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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.12.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931222022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893122202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893122202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-12
- Tag1893-12-22
- Monat1893-12
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Größere Schrift«« lant unserem Ge»G- verzeichniß. Lodellarlscher und AiMNisatz noch höhrrrm Tarif. Extra-Vrilagen (gesalzt), »ur »lt d»r Morgen-Ausgabe, oha» Vostbeföederuag ^ii SV —. mit Postdesvrderuag ^tz 70.—. Anvahmeschluß fir Anzeige«: Abend-Ausgabe: Vormittag« ly Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- and Festtag« früh '/,S Uhr. Bei den Fillaten und «nnahmestelle» je ela« balde Stunde srilher. NntetGrn stad stet« an die Oxpehitian zu richten. Druck und Verlag von L. Pol» ia Leipzig. 87. Jahrgang. politische Tagesschau. * Leipzig, 22. December. (ln unserer gestrigen Besprechung de« Aus tretend der „Nrritgzrttung" und ihrer Hintermänner gegen den Reichskanzler und die verbündeten Regierungen wirsen wir darauf hin, daß rS wohl an der Seit sei, die srvndirraden Herren wieder einmal in ihre Schranken zu ver weisen und ihnen begreiflich zu machen, daß weder im Reiche »och in Preußen sie zum Befehlen brrnsen sind. Wir er innerten an die vom .Meichsanzeiger" am 2. Oktober 188l> gegen die „Kreuzztg." veröffentlichte Erklärung und ahnten nicht, daß man in den Berliner maßgebenden Abreisen bereits da- alte Rüstzeug gegen die konservative HiiiimelSstürmerei gemustert uni) eine alte Waffe hcrvorgeiuchk habe. Der Telegraph hat bereits gemeldet, daß das geschehen sei. Aber c- ist mcht der Reichskanzler, der diese Waffe schwingt, sondern !>er preußische Ministerpräsident Gras Eulcnburg, der im amtlichen Thcile des „SlaalS-AnzcigerS" folgenden Erlaß an dir königlichen RegierungS-Präsidculcn veröffentlicht: In dem Allerhöchsten Erlaß vom 4. Januar 1882 sind die Grundsätze angegeben, weiche de» Königlichen Beamten für Ihr politische« Verhalten nicht nur bei den Wahlen, sondern unter allen Verhältnissen zur Richtschnur zu dienen haben. Ti» politischen Segensatze »nd Kämpse der Gegenwart, namentlich auf wirthschasNichem Gebiet, gebe» mir Veran lassung, diesen Allerhöchsten Erlast in Erinnerung zu bringen und seine Beachtung wiederholt zur Pjltcht zu machen. buer hochwohlgeboren ersuche ich ergebenst, die Ihnen uuter- siehenden Beamten hierauf hinzuweisen. Der vom Fürsten BiSmarck gec>«ngczcichncte Erlaß de- König- von Preußen an daS <Ltaat»minislerium vom 4. Januar 1882 lautet: „DaS Recht des Königs, die Regierung und Politik Preußens nach eigenem Ermessen zu leite», ist durch die Sersassurig eingeschränkt, aber nicht aufgehoben. Die Regicrungsacte >« Königs bedürfen der Gegenzeichnung eines Ministers und sind, me die» auch vor Erlast der Verfassung geschah, von de» Ministern des lköaigS zu vertreten, oberste bleiben Regt erungs acte des Königs, au« dessen Entschließung sie hervorgehcn und der seine Willens- Meinung durch sre verfassungsmäßig ausdrück!. Es ist deshalb nicht zulässig und sühn zur Verdunkelung der versaslniigsmästigen Reckue Le- KöingS, wenn deren Ausübung so dargeslellt