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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.12.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931227029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893122702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893122702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-12
- Tag1893-12-27
- Monat1893-12
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chlveseL r»» k-n«! dosten g um-azi. I sog°r mch l n Posivntkpl lkr. 830 ««r l mar bei K-I »lle» Be,ich-1 igen B-zi^ I rächt >°Hn ! Pononsili:^ l sich für kri b« aus lkl^ en, wird I n ÄrvWk I rinqang «r- lionrn gez,- geftr» äiiiM , Dussrld«- l.L Million der Auizu, g wett tiill» Bezirk, p ionen, Ha»j reSla» N uad Tre»d«I lügen. r Post slchl »derer Bejlül ir der Bejik I »geren Aüü I mlwertb 8:1 lioiien M-cl livneii Mar! > d wobt not end, gehöre: Bezirkel, di; j : der überaa- rst aus 37'?:! s» im GwO ustriebezlrke» j ddaiipkinaa: nsiallen sirt l Wogen «°:I braucht Tn! upr-Posicoßi I nb wird mul lösten. Der > ie lotchtiqslea e, Posikann, ceetionSbecht I ,5 4»0 Slüit Eingang aui 1 ie letzte, uii- ljarkclllufqotk! Lciainuiljad., lichen Packei' ^ 'sist' Bejiil k mit 293-. tlionen Mar: Leipzig bei: e bedeuten: b a n g a de! , Millioiin 1 Million,« S im Bi ng gebrach: > abe steht de: I oon Packele:! leisen döher-I nach Berlin, s >em hiesige: erstellen, h! r« aus de in Dresden irl Schuberl. ristian Ernn . die Herr:: inrich Oskc. Inh. -er- ist alr Mil- gettrten. - hinar L lio ikdrich Mar irs sind nie gendors ein- »nn »rtdrill enbabncn >5 30! Per- e Gelammt. Kilomeier rrte sich die 4 Perlvne- s Kilomel-: hnen in dr>: iispvrt-üiii. >e dees Vor- ne sür te- e 1893 mij Dresden. I. Iaiiiis! ttaume t«! I Limite) l 909,05 o«. im gleiche» schaff Er- I. Januar träume drt M, V»e>»»i i-»rt- :i7.i7>i. ilo ttuuk 5ur ^'»rAchk,l»n^7 >0, fUM.-lt« Vezs-S-Pre» ß, da HaUptexpedirton ode» de» i» Stadt- tairt »nd de» Bororten errichteten SuS- Aestrlleo «bgeholt: viertelithrlich^i<^0, dst zweimaliger täglicher Zulletlang in« Ha« » bcho. Durch bi» Post bezogen für WatschUmd und Oesterreich: viertel ickhrlich -> S—- Dtrert» täglich« Srnrzbimdsendung i»B >»«la,d: mouatltch ? dv. >tzI»vq»»'Uu«gab, erscheint täglich'/,7 Uhr, Ae IdeudeALtgab» Wochentag« 5 Uhr. Lrdtlction und Lr-edUis«: JohauneSpasse 8. tAlowdttio» sstVochnikag« rrnnnterbroch«, ^stnet »m, srllh S di« Abend« ? Uhr. /Mile«: Htt« Ssvtl». (Alfred dadn). UntversttütSskaße La»»« Lösch«. lechardirnstr. »t. part. und KKffqSvla- 7. Abend-Ausgabe. riMM TllgMM Anzeiger. Organ für Politik, LocalMichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzeigen-Prei- die 6gespaltene Petitzeile SO Pfg. Reklamen unter demRedoctionSstrich (4ga» spalten) 50»^, vor den Aamilrennachrichtrn chgeipalun) 40 Grdsier» Schriltnr laut unserem Preis» Verzeichnis. Tabellarischer und Zisterosotz noch höherem Tarif. Artr«-Vei>a«en kgesitzi), nur mit der Pioraen-LuSgade, ohne Postdesörderuag » 00.—, mit Postdeiordrruag ^ 70.—. Tinaatimrschlab für Anzeigen: <l>>,nd-NuSgab«: Vormittag« 10 Uhr «Sorge a-0lu«gab»: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und AesitaqS früh ',^9 Uhr. Bei den Filialen und Nnnadineslellen >e eine Halde Stunde srüder. Anzriiet» sind stet« an die Gttkvitiol, zu richten. Druck und Verlag von S. Polz ln Leivtig. ^?«5S. Mittwoch dm 27. Decembcr 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Aparcasse Taucha. Unter zu erhoffender Genrbmigung der Königlichen UiisstchtS- ichördr ha« der Ekadtgemrinderath olrr deschlosten, de» Zlntsuß für Lperrasten-Etntagrn vom I. Aamiar 1891 ub von 3'/, vom -midert auf 3^/zy vom Hundert »« erhöhe«, was andurch detannt gemacht wird. Hierbei wird »ugteich nochmal« darauf aufmerksam gemacht, das, di» Sporraff« im Januar nächsten Jahre» und »war hi» z«« 1L. »essridc« »K«»at«. j«dr« W-chrnta» geöffnet ist. Nach dieser Zeit tritt di» gewöhnliche Elpeditionözeit — Mittwoch und Freitag Nachmittag» — wieder rin. Taucha, am SO. December 1S93. Ter Vorfltrrnve Seö Lparrasirn-AitSschnffr»: Schon seid, Bürgermeister Politische Tagesschau. * LetOzig. 27. December. Wiederholt haben wir die aus die unklare Etellunz de» -en««» »sn C»d«rs-G«kha gegründeten Bedenken hcrvor- gedoben und in diesem Sniuc a»ch die ietzien lirklärungen Ösladstone's im englischen ilntrrhausk erörtert. Die „Hamburger Nachrichten" schöpsten bekanntlich aus diesen Erklärungen die Hoffnung, daß die Sachlage, wie der englische Premierminister sie dargriegt. hinrcichen werde, eine „Reaktion de» veulschen ))tationa!gesühIS" zu de wirken. Diese Erwartung hat sich bis jetzt nur unvollkommen erfüllt. WaS dir Presse angeht, so scheidet »»nächst der jenige Theil au», dem England und alles Englische au« bekannte» Gründen „tabu" ist. Aber auch Lraane, dir eine nationale Politik zu vertreten den Anspruch erheben, insbe sondere gerade solche, welche nach jeder verrückten Zeitung»» leistung des Iw. Sigl dar Baterland in Gefahr erklären, zeigen vollständige Gleichgiltigkeit einem Verhallen gegenüber, welche« da« deutsche Nationalbewußlsriu aus- Tiefste verletzt. Eie hatten dies vrrniuthlich sür „staalSmännisch". Der offi» ciösen Presse durfte man bei der Natur der Sache keine Stellungnahme zu Gunsten der deutschen Auffassung ansinnen. Noch weniger aber konnte inan erwarten, daß sie ein Ver fahren beobachten werde, auS welchem auf die Absicht ge- schldssen werten kann, der Reaktion de« NativnalgefüblS, von dem die „Hamb. Nachr." gesprochen, entgegen z» wirken. GladstoneS Ausführungen billigrnvc Pteßstimmen Werden vdne jrde Bemerkung wiedergegeben und Auslassungen im entgegengesetzten Sinne werten »nkerdrückt. Es wird sogar ebne Protest die Ansicht des „Standard" weiter verbreitet, welcher daS Verhalten der englischen Negierung gegen einen tratschen BundeSsürsttn als „weise und gnätig" preist. Dies» Druutth ist um so beschämender sür Deutschland, als Glad- stoae ausdrücklich anerkannt bat, e« läge »n Jnttressr de« Parlaments und de« englischen Volke», wenn der Herzog von Coburg seine engen Beziehungen zu England aufrecht erhalte. Diese Ansicht ist die in England herrschende, die Radikalen vertreten ihre ab weichende Meinung auch nur im Interesse der englischen StaatSfinanzen, kcinelwrg« vom nationalen Standpunkt au«. Me sollte auch rin Engländer etwa« dagegen rinzuwenden baden, daß rin auswärtiger Souvrrain englischer Uniertdan bleibt I Dir übrrwiearnre Mebrbeit der praktischen Engländer findet sogar