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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.11.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186711039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18671103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18671103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- unvollständig: S. 7912, 7913, 7924 und 7925 fehlen; Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1867
- Monat1867-11
- Tag1867-11-03
- Monat1867-11
- Jahr1867
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.11.1867
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7S04 legiuins an dem am 21. d. MtS. daselbst abzuhaltenden Sächsischen Städtetage erhalten, und daß auch der Rath dem Collegium heut Mittheilung davon gemacht und bemerkt habe, daß der Rath von einer Theil^ nähme an dieser Versammlung absehe und zwar mit Rücksicht auf die erfahrungsmäßige Resultatlosigkeit solcher Versammlungen, so wie darauf, daß die jetzige Zeit der Neugestaltung des Staats und Gemeindelebens rm norddeutschen Bunde die Begründung eines partikularen Städtetages nicht als angezeigt erscheinen lasse, zumal die Tagesordnung nichts enthalte, was auf eine principielle Revision der Städteordnung hindeute. Der Vorsteher bemerkte, daß die Beschlußfassung des Raths für das Collegium nicht bindend sei und frage er, ob das Collegium der Einladung Folge leisten und eine Deputation abordnen wolle? Da in Betreff der ersten Frage sich Stimmengleichheit mit 28 gegen 28 Stimmen ergab, wurde die Stimme des Vorstehers ent scheidend ; dieser gab sie dahin ab: der Einladung Folge zu geben. Zu der zweiten Frage bemerkte Herr vr Heine, daß es sich hier nicht um eine politische Parteistellung handle, sondern um die Berathuna gemeinschaftlicher städtischer Interessen. Deshalb em pfehle er die Beschickung des Städtetags seiten des Collegiums. Hierauf machte der Vorsteher Mittheilung über das Pro gramm des Städtetags. Herr Lorenz hielt dafür, daß, da die erste Frage entschieden sei, es ihm auch selbstverständlich scheine, daß das Collegium eine Deputation absende. Es gäbe eine Menge Fragen, die eine ge meinsame Behandlung erforderten und die GÄnde des Raths seren nicht stichhaltig. Dem schließt sich Herr Geh. Rath von Wächter an, und wurde hierauf einstimmig beschlossen, 3 Mitglieder zur Theilnahme zu deputiren und die Wahl dem Wahlausschüsse zu überlaffen. Der Wahlausschuß wählte hierauf sofort den Vorsteher vr Joseph, Herrn Moritz Lorenz und Herrn vr. Georgi. (Sckluß folgt.) Protestanten-Verein. <p. Leipzig, 2. November. Gestern wurde im Saale der ersten Bürgerschule die erste Versammlung des hiesigen Pro Le st anten-Vereins abgehalten und es hatte sich dazu ein ziemlich zahlreiches Publicum aus allen Ständen eingefunden. Ein Mit glied des ConM begrüßte die Versammelten und erklärte, daß der Leipziger Protestanten-Verein ein Zweigverein des allgemeinen deutschen Protestanten-Vereins sein solle, und daß er den Zweck habe, durch öffentliche Vorträge (womit in der Regel Thesen und Debatten verknüpft sein würden) aufzuklären und einzuführen in das wahre Wesen des Protestantismus. Daß der Verein als solcher für die einzelnen Vorträge seiner Mitglieder keine Verantwortung übernehmen könne, sei selbstverständlich. Hierauf betrat Professor Seydel die Rednerbühne und ver breitete sich in einen: längeren interessanten Vortrage über die ge schichtliche Entwickelung des Protestantismus, über seine Ziele und über den Protestanten-Verein. Während das Wort: „Bist du der da kommen soll?" früher an eine Person ergangen sei, habe es sich in neuester Zeit an eine religiöse Gemeinschaft gewandt. Der