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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.12.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185412255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18541225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18541225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- S. 5032 fehlt; Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1854
- Monat1854-12
- Tag1854-12-25
- Monat1854-12
- Jahr1854
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.12.1854
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5026 Landtagsmiltheilungen. Dresden, 23. December. Heute Vormittag 0 Uhr ist die auS dem beiderseitigen Mittel der Kammer erwählte Deputation zusammengetreten, um, nachdem die zweite Kammer in der gestrigen 38. Sitzung die von der ersten Kammer zu dem Entwürfe des Organisationsgesetzes gefaßten, von den ihrigen abweichenden Be schlüsse in Berathung gezogen und in der Hauptsache abgelehnt hat, über die Vereinigung der getheilten Meinungen zu berathen. DaS Resultat dieser Verhandlungen wird heute Nachmittag zu nächst der ersten und dann in einer Abendsitzung der zweiten Kammer zu anderweiter, beziehentlich letzter Berathung vorgetragen werden. Auch die erste Kammer war am gestrigen Abend zu einer Sitzung, der 35, versammelt, in welcher über einen Antrag zum OrganisationSgesetze discutirt werden sollte. Es erledigte sich dies jedoch durch Zurücknahme des Antrags. Das städtische Kunstmuseum. ES ist bekannt, daß wir die Gründung unseres städtischen Kunstmuseums dem Kunstverein verdanken, und daß er der regel mäßige Förderer desselben ist, indem ein Dritttheil der Vereins gelder der Casse des Museums zum Ankauf von Kunstgegenständen zufallen, ebenso daß die Verwaltung des öffentlichen Instituts bisher dem Kunstvereins-Directorium vom Magistrat übertragen war. Unter mancherlei Vortheilen, welche aus dieser engen Ver bindung entspringen, scheint Einer von den zahlreichen Kunstfreunden unserer Stadt noch nicht hinlänglich beachtet zu sein, weshalb wir uns gestatten, besonder- auf ihn hinzuweisen. Während der Wintermonate sind Sonnabends Abends von 6 bis 9 Uhr Aus stellungen bei guter Lampenbeleuchtung eingerichtet und für jeden Actionair zugänglich, in welchen Handzeichnungen, Kupferstiche, Lithographien und dergleichen Mappengegenstände ausgestellt werden. ES bedarf keiner Auseinandersetzung, wie erfreulich die Besichtigung derartiger Gegenstände den wahren Freunden der Kunst ist und sein muß, wofür denn auch ein zahlreicher Besuch jener Abend- ausstellungen Bürge ist, der sich seit länger denn 25 Jahren gleich mäßig, und in den letzten Jahren sogar steigend erhalten hat. Leipzig hat dadurch vor andern Städten den Vorzug, daß Kunst werke, die sonst in Jahre lang verschlossenen Mappen ruhen oder höchstens sehr beschränkten Kreisen zum Genüsse dienen, vielseitig bekannt werden. Neben der Freude, welche die Beschauer finden, scheint eS aber auch den Besitzern erfreulich zu sein, mit ihren größeren oder kleineren Sammlungen auf diesem Wege zur För derung des Interesses an der Kunst beitragen zu können, und eS verdient die höchste Anerk«mung, mit welcher Liberalität man dem Unternehmen durch Darleihung oft sehr werthvoller Gegenstände bisher entgegen gekommen ist. Man wird sich aus früheren Jahren erinnern, daß das Kunstvereins-Directorium bemüht gewesen ist, selbst einen Zusammenhang in die Ausstellungen zu bringen ; so gab man im Winterhalbjahre 1848/49 einen Ueberblick der ge stimmten Kunst von ihrem ersten Entstehen bis zur Gegenwart, und im darauf folgenden Jahre einen solchen über alle Erzeug nisse des Metallstiches, der Holzschneidekunst, Lithographie u. dgl., und begleitete dieselben, wo e- nöthig erschien, mit belehrenden Vorträgen. Man machte dann eine Zusammenstellung von Werken einzelner hervorragender Meister, wie Raphael, Albrecht Dürer, Holbein, oder stellte Malcrschulen zusammen von ihrem ersten Be ginnen bis zu ihrem Ende. Im Laufe dieses Winters scheint man es mehr auf Arbeiten lebender Künstler abgesehen zu haben, und die trefflichen Handzeichnungen besonder- Dresdner Künstler, welche bisher aufgestellt wurden, unter denen wir neben vielem anderen Vorzüglichen nur die von den Professoren Bendemann, Hübner, Max Hauschild, Wegener, Bürkner, Plüddemann hervorheben, dürften allseitige freudige Anerkennung gefunden haben. Beson deren Genuß gewährte uns aber vorgestern Abend eine reiche Aus wahl von Zeichnungen deS durch seine Illustration von „MusäuS Volksmärchen", durch „Beschauliche- und Erbauliches" u. A. all bekannten sinnigen Künstlers Ludwig Richter, die auch wäh rend der Feiertage ausgestellt bleiben und auf die wir daher durch diese Zeilen ganz besonder- aufmerksam machen möchten. Ludwig Richter versteht e- offenbar