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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.12.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911221021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891122102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891122102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-12
- Tag1891-12-21
- Monat1891-12
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k» der Hanptrppedition oder den ko Stadt bezirk und den Vororten errichtelea Aus- aobestellen abgeholt: vierteljährlich ^lT50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau» »« 5L6. Durch die Post bezogen sür Teulichiand und Leslerreich: viertel,übrlich > ü.—. Direcle tägliche Idrelizdandseudung in« Auslaud: monatlich 0.—. Tie Morgen-Au-gabe erscheint täglich '/,? Uhr, die Lbeud-Äusgabe Wochentag« b Uhr. Ledarliou und Lrpe-itiou: Johannes« affe 8. Dir -rveditton ist ununterbrochen «» tffaet von früh S bi« Abend« 7 Uhr. Filiale«: vtt» tlo»»'« Eorti». tNIfre* * H«H»X Uaiver»tät«srrab« 1, Louis Lösche. «nchorüwostr. 14, hart, und SSniglplotz 7. TvUk n»d Verlag von E. Pol» t» Leipzig Abend-Ausgabe. tMM TlWblall Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd GeschSftsverkehr. J»fert1»«-preir Ikora»»-A»«gad«: di« 6gespalten« Petkt« »eile 30-4, Reclamen unter dem RedacttonS- jtrrch j4 gespalten! 50-^, vor den Aamtlien- nachrrchter: <6 gespalten) 40-E. 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Bötticher veranlaßt wurde, dem Gerüchte enlgegenjntreten, al« ob er ein Gegner der Lach« Morden iei, so Hai er diesem Ersuchen entsprochen in Anlaß der üollegialitäl, welch« ihn immer mit den Mitarbeitern noch verband, die seine Gedanken und Anregungen in einer seiner Ansicht nach nnvraklische» Weise entwickelt und zur Au-sührung gebracht hatten. Es ist zu bestreiten, daß der vormalige Reichskanzler sür die Art der Ausiührung seines Gedankens und vornehmlich sür das System des Markenkledens irgend eine Berantwortung trägt. Ferner schreiben die »Hamb. Nachr.": »Durch die Presse läuft folgende Notiz über den letzten Besuch Windhorst'S beim Fürsten Bismarck: Windthorst hat nach der „Germania" nicht lange vor seinem Tode über seine Zusammenkunft mit Bismarck geäußert: „Ich habe das merkwürdige Schicksal, an sein polnisches Sterbebett gerufen zu werden". Weun sich der verstorbene Abg. Windthorst wirklich so geäußert hätte, so wäre das eine thatsächliche Unwahrheit gewesen. Die »(Germania" könnte sich am sichersten davon überzeugen, wenn sie bei Herrn v. Blcichröber Erkundigu»^» einzögc. Die Unwabrbeit der Angabe in der .Germania wird auch durch einen Artikel deö »Wests. Mercur" beleuchtet, nach welchem der CentrumSabgeortnete vr. Porsch in BreSlau geäußert haben soll: ,Lch kann z. B. sagen, ich bin mit Windbrrst zusammen ge wesen, ehe er damals zu Bleichröder ging, und ich bin der Erste und einer der Wenigen gewesen, mit dem er sofort darüber ver traulich sprach, was ihm Bleichröder gesagt halte. DaS war an einem Sonntag, und am folgenden Montag hatte er die Unter redung mit dem Fürsten Bismarck." Hier wird ein unwillkürliches Zeugniß dafür abgelegt, daß Windtborst die Initiative zu seinem Besuch beim Fürsten Bismarck ergriffen hat. DaS Ergebnis; der Windthorst'schen Besprechung mit Herrn v. Blcichröder war die Miltbcilung des Letzteren an den