz beschlossene weitere SanitätSconfercnz, betreffend die Abwehr der Eholera im Orient, schon zu Anfang nächsten JalneS in Paris zusanimcnirclen solle, wird der „N. Pr. Ztg." unter »euerem Datum berichtet, daß der Zeitxuncl des Zusammen tritt- noch nicht scstgestelll sei. TürkischerscilS bat man sick gegen diese Eonferenz von Anbeginn a» gesträubt, weil man einer Reorganisation des SanitatsratbS widerstrebt und an, Bosporus sich daraus beruft, baß im vorigen Jahre die daselbst getroffenen Vorkehrungen als au«reiche„v »nd erfolg reich sich erwiese» haben. Die neuesten Nachriä'te», wonach auch in Saloniki die Ebolera um sich greife und in Ko» stantinopel selbst die Seuche ununterbrochen herrscht, bieten indessen keinen Beleg für die Zulänglickkeit der getroffenen Maßnahmen. * Borlin, 19. December. Die Jesnitenfreunde wollen glauben machen, daß in der Jrsuitenfrage alle Katholiken einig seien. Selbst wenn man zngäbe, daß diese Behauptung heute zutrifft, so bat sic koch sür die Vergangenheit kcine Geltnng. Die „Voss. Ztg." wird daran erinnert, dass sämmtliche katholische Abgeordnete der PaulSkirchc, dar unter A. RcichenSperger nnd die Bischöfe von Breslau »nd Mainz, ain 24. Anguil 1848 durch den General v. RaboWitz rin Manifest gegen die Zulassung der Jesuiten adgabcn, in dem cS hieß: „Der Jesuitenorden war im 16. Jahrhundert eine Aushilfe, »iu auaeudlicklichei, Bedürfnisse» der kathvliichen Kirche zu genüge», aber zetzt besieht für Deutschland ein solches Bedürfnis in keiner Welse Ter deutsche Evffkovat, der deutsche Klerus bedürfen solcher Hilfe nicht, um ihre Auigabe zu erfüllen, die deulsche Wisseisschail bedarj keiner Unterstützung solcher Art, Der Nu Yen, den man sich au» dem Jesuitenorden sür die katholisch« Kirche Truiichland- versvrechen könnte, würde in gar keinem Verhaltiiiß zu den tiefen Störunge» und Gefahren stehen, welche seine Gegenwart Hervorrufen müßte." Berit», 19. December. (Priv alte leg ramm, In ParlamentSkreisc» verlautet, die Plenarsitzungen der tzeittsch - russischen llntrrtzantzler über den Handelsvertrag würden am Donnerstag wieder beginnen und bi» un mittelbar vor Weihnachten dauern Dann werde eine kurze Unterdreckuno b>» über Neujahr eintretea.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite