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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.12.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931228013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893122801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893122801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-12
- Tag1893-12-28
- Monat1893-12
- Jahr1893
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Vezugs-PreiS k tar Hanplezpeditto, od«» de» i» Stadt- tzqlrl md da» Vorort», rrrirdtrtr» A»*- «-efiellen ab-ebolt: vierteljährlich^ 4L0. »g -weimolia« täglich« Zaftellung int -au- üchO- Durch dir Post bezogen für r»»tichla»d »ad Oesterreich: vieneliährlich -t «.—. Direrte täglich« Kreuzballdirudaug tut Nntland: «onatlich 7chO. LieMvrqeu-Autqab« erscheint täglich V,7llhr, di« Abend-Nn-gab« wocheatagt 5 Uhr. Redaction und Lrvrditiou: Jo Hanne«,affe 8. Uelrvedltto» Ist Wochentag« aaantrrbroche» ^«ffnat so, früh 8 bis vbncht ? Uhr. Filialen: vtt, «e»«'t e-rti«. («lsre» Hah,^ Vaiversltättsrrah» >, L-nt« Lösche. lal-artueastr. 14. ^Ukt. »d k«^a»»latz k. Morgen-Ausgabe. ciWgtr.TMblaü Anzeiger. Organ flir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. AuzeigeuPreiS die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Neelamru imt«r dem Rrdaction«strich (4go> spalte«) 50-4, vor d«n Familirnuachrichtrn (6gespalten> Größere Schnslen laut u»j«r«m Preis, verzeichniß. Tabellarilcher und Ziffernsatz nach höhrrrm Larij. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit drr Liorgeu-Au-aabe, ohn« Poßbefördernag 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Tinnalimeschluk für Anzeige«: Nbrud-AuSgab«: vormittag- 10 Uhr. Marge a-Au-gab«: Nachmittag« 4 Uhr. Soun- und Festtag« srüh V,9 Uhr. Bei d«a Filialen und Annabmfftell«» je »i»t halb« Stunde früher. Lnz eigen sind stet« an dt« Expeöttta» z, richten. Drnck and Verlag von E. Pol» in Leipzig. ^ «KV. Donnerstag den 28. December 1893. 87. Jahrgang. AmMche Bekanntmachungen. Lekannlmachung. Der Samariter-Brrria empfiug von Herrn Friedeu-richter Br«N» Gagrldrr, Lekanntmachung. R« heutigen Tage ist Herr Stadtrath O-car Emil Walter von Neuem, mithiu aus Lebenszeit, alt besoldeter Stadtrath d«r Stadt Leipzig von ua» verpflichtet und iu fein Amt «»gewiesen 1 vord«a. Leipzig, den 27. December 1893. Der Math der Stadt Leipzig Vr. Georgs Grüstel. Lekanntmachung. Sonnabend, den 30. Decrmber 1893, vormittags 10 Uhr, sollen ! im Hoi« de- alte» Johanut»do«pitalS 2 MarftaNpferde grgeu Baarzahlaag au d«a Meistbietenden öffentlich versteigert w«rLe». Leipzig, den 22. December 1893. Vtatht-Vekonontie-Ansperli««. Holzaurtiou. Moirla», de, 8. Januar 1894 sollen von Bormittag» - Uhr au aus dem Mittelwaldschlag« iu Bbth. 5 de- Burganer Aarst- rrvtert in drr Nah« der Fluthrinue und dem alten Forsthaus« bei Böhlttz^ihreuberg ca. 200 «arte vdraumhallse» und - 80 starke Langhansen unter den Im Termine aushängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung au Ort und Stelle meistbietend verlaust werden. 3»sa««eutuult: aus dem obengenannt»» Schlag«. Leipzig, am 16. December 1893. De« Rath« Farstdepntatia». Lekauntmachung. Die öffentlichen Hebammru-Prüsun»»» finden Arritag, de« 20., und > Nachmittag« Sonnabend, den SV. December bs». J»„ / von S—5 Uhr im Auditorium der Uuiv-Fraucukliaik statt. Leipzig, den 21. December 1893. Dt« Direktion drr «. Hebammen-Schnle. Prof, vr. Zwei sei. Viebstaljls-Lekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) eia aoldener Ohrring, oval, mit einem größeren Brillant, am 9. d. M.; 2) eine goldene ShItpSnadrl mi« Brillante«, am 14 d. M ; 3) ein goldener Ring mit BrtNant, am 4. d. M.; 4) etne silberne Damen Remontoirntzr mit Goldrand »nd goldener Rette mit Medaillon, Anfang d. M.; b) rin Wintersiberzieher von grauem glatten Stoff mit grauem Sammctkragen, einer Reih« Knöpfe mit verdeckter Batterie, wollenem, schwarz« und Iveißgeslreistem Futter und Kettchroheukel, am 26. d. M.: 6) ein Winterüberzirher von duukelblauem glatte» Stoff, mit schwarzem Sammrtkragea, rotd-, weiß, und gelbgestreistem Futter, 2 Reihen Knöpfen und Biüettäschchrn, am 24. d. M.; 7) ei» Packet von gelbem Papier, darin ein Coupon KV, m) dunkelblauer Ldcvtotttoff mit CarrSS und et» Coupon hell» Stauer, geslreisier Stoff, am 16. d. M.; 81 8 Carton» setbene Bänder» verschiedrufarblg, vom 10. bi» 12. d. M.: 9) ca. IL m dnntelblaner Lama, am 21. d. M.; 10) ein grauer Letnmandsack mit ca. 1'/« Centner neneo Bindfaden, am 13. d. M 11) 4 Stück graue Budenplanen, eine derselben mit einem ca. 10 cm langen und 4 ew breite» Desect, am 16. d. M 12) ein Deckbett mit rvth. und weißcarrtrrein Bezug uud rothem gestreiiten Inlett, am 20. d. M ' 13) eine Kiste mit dem Signum „8. 8. di. 17151", darin ein Nnloma» — 2 Singvögel in vergoldete« Käfig — am 18 d.M.. 14) ein grotzer Handwagen, 4rädna, mit Leiteraussatz ldarin eine neue Sprosse), blaugestncheuen, „Tb. VV." gezeichneten Brrttero »nd einer frisch gestrichenen Sperrleiste, am 14. d. M.; 15) 4 Stück kupierrotzrr mit eiserne» Flauschen, 30V, ktto schwer, 3 Stück Waffcrtzädne von Messing und »in Lchianchratzr» gehäuse von Rolbguß, Mitte December. Etwaige Wahrnehniungrn über den Berblieb der grstobleoeo Gegenständ« oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lrimiaal-Abtheilung zur Anzeige zu briugeu. Leipzig, am 27. December 1893. Da« Polizetamt der Stadt Leipzig. Bretsch netder. Ml. Arealverftkigerung. Im Aufträge der Kircheninspecttou wird der Unterzeichnete Kircheavorslond am lv. Zannar «. A.. vormittag 1« Ubr im hiafthose zu Leutzsch die dem hiesigen Psarrlcben gehörig» Wies» Parz. Nr. 249» des Flurb., enthaltend l Hektar 21,7 Ar, öffentlich meistbietend versteigern. AnzadlungSsumme: ein Zehntel de- Ersichungsbetrag-. Im Uebngen sind die Bedingungen im Termin bekannt zu geben, können aber auch vorher denn Pfarrer in Erfahrung gebracht werden. Nach N Ubr können Gebote nicht mehr angenommen werden. Bei drm Zuschläge bleibt die Geneh migung der oberste» Behörde Vorbehalten. Leutzsch» den 27. Decrmber 1893. Drr Kirche uvorstan». vr. F. Schnedermaun, Psarrer. Sparkasse Taucha Unter zn erbofiruver Genehmigung der königlichen Aufsicht-, behörde Hai der Stadtgrmeinderath Vier beschlossen, den Zinsfuß sür Eparraffea^iinlagen vom 1. Januar 1824 ab von 3V, vom Hnnbert aus 3^/zp vom Hundert zu erhöhen» wo» andurch bekannt gemach» wird. hierbei wird zugleich nochmal- darauf ausmerksam gemacht, daß die Eporcafi« im Januar nächsten Jahre- und zwar bi» znm Ik deffetbcu Monat«, jrden Wochentag geöffnet ist. Nach dieser Zeit iritl die gewöhnliche Lzpedtlioa-zru — Mittwoch und Freitag Nachmittag« — wieder eia. Taucha, am 20. December 1893. Drr Vorsitzen»« be» Spareaffen-Ansschnsie» Schön selb, Bürgermeister 6 Sühne iu Sache» W, V. Th. ö . » B. V. Sch. 3 - » B » W. V. G. 10 . - - - K. Sch. 3 » - - - F. '/ B- 5 - - - » E. '/. Sch. 5 . - - - B. V- Sch. 2 - » - B. /. ist. ö - - H. V. Th. 4 » - » - N. H. 3 » - - 8k. V- » 3 - - - - K. V. Z 5 » - - H. V- U. 5 . - - - Et. V- «- 5 . - - » N. H. b . - » S». V. B. 1 - Geschenk - - W. H- Summ» 7b ^ worüber hirrmit dankend qnittirt wird. Leipzig» den 27. December 1893. Der Vorstand be» Samariter-BereinS. Favreou, Schatzmeister. Beralbung durch Schreien und Zerstören der Schreibpulte unmöglich machten, ist da» Lande-budget für zwei Jahre zn bewilligen. Außerdem sind noch andere wichtige Vorlagen unerledigt. Die Regierung beabsichtigt deSbalb, vorläufig die Borlage wegen drr Errichtung eine» deutschen KreiSgrrickieS in Traulcnau nicht wieder vorzulegrn. Haffentlich unterbleibt diese Borlage gan; und da- Kreitgrricht Trautenau wird einfach im Wege der Administration geschaffen werden. Wie ich höre, soll jetzt endlich auch die deutsche Partei organisation für Bödmen in» Leben treten. Die Unkosten sind durch hervorragende Industrielle sür die ersten Jahre gedeckt. hoffentlich hat daS deutsche Volk Oesterreich- in lbjäbrigen LeidenSzeit so viel gelernt, daß eS sich jetzt, sein Anseben im Staat-ledcn wieder gestiegen ist, öden unten bewähren wird. der wo wir Deutsches Reich. ^errtliclier >8221» l^vei ein I^eip/ü« 2iA-8ta6t. V«o»m>m «»>«>»« so» 28. Vv««»d«r 1892, 4de»4» O Obr im 8»»i« 4«r «rite» vllepeiwedole. D»U«,»p«Iui„,>zr Xntn« »uk ^dtmteruug >1«, g. 4 iler 8r»i»t«, äoo LrlSoctum cker RlNLUeä»ch»kt detr. vr. Ualara. Die österreichische Politik zu Weihnachten 1893. Wien, 25. December. Mit den Kerzen am Weibnachtsbaum leuchteten Heuer den Deutschen Oesterreich» seit l5 Jayren zum ersten Male wieder die Hoffnung-sterne am politischen Himmel. Ein (Kesühl der Erleichterung deberrscht seit Woche» die Gemütder auch aller uichtdeutschen Patrioten, denen da« Vaterland durch eine hochverrätherische Agitation noch nicht entfremdet wurde. E« ist gelungen, den Grasen Taaffc, dessen „BcrsöbnungS Politik" dem deutschen BolkStdum so tiefe Wunden schlug und auch da» österreichische StaalSbewußtsriu bei den brrrsch- süchtiarn Czechen bedenNich verwischt hak, von der Leitung de« Reiches zn entfernen und ein neue» Ministerium an» Ruder zu bringen, da- den deutschen Besitzstand unangetastet lasten und segensreiche Rrsormarbeiten durchführen will. Der Streit der Nationalitäten und Parteien, unter dem Staat und Bevölkerung so schwer gelitten, soll dadurch ver> mindert Wtrden, daß man ihm möglichst wenig Nahrung gewährt und die öffentliche Aufmerksamkeit auf Fragen lenkt, deren Lösung leichter möglich ist und in