damaligen Reichskanzler, daß Windt horst ihn zu sprechen wünsche." * Der Leiter der Cvlvnialabtheilung, Geh. LczationSrath Kayscr, bat an die Gouvernement- und Commissa- riatc in den Schutzgebieten eineu Erlaß gerichtet, nach welchem alle ethnographischen und naturwissen schaftlichen Sammlungen von Beamten der Schutz gebiete, soweit sic nicht lediglich im Privatbcsitz des Samt» lcrS verbleiben, regelmäßig den Berliner Museen für Böller- und Naturkunde zu überweisen sind. Nur a»S- nahmöweisc und nach vorder eingcbollcr Genehmigung dürfen solche Sammlungen anderweitig veräußert werden. * Der Ausschuß des Verbau de S deutscher Innungen war dieser Tage i» Berlin zu einer Sitzung versammelt, welche der Vorbereitung des großen HandwerkertageS galt, der im Februar in Berlin stallsinden wird. * Major von Wissmann befindet sich, wie, unsere Mit theilung ergänzend, berichtet wird, aus dem Wege der Besse rung, und cS soll begründete Hoffnung vorhanden sein, Laß er die alle Spannkraft des Geistes und Körpers bald wieder erlangt. Herr von Wissmann hofft, bis zu der Zeit ber- gcsicllt zu sein, wenn der Transport des Dampfers möglich ist, was wegen der großen Regenzeit nicht vor Juni der Fall sein dürfte. Bei Major von Wissmann befindet außer vr. Bumiller, seinem Bcrlreier bei der Dampser- Erpcdition, auch Baron von Ely, ein srübercr Lffsicier der Schuylruppe, welcher von Wissmann sür taS Unternehmen gewonnen war und sich bis vor Kurzem noch in Saadani ausbiell. * Wie der „Times" aus Rangoon von gestern gemeldet wird, hätte Lieulenant EhlerS Burma» verlassen, um sich nach Siam, Anam, Tonkin, den Philippinen und und Holländisch-Indien zu begeben. Er werde die in deutschen Eolonicn in Afrika mit de» verschiedenste» Systemen der Eolonisatio» gemachten Erfahrungen verwerthe». lieber die ihm von den englischen Beamte» gewährten Unterstützungen sprach sich Lieutenant EhlerS anerkennend aus. * In Veranlassung einer Mittkcilung der Schweidniyer Handelskammer hat der Königliche Regierungspräsident zu BreSlau statistische Erhebungen übe r die Ha ndweberei im Interesse genauer Constatirung der Veränderungen unter der Handwcber-Bcvölkerung angeordnct. Die bezüglichen All'nahincn sollen gcmcindeweisc, nnk zwar überall im Monat Februar erfolge», weil in diesem Monate erfahrungsgemäß der größte Thcil der Hantwebcr thatsäcblich mit Hankweberei besibäsligt ist. Die Erhebungen sollen sich aus die Kreise er strecken, in denen die Handwcberci i» nenncnSwerthcm Um fange betrieben wird. * Die Stadtverordnetenversammlung zu Bonn wählte den Bürgermeister Spiritus zum Vertreter der Stadl »n Preußischen Hcrrcnhause an Stelle des früheren Ober bürgermeisters Doctsch. * Aus Weimar wird uns geschrieben: Der ncngewählte treimarische Landtag, dessen Einberufung für Ente Februar zu erwarten slebt, wird voraussichtlich ein sehr großes Arbeits pensum zu erledigen haben. Abgesehen von dein Etat sür die Finanzrcricdc 1893/05 und zahlreicven administrativen Vor lagen. erwartet daS HauS ein ganzes Bündel jetzt bereit« bcilblonener Petitionen au- allen Tkeilen des Großberzog- I iimS. Vieledcr'klbcnbeziehen sich aus rcnBau voiiEisenbahnen Zumal man vielfach im Lande der pessimistischen Meinung zuneigt, daß diejenigen Linien, welche in den nächsten drei Jahren nicht aenrbmigt werken, überhaupt nicht gebaut werden. Wie Regierung und Landtag