wird, alS ob sie ran dem dafür veraatworllicheii Minister und nicht vom Könige selbst ansgiage. Die Verfassung Prentzens ist der Ausdruck der monarchischen Tradition dieses Landes, dessen EMwickelung auf den lebendigru Beziehungen seiner Könige zum Volk beruht. Diese Be- ziedunge« lassen sich auf dir vom »tönige ernannten Minister nicht übertragen, denn sie knüpfen sich an die Person drS Königs. Ihre Erhaltung ist eine staatliche Nolhwendigkeit für Preußen. Es is! deshalb Mein Wille, dast sowohl i» Prcuhen, wie >» de» gesetz- gebenden Körpern deS Reichs über Mein und Meiner Nachfolger per- lassuagsmüstiges Recht zur persönlichen Leitung der Politik Meiner Regierung kein Zweifel gelassen und der Meinung stets widersprochen werde, als ob in Preußen die jederzeit bestandene und Lurch Artikel 43 der Verfassung onsgesprockeue Unverletzlichkeit der Person des Königs oder die Nothwendigteil einer verantwortlichen olearnzetchnnng Meinen Regieruugsacten die Natur selbst ' laubiger königlicher Entschließungen benommen hätte. El ist dir Aufgabr Meiner Minister, Meine verfassungsmäßigen Rechte durch Verwahrungen gegen Zweifel „nd Ber- Luulelung z» vertreten. Ein Gleiches erwarte sch von allen Beamten, welche Mir den AmtSeid geleistet haben. Mir liegt eS sein, die Freiheit der Wahlen zu beeinträchtigen, aber für diejenige!» Beamten,welchem it derAuSfüh.rung MeinerRegtcrungs. acte betraut sind und deshalb ihres Dienste? nach dem Disctpliuorgrsetz enthoben werden können, erstreckt sich dt« durch den Diensteid beschworene Pflicht auf die Vertretung der Politik Meiner Regierung auch bei den Wahlen. Die treue Erfüllung dieser Pflicht werde Ich mit Dank anerkennen. Von allen Bemmen erwarte Ich, daß sie sur sich, im Hinblick auf ihren Eid der Treue, sich von jeder Agitation gegen Meine Regierung auch b-i den Wahlen sernhalten." Die nachdrückliche Erinnerung an diesen Erlaß wird nun zunächst zur Folge baden, daß in Preußen die schroffe Opposition »int Agitation von so vielen Beamten gegen die Regierung-politik verstummt und der „Kreuzztg." dadurch die Gelegenheit genommen wirk, diese Opposition ans amt lichen Wegen in immer weitere Kreise zu tragen Ob aber die „Kreuzztg," und ibre Hintermänner dadurch abaebalten werden, sich auck ferner als die einzigen Kenner und Vertreter der Leben-interesica des Staates auszuspirlcn und ibren Dillen den Regierungen auszwingen zu »vollen, ist noch scbr fraglich. Dazu bedarf cS wobl noch etwas stärterer Mittel, deren Anwendung Dache de- Reichskanzler- ist. Al- dem großen Borgänger de- Grasen Eaprivi, dem Fürsten Bis marck, in einem ähnlichen Falle — »i der SchulaussichtS- fragc — plötzlich die Unterstützung der Eonservanvc» versagt wurde unk Herr v. K leist-Retz ow ibm verwarf, nicht die conservalive Partei, sondern Fürst Bismarck habe sich lv<- gkrissc», da erklärte der Fürst am l>>. Mär; ldl.'i im Herrcnhause den Herren, die genau so wie jetzt die „Kreuzztg." da- Ziisammcnsalle» der LebenSinleressei, de- Staate» und der konservativen Interessen behaupteten: „Bezeichnend für die ganze Anschauungsweise deS Herrn v. Kleist und seiner FraciionSgenoisen ist der Ausdruck „losgensscu". DaS Kleinere reißt sich von de», Größere» los, da» Bewegliche von der Basis, »iu aiigcivachseneo Schallbier von dem Schisse. Er