Aller Interesse liegt. Eia anderer, praktischerer Weg ist tingeschlagen worden, um die Vcrsiihnuug und den Frieden zu ermöglichen. DaS Tappen im Dunklen soll aufhören. Die Wahl der rich tigen Mittel ist di« Vorbedingung zur Berwirklichuug heiß ersehnter Ideale. Erst wo und wenn im Staats- und Volks leben die rechten Mittel gewählt sind, kann der AuSgang ein erwünschter sein und das Werk der Politiker und Diplomaten als StaatSkunst bezeichnet werden. DaS Gute blvS wünschen kann schließlich Jeder. ES zn schaffen aber, er fordert bessere Kenntniß und Arbeit — Meisterschast. Der Schluß der kurzen ReickSrathSsession vor Weihnachten endete mit einem großen Sieg des EoalitionSministcriumö. Mit großer Mehrheit ist vom Adgeordnrtcnhause die Land wehr-Vorlage und drr Prager Ausnahmezustand, sowie das Budget für l894 proviforisch gutgedeißeo worden. Tie ver söhnliche Erklärung deS Fürsten Windischgräy bei Einbringung der Budgetvorlage machten ebenso wie die Reden des Ministers deS Innern, Marquis v. Bacquehem, und de» Finanzministers l)r. v. Plener einen sehr günstigen Eindruck. Namentlich bat Plener, die Seele des Eoaiition-ministerium-, durch sein« guten uud patriotischen Worte selbst alte Gegner von der klerikalen Partei zum lauten Beifall bin- arrifsen. Er konnte zugleich die erfreuliche Miltbeilung über die vermehrten Einnahmen an directen Steuern um mehr als l2 Millionen und die Verbesserung der Handels bilanz um mehr al» 25 Millionen Gulden machen. Die Führer drr CoalitionSparteien gaben der Regierung ihre softe Absicht zur Unterstützung kund. Ja, sogar die Italiener waren durch Plener'- Rede gewonnen und gaben eine Ber- trauenSkundgebung ab. Wichtiger als letztere aber muß unS Deutschen die völlige Schwenkung der „Deutschen National- partei" zur Coalilion erscheine» Zwar ist die Steinwender'sche Fraction nur noch l3 Mann stark, rrhrbl aber den Anspruch zur besonder- kräftigen Vertretung des beutschnarionalen Ge dankens. Letzterer drohte bei der „Nationalpartei" allerving ganz in Antisemitismus auSzuartrn, so daß da» „Deutsch- iiativaale" vielfach al» Schädigung de- deutschen AnsebenS in Oesterreich aufgesaßt werden mußte. Die deutschnationalen Antisemiten haben die Bildung de» EoalilionSministeriumS von vornherriu verurtheilt — weil endlich wieder aus gesprochene deutsche Parteimauner, wie vr. v. Plener und Gras Wurmbraod, io der Regierung saßen Der Führer drr „Deutschnatiooalca", vr. Steinwender, erklärte »och vor 4 Wochen, daß ihm und seiner Partei ein „Beamten Ministerium" lieber sei. Und jetzt, bei der Bewilligung de» provisorischen Budget», erklärte vr. Steinwender, nachdem er eingeseden, daß sich dir Eoalition befestigt bat, daß seine Partei drr Regierung keine Opposition machen wolle, weil da» deutsche Volk von ihr etwa- erwarte. Da» läßt aller- ding» ties blicken. Steinwender, drr sich einbildete, daß er da« ganze deutsch« Volk hinter sich habe, hat plötzlich er fahren, daß der Boden seiner kleinen Partei wankt. De» halb der totale Frontwechsel. Da» EoalitionSministrrium verfügt jetzt übet eine große Mehrheit im Abgeordnrtrnhause. Dir Gcgen-Eoalition ist zusainmengeschrumpst. Mit