a m Wünschen, die auS dem Eisenacher Kreise kommen dürsten,''Rechnung tragen sollen, die- bleibt ein unlösbare« Räthsel. * Nachdem vor etwa 2 Jahren die Gehaltsaufbesserung der Hamburger unteren Zollbeamten beschlossen worden, dürste die Hamburger Bürgerschaft demnächst auch dir Gchaltsrcgelung der hamburgiscken Bureau Beamten geneh migen Die zur Prüfung der Sache nirdergesrtzle Senat-- und BürgerschastScom Mission schlägt vor, dir Gehalte von rund 1000 Beamten, die bis jetzt 2012000 bezirken. kiins»ig au .«018000.< zu erhöben, L. i. eine DurchschnittSgebaltS- a usbessrrung von370.-k jährlich eintretenzu lassen Wieschon erlvähat, wrrH die Nothweudigkeit brr Maßnahme mit der erheblichen Bertheuerung aller LrbenSbedürfniffe seit dem Zvll- anschluß begründet. Interessant ist, daß der Bericht die Er wartung ausspricht, auch die Qualität der Beamten werde in Zukunst hoffentlich eine bessere werden. E« handelt sich um Beamte in den GehaltSclaffeu von 2l00 ab aufwärt«. Es soll nun angestrrbt werden, daß diese Beamten meisten« die Berechtigung zum einjährigen Militairdienfl aufweisen können. Für die eigentlichen Ober-Beamten wird ein weiterer Bericht der genannten Commission in Aussicht gestellt. * Bei den Stuttgarter BürarrauSschuß-Wahten ist der eutschparteiliche Zettel fast glatt durchgegangrn. Gewählt wurden 13 Deutschparteiler, 6 Conservalive, 4 LolkS- parleiler, 2 Ullramontane, l Socialist. » * o * Al- jene- Mitglied der deutschen Linken, welche« in da« sterreichische Cabinrt berufen werden soll, wird Laod««- gerichtSralh Graf Kuneburg genannt. * Die neueste Nummer (4l) der „Mittbeilungen" de« Deutschen SchulvereinS zu Wien enthält ausführliche Berichte über die QrtSgruppentage in Tannwald, Nisdors, Böbniisck-Leipa und Leoben in Steiermark. Besonder« inter essant ist der letztere Bericht, weil er ein Bild von der Wirk- amkcit deS Wiener SchulvereinS in ganz Steiermark giebt. In diesem Lande wurden Echulbauunterstützunqen gewährt an Lugatz, Kappel, Ratsch, Witschein an der Sprachgrenze. In Siissenberg wurde bebusS einer reindeutschcn öffentlichen Volksschule ein Grundstück erworben. Im oberen Drauthal engen von der Thätigkeit de- SchulvereinS die Unterstützungen ür den Schulbau in Mahrenbcrg, Hobenmauthen. Salden- hofr» und Wuchern. In der Gegend von Marburg wurden die Gemeinden Roßwem. Rothwein, Windisch-Feijlritz und Egydi unterstützt. In Roßwcin und Egvdi konnte die deutsche Minderheit nur durch die Hilfe de« SchulvereinS deutsche Schulen bekommen, welche einen solchen Zuspruch haben, daß an beiden Orten die ursprünglich cinclassiae Schule ru einer zweiclassigcn erweitert werden mußte. Im Sannthal wurde die von der Bevölkerung gewünschte deutsche Schule in Bischosdors, für welche 4000 sli bewilligt waren, durch slowenische Agitationen hintertriebcn. In Tüffcr wird nach erfolgter AuSsckulung der zugeschulten lowcnischen Gebiete ein größerer Schulbau ausgesührt, zu dem der Verein 14 000 fl. beitragen wird. In Sauerbrunn wurde mit Unterstützung de- steiermärkischen LandeSlageS und der steiermärkischen Sparkasse ein Schulbau mit einem Kosten- aufwande von fast 25 000 fl. ausgeführt, welcher jedoch insolgo lowenischer Umtriebe seiner Bestimmung noch nicht übergeben werden konnte. In Rohitsch wurde ebenfalls ein schönes Gebäude sür die deutsche Schule hergestellt. In Lichtenwald