be trachtet als Basis die konservative Fraction; von der hat sich, »ach seiner Meinung, Se. Majestät niit der königlichen Staal-regiernug io-gerissen und schwimmt n»» srenerlos in dem Meere »mher. Diese außerordentliche Ueberschütznng der Richtigkeit der eigenen persönlichen Ansichten ist ja gerade das stnats- zersiörende Element, verbunden mit dieser Unfähig« teil, sich unterzuordnen, mit diesem außerordent liche» Uebersiuß an Zeit, um »achziidenken über das, was die Regierung thut, und über die Kritik, die daran z» üben, während mau den Berus nicht hat mid suhlt, seinerseits für dir Beriheidlgung des Sinais gegen dessen Feinde einzulreie», sich aber Monate lang zu Hanse mit den Wassen oppositioneller Kritik ladet und ausrüsiet, bann hierher kommt, dir Regierung abzukcmzrla." An dieser Sprache mag der jetzige Herr Reichskanzlei sich ein Beispiel nehmen. Die hie und da ausgetauchtc Nachricht, der Kaiser ge denke die vom Reichsgericht verurtheiltcil sranzösischr» Spione z» begnadigen, wirk, wie zu erwarten war, von zuver lässiger Seite als absolut erfunden bezeichnet. Hiiizngcfügt wird, der Kaiser habe sein Befremden über die ^7e»Ii Mentalität auSgcdrückt, die den Herren gegenüber, die Deutschland so schwer schädige» wollten, au de» Tag gelegt worden sei. Anck, die Ossiciöseii haben Anweisung, dieser Sentimenralitär entgegenzulrelen, wie s'olgcndc Auslassung der „Bcrl. Pol. Nachr." beweist: „Wen» i» manchen deutsche» Preßorgane» die Angelegenheit der zur Verbüßung ihrer FreideitSstrase nach der Festung Glatz vor brachten französischen Spione fortgesetzt mit einer Weh. leidigkeit und Sentimentalität besprochen wird, als bandle eS sich hier um zwei Lpfer einer Verleitung mißgünstiger Umstände und nicht vieimrhr »in das gemeingefährliche Treiben dös- nrtiger Feinde; ja wenn sogar die Frage einer eventuellen Begnadigung der Vernriheilien in einer Weise erörtert wird, welche den Wunsch als Len Vaier des Gedankens deuilich erkennbar dervottrelen läßt, sv verdient diese jeurnaiistische Bedaiidlungsmeldode des in Rede siedenden Falles sowohl von, Standpunkte des Patriotis mus als auch der einfachsten politischen Klugheit den schürssien Tadel. Da findet nian der persönlichen Edrenkaiiigkeit, der „ritterlichen Gesinnung" der belr, sranzösijchen Lssiciere ein Gewicht beigemessen, n!S wäre darin gleichsam ein Freipaß für Alle» gegeben, was sie auf deutschem Boden zu uniernehinen für gut befinden. Wir wollen davon absehen, wie sich die persönlich« Edrenliasttgkeil und Ritterlichkeit der Gesinnung mit dem Gebrauch gefälschter Namen »nd AnSwetspapiere verträgt, müssen ober sagen, daß die in ,enen Leiiilckieii Preßveganen krivor- tretende Gemutbltchkeit in der Bebandliing der Spionen- aiigelegenhkil von wenig Versläadniß für den schweren Ernst des Falles zu zeugen scheint. Der Hang zur geiiiüihlichen Lebens«,issasiung, der de! Beiirtlieilung rein menschlicher Tinge ja allenfalls dingeden mag, wird z» einer öffentlichen Gefahr, wenn ihn die Nation jemals für die Behandlung ihrer nationalen Lebeussragen adoptircn sollte. Die Leute, welche sich so in die Seele der französischen Spione hinein betrüben, sehen nicht oder wollen nicht sehen, baß sie ihr iraiikkastes Mitgefühl an Persönlichkeiten verschwende», die im Besitze von Geheim