diese« Verhäitniß mit einem jährlichen Aufwand von 10 000 Pfund Sterling nicht zu theiitr bezahlt, in Deutschland aber scheint nian wegen der Angelegenheit sich nicht einmal in die Unkosten einer parlamentarischen Bemerkung stürze« zu wollen. Ln den iuteruattoualen s«ei«likt1kchen Et»ventrnr-»urrh ia G««k haben, wir der „Vorwärts" berichtet, dir svciatistischen Studenten der Universitäten Berlin, Freiburg, Münster, Marburg und Kiel eine Erklärung gesandt, in der e» u. A. beißt: „Wir sind der Meinung, daß da» geistig» Proletariat eine bedeutende Rolle ia der socialistischen Bewegung spielt. rtaerseitS al» Lehrer und Aufklärer des Volte» in wilienschast- lichea und socialen Problemen, andererseits al« Fvrtbildaer der iocialisriichen Lheorten. e»Isprecki«nd dem allgemeinen Fortschritt aller Wisseaschaiten. Wir betonen aber, daß dt»S nur mögüch tsl, wenn da« «istig» Proletariat sich in engster Verbindung mit der Smpsendeu Arbeiterclasse hält. Deshalb verwerfen »ir durchaus »ine gesonderte Lraanlsolion und tsolirt» Stellung der Akademiker im Allgemeinen, überlassen et aber de» Lommilitonen der einzeln»« Länder, an ihren Universitäten in specisisch akademischen Organisationen »nd Agitnilonen kür die socialistiicden Bestrebungen «dätlg z« sein, unter der BoranSsetzung de» Irbrndtgen Zusammenhang« mit der allgemeinen prolemrisaien Bewegung. In diesem Sinne kann auch «ine internationale soeialisusch» Studenten-Föderotion nur al« rin Glied in der allgemeinen Völkerverbrüderung sür an» gellen, und wir begrüßen daher mit Freuden di» Begründung einer Bundeszeitung für den internationalen GeisieSanSlausch zwischen den Akademikern aUer Länder." Der „Vorwärts" ist von dieser Erklärung wenig erbaut. Schon der Name „geistiges Proletariat" gefällt ibm nicht Andere werte» anderer Meinung sein und behaupten, daß die Herren, die de» Namen gewählt, die rechte Be zeichnung sür sich gesunden habe» Dagegen wird man dem „Vorwärts" nur zustimme» können, wenn er sagt, daß Jemand, der eine Üniversttät besucht oder besnchk hat, deshalb noch nicht berufen sei, „socialislischc Theorien sortzndildcn" und „Lehrer unk Aufklärer des Volkes" ;n sein. Dar» gehört noch etwa- mehr, was man nur bei den Herren Bebel und Liebknecht lernen kann, zu deren Füßen sich "ie Herren Ver- sasser der Erklärung nicterlassen sollten, stall auf deutschen Universitäten da» „geistige Proletariat" zu bilde». Daß man in Italien mit schweren Sorgen den Finanz- uiaßregel» entgegenslebt, mil denen da- Eabinel CriSpi die Ilnterbilanz zu beseitigen aedenkl, ist ebenso begreiflich, wie da« von der Presse aller Parteien geäußerte Verlangen, daß alle nur möglichen AuSaabeverminderunaen und Er sparungen angrwcndct werken, bevor man die Steuerschraube noch weiter anzieht. Sind koch die Lasten, dir bereit» auf den Schultern der italienischen Etrurrzabler liegen, schon jetzt fast unerträglich Nach dem Eta««-Abschluß für l5S2 bis lb93 beliesrn sich die gesammtr» Staatteinnaymen auf I5!»5 Millionen Lire, von denen 1325» Millionen an» direkten unv indirekten Abgaben brrrührten. Die ersteren allein be laufen sich aus 42t>,2 Millionen, und zwar die Gruudstrucr ans l<n>,5», die Gcbäudesteuer auf 85>,«> und die Vermögen» und Einkoiiimcnstcuer ans 234,1 