wurde eine Schule gegründet und erkalten, in Rann und Friedau errichtete man deutsche Kinrergärte». Andere Kindergärten empfingen Subventionen. In vielen Gemeinden wurden Bibliotheken ausgestellt; zahlreiche deutsche Lehrer, die auf schwierigen Posten an der Sprachgrenze oder in den Sprachinseln Steiermark- wirken, empfingen Ehrengaben. * In der italienischen Deputirtenkammer hob gestern bei Beratbung de- Sperrgesetze- der Ministerpräsident di Rudini die Wichtigkeit de- Gesetzentwurfs hervor und »ellte die Vertrauensfrage. Geoletti erklärte, daß er für ein Vertrauensvotum, Bonghi dagegen erklärte, daß er gegen ein solche« stimmen werde. Inibriani führte an«, er werde einem Cabinet, daS sich auf den Dreibund stütze, niemals Steuern bewilligen. CriSpi verlheidigte die Regierung-Handlungen seiner Verwaltung, erklärte, er habe den Drcibunv vorgesunden, ihn dem Wohle de- Lande- dienst bar gemacht und die bereit- beschlossenen Rüstungen vervoll ständigt. Cr sei von der Notbwendigkeil neuer Steuern überzeugt, den Antrag Catenaccio kalte er für Verfassung« widrig und werde gegen denselben stimmen. Sonnino jCcn trui») will angesichts der Nothwentigkeit der Cousolidirung deS Budgets und de- CrrditS für da- Cabinet votiren. Zanardelli hält die Bewilligung von neuen Steuern sür schwierig und wird gegen daS Cabinet stimmen. Auch Cavallolti äußerte sich in diesem Sinne, da da- Cabinct sein Programm geändert habe. Grimalti trat für da- Cabinet ein Ministerpräsident di Rudini führte auS, er wolle die Erfordernisse de- ordentlichen Budget« durch gründliche Er sparnisse decken, aus denen er bebarre. TaS Eisenbahn- Desicil werde er aber memalS ausschließlich decken. Zu ge legener Zeit werde er an organische Reformen gehen. Hieraus folgte die bereit- gemeldete Abstimmung, welche da« Ver trauen mil 248 Stimmen gegen t24 votirle. * Die spanischen Cortes sind zum ll. Januar ein berufen worden. * Dem Vernehmen nach sind Italien, Norwegen und dieSchweiz bereit, ihre Handelsverträge mit Spanien, welche am I. Februar 1802 ablausen, um 5 Monate zu ver längern. Nach Veröffentlichung deS neuen spanischen Zoll tarifs werden auch lebhaftere Unterhandlung«! Spanie»« mit England wegen Abschlüsse« eine« Handelsvertrages erwartet. * Die »Agence balcaniaue" erklärt gegenüber der von der Petersburger »Nowojc Wremja" ausgestellten Behauptung, daß die Ausweisung von Ausländern auS Italien den Capitulationen widerspreche, die Auffassung de« Blatte« sei keineswegs diejenige der russischen Regierung, da die letziere, als sie dir Ausweisung der angeblichen Nihilisten auS Bulgarien verlangte, in der darauf bezüglichen Note an den bulgarischen Minister de- Auswärtigen betont habe, daß die bulgarische Regierung sich Vorbehalten habe, gegebenen Fall« auswärtige Staatsangehörige aus Bulgarien auszuweisen. Gegenüber der auS französischer Quelle stammende» Meldung, daß die bulgarische Regierung bei der Ausweisung Cbadourne^ die Inlervenlion de« französischen diplomalijchcn Agenten nicht nachgesucht habe, constatirt die „Agence balcanique", e« sei thalsächlich keine schriftliche Mitlheilung erfolgt; aber die Unterredung de« Ministers Grekoff'S mit dem Vertreter Frankreichs in der AuSweisungSangelegrnheit habe im Ministerium deS Auswärtigen stallgefunden und somit einen ossiciellcn, nicht, wie behauptet, privaten Charakter gehabt. * Der