nissen des dkntschkiiLandesvertlleidiguiigslnsirinr sind, deren Bekanntgabe an die feindliche Heeresleitung unter Umstünden einer für unsere Sache furchtbaren Katastrophe Borschnb leisten könnte. Wer ertappte und mit einer verhältnißmäßig durchaus nicht z» hart ansgesnlleiic n Strafe belegte AnSlaiids- »pione der Allerhöchste» Gnade sür weril, er- achtet, handelt zum Mindeste» sehr »»überlegt. Denn es liegt ans der Hand, daß ein solcher Allerhöchster Gnaden- aet ans andere splouagcbefliflene Jntividiien geradezu hrraiis- sordernd wirken müßte, wogegen er die Wachsamkeit unserer Beamten zuin Mindesten nicht verschärfen dürste. Soll dem Feinde da-, Spioiiirei, in denischen Landen verleidet »nd das Geheimnis, der deutschen Landrsverlheidigimg unversehrt gewahrt bleibe», sv wäre mithin der von den brtressenden deutsche» Preßorgane« ringejchlagenc Weg der a l l e r v e l k c l> r t e st e. Es möchte auch noch zu erwägen sein, daß das Geheimnis! der srnnzösischen Spione durch die Be schlagnahme ihrer sämmtiichen Papiere keineswegs auS der Welt geschasst ist, insofern die Personen selbst da- Ergebniß ihrer Spionage, wenigstens in de» Haupi- umrissen, jederzeit reconslruiren können, und daß in jedem Fall eine gern »me Frist wird verstreichen müssen, ehe der von den sranzüjischeii Spionen angerichtete Schaden ausgeglichen ist. Im Uebrigen glauben wir in der Annahme nie!» seblziigehen, daß man an maßgebender Stelle über die ganze Behandlung des Falles der Heiden sranzönschen Spione nicht einen Augenblick im Zweifel gewesen ist. Tmnit erledigt sich ee> ipso auch dir mehrcrwnhnle Begnadigungsbhpolhese." Ter ossiciöse Hinweis aus die „geraume Frist", die ver streichen muß, cbc der von Spione» zu befürchtende Schaken seinen bedrohlichen Ebarakker verliert, scheint daraus hinzu deuten, daß man in maßgebende» Kreisen den vom „Leipz. Daflkbl." aiigereglen Gedanken an gesetzliche Bestimmungen erwcigt, die eine dauernde Jntrrnirung adgesaßlcr Spione ermöglichen. Die „Norddeutsche Allgem. Ztg." nimmt sich, wie schon telegraphisch gemeldet worden, cffrigst de- Antrag- Gröber Hitze, betreffend die Erschwerung des Volpor- tagr-P»chlttNiSrIS, an, der in der deutschen Luchbändlerwelt so allgemeine und bcrcchiiflte Entrüstung beivorflernscn bat. Hoffentlich denket die Gunst, die der Antrag bei kein sog. KanzlcrblaNe findet, weder aus eine gleiche Gunst de- Reichskanzler-, noch eine solche der Konservativen Ans alle Fälle wird der Antrag energisch von Seiten der Nationalliberalen bekämpsl werden, deren Organ, die „Natioiial-siibcrale Eor»cspond", sick, beute solgriidcrmaßeii über den Antrag äußert: „Der ganze deiltsche Buchhandel, der ohncbin unter der Unlust der bcntigen Welt, Bücher zu lesen oder gar zu kanse», schwer leidet, ist durch eine» bereit- au» der Session von 18'ä2'«3 bekannten und jetzt wieder vorliegenden Antrag de- EcnlrumS in eine srbr gerechtfertigte Erregung geratben Dieser An trag würdigt den ganzen Eolportagebuck'dandel, der zum weitaus größten Dbeil in dem Vertrieb ernster, nütz licher Bücher, teiiir-weg- dem von nichtsnutziger Schund waare bestcbt, zu einem Geschäft mit dem elendesten Kram herab. Gegen anstößige slUengrsäbrtichc Schriften siebt r- Abwcbrmaßregeln genug, aber diese Feindselig cil gegen ein ganze» große», ehrbares