Millionen. Die indirekten Steuern ergaben einschließlich der Einnabmen, welche-den, Staate aus Lei» Tabak- und Leltkriemviiopol zufließen, 898,8 Millionen Lire, wovon auf dir Erbschaftssteuer 37,9, aus die Negistrirungeu 59,2, aus den Stempel 72,9, auf de» Eisrnbabnverkehr l!»,3 Millionen, aus die Fabrikation»- und Verscklcißsteuern 27,3, aus Zölle und Hafenabgaben 25,2, aus Verzehrungssteuern 30.0, auf de» Salzverdrauch 02,0 Millionen Lire entfallen. Der Tabak trägt dem Staate 192,2, da« Lotttriespiel 08,9 Millionen ei». Da Italien gegen 3t Millionen Einwohner zäblt. so kommen aus den Skops der Bevölkerung 42^/« Lire StaatSsteuern. Damit sind aber die Leistungen der im Lanke der Orangen heimisch«» ovutiibuvus pleb-i noch nicht erschöpft. Auch dir Provinz und die Ge meinde will ihren wohlgemestenrn Antheil am Ertrage der Arbeit ,n Empfang nebmeil. Dir Einnadmebudget« der Ge meindeverwaltungen beliefen sich iin genannten Jahre aus >373 Millionen Da nur 45, Millionen auö den Erträgen de« GeiiikindevermögenS und 9 Millionen au« den verschiedenen anderen Einnahmequellen herstammten, so bliebe» 3t9 Mil lionen al» Ertrag der Eommunalsteurrn zu verzeichnen. Dieselben weisen eine ansehnliche und bunte List« aus. Zu den 150,3 Millionen auSmachenden Zuschlägen zur Steuer auf städtische und ländliche Grundstücke und den Ver- zehriuiaSabgabcii, welche 140,9 Millionen betrage», tommc» noch Abgaben auf den Hausstand, die Dienerschaft, die MielhS- im'e, den laiidrvirtbsckafllicven Viehbestand, Zug-, Neil- »nd sastlbiere, Hund,, öffentliche und Privatsuhrwerke, Gewerbe, Benutzung öffentlichen Grunde» u. A.^m. Endlich nekme» auä> die Provinzen noch Zuschläge zur Steuer aus dir Grund stücke in Anspruä', unv zwar im Ganzen 84 Millionen, wozu nvib über 2 Millionen anderer Provinzialabgaben kommen, so daß obige Summe von 1325 Millionen aus 1730 Mil lionen und ver Stcuerbetraa pro Kopf der Bevölkerung aus last 50 Lire anwächst! ES sollen »nv müssen »un, um di« Monarchie vor fliianzielleni und w>rrbslbaftlick>em Ruin ;» bewahren, neue Sl-uern aufgelegt werden. Denn dies« aber die »»bemillelte» Classen treffen sollten, so wären die nnlicilvvllslcn Folgen unvermeidlich. Tics lehrt sckwn rin Blick i» eins der AmtShlätlrr, wie sie seilen» der Präscetnren in den 09 Provinzen der Monarchie periodisch veröffent licht weiten. Eine stehende Rubrik bilden in denselben die Verzeichnisse der mik ihren Zahlungen im Rückstände befind lichen Steuerpflichtigen, deren moil armselige Habe inivlgc dessen unter den Hammcr gebracht wirb Soeben bringt da« betreffende Amtsblatt von StzraknS ein solche« Verzeichnis! von 129 Personen ui der loooo Bewohner zählenden L>rtS- gcmeiiite Ediaramonlc, meist Lantleulc», welche zwei Tage nach Weihnachten durch Versteigerung idrrS Stückchen Lande», ihrer Hülle und etwaigen beweglichen EigentbuniS zu Gunsten de« Fisens an Le» Betlelstab gebracht werten solle» Nur 7 von den 129 Steuerschuldner» haben eine Schuld von mehr als 5o Live. Fast die Hälfte, nämlich .58, schulten weniger als 20, 30 schulden wenigcr als lo und 7 schulden weniger als 5> Lire! ES bedarf keines weiteren Worte», um erkennen zu lassen, wie kraurig die Lage kleiner Eigenthlimcr sei» muß, welche eine solche Schuld