bereit« bekannte Beschluß der bulgarischen So» branie, dem Grase» Alexander von Hartenau eine jähr liche Dolalion von 50 000 Franc« anzubirten, vollzog sich ,n > einrr überaus joleiwen Form. Zu Begum der Setzung erhob sich der Präsident Slavkow und hielt die folgend« Ansprache an die Versammlung: »Meine Herren! Es ist eine unserer ersten Pflichten, Dankbarkeit zu bethätigen gegen Jene, die ich um deS Volke« Wodlfahrt und um die Große de« Vater landes verdient gemacht haben. Anspruch aus diese unsere Dank barkeit hat Allen voran der erste bulgarischeBürger und General, der erste Fürst von Bulgarien, Gras Hartenau. ScineVerdienstc kennen Sir. Ich will nur de« größten derselben gedenken, einer Haltung, als eS sich um die Union mit Ostrumelien andelte. Damals stellte sich der Fürst an die Spitze der Bewohner und erklärte, eher in den Tod zu gehen, als von der Union zu lassen. In Anerkennung diese« großen Ver dienste- um Volk und Vaterland beantrage ich: Dir National versammlung möge dem ersten Bürger und General, uuserem gewesenen Fürsten, dem Grasen Harlenau, eine JahreSpension von 50 000 Franc- votiren." Diese Worte wurden von der Versammlung mit stürmischem Beifall ausgenommen. „Ich danke Ihnen, meine Herren", fuhr Herr Llaokow fort, „für diesen Beweis Ihrer Zustimmung zu meinem Anträge. Ich könnte, da derselbe der Abstimmung kaum mehr bedarf und über einen solchen Antrag auch nicht abgeslimmt werden ollte, davon Abstand nehmen, aber um hierbei auch die Form zu wahren, ersuche ich die Herren, die für den Antrag stim men, sich zu erheben." Die ganze Versammlung erhob sich hierauf unter erneutem, anhallendcm stürmischem Beifall. * Tie OpposltionSgrupprn aller Farben rüsten sich, die bevorstehende Eröffnungssitzung der rumänischen Kammer u einer stürmischen zu gestalten, und die Liberalen, Herr )erne-cu und seine Freunde, hegen keine geringere Hoff nung al- die. daß eS ihnen gelingen werde, das neue Cabinet gleich am ersten Tage des Wiederzusammentrittes der Kammer durch ein TadelSootum zu stürzen. Worauf diese Erwartung ich stützen mag, ist unerfindlich, da selbst bei den ungünstigsten Berechnungen fich noch iinmer eine Majorität für daS Cabinet Catargiu erqiebt. Die Volksvertreter sowohl wie daS Land haben kie Bildung einer homogene», einheitlich geleiteten Re- zierung, die sich auS vortrefflichen Persönlichkeiten zusanimcn- etzt und die Bürgschaften der Lebenösähiglcit in sich trägt, als die Verwirklichung eine« lange gehegte» Wunsches begrüßt; man darf sich daher füglich über die Aunahine der Opposition wundern, daß innerhalb einer Woche eine für da« Cadinel ungünstige Verschiebung und eine Abbröckelung der Majorität eintreten werde. Die jOpposition wird übrigens nicht blo« in diesem Hauptpunkt eine Enttäuschung erleben, sondern cs dürste ihr auch daS Schauspiel einer stürmischen Kammer» sitzung versagt bleiben, da die Majorität wohl in der Lage sein wird, die Ruhe und die Wiirve des Parlaments gegen alle Attentate von der ersten Stunde an zu schützen. — Die Schwäche der Stellung der Oppositionspartei wird schon durch die AngriffSpnncte gclcnnzeichnet, welche sie in Ermange lung anderer zu wählen sich gezwungen sicht. So will sie all dem durchaus gesetzmäßigen und unauffällige» Vorgänge, daß daS neue Cabinct die Kammer auf eine Woche vertagt bat, eine Waffe gegen die Negierung