und für die ge ammir BottSbildiing lnieiilbehrliche» Geschäft, diese Be lästigung durch Urbcrwachung, Steuern und unwürdige Bedrückungen aller Art übersteigt jede- Maß. DaS konnte nur das Eenlrum fertig bringen, dessen ganze Bildung» rindlichkeit sich lsier wieder zeigt. Eine in den Leitungen veröncilNichte duchbändlcrische Denkschrift bezeichnet alS Folge der Annahme diese» Anträge»: „eine bedeutende Herabminderana des Absätze» aller Bücher und Zeitschriften, Einichrankung in der Berlagslhätigkeit und somit »In, Schädigung der Inlereise» aller an der Erzeugung von Büchern »nd Zrilichristen beibeiligten Kreise, also der Schriftsteller, Künstler, TNIographen, Buchdrucker, Schriitaießer, Schriftsetzer, Galvano plasliter, Buchbinder. Papiersabritanien, Papierdändier w. Da i!ü-1, Proc. der geiammien buchliündleriscben Erzeugnisse durch die EoipoNage vertrieben werden, wurden Tausende von Existenzen per ,lichtet nnd andere Tausende geschädigt werden." Roder nud plumper und mit so vollendeter Unkenntniß der gewerblichen Bcrbällisissc und Bedürfnisse ist »och nie eine Partei vorgegangc». Leider findet da- Eentrum auch in solchen Bestrebungen, die nicht mehr Auswüchse und Miß bräuche mancher Gewerbebetriebe beseitigen, sondern lediglich auö faiiatischrni Haß gegen alle Bildmig den brrech- tigtcstkn Erwerb und die notbwrndigsten Eulturmittel schädigen wollen, oft lliilcrstützung von conservativrr Seite, wenigstens von dem rechtesten Flügel dieser Partei. In der Bekämpfung von Ausartungen und Schäden sind wir alle cniig, aber dieser Sorte von Frenndschast sür da- werkthätige Gewerbe muß entschieden entgegengetreten werdrtt, ebenso wie dem leider schon gelungenen Versuch, durch eine übertriebene Strenge der SonnlagSseier dem Handwrrter cinc bessere technische Ausbildung in seinem Berus und einen reelle» Geschäftsbetrieb zu erschweren. DaS ist leine nützliche Frenndschast für die Handwcrkcr mebr und macht sw weder zu liirchcngängcrn, noch zu ordentlichen zufriedenen Staats bürgern, sondern zu etwa- ganz Anderem. Zu wa-, werden die Socialdemokralen bescheinigen." Zur Bertheidigung de» Pariser Bombender- brechcrs Baillant, der immer noch keine Mitschuldigen verratbcn bat und dessen Wnnde unkeilbar sein so», bat sick» der RechtSauwalt Deslianes-Saint-Merrv auf Ersuchen der Geliebten des Baillant, der Frau Marebal, bereit erklärt. Fra» Marchal soll nämlich erfahren haben, daß dieser Rechts anwalt, der nebenbei vorzüglich die Geige spielt, in ver schicdcncn Woblihätigkeits Eoneertrn ausgetreten sei: daraus babr sie den Schluß gezogen, daß er ein weiche» Her; habe, und sic hat sich nickt getäuscht. Aus die Frage, woraus er seine Bertheidigung Baillant- stützen werde, bat DeShaue» erklärt: „Ich werde mich von dem Großmriswr Victor Hugo nnd den Artikeln der Herren Vaegneri und Villemcssaii begeistern lassen". Deöbavc- in republikanischer Socialisl, er ist Ereole »nd ans Martinique geboren. Daran- erklärt sich vielleicht, daß er die Ansicht geäußert bat, Baillant sei in seinen Augen kein Verbreche», tenu wa- man in Frankreich, wo man überhaupt weit zurück sei, Anarchismus nenne, sei in den übrigen Ländern »ine ganz gcwöbnliche Erscheinung. Für die Heimatb de» Herrn De-ba»eS mag da- zulresien, aber „die übrigen Länder" boffen