auf keine Weise tilgen können, wie unmenschlich und unsinnig die FiScalgesetzc sind, welche um so unbedeutender Belräzc willen eine kostspielige burcau- irakische Maschinerie i» Bewegung setzen und Arbeiter in Bettler verwandeln, und wie srcvelbast es sein würde, wenn man die neuen Steuern ans die sck>on in Mcnsic zusammen- drechenden und nicht auf die kräftigeren Schultern der Besitzenden legen wollte. Die s»a«,tschs Polizei hat, wie bereit« telegraphisch ge meldet, in Barcelona den Anarchisten Jos» Ecdina verkästet, der »unmrdr auch eingcstanden bat, die Bomben, welche die Katastrophe im dortige» Ltoeo-Thrater herbtl- grsührt, sowie dir, welche den Mari'chall Martine; CampoS ^ei der Heerschau in Madrid treffen sollten, sabricirt zu haben. 'Auch die Miturheber der nichtSwürdige» Mord anschläge wurden entdeckt: man bat ferner in Erfahrung ge bracht, wer die sechs Bomben construirt hat. Eine von den erwätmtk» sechs Bomben war die. die bereit» i» Barcelona am 2>. September ans der Große» Straße von PallaS gtgcn Marlinez CampoS geschleudert wurde, eine zweite erplodirte im Liceo - Theater und eine dritte fand »ia» unter den Sitzbänten de« TbeaterS. Jos5 Codina wurde in einer Fabrik verhaftet, i» welcher er als Arbeiler Beschäftigung balle; in seinen, Besitze fand man ein großes Tolckimesscr. Codina soll dem Untersuchungsrichter mitgtlbeilt haben, an welchem Orte die Anarchisten sich ver sammelte» und die Vorbereitungen z» den Bombrnattentaleil der letzten Monate trafen: auch über die innere Gestaltung der anarchistischen Gesellschaft in Barcelona soll er wichtige Ent- büllungen gemacht baben Aus Grund seiner Aussagen wurden süns seiner Haupl mitsckuldigen festgenoi»men. Die li» Liceotbeater in unversehrtem Zustande gesunkene Bombe wurde im städtischen Laboratorium analysirt. Sic wiegt ohne Ladung ungcsäbr 1 leg »nd besteht au« zwei Tbrilen. Die Eisenschale ist I cm dick. Wenn man dir beiden Tbeile ober Halbkugeln der Bombe zusanimrnschl, baben sie die Größe einer große» Orange. Codina ist in dem Fori Monljuich untergebracht und wird fortwährend von vier GiardiaS civileS bewacht. Al» er die Angabe» über sein furchtbares Verbrechen untcnchrieb, soll er auSgcrufen haben: „Jetzt sollen sie Alles wissen, mögen sie mich tödten — da- ist doch da» Einzige, was mich er wartet". — Einer uns heute ans Barcelona zuaegangencn Drahtnachricht zufolge hat nun auch der Anarchist E i ras so' eingeflanden. Bomben, die gegen den General Martine; Eampo» »nd in dem Theater Liceo verwendet werden sollten und wurden, angesertigt zu baden Die Anarchisten Bernal, Civarol, Cokiria und Corazueto gestanden gleichfalls die Tdeilnabme an dem Attentat im Theater Liceo ein Der Anarchist Montjuitu ist in eine Festung bei Barcelona ab- j efübrt worden. Die Frage der von Rußland geplanten Schiffbar machung de» tttllaarme« der Donau, welche die öffentliche Meinung in England und kürzlich sogar da- britische Parla ment beschäftigte, wird wobl auf die cinsacbfle Art ibre Lösung inten: die Kitia wird gar Nicht rrgutirt werden. In Rußland bat man d,c Angelegenheit überhaupt mehr als Drohung gegen die Doiianufcrniachtc aufgefaßt, kenn e« sind bisher die »oldwentigen Verhandlungen mit Rnmänien di- auf eine