schmieden Nun ist cS doch eine sehr begreifliche Erscheinung, daß eine neue Regierung eine achttägige Muße verlangt, um mit dem von ihrer Vor gängerin übernommenen Material, namentlich mit dem Budget lind anderen dringenden Gcsetzentwürscn, in« Reine zu ge langen. Während inan ankerwärlS überall eine solche Thal sache al« etwa« Selbstverständliche- ansehcn würde, bezeichnet die rumänische Opposition oie Kammervcrlagung als ei» Symptom der Schwäche des neuen Cabineis, welche« zaudere, mit der Kammer in Berührung zu kommen, ja mehr als da«, sie versucht sogar, die Vertagung zu einem gesetzwidrigen Vorgang zu stempeln. Zur Unterstützung dieser Ausfassung wurde die Ersindung in Umlauf gesetzt, dag die Bestimmung, welche der Krone daS Recht der Kammer' Vertagung einräumt, in die Verfassung durch den Irrthum eine« Eopisten Eingang gefunden habe, und daß ein bezüg- licher Beschluß der Consliluante nicht vorlicge. DaS Amt« blatt hat diesem Hislörckc» einfach dadurch ein rasche- Ende bereitet, daß eS die Protokolle der betreffenden Sitzungen der Constituante abdruckte. Die in Rete stehende Maßregel ist überdies keineswegs die erste dieser Art in der Geschichte de« rumänischen Parlamentarismus. Es sei daran erinnert, daß die nationallibcralc Regierung die .Kaiiiinern sür die Dauer eines MonatS vertagt hat, und zwar unter Unisiäudc», welche eS gebieterisch erheischt hätten, daß daS Cabinct mit der gegiSlalive in ununlerbrochencr Fühlung bleibe. * Wie man au« Athen meldet, haben die dort ein gelausencn Mittbeilungen über den der bulgarischen »sobranje zugegangenen Gcsctzcnlwurs, demzufolge die hellenische Unterrichtssprache in den griechischen Primärschulen OstrumelienS durch die bulgariche ersetzt werden soll, beträchtliches Attischen erregt. Tic Pi esse fordert eine energische Action der Regierung bei ten Mächten, um die Ausführung dieser, ihrer Ansicht nach eine Verletzung de- Berliner Vertrage- bildenden Maßregel zu verhindern. In griechischen RcgierungSkrcisen hat man noch nicht genauere Kenntniß de- Sachverhalte«, hält jedoch im Allgemeinen dafür, daß aus Grund der mit der Türkei bestehenden und auch sür Lslrumelien geltenden Verträge die Autonomie de« Schulwesens aller Nationen außer Frage siche. — Wie man de« Weiteren von Athen schreibt, gewinnt cS immer inekr den Anschein, daß die vielgenannte Asiaire der Eisenbahn Mily-Äala mata eine zunächst die Arbeiter befrie digende Lösung finden werde, da. gutem Vcriichnien zufolge, die Regierung mit der verungNicktc» Unternehmung »i Unterhandlungen steht, welche die Wiederherstellung der selben zum Ziele habe». * Dem »Rcillkr'schen Bureau" wird auS Buenos Amet von gestern genieldct, die Aufständischen ballen in der Provinz Espiritu Santo unter der Führung de« Generals Saraiva die Hanplsladl Santa Victoria eingeäscherl Von ^fagueron seien BunteStruppen zurEnlsetzung Santa Victoria« abgesandt worden. — In Rio Grande ist cS zwischen den BundeSIruppen und der Nationalgarde zu einem Scharmützel gekommen. Nähere Nachrichten schien, da die telegraphische Verbindung unterbrochen ist. Marine. * Wilhelmshaven. 19. December. Der Aviso „Pfeil" ist heute aus Kiel hin eingetrossen; die übrige» Schisse de« Uebungs- gefchwader« werbe» voraussichtlich morgen folge». Sorialdemokralisches. 