trotzdem, vor dieser Höhe der Euitur noch recht lange bewahrt zu bleiben. Im Uebrigen mag DrShaye» auch n»l der großen Reelame rechnen, die ihm au» dem übernommenen Aufträge erwächst. Inzwischen gelangen in Paris immer mebr Drohbriefe zur Versendung. Doch sind viele der selben Wohl nicht ernst zu nehmen. Größere» Gewicht wird FsmiHstoir. „Tante Therese". WeihuachtSgeschichtr von Elisabeth Hosmann» 4> Verfasserin von „Aschenbrödel". Na-truS »ersoikn. (Fortsetzung.) Dem Friede! leuchtete die Sache sogleich ein, er war ganz be- gkistert, daß er sür da» liebe Christkindche» ein „Gucklöchelchcn" »lacken sollte. DaS wollte er schon besorgen. Der Professor schäkerte noch ein Weilchen mit seinem Schachen; wir viel Ruhe und Friede kann man sich an- »nschuldigen Kinderangrn bercmslesen! Da ist noch Alle», wie auS der Hand de» ScköpferS bervorgegangen, rein, nn berührt von jedem giftigen Hauch, göttlich. Der junge Vater trank heule förmlich Glück auS seine» Knaben Augen. Der Kleine hüpfte endlich fort, immer auf einem Bein, „wie dir Störche!", so rief er noch dem Papa z». Dieser ignvrirte gänzlich den naturgeschichtlicken Jrrtbum seines SobneS. Dieser Sobn aber schlich sich sogleich an MamaS Nähtisch, den jetzt Fräulein benutzte, und steckte sich ein Schrrrchen rin. Pfiffig lachte er, o, er wollte schon ein ordent liche» Gucklöchrlchrn sür da« Cbristkindchen machen! Al» der Professor später beim Kaffee saß. fragte er da» Fräulein: „Wie heißt eigentlich die Besitzerin LcS Kindergarten«, in dem Friede! ist?" „Die Besitzerin? Ach, den Namen weiß ich nicht mebr genau, ich habe dafür ein schlechtes Gedächtuiß!" „Ist die Dame älter?" „Sehr jung scheint sie nicht mehr zu sein!" §tun wußte er genau so viel wie vorher, und mehr fragen durste er nicht, ohne die weibliche Neuzier angestachelt zu sehe». Es war ibm eineSlbcilS auch lieh, daß er nichts erfahren hatte, er wollte mit eigenen Augen sehen. Friedel war voller Erwartung, Weihnachten spukte gewaltig >n seinem Köpfchen! Der arme Kleine! Bis jetzt hatte ihn noch keine zärtliche Mutter unter den Ebristbaum geführt, denn an die Weihnachten seiner ersten Jahre hatte er natürlich keine Erinnerung. Und später war Papa an diesem Abend immer einaeladen gewesen. Erst hatte er dem Friedel freilich bescheert, aver nach einigen Enm»« saß der Klein« allein bei seinen Spielsachen. So war cS auch am letzten Weihnachten gewesen. Fräulein batte, alS Papa kaum fort war. mit lautem Pusten die Lichter a»< gelöscht, nur die Lampe auf dem Sopbatisch brannte riech. ES war so still um da» einsame Kind! In den Zweigen deS grünen BaumeS knisterte es leise, seltsam, Friede! blickte lsin- a»s, ob es daS Ebristkindlein war. Ein kleines Stückchen Flittergold, so fein wie ein Hanch, siel ans Friedel'- Hand. Voll heftiger Scheu betrachtete er eS. da- war vom Ebrist- kind! Er legte eS sorgfältig in ein neue» Kästchen seine» KaufnianttslatciiS, den er erhalten hatte. Daß gerade daran „Pfeffer" stand, wußte er nicht. Die Pserde wurden in den neuen Pserdestall geschoven, aber sic waren dumm und fraßen nichts von den vielen fußen Sachen , die Friedel ihnen bingelegt hatte. Warum sprachen den» die Pserde nicht? Und das große, neue Schauleipserd machte auch immer dieselben starren Auge»! Friedel ließ die ganze Bescheerung im