einfacheAnfragewegen UntersuchungdesFliißbetteS nicht «in geleitet worden. Bekanntlich bat sich der russische Bautenminisler ebr skepiisch über die Kil>arcgulirung geäußert und jetzt geht vor ,Pol Corr." a»S Petersburg von fachmännischer Seite eine Zn- christ z», wonach da» Unternehmen einfach unau»fübr- bar ist. Man müßte a»S dem Kiliaarmc nicht nur die riesigen Massen vo» Sand cntscrnrn, die sich gegenwärtig dort angesammclt habe», sondern man müßte auch dafür Sorge «ragen, daß künftig die Versandung wegsiele, wa» bei der unausgesetzten Anschwemmung durch da» Meer unmöglich erscheint. Man würde demnach ungeheure Summen sür eine derartige SisnphuSarbril ganz zweckte» auSgebc» Diese Urber zengnng ist übrigen« nicht neu, denn al» der Kiliaarm nock >m Brntz Rumänien» ivar unv sich keinerlei polnische Bedenken ver Schiffbarmachung vessclbcn entgegensetzten, ist ta» Project bereit» gründlich stnvirt worden. Da» Ergebniß war, kaß' man die Untiirchsübrbarkcit eine» solchen JntrrnebmenS ein sab und zu dem Schlüsse kam, daß man sich mit der Be nützung des Sulina-ArmeS sür die Schifffahrt hrgnllgen müsse Den diesmaligen Plan bat ver Uiiternebmer der russischen DonaudamrischiffsahrtS-Owsellschast, Fürst Gagarin, angeregt, toch scheu» man in Petersburg durchaus nicht geneigt, sür diese» passive Unternehmen große Opfer zu bringen, ganz abgesehen davon, daß die nach der Dcnauacic nöibigei, Verhandlungen mit den Mächten keinen Erfolg versprechen würden. In den letzten Tagen cingctrossene Telegramme wissen von einem Anwachsen de» Freindcnbassc» in Japan zu berichten, da» zu de» Zuständen, wie sie noch bi» vor wenig Jabre» in den öffentlichen Verhältnisse» jene» östliche» Insel reiche» herrschten, einen höchst unerfreulicht» Gegensatz bildet. Damals war da» Benehmen der Japaner, auch de» niederen Volke«, gegen AnSläiiter i» der Regel die Zuvorkommenheit »nd Höflichkeit selber. Wenngleich Japan nur durch die wenigen Ver tragskäsen dem Fremrrntbum zugänglich war, so erkirlt man koch unschwer die Erlandniß. das Land nach alle» Richtungen zu bereisen, unk der Fremde begegnete selbst in den ab gelegensten Gegenden und Ortschaften inimer einer gast freundlichen Ausnahme. Eine Partei, oder richtiger eine Seele der Natioiiatsaiialikcr war freilich auch damals vorhanden, aber sie übte leinen Weiler reichenden Einfluß au« Inzwischen bat nun die Einführung parlamrn tarisch » r I n st > t u l i o n e » daS Lsfriitlichr Leben der Javaner in ganz neue Bahnen gelenkt, poli tische Leidenschaften wachgrruscn und überhaupt die unlicbcnswürdigcrcn Seiten de« Volkscharalteis >n den Vordergrund treten lassen. In den höheren Kreisen der japanischen Gesellschaft inag zu dem WachSibum der Ab neigung gegen da« AuSländerlbum auch di« ablehnende Haltung der Mächte zu dem Wunsche Japans, ihre LlaalSangchörigen der Jurisdiction japanischer Gerichtshöfe zu untcrstclleil, bcigctragcn haben. Ein weiterer, sür dir Er ttärung de« StininiuiigSumschwung« in Betracht kommender Gesichtspunkt dürfte i» dem zwischen der japanischen und der eurupaisch-amerikanischkn Industrie erwachten Con- currcnztampfe zu finden sein. So lange Japan seinen Bedarf an moderne» Jnduslr>«rzcugnisscn ausschließlich oder Auf dem Lolhuru. Humoreske. Von