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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.12.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931223024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893122302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893122302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-12
- Tag1893-12-23
- Monat1893-12
- Jahr1893
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I9b,-^a cd -ro Illicr >, >101». -silde 1b4-, - »73 Vez»gS.Prer- U >1» Hiiplezpedilto» ode» de« 1« EtAb«- tqirt »»d de« Vorortrn errichteten vus- Aeßekle» «bzeholt: viertelrabrlich^lschO, Ri Weinniiiqrr täglicher Anstellung in» 3t LAO, D«ch die Post d«»og«» für )«Ma»d und Oesterreich: virrirliahelich 3t «.—. Direct» tägliche Kr,»;b«»di«ndung j>» Lnsland: monatlich 7 SO. Vevtoegen-Aosaabe erichnnttäglich '/,< Uhr. »» Idend-Ausqabr Wochentags ö Udr. Led«tioa o«> ErpeLitto«: )vtzmme»,«Se 8. MrEidedttioa ist Wochentag« unantertroche, Msnet »oa früh 8 bi« Abend« 7 Udr. Filialen: Ht, «»»»'« Sortim. <Alsrr» H«hn). Univer,t»at«ftrad» 1, L«nt» Lösche. JAdarinenstr. I«, vart, und Sänigsv'-atz 7. Abend-Ausgabe. lWMr.TagMM Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Anzeig ne^SreiS die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg.''. Reklamen unter demRedaction-strich («av» spalten- Svoj, vor den stamiliennachrichk« (6 gespalten» «0>H. Größer, Echriste« laut unirrem Preis- Verzeichnis, Tabellarischer nnd Zistrrnsad nach höherem Tarif. Ortrv-Vnlagr« (gesslzt), nvr mit der Morgen-Aurqade, ohne Poftdesörderuag >1 M,—, mir Postbesördrruvg 70.—. ^uaahmeschlllß für Änzeigen: Abend-Auögabe: Bormittags 10 Uhr. Morge n-Au«gabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh '/§S Uhr Bei den Filialen und tnnnadmestellea je eine kalbe Stunde früher. Intrigen sind slrts an die ErPedttia» zu richten, Lnnk nnd Verlag von V, Polz in Leipzig. .N ti5t. Tonuabend rm 23. Dccember 1893. 87. Jahrgang. Zar gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Lonrrtag, den 24. Deeember, Vormittags nur bis V2V Uhr geöffnet. Lxpeältlvn üv8 l^elp^i^er ^a^dlsttes. politische Lagesschau. * Lripjis,, 28. Decembkl. Zu der vielbesprochenen Frage, ob e« zu inter- u«ttsnalk« Mahrrgeln gegen Von Anarchist»»» komn en werde, nehmen deute die „rverl. Pol, :>iichr." in einer tPeife da« Wort, die deutlich erkennen läßt, daß eS vorläufig zu solchen Maßregeln nickt komme» wird. Da« ofsiciöse Organ stellt zunächst fest, daß eine Anregung zur internationalen dekämpsung de« Anarchismus von der spanischen Regierung ausgeganzen ist, bestätigt kierauf, daß namentlich die englische Regierung eine ablednrnde Antwort ertbeilt bat, imd begründet dann diese Adlebnung so, daß kaum ein Zweifel an der ablehnenden Haltung auch der Berliner maßgebenden Kreise bleiben kann. Diese Begründung lautet nämlich folgendermaßen: „Lin internationale« Vorgehen wider den Anarchismus, so wüaschrnswerlh es aus den ersten Blick erscheinen mag, geiuiltet sich in der Praiis denn doch we-t weniger einsach als i» der Theorie. Tat Wort Anarchismus ist heul» in Aller Mund; wie aber sieht es um «in» allgemein grUige begriffliche Desinition desselben? Ehe eine internationale