den nüthenden Jungczechen haben sich nur einig» Slowenen und Kroaten, sowie die beiden Soeialvrmokraten Kronawetter und Pernerstorser und die Wiener Raddau-Aniisrniiten verbündetI Auch ini Herrenhause herrschte dieselbe angenehme Tem peratur. Auck hier ist dem EoalitionSministerium von der Rechten, der Linkt» und dem Eentrum da« Vertrauen au«- gedrückt worden — eine äußerste Linke drsitzi da» Herrrnba»» nickt. Auch drr Altczrchr Graf Harrach hat sich der Er klärung für die Negierung aiigeschloffen. Jo den nächsten Tagen treten nun die Land tage zusammen Im böhmischen Landtage, der bekanntlich im letzten Frühjahr plötzlich geschioffeu werben mußle, weil die Junaczecheu dir V. Berlin, 26. December. DaS preußische Jnstizmiuiste- ritim ist. wie wir mittbeilen können, zur Zeit auch mit einer Novelle zur VormundschaftSordnung vom 5. Juli >875 beschäftigt. ES soll insbesondere der tz. 39 der preußi schen VormundschaslSordnung dabin eine Abänterung er fahren, daß die kauernde Anlegung von Mündelgeldern außer iu den im Gesetz näber bezeichnten deutschen StaalS- ober wenigstens Garanlie-Papierc», Nentendriefen und Schuld Verschreibungen communaler Eorporatiouen auch in Spar cassenbüchrrn deutscher Eommunalsparcassen erfolgen dürfe. Die Anregung zu diesem Anträge war bereits in der letzten LegiStaturperiode deS preußischen Landtag- durch eine Petilion de» Hannoverschen SparcaffrnverbandeS gegeben Worten; in der Justizcommission deS Abgeordnetenhauses ward hieraus beschlossen, den Antrag der StaatSrcgiernng zur Berücksichtigung zu überweisen. Es fragte sich zunächst, ob nicht eine derartige Neuerung überflüssig rrschemc mit Rücksicht daraus, daß schon der Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs sür das Deutsche Reich in tz. l66, 4 eine Vor schrift ausgenommen bat, wonach die Anlegung von Mündel arldern bei allen öffentlichen und obrigkeitlich bestätigten Sparcassen zulässig sein soll. Indessen ist inan doch zn der Uebrrzeugung gelangt, daß gerade sür Preußen eine dement- sprechende Arnderung der bestedendrn Gesetzgebung nocki vor dem in weite Ferne gerückten Inkrafttreten de- bürgerlichen Gesetzbuchs nicht nur den praktischen Bedürfnissen entsprechend, sondern in einzelnen Provinzen sogar unbedingt nothwendig sei. ES gilt dies insbesondere sür die ärmeren länd lichen Provinzen Ostpreußen, Westpreußen und Pose», scwie für die industriellen Gegenden von Westfalen und der Nbein- provinz. Nach dem Tode der Eltern muß dort bisher das vorhandene ErhschastSveriiiögro entweder i» Hvpotbeken oder in Wertbpapierrn angelegt werden. Bei der Geringfügigkeit de- ErbbelrageS indessen stellt sich der Anlegung >u Hypo theken vor Allem die Schwierigkeit entgegen, daß erste Stellen dafür nicht zu haben sind, auch sonst von der Porliiliiid- chastSordnung als „sicher" bezeichnetr Hypotheken nur schwer lich damit erworben werden können. Hierzu kommt in den Provinzen, wo Grundbuchrecht noch nicht besteht, die große Unsicherheit de- RralcrrditS, aber auch in den Provinzen, wo Grundbücher eingesührt sind, daS dauernde Gefübl der Verantwortlichkeit selten- de» Vormunde- sür den Fall, daß daS Grundstück