am Besten unter allen jetzt lebenden Künstlern, durch alle seine Arbeiten verständlich zu dem Herzen zu sprechen, und seine kleinen, aus dem bürgerlichen Leben ent nommenen Composttionen find so wahr und dabei so naiv poetisch, baß man nicht aufhören möchte, sie zu betrachten. Die vorbeschrlebenen Abendausstellungen Neiden während der Woche stehen und sind daher an den MuseumStagen, Sonntag, Dienstag und Freitag, auch einem größeren Publicum ohne Wei tere- sichtbar. Gewiß darf man annehmen, daß sie wesentlich dazu beitragen, unserm Museum einen Reiz vor vielen anderen zu gewähren ; möge daher da- innige Verhältniß desselben mit dem Kunstverein durch den projectirten Neubau in keiner Weise gestört werden. Christian Lhomasius. Leipzig hat so manche große und verdienstvolle Männer auf zuweisen, deren Ruhm nicht dloS über die Mauern der Stadt, sondern auch weit über die Grenzen de- Lande- hinaus gedrungen ist. Für die Bewohner der genannten Stadt, wie Überhaupt für eine dankbare Nachwelt findet sich recht bald eine schickliche Ver anlassung und Aufforderung, eine- ManneS ehrend zu gedenken, der nicht bloS als Gelehrter, sondern auch als ein für seine Zeit aufgeklärter Denker und Wohlthäter der Menschheit ausgezeichnet ist und als solcher in der Geschichte genannt wird. ES ist Christian ThomasiuS, geboren am 1.Januar 1655 zu Leipzig, Sohn de- daselbst als Rector der ThomaSschule ver storbenen Jacob ThomasiuS, unter dessen Leitung er seine wissen schaftlichen, ganz besonders philosophischen Studien begann. Er war ein Mann der Bildung, Freimüthigkeit und Humanität im edelsten Sinne de- Wortes. Schon daß er der Erste war, der den Muth hatte, als akademischer Lehrer der Jurisprudenz an der Universität Leipzig sich von einem vierjährigen PedantiSmuS loSzureißen und, aus Vorliebe für unsere Muttersprache, seine Vorlesungen in deutscher Sprache zu halten, so wie sein Streben, die Wissenschaften mit dem wirklichen Leben in Verbindung zu bringen und für da- Volk gemeinnützig zu machen, zeugt für die Richtigkeit obigen UrtheilS; noch üiehr aber der Umstand, daß ThomasiuS mit unparteiischem, aufopferndem Eifer für unterdrückte Menschenwürde und Menschenrechte kämpfte. Nicht- weniger als pietistischem und pfäffischem Wesen geneigt, sondem Religiosität mir dem Lichte der Vernunft und Aufklärung vereinend, nahm er, selbst alS Anhänger de- kirchlichen System-, sich doch de- von der orthodoxen Partei verfolgten Hermann Franke in Halle hülfreich an. Sein Hauptverdienst aber, um deffenwillen er fortwährend im gesegnetm Andenken bleiben wird, war, daß durch seine eifrig sten Bemühungen den furchtbaren Hexenprocessen, die als eine Ausgeburt der grauenvollsten Finsterniß angesehen werden müssen und deren betriebsamste Handhaber die Jesuiten waren, ein Ende gemacht wurde, und daß die Scheiterhaufen, deren Flammen viele Tausende der unglücklichen und schuldlosen Opfer verzehrten, all mählich zu verlöschen begannen, während für diese abscheuliche barbarische Sitte von Finsterlingen auf Kanzeln und GerichtS- stühlen noch längere Zeit fortgeeifert wurde. CS konnte nicht fehlen, daß ein Mann, der mit den Waffen de- Lichte- gegen den Aberglauben und die schreienden Mißbräuche der Zeit so scho nungslos auftrat, eine Menge Feinde gegen sich hervorrief. Diese blieben denn auch auf keine Weise unthätig. Heimlich wirkten sie einen Verhaftungsbefehl in Dresden gegen den verhaßten Gegner auS. Davon in Kenntniß gesetzt, floh ThomasiuS au- Leipzig, während seine Familie noch eine ziemliche Zeit daselbst zu bleiben gezwungen war und Beschlag auf sein HauSgeräthe gelegt wurde. Er kam nach Berlin, wo er bei Hofe ehrenvoll aufgmommen wurde und Erlaubniß erhielt, sich in Halle niederzulassen, da- ein neuer Glanzpunkt seine- Wirken- werden und dadurch selber sich zu neuem Glanze erheben sollte. 1694 ward daselbst die Univer sität gegründet und ThomasiuS zum Universitätslehrer emannt. AlS solcher wirkte er mit ungetheiltem Beifalle und mit immer steigendem Ruhme bis an seinen am 23. Septbr. 1728 erfolgten Tod unangefochten fort. Vergeben- hatte Leipzig, da- sein Un recht geaen diesen Mann, dem man bei seiner Flucht das Arme sünderglöckchen nachgeläutet hatte, zu spät erkannte, sich bemüht, ihn zurück zu rufen. Längst steht er vor der ganze« gebildeten und gesitteten Welt gerechtfertigt da. Noch ehrt ih» kem öffent liche- Denkmal. Doch sein öffentliche- segensreiches Wirken für einen großen Theil der Menschheit genügt, daß sei« Name nicht der Vergessenheit anheimfallen kann. Die Bewohner der Stadt, in welcher ThomasiuS am kommende» Neujahrstage vor -60 Jah ren da- Licht der Welt erblickte), werden hoffentlich seiner in ihren gesellschaftlichen und festlichen Kreisen dankbar und ehrend gedenken. * ch
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