Heinrich BoUrat Schumacher. iu»«dnia »rie»on Litr Monate vor der Hochzeit batte sie zum ersten Male ,Du" zu ibm gesagt. Heute, vier Monate nach der Hochzeit, sagte sie zum ersten Male wieder „Sir". „Ihre Feder kratzt, mein Herr!" „Bedauere!" Pause. „Ihre Feder kratzt sehr! Dabei kann man nicht lesen!" „Bedauere sehr! Ader diese» Zimmer ist daS einzige, in welchem man den Lärm der Straße nicht bört!" ,Hm -I" Frau Otti EwerS klappte ibr Buch — „Tie Gleich berechtigung der Frau" von vr. Waldemar Jsenstein — zu und ging zum Clavier. „Ob auch die Wolke sie verhülle..." Furioso. Oberregiffeur Arnold Ewer», erster Charakterdarsteller de« vornehmsten Theater» der Residenz, machte einen Sah in dir Höhe. »Otti! Unmöglich, dabei uachzudenken!" „Bitte, ich heiße Otkiliel — Bedauere sehr! Dieses Zimmer ist da« einzige, in welchem ein Clavier steht!" „Hm —!' Er klappte sein Regiebuch zu — da- neue Schauspiel von Vr. Waldemar Jsrnstrin, da», wie gewöhnlich, total um- grkrempelt werden mußte, »m aufführbar zu werden — und eilte ia« Nebenzimmer. Gleich darauf war er mit seinem alten, verstaubten Waldhorn wieder zurück. „Auf m den Kampf. Torero .. Sortis nmo. Nun machte Frau Otti den Satz in die Höbe, um sich mit ihren schlanken, nervösen Fingerchcn die rosigen Ohren zuzubalten. „Barbar!" „Stolz in der Brust, siegesbewußt!" blicS er weiter, um dann abzusetzen. „Sage selbst, Otti, ist dieses Duett nicht ein treffendes Bild unserer Ehe seit sechs Wochen? Ein Potpourri von Dissonanzen!" „Und wer trägt die Schuld daran?" „Ich vielleicht?" „Nein, nein, Sir baben Recht! WaS können Sie auch dafür, Herr Arnold Ewer», kaß ich Gänschen mir einen Künstler von Ihrem Renommsr al» einen Halbgott vor'-ellte, der mich mit der Wucht seine» Genie« erdrücken würde! Haha! Nachdem die Pappkrone von Ihrem Haupte gesunken war, nachdem Sir den SLlasrock de« Philister« angezogen ballen, erkannte ick leider zu spät, daß die« da» wabrc Costüm, alle« Andere nur Tbeaterflitler» von Dichter, Schneider und Friseur erborgte Waare war!" „Mein Gott, wir können doch nicht fortwährend aus dem Kothurn stehe»! Wir sind auch nur Menschen!" „Dann gebt Euch nickt für Götter au«!" „Götter? Ach ja!" -- Er deutete auf Otti « Buck. — „Darf ick Dick vielleicht an daS erste Gebot erinnern? Tu sollst nickt andere Götter baben neben mir!" „Sie wollen mir doch nicht verbieten, Jsenstem zu lesen?" ,L>> lese»? Zu vergöttern!" ..Meinetwegen auch vergöttrrn! Ta ist doch wenigsten» Muth, Tapferkeit, Genie, kurz Alle», wa« ein Weib an einem Manne begeistern muß!" „Und dock kennst D» ihn nicht? Hast ihn nie gesehen?" Otti rrröthetc. „Nie!" Er lackte spöttisch und firirte sie. „Ein Glück für mich! Ich glaube, Du würdest ihn lieben!" Otti starrte träumerisch vor sich hin. „Lieben — vielleicht!" „Danke grdorsamfl! — Nun, so lange sich da« Idealer auf Dein kleines, rebellisches Köpfchen beschränkt, muß ick Dich schon aus dem Kotbur» lassen, auf den Du mit einer wahren Leidenschaft berunistolzirst!" Er haschte nach dem ktrinrn, rebellischen Köpfchen, das sie ihm unwillig entzog. „JcdcnsaU» ein höherer Gang, al« der auf Ihren Pantinen, mein Herr!" „Fall' nur nickt herunter, Otti!" „Nicht Otti, bitte! Ottilie!" „Adieu denn, Frau Ottilie EwerS!" Sir