6. K. TaS Schmerzentkind der socialdemokratischen Bewegung bleibt die Frauenbewegung, alle Anstrengungen, dieselbe stark in Fluß zu bringe», sind gcicheilert und Frau Emma Ihrer, die ApothckerSsrau a»S Velten, welche bisher die Seele der ganzen Bewegung gewesen ist, scheint etwas i» die Versenkung verschwinde» zu wollen. Frau Emma Ihrer hat sich bei der Parteileitung miß iiebig gemacht, die kleine, ungemein riidrige Frau hat gegen den Ausschluß der Opposition gestimmt, sie hat deshalb von einer Versamm lung inBerlin bereit» ein Mistlrauensvotum. erhalten und letzt legt Frau Ihrer die Redactio» der „Arbeiterin" nieder, der Verlag deS BlatleS wird von Herrn Dietz übernommen, der durch seine zahlreichen Verlagsgcschasle (Unleinehmergewiiin) Tuimiicn verdient habe» soll, daß Herr Singer nicht mehr der reichste unter den Abgeordnete» des „Proletariats" sei» soll. Tie Redaktion der „Arbeiterin" wird Frau Clara Zeskin übernehmen, die unser- Wisse»« aus inter nationalen Eongrcssen viel von sich rede» gemacht Hai. Tie „Ar beiterin" Hai nie rechten Boden finden könne», die wenige» Ivcial- bemokratilchen Frauenvereine sieche» langsam dahin: und oll der chöne Eiser der Frau Ihrer ist umsonst gewesen und Frau Elara Zeskin wird finden, daß trotz des Einslusles de» durch Uiuelnetmier- gewinn so reich geworbenen sociaibeniokialischeil Abg. Dietz die .Arbeiterin" deshalb nicht in die Höhe komme» kann, weil glück licherweise es trotz aller Anstrengungen eine socialbeiiiokratische Frauenbewegung noch nicht giebt, die schwache» Ansätze waren schon seit einer Reihe von Jahre» vorhanden, weiter ent wickelt haben sie sich noch nicht. 6. II Seit dem Hallenser Parteitag geben sich bekanntlich die ocialdemokratischen Agitatoren Mühe, die polnischen Arbeiter für die S octaldemokratie zu gewinnen. Vor Jahresfrist ist Berlin mit einem Verein polnischer Soeialbemokraten beglückt ivvrdc»; letzt sollen einzelne dieser polnischen Arbeiter in er „socialdeiuvkralischen Wissenschaft" soweit vorgeiclmlle» sei», tost sic da- Zeug alS Agitator in den Provinzen und dem Reich be- itzcn, und die Gründung polnischer Arbeiterve»ei»e in den Provinze» »nd dem Reich sicht daher nahe bevor: in Hambur-g ollte bereits am Sonnabend die Gründung eines pol- »ischen Arbeitervereins erfolgen. Die bisherigen polnstcheu Socialisle», obgleich deren Zahl nur noch sehr gering i'l, sollen »M als sehr saiiatijche Agitatoren im kleineren streife sehr be währt haben. Larola-Lhtliter. Leipzig, 2l. December. Seit zwei Jahren ist G von Moscr'S »Ultimo" bicr nicht zur Ausführung gekommen; bei der gestrigen Vo»stellu»g bewies eS sich noch als lcbcns- ähig, obschon der zweite Haupttreffer de« Dichters: „Dev Vcilchensrcsser" an Lcbenskrast dein „Ultimo" überlegen ist. Schwankartige Arabesken und allerdings recht lustige Episoden überwuchern bicr dieHaupthandlung; eine breite Sccncnniosait, die nicht vom Lichte des komijchen Grundgedankens be leuchtet ist, schiebt sich zwischen Anfang und Ende dcr Haupt- hanblung ein. Daß der Professor seinem Vetter beweisen will, eS sei eine Kleinigkeit, sich bei Fiiianzgeschästcii zn be reichern, daß er mit diesem Beweis kläglich scheitert, ist der HauplitlbaU de« SlückeS, damit Hai aber der Licbeshantcl des jungenGcorgRichtcr mit kcrKa»si»a»nStochIcr nicht tasGcringNe zn lhnn, während er fast den ganzen dritte» und vierte» Art ür sich mit Beschlag belegt, wobei noch possenhafte