Bekämpfung der An- achisten ins Werks gesetzt werden kann, mutz man sich doch darüber klar sein, wer und ivas denn eigentlich bekämpft «rden soll'-' In Spanien und Frankreich sind cS die anar chistischen Sprengbombenwerser, gegen welche sich das Rechts öewußtseiu des empörten BolkogemiitheS kehrt; England bat dafür da« Fruierthum, die M ondschrtnritter ic.; tn Rußland ist es der Nihilismus, der die Stelle de» Anarchismus vertritt: Deutschland und Oesterreich-Ungarn, Italien kennen wieder andere Spielarten des gegen die modernen Gulturerrungenschastcn verschworenen Beruichtungsprmcips, Es fehlt, wie man sieht, an wesenlltchen Vorbedingungen einer gemeinsamen LperationSbasis. Und selbst wenn man zu einer allgemein gütigen Definition des Begriff« „Anarchist" gelangte — würde daS den gemeinfvmen Feind bei sttner Proteusnatur hindern, jeine» Ramen, feine Er- scheinungSformen nach Beliebe» zu wechseln? Ist es doch iatlsam bekannt, welche Wandlungen der Begriff „Socialist" im Lause der Jahre hat über sich ergeben laßen müsst», vom idealen Socialreformer bis zu dem wildesten Socialrevolutionalr. Man könnte nun die sormole Seile der Sache ganz aus dem Spiele lassen und im Hinblick aus die bevorzugte Actioasmeihodc der Anarchisten den Verkehr mit Sprengstoffen zum Äegcnstand internationaler Berrinbarung machen. Aber auch hier dürste bald die lleberzengung Platz greifen, datz der praktische Werth solcher Pereindarnnaen den daran geknüpften Hoffnungen mir zum Tkeil entspricht. In Staaten mit einer woklorganisirten und wohl- discipliairien Sicherheitspolizei geschieht auch ohnehin schon da in, Interest« der eigenen Wohlfahrt Nöthige; solche ljleniein westn aber, deren Einrichtungen in stcherheitsbehördlicher Hinficht noch nicht auf der höhe der Zeit stehe» sollten, dürsten, auf fich selbst angewiesen, sich eher veranlaßt fühlen, ein Uebrigr« zu thun, al« wenn sie, durch internationale Bereinbarungen in Sicherheit gewiegt, den Ernst drr Lage unterschätzen und sich gleichsam von de» anderen Staaten mit durchf hleppen lasten würden Äurz, wie dir Tinge derzeit liegen, mutz man zu dem Schluss« gelangen, datz die Frage einer internationalen Bekämpfung de« Anarchismus noch nicht spruchreif ist und datz ei» einschlägige« Vorgehen bis auf Weiteres den einzelnen Staaten a»hr>m- gestrUt bleiben mutz." Wenn die Mächte nicht einniak darüber sich verständigen können, wer und was eigentlich bekämpft werden soll, s» ist natürlich auch eine Einigung über die aniuwrnkendr« Mitlei ausgeschlossen. Wir fürchten aber, daß brr inter nationale Anarchismus, der trotz seiner verschiedenen Name» und Mittel ganz genau weiß, was er rvill, den Mächten noch klar machen wird, was auch sie gemeinsam zu wollen haben. AuS den Kreise» des BundeöralbS kört man, daß der- elbe zu dem ReichStagsdcsä'lus; über Aufhetzung des Irsuiten» gcsrtzc» vorläufig triuerlci Llclluug nebmcn wirk, da er hierzu leine Peranlajsuiia bat, indem nur eine unverbindliche Abstimmung zweiter Lesung, kein endgiltiger Beschluß de» Reichstags vorlicgt, Z» einem solchen wird es iiberkankl in der gegenwärtigen RcichsiagSsessivn schwerlich noch kommen, da der letzte Act des Dramas keinen Anspruch mehr erheben kann, die