zur Subhastation kommt, die Hypo thek auSsälll und drr Vormund wegen nicht pflichtgemäßer Sorgfalt in der AvSwabl de« Besitzers sür den Schaden seines Mündels haftbar gemacht wirb. Erfakrungsgemaß zieht eS denn auch drr Vormund in den meisten Fällen vor, da» Mündelvrruiögen i» den gesetzlich zugeiafsenen Werth- papieren anzulegen. Hierbei fehl« ihm aber Wirker die nöthige GeschäftSgewandthcit zur Auswahl der am wenigsten einem EourSvcrlust auSgesctzten Effecten, zur Besorgung der Talons, zur Behandlung der ZinSscheine u. s. w. Als natürlichster Ausweg erscheint da die Hinterlegung der Gelder bei einer Eommunalsparcaffe, bei der jederzeit der zum Unterhalt de» Mündels uorhwendige Tbeil des Vermögens enthoben, der nicht verbrauchte Theil der Zinsen gutgrschrieben werden kann. Daß bei der heutige» Ausgestaltung und Ucberwachuiig des SparcassenwcsenS diese Art der Anlegung von Mündelgeldern an Sicherbril irgendwie zurückstände hinter der Anlegung z. B- in Schuldverschreibungen communaler Eorporaiionen, wird man nicht behaupten lönncn; durch die eventuelle Haftung de- communale» Verbandes ist dir Sicher beit hier wie dort die gleiche. Allerdings ist der von einigen Sparcassen gezahlte Zinssatz etwa« kleiner als bei den »leisten der obeuerwädnien Papiere. Indessen kann diese bei kleineren Belrägen kaum merkbare Benachtbeiligung gegenüber den großen damit verknüpften Vortheilrn gar nicht iu Betracht kommen. * Berlin, 27. December. Kürzlich wurde hier der von den Positiven sür den vormaligen Hosprediger Stöcker er baute Predigtsaal feierlich ringewribt. Seine Errichtung ist im Anschluß an die von Herr» Stöcker geleitete Anstalt drr Berliner Stadtmission aus dem GruadstückScooiplex derselben erfolgt und man bat ibm deswegen den schönen Titel „StadtmissionSkirche" gegeben. Damit kann aber dir Thatsache nicht verdunkelt werden, daß die Errichtung dieser Kirche seiorr Leit in offen ausgesprochenem Widerspruch gegen die gegen Herrn Stöcker von allerhöchster Stelle verfügte Amtsenthebung :u dem Zweck inS Leben gerufen ist, um den geniaßregelten pofpretigcr in und neben der Landeskirche eine Predigtftättr in Berlin zn bereiten, mit deren Hilfe er seine lirchenpolitische Wirksamkeit ungefährdet forlsetzen könne. Unter diesen Umständen ist die Art, wie jetzt die Einweihung de» vollendeten Werke» vollzogen wurde, ein neue- Zeichen der vollendeten DeSvrganiiatioii in welcher sich unsere öffentlichen Zustände wie aus politischem so auch aus kirchlichem Gebiete befinden. Ctöckcr'S Nachfolger, rer Hofpretiger und Generalsuprrintrntcnt Faber, hat den Weibeact vollzogen, und die Spitzen der kirchlichen und staat lichen Behörde», die brideu Präsidenten deS Ev. Lbcrkiichrnratb» und drr Piäsident deS Braodenburgischen EonsistoriuniS, der StaatSminister v. Bötticher, di« Gattin d«S Mliilsterpräsitenten Gras zu Eulrnburg. verschiedene Rälhr LeS EultuSministerium-, der Polizeipräsident von Berlin u. A. haben drr Frier dei- gewobnt, und da» — nachdem derselbe Herr Stöcker, dem man bier eine den landeskirchlichen Organe» gegenüber immune Ställe der Wirksamkeit ausgerichtet bat, in der Brandenburgischcn