Mätzchen wie die zu en^cn Stieseln de« Liebhabers und da« vergebliche Lichteranzüiitcn banptsächlich auf die Lachnerven wirken. Doch daS Stück ist ja früher oft besprochen. Die Besetzung war zuin große» Thcil ne». Zwar der flotte, frische Georg Richter deS Herrn Häusel er ist unS von früher bekannt undwirkte auch gestern wieder elektrisireiik durch sei» übermüthigcS Spiel. Auch die Therese des Frl. F lössc l hat ihre Eigenart und ihre drolligen Nüancen nicht cingcbiißt. Der Professor Schlegel ward von Herrn Borcherdt mit Consegucnz durch- geführt als ein höchst empfindlicher Herr von cholerischer GemüthSart; doch er war ein wenig zu sehr „Gistmichel", nian vergaß fast, daß der Professor im Grunde ein czutcr Kerl ist. Neu war unS Herr Krause in der da« Stück beherrschenden Hauptrolle de« EommerzienratbS Schlegel, er war ein ebenso lebenslustiger und jovialer wie umsichtiger Kaufherr, der bei seinem Erscheinen ein Gefühl von Behagen verbreitete; man hatte die Sicherheit, daß er sowohl den Vetter uci nlisurctum silkrcn, wie da« junge Liebespaar i» den Hasen deS ehelichen Glückes hnieinlootsc» werte. Auch Herrn Naabc ballen wir noch nicht in der Rolle des alte» Lange gesehen, dieses vcrmcinllichen Erbonkel-, der sich zulctzk als ein von der Wohltbätigkeit deü CoininerzienrathS lebendes Fainilteu- anbängsel cnlpuppl und den der Darsteller mit aller Gemiitk- lichkcit deS wehrlosen Aller« auSstatteic. Neu war auch Frau Hcrnianv-Bciicdix als Pautiue Schlegel, die sic als etwas niodetollc Hausfrau zeichnete, neu auch Franl. Will als Hedwig, eine recht aiiinnihig anSsehente junge Dame, die eine» besseren Mann verdient hätte, als den zerstreuten und ungeschickten Arzt Bruno Bcrndt, dessen bedauerliche Charaklcr- cigcnschasten keineswegs durch die Darstellung des Herrn Hartmann in ei» inilkcrcS Licht gerückt wurden. Der Herr von Haas de« Herrn MatthaeS war ein ganz sachgemäßer Geck, der Schöneniaiin deS Herrn Prost ein kautscbuk artiges Faclvlum, die Frau Caroline Schlegel de« Fräulein Lautcrbach eine schöngeistig anaeslogenc Dame, Frau Kuny sch mann (Frau Balder), Herr Thiele iBuchhalter Bcrnbardi), Herr Schmicdcckc (August), Frl. Rusch (Einina) führten ihre kleine» Ausgabe» angemessen durch-, die beiden letzteren krackten die Swatensreude gegenüber der strengen Gebieterin zu ergötzlichem Ausdruck. Rudolf von Gottschall. ÄrbkitsiMü-Lollmie ru Lt. Facob. n. Die äußere Erscheinnna aller Häuser der gelammten Anlage ist eine einheiiliche, dem Zweck und der Sache cnliprcchend einfach, aber durchaus würdig gehalten. Sämmtlichc Gebäude zeige» sich als sehr sauber ausgeiährle Ziegrlrohbauien ln Verblendern ll. Elaste der Borsdorfer Werke mit Soiiterralnsockeln ans Bruchstein- gesüge von blauem Lausitzer Granit und mit iiberhängendcu Tüchern, deren sichlbare Unierfläche» mit den Svarrenköpseii und Pseite» rc. in braunem Leljarbento» sich gut abbebrn vo» dein mattrothen Ziegelton. Diese Aussuhrungsweise versehlt niemals eine gule und ernste Wirkung und charaklcrisirt am besten die A»S- drncksweise für dergleichen öficullntc Anlagen, .Vrankenhäiiser rc., auch entspricht dieselbe dem bcabsichlialen Zweck und läßt fick, neveu- bet in Bezug aus die Kosten durchaus rcchtserlcgen. Di« drei geschossigen Letüurtenhcmjer innen natürlich schon w«^-n ihrer
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