Priorität vor den zahlreiche» ankeren Anträgen zu erlange». Vielleicht bat auch das Eentruni selbst kein I»- teressc mehr daran, eine erneute Kraslprode kerdeizuführen. E« wäre höchst wabrscheinlick, daß die Majorität für die Jesuiten erheblich geringer auSfallen würde, als bei der zweiten Lesung, Ans einer Reibe evangelischer Wahlkreise, deren Vertreter durch Unterstützung des EentrumSantraa« oder Entfernung bei der Abstimmung daS beschämende Er- gebniß bewirken halfen, wird berichtet, daß gegen diese Haltung lebhafter Widerspruch erbebe» worden ist, Rament- Haltung sich in den Kreisen der evangelischen Geistlichkeit, auck der dochkircklichen Richtung, hat die matte Haltung der Eonser- vativen Unwillen erregt. Die Stellung des jetzigen Herzog« von 2a<dscu-lt«tz«r>» tzsottz« ist im englischen Unlerbause wieder einmal in einer Weise erörtert worden, die von deutscher 2eite nicht ohne Widerspruch bleiben kann und hoffentlich dem Reichs tage nacktenWeibnachtSferienAiilaßzueinerKundgebunggirhs Der enalische Premier ßat, wie schon gestern mitgetheill wordei ist, im Verläufe dieser Erörterungen erklärt, die Tbronbesteiguiig in Sacbsen-Eobnrg-Golba entziehe de», vormaligen Herzoge von Edinburg nicht »othweiidig die Eigenschaft eines englischen Prinzen, beseitige nicht kessen englische Verpflichtungen, und die Frage, ob der Herzog »och englischer Unlcrtbau sei, hätten die englischen Kronjuristen zu entscheiden. Die Frage, ob diese Auffassung dem englischen HauS und Dtaai-rechlc entspricht, kann nia» auf sich bcruben lassen; für uns Deutsche genügt cs, sich an die Tpatsachc ,u halten, daß der Herzog von Edindurg souverainer deutscher Bundesfürst geworden ist. Und Uber die Rechte und Pflichten eines solchen zu entscheiden, steht keinem fremden Parlamente zu. Wenn kaS englische Unterbau« und Mr, Gladstone sich dennoch eine Entscheidung darüber beinicsien, so ist da«, wie die „Hamb. Rachr." mit Recht der vorbeben, nichts weiter als ein Ausfluß jene« alte» englischen Dünkels, der von jeder in Preußen und Deutschland eine Art von englischen Vasallen gesehen bat. Die englische Kundgebung bat tabor auch keine praktische Bedeutung, denn waS auch ini englischen Unterbaust über die Stellung eine« deutschen Bunkc-sUrsten beschlösse» werden mag: diese Stellung wird allein durch die dentfchcn Gesetz» bestimmt. Trotzdem sollte der deutsche Reichstag Anlaß nehmen, die Unvereinbarkeit solcher Vorgänge niit der Würde und dem Ansehen keS Deutschen Reiches und seiner Bunde« fürsten zur Spraä-e zu bringen. Darauf drängen auch die „Hamb. Rachr", indem sie aussühren: „Dazu wird auch der Umstand bewegen, datz Mr. Äladslonc für dir Gewäbrung fernerer r»glischer Staatsgelder an den Herzog von Sachffn-Cvburg.Gotha mit der Motivirung ein- gclrrien ist, datz es weder im Interest« des englischen Par laments noch dc« rngtsichen Volkes liege, wenn der vormalige 'erzog von Edinburg als deulfcher Bundesiiirst st'»« engen leziehungen zu England auigrbe. Dem Herzoge sollen jährlich 2110000 .