Grund zum ewigen Heile der Menschheit sei mtt Christo ge legt worden, aber die auf diesem Heilsgrunde zu erbauende Ge meinschaft, das Reich Gottes, welches als ein Bruderbund Alle umfassen soll und der erhabene Zweck der Sendung Jesu war, sei noch nlcht erreicht. „Jerusalem, Jerusalem, die du tödtest die Propheten und steinigest, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deme Kinder versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt!" Dies Wort sei auch heute noch auszurufcn. Des Christenthums erstes und letztes Wort sei die Liebesgememschaft, und ztvar solle dieselbe nicht nur im Himmel, sondern schon auf Erden stattfinden. Aber diesen Kern des Christenthums habe man im Laufe der Zeiten getrübt und die lichten klaren Anschauungen verwirrt. Der freie, auf wahre Liebe sich gründende Herzenstrieb — der eigentliche Besitz des Himmelreichs—sei den Menschen vereitelt worden, sobald man Ueber- emstimmung und Unterordnung bei aufgestellten Lehrsätzen und Aus legungen verlangt habe. Die Eigensucht, der Stolz und Dünkel auf eigene Weisheit habe die Menschen vom Reiche Gottes immer mehr entfernt. Und als man gar bestimmte Bekenntnisse verlangt habe, da sei die Verwirrung gewachsen, und die Menge Derer sei immer größer geworden, die sich zwar zum Evangelium ^kannten, aber nlcht zu ver Auslegung desselben. Deswegen habe schon dle Reformation den Unterschied zwischen einer sichtbaren äußerlichen Kirchengemein schaft und einer unsichtbaren Kirche (Verein aller Derer, welche in wahrer Herzensgemeinschaft zum Herrn und den Menschen standen) betont. Wer em aufstrebender Geist war und Abneigung gegen alles formulirte Bekennen hatte, der wollte deswegen noch nicht des Abfalls vom Christenthum beschuldigt sein. Die Bekenntniß- gemeinschaft, welche die Kinder schon binde, bevor sie eine Ueber- zeugung sich errungen, sei ein Uebelstand, der seine Gefahren in sich berge. DaS Streben nach Wahrheit könne dem Menschen nun einmal nicht als Sünde angerechnet werden, da Christus selbst die Bettler um den Geist selig gepriesen habe. Unter solchen Um ständen sei es gerathen, den Weg des formulirten Bekenntnisses zu verlassen und die Bahn der Herzens- und Willensgemeinschaft zu betreten. Gemeinsamer Wille, vereintes Streben vereinige, während aufgestellte Bekenntnisse trennten und sonderten. Eine Bekenntniß- gemeinschaft spalte sich sehr bald in Secten, und zersplittere sich immer weiter; die Herzens- und Willensgemeinschaft trage Ein tracht, Wachsthum und Gedeihen in sich. Um nun der letzteren Bahn zu machen, sei der 1859 angeregte, 1863 berathene und 1865 zu Eisenach endgültig gegründete Protestanten-Verein aus getreten. Er wende sich zwar zuerst an die Glieder des Prote stantismus, könne aber svater seine Arme weiter ausbreiten. Er wolle ein verknüpfendes Band um alle dogmatischen Differenzen schlingen und dieses Band allein in der christlichen Herzens- und Willensgemeinschaft suchen. Dadurch werde er eine Erneuerung der protestantischen Kirche schaffen und ihr viele abgefallene Glieder wieder zuführen. Die Zeit sei nicht so indifferent für das Religiöse, wie man sie hinstelle; aber man wolle Wahrheit, die da frei mache von den Fesseln, die der Geist als veraltet unwillig trage. Der Verein werde auch gegen den Verfall des geistigen Lebens überlMpt dienen und kämpfen und die Kirche wieder zu einer Stätte der That machen. Es fehle dem kirchlichen Leben an Thä- tigkeit. Die Bannherzigkeitswerke allein könnten den rechten Geist der Kirche noch nicht entwickeln. Die rechte Gemeinschaft trete erst da ein, wo gleiche Rechte, gleiche Pflichten Jeden zur Thätigkett und Arbeit riefen. Daher werde der