Stich und setzte sich zu Flock, dem großen Hund, der am Ofen lag. Der batte dock» andere Augen wie da» Schaukelpferd! Er blinzelte auch ganz verständig zu allem, waS Friedel ibm erzählte. - Tann stieg dieser aus eine» Stuhl am Fenster» rieb mit seinen Fingerckien so lange, vi er durch die Ei-blumen bindurchblicken konnte und sah nun lsiuau- auf die gegenüberliegenden Häuser, lleberall war Schnee, so viel Schnee war vom Himmel bernittergesalleii! Friede! schlug vor Erstaunen die Hände zusammen, da batte aber Fra» Holle alle Veilchen der Engelein aufgeschüttclt! — Da drüben brannte der Ebristbaum noch. Die Leute batten die Vorbängc nicht zugezoge». Friedel öffnete da- Fenster, um mebr sehen zu können. Daß die eisige Nachllust an sein beiße- Köpfchen wehte, suhlte er nicht. E- sing socken wieder an zu schneien. Die weißen Sternchen fielen anf'den dunklen Sammet von Friede! - Anzug. Der Kleine batte sie zählen können. Er tippte mit dem Fiiigerspitzcbcn daran, da zergingen sic. Da- war drollig. Auch in die weichen, braunen Locken de- Kinde- flogen sie Friede! sab deutlich alle», wa- sich drüben bewegle. Zu weilen siel ibm gerade eine große Flocke auf- Auge und blieb in den langen, schwarzen Wimpern hängen. Wie da drüben die Kinder jubelten u»V lachten! Friede! hörte eS ganz deuilick. Ein keines Mädchen faßte ihre Puppe und tanzte mit ibr berum, ein Junge blieS Trompete, zwei größere lasen zusammen au- einem Buch. Jetzt sah Friedel auch eine groß«, freundliche Dame, die noch rin ganz kleine» Kind ans dem Lrm hatte. Ti» zeigte diesem di« Lichter am Baum, und eS streckte beide Aermcben danach aus und lachte. Das ist gewiß die Mutter, dackile da- einsanic.Kind, denn dir Mädck'en und Knaben kamen jetzt auch und umringten sie zärtlich. Der Kleine im Sammelanzug, auf den lautlos die weißen Flocken sielen, seuszlc auf, ack>, die Kinder waren doch nicht so allein, so ganz allein wie Friede! Ilnd plötzlich legte er den Kopf i» die verschränkten Arme und weiulc in unverstandenem Schmerz: daS Kink in seiner Einsamkeit am heftigen Weihnachtsabend sclmte sick »ach dem Sonnenschein, i» dem allein eS wabrbalt lebe» tonnte, nach Mutterliebe! Und mitten in da- leise Weine» binei», Ilang da-WeibnachlS- lied, da- die Kinder drüben sangen: „Stille Nacht, beiligr Nacht" Diesmal srcuke sich Friede! so sehr aus Weibuachten, weil Papa ibm versprochen batte, iuimcr bei ibm zu bleibe» und weil er eS beute bei seiner Dante Dberese feiern sollte. Unbewußt sonnte sich da- Kind in der zärtlichen Liebe, welche da» junge Mädchen über ftm auSströmlc ES war am Nachmittag Auf den Straßen herrschte reger Verkehr, wie immer um die Wcftmachl-zeil — Hastig rille alle- aneinander vorüber, frierende Kinder blickten in die leuchtenden Schaufenster, die so viel Herrliche- zeigten, neben der vorbeisaiisenden Equipage stand bettelnd die Armulh im zerrissenen Kleide. Es war stbiicidcnd lall Traut, still warm war e- dagegen im Kindergarten. Der flackernde rölklicke Schein de- Ssenscners spielte aus dein Fußboden, die Vorbänge waren geschlossen. Inmitten de- Zimniers stand der volle, bebe Dannenbaum, der vom Fuß boten bi- zur Decke reichte, aus euiem Stubl davor Tbercse. Sic lsing eben die letzten vergoldete» Acpsel auf, nun neck, die Lichter ausgestellt, da» Flittergold