< vom englischen Parlamrnr dafür bewilligt werden, datz er, feiner Lbsichl gemätz, rinen Tdril de« Jahres in England zubringt. Mir enthalten uns aus naheliegenden Gründen jedrS kriiüchen Eingehrns aus dieie Sachlage; ihr» bloße Consta- tirung wird kinreichen, diejenige Reaclion de« deuijchen Nclivnal- gekühls zu bewirken, die wir zur Wahrung des ohnehin stark gesunkenen Ansehens Deutschlands im Ausland« sür notwendig halten müssen," Am Mittwoch ist die außerordentliche Tagung der französischen Kammer geschlossen worden, die am, l l, Ro- vembcr begonnen batte. Sie war politisch bedeutsam, denn sie krackte da« Ente des Systems der Zusammenfassung und ah a» die Stelle der f'rübern opportunistisch-raticalen Mehrheit eine gemäßigte trete», Ibr äußerer Verlauf war scbr bewegt, wenn sie auch außer den Dahlprüsungc» wenig andere Ergebnisse brachte. Ei» Ministerium ist, auf einen leiien Anstoß von außen, in Folge innerer Gleich gewichtsstörungen zusammcngesunken, ein neues ans seinen Trümmern ausgcbaut worden Ei» anarchistischer Aiiscklag hat die Abgeordneten in Aiisregllna versetzt und schleunige gesetzlicke Maßnahmen veranlaßt. Dupuy, der als Minister Präsiden» zu den Tobten niedersukr, feierte als Kammer^ Vorsitzender seine Wiercranserstebung und wurde durch seine glücklicke Haltung »ack dem Bomdenwnrs zu einem der volkstbümlicksten und angesehensten Männer de» Landes, Dock die bedeutsamste Tbatsachc. welche die erste Tagung beherrscht, ist der Ausbau einer starke» Mehrheit, der dem Eabinet Easimir Perier unter der Gunst unver- mntheter Zufälle gelungen ist. Die Regierungspartei ist im Vewußlsem ihrer Stärke zuversichtlich, die Nadiealcn sind kleinlaut geworden und selbst die Soeialistcn baden etwas , 1»vrn ihrer bimmelst«»,nenden Laune ringrdiißt. Der Ton der Kammer war in ihren bisherigen Sitzungen kein bober: er erinnerte häufig an den der Volksversammlungen in dc» Vor orten. Reu war auch, die Tbierslimmen und derben Zwisckcn rnsc, die sonst nur von der äußersten Linten auiznstcigcn pflegten, auck ans der äußersten Reckten bcrvorbreckcn rn hören, eine Folge des HinübergreistnS der Soeialistcn, sur die links kein Platz war. ans die Bänke der Monarckiste» denen die neue Rackbarsckast sichtlich wenig Freude mackt Im Gange ist die Maschine jetzt gut und sie wird in der nächsten Tagung zeigen wolle», was sie leisten kann. Die ordentliche Tagung von 18!>4 beginnt am Januar, Lage auSsprccheii, bebalte sich dies vielmehr für die Januar-Sitzungen vor. Kein Blatt opponirte diesen Ab ächten — und jetzt, wo sich im ersten Theile erfüllt hat, was Jedermann in. Voraus wußle, wird die« dem neuen Eabinr, zum bitteren Vorwurf gemacht. Gebt diese Tolchsioßmanie der Italiener auch i» politischen Dingen dem Ministerium CriSp! gegenüber ebenso weiter, wie daS gegenüber Rudini und Giolitti der Fall gewesen war, dann ist so ziemlich alle Hoffnung verloren, daß Italien au- seinen inneren Wirren sich berausarbcile» werte. Man mag sür EriSpi eingenommen fei» oder nicht, so muß nian ihm das Eine zugestchra, daß er der autoritärste, energischste und erfahrenste Staatsmann ist, den Italien zur Zeit besitzt. Verwerfen die Italiener auch ilm, dann kommt die Zeit des polttiichen, des moralischen und de- finanziellen Krache«. Mitten in die Schwierigkeiten, von denen sich daS Eabinet EriSpi i» Rom »mgebcii sieht, kommt die Racbricht von einen, großen Eolonialersolg der italienischen