Protestantenverein vor allen Dingen die Mitberathung Aller bei kirchlichen Verfaffungsfragen fordern und anbahnen und das Gemeindeprinciv als Grundlage zum neuen Aufbau der Kirche Hochhalten. Während sich die Be- kenntnißkirche zur Theologenkirche und Nationalkirche umwandle, werde eine rechte Repräsentativ-Verfassung (die auffteige von unten nach oben) die Kirche zur Volkskirche machen. Dann wird der Trieb, auch über Nationalkirchen hinauszugehen, sich regen können und das Band der Religion, welches um Alle sich knüpfen will, nicht verloren sein. Wolle man das Werk der Reformation aus- baucn und fortbauen, dann müsse man die rechte Einheit, die auf der Freiheit ruht, gründen und eine Gesammtkrrche anstreben, die alle Sonderkirchen unter der Fahne der Duldung und Pietät ein schließt. Mit der Pflege der HerzenSgemeinschaft wird der Verein die Kirche um eine bedeutende Stufe höher heben; sie wird eine Johanneskirche werden. Und so hat denn der Verein dem 31. Ok tober ein würdiges Denkmal gesetzt und eine Pforte geöffnet, die uns den Eintritt in ein neues Leben gewährt. — Eine Debatte über diesen gedankenreichen Vortrag, welchen wir dem Sinne nach zu zeichnen versucht haben, fand nicht statt, und es wurden vom Tische des Vorsitzenden aus nur noch die Vorträge genannt, welche für die nächste Zeit in Aussicht stehen: Kirchliche Verfaffungs fragen — Religionseid — Bedeutung des Chriftusbildes für die Kunst. Die Leipziger Sörsenhalle. Dein Schreiber des Aufsatzes unter gleicher Überschrift in Nr. 300 dieses Blattes ist es wohl nicht bekannt geworden, daß s. Z. eine Einigung des Rathes mit dem Direktorium der Börsen halle nicht zu Stande kam, und daß dadurch diesem neuen Unter nehmen von Haus aus so zu sagen schmM aller Boden entrogen wurde, indem man das einzige wirklrH^zweckmäßige Local, das Erdgeschoß der Börse, den Unternehmern verweigerte, oder doch wenigstens solche Schwierigkeiten entgegenstellte, daß diese genöthiat waren davon abzusehen. Nach diesem Vorkommniß ist nun wohl auch an einen Zuschuß von derselben Behörde nicht recht zu glauben, und wir freuen uns denn auch überzeugt sein zu können, daß dieser Zuschuß unnöthig, sobald man ein anderes paffendes Local wählt, und dann die ganze Sache von Neuem energisch anfaßt. Ein Etabliffement, das alle gebildeten Einwohner der Stadt und jeden Fremden gleich interessiren muß, darf selbstverständlich nicht in einem Hofe im Brühl seinen Aufgang haben und sich dann noch daselbst zwei Treppen hoch ohne jede Aussicht auf das Treiben der Stadt befinden. Es gebührt dem Vorstände der Börsenhalle ganz besonderer Dank dafür, daß er dies ganz hochzuschätzende Etabliffement überhaupt ins Leben gerufen hat, und auch gegen die Wahl des Locales ist nichts einruwenden, wenn man, wie es zur Zeit der Fall war, eben eine Auswahl nicht hat. Das aber wird jeder dafür sich Jnteressirende zugeben müssen, daß ein passen derer Platz in irgend einer der in Mitte der Stadt befindlichen Straßen wäre, und zwar in einer ersten Etage nach der Straße heraus, und em solcher Raum dürste sich jetzt oder in nächster Zeit gewiß finden lassen. In dem derzeitigen Locale hat das junge Unternehmen keine gesicherte Zukunft, und selbst ein städtischer Zu schuß würde in dieser Beziehung, bei der Fortdauer der gegenwär tigen Verhältnisse, nicht viel, nützen. Deßhalb ist eS jetzt an der Zeit, ernstlich Etwas zu thun, nach einem passenderen Raum sich umzusehen, nicht aber auf einen Zuschuß von Seiten der Stadt zu rechnen, der einestheils schwerlich bewilligt werden würde und anverntheils einen wirklichen Nutzen, der nur in der Hebung deS
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