Provinzialsynode mit großer Entschiede» beit und Lridenschasilichkeit den Krieg gegen die angeblich im Regiment drr Landeskirche obwaltenden vermilteluden Tendenz geführt ball * Berlin, 27. December. In welchem Tone augenblicklich die Antisemiten reiner Observanz mit den conservativ Gefärbten verkebren, zeigt folgende Auslassung deS Boeckel. scheu „Reich-Her." gegen daS Stöckcr'sche „Bell": „Was verstehen Sie, verehrter Arkilelichrrilier. unter drmago» gischem Radikalismus? Den AntilemitisinuS und die deutsche Reformpartei? Dann Hoden wir Ihnen zu erwidern, das, das etne erbärmliche Denn nciation und Verleumdung ist, würdig Ihre» »eigen UedrrsalleS in Hessen, de» Sie au-, sühne», weil Sie wußte», daß der Vertreter de- Kreise» Alsseld durch die ReichStagSverhaudlungen i» Berlin verhindert war. Der würde Ihnen die heuchlerische Maske vom Gesicht gerissen und bewiesen haben, daß die deutsche Resonnpartel e- war, und ist, die den „Sieg der siitlichen und socialen Neuerung über den Manimoaisiuu- und seine Diener" unadlüssig anslredt, daß die deulsche Resorniparlri (nicht die christlich-soeiale) cs war, die den Liberalismus in Hessen inederkämpste, daß aber auch di« deutsche Rcsormpartei sich >cdc Einmischung von Ihrer Leite aus da» Entschiedenste verbittet, weil sie nichi will, daß da- Werk, La- sie geschossen, nun wieder durch sie hinterrücks im alten con- servotlven Fahrwasser ersauft werde . . . Da- Volk ist von den ilonscrvativen schon so ost zu Wahtzwecken mißbraucht worden, daß e- alle- Vertrauen zu deuselbcn ein sür alle Mal verloren Hai, und daran werden auch die Vorträge der Herren Lberwmdrr und Genossen nicht- ändern." I. Berlin, 27. December. (Telegramm.) Dem Ver nehmen nach verbleibt der königltchr Hos bi- nach Neujahr im Neuen Palai- und siedelt erst alsdann nach Berlin über. -- Berlin, 27. December. (Telegramm.) lieber da- Befinden de- Anrsten Bismarck wird, entgegen den Mittbei- iung«» m den „Münchener Neuesten Nachrichten", der „Vos- sischra Zeitung" geschrieben, der Fürst sei völlig wieder hergesteii«, mache täglich AuSsadilen unk kleinere Spazier gänge, sei in bester Laune und voller Anregung sür seine ganze Umgebung. Die Reise deS Professors Lchweningrr nach FricdrichSruh habe — wie daS,^ripz. Tagcbl." zuerst gemeldet — lediglich den Zweck gebab», einer Einladung des Fürsten zum Weihnachtsscste zu entsprechen. »> Berlin, 27.December. (Telegramm.) Da-Aeltest«»- collegium der hiesigen Kansmannschast beschloß, so bald der Han»rl-»ertra„ zwischen reutschlaiid und Nutzlan» von de» ilntrrbänvlern unterzeichnet und sein Inhalt bekannt (tgeben sein werde, die Mitglieder der Corporation und die tdrigcii in da- Handelsregister eingetragenen Kaufleute zu einer Versammlung cinzuladen, in welcher dem Handel »nd der Industrie Gelegenheit gegeben Werren soll, öffentlich Stellung zu dem Vertrags-Entwürfe zu nehmen. Berlin, 27. Deccinber. (Telegramm.) Hcrrv.Plüt;, der bekannte Führer des Bundes der Landwirthc, ver öffentlicht in der „Krcuzzcituug" eine Erklärung, in welcher er vor einer Vorlegung bcö deutsch-russische» HaiidelS vertrage« warnt unk mit den Worten schließt: „Nicht wir, die