Truppen in Abessinien: die Slrcitkräfte dcS Mahdi baben einen Angriff auf die italienischen t'-rcuzstclliingcn geplant und wurden nach lebhaftem Kampfe niit den Italienern geschlagen. Bisher hieß cs stets, daß fich zwischen Massaua und dem mahdistiscken Sudan, über die neuen Straßen im BogoSlande nach Kass.rla ein ganz regelrechter Handelsverkehr entwickelt habe, wie er zur Zeit der egyptischen Herrschaft bestand. Um so überraschender ist die plötzliche Feindseligkeit. Eine Erklärung gicbt es allerdings. Die Vorstöße des Khalifen Addullab! in Omtnrman gegen Rorden nach Egypten waren bisher von Ricdcrlagcn begleitet; da» letzte große Gefecht beim Muradbrunnkn im Rovcmber lieferte wieder ein Bei spiel. Gegen Suakim ist eine Bewegung aussichtslos; dir reichen Gebiete von Kordofan sind cidgcsallcn; in Wakrlai und der Acguatorialprovinz hat die Herrschaft drS Mahdi ibr Enke erreicht. Die sieten Raubzüge haben jedoch einen Rolhsland erzeugt, der jetzt dem Kbalisen empfindlich wird. Von jcbcr war Abessinien der letzte Rettungsanker für Plünderungen, Schon die Gouverneure der Kbetiven mach ten eS nicht ander» und der Makdi bat seit der Be siegung dcS Königs Johannes mehrmals versucht, in Abes sinien vorzndringcn. Das alle Gvndar wurde genommen unk verbrannt, aber das GebirgSland bot für die an die Ebene gewöhnte» Schaarcn dcS mobamcdanischen Herrschers wenig AnzichnngSkrasl; sic gingen tbeilS freiwillig zurück, tbcils wurden sie von den abcssinisckcii GcdirgövvIIern ver trieben. Aber Beute brachte jeder solche Zug und er be friedigte auck» den Fanatismus; — waren eS dock Ebrisien, die unterjocht und »iedcrgeiiietzell wurden. Daß die Derwisck arme» diesmal aus italienische Truppen stieß, war allerdings ein böser Zufall. Die Urtbeile der italienischen Blätter über dir Erklärungen EriSpi'S in der Kammer lassen bei uns Fernerslcbenteu den trüben Eindruck zurück, als werde der warme Appell an den Patriotismus bei der Mehrzahl der Politiker bald wieder verhallt sein, ohne daß er tiefere Wirkung erzeugt hätte. DaS Jntriguantentbuiii, welches dem Italiener jatirtmndcrte lang zur zweiten, fast möckten wir sagen zur ersten Ralur geworden ist, scheint auch in diesem ernste» Augenblicke alle besseren Regungen ersticken zu wolle». In allen Tonarten Halle die Regierung angekliudigl, sie werde sich bei der Vorstellung in der .Kaninirr nur ganz im Allge meinen über ibre Pläne sür die Besserung der inneren Rack berühmtem — in diesem Falle russischem Muster arbeitet das frrbische Ministerium Gr uitscd. indem es vo» drr Vollsvcrtrctung die Bctviltignng finanzieller Mittel sür Errichtung einer bewaffneten Grenzwache verlangt. Als Zweck dieser Grenzwache wird angegeben: I) Tie Staatsgrenzen vor feindlichen Uebersällen zu schützen und die Rübe und öffentliche Sicherheit in den Grenzgebieten zu sichern; 2i den Schmuggel zu verhüten nnd die Zollorgane >n der Ausübiing ihres Dienstes zu unterstützen; 8) den Sani tätsorganen i» der Abwehr von Epidemien und Thierieuchen beizuiiche» Die Störte drS Wachcorp« wird alljährlich durch das Budget bestimmt. Die Chargen werden aus der stehenden Armee üernhelgenoiiimen, dir Mannschaft dagegen aus Freiwilligen angeivorbeu. Die Bcioldnng