erwiderte nicht». Tie sab ihm mit zusammen- gezc^knen Augenbrauen nach, bi» er fort war. L.H, wie sie ihn haßte, den Betrüger! Denn er hatte sie betrogen. Ein Leben voll Schönheit» voll hoher Ideen, voll Schwelgen« in geistigen Genüssen batte sie sich versprochen a» seiner Seite, und er — er hatte nickt« von alledem gehalten! War es nicht gerade so, als ob sie einen Kaufmann oder einen Beamten, oder gar einen Bauer geheiraldet batte? Sie batte idn lieb gehabt — ja! Dock da» war nun vorbei. Sit hakte diese alberne Liebe mit Slumps und Stiel an» ihrem Herzen gerissen. Und c« hing nur von ibr ab, sich Ersatz dafür zn schaffen. Ein Geist balle sich ibr ge nähert — vH, ein Geist, ver sich dort zu Hause süblte, wa« dieser Philister spöttisch „ans dem Kvtburn" »anniel Sie brauchte nur zu wollen, und dieser Geist war ibr Eigen, flocht seine schönsten und erhabensten Gedanken nur sür sic! Ja. Otti würde Jsenstein « Muse sein. Aus dem Kotkurn . . . Und sie durchflog Jsenstein - Brief noch einmal, den letzten der langrn Reihe, die sie vo» ihm bereits erhalten. Mit gerötbrteii Wangen und blitzenden Augen Ia» sie eS wieder und wieder, wie er sie beschwor, endlich einmal ibre Biionn mität fallen zu lassen, ihm endlich einmal zu gestatten, nicht nur Feder zu Feder, Tinte zn Tinte, Papier zu Papier, soudern Mund zu Mund und Herz zu Herz zu einander zu reden. Denn F-ra» Otti batte nickt gelogen vordin — sie hatte l>> Waldemar Jsenstem noch nie gesebcn und c» auch ge flissentlich vermieden, Erkundigungen Uber ibn rinznziebeii. Sir wollte sich die Illusion, wenn c» nur eine solche war, so lange al» möglich wahren. Heute jedoch — Ans dem Kotburn? „Ich komme Abriik» zu Ihnen, mein Freund!" schrieb sie. „Und ich hoffe, zu einem Ebrenmanne zu kommen. Ibre Muse." Nun dir Adresse: „Herrn Ilr. Waldemar Jsenstein, Berlin Allonaerstraße 317 " So! Freilich war Arnold briile gerade nickt im Tbcater beschäftigt, aber trotzdem — er zog e» ja vor, mit seinen pbilisterkastrn Freunde» Seal zu spielen, anstatt seine Frau in rin Conrert oder >» eine Gesellschaft zu fübren. Ja, Herr Arnold EwerS: Auf drm Kotburn! * » * Eine alte Fra» öffnete ans Olti'S schüchternes Klingeln. „Herr kW. Waldemar Jsenstein?" stammelte Otti. „Bitte!" Es kam Olli vor, als babc die alte Frau dabei spöttisch gelächelt. Aber sic batte nickt gkläcbctt. In dem Lichte, taS anS der geöffneten Tbllr de» bcrübmtcn Schriftstellers aus den Corritor heran«,iel, sah Otti in ein ausdrucksloses, völlig unbewegte» Gelobt Jetzt trat Otti mit ungestüm klopfendem Herzen ein. I>r Jsenstci» erhob sich von den, Schreibtisch, an welchem er arbeitend geieffc» Die Lampe warf durch den Schirm, den Jsenstein ein we»,g eilig über die Glocke zog, «inen rosigen, ungewisse», flliiimcriitcn Schein durch da» luxuriös auS- gestattetc Gemach mit seinen künstlerisch bcrgestelllen, lauschigen Plaiiderwintcln, mit seinen schwellenden Teppichen »nb bleichen Büsten von Gcistesberocn und mit der ganzen genialen, schein baren Abs chislosiakeit seiner Unordnung. Ja, so batte Otti sich da- Heim de» Begnadeten gedacht, die Brutstätte weltbewegender Gedanken, und so hatte sie sich auch diesen Künstler und Denker gedacht.
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