über da- grüne Gezweig geworien, und der Weibnachtsbaum war fertig. Lieblich unk sür ein Maleraugc begeisternd, waren die Bewegungen der schlanken Gestalt, die beule zur Feier de- Abends ein Helle- Kleid trug, eine knülle Rost an der Brust. Ob es dcni Friedel gefallen wird? Sie stand vor dein Baum, ihn betracblend. Dem Friedel! An die anderen Kinder dachte sie in diesem Augenblick nicht, nur an ihre» kleinen HerzenSliebling. Und sie mußte eS unk sagte r- sick mit Jubel: auck» sie besaß etwa» Köstliche-, da- kleine, reine Kinder!,er;! WaS der Vater ibr einst entzogen, das gab sei» Kind ihr unbewußt in reichem Maaß zurück: Lcebe. Still träumend, die Hände im Schooß gefaltet, saß Therese ans einer »er niedrigen Kinderiänk«. Wie treu doch «in Mädchenherz liebt! Alle- ist vergeben und vergessen, wa« der Geliebte in zugcndlickem Verzagen, in begreiflicher Angst vor der Zukunft, ihr einst angelhan batte. Sic war ibm ja auch damals nickt böse gewesen, alS sie an jenem Morgen sein Briefchen erballcn halte, da- ibr alle« Glück raubte. Sic balle sich mit thränenloscn Angen cingercdet: er bat Recht, er »»iß den freie» Fing zur Sonnenhöhe wahrer Künstlerschasi allein machen ohne den Ballast einer armen Braut! Mir fester Hand batte sie ibm noch schreiben können, aber dann, daiiu war sie zusaiiinicugrbrockrn kor Schmerz, furchtbare Stunden der schneidendsten HrrzenSqual waren gekommen. Iliid dock, - sic balle sich selbst gewundert über da- Rätbscl in ibrcr Brust, — nur Schmerz empfand sie, keinen Groll. Immer wieder stieg wie die Sonne hinter schwarzen Wolken über allem Web verzeihende Liebe heraus. Und so war eS geblieben alle die Jakrc hindurch. Sie war innerlick reich gewesen, denn sic „besaß cS doch einmal, wa« so löst lich ist". . . . Ein gnadenreiche» Walten da droben balle ibrcr Mutter den berben Schmerz der Enttäuschung erspart, sie starb in dem ruhigen Bewußtsein, daß ibre Therese glücklicke Braut sei. Kintergeplautcr weckte sie. sie sprang aus, die Licklcr mnßleii ja erst augebrannt werde». Schnell eille sie binauo und führte die Kinder in ihr eigene« Zimmer, da« neben dem .Kindcigarleu lag. ES war ein hübscher Raum, darin die Möbel au- ibrcr elterlichen Wohnung standen. Sie hing an jedem Stück mit zärtlicher Liebe, ob e- gleich alt und un modern war. Aus diesem rotden Sopha batte sie in ibier kurzen Brautzeit mit Fritz so ost gesessen. In jenem Arm stubl war die Mutier verschieden. Dort im lleinen, geschnitzten Bücherschrank standen, schlickt gebunden, aber viel gelesen, ihre Lieblinge auö der Dichterwelt. Aus dem Näbtisckchen lag ein Gelcibuck und daneben eine Handarbeit. Al- sie die Kinder auf Sopha und Stühlen »ntergebracht batte, eilte sie zurück und machte de» Baum sertig. Lickt um Lickt flimmerte aui, erst Nein, wir zagend, dann bell und Heller, wie goldig e» blitzte in dem grünen Gezweig! Im Ncbcnziiumer, wo sich alle inzwischen versammelt batten, jauckzic c- Einzelne hatten cS nickt erwarten können und angcsangcn zu singen, die anderen stimmten ein. Da sie aber reckt gut wnßten, daß sie da« WeihnacktSlied nur mit Tante zusammen singen dursten, so sangen sie jetzt: „Ein Sckäsermädchen weidete zwei Läonnlein auf der Au" —» ganz hübsch, aber »«Niger zeitgemäß.
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