ist dicfelbe wie in der stehenden 8e»«I»«», >» 8(>»->t»»p»r; peÄiS? Fenillrtsn. „Tante Therese". Aeihnacht«gejchichte von Elisabeth Hosmann, bs Verfasserin von „Aschenbrödel". si-chtr»« »nd»l«n, tSchluß.) Der Gesang wurde von den Tönen einer Geige begleitet. Die Spielende selbst sak Fritz nicht, sie war vom Baum ver deckt, er sab nur deutlich ein belle- .Kleid schimmern »nd die Bewegung de« rechten Armes, O wenn eS Tberese wäre! Er fühlte sein Herz stürmisch klopfen. Wenn jetzt Jabrc ver sänken nnd er säbe sie wieder wie damals! — Da« Lick, da« so viel in seiner Seele geweckt, ferne Kindbeitseriniierungen, Sehnsucht, Liebe, — war zu Ende, Er hielt den Athem an, da — trat sie hinter dem Ebristbanm bervor, er sak ein nn vergessenes »reiches Profil, braune«, wolliges Haar, eine schlanke Gestalt, cS war Therese! Ein Seufzer der Erlösung hob seine Brust, er preßte sein Gesicht an die kalte» Scheiben, um sich satt zu sehen an dem lang, lang entbehrten Anblick seiner Jugendliebe, Tberese legte die Geige weg und trat, selbst an Anmuth und Reinheit ein Kind, mitten unter die Kleinen, die sic um ringten, Sie faßte griedel'ö Hand, die seiner kleinen Rack- barm an der andern Seite, und nun folgte ibr die ganze Schaar an den Baum Ein heiteres Lachen ertönte, der Ban» war gebrochen, Jedes durfte sich etwa« am Baum anssiichen Bald mußte^die Tante hier Helsen, einen Ehocolademnann au- seiner Schlinge zu ziehen, bald dort, ein Zuckerslcrnckc» beradzunebmen, Emmal tauchte da« lächelnde schöne MLvcken- gesicht neben dem Baum auf, bald sah man eS durch grüne Zweige leuchten. Ein Jubel ohne Ende herrschte, wie die Vögcltin zwitscherten die Kleinen durcheinander, Friedrl staub etwas beiseite, da kam Tberese, kniete leicht »eben ihm bin und legte den Arm um die kleine Gestalt. Mit welchem unvergleichliche» Ausdruck von zärtlicher Liebe rubien ihre schönen, dunkle» Augen auf dem Kinde. Ja. jetzt begriff er seine» Kindes Begeisterung für die „Tante" Therese. Friedet beb den Finger und zeigte auf irgend einen Gegenstand am Baum, wobei ei» rcizcnrc». halb verschämtes Lächeln aui seinem Gesichtcheu erschien. Theres« nickte und stand aus. Dann hob sic den Knaben aus ihren Arm und ließ ibn sich selbst das Gewünschte holen. Sein damals geträumte« Bild, eS war jetzt zur glücklichen Wahrheit geworden, Friede!, sein Kind, in Tbcrcse'S Arm, ein treuerer Arm kann Dich uicmalS uinschliiigeii. — Aber ob sie auck alle die Jabre hindurch ihre Liebe be wahrt hat? Vielleicht gekört ihr Herz jetzt einem Anderen, Daher vielleicht auch ihre Thränen. als Friede! ihr gesagt hatte, sie solle feine Mutter werden. Zu spat! Eine gerechte Strafe, aber furchtbar. Nur jetzt die Geliebte nicht wieder verlieren, wo er sie eben erst gesunden! Er mußte in dieser Stunde noch Gewißheit haben Er hatte zu Hause befohlen, daß Ricmand Friede! abholcn solle, er wolle eS selber tbnn So wartete er in Herzensangst, daß die Feier z» Ende sein solle. Der Baum war so ziemlich von den kleinen Räubern geleert Da »abm Dkeresc noch das Letzte ab und steckte eS i» die schon gefüllten Händcken, Dann stellten sich all» wieder »m die Tante aus und sangen den letzten VerS dcS Weihnacht«- liete» Diesmal sang Tberese selbst