Landwirthe, vereint im Bunde der Laubwirlhe, spiele» ein gewagte- Spiel, nein! Die Regierungen gehe» einen gefähr lichen Weg." (Herr v. Plötz hat noch keinen Schimmer einer Ahnung von dem eventuellen Vertrage und wird also wohl erlauben muffen, daß sowohl die verbündeten Regierungen, als alle nicht voreingenommenen Politiker seine Warnung so lange ignoriren. bis die Verhandlungen der Dclegirleu zu Ende gediehe» sind und das Resultat ihrer Bemühungen sich übersehen läßt. D. Red.) ch Berlin. 27. December. (Telegramm.) Die „Nord deutsche Allg. Ztg." knüpft an die Erörterungen einiger Zeitungen über die Frage an, ob ein dringender Grund vor liege, die durch da» Zuckcrstcucrgesetz von >891 sestgesteUlc allmälige Beseitigung der Zuckcrprämien wieder rück gängig zn machen, »nd weist ans Grund deS Jahresbericht» der Magdeburger Firma Licht nach, daß, obwohl die Zuckcr- preisc von 1892 93 gegen die von 189l/92 gesunken seien, der Zuckerinbustric in den Preise» vv» 1892/93 im All gemeine» eine höhere Entschädigung zugcflosscn sei als im Vorjahre. — Der zum Nachfolger deS ncuernanntcn Botschafters Vv. v. Büloiv als deutscher Gesandter i» Bukarest in Aus sicht genommene Generalkonsul Gras Lehden war als junger Secretair an den verschiedenste» Höfen thätig. Er war, wie wir a»S drr „K Z." ersehen, insbesondere längere Zcil Ge schäftstrager in Washington und Athen und war als Bot schast-rath in Paris gerate damals wohlbcivährter Geschäfts träger bei der französische»Regierung, «IS der Fa ll Schnabclc die Pariser amtliche» Kreise aufs Lcbbajleslc erregte. Später war er eine Reihe von Jahren BcljchastSrath in London unter dem Grafen Hatzscldt, »nd wurde, als im Sommer 1890 Herr v. Brauer zum badische» Gesandten in Berlin ernannt worden war, Generalconsul in Egypten, welche Stellung er seil dem Oktober 1890 bis jetzt inne gehabt hat. Von Kairo aus wurde er auch im Jahre >891 deruscn, als deutsche- Mit glied an de» Verhandlungen der Internationalen Cholera Eonferenz i» Venedig thcil zu nebu-cn, welche demnächst in Paris fortgesetzt werben soll Graf Leyden rutslammt einer alten bayerischen katholischen Familie, deren letzter männ licher Sprosse er ist. Er ist 41 Jahre alt und unvermäblt. Seine einzige Schwester ist die bekannte Lady Blennrrhaffet, die sich iu der deutschen Schrislstcllerwelt einen angesehenen Namen erworben bat. — Der vorbehaltcne Termin sür das Inkrafttreten de» deutsch-serbischen Handelsvertrages ist durch Nolen- AuStausch aus den l. Januar k. I. festgesetzt worden. * A»o lrisaiz-Lothrinqc», 26. December Die Aus wanderungsbewegung, die bekanntlich nach dem Kriege sebr stark war. bat zwar etwa« nachgelassen, aber immer noch nicht gan; anjgchört. In der Zeit von 1871 bis >89» betrug unter Berücksichtigung de« Geburtenüberschusses der Ausfall an weiblichenPcrjvncn 93672,der an männlichen Personen >10436. J>» Zeitadickinit« von >875—80 überlras der Ausfall an Frauen (20 605) den an Männer» (15 230), ebenso >885 bi« >890 (19 076 Frauen gegen l8 9l5 Männer). Daum ist die viel fach gehörte Behauptung, dir Unlust an der Wehrpflicht
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