mit. — Jetzt mußte cS wobl zu Ende sein, der Professor schritt den schmalen Gang ans nnd ad. Nach einem Weilchen sah er die Kinder weggebcn, sie plauderten n»d zeigten einander ihre Herrlichkeiten, Frisch wie der Frühling guckten die Ge- sichlcr aus den bunte», wolligen Umhüllungen heraus, „AdSe, Tante!" hörte man die Allerklcinsten noch rufen; stiller ward eS jetzt, Fritz stellte sich wieder an seinen Lauschcr- posteii. Er sab, wie Tberese eben noch daS letzte der Kinder, ein kleines Mädchen, cinbüllte, dann wurde dieses dem Dienst mädchen übergeben, und Friede! war nun allein mit Tberese. Sic mußte sich wobl innig freuen, daß dieser noch zu warten hatte, denn sie setzte sich neben ibn ans ein Kindcrbäiikchcn unk streichelte lein Haar, während er ibr alle guten Sachen reigte, die daS Ehristkintchcn für ihn an den Baum gehängt batte. Jetzt — der Professor atbmete tief auf, schritt rasch am Hanse eiitiana nnd «rat ein. Er Ia< das Schild, nahm seine» Hut in die Hank, öffnete die Dbiir zum Kintergarten ebne anzuklopfen und trat ein, Therese batte »hu sosort ertannt nnd war, rotb und ver wirr«, aufgesprungen. Sie senkte die Augen und preßte beide Hände ans das Her; Friedet stürmte aus Papa los Da beugte sich dieser zu dem Kleinen bcral und flüsterte ihm etwa« ins l^hr. Der Professor batte kaum ausgesprochen, so flog Friedel zu Tberese, umklammerte mit seinen Aermchen ibre Knie» und ries: „Ich soll Dick fragen, ob Du meine Mama werken willst Bitte! Bitte!" siebte da« süße Kindersiimmcheu, Therese kouule nickt sogleich sprechen, sic kuicle zu dem >tinde bin, lcgle ihren Kops au die kleine Brusi und flüsterte: „Ja!" „Papa, ja, ja!" schrie Friedel; da»» machte er sich los und sprang wie unsinnig um den Tanneubauin herum, immer rufend: „Ick, bade eine Mama! Tante Therese ist meine licbc, liebe Mama!" Der Professor aber hielt sein Lieb uiiischlnngc», er streichelte ihr daS wellige Haar und flüsterte ihr alle die .Kosenamen zu, die er emst für sic batte. Sie sprach nicht, sie preßte nur ihren Kops an seine Brust, Aber als er sagte: „Wieviel habe ich an Dir wieder gut zu machen, Du Edle, Beste! llud doch fordere ick nur neue Loser von Dir, Tberese, einem ein samen Man» sein .Künstlerkeim zum Paradies macken unk einem -Kink die Mutter ersetzen! Willst D» das alles tbun, meine Tberese?" Da sagte sie nur schlicht: „Ick licbc Euch!" unk sak au« verweinten, glückstrahlenden Augen zu ikm empor Am WeikuachtStag sollte in aller Stille die Trauung res Paares slattsinten. der Professor wollte kein Weibnacklcu feiern, ohne daß seine luugr Frau mit ikm »uterin Wcibnackrs bäum stänke. Da Tberese ibre kleine Feier im Kintergarten so früh verlegt batte, blieb dem Professor noch die Zeit, alle die zur Heirath nöthigcn Sckritte zu tbun. Der Kindergarten sollte geschlossen bleiben, bis er in ankere Hände überging, Fräulein Wifck, sollic Weihnachten nach Hause reisen mit einer reichlichen Entschädigung dafür, taß sie nicht wieder ;» komiucn hatte. — Sie fand es in, tiefsten Innern »nglanblick, daß ein berühmter Maler eine arme Kindergärliicrin heiralke» konnte, wenn sie auch noch so hübsch war. Das glücklichste Kind in der Stakt war an diesem Weib nachtstagc gewiß unser Friede!, Er lies von einem Zimmer in« andere, überall war cs so anders als sonst, schön warm, Blumen auf alle» Fenstern! Ir» Atelier blieb er lange vor dem Bild stehen, das noch nicht fertig war Er verschränkte die Arme ans dem Rücken »nd stellte philosophische Bctrack tungen an. wo denn eigentlich der Vater Rhein feine Beine habe, er sah sie nicht! Pava batte sich ganz gewiß girrt — E» war dock, sonderbar, daß Alles beule »» Speisezimmer so sein gemacht war, so viel Rosen auf der Tafel, so viel Weinflaschen! 1l»d der Salon war überhaupt geschloffen Friedel halte den Papa gefragt: „Warum?" „Da drinnen baut beur' Ehristkindchen aus", batte Papa ibm gesagt »nd dann batte er ihn getüßt und wieder gesagt: „Wieviel Glück danke ich Dir, mein Junge!" Glück, was war denn da»? Gewiß batte Las auch wieder zwei Beine! Friedel schüttelte den Kopf. — Es war Dämiiicrung. der Diener schloß die gelben Spitzen rorbäiigr, zündele den Kronleuchter und alle die viclarmigen Armleuchter an Friedel trippelte hinterher, ibn freute das viele Licht, und wie es aus den Spiegeln wieder heraus limmertc! Friede! war allein. Er setzte sich an feinen Platz an der Tafel aus eine» der hock,lcl>nigcii Stühle, Steif legie er den Kops a» das brannc Leder. Da fuhr unten ein Wage» vor und jetzt — Friedel riß die Augen auf —, wie schön, wie schön! — Tl>c»csc ii» Brautscknilick an ibre» Manne« Arm trat rin, ä^aiig rausckle die weiße Schleppe, aus der Myrten und cklcicr tagen, über die Schwelle, Rock binge» die Thränen des Glücks an ihren Wimpern Als sie den Liebling erblickte, ließ sie rasch den Arm idres ManncS los und flog auf Friedel z», „Wer bin ,ch nun?" stüslrrle sic, ihn an sich pressend, „Mcmr Mama!" Daß Dbränen in sein Lockenhaar sielen, merkte er nickt. Ter Professor blickte ergriffen aus da» rührende Bild, Zu Dreien feierten sie Hvckzcit, aber dem Friedel erschien die Mama noch zu feierlich, sie war ikm ein wenig fremd in dieser weißen Pracht, den grünen Kranz aus dem Haar. „Papa, wann beschccrcn wir?" fragte er, „Ja, mein Junge, da mußt Du Mama fragen" Wir wobl tbat r« dem vereinsamt gewordenen Manne, daß er s o sprechen tonule. „Bald, Friede!!" nickte ilu» Tberese zu. Einige Stunden waren vergangen. Es war Nackt geworren und der Himmel von Slcrnc» besät, die Erde aber in Weiß gehüllt. Hier nnd da sah man hinter den Scheiben schon den Ebristbaiiin lcucktc». Im Salon bei Proieffor VoUbreck'IS kuschte eine Gestalt bin unk der: Tberese im schlichten, grauen Kleid, nick« mehr im Braulzewanr. Die junge Frau blieb manchmal sieben und legte lächelnd die Hände ans die Brust. Sie blickte sick uni, sie war bicr jetzt dabeini, bei ikm, dem über Alles ge liebten Mann? Rock vor wenig Wecken fremd m der fremden Welt, allein, und nun ein Heim! War « auck kein Traum? Nein, eS war berauschend scköne Wirklichkeit! Sic lauschte, da nebenan körte sie ibreS Mannes Stimme und daneben dir süß plaudernde de» Kindes Niemand als Gott sab cS, wie die junge Frau, überwältigl von Dankbarkeit und Glück, hin kniete, zmn knnklen funkelnden Himmel ausbl'ckle und ibm gelobte, dem Mann idres Herzen« ein treues Weid, dem Kind eine wahrhaft gute Mutter zu sein.
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